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Der Glasgarten

von

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„Was ist mit Straud?“
 

„Ich weiß es nicht. Ich habe ihn nicht wieder gesehen.“ Brad hatte nicht viel Kontakt mit diesem Mann in der Vergangenheit, aber er hatte ihn aufgrund der Geschehnisse als machtgierigen, unangenehmen Mann in Erinnerung. Straud musste sich in der Zwischenzeit zu einer der neuen Spitzen der Trias hochgearbeitet haben, denn er hatte ihn in vielen Visionen der jüngsten Zeit erkannt. Einst hatte er gedacht mit dem Fall von SZ war sichergestellt, dass Nagi nie wieder Kontakt mit diesem Mann haben musste.
 

„Während der Zeit bei SZ sah ich Nagi selten aber er ließ sich von niemandem dort etwas sagen. Nur von mir. Was die Bosse dazu brachte die Befehle an ihn über mich zu regeln. Befehle wie: Wenn ich nicht hier bin dann gehorchst du diesem oder jenem. Ein Manöver, dass eine verstärkte Bewachung meinerseits auslöste, denn ein Hellseher der einen derart starken Telekineten befehligte bot Potential für eine mögliche Rebellion. Sie trennten uns wenn es ihnen irgend möglich war. Schlussendlich wurden wir beide den Bossen persönlich unterstellt. Das Ende kennst du.“
 

Er machte eine Pause, stand auf und ging hinüber zu dem Tisch auf dem mehrere Gläser und eine Flasche Talisker stand. Er schenkte ihnen beiden ein, für sich mehr als für den Jungen, nahm dieses Glas auf und ging zu Omi. Er drückte es ihm in die Hand. „Du wirst es nicht mögen, aber es ist das Beste das ich dir bieten kann um den schalen Geschmack zu vertreiben“, sagte er nach dem er einen Blick auf das heimgesuchte Gesicht geworfen hatte.
 

Er ging wieder zurück und nahm sich sein eigenes Glas. Er blieb am Fenster stehen und sah wieder hinunter. Der Garten war verwaist.

Sie schwiegen eine sehr lange Zeit, bis Omi sein Glas mit dem furchtbaren Alkohol geleert hatte. Die Wärme jedoch die sich in seinem Magen ausbreitete hieß er Willkommen denn sie beruhigte sein in Aufruhr geratenes Nervenkostüm.
 

„Glaubst du ich trinke nur Cola und Wasser? Und warum erzählst du mir das alles?“, krächzte er und räusperte sich sogleich darauf.
 

„Nagi funktioniert immer noch nach diesem Muster. Es ist um vieles besser geworden. Er hat einiges von unserer Begegnung vergessen, vermutlich verdrängt, was auch besser für ihn ist. Er schiebt die Schuld für sein Verhalten den Methoden von SZ zu, was im Groben natürlich stimmt. Aber es war nicht das Training wie Schuldig es absolviert, das dazu geführt hatte. Er selbst hat entschieden, dass andere für ihn bestimmen sollen. Über ihn bestimmen sollen. Der Grund dafür liegt in dem was er erlebte. Aber wie er dazu kam sich so zu verhalten wissen wir nicht. Ich hätte gerne Straud dazu befragt.“
 

Omi sah von seinem Glas auf und der Tonfall und auch die ganze Ausstrahlung des Amerikaners machten klar, dass er diese Befragung genossen hätte. Und er hätte sich gern selbst zu Crawford gesellt und dieser Befragung die nötige Vehemenz verliehen.
 

„Warum er sich ausgerechnet mich ausgesucht hat weiß ich bis heute nicht. Und zu dem Punkt zurückzukommen ich hätte ihn wie einen Vater aufgezogen. Davon waren wir beide anfangs weit entfernt. Vermutlich wuchsen wir beide irgendwann in diese Rollen hinein. Die Situation beruhigte sich als SZ tot waren und wir hier unsere Ruhe hatten. Es war tatsächlich für uns alle eine Befreiung. Bis auf wenige Momente erweckte er den Anschein eines normalen jungen Mannes. Doch tief in ihm steckt immer noch das Bedürfnis danach...“
 

„Ein Sklave zu sein“, schloss Omi tonlos und sah wieder in sein Glas hinein.

„Wir...“, fing er stockend an. Hätte er noch vor Wochen gedacht mit Crawford über das hier zu sprechen?

„... wir hatten ähnliche Situationen. Er wirkte fast verloren als ich ihm sagte er solle frei entscheiden was er möchte.“
 

Crawford lachte leise.

„Und er hat dich nicht gegen die nächst beste Wand geworfen?“
 

Omi erinnerte sich.

„Nicht direkt. Ich denke ich habe ihn damit erpresst zu gehen wenn er es doch getan hätte. Streng genommen.“
 

Crawford nickte.
 

„Ja, das ist einer der Umwege um ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Seit du hier bei mir warst und um Erlaubnis gebeten hast dich mit ihm treffen zu können steht er unter ständigem Stress. Zuvor vermutlich auch schon.“ Brad hob den Blick und lächelte kühl in das junge Gesicht vor sich. Es war eine Möglichkeit Nagi einzuschränken, aber keine um ihn zu fördern. Omi konnte sich Nagi niemals in den Weg stellen, ihn niemals in die Knie zwingen, ihn niemals sein lassen wie er war, nicht wenn er in dieser Beziehung überleben wollte. Nagi war noch jung, er würde wachsen, würde stärker werden, er würde sich an Omi binden und ihn schlussendlich töten. Vermutlich versehentlich.
 

„Das war mir damals bereits bewusst und ich bin das Risiko eingegangen, in der Hoffnung, dass er sich von mir lösen würde. Sich von dieser Kette die er mir in die Hand gegeben hat befreien würde. Meine Befürchtung jedoch, dass er diese in deine Hand weiterreichen würde liegt nahe. Ich würde sie nur jemandem anvertrauen der stark genug ist“, sagte Brad lapidar und nahm erneut einen Schluck des schottischen Wiskeys.
 

Tsukiyono war es nicht.
 

Omi drehte das leere Glas in seinen Händen. Deshalb also diese ständige Gängelung seinerseits? Diese genaue Prüfung? Dieses gluckenhafte Verhalten? Crawford hatte ihn genau im Auge behalten um zu sehen ob er für Nagi geeignet war ob er ihn nicht ausnutzte, ihn vielleicht sogar benutzte und seinen Zustand damit verschlimmerte. Ob er verantwortungsvoll mit ihm umging. Aber wollte er das alles?
 

Er hatte damals ohne dieses Wissen aus voller Kehle ja geschrien.
 

„Und wenn ich diese Kette nicht will?“, fragte er leise.
 

Brad stellte das Glas auf den Tisch an dem er seitlich saß, die Beine überschlagen und spielte mit den Fingern über den Rand.

„Du bist stark, Tsukiyono Omi. Du könntest ihn leiten, ihm ethische Grundregeln vermitteln und du würdest ihm Grenzen setzen innerhalb dieser er sich bewegen könnte.“

Er schwieg ein Weilchen, betrachtete sich den nachdenklich gewordenen jungen Mann.
 

„Ich denke nicht, dass es derart gravierend sein wird wie damals. Er ist fast über dem Berg, wie es so schön heißt. Aber die Grundzüge dieses Verhaltens werden sich nicht ändern. Dessen solltest du dir bewusst sein.“
 

„Aber... ich will doch keinen... treuen Hund...oder einen Sklaven der...“, Omi verstummte in seiner Verzweiflung.
 

Brad schwieg einen Moment.
 

„Ist er das für dich?“
 

„Nein, natürlich nicht!“, fuhr Omi auf, aber es fehlte ihm der Elan, denn in seinem Kopf kreisten Crawfords Worte, seine Erzählung.
 

„Was willst du dann?“
 

„Wie kannst du das fragen?“, sagte Omi und erkannte im gleichen Moment als er den wissenden Blick auf sich gerichtet sah dass dies eine Fangfrage war.

„Ich will einen Partner der mir gleich ist. Gleichgestellt. Mit eigenen Wünschen und...“
 

„Die hat er. Reduziere ihn nicht auf das was ich dir aus seiner Vergangenheit erzählt habe. Im Gegensatz zu ihm bist du aus deinen Erlebnissen gestärkt hervorgegangen. Er dagegen ist zerbrochen und klammert sich an diese Kette – um bei diesem Vergleich zu bleiben. Nimm sie ihm nicht weg.“
 

„Ich will sie aber nicht!“, schrie Omi nun und feuerte das Glas in eine Ecke. Das dicke Glas zerbrach lediglich in zwei Teile und Omi sah es wuterfüllt an.
 

Brad nahm sein eigenes Glas gelassen auf und wartete diesen kleinen aber unnützen Ausbruch ab. Immerhin war das Glas leer und der 30 Jahre alte Talisker damit nicht verschwendet.
 

Er legte den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen, seine Augen brannten und er musste die farblosen Kontaktlinsen, die er heute trug bald wieder gegen seine Brille tauschen.

„Er wird dir nie gleichgestellt sein. Er wird sich für dich einschränken, sich für dich verbiegen, sich für dich selbst die Luft zum Atmen nehmen.“ Brad öffnete die Augen wieder und sah an die Decke.

Omi sah immer noch auf das geteilte Glas am Boden.

„Ich habe dir einen kleinen Einblick in unsere Welt – wenn du so willst gegeben – so viel anders als deine ist sie nicht. Es ist nur eine andere Gesetzmäßigkeit, Tsukiyono“, sagte er dann und sah den Jungen wieder an.

