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Paradies

Impossible now to go back to where we began
von

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Kälte

Kapitel 7
 

“Verzeih mir Vater.” Er kniete vor einer kleinen Figur, die in einem kleinen Schränkchen stand, welches reich verziert war mit Malereien und Reliefen, die geschnitzt waren. Den Blick hatte er gesenkt. Vor ihm befand sich eine goldene Schale, die von der Decke hing und aus der es angenehm duftete. Öl wurde darin erwärmt und füllte den kleinen Raum mit wohltuenden Gerüchen.

Er befand sich in einem kleinen Schrein, der mit zu dem großen Militärkomplex gehörte. Dieser Ort hier war harmonisch, strahlte eine wunderbare Ruhe aus. Zu selten hatte er sich die letzten Jahre hier her begeben. Immer war er daran vorbeigekommen, hatte hinter dem mit Stoffen und Seide verhangenen Eingang die Lichter häufig einladend flackern sehen, aber immer ignoriert.

Um diesen kleinen Schrein erstreckten sich die militärischen Gebäude: die Kaserne, die Unterkünfte der Soldaten, Verwaltungsgebäude, Übungsplätze, die Waffenschmieden ... Hier war es ständig laut und hektisch, von draußen drang der Lärm der Soldaten herein, die hektisch ihren Aufgaben nachkamen, sich sammelten, kämpfen übten und sich für den großen Kampf rüsteten.

Er versuchte sich auf die kleine goldene Schale zu konzentrieren. Auf das Metall, die Lichtreflexe darauf und auf die geschwungenen Formen, die darin eingeritzt waren und sein Spiegelbild völlig verzerrten.

Es ging schon auf den Abend zu. Sicher saß er schon an die zwei Stunden schweigend hier drin und versuchte sich zu sammeln, versuchte zu überlegen, wie es weiter gehen sollte.

Er hatte das Richtige getan. Bereuen tat er sein Handeln nicht. Es war richtig gewesen. Er hatte seinen Bruder getötet. Einen Tyrannen, den das einfache Volk einen Scheiß interessiert hatte. Niemand würde ihn verdächtigen. Er hatte den ersten Schritt getan, der Rest würde zum Selbstläufer werden. Alle Spuren deuteten auf seinen Bruder Koo.

Er hatte das Gewand, den Fächer und den blutigen Dolch ohne Probleme in die Gemächer des ersten königlichen Beraters geschmuggelt. Sämtliche Soldaten, Bediensteten und Höflinge hatten ihn ja für Koo gehalten und somit konnte er sich einfach in dessen Räumlichkeiten begeben. Außerdem war er, Koo, der Letzte gewesen, der aus dem Gemach des Königs gekommen war. Es gab genug Zeugen.

Nur die Unterlagen hatte er mitgenommen, versteckt unter seinem Hemd, als er unauffällig aus dem schloss verschwunden war. Niemand hatte ihn bemerkt, weil alle wild durcheinander liefen. Shoou war da schon entdeckt worden.

Die Nachricht über den Tod des Tennos hatte sich rasend schnell verbreitet.

Auf dem Weg hierher hatte er es an jeder Ecke gehört. In den Vierteln, wo der Stadtadel und die reichen Kaufleute zum größten Teil lebten, hatte man bereits über die Nachfolge spekuliert. Ob Koo es schaffen würde den Thron einzunehmen. Er hoffte es nicht. Koo musste bestraft werden und er durfte sich nicht aus den Anschuldigungen winden. Tahou sollte den Platz des Tennos einnehmen. Er wünschte sich so sehr, dass Tahou stark genug sein würde sich durchzusetzen.

Auch waren sie darauf bedacht, ihre Vorteile durch Shoous Tod zu nutzen. Was auch klar gewesen war. Sie waren nur auf ihre Vorteile bedacht und ihre Gewinne, sowie Macht.

In den ärmeren Vierteln war die Stimmung eine ganz andere. Jeder sorgte sich um sein Habe, seine Familie. Sie wollten nicht noch das bisschen verlieren, was sie besaßen, wo sie durch den Krieg eh schon so sehr litten.

