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Days of Horror

Bomben auf der Christopher Street
von

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Freitag - 23. Juni

~~~~ MacLane’s Apartment ~~~~
 

Wie jeden Abend in den letzten zwei Wochen, oder eher gesagt zehn Tagen hielt Chris Jackson den Wagen vor Dees Wohnkomplex. Wie jeden Abend löste Dee den Sicherheitsgurt und stieg ohne ein weiteres Wort aus. Eigentlich blieb Chris immer sitzen und wartete nur, bis sein schweigsamer Kollege im Atrium verschwunden war, um schließlich auch nach Hause zu fahren. Doch heute war es nicht so. Chris stieg aus und folgte Dee. Blieb neben ihm stehen, als er auf den Aufzugsknopf drückte. Von Dee erhielt er nur einen Seitenblick. Ansonsten blieb dieser ruhig. Erst als sie beide vor dem Apartment angekommen waren, brach Dee das auf ihnen lastende Schweigen.
 

„Ich hab‘s mir anders überlegt. Ich möchte nicht, dass du mit reinkommst.“
 

„Nur ein Kaffee. Mehr hast du nie gesagt. Mehr habe ich nie angenommen,“ sagte Chris ruhig und blieb dennoch stehen. Auch als Dee aufschloss und hineinging, wobei er die Tür offen ließ.
 

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen betrat Chris nun das Heiligtum von Dee MacLane. Er wunderte sich ein wenig, da er eigentlich mit leeren Bierdosen, überquellenden Aschenbechern und abgestandener Luft gerechnet hatte. Aber das Apartment war sauber. Hin und wieder entdeckte er Kleidung, die aber für Dee nicht passend schien.

Anscheinend hatte er einige Sachen von Ryo in der Wohnung verteilt, um ihn ständig um sich zu spüren. Ja, das war gar nicht so schlecht. Er hatte Dee auch schon dabei ertappt, wie er in ihrem Büro im 27. Revier mit seinem toten Partner gesprochen hatte. Nicht so, als ob er keine Antwort erwarten würde, nein, er hatte sogar genickt, so als ob Ryo wirklich was gesagt hatte. Bisher waren seine Anzeichen von niemandem sonst gesehen worden, denn er hätte den Klatsch als erster gehört. Und er? Nein, er würde Dee niemals hintergehen.
 

Dee kam aus der Küche zurück und überreichte Chris eine Flasche Bier.
 

„Ich hab nichts anderes!“ erklärte er schlicht und setzte sich auf einen der Sessel, die von Ryo’s Kleidung belegt waren.
 

„Bier ist okay! Dee? Darf ich dich was fragen... was persönliches?“
 

Entgegen Chris’ Vermutung schaute Dee ihn offen an und nickte, nachdem er einen langen tiefen Schluck Bier getrunken hatte.
 

„Seit dem Tag, wo ich dir zugeteilt wurde, hast du dich immer weiter verändert...“
 

„Verändert? Ist das nicht logisch? Mein Mann, meine Tochter... all die, mir wichtig waren. Selbst die Mitchells. Alle tot. Glaubst du nicht, dass dies einen Menschen verändert?“ Erneut trank er einen Schluck.
 

„Doch. Aber das meine ich nicht.“
 

„Sondern?“
 

„Du redest... aber nicht immer mit mir. Mir ist aufgefallen... Nein, bitte, lass mich ausreden. Ich möchte es nicht Ross erzählen. Aber ich möchte von dir eine Erklärung, die ich akzeptieren kann. Also... du nimmst dir jede Akte vor, liest und redest mit... mit Ryo, nehme ich an, weil auch manchmal sein Name fällt. Dann scheint es mir, dass du ihm lauschst und zustimmend nickst, dir Notizen machst... Vertraust du mir nicht genug, dass wir denn Fall besprechen?“
 

Nachdenklich sah Chris Dee an. Wartete auf eine Antwort. Wusste jedoch gleich, dass er niemals das sein würde, was Ryo gewesen war. Das wollte er schließlich auch nicht, ihm ging es, genauso wie den andern, nur darum, den Fall zu lösen. Aber wenn der Partner lieber mit seinem verstorbenen Mann redete als mit ihm, bekam er Zweifel, ob Dee nicht doch lieber abgelöst werden sollte.
 

„Ryo und ich... wir sind... waren Partner, seitdem er zum Revier wechselte. Vom ersten Tag an waren wir fast unzertrennlich. Ich mehr als er, aber das ist unwichtig. Seit diesem Tag haben wir über die Fälle geredet. Ich weiß, wie er denkt, was er sagen würde, bevor er es ausspricht. Ich brauche diese Gespräche einfach. Ich will dich nicht umgehen, aber Ryo und ich... das ist... war... Wir waren eine Einheit und es ist leichter für mich, wenn ich es so sehe und ihn noch immer mit in alles hineinbeziehe. Verstehst du?“
 

„Ja. Aber dann lass mich dran teilnehmen. Ich fühle mich nur etwas übergangen. Du redest nicht mit mir über die Aussagen. Die Befunde oder sonst was. Lass mich wenigstens anwesend sein, das würde dann auch dein Gerede erklären. Und niemand merkt, mit wem du wirklich sprichst. Vielleicht habe auch ich Ansichten zu dem Fall, die uns weiterbringen könnten. Versuch es wenigstens einmal. Glaub mir, ich kann dich verstehen. Aber auf Dauer wird es dich zerstören, wenn du ihn nicht gehen lässt.“
 

„...“
 

„Okay. Danke fürs Bier. Ich hol dich morgen pünktlich ab.“
 

Chris stellte die Flasche auf den Tisch, nicke Dee zu und verließ die Wohnung, indem er die Tür leise hinter sich zuzog.
 

„Ryo... Er hat recht. Er hat so recht, aber wenn ich dich loslasse... habe ich keine Kraft mehr...“ stöhnte er.
 

Zog die Beine an und klammerte die Arme darum. So verbrachte er diese Nacht wie die letzten Nächte. Wach, nur hin und wieder leicht einschlummernd, auf dem Sessel, den Ryo so geliebt hatte.
 

