Das Chaos geht weiter
Matsuri
Teil 2
"Treffer" verkündigte der Budenbesitzer und händigte Katsu das Schweinchen aus.Toshi war so verdattert das er mit offenen Mund auf das Schweinchen starrte, dass Katsu gleich an Souji weiterreichte.
"Daaannke, Kondo-san!" Souji strahlte übers ganze Gesicht.
"Wollen wir weiter gehen?" meinte Katsu nur, zog mit Souji davon und liess einmal mehr an diesem Abend seinen Freund verwirrt stehen.
Toshi stampfte wütend mit dem Fuß auf und starrte den leeren Platz an, wo vorher das Schwein stand.
"Hijikata-san! Hayaku!" Souji winkte ihm von ein paar Meter entfernt. Wutschnaubend stapfte Toshi den beiden hinterher.
Souji schien höchstzufrieden mit seinem Schwein zu sein und achtete gar nicht mehr darauf was um ihn herum geschah, sondern begutachtete die kleine Figur in seiner Hand.
Plötzlich begann er -sehr zu Toshis Unmut - haltlos zu lachen.
"Was zum Teufel stimmt mit dem Kind eigentlich nicht..." dachte Toshi genervt ohne nach dem Grund für sein Lachen zu Fragen.
Die Antwort auf die unaufgesprochene Frage bekam er trotzdem ein paar Sekunden später geliefert.
"Kondo-san! Mite!" rief Souji und streckte Katsu das Schweinchen entgegen ohne stehen zu bleiben.
"Es macht genau so ein grummliges Gesicht wie Hijikata-san!"
"Wie bitte?" schnaubte Toshi und drängte sich nun zwischen die beiden.
"Zeig mal her!" meinte er und riss die Figur förmlich aus Katsus Hand.
"Also weisst du Toshi, ich finde Souji hat gar nicht so unrecht.." meinte Katsu grinsend als Toshi das Schwein begutachtete.
"Danke, vielen Dank, Katsu" mumelte Toshi bevor er sich an Souji wandte der immer noch kicherte.
"Du willst mir also sagen ich seh genauso wie dieses hässliche Ding aus?"
"Aber nein, Hijikata-san!" ereiferte sich Souji nun. "Das Schweinchen ist doch nicht hässlich! Es schaut nur grummlig! Genau wie Hijikata-san!" erklärte er und nahm das Schweinchen wieder an sich.
"Womit hab ich das eigentlich verdient, das ich mich mit zwei Bakas wie euch abgeben muss?" fragte Toshi genervt und ging kopfschüttelnd weiter. Manchmal glaubte er Katsu und Souji hätten sich gegen ihn verschworen...
Das gemeinsame Lachen der beiden direkt hinter ihm bestätigte diese Vermutung.
"Souji, wollen wir ins Geisterhausgehen?" fragte Katsu begeistert als sie an dem Eingang des dunklen Bretterbaus vorbei kamen. Vor dem Eingang stand ein unheimlich aussehender alter Mann und kassierte das Eintrittgeld.
"Ich weiss nicht.." druckste Souji, das ganze sah ihm ein bischen zu unheimlich aus.
"Ach was, das wird bestimmt ein Spaß!" meinte Katsu und bezahlte das Eintrittgeld.
Ein alter, zerissener Vorgang trennte das Innere von dem fröhlichen Treiben auf dem Platz. Als er hinter ihnen zu fiel standen sie für einen Moment in völliger Dunkelheit.
Sobald seine Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah Souji sich um . Für ihn sah das ganze gar nicht nach Spaß aus.
Weiter hinten war der schwache Schimmer einer Laterne zu sehen und sie liefen darauf zu. Gleichzeitig erhob sich ein gräulicher Klagelaut aus dem hinteren Teil des Baus.
Erschrocken griff Souji nach Kondo-sans Hand.
Tohsi wollte gerade eine schnippische Bemerkung deswegen machen, als er spürte wie Soujis Hand seine Hand ebenfalls umschloss.
"Souji no baka. Du brauchst doch keine Angst haben!" meinte er irritiert. Der Junge war doch so stark ..und unbewaffnet,schoß es Toshi plötzlich durch den Kopf. So war es eben mit Souji. Niemand konnte ihm etwas anhaben wenn er ihnen mit einem Katana gegenüber stand, aber abgesehen davon war ein ganz normales Kind wie jedes andere auch...
"Schau mal, es gibt hier nichts wovor du dich fürchten musst" erklärte Toshi -allerdings in einem ungeduldigen Ton.
