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Days of Horror

Bomben auf der Christopher Street
von

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Samstag – 02. Juni

~~~~ Medical Center – Zimmer 22 - Intensivstation ~~~~
 

Dee und Ryo MacLane wurden von Doktor Morgan, einem mitfünfziger, zu dem Krankenzimmer des Clubbesitzers begleitet.
 

„Aber regen Sie ihn nicht noch zu sehr auf. Die Medikamente halten ihn zwar ruhig, aber... Wir werden ihn wohl ins künstliche Koma legen müssen.“
 

„Wird er denn durchkommen?“ fragte MacLane mit ruhiger, routinierter Stimme den Arzt.
 

„Seine Vitalwerte sind im grünen Bereich. Aus medizinischer Sicht würde ich sagen, ja. Aber es können immer noch Komplikationen auftreten. Und man weiß nicht, wie er psychisch auf seine physische Veränderung reagiert. Viele Menschen schaffen es nicht, andere... aber das wird die Zeit erst herausstellen. Sie haben fünf Minuten und ich bleibe im Zimmer,“ beendete Doctor Morgen seine umfassende Rede.
 

Dee warf Ryo zwar einen nachdenklichen Blick zu, doch ändern konnten sie nichts daran. Denn würden sie sich weigern, könnte auch der Arzt auf die Idee kommen, ihnen die Möglichkeit zu untersagen, den Verletzten jetzt schon zu befragen.
 

Sie betraten mit bangem Gefühl in der Magengegend das Zimmer. Eine Maschine überwachte die Vitalwerte des Kranken und eine andere schien Sauerstoff in die Lungen zu pumpen. Ein Rauschen und Piepen waren die ersten Geräusche, die man wahrnehmen konnte, erst dann erkannte man den blassen Mann auf dem weißen Bett, zu dem diverse Schläuche führten.
 

Kaum hatten die drei das Zimmer betreten, wandte sich ihnen auch gleich der Kopf von Mitchell entgegen. Ein erkennendes Aufleuchten blitzte durch seine Augen, als er seinen Blick auf Ryo fixierte.
 

„Pete!“ kam es gefasst von Ryo, als er näher trat und die linke Hand ergriff.
 

„Da...vvvveeeee?“ konnte Ryo vernehmen, doch er hatte noch keine Erkenntnisse darüber, was mit Dave, Mitchell’s Partner, passiert war.
 

„Ich weiß es nicht! Pete. Ich weiß, dass du Schmerzen hast, und die Ärzte wollen dich für einige Zeit ins Koma legen, aber wir brauchen Antworten.“
 

Abwartend stand Ryo ruhig da und spürte schließlich einen leichten Händedruck und sah auch, wie Peter nickte. Das Sprechen schien ihn sichtlich anzustrengen.
 

„Hast du eine Ahnung, wer dir so etwas antun könnte? Feinde? Neider? Irgendwas, was uns weiter bringt?“
 

Dee und Ryo standen nun einige Sekunden schweigend neben dem Bett und warteten darauf, dass Pete sich irgendwie äußern konnte. Nach bangen Minuten des Schweigens versuchte Mitchell, sich zu verständigen. Ryo beugte sich zu ihm hinunter und vernahm krampfhaft herausgebrachte Wörter.
 

„Bä...nn...d... ~schnauf~ ...d...er... in... m...Woh...nung... ~schnauf~ ...“
 

„Du hast Kameras im Chamer? Und die Kassetten sind in deiner Wohnung?“
 

Pete nickte leicht lächelnd und fühlte, wie Ryo seine Hand aufmunternd drückte.
 

„Wir schnappen ihn uns. Das verspreche ich dir, Pete! Wenn es etwas neues gibt, erfährst du es. Und ich kümmere mich um Dave. Wenn ich etwas erfahre, sag ich es dir. Okay?! Jetzt ruh dich aus, werd gesund.“
 

„Meine Herren, wenn ich bitten dürfte!“ wurden die Cops vom Arzt hinauskomplimentiert.

Dieser überprüfte kurz die Monitore, bevor er einen Knopf drückte und eine Schwester das Zimmer betrat.
 

Dee und Ryo verließen das Zimmer und warteten vor dem Krankenzimmertür auf den Arzt, der nur eine Minute nach ihnen das Zimmer nun ebenfalls hinter sich ließ.
 

„So... er wird für die nächsten Tage in Ruhe abschalten können,“ erklärte ihnen der Arzt. „Dieser Dave? Wissen Sie nichts über ihn? Er fragte schon heute morgen kurz nach dem Aufwachen nach ihm. Sein Sohn?“
 

„Sein Ehemann,“ erklärte Dee. „Sie haben vor vier Wochen geheiratet, ihren Club renoviert und gestern mit großem ‚Bum‘ eröffnet. So war das geplant, dass der Rums dann wörtlich genommen wurde, kam etwas überraschend. Und nein! Wir haben noch keine Infos über den Verbleib. Wir informieren Sie,“ erklärte Dee und verabschiedete sich mit einem Handschlag von dem freundlichen Arzt.
 

