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Tanz mit mir

…wenn du dich traust
von

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Seit nun ungefähr acht Wochen war Sasuke in einer offiziellen Beziehung. Seitdem änderte sich so einiges in seinem Leben. Zum Beispiel wurde sein Schlaf deutlich erholsamer. Deswegen war er neuerdings am frühen Morgen etwas besser gelaunt als sonst. Er nahm die Menschen um sich herum insgesamt nicht mehr so negativ wahr. Plötzlich konnte er Sakura ganz gut leiden und die Mädchen aus dem Naruto-Fanclub waren doch nicht mehr so schlimm. Sasuke nahm sogar gelegentlich an den Sitzungen des Clubs teil und — oh Gott — half bei der Organisation des Abschlussballs aus. Er dachte natürlich nicht, dass es so endet. Zunächst besuchte er die Sitzungen aus purer Neugier. Er wollte wissen, was die skurrile Clique so treibt. Die Antwort darauf war etwas überraschend. Mittlerweile war Naruto-Club die einzige Stelle, die sich mit der Planung des Abschlussballs befasste. Alle anderen mussten sich früher oder später entweder dem Club anschließen oder verschwinden. Der verdammte Club wurde zu einem schwarzen Loch, das alle Ressourcen an sich heranzog. Sasuke verstand nicht, wie es dazu überhaupt kommen konnte. Es war ja an sich auch egal. Die Mitglieder des jetzigen Clubs taten alles, damit der Abschlussball reibungslos verläuft. Etwas, was als eine äußerst skurrile Unternehmung anfing, transformierte sich in etwas, das der gesamten Schule einen echten Nutzen bescherte. Sasuke hat nicht erwartet, dass er diese verrückte Anime liebende Clique schlussendlich ernst nehmen kann.
 

Außer den neuen Aktivitäten im Club hat sich Sasukes sonstiges soziales Leben qualitativ verbessert. Besser formuliert: es entstand während der vergangenen acht Wochen. Jedes Wochenende unternahm Sasuke etwas zusammen mit Naruto und seinen Freunden. Anfangs war der Schwarzhaarige ihnen gegenüber unglaublich skeptisch. Jedoch waren Narutos Freunde im Endeffekt gar nicht so schräg, wie Sasukes anfängliche Vorstellungen von ihnen. Diese Leute wurden ihm über den vergangenen Zeitraum tatsächlich ein kleines Stückchen näher und er konnte sogar sagen, dass er gerne mit ihnen unterwegs ist. Dies war für den jüngeren Uchiha eine wichtige lebensändernde Entdeckung. Er ist also nicht antisozial. Mit den richtigen Leuten klappt es fast von allein.
 

Diese Beziehung war für den Jungen auch anderweitig aufschlussreich. Zum Beispiel, er fand raus, dass er Zärtlichkeiten genießt. Dazu müsste „unter passenden Umständen“ ergänzt werden. Der aufgeschlossene Uzumaki hatte immer noch nicht genug Feingefühl dafür. Aber auch hier verbargen sich wichtige Erkenntnisse. Erstens waren diese Situationen manchmal richtig aufregend. Sasuke erlebte ab und zu einen berauschenden Adrenalinkick, wenn jemand sie beim Knutschen erwischen könnte. Darauf ist er komischerweise ganz doll abgefahren. Aber nicht immer. Und zweitens wenn etwas doch nicht passt, dann darf man sich darüber beschweren. So erfuhr er am eigenen Leibe, dass Naruto am liebsten eine klare Ansage hätte. Sasuke versuchte sich direkter zu äußern, obwohl es ihm immer noch richtig schwerfiel. Zumal war Naruto deswegen nie böse mit ihm, sondern unglaublich dankbar. Sasuke bekam mit, dass die ungeschriebenen sozialen Regel dieses Landes Naruto manchmal ganz schön überfordern. Teilweise lag an Uzumakis sprachlicher Kenntnissen. Ja, er war gut, aber eben kein Muttersprachler. Gute Nachricht war, dass Naruto die Wissenslücken langsam aber sicher schloss. Das andere Bestandteil des Problems waren Narutos Grundüberzeugungen. Sasuke war richtig erstaunt, dass sie zwei eine und dieselbe Situation manchmal richtig unterschiedlich deuteten. Und das kann man nicht so schnell unter den Teppich kehren.
 

Kurz zusammengefasst hat Sasuke innerhalb dieser kurzen Zeit eine Menge neuer Erfahrungen gesammelt. Alles war dabei: neue Orte, neue Aufgaben, neue Menschen, neue Eindrücke und sogar ein wenig philosophische Streitereien. Naruto zeigte ihm eine ganz andere Art zu sein. So fühlte sich Sasuke zum allerersten Mal lebendig. Er gehört endlich irgendwo dazu. Seine Familie hat all diese Jahre verzweifelt versucht, ihn perfekt machen. Leider waren diese Versuche von vornherein zum bitteren Scheitern verurteilt. Der jüngste Uchiha war sowas von überhaupt nicht perfekt. Und was nun? Keine Ahnung. Seine Familie konnte ihn auf so etwas nicht vorbereiten.
 

***
 

„Yo! Hast du dieses Wochenende irgendwann mal Zeit?“
 

Sasuke ließ sich beim Lernen nicht umsonst unterbrechen. Als er Narutos Stimme durch das Handy hörte, zeichnete sich ein riesiges Grinsen auf seinem Gesicht.
 

„Wieso?“, fragte der Junge verspielt nach.

„Warum wieso?“, konterte Naruto genauso verspielt.