Er hatte es kaum ausgesprochen als neben ihnen eine maskierte Gestalt auftauchte und Souji einen markerschütterten Schrei ausstiess.
Ohne Nachzudenken schlug Toshi den Maskenträger mit einem gezielten Faustschlag nieder.
"Toshi!" rief Katsu entsetzt und kniete sich neben dem zu Boden gegangen Mann nieder.
"Sind sie verletzt?"
Der Männ ächzte und rieb sich seine Nase.
"Ich glaub ich hör auf mit diesem Geschäft..." stöhnte er und erst jetzt fiel der berühmte Groschen in Toshi und er erkannte das er einen Mitarbeiter des Geisterhauses niedergeschlagen hatte.
"Papa, warum hat der Mann das gemacht?" fargte plötzlich eine piepsige Stimme. Hinter ihnen stand ein Mann mit seinen zwei Töchtern. Ihren entsetzten Gesichtern nach mussten sie die Szene gerade eben mitbekommen haben.
Peinlich berührt drehte sich Toshi zu Katsu und sah ihn verwzeifelt an.
Nachdem Katsu dem Besitzer Geisterhaus noch etwas Geld zugesteckt hatte und sie beide sich tausendmal für den Vorfall entschuldigt hatten, standen sie schliesslich wieder draussen im freien.
Souji fühlte sich schuldig für den Vorfall, denn wenn er nicht so geschrien hätte, hätte Hijikata-san den armen Mann auch nicht angegriffen.
"Souji, es war nicht deine Schuld." erklärte Katsu , der genau durchschaute was in Souji vorging. "Toshi ist selber für sein handeln verantwortlich."
"Und ich kann ihm dann wieder aus der Patsche helfen..." fügte er in Gedanken hinzu.
"Katsu hat recht, Souji." stimmte Toshi zu. Wie hatte er nur so blöd sein können? Es war ein Geisterhaus, es war dazu da kleine Kinder zum schreien zu bringen, dafür hatten sie ja schliesslich das Eintrittsgeld bezahlt.
"Hmm" meinte Souji noch skeptisch.
Toshi zwang sich fröhlich zu schauen. Er wusste das Katsu jetzt keine Hilfe sein konnte, Souji fühlte sich wegen seines Fehlers schuldig und da konnte Katsu ihm noch soviel gut zureden, letztendlich musste Souji es ihm abkaufen, das alles in Ordung war.
"Na komm, jetzt mach kein so ein Gesicht!" forderte ihn auf .
"Sonst siehst DU nämlich aus wie dein Schweinchen!" fügte er grinsend hinzu als er Souji in den Arm nahm und kitzelte.
"Ieee, yame!" rief Souji lachend und versuchte sich aus Hijikatas Armen zu befreien.
"Kondo-san, tasukete!"
Katsu rieb sich verschmitzt am Kopf und lächelte den Leute entschuldigend zu, die an ihnen vorbei gingen und sie verwundert anstarrten. Warum musste Toshi nur bei allem was er tat die Aufmerksamkeit auf sich ziehen?
"So, ihr zwei das reicht jetzt." wandte er sich an die beiden, als Soujis Lachen und Schreien immer lauter wurde. "Lasst uns weitergehen."
Es war mittlerweile schon dunkel geworden und überall leuchteten die bunten Laternen. Auch die einzelnen Buden waren von Laternen hell erleuchtet und es waren noch mehr Besucher hinzugekommen, alle in bunten Yukatas bekleidet.
Souji hatte den Zwischenfall im Geisterhaus schnell vergessen und ging wieder ganz in der fröhlichen Stimmung des Fests auf. An einem Stand durfte er sich noch einmal Süßigkeiten aussuchen, obwohl er schon zwei Mochis gegessen hatte.
Schliesslich holten sich Katsu und Toshi noch ein verspätetes Abendessen und zwei Flaschen Sake.
Sie ergatterten eine freie Bank direkt am Wegrand,aber Souji hatte eigentlich keinen Hunger, dafür war sein Bauch schon viel zu voll mit Süßigkeiten.
"Darf ich zu dem Mann mit dem Äffchen gehen?" fragte er Hijikata, als er die Attraktion ein paar Meter weiter entdeckte.
Tohsi nickte und Souji flitzte davon. Er hatte Glück das eine Familie mit zwei kleinen Kindern das Sschauspiel gerade verliess und er gleich einen Platz fand von dem aus er gut sehen konnte. Das putzige Äffchen sprang durch verschiedenen große Ringe, die ihm sein Besitzer hinhob und jeweils auch die Höhe wechselte.
Schliesslich verabschiedete sich der Mann mit dem Äffchen und die Leute gingen weiter. Souji ging zurück zu der Bank.