Er konnte sie verstehen.

Die Stimmung der Soldaten war er undurchsichtig. Den obersten Befehlshaber gab es nicht mehr. Die Generalfeldmarschäle hatten nun die Verantwortung, bis der neue König gekrönt wäre und sowas dauerte meist, da es immer Neider gab, die Steine in den Weg legten. Tahou würde es sicher nicht leicht haben ...

Der Rat der Generäle ... In der Schule hatte er mal gelernt, wann der letze dieser Räte abgehalten worden war. Wann das war wusste er nicht mehr- im Osten war das sicher schon recht lange her - aber diesmal würde er mit im Rat sitzen.

Er hörte, wie die Tür zum Schrein aufgeschoben wurde, dann das Rascheln der Stoffe, die davor hingen. Die Schritte waren bemüht leise, wahrscheinlich, um ihn nicht zu stören, oder aufzuschrecken.

“Generalfeldmarschall Teiou-dono, wir ...”, ein junger Soldat aus seinem Regiment stand hinter ihm. Er schien eingeschüchtert und kam sich wohl fehlplatziert vor.

Er drehte sich um, sah den jungen Mann an. “Was ‘wir ...’?” Der Andere sah ihn ängstlich an, so dass er sich gerade wunderte, wie der es in die Armee geschafft hatte. Er wirkte jetzt gerade nicht mal für eine einfache Stadtpatrouille nützlich. “Kilian. Was ist passiert?” endlich schien der andere aus seiner Starre zu erwachen und redete hastig los.

“Wir werden angegriffen. Dämonen dringen durch die Bannsteine. Ihr ... Ihr sollt Euch sofort bei den Obersten melden.”

Dämonen ... warum hatte er da nicht vorher dran gedacht. Mit Shoou waren auch die Bannkreise gefallen, die der Tenno beschwor, um das eigene Land vor dem Eindringen der Dämonen zu schützen. Seit der zusätzliche Bann des Shuten nicht mehr existierte war dieser unheimlich wichtig gewesen und er hatte jetzt dafür gesorgt, dass sie alle in Gefahr waren.

“Verdammt”, murmelte er, stand aus seiner knienden Haltung auf, ging auf die Wasserschale zu, die neben dem Eingang stand, wusch sich die Hände kurz ab und verließ den Schrein und den immer noch völlig verwirrten Kilian.

Warum hatte er da nicht früher dran gedacht und seine Tat besser durchdacht. Er hätte Tahou auf das Beschwören solcher mächtiger Bannkreise vorbereiten müssen. Am liebsten hätte er sich selbst geohrfeigt. Wie dumm und naiv war er gewesen zu denken, dass er durch einen einfachen Mord das alles hier viel besser werden lassen könnte?

Eilig schritt er durch das riesige Eingangsportal und durch den langen Hauptflur, an dessen Wänden Bilder von großen Schlachten aus der Geschichte prangten. Siege und Triumphzüge wurden gezeigt. Allesamt über die Dämonen, die als Gefangene oder Tote dargestellt waren. Aber jetzt hatte er kein Auge dafür.

Am Ende des Ganges stürzte er fast durch die Tür, die in den Konferenzraum der Generalfeldmarschälle führte und währe fast noch mit einem anderen General zusammengestoßen, der es genauso eilig hatte, wie er.

Er ließ den Blick kurz durch den Raum schweifen. Sie waren zu acht. Acht von zwölf. Wo war der Rest? Sechs saßen bereits an dem großen runden Tisch. Er und der Andere, der gerade mit ihm gekommen war, setzten sich dazu.

“Wir sind also vollzählig.” Ein älterer Herr, der Älteste in ihrer Runde hatte gesprochen und die beiden neben ihm nickten ihm zu. Verwirrt schaute er die drei an und der Älteste sah ihn nun an. “Habt Ihr einen Einwand General Teiou.” Er fing sich schnell, nickte und erhob sich zum sprechen, wie es üblich war. “Wo sind die anderen vier?”