~~~~ Black’s Apartment ~~~~
 

Unruhig drehte Mick Prescott sein Scotchglas in den Händen. Sein Blick ging wieder zu seinem Geliebten, der ihm mit abgewandtem Gesicht kalt den Rücken zugedreht hatte und nun aus dem Fenster auf das nächtliche Manhattan starrte. Wieder einmal konnte er nicht seine Klappe halten. Wieder einmal hatte er ihn mit Fragen bombardiert. Mit Fragen, die Aaron ihm nicht beantworten wollte.

Lange würde er sich persönlich diesen Zustand nicht mehr anschauen, geschweige denn gefallen lassen, wie Black ihn hier behandelte. Immerhin war er ständig für ihn da. Selbst seine Freunde von damals hatte er alle befragt und war zu dem Schluss gekommen, dass Black ihn manchmal nicht in der Nähe haben wollte, damit diese Situation, wie sie nun entstanden war, vermieden wurde. Aber nicht so mit ihm. Mit einem leisen ‚pling‘ setzte er sein Glas auf den Tisch und erhob sich. Rückte sein Hemd und seine Hose zurecht und trat nah hinter seinen Chef.
 

„Wieso...“
 

Weiter kam er mit seiner Frage nicht, denn ein Klingeln deutete an, dass der Portier jemand zu ihrer Wohnung hinaufschickte.
 

„Sieh nach, wer kommt,“ war alles, was Black von sich gab, während er weiter seinen Blick in die Nacht schweifen ließ.
 

„Ich bin nicht dein Dienstmädchen, ich hab Feierabend,“ knurrte Mick. Schnaubte und ging dennoch zum Aufzug, um den nächtlichen Besucher zu empfangen.

Als sich die Tür öffnete, trat ein älterer, weißhaarige Mann heraus und lächelte Mick freundlich an.
 

„Schön, dass ich anscheinend nicht störe...“
 

„Wie geht’s Dee?“ fragte Mick, als er die dargebotene Hand freundlich schüttelte und sein erstes Lächeln heute verschenkte.
 