"Souji, möchtest du jetzt noch was essen?" fragte Katsu.
Souji schüttelte den Kopf und setzte sich neben Kondo-san auf die Bank. Sein Bauch tat ein bischen weh und er war müde. Während Katsu und Toshi sich wieder in ihr Gespräch vertieften, holte Souji das Schweinchen aus dem Ärmel seines Yukatas und betrachtete es nochmal ausgiebig. Der Gesichtsausdruck war der gleiche wie der von Hijikata-san. Eindeutig.
"Ich werde dich Hijikata-san nennen" erklärte Souji feierlich.
"Hast du was gesagt, Souji?" fragte Katsu , der mit halben Ohr mitbekommen hatte das Souji neben ihm vor sich hin brummelte.
"Ich werde das Schweinchen Hijikata-san nennen" wiederholte Souji nochmal.
"Wirst du nicht!" fauchte Toshi, bevor Katsu etwas dazu sagen konnte.
"Willst du den Namen meiner Familie in den Dreck ziehen wegen so einem dummen Schwein?!?" ereiferte sich Toshi und lehnte sich zu Souji rüber.
"Wie wärs mit "Toshizou"?" schlug Souji vor und sah Katsu an als ob die Entscheidung bei ihm läge.
"DU-"
"Wie wärs mit Saizou?" schlug Katsu schnell vor bevor die Situation eskalierte.
"Saizou?" fragten Souji und Toshi gleichzeitig, bevor es bei Toshi zu dämmern begann.
"Oh...oh nein, Katsu, kommt nicht in Frage! Wieso muss das blöde Ding überhaupt so heißen wie ich ?!?" rief er aufgebracht.
"Aber wieso "Saizou"?" fragte Souji.
"Nun..ähem...weisst du, "Saizou" ist eine andere Leseart für "Hijikata"." erklärte Katsu verschmizt.
"Und genau deswegen wird das blöde Viech nicht so hei-" fuhr Toshi wütend fort, aber Souji schien ihm gar nicht zu zuhören.
"Saizou ist ein gute Name." meinte er zufrieden und beendete die Diskussion in dem er sich auf der Bank zusammenrollte und seine Aufmerksamkeit wieder dem Schweinchen widmete.
Toshi war sprachlos. Katsu zuckte nur die Achseln und klopfte Toshi auf die Schultern.
"Jetzt nimm dir das doch nicht so zu Herzen, Toshi. Er meint es doch nicht böse!"
Genau da war Toshi so langsam anderer Meinung, aber das konnte er ja schlecht laut sagen. Dieses Kind würde ihn langsam, aber mit ziemlicher Sicherheit irgendwann in den Wahnsinn treiben...
Souji fühlte sich erschöpft, aber zufrieden. Es war ein wunderschöner Tag gewesen und er hatte soviel erlebt und soviel Süßigkeiten gegessen wie noch nie zuvor. Selbst Hijikata-sans Aktion in dem Geisterhaus erschien ihm im nachhinein nicht mehr so schlimm.
Er liess Saizou über die Holzbank laufen und durch imaginäre Reifen springen, genauso wie das Äffchen es vorhin getan hatte. Irgendwann lag er nur noch still auf der Bank und lauschte den Stimmen dieser friedlichen Sommernacht. Da waren die Gesprächsfetzten von den zahlreichen Leuten die auf dem Weg vorbeilaufen, die Schreie der Gaukler und Budenbesitzer, das Lachen der Kinder und natürlich die vertrauten Stimmen von Kondo-san und Hijikata-san direkt neben ihm.
Wenig später fielen ihm die Augen zu und die Stimmen um ihn herum verschwammen zu einem gleichmäßigen Rauschen bis er schliesslich ganz einschlief.
Als Souji wieder aufwachte, brauchte er ein paar Sekunden um zu begreifen wo er war. Es war mittlerweile ganz dunkel geworden und er lag immer noch auf der Bank, neben ihm lagen das Schweinchen, das jetzt Saizou hiess.. Hinter sich hörte er Hijikata-san lebhaft reden. Verschlafen drehte sich Souji um. Da stand Hijikata-san und erzählte zwei jungen Mädchen die schüchtern hinter ihren Fächern kicherten eine lebhafte Geschichte. Von Kondo-san war nichts zu sehen. Souji stand träge auf und rieb sich die Augen. Er hätte gerne weiter geschlafen , aber...
"Hijikata-san?" fragte er zögernd, doch seine Frage ging in dem schallenden Gelächter der drei unter.