Einer der beiden neben dem weißbärtigen Ältesten erhob sich nun und sprach: "Zwei Regimenter wurden den Bannsteinen zugeteilt, um die Dämonen abzufangen. Ein weiteres steht bereit um sie im Notfall zu verstärken. Das vierte ist entlang der Grenze zum Südreich postiert, wo ebenfalls Verstärkung benötigt werden wird. Wir erwarten einen Angriff.”

“Zwei Kriege an zwei Fronten also?” Der, der mit ihm zusammen rein gekommen war hatte sich erhoben und sprach nun, während er selbst sich wieder auf seinen Platz sinken ließ.

Ein Zweifrontenkrieg. Gut der Osten war stark, aber so stark? Die Dämonen waren vielleicht das kleinere Übel, aber dennoch nicht zu unterschätzen.

Er hing seinen Gedanken nach. Hörte nicht wirklich zu.

Warum tat Ashray nichts? Hatte er ihn verarscht und dazu bringen wollen so etwas Unüberlegtes zu tun, damit sein Vater letztlich doch den Ganzen Himmel unter seine Vormachtstellung bringen konnte?

Er überlegte ... er hatte kurz in den Unterlagen geblättert, die er hatte mitgehen lassen. Die Kladde, wo die geheimen Pläne von Shoou und Koo drin gewesen waren. Koo war ein sehr guter Stratege gewesen, schon immer ... Noch war er einer, es sei denn man hatte ihn gefasst und direkt beseitigt. Was hatte da drinnen gestanden?

Fieberhaft kramte er in seinem Gedächtnis. Verdammt. Es war doch keine drei Stunden her, dass er das gelesen, bzw. Überflogen hatte. Was hatte da drin gestanden?

“... Lage ist nicht die Beste ...” “... mit Tenno wäre es einfacher ...” “... wir müssen das Land beschützen ...” “... evakuieren ...”

Mit einem Mal ruhten alle Blicke auf ihm. Er selbst hatte kaum bemerkt, wie er wieder aufgestanden war, nun da stand und etwas verwirrt mit in die Runde schaute.

Erst als er realisierte, was gerade mit ihm passiert war, fing er zögernd an zu sprechen, führte dann seine Pläne genau aus, beziehungsweise die Pläne, die Koo ersonnen hatte, zur Eroberung des Südens. Sie waren auch ganz gut zur Verteidigung. Sicher waren sie das ...
 

“Keika, komm, wir müssen ...” ... hier weg, hatte er sagen wollen. Allerdings konnte er sich das sparen, da Keika zusammengerollt auf dem Bett lag und schlief.

Leise schloss er die Tür hinter sich und ging auf die zierliche Gestalt des Dämons zu, setzte sich auf die Bettkante und legte ihm eine Hand auf die Schulter. “Hey. Keika ... Komm, ich muss dich hier weg bringen.”

Langsam regte sich der Dämon, drehte sich zu ihm und sah ihn müde an.

“Wohin gehen?”, murmelte er leise. Sein Blick war noch vom Fieber gezeichnet, anscheinend war es wieder etwas mehr geworden. Er seufzte leise, strich Keika die Haare aus dem Gesicht.

“Ich muss an die Südgrenze. Wir werden angegriffen. Ich will dich vorher in Sicherheit wissen.”

Er würde Keika ins Nordreich bringen, in die Höhle, wo auch Tia versteckt wurde. Da wäre Keika sicher. Hier konnte man ihn jederzeit entdecken und der Vertrag zwischen ihm und dem Shuten war seit dessen Verbannung nichtig. Keika war nicht sicher in diesem Haus. Es reicht schon, wenn die alte Frau, seine Vermieterin, sich erschreckte, einen Soldaten rief, der dann kurzen Prozess mit dem schmächtigen, von der Krankheit geschwächten Dämonen machen würde.

“Na komm.” Er reichte Keika eine Hand, der sie zögernd nahm, sich aufrappelte und nun fröstelnd da saß, nachdem die warme Decke ihm von den Schultern gerutscht war.

