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Days of Horror

Bomben auf der Christopher Street
von

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Samstag - 24. Juni - Abends

~~~~ Tropical ~~~~
 

Schweigend hatten sie den Weg zur Sauna in Chris’ Wagen zurückgelegt. Nachdem er wirklich einen Parkplatz im Parkhaus gefunden hatte, gingen sie gemeinsam in die überall bekannte Sauna.

Sie nahmen sich zwei Kabinen und überlegten anschließend, beide nur noch mit einem Handtuch bekleidet, ob sie die Dienste der Masseure annehmen wollten oder nicht.
 

Dee verneinte. Er wollte so schnell wie möglich Klarheit darüber erlangen, wer ihm diesen Brief und dazu den Hochzeitsring von Ryo geschickt hatte. Black zu fragen fand er unter seiner Würde und auch die Frage, die Chris vorhin aufgeworfen hatte, brauchte noch eine Beantwortung, doch er war so hibbelig, dass er nicht länger warten wollte.
 

„Ich bin in der Sauna und anschließend hier beim Masseur, wenn was ist, weißt du, wo du mich findest,“ erklärte Chris und klopfte Dee aufmunternd auf die Schulter.
 

Dieser nickte nur und ging dann einige Treppen hinab.
 

Schwüle Hitze empfing Dee in den tieferen Gängen. Rechts und links waren meist verschlossene Türen. Er wusste, dass er die mittlere Tür auf der linken Seite nehmen sollte, doch er wollte sich erst umsehen, ob nicht doch ein Scherz dahinter steckte. Wenn auch höchst makaber. Aber er wollte erst eine Runde drehen.
 

So ließ er die Türen Türen sein und ging geradeaus weiter. Dampf hüllte alles leicht ein.

Überall ständen Männer, alleine, paarweise oder zu mehrt. Einige ließen sich gerade einen blasen, andere hatten Sex. Doch die meisten standen nur eng beieinander und schmusten. Tasteten sich ab, ob es sich lohnte, weiter zu gehen. Doch alle, die er erblickte oder Interesse an ihm zeigten, kannte er zwar, doch keinem von ihnen konnte er Rache oder Intrigen vorwerfen. Das einzigste, was ihn noch ein wenig mehr verunsicherte, waren die meist abschätzenden Blicke. Den hinteren Teil der großen Sauna ließ er aus. Dort wurde nur harter Sex betrieben. Unerkannt im Darkroom. Dort würde er sowieso nichts sehen.
 

Nach Beendigung seiner Runde steuerte er die mittlere Tür an. Kurz zögerte er noch einmal und öffnete die Tür dann rasch, trat ein und schloss sie hinter sich, und erst als die Tür mit einem leisen ‚klick’ hinter ihm einrastete, hob er den Blick.
 

„...phaa...“ ein Keuchen kam aus seinem weit offenen Mund, bevor ihn Arme am Absacken hinderten und er an einen Körper gezogen wurde, der ihn niemals loslassen würde.
 

„Dee...“ war alles, was er vernahm, als auch schon seine Lippen verschlossen wurden und ein nicht enden wollender Kuss getauscht wurde.
 

Nach sagenumwobenen Minuten trennten sie sich wieder und Dee konnte es nicht wirklich glauben. Da stand er, direkt vor ihm und dennoch ein Anblick, den er sich seit Wochen gewünscht hatte.
 

„Ryo!? Wie...“ So viele Fragen brannten in ihm, und er konnte sie jetzt nicht einfach so aussprechen. Zaghaft hob er seine Hand und berührte die glatte Haut von Ryo’s Gesicht. So als ob er sich wirklich davon überzeugen musste, dass sein Mann direkt vor ihm stand. Lebte!
 

„Dee... Ich lebe. Gott, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre es anders gelaufen. Es tut mir so leid, aber er wollte das.“
 

„WER?“ brachte Dee gerade heraus, bevor er an Ryo gelehnt auf das Bett sackte, die Arme aber nicht von ihm löste. Eigentlich brauchte er nicht zu fragen, er ahnte die Antwort, die er auch prompt von seinem tot geglaubten Ehemann erfuhr.
