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Kurzgeschichten

Leben und leben lassen
von

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Funken der Hoffnung

Funken der Hoffnung
 

Es schüttete wie aus Eimern, sodass die Straßen der Stadt kleinen Bächen glichen. Sie bannte sich den Weg zu ihrem Elternhaus hindurch. Ihre Eltern würden sicher wieder Krach schlagen, da es bereits 24h war und sie um 20h hätte zu Hause sein sollen.

Langsam, leise und sehr behutsam schloss sie das Haustor auf und wartete auf ein Wunder. Vergeblich, denn ihre Eltern waren noch wach.

"Jetzt reicht es, Victoria!", schrie ihr Vater, "Ab auf dein Zimmer!". Seufzend tat sie, wie ihr geheißen wurde und stieg die Stufen empor. Sie begab sich in ihr Zimmer, doch, Victoria war nicht allein.

Eine ganz in schwarz gewandete, männliche Person stand inmitten des Raumes, einzig durch das Licht der Blitze des draußen wütenden Gewitters erhellt.

"Wer bist du?", fragte Victoria. Der Fremde lächelte.

"Ich bin dein Inneres", sagte er mit sanfter Stimme. "Mein Inneres?", fragte sie ungläubig. "Ich bin deine Freuden, Hoffnungen und Wünsche, aber auch dein Leid, deine Trauer und deine Ängste".

"Aber, warum bist du männlich und noch dazu in schwarz gekleidet?".

"Das ist schwer zu erklären. Die dunklen Attribute überwiegen in dir, deshalb bin ich in schwarz gehüllt. Die hellen Kennzeichen sind weis und werden von Frauen verkörpert. Du, Victoria, bist aber innerlich so verroht und verdunkelt, wie es Frauen nicht mehr sein können. In dir existiert nichts Gutes mehr. Deine Seele ist dadurch, dass du so oft verletzt wurdest, fast vollständig schwarz," schloss er.

"Dann bist du also meine Seele?", fragte sie. "Sozusagen, ja".

Victoria schloss die Augen und atmete tief durch. "Wieso bist du dann hier?".

"Alles ist vergänglich. Ohne einen Funken Freude kann niemand überleben. Wenn in dir das letzte weis auch noch untergeht, werde ich sterben. Du musst mir helfen!".

"Wie?", fragte das Mädchen. "Das weißt du ganz genau. Dein größter Wunsch ist der Schlüssel!", er lächelte sie an. "Du meinst, ich soll? Oh nein! Vergiss es!".

"Bitte, Victoria! Ich weiß, es hat dich zu sehr verletzt und du traust ihr nicht mehr, aber ich weiß auch, dass du dir nichts sehnlicher wünscht, als, dass zwischen euch wieder alles so wäre wie früher. Denk an die alten Zeiten zurück! Warst du da denn nicht glücklich?".

"Doch, aber, das wird es nie mehr geben. Sie hat mich zu oft verletzt. Ihre letzte Tat war der Schlussstrich. Es ist vorbei! Immer, wenn ich auf sie zugehe, werde ich wieder daran erinnert und das hemmt. Es geht eben nicht mehr!".

"Dann ist das unser Ende, Victoria! Ich werde zugrunde gehen und letztendlich auch du".

"Sie merkt ja nicht einmal, wie weh sie mir tut! Es ist ihr ja egal!".

"Aber dennoch redet ihr miteinander und könnt euch vertragen, wenn ihr wollt, Victoria!", wollte der junge Mann die Hoffnung nicht aufgeben.

"Das sind doch nur reine Höflichkeitsfloskeln. Sie will mich vernichten!".

"Genau das darf sie nicht. Glaub mir, Victoria, du bist stärker!".

"Aber, ich spüre doch schon, wie die Panik in mir aufsteigt, wenn ich sie bloß sehe. Sie würde sich nie wieder für mich einsetzen. Seien wir ehrlich, eigentlich hassen wir uns. Sie ändert alles und akzeptiert nichts, was von mir kommt und in ihrem Wahn merkt sie nicht einmal, dass sie sogar Menschen weh tut, die ihr mehr bedeuten als ich. Ich habe ihr bereits zu oft verziehen. Ich habe genug!".

"Dann ist das unser Untergang und sie hat damit genau das bezweckt, was sie erreichen wollte. Bitte, Victoria, gib die Hoffnung nicht auf und kämpfe weiter. Du wirst sicherlich noch öfter verletzt werden. Lass nicht zu, dass sie dich ruiniert!".

Das hübsche Mädchen seufzte. "Okay, einen Versuch ist es wert, einen allerletzten!".

"Das klingt schon besser. Zudem werden Menschen an deiner Seite kämpfen, von denen du es am wenigsten erwartest. Das sind jene, die uns am Leben erhalten".

"Gut, ich will es versuchen, um unserer Freundschaft Willen!".

Die Zeit verstrich und Victoria lernte die Worte ihrer Seele zu begreifen. Die Unterstützung der anderen machte sie stark. Ihre Seele und sie selbst würden zwar nie wieder vollständig weis werden, aber aufgrund derer, die sie hinter sich hatte, war jene Schlacht gewonnen.



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