„So lala, würde ich sagen. Er bricht bald zusammen.“
 

„Dann sag das dem Sturkopf da drin. Ach, und wenn du schon dabei bist, sag ihm auch gleich, dass ich weg bin.“
 

„Du solltest niemals im Streit gehen, Mick. Wer weiß, was passiert.. oder passieren kann.“
 

„Mit ihm ist heute nicht zu reden. Er kann mich mal...“

Damit nahm er sich seine Jacke vom Haken neben dem Aufzug und ließ sich mit diesem nach unten transportieren.
 

Der hellhaarige schaute ihm traurig, mit dem Kopf schüttelnd nach. Begab sich dann jedoch in den Wohnbereich, wo er Black traf, der sich noch keinen Zentimeter vom Fenster weg gerührt hatte.
 

„Wer ist es, Mick?“
 

„Mick ist gegangen. Ich bin’s, Chris!“ erklang die samtige Stimme von Chris Jackson hinter Black und ließ diesen sich gemächlich umdrehen.
 

„Weg? Wohin?“
 

„Er sagte mir nur, dass er heute mit dir nicht zusammen sein möchte, weil du deinen Dickschädel durchzusetzen versuchst. Ich nehme mal an, dass es um MacLane geht?“
 

Black gab Chris mit einer einladenden Handbewegung zu verstehen, dass er sich setzen sollte und ging selbst zur kleinen Bar, um für Chris seinen Martini zu mixen.
 

„Wie geht’s Dee?“ überging Black vorerst die Frage nach dem möglichen Streitherd zwischen den Geliebten.
 

„Schlecht. Er spricht mit ihm im Revier, bisher konnte ich ihn decken. Ich habe heute mit ihm darüber gesprochen und hoffe, dass er ein wenig offener wird in meiner Gegenwart.“ Dankbar nahm er das Getränk von Aaron entgegen, der sich ihm gegenüber in einen der ledernen Sessel niederließ und seine Beine übereinander schlug.
 

„Und sonst? Kommt ihr voran?“
 

„Verdammt, Black. Mick hat recht. So geht das nicht weiter. Er zerbricht und wir, oder eher gesagt du, könntest das verhindern. Ich gebe dir noch zwei Tage, dann rede ich mit ihm offen und ehrlich. Ich habe es satt. Was glaubst du, passiert, wenn er die Wahrheit erfährt? Geschweige denn, was meinst du, was passiert, wenn Ross erfährt, dass ich zu dir gehöre und alles... von dir...“
 

„Ich habe kapiert.“ Black legte seine lange, geschmeidige Hand auf seine Augen und seufzte leise auf. „Ich weiß ja, dass Mick und auch du, Chris, im Recht seid. Wir sind ja nicht weiter gekommen, aber es muss was passieren. Du weißt, dass ich dich vor Ross schützen werde. Eure gemeinsame Zeit damals macht es dir einfacher, in das Revier zu gelangen als einem Fremden, und ich bin dir dankbar, dass du sofort zugesagt hast. Und ja, ich weiß noch, dass ich dir gesagt habe, dass ich es nicht übertreiben werde, aber Gott... ich wollte doch, dass es schnell gelöst ist. Niemals hätte ich erwartet, dass der CS-Bomber plötzlich die Füße still hält.“ Black löste die Hand und sah ihn an. „Ich werde mit Dee reden. Das bin ich ihm schuldig. Morgen abend wird alles geklärt sein. Und nun, was machen die Ermittlungen?“
 

Chris war froh zu hören, dass Aaron nun endlich ein Einsehen hatte und somit auch von Dee eine schwere Last genommen werden würde. Diese unendliche Trauer, diese Distanz, die er um sich herum aufgebaut hatte, würde verschwinden. Jackson sah, wie Black etwas aus der Hemdtasche zog und es spielerisch zwischen den Fingern kreisen ließ.
 

„Du hast den Ring?“ fragte Chris überrascht.
 

„Seit dem Tag der Explosion. Na ja, eher ein Tag später. Ich werde ihn Dee morgen geben. Halt dich in seiner Nähe auf. Und beantworte mir endlich meine Frage.“
 

Chris sah Black fast fasziniert zu, wie er den Ring von rechts über die Hand und wieder nach links tanzen ließ und er ahnte, was auf Dee zukommen würde. Endgültig.
 

