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Von konstruktiver Kritik bis Größenwahn Fanfics, anonyme Reviews, konstruktive Kritik, Spaß am Schreiben

Autor:  dattelpalme11

Kritik, Favoriten, Reviews – bekannte Wörter aus der Fanfictionwelt. Doch was ist daraus geworden?
Anfeindungen, böse Worte, anonyme Beleidigungen, Druck sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen, dominieren und hemmen die Freude am Schreiben.

Doch sollte ein Hobby nicht eigentlich Spaß machen? Sollte man sich nicht kreativer Freiheit bedienen dürfen, ohne gleich anonym angefeindet zu werden?  

Was hat sich also geändert? Warum verlieren viele Autoren den Spaß am Schreiben?

Ich kenne nur meine subjektive Ansicht des Ganzen und kann natürlich auch komplett daneben liegen, aber vielleicht finden sich auch einige in meinen Ausführungen wieder.

Ich persönlich, schreibe schon sehr gerne, besonders weil ich an einer Geschichte arbeite, die mir Spaß macht und mich auch irgendwie erfüllt.

In meinem letzten Nachwort zu „The Story of a Bastard Child“ habe ich erwähnt, dass mich eine Art Sommermüdigkeit überfallen hat. Doch das war nicht auf das Schreiben der Geschichte bezogen, sondern viel mehr auf das aktive Hochladen auf diversen Plattformen.

Schon oft habe ich darüber nachgedacht, einfach einen Cut zu machen und mich aus dem Fanfictionbereich zurückzuziehen, da ich merke, dass ich die Lust daran allmählich verliere.

Nach der Beendigung von „L.O.V.E.“ hatte ich mir ursprünglich vorgenommen, „Die Zeit deines Lebens“ irgendwie zu beenden und mich komplett zurückzuziehen. Diesen Gedanken hege ich immer noch, obwohl ich viele Ideen und mittlerweile sogar zwei Storys habe, die ich definitiv noch beenden will.

Schon oft habe ich mich hingesetzt und mich gefragt, woher diese Einstellung auf einmal kommt. Nach langem Nachdenken, bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass sich einfach wahnsinnig viel seit 2009 geändert hat.

Als ich angefangen habe, habe ich nicht damit gerechnet, dass überhaupt irgendwer meine Geschichten interessant findet, sie favorisiert und regelmäßig beim Lesen mitfiebert.

Doch die Erwartungshaltung hat sich geändert, besonders nach dem Hype um 50 Shades of Grey, da diese Story bekanntlich aus einer Twilight Fanfiction entstanden ist. Auch das Buch After entsprang ursprünglich aus der Fanfictionwelt.

Viele Autoren denken mittlerweile, dass man hier schnellen Erfolg erzielen kann, obwohl die meisten hier anfingen, weil sie das Schreiben so sehr mochten. Die Intension des Schreibens geht verloren, da viele denken, sie könnten  die nächste E.L. James werden.

Auch die Thematiken der Geschichten sind nicht mehr so vielseitig wie früher. Es wird sich einfach ein beliebtes Paar herausgesucht, um möglichst viele Kommentare zu erzielen.

Es ist daher egal, wie gut oder schlecht man schreibt, da die Geschichte nur auf das Paar reduziert wird. Mit ein bisschen Sex wird die Geschichte am Ende abgerundet.

Gerade im Digimonbereich gibt es viele dominierende Paare, die geradezu benötigt werden, damit überhaupt jemand die Geschichte liest. Es ist egal, wie einfallsreich die mögliche Handlung sein könnte, wird das „falsche Paar“ gewählt, hat der Autor einfach nichts zu Lachen.

Anonym verfasste Kommentare setzen dem Ganzen noch die Krone auf, da das Internet ja bekanntlich alles möglich macht.

Wir sind nicht mehr gezwungen konstruktiv zu kritisieren, obwohl es meist in den Nutzungsbedingungen angepriesen wird. Die Anonymität des Internets lässt zu, dass wir ohne Konsequenzen unsere knallharte, meist unüberlegte Meinung äußern können.

Generell ist mir aufgefallen, dass die konstruktive Kritik praktisch ausgestorben ist.  

Früher habe ich oft Verbesserungsvorschläge bezüglich Grammatik und Ausdruck erhalten, was mich wirklich sehr gefreut hat, da viele nicht nur Interesse an der Geschichte bekundet haben, sondern auch an meiner persönlichen Weiterentwicklung.
Diesen netten Menschen bin ich bis heute sehr dankbar!

Doch konstruktive Kritik wird auch sehr häufig als persönlicher Angriff gesehen, den man einfach nicht auf sich sitzen lassen kann, egal wie gut er gemeint ist.

Ich habe es mir mittlerweile verkniffen, etwas zu sagen und fördere somit das Aussterben unserer guten alten Kritik.

Auch das „wie du mir, so ich dir“, ist eine wachsende Größe bei Kommentarschreibern.