Ryo drehte sich aber nochmals zu dem Arzt um.
 

„Gestern wurde eine Frau eingeliefert. Margot Archer. Sie war hochschwanger mit einem gequetschten Arm. Liegt sie auch hier auf Intensiv, oder auf der Chirurgie?“
 

„Sie liegt noch hier. Zimmer 3. Möchten Sie zu ihr?“
 

Kurz schaute Ryo zu seinem Partner. Er wollte schon, und Zeit hätten sie auch.
 

„Ja, wenn es geht. Wie geht’s dem Baby?“
 

„Tja, das ist tragisch.“
 

„Inwiefern?“ fragte nun auch Dee, interessiert an dem Schicksal der jungen Mutter, nach.
 

Der Arzt blieb stehen, strich sich das dunkle Haar zurück.

„Sie sind nicht verwandt. Dennoch interessiert es Sie? Darf ich den Grund erfahren?“
 

„Sie wurde gestern von Splittern und Trümmern getroffen. Wir waren es auch, die sie eine Weile betrauten, bis ein Arzt Zeit hatte, sich wirklich um sie zu kümmern,“ gab Dee unumwunden kund.

Wenn er keine freiwillige Auskunft erhielt, würde er halt seinen Dienstlichen raushängen lassen.
 

„Was ist mit dem Arm? Außerdem meinte sie, dass sie nichts fühlen könnte. Ihr Rücken?“
 

„Gut. Aber das ist inoffiziell und nur weil... Wir konnten ihren Arm zwar retten. Es wird ein langwieriger Prozess werden, ihn wieder in Form zu bekommen, aber sie wird ihn nicht mehr gebrauchen können. Sie ist wohl so unglücklich mit dem Rücken aufgekommen, dass sich einige Nerven in der Wirbelsäule gelöst haben. So genau können wir es noch nicht sagen, da die betroffene Gegend mit Hämatomen übersät ist und wir erst auf das Abklingen der Schwellung warten. Doch es sieht nicht gut aus. Das haben wir der Patientin auch gesagt. Wir halten hier nichts von falschen Hoffnungen,“ erklärte der Arzt und man sah ihm an, dass er in seiner langjährigen Dienstzeit schon viele Schicksalsschläge mitgeteilt hatte.
 

„Das Kind?“
 

Tief atmete der Arzt ein, wusste eigentlich nicht, ob er überhaupt berechtigt war, sein Wissen an Außenstehende weiterzugeben. Aber er fällte diese Entscheidung und er würde dazu auch stehen.
 

„Eigentlich sind Babys im Mutterleib über die Maßen geschützt und ein Geburtsfehler lag an sich nicht vor... Jedenfalls laut Befund des zuständigen Gynäkologen, aber... Es muss etwas passiert sein auf dem Weg vom Tatort bis in die Klinik. Ein Fehler... und man wird noch nicht einmal den Betreffenden ausfindig machen können.“
 

Übles schwante dem Ehepaar, als sie der langen Vorrede lauschten.
 

„Wir haben Mrs. Archer gründlich untersucht und fanden auf ihrem Bauch, oder eher gesagt im Innenbereich, eine Druckstelle. Vermutlich wurde sie nicht nur mit dem Rücken auf einen harten Gegenstand geschleudert, sondern es fielen auch Trümmerteile auf ihren Bauch.“
 

„Doc. Reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Was ist mit der Tochter der Archers?“ drängte Dee nun zu einem Ergebnis.
 

„Es ist gesund. Alle Werte sind normal. Die Daten habe ich zwar nicht mehr im Kopf, aber die Kleine soll wohlauf sein.“
 

Erleichtert atmeten die beiden auf.
 

„Warum dann diese lange Vorgeschichte? Mögen sie die Spannung?“ fragte Ryo gereizt und wäre dem Doktor, den er eigentlich als freundlich eingestuft hatte, gern mal an die Gurgel gegangen.
 

„Es hätte auch anders ausgehen können. Der Druck auf diese Stelle hatte die Gebärmutter etwas verformt. Was an sich schon unglaublich ist. Das muss ein enormer Druck gewesen sein. Auf alle Fälle, hätten Sie nicht gleich einen Arzt gerufen, der sich um die Wirbelsäule kümmerte, dann hätte das Baby wohl einen bleibenden Schaden davontragen können. Das wollte ich Ihnen nur mal sagen. Möchten Sie noch zu ihr? Sie fragte schon nach Ihnen, meine Herren!“
 

„Nun... vielleicht ein anderes Mal...“
 

„Helden!“ nuschelte der Doktor. „Es sind meist die kleinen Dinge, die zählen, vergessen Sie das nicht, meine Herren.“
 

Schlussendlich betraten die beiden doch das Zimmer von Mrs. Archer. Unterhielten sich kurz mit der sympathischen Frau, die ihnen beiden nicht genug danken konnten. Mit dem Kommentar, dass sie sich nochmals bei ihr melden würden, verabschiedeten sie sich schließlich nach einer Stunde.
 