"Hijikata-san?" fragte Souji nun lauter und rutschte von der Bank runter.
Keine Antwort.
"Hijikata-san!" Souji zog Hijikata am Ärmel seines Kimonos.
"Jetzt nicht Souji!!!" zischte Hijikata und wandte sich wieder den Mädchen zu.
Frustriert und müde zog Souji noch mehr an dem Stoff in seiner Hand.
"HIJIKATA-SAN, ICH MUSS AUFS KLO!!!"
Toshi drehte sich wütend um. Gerade jetzt wo er endlich zwei nette Bekanntschaften geschlossen hatte, musste Souji natürlich aufwachen unn ihn nerven.
"DANN GEH DOCH!" fuhr er das nervende Balg an, so das nicht nur Souji sondern auch die zwei Mädchen erschrocken einen Schritt zurückwichen.
"Was ist denn los?" Katsu tauchte hinter den Mädchen auf und sah Toshi fragen an.
"Ich muss mal!" erklärte Souji bevor Toshi antworten konnte.
Katsu stellte den Sake auf der Bank ab und nahm Souji an dien Hand.
"Dann lass uns mal gehen." meinte er und ging mit Souji davon.
Toshi atmete erleichtert auf. Das Problem wäre gelöst. Er wandte sich wieder den Mädchen zu und erstarrte als er ihr Gespräch wahrnahm.
"Hast du gesehen? Was für ein reizender Mann! So reif und männlich!" meinte die links, die sich als Yumi vorgestellt hatte.
"Oh ja, und wie liebevoll er mit dem kleinen Mädchen umgegangen ist."
Beide seufzten angetan hinter ihren Fächern und verabschiedeten sich dann schnell bevor Toshi sie zurückhalten konnte. Dann schlugen sich kichernd die gleiche Richtung wie Katsu ein.
Toshi liess sich frustriert auf der Bank nieder. Der Abend war endgültig gelaufen.
Toshi war schon leicht angetrunken - er hatte die zwei Flachen die Katsu für sie gekauft hatte schon fast geleert- als Katsu mit Souji an der Hand zu der Bank zurück kehrte.
"Wo habt ihr die Mädels gelassen?" fragte er und nahm einen weitere Schluck.
"Welche Mädels?" fragte Katsu verwirrt. "Toshi, lass uns heim gehen. Es ist schon spät. Du bist betrunken und Souji sollte längst im Bett sein."
"Wie du meinst..." kam die Antwort und Toshi stand auf -immerhin ohne zu torkeln."Ich bin nicht so betrunken wie du vielleicht denkst" stellte er noch klar.
"Ja, ja." meinte Katsu und nahm das Schweinchen von der Bank und drückte es Souji, der schon wieder fast am einschlafen war , in die Hand. Dann hob er ihn auf seinen Arm. Souji schlang erleichtert seine Arme um ihn und schloss erschöpft die Augen.
"Ich kann ihn auch nehmen" bot Toshi, doch Katsu schüttelte nur den Kopf.
"Ach was, du musst doch sowieso immer so schwer tragen" wehrte Katsu ab, der eigentlich viel mehr Angst hatte das Toshi doch noch anfangen würde zu torkeln.
Als sie den Tempelausgang passiert hatten und die Laternen hinter ihnen immer kleiner wurde, meinte Toshi plötzlich
"Weisst du, eigentlich war es ja doch kein so schlechter Abend."
"So.."
Katsu konnte sich ein Grinsen in der Dunkelheit nicht verkneifen.
"Es war zwar nicht so wie früher und Souji hat mir auch die Sache mit den Mädels vermasselt, aber..."
"Aber?" fragte Katsu als Toshi inne hielt.
"Aber ich glaub ich kann mich an die Sache gewöhnen!" erklärte Toshi mit gönnerhafter Stimme.
"Welche Sache, Toshi???" fragte Katsu verwirrt.
"Das wir einen kleinen Bruder haben."
***
"SOOOOOOOOOOOOUJJIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!"
Der Schrei zeriss die friedliche Stille des schläfrigen Nachmittags. Toshizo Hijikata starrte wütend auf sein Haikubuch, das er für höchstens 10 Minuten allein gelassen hatte. Über die aufgeschlagene Seite erstreckte sich ein gekrakeltes Bild. Das Bild zeigte drei Gestalten. Zwei von ihnen waren groß -der eine hatte eine Schwert und der andere eine Pfeife. In ihrer Mitte war eine kleine Gestalt mit einem merkwürdig aussehenden Schweinchen. Die kleine Gestalt lächelte.
"Arigato" stand mit krakliger Schrift daneben.
