By your side
Stellt euch vor, ich lebe noch! x___X' Ich sag' dieses Mal nichts mehr zu der langen Wartezeit... außer SORRY! ><'
Viel Spaß mit dem Kapitel. *mich gleich ans nächste ranmach*
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Die Auseinandersetzung zwischen Hilary und Max wollte Tyson nicht aus dem Kopf gehen, sodass er letztlich niedergeschlagen zu Hause ankam, wo er leise seufzend die Haustür hinter sich zuschlug und auf sein Zimmer zusteuerte. Gedankenverloren blieb er an der Zimmertür stehen und sah durch den Raum: Was sollte er nur machen? Er hasste es, wenn es ernsthaften Streit im Team gab. Außerdem fühlte er sich schlecht, wenn er daran dachte, wie Hilary gegangen war. Warum wusste er nicht, aber es tat ihm selbst regelrecht weh. Und irgendwie verspürte er das Bedürfnis, zu ihr zu gehen und ihr zu sagen, dass Max es sicher nicht so gemeint hatte. Doch zum Einen wollte sie jetzt sicher nicht ihn, den mit dem sie andauernd stritt, sehen und zum Anderen wirkte es auf ihn äußerst absurd, jetzt nur zu ihr zu gehen, um ihr das zu sagen.
„Ach, verdammt. Warum hat sie auch nicht auf mich gehört und Max in Ruhe gelassen?“, fluchte er leise.
Im selben Augenblick stand sein Großvater hinter ihm: „Da bist du ja wieder!“
Erschrocken fuhr der Blauhaarige herum: „Man Opa, musst du mich immer so erschrecken?“
Doch sein Gegenüber ignorierte die Frage: „Ich habe die Tüte, die auf der Veranda stand, da drüben hingestellt.“
„Tüte? Welche Tüte?“ Irritiert sah Tyson sich um.
„Na, die da.“ Mr. Granger deutete neben den Schreibtisch.
Als er sie entdeckte, erinnerte sein Enkel sich wieder: „Ach so. Die gehört Hilary. Hat sie wohl vergessen.“
Im selben Moment durchfuhr ihn ein Geistesblitz und er stand wie angewurzelt da, während sein Blick auf die CDs, die auf dem Tisch lagen, wanderte.
„Kommst du mir dann im Garten helfen?“, fragte sein Großvater.
Doch der Jüngere antwortete nicht, sondern versank wieder in seinen Gedanken: „Das ist es... das ist ein Grund, um zu ihr zu gehen.“
„Ich habe dich etwas gefragt, Grünschnabel!“, kam es von dem Anderen.
„Jetzt nicht Opa.“ Tyson ergriff die Tasche und die CDs und spurtete aus dem Zimmer.
Sein Großvater sah ihm nach: „Willst du ihr die Sachen jetzt bringen?“
„Ja, vielleicht braucht sie die dringend“, antwortete sein Enkel hastig, während er seine Schuhe wieder anzog.
Mr. Granger sah ihm nach, als er bereits halb durch die Tür war: „Aber dann beeil dich! Ich kann wirklich Hilfe im Garten gebrauchen. Der Teich muss...“
Doch da fiel die Tür bereits hinter seinem Enkel ins Schloss.
„Hach, diese Jugend.“ Kopfschüttelnd kehrte der Alte der Eingangstür den Rücken. „Hier wird noch alles in Dreck und Unordnung ersticken, wenn ich nicht mehr bin.“
Im Hause Tate wurde gerade zu Mittag gegessen. Max seufzte dabei einige Male.
„Was ist denn los?“, erkundigte sich sein Vater, als er dies abermals tat.
„Ich hab’ Hilary eben ziemlich zusammengeschissen“, seufzte er wiederum.
Mr. Tate sah ihn etwas überrascht an, wusste er doch, dass sein Sohn eigentlich nur schwer dazu gebracht werden konnte, aus der Haut zu fahren: „Wie kam es dazu?“
„Sie hat Kyko und mir nachspioniert“, antwortete der Blonde. „Da bin ich sauer geworden.“
Eigentlich war es nicht nur deswegen gewesen, wie Max wusste, sondern weil es ihn verärgert hatte, dass Hilary es gewagt hatte, zu behaupten, zwischen ihm und Kyko sei nicht alles in Ordnung, so wie Tyson erzählt hatte. Wie kam sie nur dazu, dieser Meinung zu sein?