~~~~ auf dem Weg ~~~~
 

„Auf alle Fälle mal etwas Positives. Ist doch schön. Nur schade, dass das Baby nicht da war.“
 

„Dee, du verheimlichst mir etwas, nicht wahr?“ kam Ryo aber gleich auf was anderes zu sprechen. Etwas, was er in der Klinik nicht gerade diskutieren wollte. Aber nun konnte er sich nicht länger zurückhalten.
 

Dee fuhr stur weiter und schien Ryo’s Worte einfach zu überhören. Doch so schnell gab sich der hellhaarige Cop nicht geschlagen. „DEE!“
 

„Er ist tot! Ich... ich hab ihn gestern gesehen. So wie er lag würde ich sagen, dass er sich schützend vor Pete gestellt hat. Sein Rücken war komplett aufgefetzt, das macht meine Überlegungen doch wohl verständlich. Denn wäre er auf der Flucht gewesen, wäre seine Brust verletzt und nicht sein Rücken. Nein, er wollte Pete schützen... Wenn ich den in die Finger kriege...!“ knurrte Dee, während sein Blick weiter stur geradeaus gerichtet blieb.
 

Ryo legte beruhigend seine Hand auf Dee’s Arm und erhaschte einen Blick in dessen leicht mit Tränen verschleierten Augen. Dee war dankbar, dass Ryo jetzt nichts sagte, sondern beide bis zu ihrem Ziel schwiegen.
 

~~~~ Mitchell’s Wohnung ~~~~
 

Dee und Ryo betraten das Apartmentgebäude und meldeten sich bei dem Pförtner, der hier die Aufsicht hatte. Nachdem sie ihre Marken vorgezeigt hatten, begleitete sie der ältere Herr in das Penthouse des 15stöckigen Gebäudes.
 

Mit der Bitte von Dee MacLane blieb der Pförtner bei der Aufzugstür stehen. So, erklärte Dee dem älteren Mann, könnte er zwar ihre Bewegungen etwas mitverfolgen, stünde aber später weniger im Verdacht, etwas verändert oder manipuliert zu haben. Der Pförtner, der sich als Paul vorgestellt hatte, nickte und rührte sich nicht vom Fleck. Ließ jedoch seinen wachen Blick den beiden Cops folgen.
 

Dee und Ryo schauten sich den Eingangsbereich in aller Ruhe an. Standen erst einen Meter vor Paul und konnten fast die gesamte Wohnung überblicken.

Vor der breiten, vollständig verglasten Fensterfront stand ein Sofa, auf dem gut drei bis vier Leute bequem Platz fanden. Davor ein marmorierter, etwa kniehoher, achteckiger Tisch. Dieser wurde von zwei Sesseln in weißem Leder, passend zur Couch, umrahmt. An der rechten Seite konnte man einen offenen elektrischen Kamin erkennen, davor ein Bärenfell, ebenfalls in weiß. Daneben die Musikanlage mit verschiedenen CDs in allen möglichen Musikrichtungen. Auf der linken Seite sah man drei Türen und dazwischen eine kleine, aber anscheinend gut bestückte Bar.
 

Auf dem Bord über dem Kamin erkannten sie Bilder. Sowohl Bilder von den beiden, die hier wohnten, als auch von der erst kürzlich vonstatten gegangenen Hochzeit. Wo sie beide, Dee und Ryo, noch Trauzeugen gewesen waren. Wo noch alles in Ordnung gewesen war. Doch schnell verging die Zeit.

Erst als die beiden weiter ins Zimmer gingen, erkannten sie, dass sich noch eine zweite Etage über ihnen befand. Die Treppe dorthin befand sich auf der rechten hinteren Seite. Sie nickten sich verstehend zu und ihr erster Weg führte zu den zwei verschlossenen Türen. Mit einem Rundblick am Rahmen, den Dee vorsichtshalber absuchte, öffnete er die erste. Die Küche. In Silber gehalten erstrahlte alles voller Sauberkeit. Dee erblickte eine kleine Essecke und warf einen Blick in den Kühlschrank, welcher mit Kanapees und Champagner gefüllt war. Anscheinend wollten sie anschließend noch auf die erfolgreiche Eröffnungsfeier anstoßen.
 

„Verdammter Mist!“ knurrte Dee, als er die Tür hinter sich zuzog, um sich mit Ryo zur nächsten zu begeben.
 

