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I´ll catch you!

von

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Einkauf und einige Erklärungen

„Warum hatte ich noch gleich zugesagt?“, fragte Yuri brummend und kickte einen Stein vor sich her.

„Wenn du nicht wolltest, warum dann?“, meinte Kyo nur zustimmend.

„He! Ich hasse einkaufen, aber wir sind immerhin aus dem Haus…“ , protestierte sie.

„Also mögt ihr es dort nicht?“, fragte Bryan.

Yuri und Kyo blieben stehen und sahen Bryan fragend an. Kai und Tala warfen ihm böse Blicke zu, was Bryan gleich kleiner werden ließ.

„Ich weiß nicht was ihr habt, ich meine, es ist sicher und gemütlich.“, meinte Kyo Schultern zuckend und drehte sich wieder um. „Das gleiche gilt für dich, Yuri.“

„HE!“ Sie sah zu Kyo, der ihr nur seinen Rücken zeigte und weiterging. „Du weißt genau, wie sehr ich das hasse, eingesperrt, keine Freiheit. Dreh mir keinen Haken draus.“

„Gut, dass sehe ich ein. Aber wenn ihr einkaufen so sehr hasst, warum geht ihr nicht woanders hin und ich kaufe in der Zwischenzeit ein.“

Kaum hatte er geendet, so war Kyo auch schon in der Menschenmenge verschwunden.

Yuri seufzte und drehte sich zu Kai, Tala und Bryan.

„Läuft das immer so bei euch ab?“, wollte Tala wissen.

“Manchmal, ….meistens..“, antwortete sie. „Aber das ist unwichtig, jedenfalls für euch. Nun, da wir vom Einkaufen befreit sind, was wollt ihr machen?“

„Hast du Geld?“ Tala sah sie skeptisch an.

Yuri überlegte einen Moment und schüttelte den Kopf.

„Wie kannst du dann was machen wollen?“

„Mhh, ich will einen heißen Kakao..“, murmelte Bryan. Kai nickte stumm und zustimmend.

„Habt ihr nicht zugehört!“, fuhr Tala die beiden an.

Yuri seufzte erneut und nickte. „Kein Problem.“

„Ach ja?! Wie gedenkst du denn Kakao zu bekommen, wenn du kein Geld hast?“, keifte Tala.

Yuri sah ihm ernst in die Augen. „Wie wohl? Ich bekomme Geld.“

„Und woher?“

Sie sah sich kurz um und ging ein paar Schritte weg, kurz darauf kam sie wieder, in einer Hand einen Geldbeutel.

„Woher..“, setzte Tala an und Yuri lächelte. „Man lernt so einiges, wenn man auf der Straße lebt.“

„Diebstahl?“, zweifelte Kai an. „Was kommt danach?“

„Mhh, Mord?“, spekulierte Yuri.

„Hast du etwa…“ Bryan sah sie mit großen Augen an.
 

Yuri lächelte nur breit und sah sich dann kurz um.

„Dort hinten ist ein Café, dann mal los.“, waren ihre einzigen Worte, bevor sie sich auf besagten Weg machte.

„He!“ Tala knurrte und folgte ihr. „Ich will eine Antwort.“

„So? Was war die Frage?“

Sie öffnete die Tür und zählte drei Jungs, keinen verloren.

Am liebsten jedoch, so wünschte sie, würde Talas Laune verschwinden.

Dieser sah sie immer noch sauer an, was Yuri dazu brachte zu denken, dass irgendetwas falsch war. Und wenn, mhh, nicht mein Problem, dachte sie, zuckte die Schultern und suchte eine Sitzecke, gut geschützt, aus.

„Ich hab immer noch keine Antwort.“, knurrte Tala zornig, als er sich Yuri gegenüber setzte.

Sie sah von der Karte auf und dann wieder auf die Auswahl. „Was denkst du denn?“, fragte sie desinteressiert.

„Hast du wirklich?“, fragte Brian zögerlich.

„Ja, und?“

„Warum?“

„Schutz. Wenn ich nicht gehandelt hätte, wäre ich heute nicht hier und damit Schluss.“

Eine Kellnerin kam und Yuri bestellte.

Kai und Brian sahen sich unwohl an. Sie waren einiges gewöhnt, dennoch war Mord eines der wenigen Dinge, die sie sich niemals vorstellten, selbst zu begehen. Um sich ab zu lenken, redeten sie über für sie normalerweise belanglose und unbedeutende Inneneinrichtung.

Tala hatte seine Augen geschlossen. Innerlich drehten sich Bilder, Fetzen von Erinnerungen, die er lieber ganz vergessen würde, die das Leben IN der Abtei verdrängt hatte, vor allem die letzte vor diesem grausamen Leben: Der Tod seiner Eltern.

Damals war er gerade einmal drei Jahre alt gewesen, dennoch erinnerte er sich wage, was geschehen war.