„Das macht man unter Freunden wirklich nicht. Aber ihr werdet euch schon wieder vertragen“, sagte sein Vater beiläufig.
„Na, ich werde mich aber sicher nicht entschuldigen“, knurrte Max.
Hilary tat ihm zwar irgendwie auch leid, weil er wusste, wie schnell man sie verletzen konnte, aber sie war ihm einfach zu weit gegangen.
Max’ Vater wollte noch etwas sagen, als das Handy von Kyko, welche die ganze Zeit nur scheinbar unbeteiligt zugehört hatte, kurz klingelte.
„Oh, Entschuldigung.“ Sie zog es aus ihrer Hosentasche, sah kurz darauf, stellte es lautlos und steckte es wieder weg.
„SMS?“, fragte Max etwas neugierig.
Sie nickte.
„Von wem?“, wollte er weiter wissen.
„Ein Freund“, antwortete sie knapp und aß weiter.
„Ach so.“ Auch der Junge widmete sich wieder seinem Essen, während sein Vater bereits aufstand und seinen Teller zur Spüle brachte.
„Ich bin wieder im Geschäft. Sei so gut und wasche bitte eben das Geschirr ab, wenn ihr fertig seid, Max.“, dieser nickte, bevor sein Vater den Raum verließ.
Von sich zu Hause aus war es nicht weit bis zum Haus, in dem Hilary mit ihren Eltern lebte, sodass Tyson nach knapp fünfzehn Minuten Fußweg vor dessen Haustür stand. Regungslos starrte er auf den Klingelknopf: Er musste Hilary irgendwie aufmuntern, wenn sie immer noch so traurig war, wie er es bei ihr vermutete. Doch ob sie das auch zulassen würde? Sie konnte ja so stur sein. Aber vielleicht würde ihm auch gar nichts einfallen?! Blödsinn – irgendetwas würde ihm schon in den Sinn kommen. Festentschlossen betätigte der Blauhaarige den kleinen weißen Knopf neben der Tür. Es dauerte nicht lange und die Tür ging auf.
„Oh, hallo, Tyson!“, begrüßte Hilarys Mutter ihn freundlich.
„Hallo!“ Höflich verbeugte er sich. „Kann ich zu Hilary?“
Der Gesichtsausdruck seines Gegenübers wurde etwas verzweifelt: „Ihr geht es nicht so gut. Sie hat sich in ihrem Zimmer eingesperrt. Nicht mal zum Essen ist sie rausgekommen. Ich weiß nicht, was mit ihr los ist.“
„Wie ich befürchtet hatte“, seufzte Tyson beiläufig.
„Du weißt davon?“, kam es von Mrs. Tachibana.
Er nickte: „Darf ich vielleicht versuchen mit ihr zu reden?“
„Meinetwegen. Du hast vielleicht mehr Erfolg als mein Mann und ich.“ Sie trat zur Seite und ließ ihn ins Haus.
Im selben Moment kam Mr. Tachibana die Treppe herunter.
„Ach, hallo, Tyson!“, begrüßte auch er ihn.
„Guten Tag!“, erwiderte dieser.
„Ist Hilary immer noch in ihrem Zimmer?“, fragte Mrs. Tachibana.
Ihr Mann nickte: „Ja, leider. Aber ich muss jetzt wieder los ins Büro.“
„Ist gut“, antwortete seine Frau, ehe er seine Schuhe anzog, ihr einen Abschiedskuss gab, sich auch von Tyson verabschiedete und mit der Aktentasche in der Hand das Haus verließ.
Tyson zog währenddessen seine Schuhe aus und folgte Hilarys Mutter dann ins erste Stockwerk. Er war zwar schon mal hier gewesen und wusste, wo Hilarys Zimmer war, doch wahrscheinlich befürchtete ihre Mutter, dass sie auch ihm nicht aufmachen würde, und wollte ihn nicht alleine dort stehen lassen.
Als sie vor der geschlossenen Tür, hinter der sich das Zimmer befand, stehen blieben, klopfte Hilarys Mutter leise an: „Schatz, du hast Besuch.“
„Wer denn?“, hörte man Hilary leise mit weinerlicher Stimme fragen.