 

„Black. Ich weiß nicht, wie er an dein Handy... Dee? Hörst du mir zu?“
 

„Ich... ich kann es einfach noch nicht glauben. Sara?!“
 

„Sie ist okay. Alle sind in Ordnung. Max und auch Tony. Es war knapp, aber wir haben es geschafft. Sie lebt. Dee... Ich wusste, dass es falsch war. Ich hätte nicht auf ihn hören dürfen...“ machte Ryo sich selbst schwere Vorwürfe, während er die tastenden Hände von Dee fast überall auf sich spürte.

Als sich diese jedoch auf seinen Rücken verirrten, zuckte er merklich zusammen. Die Tage seit der Explosion hatten zwar einen Teil der Wunden verheilen lassen, aber noch immer war eine tiefe Wunde da, die noch nicht verheilt war und eine hässliche Narbe hinterlassen würde.
 

„Ryo?“
 

„Es ist nicht mehr so schlimm...“ versuchte er auch gleich, Dee’s ängstlichen Ausruf zu beruhigen.
 

„Halt mich einfach nur fest. Du hast mir so gefehlt!“
 

„...ich... Damn... ich...“
 

„Sht... ich bin bei dir, Dee.“
 

Der Dunkelhaarige konnte nicht länger und seine so lange ungeweinten oder im geheimen vergossenen Tränen bahnten sich ihren Weg in die Freiheit. Fest klammerte er sich an seinen Ehemann. Wusste, dass Ryo ihn auffangen würde, wenn er sich beruhigt hatte. Der Hellhaarige legte seine Arme fest um ihn und ließ ihm die Zeit, und verwünschte Blacks Überredungskünste. Er hätte niemals zustimmen sollen. Nur die Gewissheit, mit der Black ihm zugesichert hatte, dass Dee sich nichts antun würde, hatte ihn schließlich zustimmen lassen, und zu was hatte das alles geführt? Diese zwei Wochen waren für sie beide die Hölle gewesen und dem Bomber waren sie dennoch kein Stück näher gekommen.
 

Nach einer Viertelstunde hatte Dee sich so weit wieder gefasst, dass er sein Gesicht anhob und seinen Ehemann zum ersten Mal wirklich wahrnahm.
 

„Tu mir das nicht noch einmal an,“ sagte er mit noch immer ergriffener Stimme, die schwer von Tränen untermalt war.
 

„Ich verspreche es dir.“
 

„Erzählst du mir, was passiert ist?“
 

„Jetzt?“
 

„Wenn ich das bisher richtig zusammensetze, wirst du wohl nicht wieder so plötzlich auftauchen und mit in unsere Wohnung kommen. Du hast das Tropical mit Absicht gewählt, damit wir uns ungestört treffen und reden können. Das heißt meiner Meinung nach, dass du weiterhin im Untergrund bleiben möchtest?“
 

Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf Ryo’s Lippen. „Dir kann man halt nichts verheimlichen. Ich glaube, ich fange ganz von vorne an...“
 

<<<Flashback>>>
 

Ryo rannte über die Straße zum Basra. Drehte sich nochmals zu Dee um und warf ihm eine Kusshand zu, die dieser auch keck einfing. Fröhlich grinsend betrat er das Lokal und schon fand er sich Max gegenüber, der ihm leicht auf die Schulter schlug.
 

„Deine Tochter ist ein ganz wildes Ding. Wenn du da nicht bald... was ist das denn?“ unterbrach sich der Koch des Hauses und wollte nach der Tasche neben dem Eingang greifen.