Hinter dieser befand sich ein einfaches schlichtes WC. Nichts aufwendiges, wohl eher für die Gäste gedacht. Die dritte Tür führe in ein Schlafzimmer. Ein schmales Bett, Kleiderschrank und Spiegel und ein kleines Bord. Das Gästezimmer, welches sie beide erst vor kurzem fast benutzt hätten. Aber ihre eigene Bleibe war ja nicht so weit weg und so betrunken waren sie nun auch nicht gewesen.
 

Bevor sie jedoch die zweite Etage besichtigen wollten, suchten sie hier alles gründlich ab. Öffneten Schubladen, klopften gegen die Wände, um mögliche geheime Verstecke zu entdecken, doch nichts fand sich hier. Die Treppe, in einem leichten Rundbogen gehalten, wurde von einem passenden roten Läufer, der zu den Spielkissen auf der Couch passte, verziert. Von oben konnten sie hinabblicken und erkannten, wie alles miteinander harmonierte. Nichts schien dort zu sein, wo es nicht hingehörte. Links und rechts vom Kamin waren Landschaftsbilder zu erblicken, die erst aus diesem Blickwinkel so richtig schön ihre Beschaulichkeit ausstrahlten. Wenn man den Blick geradeaus richtete, hatte man einen atemberaubenden Blick auf das nächtliche Manhattan.
 

„Dieser Anblick raubt mir immer den Atem...“ murmelte Ryo und wandte seinen Blick schließlich davon ab. Schließlich waren sie hier, um die Überwachungsvideos zu finden.
 

„Hier ist sonst nichts. Hier ist doch nur Peters und Daves Schlafzimmer,“ erklärte Dee und sein Blick schweifte zu dem offenen Raum. Eine Tür führte, wie er wusste, zum Badezimmer der beiden.
 

Dennoch, Pete hatte gesagt, dass sich hier irgendwo sein Sicherheitssystem befinden musste, also würden sie solange danach suchen, bis sie es fanden, auch wenn es bedeutete, dass sie das ganze Apartment Stück für Stück auseinandernehmen mussten.
 

Ryo durchsuchte gerade den begehbaren Kleiderschrank, als er Dee rufen hörte und sich zu seinem Mann begab.
 

„Ich glaub, ich hab was gefunden,“ erklärte er und nahm das Bild von Eduard Munk ‚Der Schrei‘ von der Wand.
 

„Sieht aus wie...“
 

„... ein Knopf!“ vervollständigte Dee Ryo’s angefangenen Satz.
 

„Passend! ‚Der Schrei‘ oder meinst du eher das Knöpfchen? Gomen, ich muss mich etwas... ich dreh noch durch, wenn ich nur daran denke...! Da wir so nichts gefunden haben, sollten wir ihn einfach mal drücken, oder? Was meinst du? Das Revier informieren und Experten rufen, die für uns den Knopf drücken? Ich glaube nicht, dass hier jemand raufgekommen ist, und bisher sind wir auch nicht über Sprengfallen gestolpert. Also, drück schon,“ machte Ryo seinem ganzen Gedankendurcheinander Luft.
 

Dee zögerte auch nicht mehr länger und drücke.
 

Irgendwo schien sich eine Tür geöffnet zu haben. Ryo und Dee schauten sich in dem Schlafzimmer genau um, bis ihnen im begehbaren Schrank ein kleiner Spalt auffiel. Ryo drückte leicht dagegen, bevor er sich überzeugt hatte, dass keine Falle ausgelöst wurde. Sie betraten einen High-Tech-Raum vom Feinsten. Ausgestattet mit zehn Aufzeichnungsgeräten, die immer noch liefen und Bilder vom Chamer übermittelten. Man konnte klar und deutlich noch immer einige Leute vom Spurendienst erkennen, welche die Trümmer nach Indizien durchsuchten. Eine Anlage schien die gesamten Aufzeichnungen zu speichern und stundenweise zu archivieren. Dee schaute sich das ganze System genau an.
 

„Pass bloß auf, dass du nicht aus Versehen einen falschen Knopf drückst und alles löschst!“ grinste Ryo frech zu Dee hinüber, der den Jungs vom Spurendienst zuschaute.
 

„Was meinst du, seit wann die Aufzeichnungen laufen?“
 