Omi erwiderte den ernsten Blick, staunte aber über die laxe Haltung des Älteren. Brad Crawford war stets korrekt gekleidet, er saß immer aufrecht am Tisch und jetzt legte er den Kopf in seiner Anwesenheit in den Nacken und ließ diesen bequem liegen? Gab es einen anderen Mann hinter dem Typen mit dem Stock im Arsch?
 

„Regeln die uns unsere Fähigkeiten diktieren. Sie machen uns aus, denn über sie definieren wir uns. Du wirst es nicht glauben, aber für viele von uns sind sie ein Makel. Es gibt bei jedem von uns einen Zeitpunkt an dem wir uns nichts sehnlicher wünschen als normal zu sein. Einem einfachen Leben nachzugehen, eine normale Familie zu haben, von Mutter und Vater geliebt oder akzeptiert zu werden. Einige glorifizieren diese Utopie geradezu. Und wenn nicht die Gefühle eine Rolle spielen, dann ist es zumindest der ureigene Wunsch zu wissen woher man kommt. Viele von uns – wenn nicht alle – kennen ihre Eltern nicht, wissen nicht woher sie abstammen.“

Omi sah auf. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut. „Alle von euch?“, fragte er betroffen.

„Viele wissen nicht wie es zu ihrer Geburt kam. War es Leidenschaft? Ein Versehen, Vergewaltigung oder schlicht nur ein Experiment? Eine gezielte Züchtung? Welchen Zweck sollten sie in diesem Leben erfüllen? Der Wunsch zu jemandem zu gehören, sich vielleicht auch mit einer Anschauung zu identifizieren ist so ausgeprägt und elementar dass wir über Leichen gehen würden um diesen Funken zu schützen.“

„Deshalb die Orden?“

Brad nickte.

„Deshalb auch unsere kleine Familie hier.“ Brad ließ sein Glas los und machte eine Handbewegung die in Richtung Tür ging.

„Der Rosenkreuz Orden ist nur einer von vielen. Sie sind so etwas wie ein Reinigungstrupp wenn etwas nicht so läuft wie es laufen sollte. SZ’s Spezialtruppe und selbst innerhalb dieses Ordens gibt es strenge hierarchische Strukturen.“

„Aber du kannst doch nicht andeuten, dass Nagi gerade deshalb dort besser aufgehoben wäre als hier bei euch!“, entrüstete sich Omi.
 

„Nein, er ist zu leicht zu beeinflussen. Ich würde dem nur zustimmen wenn ich ein Auge auf ihn haben könnte. Er ist noch viel zu jung um alleine dort bestehen zu können. Zu jung und viel zu verletzlich für diesen Moloch.“

Omi schwieg und ahnte, dass Schwarz vor etwas geflohen waren, dass Weiß nicht einmal im Ansatz verstanden hatten.
 

Brad fühlte mit diesem Jungen mit. Er war verliebt und er war ihm dankbar, dass er sich Nagis Gefühlwelt angenommen hatte und um ihn kämpfen wollte. Auch wenn dieser Kampf aussichtslos sein würde. Und nur für diese Hartnäckigkeit wollte er ihm dankbar sein und allein dafür zollte er ihm Respekt.

„Eure Verbindung hat keine Zukunft, Tsukiyono. Die hatte sie nie“, sagte Brad neutral und ruhig. „Es liegt nicht an dir, nicht an deiner Treue zu ihm, an fehlendem Engagement oder an mangelnder Charakterstärke. Diese Werte habe ich nie in Zweifel gezogen. Es liegt an ihm. Und keiner von uns kann daran etwas ändern. Nicht einmal er selbst. Nicht einmal wenn er es sich von Herzen wünschen würde. Er wird an diesem Wunsch zugrunde gehen. Und selbst das kannst du nicht aufhalten, so sehr du es wollen wirst. Es wird euch beide zerstören.“

Brad ließ den Jungen, der vor sich hinstarrte nicht aus den Augen.
 

„Ich habe eure Zukunft gesehen.“
 

Omi sah vorsichtig auf.
 

„Du wirst der neue Boss von Kritiker, ein neuer Persha wenn du so willst.“

Omi sah ihn nur an und Brad sah in dem Gesicht Zweifel. „Nagi wird bei dir sein.“

Brad wandte den Blick in das nun wässrige Blau dieser Augen, dessen Hoffnung er gerade vertrocknen ließ.

„Er wir ein Vollstrecker, ein Beschützer, du wirst unantastbar für viele werden. Und doch werden es unzählige versuchen diese unüberwindbare Mauer eines furchtbaren Walls zu überwinden. Nagi wird zu deinem Schild. Er wird deine rechte Hand, die auf dein Verlangen hin tötet. Und er wird es gerne tun.“
 

Omi wusste nicht ob er genau diesen letzten Punkt wollte. Es war schrecklich zu wissen was kommen würde.
 

„Es ist eine Möglichkeit unter vielen. Noch sind wir nicht an diesem Punkt angekommen, von dem es kein zurück mehr vor dieser Zukunft geben wird.“

Brad setzte sich etwas auf und lehnte sich dann wieder an die Rückenlehne an.

Minuten vergingen ohne dass sie beide etwas sagten.
 

„Es wird wohl Zeit für etwas Grundlegendes“, bekannte Brad nach einer Weile.
 

„Noch mehr von diesen düsteren Aussichten? Oder willst du mich darauf hinweisen, dass ich dein Eigentum nicht zerstören darf?“, sagte Omi im Hinblick auf das Glas am Boden. Er schälte sich aus seinem Sessel und hob die Teile vom Boden auf. Mit einem bedauernden Blick auf die Wut, die er empfunden hatte legte er die Überreste auf dem Tisch ab. Er war sehr selten so wütend, dass er unbeherrscht etwas zerstörte.
 

„Das auch. Aber das Glas meinte ich nicht. Hat Manx dir etwas über uns PSI erzählt?“

Omi setzte sich wieder.

„Nein, wir bekamen von Persha nur unsere Aufträge. Es ging eher um Takatori und ihr wart lediglich störende Handlanger, Wachhunde, die es zu überwinden galt. Alles drehte sich nur um dieses eine Ziel, mit einigen einzelnen Aufträgen dazwischen, die schlussendlich immer nur auf diesen Mann hindeuteten.“
 

„Sie hat euch also im Unklaren darüber gelassen“, resümierte Brad nachdenklich und nickte daraufhin, als wäre das die Bestätigung für Vieles was in seinen Gedanken vor sich ging. Omi zuckte frustriert mit den Schultern.

„Ein Umstand – der bei genauerer Betrachtung fahrlässig von der guten Manx war“, bemerkte Brad angesichts dessen was er bisher über die Rothaarige wusste. Sie hatte Weiß knapp mit Informationen gehalten und sie ins offene Messer rennen lassen.
 

„Dem kann ich momentan kaum widersprechen“, gab Omi düster zu.
 

„PSI brauchen enge Bindungen zu anderen und dabei spielt es eher eine untergeordnete Rolle ob diese befähigt oder nichtbefähigt sind. Über diesen Unterschied streiten sich heute noch die Fraktionen innerhalb der Orden. Aus einer besonders engen Verbindung, einer Freundschaft, einer Liebesbeziehung oder einem Familienzusammenschluss entsteht eine seelische Verbindung, stell es dir als Band vor. Wir knüpfen zu vielen anderen Menschen diese Art Verbindung, aber oft ist nur eines davon ein wirklich starkes unzerstörbares Band, zumindest bei uns PSI. Wir sind davon abhängig um unser seelisches Gleichgewicht zu wahren. Nennen wir es zum besseren Verständnis dieser Allegorie einen Anker. Diesen Anker setzen wir bei dieser Person.“
 

„Wie bei Ran und Schuldig? Haben die zwei so etwas?“
 

Brad merkte auf. Flüchtig fühlte er sich an seinen Unterricht bei SZ erinnert. Er war nie ein guter Schüler gewesen und wäre mit Sicherheit kein guter Lehrer. Dennoch kam er sich gerade wie einer vor.
 

„Ich denke, dass du damit gar nicht so falsch liegst. Ob es tatsächlich so ist das musst du Schuldig fragen. Es würde erklären warum er sich langsam verändert. Ran erdet ihn und die Verbindung zu ihm stabilisiert ihn.“
 

„Hatte Schuldig sich schon einmal so gebunden?“
 

„Nein. Das geschieht nicht bewusst. Es muss eine gewisse Neugierde vorhanden sein.“
 

„Auf was genau?“, fragte Omi stirnrunzelnd. Dass Ran gut aussah war klar, auch dass er diese gewisse mystische Ausstrahlung besaß, aber ihr zusammentreffen war mehr als fürchterlich.
 

„Auf den anderen. Auf das was ihn ausmacht, auf sein gesamtes Selbst. Auf seine Seele. Es ist als würden wir plötzlich erkennen, dass wir nur ihn oder sie zum Überleben und zum Leben benötigen. Tatsache ist, dass wir nichts aktiv tun um diese Verbindung zu knüpfen. Wir suchen uns diesen Partner nicht gezielt.“
 

Omi sah Crawford skeptisch an.
 

„Seele?“, murmelte Omi. „Und dann klappt das?“
 

„Das kommt im Speziellen auf die Bedürfnisse des PSI an. Es kommt nicht darauf an was er will, sondern auf das was er braucht. Das führte in der Vergangenheit zu Konflikten, die oftmals dramatische Ausmaße bis hin zum Tod annahmen.

