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Das Tor

von

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Kapitel 8 - Ruhe vor dem Sturm

„Diese Moros ist kein Elf, richtig?“

Die beiden hatten das Dorf längst wieder erreicht, bevor sie ihm diese Frage stellte.

„Nein, Moros ist ein Troll.“

„Ein Troll? Warum bin ich da nicht gleich darauf gekommen.“ Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.

Sein Aussehen kannte sie ebenfalls aus den Kinderbüchern genau wie sein Verhalten.

„Warum habt ihr denn einen Trollkönig?“

Verwundert blickte sie Laris an.

„Denkst du wirklich das wir diesen Mann zum Anführer wollten?“

Sie blieb stehen.

„Ich hab doch keine Ahnung was hier vorgefallen ist. Wenn du nicht darüber reden willst - in Ordnung - ich werde keine weiteren Fragen dazu stellen.“

„Die Trolle haben diesen Ort eingenommen“, begann er nun roch zu erzählen. „Viele Male hat Sesár, unser eigentlicher König, versucht mit ihnen zu verhandeln – allerdings vergebens. Angeblich würde es hier etwas geben, was sie unbedingt benötigen würden, nur habe ich keine Ahnung, was das sein soll und gefunden haben sie es scheinbar auch noch nicht. Vielleicht hat er auch einfach nur Spaß daran andere zu quälen.“

Entsetzt riss Lena die Augen auf.

„Wie furchtbar.“

Tröstend legte sie ihren Arm um seine Hüfte.

„Was haben sie mit eurem König gemacht?“

Diese Frage brannte ihr jetzt einfach auf der Seele.

„Sie hielten ihn in Moros Königreich gefangen, ob er noch am Leben ist, weiß keiner. Niemand von uns darf in diese Stadt hinein. In Oryeras allein gibt es schon genügend Krieger um diese Siedlung, vollständig auszulöschen. Von Stadt kann man ja nicht mehr sprechen.“

„Ich habe Angst“, hauchte Lena.

Ihre Hände waren eiskalt. Sie war jedoch stehen geblieben weil ihr der Fuß wieder Probleme machte. Erst jetzt sah sie wie schlimm diese Trolle hier gewüstet haben mussten. Einige der Häuser waren so defekt, dass sie niemand mehr betreten konnte. Sicherlich hatten sie auch einiges niedergebrannt weil es zudem auch jede Menge Schutthaufen gab. Sie schaute entsetzt um sich, bis sie bemerkte, dass sie die ganze Zeit schon beobachtet wurden. Eine Elfenfrau schaute gerade in diesem Moment aus dem Fenster. Auch dieses wies kein Glas auf. Sie war offenbar gerade damit beschäftigt, Wäsche zu waschen. Die ganze Zeit schon, schien sie in der Bewegung verharrt zu sein. Erst jetzt wo Lena zurückblickte, widmete sie sich wieder vollends ihrer Arbeit. Etwas hinausrufen oder gar in Panik verfallen, tat sie jedoch nicht. Lena wollte diese Frau nicht länger nervös machen, also lief sie wieder zu Laris.

„Wo sind die ganzen Einwohner ?“

Ihren fragenden Blick wand sie an ihn.

„Einigen gelang es, Senos zu verlassen, aber die meisten starben.“

Langsam näherten sie sich wieder ihrem Haus. Von dieser Seite aus gesehen schien es nicht ganz so verlassen zu wirken. Einige wenige Blätter kletterten an der maroden Hauswand empor. Loco hatte die beiden schon von weitem gesehen und raste ihnen wie ein Wirbelsturm entgegen. Er hüpfte auf Laris zu, erklimmte seine schmale Seite und sprang ihm auf die Schulter. Sofort graulte er den haarigen Kerl durch. Lena war erleichtert, dass Laris wieder lächelte. Jetzt musste Lenas Schulter wieder herhalten. Der dünne Ärmel ihres Nachthemdes, was sie immer noch trug, hielt seinen Krallen jedoch nicht stand und riss. Sofort nahm Laris ihr den Kleinen wieder ab um Schlimmeres zu vermeiden. Lenas Schulter war jetzt nicht mehr bedeckt und genau diese Gelegenheit nutzte der Elf um sie dort zu berühren. Er setzte Loco auf dem Boden ab. Beide standen auch jetzt noch genau auf der Straße, was Lena fürchterlich unangenehm war.

„Lass das“, flüsterte sie.