„Jackson?“
 

„Ähm... Nichts. Die Zeugenbefragung ergab nichts Nennenswertes. Auch die betroffenen Gäste, die sich soweit erholt hatten, konnten nichts Nützliches zu der Ergreifung des Täters beitragen. Die Überwachungskamera hat ein unscharfes Bild von dem möglichen Täter. Langer Ledermantel, vermutlich braun, Schlapphut. Größe etwa 175 cm, Gewicht schwer schätzbar wegen des Mantels, aber an Übergewicht glaubt keiner. Nun, da wären noch die Aussagen von der Baufirma, die das Chamer umgebaut hat. Aber die wissen auch nichts und jemand unbekanntes war, so laut der Aussage der dortigen Mitarbeiter, auch nicht dabei. Jedenfalls schien ihnen keiner aufgefallen zu sein,“ schloss Chris seinen Bericht.
 

„Also nichts neues. Dann werd ich Dee morgen früh aufsuchen und ihm den Ring geben. Egal was dann passiert, du passt weiterhin auf ihn auf. Und nun entschuldige mich, ich habe zu telefonieren.“
 

Mit diesen Worten erhob sich Chris und verließ ohne ein weiteres Wort Black’s Wohnung. Gerne hätte er ihm noch die Meinung gesagt, zu einigen Dingen, doch er dachte bereits an Dee und wie dieser nach den zehn Tagen der Trauer und Einsamkeit mit der Ringübergabe fertig werden würde.
 

Als er das Gebäude verlassen wollte, hielt ihn die Stimme von Mick auf.
 

„Lust auf einen Drink?“
 

Chris sah Mick an und grinste.

„Nein. Den hatte ich eben erst. Aber du solltest raufgehen. Er will morgen mit Dee reden und alles aufdecken,“ verkündete Chris und sah, dass Mick nachdenklich nickte.
 

„Pass auf Dee auf. Er wird ausrasten und Black wird einige blaue Flecken davontragen, aber die hat er wohl verdient. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte er es gleich erfahren. Aber nein. Aaron wollte sein Spiel spielen. Aber so lief es nicht und nun ist er frustriert. Er hätte bei Dee mit offenen Karten spielen sollen, dann wäre alles anderes gekommen.“
 

Mick stieß sich von der Wand ab und legte Chris vertrauensvoll eine Hand auf die Schulter.
 

„Pass auf... Ich weiß, dass du Black alles sagst was du weißt und er nie mit einer Info rüberkommt. Also, es gibt oder gab in der Armee drei Spezialisten, die sich mit Hoch-Tieffrequenz auskennen. Zwei sind noch im Dienst. Der dritte wurde unehrenhaft entlassen. Zum einen, weil er einen Vorgesetzten geschlagen hatte und zum anderen, weil er bei jedem Landgang einen Jungen... vergewaltigt und getötet haben soll. Dass diese letzte Aussage jedoch nie vor Gericht kam liegt daran, dass er bei einer letzten Tat, wie soll ich sagen... das ganze ist inoffiziell und steht auch in keiner Akte. Auf alle Fälle hatte er sich den falschen Burschen gegrabscht und wurde gezeichnet.“
 

„Wie gezeichnet? Ich verstehe nicht?!“
 

„Der Vater hat ihn fast kastriert. Verstehst du nun?“
 

„Und du denkst, dass dieser Kerl hier rumläuft und jetzt Bomben legt?“
 

„Möglich wäre es doch? Jedenfalls passt auf euch auf.“
 

Mick nickte Chris nochmals zu und ging dann wieder hinein. Ließ einen leicht irritierten Jackson zurück. Man konnte förmlich hören und sehen, wie sich die kleinen Rädchen in seinem Kopf drehten. Doch er hörte auch die Worte von Mick, dass dies ganze nur Hörensagen war. Also nichts handfestes.
 


 

***** TBC



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vampire-Hero
2008-06-15T11:47:35+00:00 15.06.2008 13:47
Endlich ein wenig licht im dunklen, aber was will black mit ryos ring und was bezweckt er bei dee damit? Wieso hat er ihn schon am tag der explosion gehabt und wieso hat er ihn nicht rausgerückt **kopf schwirr bei so vielen fragen**, kay werd mal gleich weiter lesen... ^^

LG
Vampire



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