Was mich spontan zur Frage bringt warum ihr damals Schuldig aus diesem Sanatorium entführt habt.“
 

Omi fing damit an auf seiner Unterlippe herumzukauen. „Manx wollte ihn. Sie sagte für ein Experiment.“
 

„Und steckte ihn dann mit Fujimiya in diesen Keller um was genau zu tun?“
 

„Wir sollten abwarten, mehr wussten wir nicht.“
 

Brad nahm sein Glas wieder auf und trank den letzten Schluck. Klar, abwarten. Chiyo hatte damals ihre Finger mit im Spiel das ahnte er. Und es war eine ungute Ahnung. Aber darüber würden sie später sprechen.
 

„Was passiert wenn naja wenn diese Verankerung gelöst wird? Ich meine wenn derjenige der diesen Anker trägt in Gefahr ist oder stirbt oder einfach naja... keine Lust mehr hat und die Beziehung am Ende ist.“
 

„Der PSI würde jeden ausradieren der ihn gefährdet. Seine Stabilität ist bedroht. Davon abgesehen hegt der PSI für den anderen schließlich auch tiefere Gefühle. Er ist von diesem Anker abhängig. Wir schenken ihn instinktiv wenn wir erkennen, dass der andere ihn tragen kann.“ Oder ihn gar ertragen konnte. Die negativen Auswirkungen wollte er hier nicht behandeln, sie würden einen zu fatalistischen Grundzug in die Thematik einfließen lassen. Die wechselseitige Abhängigkeit der beide Parteien unterlagen war definitiv kein Aspekt, den er heute behandeln wollte.
 

„Ist Schuldig deshalb hinter Ran so her gewesen?“

Omi dachte über die Worte nach. Zwischen Schuldig und Ran hatte sich diese Situation tatsächlich dramatisch entwickelt und der Tod war wie ein Halo um sie gelegen. Selbst Ran hatte sich selbstzerstörerisch verhalten, vor allem als Schuldig aus China nicht mehr zurückgekommen war. Ran hatte auf ihn wie zerstört gewirkt, abgeschnitten von einer Lebensader, deren Ursprung keiner von ihnen verstanden hatte.
 

Brad verzog einen Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln.

„Das kann sein, aber wenn, dann hat er es nicht beabsichtigt. Ich denke er ist hinter Fujimiya her gewesen weil er schlicht und ergreifend verknallt war. Aber Schuldig ist ein Telepath, wenn auch ein etwas verschrobener. Wir unterscheiden uns alle auf gravierende Weise was unsere Bedürfnisse angeht – auf unsere Fähigkeiten bezogen.

Wie gesagt, wir bemerken diesen Anker nicht. Es geschieht einfach und dann ist es so und das ohne unser zu tun. Worauf ich hinaus will: Nagi hat sich vermutlich so sehr mit mir beschäftigt als ich im Krankenhaus lag und darüber hinaus, dass er mir anstatt dieses Ankers diese... sagen wir eine Kette gegeben hat. In ihm war so viel zerstört, dass er diesen Anker nicht mehr setzen konnte. Er hat mir einen Ersatz gegeben. Etwas Ähnliches, dennoch etwas Starkes und Unzerstörbares. Aber es ist nicht dasselbe.“
 

„Weil er wusste dass du dieses Etwas halten kannst. Etwas Unzerstörbares aber gleichzeitig auch Zerstörerisches“, sagte Omi leise.
 

„Was Nagi betrifft mit Sicherheit. Er selbst hat entschieden, dass ich die Person sein sollte. Er hätte mich sehr leicht töten können.“
 

„Und was passiert wenn es nicht erwidert wird? Ich meine dieses Band oder der Anker?“
 

„Es kann nur ein Anker gesetzt werden wenn...“ Brad stockte. Er wollte das eigentlich vermeiden, es war zu viel PSI – Latein. Außerdem war es schwierig für ihn einige Begriffe für den Jungen zu übersetzen. Er besah sich für einen Moment Omi. Der Junge von einst war zu einem jungen Mann geworden, der sogar noch ein Stück gewachsen war. Mamoru Tsukiyono.

Sie alle trugen nicht mehr ihre Geburtsnamen, zumindest viele von ihnen. Und viele von ihnen wechselten in ihrer Welt ihre Namen. Vielleicht lag das daran, dass sie alle nicht wussten wo ihr Ursprung war und eine Heimat ohnehin nie existiert hatte. Sie wandelten auf dieser Welt ohne festen Grund. Der Anker bedeutete für viele ihrer Art das Gefühl von Heimat.

„Wenn?“, hakte Omi nach und Brad sah auf.
 

„Es entsteht eine Art Verständnis für das Wesen des anderen. Beide Seelen sollten im Einklang sein.“ Tatsächlich war es wohl komplizierter, aber mit der Bindungsphilosophie kannte er sich nicht aus, dafür waren andere zuständig. Einen Bindungsspezialisten hatte er nur zu gut im Gedächtnis – Schuldigs ehemaliger Mentor Alexandré De la Croix. Er stammt aus einer ahnenreichen Familie von PSI ab, die bis zu ihrer Konvertierung durch die Trias reich und adlig in der Welt herrschten. Sein Vater hatte Ende des 19 Jahrhunderts einen eigenen Orden gegründet, den des goldenen Kreuzes. Für die übrige Bevölkerung eine Art verschworener Geheimbund – in PSI Kreisen und das noch vor Oloff – waren sie Jäger für die PSI die sich daneben benahmen.

Alexandré hatte nie über seine Familie gesprochen, wenn sie sich begegnet waren, dazu waren sie sich nie nahe genug gestanden. Der Franzose war konvertiert worden, aber was aus seiner Familie geworden war wusste Brad nicht. Dennoch trug er stolz seinen Familiennamen, wie viele der hochrangigen PSI. Andere wiederum legten ihren Familiennamen ab oder kannten ihn schlicht nicht.
 

Brad selbst hatte nie eine Notwendigkeit gesehen seinen abzulegen, obwohl seine Familie noch existierte. Sein Vater war in den Staaten der Sentinel über die gesamte Ostküste, zumal er im Kongress war. Brad hütete sich davor allzu genau über die Wut und mit Sicherheit auch Enttäuschung nachzudenken, die er seinem Vater und seiner Familie beschert hatte als er der Trias beigetreten war – und das freiwillig.

Einen Teil dieser Enttäuschung hatte er durch Eve gespürt als sie hier aufeinander getroffen waren.
 

Es gab auch noch eine andere Situation in der diese Art Anker gesetzt wurde, aber das geschah nur bei sehr starken PSI und auch nur in Ausnahmesituationen, wenn sich der PSI in einer ausweglosen Lage befand und er keine andere Möglichkeit mehr sah als sich zu binden um zu überleben. Er hatte darauf keinen Einfluss mehr. Aber das würde er dem Jungen nicht erzählen, es gehörte nicht hierher und betraf ein Kapitel in ihrer Welt das düster und verwerflich war. Es stand selbst im Orden unter Strafe und wurde mit sofortigem Tod durch die Richter geahndet. Und keiner im Orden riskierte es, dass er die Aufmerksamkeit eines Judges erregte. Direkt dem Rat unterstellt ahndeten diese Mitglieder eines separaten Ordens grobe Verfehlungen innerhalb der PSI. Rosenkreuz und die Mitglieder des Ordens des goldenen Kreuzes standen stets in Rivalität zueinander. Judges waren jedoch unantastbar und ihre Mitglieder wurden vom Rat persönlich erwählt. Selbst die alte Trias fürchtete hinter verschlossenen Türen diesen Orden.
 

Omi sah am Zögern des Älteren, dass ihm dieses Thema unangenehm zu sein schien. Oder er ihm nicht alles darüber erzählen wollte und abwog was er wissen musste und was nicht.

„Und was wenn sie es nicht mehr sind?“
 

Brad wurde mit diesen Worten aus seinen Gedanken gerissen und er wandte sich wieder dem Jungen zu. „Sie werden es immer sein.“
 

„Wie kannst du das so einfach behaupten? Bei dir klingt es als wäre dies ein unumstößlicher Fakt.“
 

„Weißt du überhaupt was PSI bedeutet?“
 

„Naja ihr habt dank der Kraft eurer Gedanken Fähigkeiten, die unsere Normalsterbliche weit übersteigen“, versuchte sich Omi an einer – selbst in seinen Ohren - ungeschliffenen Umschreibung.
 

„Wir sind auch normalsterblich. Zugegeben unter bestimmten Vorrausetzungen leben wir länger als andere. Aber du liegst falsch. Zwar nicht gänzlich aber zum großen Teil. Mit unseren Gedanken regeln wir nur das was wir tun wollen. Aber die Energie dafür beziehen wir aus unseren Seelen.“ Er betrachtete sich einige Augenblicke den Takatori Sprössling. „Genug davon.“
 

Omi musste das erst einmal setzen lassen und es schüchterte ihn mehr ein als eine verbale oder körperliche Drohung des Amerikaners. Er sah auf und maß den Mann vor sich mit völlig neuen Augen. Auf ihn erweckte diese Eröffnung mehr denn je das Gefühl, dass in Crawford etwas Diabolisches schlummerte.