Ruckartig hielt sie die beiden Enden wieder zusammen und schaute sich um. Allerdings gab es hier kaum noch jemanden der sie beobachten konnte.

„Wir sollten Elya endlich offenbaren das du mich wieder lebendig mitgebracht hast.“ Lächelnd stupste sie Laris mit dem Zeigefinger am Kinn, da er gerade versuchte sie auf die Schulter zu küssen. Der kleine Junge war ebenfalls nicht mehr auf der Straße zu sehen. Als sie das Haus betraten, war auch Elya nicht ausfindig zu machen.

„Sie ist sicherlich bei Venja“, stellte er fest.

„Sie ist die Frau von der Wache am Tor zum Wald.“

Lena erinnerte sich an Laris´ drohenden Worten ihr gegenüber.

„Sie schafft es nicht mehr alleine. Die Arme ist seit einigen Jahren blind.“

Lena runzelte die Stirn.

„Hattest du wirklich vor, eine arme, hilflose, blinde Frau zu bedrohen?“

Sie schüttelte den Kopf. Laris biss sich verschämt auf die Oberlippe und schwieg.

„Du solltest dich wirklich schämen.“

„Das hätte ich niemals getan“, platzte es aus ihm heraus. „Niemals!“

Im selben Moment öffnete sich die Tür. Es war Elya, die beide mit einem überglücklichen Gesicht Begrüßte.

„Ihr seid beide zurück, wie schön – wie auch immer ihr das fertiggebracht habt.„Ich komme gerade von Venja“, plauderte sie munter weiter.

Plötzlich schaute sie jedoch erschreckt zu Lena. Diese stand neben dem Tisch und hielt noch immer ihre Schulter.

„Was ist passiert?“, brachte sie stockend hervor.

„Mit mir ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Dieser abscheuliche Troll hat mir nichts getan. Mir ist nur auf dem Rückweg mein Ärmel gerissen, sonst nichts.“

Sie ließ Ihn los und Ihre Schulter war wieder frei.

„Ich hatte noch nicht die Möglichkeit das wieder zu reparieren.“

„Loco sprang sie an und hat ihn dabei zerrissen“, brachte Laris ordnungsgemäß hervor.

„Langsam solltest du wirklich versuchen diesen Haudegen endlich etwas zu erziehen.“

Ihr strenger Blick richtete sich gegen Laris, doch dann lächelte sie.

„Das ist nicht das erste mal das er Sachen zerreist oder kaputt macht musst du wissen. Ich gebe dir erst einmal etwas von mir.“

Lena lächelte dankbar. Erst jetzt rochen die beiden den Duft des frisch gebackenen Brotes. Die ganze Zeit war Lena voll von Angst aber jetzt übermannte sie der Hunger, aber danach zu fragen traute sie sich nicht. Elya verschwand wieder einmal nebenan. Der Elf konnte sich jetzt nicht länger zurückhalten und umarmte Lena wieder sehr innig. Die eine Hand hatte er wieder auf ihrer nackten Schulter. Irgendwie schien ihm das zu gefallen. Auch als Elya den Raum wieder betrat ließ er nicht von ihr ab. Die Elfe hatte etwas in der Hand, das dem was sie trug, sehr ähnlich sah. Lena befreite sich aus der Umarmung – jedoch nicht etwa weil sie das nicht mochte!

„Besteht vielleicht die Möglichkeit, dass ich mich irgendwo waschen kann?“

Vorsichtig schaute sie zu Elya. Diese reichte ihr das Kleid. Sie hatte in etwa die selbe Figur.

„Wenn dich ziemlich kaltes Wasser nicht stört, im Garten hinter dem Haus ist eine Dusche.“

Lena war überrascht. Kannten die Leute hier so etwas wie duschen?

„Ich werde sie dir zeigen“, bot sich Laris sofort an.

Elya schmunzelte nur.
 

Wolken hatten mittlerweile den Himmel abgedeckt um es den letzten Sonnenstrahlen schwer zu machen, die Erde zu berühren. Nur an wenigen Stellen leuchtete der Himmel noch in seinem wunderschönen hellblau. Die genannte Dusche war eine interessante Konstruktion aus Holz und Seilen. Sie stand zwischen den trockenen Beeten und Bewässerungsrinnen die in alle Richtungen führten. Hier wurde das Wasser noch sinnvoll genutzt und nicht verschwendet wie Zuhause, dachte sie sich. Vier Stützen hielten dieses Gebilde und ab etwa der Höhe des Knies waren Bretter angebunden um zu verdecken. Nägel und sämtliche anderen Sachen schien es hier ebenfalls nicht zu geben. Um diese Dusche zu betreten musste man also unten hineinkriechen. Oben auf diesem Kasten war ein großes Fass festgemacht. Regenwasser hatte da oben sicher eine guten Sammelplatz. Während sich Lena diese Erfindung genauer anschaute, griff Laris erneut nach ihrer Hand.