„Wieso «warum wieso»?“

„Warum «wieso, warum wieso»?!“ Narutos energische Stimme ließ Sasuke kurz schmunzeln.

„Du Blödmann!“

„Selber blöd!“
 

Beide Jungs kicherten noch für einen Moment. Ja, Narutos Auftauchen heiterte Sasukes Stimmung eindeutig auf.
 

„Und was willst jetzt von mir?“ Die Frage klang übertrieben genervt. Gut so!

„Gehst du mit mir aus, Sasuke-chan?“

„O-ha! Nicht schon wieder das!“

„Na komm, bitteee!! Ich bin ein gutes Date!!!“ Naruto zog die Worte jammernd in die Länge.

„Angenommen ich stimme zu. Wo schleppst du mich dann hin?“, fuhr Sasuke lebhaft fort.

„Ich hab ehrlich gesagt noch nichts Konkretes im Sinn.“

„Aha! Von wegen du bist ein gutes Date! Brichst schon wieder die Regeln!“ Sasuke grinste schadenfroh.

„Oh Mann! Welche denn?!“

„Hier zulande muss derjenige eine Aktivität vorschlagen, der zum Date einlädt!“

„Und schon wieder dieses «MUSS»! Ihr seid so langweilig!“

„Nicht langweilig sondern strukturiert!“

„Ja-ja!“, warf Naruto ironisch ein.

„Ja-ja!“ Sasuke bejahte den Part dagegen sehr bestätigend.
 

Beide Jungs lachten noch ein wenig. Einige Momente später kehrte wieder Ruhe ein.
 

„Mal im Ernst, wo gehen wir hin?“, fragte Sasuke etwas sachlicher.

„Mal im Ernst: ich hab keine Ahnung. Hast du einen Vorschlag?“

„Oh ja! Ich will mit dir richtig fein essen gehen! Ich möchte, dass du dich extra für mich rausputzt!“
 

Sasuke hoffte seine Begeisterung auf den schicken Naruto durch den Hörer schmackhaft gemacht zu haben. Mit diesem Gedanken spielte er seit heute morgen und nun durfte er diesen laut aussprechen. Wie passend!
 

„Mach ich liebend gern für dich, Muffin…“
 

Der Satz erklang warm und weich. Und Sasukes freche Grinsen transformierte sich in ein verträumtes Lächeln.
 

„Ich such dann eine Location aus, okay?“

„Ja klar.“ Sasuke war schon darauf gespannt. „Wie war der Behördengang heute? Erzähl bitte.“

„Ach, ganz gut. Ich bin dahin, musste fast zwei Stunden auf meinen Termin warten und war innerhalb von fünf Minuten schon wieder raus. Hab mich ein bisschen verarscht gefühlt.“

„Oh… und warum jetzt war das mit deinen Fristen so komisch?“

„Keine Ahnung, der Sachbearbeiter hat es auch nicht verstanden. Aber jetzt ist es egal. Ich freue mich einfach, dass es sich geklärt hat.“

„Yo! Das ist super!“
 

Beim Aussprechen dieser Worte erinnerte sich Sasuke daran, dass der Uzumaki bereits Ende des nächsten Monats geht. Und plötzlich wurde er innen drin melancholisch. Oh nein! Jetzt bemerkt Naruto, dass etwas nicht stimmt und wird ihn damit konfrontieren. Und dann wird auch seine gute Laune vermiest. Genau das wollte Sasuke nicht.
 

„Hast du noch etwas zu erzählen?“

„Nein, nicht wirklich. Du? Wie war dein Tag?“

„Ganz gut. Bin heute wirklich produktiv gewesen.“

„Sehr schön! Hört sich doch gut an!“
 

Die Jungs schwiegen sich einige Augenblicke an.
 

„Wenn wir nichts mehr zu bereden haben, würde ich jetzt auflegen“, schlug Sasuke vorsichtig vor.

„Okay!“

„Dann schlaf schön!“

„Du auch!“
 

Sasuke legte als erstes auf. Kurz darauf bekam er eine entsetzte Nachricht darüber, dass sie sich richtig schnulzig darüber hätten streiten sollen. Sasuke grinste, konterte mit einem fiesen Spruch und kehrte zum Lernen zurück. Die Aufgaben hackte er eins nach der anderen ab und schon bald war er fertig. Jetzt tauchte er gedanklich in die fernen Welten des Verliebtseins ein. Wie schön wäre es, Naruto jetzt aufzusuchen! Er vermisste diese blonde Bestie schrecklich! Wenn er bloß nur eine Stunde bei ihm sein könnte! Schließlich haben sie nicht mehr viel Zeit miteinander. Wenn er nur könnte…
 

Moment mal… eigentlich kann er. Er kann jetzt gehen. Vielleicht wird sein Vater ihn dabei erwischen und vielleicht bekommt er deswegen Probleme. Vielleicht auch nicht. Wer weiß es schon? Möchte er mögliche Konsequenzen in Kauf nehmen? Verdammt ja! Schließlich ist er überhaupt nicht perfekt, im Gegensatz zu seiner übrigen Verwandtschaft.
 

Der Junge hatte anscheinend kaum Bedenken. Als ihm bewusst wurde, dass er Naruto doch noch sehen kann, stieg er sofort aus dem Fenster und lief zielstrebig in die Richtung des Bahnhofs. Er wurde von einer wilden Vorfreude ins Unbekannte getrieben. Er folg dem Sonnenschein entgehen. Wie ein verirrter Falter, der einen kleinen Funken in der Nacht sah.



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