Der Gedanke kam ihm dass diese vier von Schwarz so komplett anders waren. Sie waren etwas völlig anderes. Nicht bösartig, nur so unbegreiflich anders, dass es für ihn schwer zu verstehen war. Und doch wenn er sich Schuldig ansah mit all seinen Launen, mit diesem furchtbaren Schalk, der ihm dauernd im Nacken saß...

War das nur eine Fassade um von seiner Andersartigkeit abzulenken oder gehörte dieser menschlich wirkende Aspekt ebenso dazu?
 

„Glaubst du, dass Nagi diesen Anker in mich gesetzt hat?“
 

„Nein.“
 

„Nein?“ Die Antwort kam schnell. Zu schnell für ihn. Omi wusste nicht was er fühlen sollte... war es Erleichterung oder Enttäuschung?
 

„Es ist unleugbar, dass du ihm gut tust, aber du hast nicht die Kraft ihm das geben, was er braucht.“
 

„Und das wäre?“
 

„Freiheit. Sich gehen lassen, seine Fähigkeiten auf diese extreme Art auszuleben wie du es gesehen hast. Es ist als würde jemand ihm verbieten tief durchzuatmen, oder laut zu schreien wenn er es möchte.“
 

Omi senkte den Kopf und sah auf den Teppich, seine Lippen pressten sich aufeinander. Er wusste, dass Nagi es brauchte, er hatte es gesehen wie sehr er es gewollt hatte, wie glücklich er in diesem Moment gewirkt hatte. Aber er konnte nichts dagegen unternehmen, rein gar nichts. Selbst ihm zu Liebe hätte Nagi sich nicht mehr bremsen können.
 

„Er wird stärker werden, Tsukiyono. Das geht noch ein paar Jahre bis er volles Potential erreicht hat, wenn er bis dahin nicht kontrolliert wird oder einen anderen Weg findet dann wird er die größte Plage dieses Planeten werden oder sterben.“ Oder beides was wahrscheinlicher war, Gesetz dem Fall er überlebte die nächsten Tage.
 

Omi schwieg eine Weile und Brad ließ ihn.
 

„Und Jei?“
 

„Was soll mit ihm sein?“

Natürlich wusste Brad auf was der Junge hinauswollte. Aber wozu es ihm einfach machen?
 

„Hatte er so einen Anker irgendwann?“ Vermutlich nicht so wie er diesen Berserker erlebt hatte. Er hatte seine Halbschwester getötet und es viel ihm immer noch schwer hier zu sein. Er ging ihm aus dem Weg und konnte ihm kaum ins Gesicht sehen. Er mied den Mann wo es nur ging. Der Kontakt zu Yohji half ihm diese Nähe zu ertragen.
 

„Ein starker Empath knüpft früh ein Band und ich denke dass Jei diesen Anker auch früh setzte. Er hat ihn selbst zerstört.“

Den Anker bei seiner eigenen Mutter zu setzen war sicher unzweckmäßig und konnte nur tragisch enden. Um das zu überleben hätte Jeis Mutter ihr Kind töten müssen. Und zwar wesentlich früher als sie es dann versucht hatte. Jei vor der Welt verstecken zu wollen war selten dämlich gewesen. Aber offensichtlich hatte sie sich selbst versteckt. Keiner wusste, ob sie selbst eine PSI gewesen war und ob Jei Geschwister hatte und wo der Vater dazu war. Und die Frage ob diese Nonne tatsächlich seine Mutter gewesen war hatte SZ ihm bisher nicht beantwortet. Die Unterlagen die Brad aus dem Archiv mitgehen hatte lassen waren zu knapp für einen Lebenslauf gewesen und hatten damals für ihn ausgesehen als hätte sich jemand ziemlich schnell etwas einfallen lassen müssen. Zu ungenau und dilettantisch waren die Daten gewesen.

Allerdings hatte sich Brad immer gefragt warum Jei das alles mit sich hatte machen lassen. Jei war intelligent, er hatte sich freiwillig so stark manipulieren lassen, dass Brad oft daran gedacht hatte, dass er trauerte. Dass das was ihn ausmachte – seine Seele – trauerte und sie das Leben in ihrer jetzigen Existenz bereits aufgegeben hatte.
 

„Ist das deshalb aus ihm geworden?“
 

„Es war der Auslöser dafür, dass er diverse Probleme hat, ja.“ Brad stand dem Jungen nur zu gerne Rede und Antwort, dafür dass er sich von dem Gedanken löste Nagis Partner werden oder sein zu wollen.

„Kann er wieder einen Anker setzen?“
 

„Das weiß ich nicht, es liegt bei ihm. Der Anker kann bewusst gelöst werden, das geschieht aber meines Wissens so gut wie nie. Wie das vor sich geht weiß ich nicht. Aber eines weiß ich: geschieht dieser Akt brachial ist es als würde ein Teil deines Selbst mit herausgerissen werden und passiert das in jungen Jahren sind die Folgen verheerend für einen PSI. Soweit mir bekannt ist wird diese Art Verbindung erst später gesetzt um solcherart Schäden zu vermeiden. Es ist genetisch so angelegt.“

Ihm waren Berichte über katatonische Zustände, von übersteigerter Angst vor der Umwelt, völliger Selbstaufgabe bis hin zu wahnhaftem Verhalten zu Ohren gekommen. Aber es war nicht nur der plötzliche in ihren Kreisen oft gewaltsame Tod des Bindungspartners sondern auch eine permanente räumliche Trennung die einen der Partner ins Unglück stürzen konnte. Sie brauchten körperliche Nähe.
 

„Hat er deshalb Oaka umgebracht um uns das zu nehmen was er selbst zerstört hat?“, fragte er mit Bitterkeit in der Stimme.
 

„Das musst du ihn selbst fragen. Ich denke nicht, dass es einen triftigen Grund dafür gegeben hat. Den Großteil der damaligen Zeit verbrachte er in einem Rausch der Gefühle. Warum er wie reagierte konnte damals keiner sagen. Ich denke es fiel ihm schwer fremde und seine eigenen Gefühle auseinanderzuhalten. Er kann sie nicht separieren. SZ hatten keine Ambitionen dahingehend ihm zu helfen. Er war effektiv in diesem Zustand.“
 

„Und was ist mit dir?“, wagte sich Omi aus der Deckung. Aber der Hellseher schien ihm diese Frage nicht übel zu nehmen. Er schwieg zunächst.

„Bist du mit deiner Schwester auf diese Art verbunden?“
 

Brad stand auf und schenkte sich nach.
 

Omi winkte ab als Crawford ihm ein zweites Glas anbot, er ließ ihm Zeit und verfolgte sein Tun.
 

„Nein. Uns verbindet ein starkes Band, aber kein Anker“, antwortete er schließlich geduldig.

„Und bevor du weiterfragst: Ich brauche keinen Anker. Er würde mich nur behindern.“
 

„Dann willst du auch keinen?“, hakte Omi nach.
 

„Nein. Hellseher haben nicht das Bedürfnis nach Bindung jedweder Art. Sie funktionieren gut ohne diesen Anker und haben auch keine negativen Auswirkungen wie Schuldig, Jei und Nagi es erkennen lassen.“ Er hatte auch bei Schuldig keinen Anker gesetzt. Das wäre für einem Präkognitiven kaum sinnvoll bei einem anderen PSI gewesen, vor allem nicht bei Schuldig, dessen ganzes Wesen unstet und die Instabilität in ihrer Reinform darstellte. Es war jedoch keine Unmöglichkeit sich an einen anderen PSI zu binden, es war nur komplizierter, denn es musste ein Ausgleich zwischen den Fähigkeiten stattfinden können.
 

Außer extremer Gefühlskälte, dachte sich Omi und erkannte die Schwachstelle in der Argumentation. Aber vielleicht schien Crawford das gar nicht mehr zu sehen, dass er selbst wohl auch diesen Anker brauchte und längst über den Punkt hinaus war um dies zu bemerken. Omi hatte ihn berechnend, kalt, taktierend, paktierend, kalkulierend und beherrscht kennen gelernt. Wo waren Crawfords Gefühle für jemand anderen? Für seine Schwester, für Schuldig, für Nagi?

Sie waren da, natürlich. Vorhin in der Klinik als er in Nagis Zimmer gekommen war... die Umarmung war so innig, so vertraut gewesen und zum ersten Mal hatte Omi die Beziehung der Beiden verstanden.

Brad konnte tatsächlich liebevoll mit Nagi umgehen.

Oder war das nur um anderen das zu geben was sie sich vom ihm erwarteten?
 

In den wenigen Augenblicken die er sie der Welt zeigte schienen sie tatsächlich vorhanden oder spielte er ihnen etwas vor? Der Amerikaner war stets beherrscht. Nie war er wirklich ausgeflippt, nie hatte er große Freude gezeigt, wenn er lächelte, dann stets nur zynisch, oder verächtlich spöttisch. Was ging in dem anderen vor? Und war es tatsächlich das was er durch die Worte glaubte herauszuhören? Fehlte dem Mann tatsächliche diese Art starke Bindung zu einem anderen Individuum?
 

Omi saß stirnrunzelnd da und Brad schüttelte innerlich den Kopf über diese Unterhaltung. „Hast du eine Ahnung was du mich gerade gefragt hast?“
 

Omi sah auf.

„Ähm sicher oder? Die Sache mit dem Anker“, erwiderte Omi verwirrt über diese Rückfrage.
 

Brad wollte etwas erwidern, nahm aber sein Glas und trank milde lächelnd einen Schluck.