Mrs. Tachibana wollte antworten, doch Tyson kam ihr zuvor: „Ich bin’s. Tyson.“
„Hau ab! Ich will alleine sein“, kam es von der anderen Seite der Tür.
„Hilary, sei nicht so unhöflich!“, entgegnete ihre Mutter. „Tyson ist extra gekommen, um nach dir zusehen.“
Tyson sah stumm aus dem Augenwinkel zu ihr: Das stimmte zwar, aber das hatte er doch nie gesagt.
„Mir geht’s gut. Er soll mich in Ruhe lassen!“, hörte man Hilary antworten.
Ihre Mutter seufzte, als plötzlich das Telefon im Erdgeschoss klingelte.
Sie sah Tyson an: „Moment. Ich komme gleich wieder.“
Damit ging sie die Treppe wieder hinab.
Der Junge hingegen wandte sich wieder der Tür zu: „Hilary, deine Mutter ist weg. Mach’ mir bitte die Tür auf!“
„Verschwinde! Ich will meine Ruhe!“ Wieder die traurige Stimme von Innen.
„Aber ich habe dir deinen Einkauf und die CDs von den Anderen mitgebracht“, versuchte er sie umzustimmen.
Doch Hilary blieb stur: „Stell es vor die Tür und geh!“
„Nein, das werde ich nicht. Und wenn ich den ganzen Tag hier stehen muss: Ich gehe nicht, bevor du die Tür aufgemacht hast.“ Warum er das sagte, wusste Tyson in diesem Moment selber nicht.
Eigentlich sollte er die Sachen wirklich einfach abstellen und gehen. Es war schließlich nicht sein Problem, sondern das von Hilary und Max. Aber beim Gedanken daran zu gehen, überkam ihn eine Art Schuldgefühl. Außerdem sah er nicht ein, nicht mit seiner eigenen Sturheit gegen die Hilarys vorzugehen. Also blieb er wortlos stehen und wartete ab. Und tatsächlich: Sekunden später hörte er, wie der Schlüssel im Schloss klackte. Allerdings blieb die Tür verschlossen, weshalb er wenig später mit der freien Hand die Klinke hinunterdrückte und vorsichtig das Zimmer betrat. Hilary saß auf ihrem Bett, die Arme um die Beine, welche sie an ihren Körper gezogen hatte, gelegt und das Gesicht an den Knien vergraben.
„Hey, ich hab’ deine Sachen mitgebracht“, wiederholte Tyson bei diesem Anblick leise.
Dies war zwar eigentlich unnötig, doch ihm fiel nichts besseres ein, als er sie so da sitzen sah. Stumm stellte er die Tasche mit Hilarys Einkauf und den CDs neben dem Bett ab, wobei er den Blick nicht von dem Mädchen auf dem Bett ließ. Nun wusste er doch wieder nicht, was er sagen sollte. Ihm fielen einfach nicht die passenden Worte ein.
„Ich geh’ dann mal besser wieder.“ Fluchtartig wollte er sich wieder umdrehen – so hatte er sich das nicht vorgestellt.
Er hatte sie doch aufmuntern wollen. Aber jetzt hatte ihn plötzlich der Mut verlassen.
Er war gerade im Begriff wieder auf den Flur zu gehen, als er Hilary hinter sich schluchzen hörte: „Hasst du mich jetzt auch?“
Wie erstarrt blieb er stehen und drehte sich wieder um. Hilary sah ihn mit verweinten Augen an.
„Hilary...“, kam es nur leise von ihm.
„Sag schon“, noch mehr Tränen kullerten über ihr Gesicht, „hasst du mich jetzt auch?“
Es dauerte etwas, doch dann schloss er die Tür leise hinter sich und antwortete: „Wieso sollte ich dich hassen?“
Sie sah zu Boden: „Weil Max doch dein bester Freund ist.“
„Ja und?“, erwiderte er ruhig.
Hilary sah weiter auf den Teppich vor ihrem Bett, ohne ihm eine Antwort zu geben. Etwas zögerlich ging er auf sie zu und setzte sich neben sie.
„Ich hasse dich nicht. Ich bin zwar Max’ bester Freund, aber nur, weil du einen Fehler ihm gegenüber gemacht hast, hasse ich dich doch nicht“, antwortete er leise, sie nicht aus den Augen lassend.