 

„WARTE!“ rief Ryo und ihn überlief ein eisiger Schauer. „SARA! TONY!“ brüllte er auch schon die Treppe hinauf, drehte sich zu Max um. „Raus hier... durch die Hintertür... rasch,“ befahl er und rief erneut nach seiner Tochter, wollte gerade hinaufrennen, als er die beiden oben auf der Treppe erkannte. Er griff ohne lange zu zögern nach seiner Tochter und versuchte ruhig zu bleiben, als er Tony sagte, dass sie sofort hier raus müssten.
 

Obwohl dieser ihn ahnungslos anstarrte, tat er, was Ryo ihm sagte, nahm die Beine in die Hand und rannte, dicht gefolgt von Ryo, der Sara auf dem Arm trug, zur Hintertür. Kaum hatten sie diese passiert, explodierte hinter ihnen die Hölle. Durch die Druckwelle wurden sie gut 10 Meter nach vorne geschleudert. Sara weinte und Max nahm sie in die Arme, um sie zu beruhigen. Tony rappelte sich auf und sah, dass Ryo sie alle geschützt und somit vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Doch als Strafe oder als Buße, ganz egal wie man es sehen wollte, hatte sich der Hellhaarige den Rücken verbrannt und das sehr übel, wie Tony rasch bemerkte.
 

Obwohl er wusste, dass Dee vor dem Basra war, zögerte er keinen Augenblick und brachte Ryo zu seinem Hausarzt, der nur einige Blocks um die Ecke wohnte. Diesem war es dann auch zu verdanken, dass die Wunden gleich fachmännisch verbunden und versorgt worden waren. Ansonsten hätte es schlimm ausgehen können.
 

Erst Stunden später war Ryo wieder zu Bewusstsein gekommen. Das erste, was er wahrnahm, war seine weinende Tochter, die sich fest an Max klammerte und immer wieder leise wimmerte.
 

„Sara!“ brachte er mit spröder Stimme, die er nur schwer als seine eigene erkannte, heraus.
 

„Daddy!“ schluchzte Sara auf und krabbelte von Max’ Schoß und zu Ryo auf die Liege, auf der er lag, und kuschelte sich an ihn.

Obwohl der Arzt ihr klar gemacht hatte, dass sie vorsichtig sein sollte, verursachte sie ihm ein wenig Schmerzen. Doch Ryo war nur froh, sie unverletzt zu erblicken.
 

„Sara!“ lächelte er sie beruhigend an. Legte einen Arm um seine Tochter und strich ihr beruhigend über den Schopf. „Schon gut, Nikkô. Daddy fühlt sich nur ein wenig müde,“ erklärte er ihr ruhig und warf dann einen Blick auf den hereinkommenden Arzt. Tony, der ihn begleitete, ging zu Sara und wollte sie von der Liege nehmen, doch Ryo schüttelte den Kopf. „Lass sie... es geht schon.“
 

„Wie du meinst. Aber überanstrenge dich nicht,“ warf Tony ein und ging zu dem Arzt, der dann mit seiner Erklärung begann.
 

„Mr. MacLane, Sie haben schwere Verbrennungen am Rücken. Aber in Anbetracht dessen, was hätte passieren können, wenn Sie nur eine Sekunde später das Lokal verlassen hätten, muss man eher sagen, dass Sie wirklich Glück hatten.“
 

Ahnungslos blickte er den Arzt an. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass etwas Heißes seinen Rücken getroffen hatte, danach fehlten ihm einige Augenblicke, bis er hier wieder aufgewacht war.
 

„Das Basra ist in die Luft geflogen. Dieser Mistkerl hat meinen Laden hochgejagt,“ erklang die wütende Stimme von Tony, dem man seine Ungehaltenheit anhören konnte. Nicht nur sein Lokal war hin, alles, was er sich aufgebaut hatte, sondern auch sein Lebensinhalt, wenn man es genau betrachtete. Aber er war dennoch froh, dass er sein Leben noch hatte, und das verdankte er einzig Ryo.