„Ich bin so froh das du hier bist“, flüsterte er.

Lena schluckte. Sie wäre jetzt viel lieber wieder zuhause aber sie konnte es sich eben nicht aussuchen.

„Ich werde dir noch etwas zum abtrocknen holen“, äußerte er plötzlich und verschwand im Haus.

Diese Gelegenheit nutzte Lena sofort um in dem Kasten zu verschwinden. Sie zog rasch ihr Nachthemd aus und hängte es und das neue Kleid über einen der Stäbe, die in der Erde steckten. Sie waren wohl für Pflanzen gedacht, die etwas höher werden sollten. Die Schuhe lies sie daneben stehen. Das Land hier sah so trocken aus das sie so wenig wie möglich von diesem Wasser verschwenden wollte. Eine einfache Bewegung am Hebel der sich innen befand schien das Wasser freizusetzen. Es dauerte eine Weile bis sich ihre Augen an das Licht in der dunklen Kiste gewöhnt hatten. Plötzlich fühlte sie sich beobachtet. Der Elf war ganz bestimmt in der Nähe. Lena störte das nicht im geringsten. Sie zog vorsichtig an dem großen Hebel. So kalt wie Elya das Wasser beschrieben hatte, war es jedenfalls nicht. Den ganzen Tag waren sie herumgelaufen und sie musste zugeben, dass sie auch vor Angst geschwitzt hatte, das ihr das kalte Wasser jetzt richtig gut tat Dann hörte sie seine Schritte. Laris musste genau neben der Dusche stehen. Sie schob den Hebel wieder nach oben, welcher nach unten um einiges leichter ging. Als sie das Wasser zudrehte ging er einige Schritte zurück. Sie konnte seine Füße sehen und ganz bestimmt sah er auch ihre unbekleideten Beine Doch um das Tuch zu hinterlegen und wieder zu gehen, machte er keine Anstalten. Lena war das egal. Sie mochte diesen Kerl, egal wie flüchtig sie sich kannten. Lena atmete kurz durch und lugte unter dem letzten Brett hervor. Sehen konnte sie jedoch nur, dass er den Stoff mit ausgebreiteten Armen aufhielt. Lena kroch unter der Duschwand hervor und konnte jetzt erst sehen, dass er sogar die Augen geschlossen hielt. Dieser Kerl hatte doch mehr Anstand als sie zunächst vermutet hatte. Sie stellte sich genau vor ihn. Noch immer hatte er die Augen geschlossen. Es schien, als genoss er den Augenblick. Lena nahm ihm das Tuch jedoch nicht ab. Stattdessen umarmte sie ihn am Nacken. Laris zuckte zusammen, ließ den Stoff jedoch nicht fallen. Lena lies sofort los. Hatte sie doch vergessen, dass er dort doch so empfindlich war.

„Entschuldige“, hauchte sie unsicher.

Laris lächelte sie an und umschloss sie mit dem Tuch. Dabei war er ihr jetzt so nah, dass er sie einfach wieder küssen musste. Liebevoll hielt sie sein Gesicht. Seine Wangenknochen warfen einen interessanten Schatten. Jetzt erst merkte sie, dass sie den Verband noch am Fuß hatte. Dieser war jetzt natürlich vollkommen durchgeweicht.

Wind kam auf und es wurde unangenehm kalt.

„Lass uns wieder hineingehen“, bat Lena.

Gänsehaut machte sich auf ihr breit. Sie griff nach den Enden des Tuches und schlüpfte in die Schuhe. Laris griff nach ihrem Hemd und dem Kleid von Elya und lief ihr voraus.

„Ich hoffe die Dusche hat nicht wieder Probleme gemacht.“

Die Elfenrau drehte ihr Schulterlanges Haar dezent zusammen. Laris hatte seines jetzt schon den ganzen Tag offen, aber es schien ihm nicht im geringsten zu stören. Sein Haar war wirklich ungemein lang wie Lena bemerkte.