„Ich denke das reicht erst einmal.“
 

Omi stand auf, denn offensichtlich war er entlassen. Er war auch nicht böse drum. Sein Kopf und sein Herz schwirrten von dieser Flut an neuen Informationen.

Er war bereits an der Tür.
 

„Behalte das für dich.“
 

Omi nickte. Er würde auch nicht wollen, dass Nagis Vergangenheit Tischgespräch wurde.
 

Er schloss die Tür von draußen und ging den Flur zum Badezimmer entlang. Dort angekommen ging er zum Waschbecken um sich das Gesicht zu waschen.

Die Sache mit dem Anker, was hatte Crawford gemeint damit ob er wisse was er ihn gerade gefragt hatte.
 

„Ach du Scheiße“, entfuhr es ihm nach einem Moment in dem er sich im Spiegel betrachtet hatte.

Hatte er gerade Brad Crawford gefragt ob er jemanden wolle der ihn liebte? Nicht die Liebe einer Schwester, sondern die zu einer Frau oder einem Mann?

DAS war es? Dreck.

War es das? Vor lauter Band und Anker und Kette hatte er das Wesentliche dabei völlig außen vor gelassen. Warum konnte der Typ nicht einfach sagen was er meinte?
 

Jetzt wurden die Dinge auch klarer. Crawfords Misstrauen gegenüber Rans und Schuldigs Verbindung. Es würde Schuldig zerstören wenn Ran - wenn dieser Anker - verschwinden würde. Aber sollte das Ran nicht wissen? Und wäre das aber gut?
 

Und wollte Crawford deshalb keinen Anker weil naja es ihn behinderte... oder eben schaden würde wenn dieser verschwand? War es das?

Es war nichts anderes als Bindungsangst wie bei Normalsterblichen. Angst davor einen geliebten Menschen zu verlieren. Nur, dass diese PSI mit mehr oder weniger üblen Folgen zu rechnen hatten, da sie Fähigkeiten hatten die fest in ihrer Seele ver... ankert waren.
 

„Oh man“, seufzte Omi und schüttete sich erneut kaltes Wasser ins Gesicht.

Mal davon abgesehen, dass er glauben würde, dass es so etwas wie eine Seele gab. Er hatte in seinem Leben oft Zweifel über diese Glaubensfrage gehabt. Für Schwarz war dieser Punkt wohl Fakt. Sie brauchten sich keine Gedanken darum machen ob sie eine Seele besaßen oder wohin diese ging wenn sie starben. Oder doch?

Omi stützte sich auf dem Waschbecken ab und sah dem Wasser zu wie es davonrann. Eine lohnenswerte Frage, die er vielleicht Schuldig stellen sollte. Wohin gingen Seelen wenn ihre Heimat verloren ging? Omi grinste matt. Er war nicht so der gläubige Typ. Dennoch war die Frage interessant.
 

Aber was bedeutete dieser Anker für einen PSI? War es das Gefühl geliebt zu werden? Die Hoffnung darauf, dass es immer einen Platz gab an dem er angenommen werden würde? Die Zuversicht diesen Platz im Herzen eines anderen nie zu verlieren?
 

Und war es das was Crawford fürchtete? Diese Hoffnung konnte trügerisch sein. Aber was gab es Schöneres wenn es einen Menschen gab der einem vertraute und an einen glaubte? Und der einen kannte.

Crawford war ein Kontrollfreak und ihn ängstigte vermutlich nichts mehr als die Kontrolle zu verlieren. Eine derartige Verbindung zu einem anderen nahm ihm einen Teil seiner Kontrolle über das was ihn ausmachte. PSI definierten sich offenbar sehr über ihre Fähigkeiten, verständlich wenn er den Ausführungen des Mannes glauben wollte.
 

Er war erleichtert, dass er nach diesem Gespräch nicht gleich zu Nagi musste und erst einmal ihre Besprechung anstand.

Sie wussten nicht woher er gekommen war, welcher Familie er entrissen worden war und was dieser Straud ihm angetan hatte.
 

Er trocknete sich das Gesicht ab. Aber war das wichtig?

Er selbst hatte mit Nagi ein Gespräch über die imaginäre Kette geführt derer er sich langsam entledigte. Er hatte ihm Mut machen wollen sich dieser Aufgabe zu stellen. Wie nahe oder fern er der Wahrheit damals gekommen war machte ihm deutlich wie schwerwiegend das Problem tatsächlich war. Im Grunde genommen hatte Omi keine Ahnung davon besessen was da auf ihn zukommen würde.
 

Crawford hatte es gewusst und ihn gewarnt. Nur war diese Warnung, die eines Hellsehers gewesen – kryptisch und unverständlich. In Kombination mit einem sardonisch kalten Einschlag eines Brad Crawfords.
 

Er verließ das Badezimmer und ging den langen Flur entlang um die Treppe nach unten zu nehmen.

Auf der letzten Stufe angekommen sah er wie Berserk an der Treppe in Richtung Poolhaus ging. Er zögerte. Der Name schien ihm unpassender den je geworden. Jei hieß er also. Mehr nicht, nur Jei. Ohne Vergangenheit und vielleicht ohne Zukunft, nur Jei.

Omi ging die letzte Stufe hinunter und sah ihm nach. Er wollte ihm eigentlich aus dem Weg gehen...
 

o
 


 

Yohji saß auf der dem Poolhaus angrenzenden Terrasse und sah wie Jei an ihm vorbei spazierte. Der Blonde zog an seiner Zigarette und verfolgte den katzenhaften Schritt des Iren über die Wiese, durch die Bäume hindurch um dann aus seinem Blickfeld zu verschwinden.

Erstaunlich seltsam hatte er sich benommen, als das Kind noch hier war. Sehr still und in sich gekehrt, dabei aber nicht abwesend wie sonst wirkend. Fast schreckhaft wenn Yohji ihn angesprochen hatte, was er mit Vorsicht getan hatte – wer wollte schon den Zorn von Berserk auf sich ziehen?
 

Yohji sah auf als Omi neben ihm auftauchte. Er trug eine knielange Cargohose in schwarz, seine grünen Sneaker und ein schwarzes Shirt mit dem Logo einer J-Rock Band. Auf der Stirn hatte er seine spezielle Brille, die eher wie die eines Schweißers aussah. Er benutzte sie zum Motorradfahren und sie beinhaltete einige Features – wie Nachtsicht und andere nützliche Spielereien, die Yohji für total überflüssig hielt. Noch vor ein paar Minuten hatte er sich hier alleine gewähnt und jetzt herrschte verdammt viel Betrieb um ihn herum. Es war drückend heiß, trotz der Wolken, die sich langsam am Himmel tummelten.
 

„Na Kleiner?“, begrüßte Yohji den Jungen und zog sich seinen Cocktail heran.

„Hi Yohji. Siehst beschäftigt aus...“, murmelte Omi in Gedanken bei dem Iren, der gerade in die Bäume verschwunden war.

„Findest du es nicht ein wenig früh für einen Cocktail?“, fragte Omi immer noch mit dieser Stimme, die Yohji sagte, dass der Junge gedanklich mit etwas ganz anderem beschäftigt war.

Er überhörte die ketzerische Frage geflissentlich und zuckte mit den Schultern.

„Hat es Ärger gegeben?“, fragte Yohji.

Und da hatte er die Aufmerksamkeit des kleinen Rebellen.

„Ärger?“ Omi sah zu ihm runter.

Yohji deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung in der Jei verschwunden war.

Omi sah dem Wink nach. „Nein“, sagte er grüblerisch.

„Nein, hat es nicht.“

Omi stapfte los, Jei hinterher.

„Aber vielleicht... gleich.“

Yohji stellte den Cocktail ab und verschluckte sich halb als er sich gleichzeitig aufsetzte.

„Hältst du das für eine gute Idee?“, rief er dem Jüngeren nach.

Der hob nur Ratlosigkeit vorgebend die Hände.

„Was...?“

Yohji setzte sich von der Liege auf und stellte seine Füße rechts und links daneben ab. Ob das mal gut ging?

„Hey...!“, begrüßte ihn Eve kurz darauf und Yohji sah auf, ein anzügliches Grinsen auf sein Gesicht zaubernd. Eve sah wieder zum Anbeißen aus. Hellgraue Shorts, die allerdings nicht zu knapp waren sondern lediglich ihre ellenlangen Beine betonten, Sandalen mit einem angemessenen Absatz und eine hübsche weiße Bluse, die in ihrer schlichten Eleganz ihre Anmut unterstrichen. Ihre dunklen üppigen Locken hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengefasst.

Wie stets trug sie hauchdünne Lederhandschuhe, die knapp am Handgelenk aufhörten und heute in einem knalligen Rot leuchteten. Alles in allem eigentlich nicht sein Geschmack, sehr züchtig, ordentlich, bloß nicht zu gewagt. Dennoch sah diese Frau in allem was sie trug vortrefflich aus.

Sie nahm seinen Cocktail vom Tisch und kostete.

„Hmm... gut, aber stark“, urteilte sie, stellte ihn jedoch nicht wieder hin. „Wolltest du mir nicht helfen die Einkäufe aus dem Wagen zu räumen, wenn ich wieder da bin?“, fragte sie, machte auf dem Absatz kehrt und ging hinein.

Yohji schmunzelte. Die Frau wusste wirklich wie sie hier alle Männer um den Finger wickeln konnte. Sie sagte nicht ‚wir’, denn Ken war schließlich beim Einkauf mit dabei gewesen. Dennoch... wer war er, dass er Ken das Feld alleine überließ?
 