 

„Danke, Mann! Ich schulde dir wirklich was,“ warf er dann etwas ruhiger und gefasster ein und legte fürsorglich die Hand auf Ryo’s Schulter, die er gleich zurücknahm, als er sah, wie dieser zusammenzuckte.
 

„Doc. Wenn mein Rücken verbrannt ist... wieso spüre ich im Moment keinen Schmerz?“
 

„Dazu wollte ich gerade kommen, Mr. MacLane. Zum einen habe ich die stark betroffenen Partien mit einem Schmerzblocker versehen, der in 24 Stunden seine Wirkung verliert, doch bis dahin ist die erste Hautschicht bereits nachgewachsen. Zum anderen liegen Sie auf einer Kühlplatte, die Ihre Haut zur Regeneration anregt und Ihnen auch durch das kühle Gel den brennenden Effekt nimmt. Eine Wunde jedoch wird länger benötigen. Dort hat sie wohl ein Splitter gestreift und ziemlich tief aufgerissen. Trotz allem, was in meiner Macht steht, werde ich es nicht verhindern können, dass Sie eine Narbe zurückbehalten. Alles andere sind zwar Verbrennungen zweiten bis dritten Grades, aber wie gesagt, durch das regenerierende Gel werden dort nur wenig oder keine sichtbaren Spuren zurück bleiben.“
 

Der Arzt verstummte und sah Ryo an, um auf mögliche Fragen gleich reagieren zu können.
 

„Dee?“ stellte er die für ihn so wichtige Frage.
 

Der Arzt sah von Ryo zu Tony und dann wieder zurück und zuckte mit der Schulter.
 

„Ich habe auf seinem Handy angerufen, aber noch keine Rückmeldung erhalten,“ sagte Tony und reichte Ryo sein Mobiltelefon zurück.
 

„Er weiß also nicht, wo ich bin? Er wird sich Sorgen machen... Gott, er war vor dem Basra, als es hochging... Wir müssen ihn erreichen...“ Sorge malte sich auf Ryo’s Gesicht aus, doch als er sich hochstemmen wollte, wurde er sowohl von Tony als auch von dem Arzt daran gehindert.
 

„Sie bleiben die nächsten 24 Stunden da liegen und rühren sich nicht, Mister... Sonst binde ich Sie fest,“ stellte der Arzt mit ernsthafter Stimme fest und ließ keinen Zweifel daran, dass er seinen Worten auch Taten folgen lassen würde.
 

„Tony! Du musst ihn erreichen.“ Man konnte wirklich die Panik in Ryo’s Stimme hören. Allen war klar, dass er sich nicht zu Unrecht Sorgen um seinen Ehemann machte und nun fiel auch Tony Steve ein. Er hatte ihn wirklich in dem ganzen Durcheinander vergessen. Doch als er von dem Festnetzanschluss des Arztes seinen Freund erreichen wollte, erhielt er nur die Nachricht, dass der Teilnehmer im Moment nicht zu erreichen sei. Ryo hatte Recht. Sie mussten die anderen erreichen.

Sara war inzwischen an Ryo’s Schulter eingeschlafen und auch ihn übermannte die Müdigkeit. Erneut griff er nach dem Handy und drückte nur eine Ziffer, hielt es sich dann ans Ohr, lauschte auf das Freizeichen und atmete erleichtert auf, als schließlich abgenommen wurde.
 

„Dee! Ich bin okay... ich melde mich wieder. Ich liebe dich!“

Dann sackte Ryo in den bereits zurückgehaltenen Schlaf. So lange hatte er in der körperlichen und auch geistigen Erschöpfung verharrt, bis er Dee ein Lebenszeichen gegeben hatte. Nun forderte sein Körper sein Recht.