Leicht besorgt sah er den Dämon an. Vermutlich war es nicht so gut ihn jetzt schon auf einen so langen Weg mitzunehmen, aber es ging nicht anders. Er stand auf, ging zum Schrank und holte ein weiteres, wärmeres Hemd raus, was er Keika zuwarf. Dann zog er seinen schwarzen Mantel aus, der dicker war als die Uniformjacke, die er noch besaß und sich nun selbst überzog. Den Mantel legte er Keika um, dem das Ganze mindestens zwei Größen zu groß war, und der darin fast unterging.

“Glaubst du, du frierst so nicht?” Keika nickte und stand leicht schwankend vom Bett auf. Auch Hyogyoku war nun aufgescheucht worden. Er hatte sich neben Keika ein Nest im Kissen gebaut und auch geschlafen, jetzt flatterte er aufgebracht zum Fenster raus und eilte mit einem Schwarm weiterer Vögel davon.

“Die Vögel fliehen”, flüsterte Keika kaum hörbar, sah dem blaugold gefiederten Drachenvogel nach, der in der Ferne immer kleiner wurde. Er zog Keika auf die Beine und ebenfalls zum Fenster, kletterte vor ihm raus auf das Dach und zog ihn hinter sich her. Er wollte nicht riskieren, dass man ihn sah.

“Es wird etwas passieren, oder? Teiou ... wo bringst du mich hin?” Seine Stimme war unglaublich leise und hörte sich so zerbrechlich an. “Weg von hier. In Sicherheit.” Er zog Keika an seine Brust, hielt ihn eng an sich gedrückt und flog los.
 

Der Wind schnitt ihn kalt. Er klammerte sich an Teiou. Trotz des zweiten Hemdes und dem dicken Mantel fror er. Enger drängte er sich an Teiou, klammerte sich an ihm fest. Dann hörte der Wind plötzlich auf. Teious Bannkreis. Er hatte den schützenden Wall hochgezogen.

Mit einer Hand hielt Teiou ihn. Sie flogen über die Stadt hinweg. Rasend schnell und trotzdem sah er die Menschenmassen in den Straßen, die wirr durcheinander rannten. Auch die vielen in weiß gekleideten Personen fielen ihm auf. Soldaten, allesamt in ihren Uniformen, wie Teiou sie jetzt auch trug.

Schnell wurden die Häuser kleiner, dichter aneinander gedrängt. Die Hüttenviertel ... dann wurde es grün und blau. Flüsse, Wälder und Seen wechselten sich ab. Sie flogen in Richtung Nordgrenze. Vielleicht hatten sie die auch schon überquert. Die Gegend war der um den Himmelsturm herum sehr ähnlich.

Wage erinnerte er sich an das prachtvolle Bauwerk, welches jetzt wohl verwaist war. Oft war er dort gewesen, in der großen Bibliothek, oder er hatte Tiarandear, dem Shuten, bei Dingen geholfen, weil Teiou es so wollte und er effektiv arbeiten konnte. Das alles war so lange her.

Er spürte, wie Teiou den Kopf bewegte, sich flüchtig umsah. Ihm war nicht ganz wohl. Hier war es ruhig. Etwas lag in der Luft. Hier war kein Tier. Hier war nichts ... gar nichts. Teiou schien es zu merken. Er war unruhig. Er spürte, wie der Dunkelhaarige sich anspannte, ihn fester an sich drückte.

Seine Haare wehten ihm ins Gesicht und Teious Hemd tat es ebenfalls. Er erkannte nichts, dennoch spürte er, dass etwas nicht stimmte.

Unter ihnen wurde die Gegend grau ... felsig. Zerklüftet ragten die Felsen zu ihnen hinauf, konnten sie aber nicht erreichen. Das war der äußerste Rand des östlichen Territoriums. Das waren die ersten Ausläufer des nördlichen Gebirges.

Sie waren schnell. Teiou war schnell. So schnell kamen nur die Wenigstens von der Hauptstadt in die Gebirge. Den zweiten Bannstein auf östlichem Gebiet hatten sie gerade hinter sich gelassen. Der Erste im Norden würde wohl bald auftauchen.

Es krachte zweimal. Wohl ganz in der Nähe. Für seine empfindlichen Ohren war es laut, sehr laut. Rauch stieg auf, direkt unter ihnen. Teiou wirbelte herum, flog in eine andere Richtung um dem aufgewirbelten Staub zu entgehen.