Sie starrte weiter zu Boden, während sie unaufhörlich weinte: „Aber Max hasst mich jetzt, weil ich so dumm war. Ich hätte auf dich hören sollen.“
Der Junge neben ihr zögerte etwas mit seiner Antwort, da sie das zwar wirklich hätte tun sollen, er ihr dies aber nun nicht vorhalten wollte.
„Max hasst dich nicht. Er ist nur etwas sauer“, kam es letztlich von ihm, ehe er etwas gezwungen lachte. „Ich meine, wir beide streiten doch auch dauernd und... trotzdem...“
Er brach ab – erneut fehlten ihm die richtigen Worte.
Hilary sah ihn aus dem Augenwinkel an: „Trotzdem was?“
„Äh...“, verlegen sah der Blauhaarige nun zur Seite, „was ich sagen wollte... also trotzdem sind wir doch Freunde.“
Er versuchte zu grinsen. Hilary beobachtete diesen kläglichen Versuch kurze Zeit, ehe sie sich nach vorne lehnte und sich, hörbar schluchzend, ruckartig an ihn klammerte.
Etwas erschrocken und verlegen starrte Tyson auf das Mädchen an seiner Brust: „Hi... Hilary...“
„Ich will euch nicht verlieren – euch alle. Ich hab’ doch sonst keine Freunde“, weinte sie in sein T-Shirt.
Wortlos blickte der Blauhaarige auf sie hinab, ahnungslos, was er jetzt sagen sollte. Er wusste, dass Hilary keine Freunde gehabt hatte, bevor sie sich an seine Fersen geheftet und somit die Bladebreakers kennen gelernt hatte. Da fiel ihm Max ein, dem es im Grunde nicht anders ging.
„Die hat Max auch nicht“, sagte er leise.
Hilary sah ihn nun fragend an.
Daher begann Tyson zu erklären: „Na ja, er ist vor vier Jahren mit seinem Vater von Amerika hier her gezogen. Und den ersten, den er kennen gelernt hat, war ich. Und daher musste er sich auch nie andere Freunde suchen, weil wir seitdem ein Team sind.“
Er grinste etwas überheblich, während Hilary sich mit dem Handrücken einige Tränen wegwischte: „Das wusste ich gar nicht.“
„Jetzt weißt du es. Und er würde es sicher auch nie darauf anlegen, einen von uns als Freund zu verlieren - auch dich nicht.“ Tyson lächelte.
Hilary, die sich wieder etwas von ihm gelöste hatte, sah geknickt zur Seite: „Wer weiß... so wütend wie er vorhin war.“
„Geh doch einfach zu ihm und entschuldige dich. Dann wird das schon wieder in Ordnung kommen“, kam es gelassen von dem Blauhaarigen.
„Und wenn nicht?“, nuschelte sie, während sie ihn entmutigt ganz los ließ. „Ich traue mich außerdem nicht – er wird mich sicher wieder anschreien.“
Doch Tyson fuchtelte beschwichtigend mit der Hand: „Ach, wird er sicher nicht. Ich kenne Max doch. Dem tut’s sicher schon leid.“
Sie antwortete nicht.
„Ich“, wieder zögerte er, „kann ja mitkommen. Dann bist du nicht alleine.“
Sie sah ihn ruckartig wieder an: „Das würdest du tun?“
Etwas verwundert über diese Frage blickte er zurück: „Klar. Ich habe doch gesagt, wir sind Freunde.“
Keine Sekunde verging, bevor sie sich glücklich um seinen Hals warf: „Danke, Tyson.“
Wieder stand ihm die Verlegenheit ins Gesicht geschrieben: „Äh, schon okay.“
Er zog sie etwas von sich weg und stand auf.
Sie beobachtete dies überrascht: „Willst du sofort gehen?“
„Sicher. Je früher, umso besser.“ Während er antwortete, wandte er das Gesicht von ihr ab, da er befürchtete, aufgrund ihrer Umarmung etwas rot geworden zu sein.
Doch Hilary beachtete dies nicht, sondern sah wieder verunsichert zu Boden: Sie zweifelte am Erfolg ihres Vorhabens. Wie sollte Max ihr so kurz nach dem Streit schon verzeihen? Tyson ließ ihr jedoch nicht viel Zeit um darüber nachzudenken, als er sie am Handgelenk fasste und mit einem „Jetzt komm!“ aus dem Zimmer zog. Etwas überrumpelt stolperte sie ihm hinterher.