 

Als Ryo wieder erwachte, war Sara aus seinem Arm verschwunden. Inzwischen fühlte er das kühle Gel deutlicher an seinem Rücken, wohl ein Zeichen, dass der verabreichte Schmerzblocker bald seine Wirkung verlieren würde. Ryo hatte eigentlich keine Probleme mit Schmerzen, seine Grenze lag da ziemlich hoch, doch als das Mittel schließlich aufhörte, war er wirklich froh über das kühlende Gel. Hauptsächlich der angesprochenen tiefe Schnitt brannte wortwörtlich wie Feuer. Doch die Nähe und das Lächeln von Sara milderten die Schmerzen in seinem Inneren und die Gewissheit, dass sein Mann wusste, dass er lebte, ließ Ryo ruhiger werden.

Die nächsten Stunden verbrachte er zwischen Wachen und Schlafen. Ein Tropf an ihm ließ beständig Flüssigkeit in ihn rinnen und der Arzt verlangte weiterhin, dass er liegen bleiben musste. Doch in seinem eigenen Interesse befolgte Ryo einmal, was ein Arzt ihm riet.

Als Ryo das nächste Mal erwachte, sah er einen alten Bekannten neben sich sitzen.
 

„Mick?“ erklang es fragend von Ryo.
 

„Wie geht’s?“
 

„Na ja, ging mir schon besser. Was macht Dee? Ist er verletzt? Warum ist er nicht selbst gekommen?“
 

„Ich... ich weiß nicht. Nein, reg dich nur nicht auf. Dee geht’s gut. Er hat nur einen Schock und ist im Moment ruhig gestellt. Ich... glaub mir, Ryo. Mir gefällt das nicht, aber...“
 

„Aber was?“ unterbrach Ryo den Dunkelhäutigen und ahnte schlimmes.
 

„Das fällt nicht in mein Ressort. Das soll dir Black selbst erklären. Wie lange wirst du noch liegen müssen? Dein Arzt hier wollte mir nichts sagen.“
 

„Mick! Sag mir, was los ist,“ forderte Ryo mit verlangender Stimme.
 

„Ich hab deinen Anruf entgegen genommen. Dee weiß nicht, dass du noch lebst, und Black möchte, dass es noch so bleibt. Frag mich nicht, warum. Aber er hat einen Plan, wie er mir gesagt hat.“
 

„Dee weiß nicht... Was soll das?“ Wenn Ryo die Kraft gehabt hätte, sich auf den anderen zu stürzen, dann hätte er es getan, so suchten seine Hände nur ergebnislos nach seinem Handy, bis er es im Besitz von Mick erblickte. „Gib es her!“ forderte er mit zorngerötetem Gesicht und streckte seine Hand aus.
 

„Es tut mir leid, Ryo. Ich darf nicht.“

Mick erhob sich, und verließ nicht nur das Zimmer sondern auch die Wohnung des Arztes. Fuhr schnurgerade zu seinem Chef, um ihm seine Meinung zu sagen.
 

„KOMM ZURÜCK!“ brüllte Ryo und stemmte sich aus dem Kühlbett heraus.
 

Sein Geschrei hatten sowohl den Arzt als auch Tony dazu gebracht, sofort das Krankenzimmer zu stürmen.
 

„Was ist los? Du sollst noch nicht aufstehen,“ versuchten die beiden Männer, Ryo zurück ins Bett zu drücken und hatten schließlich auch Erfolg damit.
 

„Ich brauch ein Telefon...“ verlangte Ryo und erhielt auch prompt eines, doch als er Dee’s Nummer wählte, ging erneut Mick ran. „Das werdet ihr mir büßen...“ knurrte er in den Hörer und warf das Telefon auf die Decke.
 

<<<Flashback Over>>>
 

Dee hatte ihm in aller Ruhe, ohne ihn zu unterbrechen, zugehört. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sein Handy im Krankenhaus nicht dabei gehabt hatte. Black hatte es ihm am Tag seiner Entlassung ausgehändigt. Ohne ihm zu sagen, wie er daran gekommen war, und in seiner Trauer hatte Dee ihn auch nicht danach gefragt. Nun war ihm klar, was sein ‚Freund’ damit gemacht hatte.