Für einen Moment verspürte er den Wind wieder. Der Bannkreis schien zu flackern. “Was war das ... Teiou?” Ängstlich drückte er sich an den warmen Körper. Sie standen nun in der Luft und Teiou schien in die Richtung zu spähen, aus der dieser Angriff kam. Sie stiegen höher, bald lichtete sich der Staubwirbel und man konnte wieder etwas erkennen.
 

Er hörte Teiou leise fluchen, dann eine Beschwörung murmeln. Ein Blitz, ein grelles Licht durchzog ihre Umgebung. Teious Magie. Was war hier los?

Vorsichtig hob er den Kopf, sah Teious vor Anstrengung verzerrtes Gesicht. Er schien hoch konzentriert. Seine Arm lag immer noch fest um ihn, dann ließ er ihn plötzlich los und er fiel.

“Teiou!” Panisch rief er den Namen. Er fiel, die Kraft alleine zu fliegen brachte er nicht auf. Ein Funkenregen ging auf Teiou nieder. Durch seinen Fall entging er diesem. Teious Bannkreis war durchbrochen ... sie wurden, nein Teiou wurde angegriffen. Er hatte ihn losgelassen um ihn zu schützen.

Sie mussten sehr hoch geflogen sein. Er fiel immer noch ... Gleich würde er auf dem Boden aufschlagen und ...

Etwas schlang sich um seine Hüfte und zog ihn zu sich. Er erkannte es erst auf den zweiten Blick. Teiou hatte ihn abgefangen, den Blick noch immer nach oben gerichtet, wo Schattengestalten auf sie hinab blickten. Dämonen, chimärenhafte Wesen. Sie mussten wohl durch einen der Bannsteine gekommen sein und hatten nach Beute gesucht und da er und Teiou hier alleine waren, gaben sie das perfekte Ziel ab.

Sein Kopf lehnte an Teious Brust. Er konnte Teious Herz rasen hören, den hektischen Atem und an seiner Wange spürte er etwas Feuchtes.

Teiou hob den freien Arm und schleuderte ihnen einen weiteren Angriff entgegen. Teiou war stark. Er würde sie besiegen. Sicher würde er das.

Er schloss die Augen, drängte sich enger an seinen Geliebten. Wieder spürte er den schneidenden Wind. Sie flogen wieder. Noch schneller als zuvor schon.

Als er blinzelte erkannte er nichts mehr. Alles zog wahnsinnig schnell an ihnen vorbei, aber sie waren deutlich tiefer. Hätte er gewollt, hätte er mit dem Fuß die Baumspitzen berühren können, die nun unter ihnen aufragten.

Teiou keuchte leise. Er schien nach Atem zu ringen.

Vor ihnen erschien nun ein Felsvorsprung. Sie hatten den Berg überquert. Den Ersten des gewaltigen Nordmassivs, mit den unzähligen Mienen.

Fast schon plump landete Teiou auf dem Vorsprung, der mit einer dünnen Moosschicht überzogen war. Dann sank er auf den Boden, drückte ihn dabei aber immer noch an sich.

“Ich ... brauche nur eine ... kurze Pause ...”, brachte er stockend hervor.

Seine Stimme war nicht fest, wie eben noch. Ängstlich betrachtete er Teiou. Jetzt erst fiel ihm auf, das er blutete. Sein Hemd und sogar schon die Uniform waren blutgetränkt. Die warme Flüssigkeit, das Feuchte, was er an seiner Wange gespürt hatte, war Teious Blut gewesen.

“Ist nicht so schlimm. Wir können gleich weiter.” Teiou schien seinen besorgten Blick bemerkt zu haben. Jetzt löste der Dunkelhaarige seinen Griff um seine Taille und presste die rechte Hand auf die Wunde an der linken Schulter.

Etwas ratlos hockte er vor Teiou, zog den zu weiten Mantel fester um sich. “Ist dir kalt?” Teiou sah ihn fragend an. In seinem Gesicht spiegelten sich die Schmerzen, aber seine Augen wirkten besorgt und waren auf ihn gerichtet.