„Bin wieder da!“, rief Naomi fröhlich durch den Flur ihres Elternhauses, als sie dieses betrat.
Ihre Mutter kam darauf hin mit dem Staubsaugerschlauch in der Hand aus dem Wohnzimmer: „Ah, und wo ist Ray?“
Verwundert blickte das Mädchen ihr Gegenüber an: „Ist er nicht hier?“
Ihre Mutter schüttelte den Kopf: „Nein, sollte er das? Ihr seid doch zusammen zu Tyson gegangen.“
Naomi blickte auf den Staubsauger, der halb im Wohnzimmer, halb im Flur hinter ihrer Mutter stand: „Er ist gegangen, als er erfahren hat, dass die WM ausfällt.“
„Davon hat Papa mir gar nichts erzählt“, sagte Mrs. Tawakuya, die an das letzte Gespräch mit ihrem Vater dachte.
Das Mädchen an der Haustür legte die Stirn in Falten: „Weil es erst gestern beschlossen wurde. Und Ray bläst jetzt noch mehr Trübsal, weil er Mariah dann auch nicht sehen kann. Ich kann ihm ja nichts von meiner Überraschung erzählen.“
Ihre Mutter blickte verständnisvoll zurück: „Der Ärmste tut mir wirklich leid.“
„Mir ja auch... aber...“, Naomi raufte sich die Haare, „hach, Männer!“
Ein Kichern drang an ihr Ohr.
„Was gibt’s da zu lachen?“ Naomi sah sie grimmig an. „Ray verhält sich wie kurz vorm Weltuntergang und Kai musste eben, als ich bei ihm war, noch mal damit angeben, dass er Leute hat, die für ihn putzen.“
„Du warst gerade bei Kai?“, fragte ihre Mutter.
„Ja, und der Reinigungsdienst war da und hat sauber gemacht“, antwortete sie etwas empört.
Wieder lachte ihre Mutter: „Warum regst du dich darüber so auf? Vielleicht heiratet ihr ja mal. Und dann wirst du froh sein, wenn du das nicht selber machen musst.“
Etwas verlegen sah ihre Tochter zurück: „Mama! Ich bin Siebzehn! Ich denke doch jetzt noch nicht ans Heiraten.“
„Ich war auch erst zweiundzwanzig, als ich deinen Vater geheiratet habe“, antwortete sie ruhig.
Naomi sagte dazu nichts, sondern zog nur eine entsetzte Miene, mit der sie wohl ausdrücken wollte, wie unmöglich sie es fand, dass ihre Mutter sich ganz offenbar jetzt schon Kai als ihren Schwiegersohn vorstellte.
„Wo wir aber gerade vom Putzen sprechen: Willst du mir nicht eben helfen?“, fragte ihr Gegenüber völlig unbeirrt.
„Äh... nein. Ich gehe Ray suchen.“ Und schon war Naomi wieder zur Tür hinaus.
Ihre Mutter sah ihr lachend nach, ehe sie den Staubsauger wieder einschaltete und ins Wohnzimmer zurückkehrte.
Es dauerte nicht lang und Hilary fand sich, nervös mit ihren Fingern spielend, neben Tyson in der U-Bahn wieder. Im Gegensatz zu ihm, war sie sich nach wie vor sehr unsicher, ob Max ihre Entschuldigung annehmen würde.
Der Junge neben ihr beobachtete sie aus dem Augenwinkel, ihre Unruhe wohl bemerkend: „Jetzt krieg dich mal wieder ein. Du machst mich auch schon ganz nervös. Du musst dich bei Max entschuldigen – nicht bei Kai.“
„Ich weiß“, murmelte sie leise.
Zwei Stationen weiter stiegen sie wieder aus und der Weg bis zu Max’ Haus erschien Hilary plötzlich entsetzlich kurz, sodass sie in Windeseile bei ihm vor der Haustür standen. Tyson wollte gerade klingeln, als Hilary einen Satz hinter die Hecke, die das Grundstück vom angrenzenden abteilte, machte.
