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The Dragons

Autor:  MadMirror

Unterwegs

 

[.... Eine Weile schwiegen sie alle, doch dann bemerkte Tataika plötzlich: "Feuerfuchs, du bist ganz anders, als ich mir einen Mondscheiner vorgestellt habe."

Der Mann, den kaira nur als dunklen Umriss erkennen konnte, erwiderte: "Was hast du dir denn vorgestellt?" Als Tataika sich verlegen weigerte, ihre Vorurteile in Worte zu fassen, sagte er:

"Die meisten Sundaris und Schecken verachten uns, aber ist Datura denn geringer als Phuram? Sie wurden als Zwillinge geschaffen, gleich groß und stark. Phuram ist es, der sein ursprüngliches Wesen verraten hat, nicht Datura! Daher ist sie die Edlere, und sie ist gütig, wo er hartherzig und hochmütig ist. Die Mondin kann man anschauen, ohne zu erblinden, den Seelenfresser nicht. Der fressende Stern ist reines Licht, die Mondin hat helle und dunkle Flecken. Die Mondin wechselt ihre Gestalt ständig, sie kann schwach oder stark sein, verborgen oder den Himmel beherrschend, während der Sonnenfürst unwandelbar ist. Phuram durchdringt alles mit seinem Licht, die Mondin lässt barmherzig die Schatten bestehen. Der fressende Stern kennt kein Erbarmen, die Mondin ist gnädig. Datura versilbert das Unansehnliche, verbirgt das Missraten, verwandelt das Alltägliche."

Er seufzte tief auf, wie ein Mann seufzt, der sich in die Arme seiner Geliebten sinken lässt ...[]

 

[... Thilmo zeigte sich unbeeindruckt. Mit kalter Stimme bemerkte er: "Die Sundaris sehen das anders."

Ruadh zuckte die Achseln und erwiderte: "Und wenn schon, was kümmert das mich?" Es klang mürrisch, und Kaira nahm an, dass er keine Lust hatte, sich über die Ansichten seiner Todfeinde auszulassen. "Die Sundaris sind der Überzeugung, dass alles Nichtvollkommende kein Recht auf Leben hat (Hitler inc. xD). Deshalb bringen sie der Sonne alles Unvollkommene zum Opfer, liefern es ihr aus, damit sie es zerstören kann. Sie selbst sind wie Gold, stolz, unbarmherzig, unlebendig. Und mehr will ich jetzt nicht dazu sagen."

Aber Thilmo ließ sich nicht abschütteln. Er bohrte und drängte und warf Ruadh vor, beschränkt zu sein. "Die Sundaris", erklärte er, "sind die Edleren, denn sie sehen Phurams Glanz und Majestät als die Verkörperung alles Lichten und zum Guten Strebenden. Zu Recht ist ihr Symbol das reine Gold, das im feurigen Ofen geprüft wurde, denn es gibt nichts Edleres als Gold."

Ruadh brauste plötzlich so heftig auf, dass die Mädchen erschraken.

"Gold! Gold! Gold! Verfluchtes Gold!", schrie er den Jungen an. "Was ist sein Wert? Kannst du es essen? Kannst du es trinken, wenn du dich in der Wüste verirrt hast und dir vor Durst die Zunge anschwillt? Wärmt es dich, wenn du in kalter Nacht auf den Bergen schläfst? Tröstet es dich, wenn du weinst? Und was hat Phurams Glanz gebracht? Er hat eine blühende Welt in eine Wüste verwandelt, in seinem feurigen Ofen ist alles verbrannt, was in Chatundra lieblich und lebendig und freundlich war. Verfluchtes Gold! Was hat es MIR gebracht?"