Schnell schüttelte er den Kopf. Ihm war kalt, aber Teiou ging es nicht gut. Er hatte sich überanstrengt. War mit der Wunde noch schneller geflogen, als vorher und seine Brust hob und senkte sich immer noch schneller, als normal. “Schon gut”, murmelte er, sah Teiou immer noch an, der immer weiter in sich zusammensank.

“Folgen sie uns?” Der Generalfeldmarschall schüttelte den Kopf. “Nein. Sicher nicht.” Ein flüchtiges Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, dann zuckte er wieder vor Schmerz zusammen, als er seine Linke nach ihm ausstreckte, um ihm wohl über die Wange zu streicheln.

Tränen sammelten sich in seinen Augen. “Ich hab Angst Teiou.” Er rutschte ein Stück näher zu Teiou, der nun den linken Arm um ihn legte, den Schmerz ignorierte, den das verursachte, und ihn leicht zu sich hin zog.

Er legte die Arme um Teiou und drängte sich wieder an ihn. “Mir ist doch kalt”, flüsterte er leise. “Ich weiß”, kam es leise zurück. Teiou neigte den Kopf und stützte seine Stirn auf seine weichen, silbernen Haare.

“Ich bringe dich in Sicherheit Keika. Zu Tia ...” Teiou sprach leise. Strich ihm mit der rechten Hand durch die Haare.

Teiou wusste, wo Tia war? Der Shuten lebte noch? Er war verwundert, fragte aber nicht weiter. Teiou hatte die Augen geschlossen und schien sich zu sammeln. Er spürte, wie er sich auf ihm abstützte.

Um sie herum wurde es langsam dunkel. Die Dämmerung hatte während ihres Fluges, des Kampfes und sogesehen der Flucht eingesetzt und war nun weit fortgeschritten.

“Wir müssen weiter Teiou ...” Immer noch lehnte er an dem Dunkelhaarigen der ihn festhielt. Er fürchtete sich vor dieser Dunkelheit. Warum wusste er nicht. Vielleicht, wegen der Albträume, die ihn Jahrhunderte lang nachts heimgesucht hatten. Vielleicht war es aber auch die Kälte. Die Nacht brach ein und es wurde immer kälter. Viel Kälter, als er es in Erinnerung hatte. Damals waren die Nächte lau gewesen. Immer, das ganze Jahr über, sogar im Gebirge. Jetzt kamen sie ihm eisig kalt vor, vielleicht auch wegen seinem Fieber.

“Noch fünf Minuten ... bitte”, flüsterte Teiou schwach. Immer noch trat Blut aus der Wunde und im aufgehenden Mondlicht sah er furchtbar blass aus. Sein Hemd war völlig durchnässt und die dunkle Lache glänzte im seichten Licht des Mondes.

“Ich hab Angst Teiou ...” wiederholte er noch einmal leise. Er fühlte, wie Teiou seinen Griff um ihn leicht verstärkte, als ob er ihm Sicherheit geben wollte. “Dir passiert nichts. Ich lasse es nicht zu ... alles wird gut Keika.”

Das Gefühl hatte er gar nicht mehr. Sie waren hier verloren. Teiou würde niemals wieder auf die Beine kommen. Nicht mit der Wunde, nicht mit dem Blutverlust und nicht mit ihm als zusätzliche Last. Er hustete leise. Der Husten kam wieder, gestern hatte er fast gar nicht gehustet. Das Zittern versuchte er zu unterdrücken. Ihm war so kalt und Teiou fühlte sich auch kalt an.

“Teiou ...?” “Hm ...” Vorsichtig richtete er sich ein Stück auf um Teiou genau ansehen zu können. Der hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen, fast so, als würde er schlafen.

Zögernd hob er seine Hand, legte zwei Finger an Teious Lippen, die sich eisig anfühlten. Ob das jetzt an seinen Fingern lag, die er kaum spürte, oder an Teious Lippen, wusste er nicht.

“Teiou ...?” Er hatte Angst um ihn. Furchtbare Angst. Was, wenn Teiou ihn jetzt verlassen würde. Hier ... Er alleine in dieser Einsamkeit? “Nicht einschlafen Teiou, bitte ...” Der Andere reagierte nicht.