Er hatte mit seiner Mutter im Wohnzimmer gesessen und lauschte, als sie in ihrer wundervollen Stimme sang. Es war ein altes Lied, das wohl in ihrer Familie voran gegeben worden war, doch es starb mit seiner Mutter an jenem Tag. Die einzige Zeile, an die er sich erinnerte, war ‚Don’t be afraid my little one’. Alles andere war verblasst.

Sie war fast fertig gewesen, da war die Haustür aufgebrochen und alles andere war nur noch ein Misch aus Schrei, Schuss und Schock. Seine Mutter mit weit aufgerissenen Augen da liegend, geschockt und überrascht, kein Ton ihrer Stimme mehr hörend.

Tala konnte sich selbst weinen und schreien hören. Er hatte versucht sich an den leblosen Körper zu klammern, um nicht mit diesen Fremden mit zu gehen.

Wo war sein Vater gewesen, als er, als seine gesamte Familie ihn gebraucht hatte?

War er nicht auch in der Wohnung gewesen?

Tala runzelte die Stirn. Irgendetwas hatte er in seinem Schock vergessen, etwas wichtiges, dass das Trauma seiner Kindheit begraben hatte.

Ja, sein Vater war in der Wohnung gewesen. Langsam kam die Erinnerung zurück.

Der Mann, der in grob hochgehoben hatte, hatte ihn mit ins Schlafzimmer geschleift. Auf dem Bett lag sein Vater getränkt in Blut, sein eigenes. Die Augen waren ebenso weit aufgerissen, wie die seiner Mutter. Schock, aber keine Überraschung. Ihr Vater hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde, ohne Zweifel.

In seinem Kopf schallte jedoch nun nicht mehr nur seine eigene weinerliche und entsetzte Stimme. Deutlich hervor kam eine Mädchenstimme, zornig, voller Wut und nichts einsteckend. Als er seinen Kopf drehte, sah er ein Mädchen auf den Armen eines anderen Fremden. Dieser hatte aber kein leichtes Spiel mit ihr. Sie wehrte sich und versuchte sich zu befreien. Dennoch kamen sie mit ihrem verzweifeltem Kratzen und Beißen nicht sehr weit.

Dann wandte sie ihren Kopf zu Tala und was ihm entgegen blickte waren zwei blaugraue Augen, die ihn in dem selben Blick musterten, wie etwas zuvor an ihrer Feuerstelle in der Nacht der Flucht.

Tala riss seine Augen weit auf und ließ seine Hände knallend auf den Tisch fallen.

Kai und Bryan schreckten auf und rutschten vom Tisch weg. Sie wussten, mit Tala war nicht zu spaßen, wenn er vor Wut brannte.

„Yuri.“, meinte er nur trocken.

Nachdem sie bestellt hatte, war ihr Blick nur wieder stumm auf die Karte gefallen. Auch nun gab sie sich nicht die geringste Mühe, aufzublicken.

„Bist du…“ Tala schluckte. Er konnte sich nicht dazu durchringen, diese dumme Frage zu stellen. Doch dies blieb ihm erspart.

Ohne sich großartig zu bewegen, begann Yuri leise zu singen:

Don’t be afraid my little one

This night, too, will soon be gone

And when the sun rises in the morning again

I bet you can shine like you’ve always done.

Talas Augen füllten sich langsam mit Tränen, er rührte sich jedoch kein bisschen. Seine Augen verharrten nur auf Yuri.

„Tala?“, fragte Bryan vorsichtig. „Was hast du?“

Kai und Bryan waren etwas verstört. Nach all den Jahren hatten sie Tala niemals weinen sehen. Etwas, dass er sich schneller als jeder andere abtrainiert hatte, kam nun wieder zum Vorschein: Gefühle.

„Sie…Yuri ist…meine Schwester.“, gab er stockend von sich.

Die ganze Zeit hatte er geglaubt, dass er niemanden in der Welt hatte, der mit ihm verwandt war oder der ihn aus diesem Gefängnis herausholen könnte. Nun hatte er jemanden gefunden, seine drei Jahre ältere Schwester.

Sie schlug die Karte zu und sah zu Tala, langsam formte sich ihr Mund zu einem Grinsen.

„Tut mir leid, dass ich dich nicht früher holen konnte.“, meinte sie und man konnte spüren, dass sie es ernst meinte.

Tala schüttelte nur seinen Kopf.

Im selben Moment kamen ihre Kakaos. Yuri bezahlte und trank einen langen Schluck.

Dann schloss sie ihre Augen und lehnte sich zurück.

„Und das war erst der Anfang…“, murmelte sie.

Die drei Kinder sahen sie fragend an, erhielten jedoch keine Antwort. Vorsichtig begannen sie ihren Kakao zu trinken, das warme Gefühl im Magen deutlich spürend.

Dieser Tag ist wirklich anders, als all die bevor, dachte jeder bei sich und dann verstanden sie:

Dies war nur der erste Tag und viele davon würden folgen.



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