„Ich denke, dass sie das Gerät eingeschaltet haben, bevor sie ihre Wohnung verlassen haben. Also eine Weile vor der Eröffnung. Wenn wir Glück haben, finden wir etwas. Wenn das ganze jedoch schon während der Umbauarbeiten installiert wurde, dann werden wir wohl Pech haben. Aber daran will ich gar nicht erst denken.“
 

„Okay... dann ruf ich mal die Jungs! Die sollen das ganze Equipment durchchecken und uns nur das brauchbare Material raus suchen.“ Dee zückte sein Handy und verließ den geheimen Raum, um geräuschfrei seine Anweisungen durchzugeben.
 

Während Dee den Raum verließ, schaute Ryo sich weiter in diesem um. Er entdeckte einen Knopf mit ‚Privat‘. Ohne lange zu überlegen, drückte er diesen und schon flimmerte auf dem großen Schirm kurz Schnee auf. Dann erschien gestochen scharf eine weiße Kutsche, der zwei Männer in taubenblauen Anzügen entstiegen. Mit breitem Lächeln auf den Lippen gingen diese händchenhaltend auf eine kleine Kirche zu. Dann konnte er sich selbst in Begleitung von Dee sehen, wie sie dem strahlenden Pärchen hinterher zur Kirche gingen.
 

„Ryo? Tu dir das nicht an!“ Dee legte sanft seine Hand auf Ryo’s Schulter und drückte die Stoptaste. Das Bild fror ein und sie sahen Pete und Dave glücklich in die Kamera winken.
 

„Sie waren so glücklich, Dee. Sie hatten so viele Zukunftspläne, Sie haben sogar über Babys geredet, weißt du noch. Sie wollten auch eine Sara oder einen Ted. Gott, Dee. Das ist doch nicht fair. Wie kann man nur so grausam sein?“ Leise schluchzte Ryo auf und griff nach Dee’s Hand.
 

„Wir finden den Kerl. Und wie es aussieht, haben wir noch eine gute Chance mit den ganzen Aufzeichnungen hier. Hey?!“ Dee drückte fest Ryo’s Hand und gemeinsam verließen sie den Videoraum, um auf ihre Kollegen zu warten.
 

Geschlagene 30 Minuten später rauschten dann diese Kollegen auch herein. Jim Cambel war der erste, der den Videoraum betrat. Schnell hatte er sich einen Überblick geschafft und drückte schon einige Knöpfe, als Dee und Ryo zu ihm stießen.
 

„Na, Mr. Cambel, schon etwas gefunden?“
 

„Ja und nein. Also, wollt ihr die Explosion sehen?“ fragte Jim die beiden Cops. Nachdem er von beiden ein „Ja!“ erhalten hatte, drückte er einen weiteren Knopf und die Uhr begann zu laufen.
 

°Aufzeichnung°
 

21 Uhr 02 Minuten 23 Sekunden:
 

Wildes Gedränge war bereits um 21 Uhr im Chamer zu erkennen. Eine große Tanzfläche, die gewölbte Decke, von der mehrere Discoleuchten herabhingen, wurde von vielen runden Säulen gestützt. Eine Bar auf der rechten Seite über die gesamte Länge des Clubs. Auf dem breiten Tresen, vor dem sich einige Gäste befanden, tanzte ein Go-Go-Tänzer und heizte die Stimmung an.
 

21 Uhr 04 Minuten 20 Sekunden:
 

Eine Explosion im hinteren Bereich – Toilettenraum.
 

^Sichtwechsel auf Kamera Waschraum^
 

21 Uhr 04 Minuten 15 Sekunden:
 

Einige Gäste waren zu sehen, die sich hier erfrischten und sich erleichterten. Das konnte man jedenfalls annehmen, da die Kameraeinstellung einen Sichtwinkel unterhalb nicht gestattete. Ein Lichtblitz blendete auf und Trümmer flogen durch die Gegend. Glassplitter folgten dem Lichtblitz. Man konnte sehen, wie sich einige davon in die Anwesenden gruben. Ein Mann, der gerade den Waschraum betreten wollte, wurde von der Druckwelle zurückgeworfen. Das letzte, was man auf dem Band sah, war ein blutübersätes, mit Splittern entstelltes Gesicht, bevor die Druckwelle die Kamera explodieren ließ.
 

°Aufzeichnung Ende°
 