Yohji sah Omi nach und konnte sich nur schwer entscheiden wem er nun seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken wollte. Nun... Omi hatte ihn nicht um Hilfe gebeten, Eve dagegen schon.

Er erhob sich geschwind und folgte seinem Cocktail ins Haus hinein.
 


 

o
 


 


 

Omi fand den Iren an einen Baum gelehnt, Banshee auf seinem Schoß, eine vernarbte Hand lag ruhig auf ihrem Körper.

Er hatte das Auge nur halb geschlossen, Omi konnte die gelbe Iris matt glimmen sehen. Unschlüssig stand er in sicherem Abstand und wartete bis der Mann seine Anwesenheit bemerkte.

Drei Meter sollten wohl ausreichen um einen schnellen Abgang zu gewährleisten.

Er wartete und setzte sich auf die Wiese.

Wie sollte er mit diesem Mann reden? Sollte er einfache Worte wählen um ihn nicht zu verwirren?

„Sich hinzusetzen macht einen Rückzug um ein Vielfaches schwieriger.“

Omi hob die Augenbrauen. Nach gut einer halben Stunden des Wartens war DAS der Satz der ihn nun fast aus den Latschen kippen ließ. Ein Satz der so normal klang als würde er mit Crawford sprechen.

„Vielleicht will ich mich auch nicht zurückziehen“, gab Omi mutig zu bedenken.

„Deine Angst spricht eine andere Sprache.“

„Wundert dich das?“, begehrte Omi auf und zuckte kurz zusammen. Nicht aufregen, Omi. Das ist ein Empath. Er hat seine Mutter getötet – in Rage. Er kann Gefühle nicht separieren, wie Brad betont hatte. Er malte Bilder vermutlich zu therapeutischen Zwecken. Und er hatte vielleicht heute besonders schlechte Laune und seine Tabletten einfach aus Trotz weggelassen.

Sein Blick ging zurück zum Haus. Und die anderen waren verdammt weit weg, gemessen an der Schnelligkeit des Iren.

Hektisch sah er wieder zurück. Gut, der Mann saß immer noch wie in einem impressionistischen Bild in aller Seelenruhe an den Baum gelehnt da, ohne den kleinen Finger gerührt zu haben. Irgendwie war Omi plötzlich sehr nervös geworden, weniger mutig als noch vor seinem spontanen hirnrissigen Entschluss dem Berserker einige Fragen stellen zu wollen.
 

„Warum störst du mich?“, hörte Omi die leise gestellte Frage. Noch immer hatte Jei sich nicht gerührt und sah ihn auch nicht an.
 

„Du schuldest mir etwas.“ Omi sah zu wie sich nun das Gesicht des Mannes hob und ihn anblickte, das unversehrte Auge öffnete sich vollständig und das dämonische Gelb sah ihn mit unverhohlenem Interesse an.

Er legte den Kopf schief und Banshee hob ebenfalls ihren Kopf. Sie fauchte in seine Richtung und Omi sah sie verwundert an.

Jei strich ihr behutsam über den Kopf und sie schmiegte sich in die streichelnde Hand.
 

„Was schulde ich dir?“, fragte der Mann mit dieser kratzigen tiefen Stimme.
 

„Antworten.“ Omi kniff die Lippen zusammen. Das würde ein schwieriges Gespräch werden.
 

„Warum sollte ich das tun. Dir antworten.“
 

„Du hast Ouka getötet.“
 

„Deine Halbschwester. Ouka. Brad sagte sie war deine Halbschwester. Schuldig fand gefallen an dem Gedanken, dass sie deine Halbschwester war und du sie dennoch vögeln wolltest“, sinnierte Jei. Sein Kopf glitt wieder in die Gerade und er starrte ihn unverwandt an. Gott, Omi fühlte sich mehr und mehr im Blick eines Raubtieres. Mehr als bei den anderen von Schwarz wenn sie einen im Fokus hatten. Und es war sonnenklar, dass Schuldig das spaßig gefunden hatte. Dieses verrückte Dilemma aus dem es keinen Ausweg gegeben hätte.

Und dieser Mann vor sich hatte in seinem Wortschatz das Wort ‚vögeln’. Bestimmt von Schuldig entlehnt.
 

„Ich wusste nicht, dass sie meine Halbschwester war als ich sie kennengelernt habe. Ich hatte tiefe Gefühle für sie. Und du hast sie mir genommen.“
 

„Das ist richtig.“
 

Omi brachte diese bedächtige nachdenkliche Antwort beinahe erneut auf die Palme. Aufmerksam sah ihn der andere weiterhin an, als würde er ihn durchleuchten. Mit Sicherheit war es so.
 

„Du bist interessant.“
 

Omi wurde flau im Magen. Er wusste von Ran, dass es nicht gut war, wenn Berserk irgendjemanden als interessant bezeichnete. Yohji war schließlich superinteressant für den Iren. Aber trotz der Befürchtungen er würde ihn vor lauter Interesse zerstückeln und ausweiden war nichts passiert. Er tummelte sich nur gelegentlich in seiner Nähe als würde er sie suchen und für gut befinden.
 

„Bin ich nicht“, behauptete Omi.
 

Jeis Gesicht erhellte sich und sein vernarbter Mund breitete sich zu einem Lächeln aus. Grußelig... ES lächelte.

Und das war mit Sicherheit nicht gut für ihn – oder irgendjemanden.
 

„Ich fühle mich nicht... schuldig.“
 

„Du fühlst gar nichts.“ Omi sah ihn fest an, jeden Moment aufspringen wollend um aus der unmittelbaren Reichweite des Mannes gelangen zu können.
 

Jeis Lächeln verblasste. Omi sah jedoch wie die Mundwinkel noch zuckten. Er hatte den Iren immer für einen debilen, gestörten Typen gehalten. Nur jetzt war eine fast schon angstmachende Intelligenz in dessen Blick zu erkennen. Gut, ein intelligenter, gestörter Typ. Definitiv übel.
 

„Unerheblich ob du dich schuldig fühlst oder nicht, du bist es.“
 

„In welcher Rechtsprechung?“
 

„In meiner, verdammt noch mal!“, sagte Omi und fühlte sich nicht mehr so ängstlich wie zuvor. Trotzdem das flaue Gefühl wollte noch nicht weichen.
 

„Und du gedenkst was zu wollen um diese Schuld zu begleichen?“
 

Beinahe fühlte sich Omi fasziniert von diesem Gespräch. Redete Jei mit den restlichen Mitgliedern auch so viel? Und drückte er sich sonst auch so gewählt aus? Wusste Yohji das? War ihm deshalb der Nähe des Iren nicht unangenehm?
 

„Antworten.“
 

„Auf welche Fragen?“

„Ich will alles von dir wissen!“, platzte Omi heraus.
 

Banshee sprang plötzlich fauchend auf und sträubte ihr Nackenfell. Sie war plötzlich auf 180 was nur Berserk bewirkt haben könnte.

Sie wich zurück vor Omi, nicht vor dem Mann. Dieser saß nur ruhig da, dann hob er die Hand langsam und zog sich die Augenklappe herunter.

„Wirklich...alles?“, fragte er in einem Tonfall der in seiner Harmlosigkeit nicht falscher hätte sein können. In dieser Frage steckte viel, vor allem steckte darin, ob Omi sich sicher war wirklich alle grausigen Details wissen zu wollen.
 

Und das war er nicht mehr so ganz, wenn er das vernarbte und zerstörte Auge des Mannes betrachtete.

Banshee beruhigte sich wieder und ging zu der Augenklappe, ihre Pfoten hoben sich tastend durch das Gras.
 

„Warum glaubst du, dass ich dir erzählen sollte was ich bisher vor einem Hellseher und einem Telepathen verborgen habe?“
 

„Weil du es mir schuldest!“
 

„Ich empfinde keine Schuld“, sagte er noch einmal und sah ihn unverwandt an.
 

Omi schwieg. Hier kam er so nicht mehr weiter.

Jei schien das zu bemerken.
 

„Um diese Schuld, wie du es bezeichnest zu begleichen müsste ich dir einen geeigneten Ersatz überreichen. Eine Halbschwester, die du lieben kannst. Habe ich Recht? Würde dich eine Schwester oder ein Bruder auch zufrieden stellen? Es ist nicht das Gleiche, aber das Blut ist weniger verwaschen. Keine halben Sachen. Was ist wenn du sie oder ihn aber nicht lieben kannst? Es wäre sogar die perfekte Wiedergutmachung. Bevorzugst du Frauen?“

Dann schien er einen Moment nachzudenken. „Nein, Nagi ist keine Frau.“
 

„Ähm...“ Naja, das war ja wohl unmöglich. Und der Mann schien mehr als nur interessiert an dieser Möglichkeit zu sein.

„Das ist nicht möglich. Das wird ja kaum eintreten. Und überhaupt... das ist total irre.“
 

„Ist es das?“
 

„Ja ist es. Liebe geht nicht auf Knopfdruck.“
 

„Nicht?“ Jei lächelte wieder. Omi hob rasch die Hände.
 