Bekommt man Kritik, wird automatisch Kritik zurückgefeuert, so als wären wir mitten auf einem Schlachtfeld und Kritik die Handgranate, die zur Zerstörung des Gegners verwendet wird.

Doch wir sind hier nicht auf dem Schlachtfeld.

Wir sind Menschen, die eine Liebe teilen: die des Schreibens.

Es ist kein Wettbewerb, sondern eine Sammlung von verschiedenen Geschichten, die aus der Kreativität verschiedener Menschen entstanden sind.

Ich weiß nicht, ob es manchen so ähnlich geht wie mir, aber ich bin es mittlerweile echt leid geworden.

Daher meine offenen Worte an euch.

Ich hatte das Bedürfnis meine Ansicht bezüglich dieser Neuerungen darzulegen und wer möchte, kann selbstverständlich seine Meinung offen hier teilen.

Beim Schreiben geht es einfach um mehr, als berühmt zu werden und haufenweise Kommentare zu erhalten. Natürlich ist es schön, wenn jemandem so etwas gelingt, aber es ist eher ein positiver Nebeneffekt.

Ich sehe es eher wie Goethe, mit dessen Worten ich meine Ausführungen beenden will:

 

 

„Geschichten schreiben ist eine Art, sich das Vergangene vom Halse zu schaffen.“

Datum: 14.06.2015 13:43
Ich kann dir aus vollem Herzen zustimmen.

Natürlich freue ich mich immer über Lob, aber ich freue mich auch über Kritik und Verbesserungsvorschläge, denn nur so kann man wachsen und sich eben verbessern.

Dass man einen autor angreift, weil dieser nicht das Lieblings paar genommen hat, sondern evtl jemand anderen verkuppelt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Bei einer ganz tollen Autorin habe ich das jetzt mitbekommen. Und bei ihr habe ich das auch schonmal öffentlich reingeschrieben.

Fanfictions sind Fiktionen, man kann also machen, was man will. Und wenn man damit nicht glücklich ist, dann muss man diese Geschichten auch nicht lesen, keiner zwingt einen dazu.

Ich persönlich mag deine Geschichten sehr gerne, das Wirrwarr ;), die ganzen Wirrungen, Probleme und Freuden (eigentlich anders rum) :D. Bei dir sind es keine 0815 Geschichten mit Friede, Freude, Eierkuchen sondern welche, wo viel passiert und man einfach gerne mitliest.

Ich hoffe sehr (und spreche sicher auch für andere) dass wir deine Geschichten bis zum Ende mitverfolgen dürfen.

Und denke daran für jeden "bösen" Kritiker kommen mindestens 5 "Gute". ;)

Danke für deine tollen Geschichten und liebe grüße
Tasha
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Datum: 14.06.2015 14:59

Doch konstruktive Kritik wird auch sehr häufig als persönlicher Angriff gesehen, den man einfach nicht auf sich sitzen lassen kann, egal wie gut er gemeint ist.
 
Was unter anderem daran liegt, dass konstruktive Kritik häufig ein (gegebenenfalls unbeabsichtigter) Angriff ist.
Gerade bei konstruktiver Kritik greift leider allzu oft "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint."
The fanfic was on fire and it wasn't my fault.
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Datum: 14.06.2015 16:20
Ich muss ehrlich sagen, dass ich sowas nicht erlebe, weil ich vor allem OF lese. Ich habe auch weder destruktive Kritik bekommen, noch haben die von mir kritisierten Autoren sich verteidigen müssen. Ich bin echt froh, dass ich bis jetzt davon verschont wurde. O_O

Ansonsten: Kopf hoch. Wer sein Hobby liebt, soll sich von den Trollen nicht den Spaß nehmen lassen.


Arcturus
Konstruktive Kritik ist sachlich und hilfreich. Wenn Kritik ein Angriff ist, ist sie nicht konstruktiv.
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Datum: 14.06.2015 16:48
Vickie:
> Konstruktive Kritik ist sachlich und hilfreich. Wenn Kritik ein Angriff ist, ist sie nicht konstruktiv.
 
Leider ist das eine vom anderen nicht so leicht zu trennen, wie du es gerade darstellst.
 
Nur, weil ein Kritiker seine Kritik als sachlich und hilfreich, also als konstruktiv, einstuft, bedeutet das nicht, dass sie es für den Empfänger auch tatsächlich ist. Letztendlich ist es wichtig, dass konstruktive Kritik nicht dem Kritiker sondern dem Kritisierten auf den Leib geschneidert sein muss, damit sie funktioniert. Das bedeutet aber auch: Die Kritik, die für den einen Kritisierten fruchtbare Hilfe ist, kann für einen anderen Kritisierten unpassend oder sogar ein Angriff sein.
 