Skeptisch beäugte der Junge dies: „Was gibt das jetzt?“
Hilary lächelte verlegen: „Kannst du nicht erst mal gucken, wie er drauf ist?“
Der Blauhaarige war im Begriff sich über sie lustig zu machen, als ihm in den Sinn kam, dass das vielleicht nicht der richtige Moment war, wenn er wollte, dass seine Freunde sich wieder versöhnten. Daher seufzte er kurz, wandte sich wieder der Tür zu und betätigte die Klingel.
Naomi wusste ziemlich genau, wo sie nach Ray suchen musste. Und so lenkten sie ihre Schritte automatisch in Richtung Fluss Sumida, dessen Weg ins Meer quer durch Tokio führte. Ihre Gedanken waren jedoch noch bei dem Gespräch mit ihrer Mutter: Kai heiraten? Na klar. Wahrscheinlich träumte sie auch schon davon, mehrfache Großmutter zu sein.
„Die spinnt doch!“, knurrte das Mädchen zu sich selbst.
Doch ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie am Fluss ankam und dort, wie vermutet, Ray auf der kaum befahrenen Brücke stehen sah, auf der man ihn meistens finden konnte, wenn er nachdachte. Er lehnte stumm am Geländer und blickte betrübt auf das Wasser unter ihm. Langsam ging Naomi auf ihn zu.
„Was ist?“, kam es leise von ihm, als er sie neben sich bemerkte, ohne aufzusehen.
„Ich wollte nur nach dir sehen“, antwortete sie sanft.
„Hast du ja jetzt. Dann kannst du wieder gehen“, antwortete er trocken.
Sie seufzte: „Ray, was soll das? Du kannst doch jetzt nicht ewig so rumhängen.“
„Ach nein?“ Plötzlich drehte er sich wütend um und fauchte sie an. „Was verstehst du denn? Du hast ja deinen Kai gleich um die Ecke wohnen!“
Schnaufend ging er an ihr vorbei. Sie war etwas erschrocken, wegen Rays Gefühlsausbruch, bei dem sie wieder deutlich gespürt hatte, wie traurig er war.
Dennoch drehte sie sich um und rief ihm nach: „Wo willst du denn jetzt hin?“
„Nach Hause!“, rief er trocken ohne sich umzudrehen und ging stur weiter, während sie ihm etwas geknickt nachsah.
„Na, der kann ja zickig sein“, hörte sie plötzlich eine Stimme hinter sich.
„Mhm“, seufzte Naomi, ehe sie schaltete, sich ruckartig umdrehte und in Kais Gesicht sah.
„Was machst du denn hier? Spionierst du mir nach?“, fragte sie verwirrt.
Er jedoch hob die Einkaufstüte in seiner rechten Hand etwas an: „Blödsinn, ich war noch etwas Essen einkaufen. Hatte schließlich nichts mehr im Kühlschrank.“
„Ach so“, sie sah kurz auf die Tüte, bevor sie sich eine bissige Bemerkung nicht verkneifen konnte, „und ich dachte du hättest für alles deine Leute.“
„Bis auf das Putzen mache ich alles selber“, kam es kalt von ihm.
„Uh, aber pass auf, dass du dich nicht überanstrengst.“, piesackte sie ihn weiter.
Doch Kai ließ sich nicht beirren, strich mit seiner linken Hand lasziv über ihre Wange hinunter zu ihrem Dekolleté und brachte sie mit simplen Worten und einem anzüglichen Gesichtsausdruck aus der Fassung: „Jetzt wo meine Wohnung wieder sauber ist, könnten wir ja wieder zusammen dahin gehen und ich zeige dir mal, was wirklich anstrengend ist.“
Wie von ihm erwartet, lief sie rot an, wich einen Schritt zurück und entgegnete dann trotzig: „Keine Zeit. Ich muss mich um Ray kümmern.“
Sie wollte sich gerade von ihm abwenden, als er sie am Arm fasste, zurück zog und ihr einen Kuss aufzwang. Erst dann ließ er sie wieder los und sie ging wortlos in die selbe Richtung wie Ray davon.
Das „Männer!“, welches sie dabei leise zischte, entging Kai nicht. Dieser blieb schmunzelnd stehen, ehe auch er seinen Heimweg antrat.
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Das war's leider schon wieder. *nicht vorwärts komme* *deswegen jetzt schnell weiter schreib*
Wer mag, darf sich in der Wartezeit auch gerne an meine neue FF 'Wenn die Sonnenblumen blühen' heranwagen.
Cu. <3