„Warte, Jim. Kannst du noch mal zurückspulen. Mich interessiert, wo der Sprengsatz war!“ meldete sich Dee zu Wort und Jim tat ihm den Gefallen.
 

°Aufzeichnung°
 

21 Uhr 04 Minuten 15 Sekunden:
 

Einige Gäste waren zu sehen, die sich hier erfrischten und sich erleichterten. Ein Lichtblitz blendete auf und Trümmer flogen durch die Gegend.
 

°Aufzeichnung Ende°
 

„Verdammt... kannst du das ein wenig zoomen?“ fragte Dee und deute auf die rechte Ecke etwas unterhalb der Mitte.
 

„Hier nicht! Aber das krieg ich schon hin!“
 

„Sieht aus als, ob es einer der Spiegel war, der zersprungen ist!“ meldete sich Ryo. Daraufhin ließ Jim das Band nochmals zurücklaufen und zum dritten Mal zeigten sich die ersten dramatischen Bilder von dem Bombenattentat.
 

„Er hat recht!“ staunte Jim. „Du hast gute Augen, Junge!“ lobte der Spurenexperte. „Da hätten wir dann auch gleich einen Anfang. Dort haben wir nämlich noch nicht nachgesehen und demnach vom ersten Sprengsatz noch nichts gefunden. Doch das ändert sich jetzt.“ Jim griff sogleich in seine Jacke, zog sein Handy hervor und informierte sein Team vor Ort, um gleich mit der Sicherung der Spuren zu beginnen. „Weiter?“
 

„Ryo? Wir sollten wenigstens... Okay?“
 

„Okay!“ ließ er sich überreden und Jim drückte den Kameraknopf, welcher für die Aufzeichnungen des gesamten Chamer-Bereichs zuständig war und sich über der Bar befinden musste.
 

°Aufzeichnung°
 

21 Uhr 04 Minuten 20 Sekunden:
 

Eine Explosion im hinteren Bereich – Toilettenraum.

Panik bricht aus.

Die ersten hetzen zum Ausgang.

Peter zieht sich auf die Bar und versucht, Ruhe in den Tumult zu bringen.

Dave zieht ihn wieder zurück und hinter der Bar hervor.
 

21 Uhr 04 Minuten 35 Sekunden:
 

Eine zweite Explosion, im Eingangsbereich.
 

21 Uhr 04 Minuten 36 Sekunden:
 

Eine dritte Explosion, im Eingangsbereich.
 

Rauch und Staub wird sichtbar, die Menschen verharren, suchen Deckung.

Nägel, Schrauben, Glassplitter fliegen durch die Gegend...
 

21 Uhr 04 Minuten 40 Sekunden:
 

Eine vierte Explosion, im Barbereich.
 

Die Glasfront hinter der Bar, beladen mit Flaschen, Gläsern und diversen anderen Utensilien, sprengt förmlich nach vorne und reißt alles, was sich ihr in den Weg stellt, mit sich.
 

°Aufzeichnung Ende°
 

„Das reicht! Jim!“ bestimmte Dee und legte Jim zur Bestätigung seine Hand auf die Schulter. Mit einem Blick hatte er erkannt, dass Ryo nicht weiter zusehen wollte. Das Ergebnis zu sehen, war für ihn schon schlimm genug gewesen, jetzt auch noch dabei zu sein, wie sich praktisch das Leben vor ihnen verabschiedete und Bekannte, sogar Freunde von ihnen zerfetzt wurden, ging ihm doch zu nah.
 

„Wie ich gesagt habe. Eine geniale Arbeit. Hundertprozentig aufeinander abgestimmt, um größtmögliche Vernichtung zu erzielen,“ lobte sich Cambel selbst.
 

„Ja, du bist einfach der beste!“ kommentierte Dee seine Äußerung.
 

„Gibt es keine Bilder vom Eingangsbereich?“
 

„Nope! Nichts. Der gesamte Club ist praktisch abgesichert, sogar beide Waschräume, aber der Eingang, nein!“
 

„Tja... dann würde ich sagen, Pech gehabt. Du siehst dir die Bänder an, Jim?“
 

„Ja!“
 

„Dann informierst du uns, sobald es etwas neues gibt oder ihr einen Verdächtigen darauf ausgemacht habt?“ forderte Ryo kurzerhand von Cambel.
 

„Sicher!“
 

„Gut! Dee? Wenn du nichts mehr hast, können wir dann gehen, ja?“
 

Dee nickte Ryo zu und hob Entschuldigung heischend eine Hand, um Jim am Aufbrausen zu hindern. Beide wussten, wie Cambel reagierte, wenn er herumkommandiert wurde. Doch Ryo schien einfach nur noch hier raus zu wollen.
 