„Hör bloß auf und fang gar nicht erst an dieses Gefühl in mir zu erzeugen.“
 

„Liebe ist kompliziert. Viele Farbschichten über- und nebeneinander, so in ihrer chemischen Substanz ineinandergreifend, dass sie nicht einfach zu trennen sind. Sie vermischen sich und sie tun es über eine lange Zeit. Nicht einmal ich kann diese Farbe malen. Ich kann nur die Facetten herausziehen, die für mich erkennbar sind. Wenn sie verblasst, dann verschwinden nicht die einzelnen Farben sondern das gesamte Bild.“
 

Omi musste zugeben, dass es faszinierend war über dieses Thema mit dem Mann zu sprechen. Aber nur über dieses Thema. Das andere hatte irgendwie etwas von Menschenhandel. Total irre.
 

„Du kannst nur Fragmente sehen? So wie ein Kenner Gewürze in einem Gericht herausschmeckt? Aber du kannst Zuneigung erzeugen.“
 

„Zuneigung ist nur ein Teil des Ganzen. Ärger ist auch Teil des Ganzen, ebenso wie die Verhaltensweisen Geduld und Nachsicht.“
 

„Und Hass? Verhält es sich ebenso damit?“
 

„Hass ist ebenso eine Komposition aus verschiedenen Farben und braucht ebenso Zeit um zu entstehen. Er kann ebenso nicht in seine Elemente gespalten und getrennt werden. Ebenso verschwindet dieses Bild nicht in Fragmenten, es verblasst zur Gänze.“
 

„Hast du Ouka gehasst?“
 

„Nein, nicht Ouka.“
 

„Dann mich?“

Hier kam er dem Ganzen vielleicht etwas näher. Er wollte es verstehen, endlich verstehen warum.
 

„Nein.“
 

„Was dann?“
 

„Warum fragst du?“
 

„Ich will verstehen warum sie sterben musste. Warum also?“
 

Jei hatte Banshee zugesehen wie sie spielte und sah nun zu ihm. Sie sahen sich lange an und Omi versuchte tapfer dem Blick standzuhalten.

„Es war eine Erinnerung.“

Jei sah wieder zu Banshee.
 

Omi wollte zuhören, er würde diese Tat nie verzeihen können aber er konnte erfahren warum. Denn dieses warum war das was ihn so quälte.

Er schwieg lange und sagte nichts.

Dann spürte Omi wie er traurig wurde als er Jei dort so sitzen sah und die Katze mit den Bändern der Augenklappe triezte. Plötzlich fluteten so viele Gefühle in ihn sodass er aufkeuchte. Er wollte etwas sagen, doch ihm blieben die Worte im Hals stecken. Mühsam hob er die Hand und wollte dass Jei aufhörte, doch der sah langsam und still zu ihm hin. Er fühlte einen großen Verlust, einen Trennungsschmerz, den er empfunden hatte als Ouka gestorben war, als wäre etwas aus ihm herausgerissen worden. Und da waren noch andere Gefühle, eine elementare bedrohliche Angst, Scham und eine tief gehende Einsamkeit. Dann hörte es auf und Omi saß da und keuchte. Minutenlang saß er da und weinte.
 

Jei spielte derweil weiter mit der Katze und Omi fühlte sich von dieser beschaulichen Szene losgelöst. Für ihn fühlte es sich an als wäre eine Welt zersplittert. Er beruhigte sich nur langsam.
 

„Waren das deine Gefühle?“, fragte er innerlich noch aufgebracht.
 

„Ich weiß es nicht.“
 

„Dann hast du sie nur zusammengekramt um sie mir entgegenzuschleudern?“
 

„Nein.“
 

„Waren das Oukas Gefühle oder meine damals?“
 

„Nein. Weder noch.“ Jei ließ seine Hand mit dem Spielzeug sinken.
 

Gut, anders rangehen, überlegte Omi und wischte sich die restlichen Tränen von den Wangen. Er holte ein paar Mal tief Luft und schloss kurz die Augen. Danach brauchte er etwas Hochprozentiges, vielleicht das brennende Zeug von Crawford.
 

„An was fühltest du dich erinnert?“
 

„An...“, Jei runzelte die Stirn. „An die Trennung. Die Sünde, derer wir bezichtigt wurden. Gott sagte, dass es eine Sünde war. Sie zerschnitten das Band weil es sündhaft war.“
 

Omi verzog den Mund. „Bisher liefs doch ganz gut“, sagte er leise für sich selbst. Und jetzt kam Gott ins Spiel. Gott war kein gutes Thema bei dem Iren. Vielleicht sollte er seine Glückssträhne nicht überstrapazieren...
 

„Und deshalb hasst du Gott?“
 

Okay vielleicht auf diesem Weg, aber er war sehr steinig, scharfkantig und brannte – und er selbst war barfuß unterwegs.
 

„Gott?“
 

„Äh ja.“
 

„Gott ist menschengemacht. Ich hasse Menschen. Sie geben dem was sie nicht verstehen einen Namen und in diesem Namen handeln sie.“

Okay... jetzt glitten sie langsam zu dem Mann den er bislang als Psycho kennengelernt hatte.
 

Zurück zu den Infos die er hatte...

Er wollte gerade ansetzen etwas zu sagen als der andere Psycho plötzlich sein Gehör verlangte.

‚Hey Knirps, was treibst du da eigentlich? Du hast einen Stock gefunden und popelst damit in einem Hornissennest herum, hast du Langeweile? Ich kann das nachvollziehen, wenn ich Langweile habe mache ich auch dumme Sachen, kann Ran dir bestätigen...’

‚Hat Yohji dich angeheuert?’

‚Er hat angedeutet, dass du selbstmordgefährdet bist.’

‚Ich unterhalte mich lediglich mit eurem Hauseigenen Irren. Was dagegen?’
 

‚Ja... Jei ist gerade etwas seltsam drauf könnte man sagen.’

Was hast du ihm gesagt?’
 

‚Krams dir selbst zusammen, hab keinen Bock alles noch mal durchzukauen.’
 

Omi spürte diesen Druck im Kopf und kurz darauf war Schuldig wohl im Bilde. ‚Oh Wow, soweit bin ich nie gekommen’, meinte er lahm.
 

‚Witzig’ Omi wusste genau, dass Schuldig auf die Gott-Thematik anspielte.
 

‚Trotzdem muss ich sagen ein paar Sachen sind interessant. Ob er wohl die Geschichte mit der Sünde auf seine Mutter bezieht?’
 

‚Was fragst du mich?’
 

‚Kann ich mich dranhängen?’
 

‚Hat Ran nicht irgendetwas Tolles für dich, dass du machen kannst? Ihn vögeln zum Beispiel oder so?’
 

‚Nein, er putzt.’
 

‚Höre ich Bedauern heraus?’

Omi hob einen Mundwinkel anzüglich grinsend und formte ein paar Bilder von Ran in lasziver eindeutig sexuellen Szenen. Möglichst leidenschaftlich, lustverhangen...

‚Stell das sofort ab!’, wurde er angewiesen und Omi grinste. Wenn er das früher gewusst hätte, dann hätte er mit Sicherheit im Kampf einen Vorteil gehabt.

‚Lustig, lustig, Knirps.’
 

‚Wenn du zuhören willst, dann halt den Rand.’
 

‚Ich nehme keine Befehle von Knirpsen entgegen!’
 

‚Aber von Ran. Und wenn ich jetzt...’
 

‚Schon gut... los mach weiter, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.’

‚Deine Neugierde und deine Angst vor der düsteren Rache des unvergleichlichen Ran-chans macht dich so was von berechenbar, Mastermind!’

Omi grinste.

‚Schnauze!’
 

Omi konzentrierte sich also wieder auf Jei, der wieder tief in sich versunken schien.
 

„Die Trennung von wem? Von deiner Mutter?“
 

„Nein“, erwiderte er.
 

„Von deinem Vater?“
 

„Nein.“
 

Omi stutzte.
 

„Die Trennung von wem?“
 

Lange sagte keiner etwas, selbst Schuldig hielt die Klappe.
 

„Die Trennung von einem Teil meiner selbst.“
 

‚Was meint er Schuldig? Ist das so ein PSI Ding?’
 

‚Die Konvertierung vielleicht. Keine Ahnung.’
 

„Ich liebte diesen Teil. Er war immer bei mir, ein Teil in mir und mit mir. Dieser Teil war sanft, strahlend hell, verletzlich und zart. Und er war schwach und er war es wert beschützt zu werden. Ein mich spiegelndes Abbild.“
 

‚Vermutlich meint er die Konvertierung’, resümierte er in Gedanken.
 

„Nein, tut er nicht.“ Schuldig tauchte einen Schritt hinter ihm auf und Omi wandte sich zu ihm um. „Er meint eine... Person“, sagte Schuldig und Omi sah den ernsten Blick – der eher selten auf diesem Gesicht zu sehen war. Und er sah auch das Erstaunen auf Schuldigs Gesicht.
 

„Jei... warum hast du nie etwas gesagt?“
 

Omi sah von einem zum anderen und hatte das Gefühl zu stören. Einerseits war er froh drum, dass Schuldig hier war damit er nicht Gefahr lief erwürgt zu werden, dennoch fühlte er sich als würde gerade etwas von großer Wichtigkeit offenbart werden. Schuldig schien fast schockiert zu sein. Und wenn Schuldig schockiert war sollte das seine Umgebung auf jeden Fall auch sein.

„Ich fühle diesen Teil immer.“
 

Jei stand auf, sah sie nicht mehr an und drehte sich ohne ein weiteres Wort um. Zusammen mit seiner treuen Begleiterin, die ihre Beute zwischen ihren Zähnen gesichert trug entfernte er sich von ihnen in den hinteren Teil des Gartens. Schuldig sah ihm nachdenklich nach und Omi befand, dass wenn Schuldig ihn ziehen ließ er das besser auch tat und nicht weiter in den Mann zu dringen versuchte.
 