 

„Und weiter?“ fragte er schließlich, da Ryo ebenfalls ins Schweigen verfallen war.
 

„Du musst mir glauben, Dee. Ich hätte niemals zugestimmt, wenn er mir nicht versichert hätte, dass er auf dich aufpasst,“ sagte Ryo kleinlaut.

Er hatte damals schon geahnt, dass er einen Fehler beging, aber er hatte auch, genauso wie Black, die Vorstellung gehabt, dass er den Bomber wirklich dingfest machen könnte. Und was war daraus geworden? Nichts. Nur Dee’s Trauer war größer geworden. Ob er ihm jemals verzeihen konnte? Ryo hoffte es aus tiefstem Herzen.
 

Er räusperte sich und fuhr dann weiter mit seinem Geständnis...
 


 

<<<Flashback>>>
 

Verloren stand Ryo am Fenster. Er hatte es aufgegeben, Dee zu erreichen. Er hätte Tony bitten können, aber er wollte ihn nicht auch noch mit in seine Probleme hineinziehen. Zumal er eh schon ein Problem mit Black hatte. Auch wenn Steve versuchte, dieses ständig aus dem Weg zu räumen, konnte man hin und wieder Zweifel in Tonys Augen erblicken.
 

„Ryo?“ erklang es hinter ihm und zögernd drehte er sich um.
 

Er hatte gelernt, zu schnelle Bewegungen schmerzten ihn mehr, also drehte er sich langsam um und wenn er jetzt seine Waffe in den Fingern gehalten hätte, hätte er für nichts garantiert.
 

„Black!“ knurrte er, rührte sich aber ansonsten nicht vom Fleck.
 

„Wir haben eine einmalige Chance, den Bomber zu fassen. Er denkt, du bist tot. Wir haben die Überraschung auf unserer Seite und du kannst dich frei bewegen,“ warf Black gleich ein und sah ihn abwartend an, bevor er mit seiner Erklärung weiter ausschweifen wollte.
 

„Du vergisst wohl meinen Rücken!“ Auch wenn er sich nun schon etwas außerhalb des Bettes wagte, ohne die Schmerzmittel und das Liegen auf dem Gel fing sein Rücken bereits nach nur einer halben Stunde an zu brennen.
 

„Ich verlange nicht, dass du gleich loslegst. Der Arzt meinte, dass du noch mindestens drei Tage ruhen solltest. Dann wäre es möglich, dass du dich auch außerhalb bewegen kannst.“
 

Ryo blickte hinaus aus dem Fenster. Dachte wirklich über diese doch einmalige Chance nach. Wägte seine Gesundheit mit den möglichen Risiken auf und er war nicht bereit, dies einzugehen. Schließlich gab es Menschen, die ihm wichtig waren. Wenigstens einer, der noch nicht einmal wusste, dass er noch lebte.
 

„Warte... Was ist mit Dee?“
 

„Ihm geht’s gut. Ich verspreche dir, nein ich schwöre sogar, dass Dee nichts passiert.“
 

„Das meine ich nicht,“ konterte er eisig und setzte sich auf die Fensterbank.
 

„Ich habe vorhin mit ihm gesprochen. Er wird durchhalten, bis wir den Täter haben. Komm schon, Ryo. So eine Herausforderung... Denk doch mal an deine Möglichkeiten, wenn du im Dunkeln operierst!“
 

Ryo drehte sich wieder von Black weg. Er spürte, wie das Adrenalin durch seine Adern pochte und er fühlte sich wirklich von dieser Chance übermannt.
 

„Meine Tochter?“
 

„Wir bringen sie in Sicherheit. Sie, Steve und Tony. Du weißt, dass ich das machen kann, ohne, dass du mir zu tief in die Karten geschaut hast.“ Black ahnte, dass er kurz davor stand, Ryo zu überzeugen.