~~~~ Irgendwo in China Town ~~~~
 

Ein Quarter wechselte seinen Besitzer, als ein Mann sich die New York Times kaufte. Auf der Titelseite prangte schon ein Foto vom zerstörten Chamer. Die Überschrift war kaum zu übersehen:
 

*BOMBEN AUF DER CHRISTOPHER STREET*

War es ein Anschlag eines Verrückten oder eher ein Terrorangriff?

Geht der Kampf wieder in eine blutige Phase?

Was die Polizei bis jetzt unternommen hat!
 

„Ein Verrückter!?“ kicherte eine leise hohe Stimme. „Die haben keine Ahnung... das war erst der Anfang... Christopher Street ist TOT!“ Höhnisch lachte diese Stimme, als ihr Besitzer die Wohnungstür aufschloss und darin verschwand.
 

****** TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Vampire-Hero
2008-06-15T10:32:47+00:00 15.06.2008 12:32
**snif**
schon tragisch was mit den Leuten passiert ist. Du beschreibst es dabei so realitätsnah, dass man gleich das Gefühl bekommt, direkt dabei zu sein **gänsehaut bekomm**, wirklich kommpliment an dich und ich hoffe bloß mal, dass sie diesen kerl schnappen können, der das glückliche Paar und ihren Traum vom Laden in die Luft gesprengt hat. Und Gott machts dus spannend, wer denn nun dieser myteriöse typ ist. Und wie es scheint, macht er auch noch fröhlich weiter… grrr.

LG
Vampire



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