Besonders dann, wenn man das "Standardrezept" für konstruktive Kritik (Lob, Aufzählen (aller) Fehler, Tipps, optionales abschließendes Lob) verwendet, dass einem auch auf Animexx seit langem immer wieder empfohlen wird, läuft man schnell Gefahr, dass man seine Kritik (und ggf. auch andere Kritiker) zwar selbst als sachlich und konstruktiv wahrnimmt, man den Kritisierten damit aber wahlweise auf die Palme oder in akute Selbstzweifel treibt.
 
Am Ende entscheidet nicht der Kritiker, ob seine Kritik konstruktiv ist oder nicht, sondern allein der Kritisierte.
Leider wird dieser Spieß durch Kritiker nur allzu gerne umgedreht - dann nämlich, wenn die Erwartungshaltung herrscht, dass der Kritisierte über jede Kritik dankbar sein muss, die ihm als konstruktiv aufgetischt wird. Und auch dann, wenn Kritisierte dafür geächtet werden, wenn sie die Kritik eines Kritikers ablehnen, wenn sie sich über eine Kritik aufregen oder wenn sie Kommentare löschen.
 
Wie gesagt - Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
Oder auch: Das Gegenteil von konstruktiv ist konstruktiv gemeint.
The fanfic was on fire and it wasn't my fault.
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Datum: 14.06.2015 18:19
Arcturus
Da bin ich nicht deiner Meinung.

Stell dir vor, du formulierst ein sehr freundliches Feedback, weist auf ein paar Rechtschreibfehler hin und gibst Alternativen zu den nicht so gelungenen Ausdrucksweisen. Dann schreibt der Kritisierte: "Wenn's dir nicht gefällt, das lies meine Geschichte nicht!"
Stell dir vor, dass Außenstehende deine Kritik konstruktiv finden und jeder andere Autor sich über dieses Feedback freuen würde.

Oder stell dir vor, du malst ein realistisches Protrait. Jemand, der er gut zeichnen kann, lobt deine Technik und die Umsetzung; lediglich die Augen sind etwas zu weit auseinander (im Vergleich zum Original).
Da du mit Tusche gemalt hast, kannst du nichts mehr dran ändern ... die Kritik bringt dir für dieses Bild nichts mehr, aber sie ist dennoch kunstruktiv.


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Datum: 14.06.2015 19:00
Vickie:
> Arcturus
> Da bin ich nicht deiner Meinung.

> Stell dir vor, du formulierst ein sehr freundliches Feedback, weist auf ein paar Rechtschreibfehler hin und gibst Alternativen zu den nicht so gelungenen Ausdrucksweisen. Dann schreibt der Kritisierte: "Wenn's dir nicht gefällt, das lies meine Geschichte nicht!"
> Stell dir vor, dass Außenstehende deine Kritik konstruktiv finden und jeder andere Autor sich über dieses Feedback freuen würde.
 
Wie bereits geschrieben: Es ist egal, ob ich selbst meine Kritik für konstruktiv halte. Es ist auch egal, ob andere meine Kritik für konstruktiv halten. Wenn ich konstruktiv sein möchte, dann schreibe ich sie nicht für mich und nicht für Dritte, sondern für den Kritisierten.
Dass man mir ein "Wenn dir meine Geschichte nicht gefällt, dann ließ sie halt nicht!" schreibt, damit muss ich rechnen. Es ist an diesem Punkt einfach, die Schuld für die misslungene Kritik beim Kritisierten zu suchen. Das habe ich lange Zeit selbst so gemacht - ich habe mich geärgert, ich habe diese Autoren stigmatisiert und ich habe mich über sie lustig gemacht. Mittlerweile halte ich davon nicht mehr viel.
Nicht zuletzt, weil am Scheitern von Kommunikation (und nichts anderes ist Kritik - ich kommuniziere meinem Gegenüber meine Meinung zu seinem Werk) immer mindestens zwei Personen beteiligt sind. Der Kritisierte als Empfänger meiner Botschaft, ich als Sender der Botschaft. Und beide Parteien können Fehler machen und so zum Scheitern beitragen.
Es ist einfach zu sagen "Der hat mich nicht verstanden" - aber das heißt nicht, dass ich mich nicht versehentlich im Ton vergriffen habe. Vielleicht äußere ich einfach zu viel Kritik auf einmal. Vielleicht braucht der Kritisierte einfach mehr positive Verstärkung in einer Kritik. Vielleicht bemängele ich etwas als Fehler, das der Kritisierte absichtlich so gemacht hat. Vielleicht bemängele ich etwas, das bereits zwanzig andere Kommentatoren kritisiert haben oder das der Kritisierte längst selbst erkannt hat und an dem er längst arbeitet - und reibe nur Salz in die Wunde.
Kurzum: Wenn meine Kritik scheitert, dann ist es nicht (nur) am Kritisierten, kritikfähiger zu werden, sondern auch an mir, zu überprüfen, ob ich etwas an meiner Art zu kritisieren ändern kann oder muss.
The fanfic was on fire and it wasn't my fault.


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