„Ich schätze das Dach ist mal wieder undicht“, richtete Elya ihre Worte an Laris.

„Ich würde vorschlagen du gehst schlafen, ich brauche dich morgen ausgeruht.“

Laris nickte.

„Jetzt kann ich euch auch Brot anbieten.“

Elya schmunzelte.

„Es ist nichts besonderes aber es macht satt.“

Sie drückte Laris fast das halbe Brot in die Hand. Überrascht schaute dieser auf. Elya zuckte mit den Schultern.

„Ihr wart den ganzen Tag unterwegs, ich finde ihr habt euch ein anständiges Abendbrot verdient.“

Der Duft stieg beiden in die Nase.

„Ich weiß gar nicht wie ich mit deiner Gastfreundlichkeit umgehen soll“, äußerte Lena überrascht.

„Ich weiß gar nicht wie ich das wieder gutmachen soll...“

Laris zog sie jedoch weiter.

„Schon gut“.

Elya schaute glücklich.

„Das tust du doch bereits...“, flüsterte sie ihr noch nach, doch verstanden hatten sie es sicher nicht, weil diese alte Treppe so laut knarrte.

Oben ging die starke Holztür zu und Elya widmete sich Loco. Er saß ihr wieder auf einem der Stühle gegenüber und schaute sie mit seinen Knopfaugen an.

„Ich freue mich so, Kleiner“, sprach sie ihn an.

„Er scheint seine Hemmschwelle endlich überwunden zu haben. Auch wenn es eine völlig Fremde ist, und dazu auch noch ein Mensch, den es gar nicht geben dürfte.“ Elya schniefte. „Ich hoffe nur, dass auch diese Sachen endlich aufhören.“

Loco sprang vom Stuhl und wollte den beiden folgen.

„Komm her Kleiner. Ich schätze es ist diese Nacht besser, du bleibst hier bei mir.“

Sie lächelte ihn an und schaute kurz nach oben. Loco blieb verwirrt stehen. Wollte sein Herrchen ihn etwa nicht mehr bei sich haben. Hatte er ihn nicht mehr lieb? Das war das erste mal das Loco auch auf sie hörte. Er hüpfte mit schnellen Sprüngen auf Elya zu. Sie nahm ihn auf den Arm und folgte ebenfalls der schmalen Treppe nach oben, verschwand allerdings in der nächsten Tür.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Monsterseifenblase
2010-10-31T13:38:57+00:00 31.10.2010 14:38
Hallö :D
Da bin ich wieder :)

„Diese Moros ist kein Elf, richtig?“
Hä? Ich dachte, der ist ein Kerl. Oder hast du nur ein 'r' vergessen?

Die Trolle haben diesen Ort eingenommen“, begann er nun roch zu erzählen. „Viele Male hat Sesár, unser eigentlicher König, versucht mit ihnen zu verhandeln – allerdings vergebens.
Ich glaube ich rieche den Sinn :) Also den Grund dafür, dass sie in dieser Welt gelandet ist....ihre BESTIMMUNG :)

Der dünne Ärmel ihres Nachthemdes, was sie immer noch trug, hielt seinen Krallen jedoch nicht stand und riss.
Ooooooaaa xD

Lenas Schulter war jetzt nicht mehr bedeckt und genau diese Gelegenheit nutzte der Elf um sie dort zu berühren.
Nur mal so als Frage...wie alt sind die? Also, kann sein, dass es irgendwo stand und ich es vergessen habe....aber das würde mich mal interessieren xD

„Ich werde sie dir zeigen“, bot sich Laris sofort an.
Elya schmunzelte nur.

Ich auch :D

Vier Stützen hielten dieses Gebilde und ab etwa der Höhe des Knies waren Bretter angebunden um zu verdecken.
Was zu verdecken? --> unvollständiger Satz :)

Wieder eine schöne Andeutung am Ende :) So was mag ich, das erleichtert den Übergang in das nächste Kapitel und hält auch dazu an weiterlesen zu wollen und so weiter :) Und irgendwie finde ich das mit unserem Pärchen auch ganz knuffig und lustig. Schade finde ich nur, dass die im Mittelpunkt der ganzes Sache stehen...also eigentlich sind solche Affären nebenhandlungen, die irgendwann dann eingreifen....ich glaube, ich hätte sie ein bisschen später einsetzen lassen oder so...
Aber das muss auch jeder selber wissen :)

LG
Monsterseifenblase




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