 

 

 

 

Ein unerwartetes Wiedersehen

 

In ihrem prunkvollen Schlafgemacht begab sich kaiserin iwara zu Bett, dessen Strohsack - wie die Mondscheiner behauptet hatten - tatsächlich mit Kaisermünzen gefüllt war. Sie löschte alle Lichter bis auf eine einzige, bläulich schimmernde Ampel, deren Schein die Bettvorhänge, das geschnitzte Ebenholzbett und den wie aus Alabaster gemeißelten Körper der Frau in ein krankes Licht tauchte. Die Mondscheiner waren im Irrtum: Nicht alle Nephren hatten scharlachrote und gelbe Flecken auf dem Hinterteil, das der Kaiserin Iwara war weiß wie ungefärbte Seide.

Die Zofen hatten ihr Haar gebürstet, dass offen und ungebunden bis zu den Kniekeheln hing, ihren schönen Leib gewaschen und gesalbt und die fließenden Nachtgewänder bereitgelegt, ehe sie sich mit vielen Verbeugungen verabschiedeten. Iwara war allein - und dennoch schien es ihr plötzlich, als ob sie nicht ganz allein sei. Etwas bewegte sich in den Schatten.

Sie wollte eine Kerze anzünden, aber ein jäher Hauch pustete die Flamme wieder aus, und als sie - nun wirklich beunruhigt .- nach der pfeife griff, um ihren Vertrauten Bephza herbeizurufen, schlängelte sich etwas aus den Schatten herbei und riss sie ihr aus den Fingern. Iwara stieß einen unterdrückten Schrei aus, als sie sah, was es war: eine lange Strähne Frauenhaar, von Grabesmoder und faulem Blut durchtränkt!

Sie sprang zurück und wollte nach den hofdamen schreien, aber da fuhr eine zweite armlange Locke aus und schlang sich wie ein Knebel in ihren geöffneten Mund. Immer mehr der unerträglich nach Verwesung stinkenden Schlingen umklammerten sie, wanden sich, von ghulischem Leben erfüllt, um ihre Arme und Beine, ihren Leib, ihren Hals - und dann sah sie in einem fahlen Leichenlicht den Kopf, aus dem das mörderische Schlangenhaar spross. Er schwebte, von keinem Leib getragen, vor ihr im Zwielicht, und aus dem Halsstumpf hing ein grausiges Geschlinge von Eingeweiden. Die kalten, blau gedunsenen Züge waren Iwara trotz der Entstellung nur zu vertraut. Alcina war es - ihre Rivalin Alcina, der sie eine tödliche Falle gestellt hatte, damit sie kein Kind zur Welt bringen konnte, das einst über Chatundra herrschen würde!

Iwara stieß einen Schrei aus, aber das Haarknäuel in ihrem Mund dämpfte ihn, sodas niemand ihn hörte. Die Haarschlinge um ihren Hals zog sie in die Höhe, bis ihre Füße keinen Halt mehr fanden - zog sie höher und höher bis unter die geschnitzte Decke des Schlafgemachs, und dort hing sie im Leeren, krampfhaft zappelnd und strampelnd, während Alcinasvon Fäulnis verzerrten Züge sie angrinsten, bis der qualvolle Todeskampf beendet war und der schöne Leib erschlaffte.

Das rachedurstige Ungeheuer aber, das die Beschwörungen des Priesters Churon aus dem Grab herufen hatten, löste sich in den Schatten auf.

 

 

Lieblingsstelle <3

 

 

[... "Willkommen", sagte er, "ich bin froh, dass ihr da seid, die Zeit wird knapp."

Dann schwiegen jedoch alle, denn Kulabac wollte etwas sagen.

"Nun", begann er, "ich dachte nicht, dass ich noch einmal so viele Menschen bei mir begrüßen würde, die ich garnicht kenne... außer dir natürlich." Das galt Ruadh, der unter dem Blick des Karfunkelauges sichtlich verlegen wurde.

"Du hast dich sehr verändert, seit ich dich das letzte mal sah König Kurda."

Alle - außer Umbra, Ari und Vauvenal - fuhren bei dieser Anrede erstaunt herum und starrten den Sammler an, der heftig errötet war. Mit leiser, heiserer Stimme antwortete er: "Mein Fürst, ich hoffte zu vergessen, dass ich jemals diesen Namen getragen habe."



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