Minuten des Schweigens vergingen zwischen ihnen. Man hörte nur den Wind in den Bäumen rauschen. Endlich spürte er, wie Teiou ihn wieder näher an sich drückte.

“Ich liebe dich Keika ... für immer.” Die Worte waren so leise, dass sie fast im Rauschen des Windes untergingen. Dennoch hörte er sie, hob den Kopf leicht und sah in Teious kreidebleiches Gesicht.

Tränen liefen ihm jetzt über die Wangen. “Teiou ...”, flüsterte er, dann reckte er sich ein Stück und küsste Teiou ganz sachte, bevor er sich eng an ihn kuschelte ...

Eine Weile saß er so da, hatte den Kopf an Teious Brust liegen, lauschte seinem schwachen Atem und sah in die Ferne, über die dunklen Grünen Wipfel hinweg.

Ganz weit weg sah er ein goldenes Licht, dünn wie ein Faden spannte es sich vom Erdboden hoch in die weiten des Nachthimmels. Das Bild war tröstlich, der dünne goldene Faden ...

Eine Weile sah er den Faden an.

Dann schloss er die Augen und schlief ein, eng an Teiou geschmiegt, der ihn im Arm hielt und dessen Atem langsam versiegte.
 

Nachwort:

Okay. Der erste Schritt ist getan und ich habe beim Schreiben auch gelitten. Morddrohungen bitte per ens.

Frage: Wer möchte nach dem Prolog noch eine Teiou Keika Szene haben? Ich hab da eine Idee, weiß aber nicht ob ich das noch schreiben sollte. Aber vielleicht stimmt das ja versöhnlich ^^

lG kiya



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2007-10-10T13:51:17+00:00 10.10.2007 15:51
Bitte bitte schreib doch weiter! Ich kucke jeden Tag ob ein neues Kapitel drin steht und immer is nix...*snif*
Von:  aiko282
2007-10-08T17:27:19+00:00 08.10.2007 19:27
Schööönnn!!! Wenn auch verdammt traurig - haben die beiden denn gar kein Glück? Und ich will auf jeden Fall noch eine Teiou Keika Szene haben! ^___^

(Sorry das ich erst jetzt zum vefassen meines Kommi gekommen bin ^^°)
Von:  _Bastet_
2007-09-25T14:52:31+00:00 25.09.2007 16:52
*heulend am pc sitzt* der arme Keika und armer Teiou, gerade erst sind die zwei wieder zusammen und dann so was, was die zwei für immer trennt *wie kannst du nur den beiden so was antun???*

und ja, ich möchte auch eine Teiou Keika Szene nach dem Prolog haben.
*ansonsten hagelt es morddrohungen*

also schreib schnell weiter, ich will wissen wie es weiter geht.
Von:  Youji_das_Stuntschaf
2007-09-23T21:24:44+00:00 23.09.2007 23:24
T_______T
*heul* Teiouuu.... *schnief*
ich finde es wieder supertoll, und besonders süß ist als Keika sich an ihn kuschelt mit den Worten "Mir ist doch kalt"...... *schnüff*
Ich hoffe, dass es bald weitergeht...?

Und zusätzliche Teiou/Keika - Szene? Ja bitte!! Immer :)

*knuddels*
Von: abgemeldet
2007-09-23T09:54:15+00:00 23.09.2007 11:54
Du ... du ... Mörder >.< *heul* Der arme Teiou - und noch schlimmer, der arme Keika O.o Jetzt ist er ja schon wieder allein >.< Ich bin froh, dass ich gestern beim Lesen allein war, sonst hätte man mich wohl für total durchgeknallt gehalten, sitzt ja nicht jeder heulend vor dem PC xD

Trotzdem ist das Kapitel wieder toll geschrieben und ich bin gespannt wie's weiter geht^^

Und jaaaaaaaaaaaaaa - das Kapitel mit Keika und Teiou musst du umbedingt noch schreiben *schnüff* Sonst gibt's echt Morddrohungen XD


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