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Cut.
Wieder kurzes Bilderrasen. Verwirrend schwirrten Einzelaufnahmen vorbei.
Da lag jetzt eine Leiche, er musste weg. Aber was war mit dem Kind?
Hatte dann den Jungen auf dem Arm.
Nahm die Frau mit der freien Hand und zog sie hinter sich her.
Kurze Verbindungsgasse zwischen zwei Blocks.
Die nächste Ecke und ihr plötzlicher Stopp.
„Nicht nach rechts. Hier lang, komm.“ Ihre Stimme, tonlos, aber bestimmt.
Und sie nahm ihn am Ärmel, zog ihn. Ortskundig war sie und entschlossen.
Dann standen sie vor dem Riesenklotz. Der Eingang war beleuchtet. Ein Wunder in dieser Gegend.
„Lass Stevie runter.“
Sie war an der Tür, wollte aufschließen. Da sah sie das Blut an seiner Hand.
„Du bist verletzt. Er hat Dich erwischt.“ Keine Frage, sondern Feststellung.
Zum ersten Mal sah sie ihn an. „Komm mit hoch. Ich sehe mir das an.“
Immer noch bestimmt. Kein Vorschlag, sondern Tatsachenentscheid.
Und er, er ging einfach hinterher. Die Hand in der Tasche, um kein Blut auf den Boden zu tropfen. Anstand, gemischt mit Vorsicht.
In dem kleinen Appartement wusste er nicht mehr, warum er mitgegangen war.
Drehte sich, wollte sich verabschieden, gehen.
Aber sie drückte ihm einfach ein Handtuch in die Hand. „Setz Dich, ich komme gleich. Ich bringe erst Stevie ins Bett.“
Und er, er setzte sich auf die kleine Coach und wartete. Wollte gerade die Jacke ausziehen und den Schaden selbst beheben, da ging die Tür des Nebenraums wieder auf.
Der Junge kam im Pyjama auf ihn zu. Ernst, viel zu ernst für sein Alter.
Die dunkelblausten Augen im blassen Gesicht. Sah ihn an und verbeugte sich.
„Danke, dass Du meiner Mum und mir geholfen hast.“ Sah ihn wieder an, hob seinen Kopf etwas höher. „Wie heißt Du? Sagst Du es mir?“
Und seine Mutter, dahinter, am Türrahmen, lächelte. Stolz.