„Scheiße.“
 

„Was, verdammt?“, wollte Omi wissen.
 

Schuldig schüttelte den Kopf. „Das geht uns eigentlich nichts an. Jei will offenbar nichts unternehmen, sonst hätte er es bereits längst.“
 

„Klartext Möhre!“, forderte Omi ihn auf.
 

Schuldig hing in Gedanken fest und gab dem Kleineren lediglich eine halbherzige Kopfnuss für diese Frechheit.
 

„Offenbar hat Jei eine Schwester oder einen Bruder, ein Zwilling, wenn ich es richtig verstehe. Er sagte ein spiegelndes Abbild.“
 

„Das hat er vielleicht nur so gesagt.“
 

Schuldig sah ihn skeptisch an. „Jei? Nur so gesagt? Ja, sicher, Jei plappert auch pausenlos herum und da weiß man ja nie wenn er nur so etwas dahinsagt...“
 

„Habs kapiert.“
 

Schuldig wandte sich zum Haus hin und Omi folgte ihm.

„Vielleicht ist er oder sie tot?“, grübelte Schuldig.

„Er sagte, dass er diesen Teil immer fühlt. Keine Vergangenheitsform.“ War das vielleicht der herausgerissene Anker, der den Iren zerstört hatte?
 

„Ja, vielleicht hat er das nur metaphorisch gemeint“, brummte Schuldig wenig aufschlussreich.
 

„Metaphorisch...“ Omi sah ihn an als wäre Schuldig ein drittes Auge gewachsen. „Willst du mich verarschen?“
 

„Na, ich meine wie in: Sie ist tot, aber ich fühle ihre Präsenz immer noch.“
 

Okay, das verstand Omi. „Gut, Klar, das kann so sein.“
 

Schuldig blieb stehen. „Das Rätsel kann wohl nicht gelöst werden.“
 

„Soll ich’s später noch einmal probieren?“
 

„Besser nicht. Er war schon ziemlich pissig als ich zu euch gekommen bin.“
 

„Davon hab ich nichts bemerkt. Banshee war ganz friedlich.“
 

„Hättest du aber bald und dann wäre es zu spät gewesen. Jei ist nicht dämlich, er hat sicher forciert, dass du seine Gefühlslage anhand von Banshees Reaktionen bewertest. Den Schlag hättest du nie im Leben kommen sehen. Lass ihn lieber in Ruhe. Vielleicht ist es ein Teil seiner Vergangenheit, die er lieber begraben möchte, auch wenn ich verdammt noch mal übelst neugierig bin.“
 

„Die Vergangenheit holt uns immer ein.“
 

„Aha. Schlaubi.“
 

„Is aber so.“ Omi streckte ihm die Zunge raus und verdünnisierte sich ins Haus bevor Schuldig Lust hatte ihn zu maßregeln - und ihm Ran auf den Hals hetzen konnte.
 

„Dann pass mal gut auf, dass sie es bei dir nicht tut!“, brüllte Schuldig hinterher und sah noch wie Omi sich zu ihm umdrehte und ihm mit bösen Gesichtsausdruck den Mittelfinger zeigte.
 

Schuldig folgte dem Dreikäsehoch ins Haus und bog in die Küche ab. Kudou und Eve waren gerade dabei massenhaft Zeug das Eve mit Ken gekauft hatte in den Vorratskeller, in ihren Abstellraum und in den Kühlschrank zu räumen. Glücklicherweise hatten sie mehrere Kühlschränke und Kühltruhen im Haus.

Ran war unten und absolvierte sein tägliches Trainingsprogramm. Mittlerweile waren alle scharf darauf mindestens einmal am Tag ihren Trainingsraum aufzusuchen. Zu viele Meuchelmörder unter einem Dach, die etwas auf ihre Kondition und ihre Figur hielten. Wie sollte man es bloß mit diesen rattenscharfen Typen und dem einen nicht minder scharfen Mädel in einem Haus aushalten? Vielleicht wäre eine Soap mit dem Namen ‚Killer in the house’ einen Sendeplatz wert? Schuldig grinste über diesen Gedanken.
 

„Wie geht’s eigentlich der Kleinen?“, fragte Schuldig gut gelaunt und schenkte sich ein Glas Saft ein.

„Sie leidet unter der Trennung von ihrem Bruder. Nagi kann sie eine Zeit lang ablenken. Sie malen und spielen zusammen, aber es hält nicht lange an.“

„Nagi spielt?“ Schuldigs Grinsen minimierte sich zu einem aufrichtigen Lächeln.

Eve sah ihn schmunzelnd an.

„Ja, er sagt zwar es wäre unter seinem Niveau und vor allem seiner Würde, aber in Ermangelung einer anderen Beschäftigung hat er sich gefügt. Und das sind die Worte die er benutzte.“ Sie betonte jedes dieser Worte als hätte sie Nagi selbst gesprochen.

Schuldig lachte leise. „Der Junge hat noch nie gespielt.“

„Naja, das stimmt nicht so ganz“, sagte Kudou der gerade einen Karton von den Garagen hereinbrachte und auf dem Tisch abstellte.

„Ich finde schon, dass er einen Mordsspaß damit hatte uns arme Menschen zu ärgern.“

„Was kann er denn dafür wenn er Freude an der Arbeit hat?“

Schuldig grinste ihn an.

Kudou verzog nur das Gesicht zu einer spöttischen Replik.
 

Eve sah auf ihre Uhr. „Könnt ihr das alleine fertig machen? Ich muss kurz zu Brad.“

„Klar“, beeilte sich Kudou und Schuldig grinste ihn wieder mit diesem wissenden Lächeln an.

Yohji sah ihr nach und begann dann Eves Arbeit zu übernehmen.

„Du hast Konkurrenz, Blondie, also halt dich ran.“

„Von dir?“ Yohji lachte ungläubig.

„Nein ich bin zufrieden und glücklich.“

Kudou sah auf. „Selten in unserer Branche das zu hören.“

Schuldig zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck seines Getränks.

„Nein, Hidaka hat einen guten Draht zu ihr. Pass bloß auf“, warnte Schuldig mit einem Grinsen in sein Glas hinein.

„Der ist ihr zu klein“, zählte Yohji einen Makel auf.

„Dafür ist er weniger flatterhaft, mehr...“, fing Schuldig an.

„Sag jetzt nicht bodenständiger.“

„Irgendwie schon.“

Kudou seufzte. „Im Ernst, Schuldig. Glaubst du, dass sie Interesse an irgendeinem von uns gestörten Typen hat? Sie hat definitiv etwas Besseres verdient, sie ist für jeden Einzelnen von uns zu gut. Und mich wundert es nicht, dass Brad sie von diesem Dunstkreis fernhalten wollte. Ein Punkt für das fiese Orakel.“

Schuldig sah zu Kudou hinüber. Oha, hatte sich da jemand ernsthaft verguckt? Keine anzüglichen Sprüche?

Sollte er ihren hauseigenen düsteren Amor mit der scharfen Klinge mal auf die Idee bringen, dass Eve und Kudou super zusammenpassen würden?
 

„Es ist nie gut wenn du die Klappe hältst“, meinte Kudou argwöhnisch und Schuldig machte ein fragendes, harmloses Gesicht. Er deutete auf seine unschuldig dreinschauende Miene. Konterkarierte jedoch jedwede Harmlosigkeit mit seinen nächsten Worten.

„Ich dachte gerade an Asuka.“

Yohji ließ die Hand in der Papiertüte sinken und knickte sie dabei ein. Er sagte einen Augenblick nichts und nahm seine Arbeit wieder auf. Schuldig wartete und nippte an seinem Saft.

„Echt jetzt? Du willst das jetzt durchkauen?“

„Ich will gar nichts durchkauen“, betonte Schuldig.

Ken kam in diesem Augenblick herein, sein Bein lag noch in einer halben Schiene und er schonte es beim Laufen. Er ging grußlos an ihnen vorbei. Schuldig sah ihm nach. Was wollte der denn bei Brad und Eve?

„Und was willst du dann?“

„Nichts, ich dachte nur gerade an sie“, wurde Schuldig von Kudou abgelenkt.

„Du kanntest sie überhaupt nicht, wie kommst du darauf gerade jetzt an sie zu denken?“

„Vermutlich weil du gerade an sie gedacht hast.“

„Hab ich das?“

„Japp, hast du.“

Kudou runzelte die Stirn. Er hatte es nicht bemerkt. Wie lange er darüber grübelte und sich nicht mehr mit Schuldig unterhielt wusste er nicht, als er alles im Kühlschrank hatte und sich umdrehte war er allein in der Küche.
 


 


 


 

Fortsetzung folgt...

Vielen Dank!

Gadreel ^.^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  KuroMikan
2015-10-17T22:28:20+00:00 18.10.2015 00:28
Hallö :)
Ich lass au mal wieder einen. Kommi da ;D
Oh wie ich diese fanfiction liebe <3
Immer was geboten :) oh mein gott.. Jay hat nen Zwilling? Das ist hart -.- der Arme...
Omg ich freue mich schon wieder total auf diese kleinen ran x schuldig Szenen <3 das pairing ist so toll *.* ich hoffe dir kommen nicht zu kurz ^^'

Jedenfalls wieder ein klasse Kapitel und ich freu mich auf die Fortsetzung <3

LG Mikan



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