„Ich stelle Dee einen meiner Besten zur Seite. Glaub mir, er wird in Sicherheit sein.“
 

Ryo atmete einige Male in aller Ruhe durch und nahm dann seinen Ehering vom Finger und schrieb etwas auf einen Zettel. Beides übergab er Black.
 

„Gib ihm das!“
 

„Ryo?!“
 

„Ich möchte, dass Dee weiß, dass ich okay bin, sonst mache ich nicht mit.“
 

„Dann können wir alles vergessen. Das ist dir klar. Dee ist kein guter Schauspieler.“
 

„Das ist mir egal. Ich kann das nicht ohne ihn durchziehen.“
 

„Ryo, bedenke doch die Möglichkeiten, die dir offen stehen.“
 

„Ich allein gegen wen? Wir haben keinen Ansatzpunkt... Sagst du mir, wo ich im Dunkeln anfangen soll?“ warf Ryo ein. Machte seine Bedenken ein ums andere Mal klar.
 

„Du hast meine Rückendeckung. Die von Mick und mir...“
 

Ryo sah auf den weißen schmalen Rand auf seinem Ringfinger, dort wo bis eben noch sein Ehering gewesen war.
 

„Es ist Irrsinn, aber versuchen wir es. Du versprichst mir, dass du Dee den Umschlag gibst.“
 

„Machen wir einen Deal. Ich gebe ihm den Ring und den Umschlag, wenn ich meine, es wäre Zeit. Okay. Sollte er nicht weiter können... du hast mein Wort. Ryo?!“
 

Erneute zögerte er. Legte seine Stirn gegen das kühle Fensterglas und fühlte, wie eine Last sich auf seine Schultern legte. «Verzeih mir, Dee» dachte er und drehte sich dann zu Black um.
 

„Was schwebt dir vor?“
 

<<<Flashback Over>>>
 

Schweigen füllte den Raum und nur das Atmen der beiden Anwesenden brachte Leben hinein.
 

„Dee?! Es tut mir leid. Ich... ich dachte wirklich... Ich...“
 

„Nicht. Sag nichts mehr.“
 

Man konnte Dee ansehen, dass das ganze nicht spurlos an ihm vorbei gegangen war.
 

„Weißt du, wie... wie es war...“ Dee stand auf und löste sich somit aus der Umarmung von seinem Mann. „Ich... ich bin froh, dass du lebst. Aber ich kann nicht... nicht so einfach... es tut mir leid.“

Dee ging in Richtung Tür, hörte das Aufkeuchen von Ryo in seinem Rücken. Seine Hand schien wie festgenagelt auf dem Türknauf zu liegen.

„Als mir klar wurde... dass du darin umgekommen... warst... weißt du, wie oft ich in den letzten Tagen mit dem Gedanken gespielt habe, zu dir zu kommen? Vorgestern ... ich hatte die Waffe bereits an der Kehle... Ich wollte nicht mehr... Gott, Ryo! Wie... Warum...“

Dee lehnte seinen Kopf erschöpft gegen die Tür. Seine Schultern zuckten erneut unter Tränen. Als er Ryo hinter sich spürte, Arme, die ihn umfingen, drehte er sich zu ihm um und nahm ihn seinerseits in die Arme.
 

„Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen... Ich... liebe dich.“
 

Dee schwieg, weinte sich erneut aus und fühlte sich anschließend besser. „Ich kann nicht so einfach... verzeihen,“ murmelte er und fühlte, wie Ryo unter diesen Worten erbebte. Er konnte wohl nicht angenommen haben, dass Dee so ohne weiteres alles hinnahm.
 

Schweigen füllte erneut den Raum. Einige Minuten standen sie sich umarmend mitten im Raum.

„Wo ist unsere Tochter?“ brach Dee die Stille.
 

„Bei Steve und Tony. Ich weiß, die beiden... sie sind zusammen. Gott, Dee! Bitte, ich dachte, ich tue das richtige. Ich dachte wirklich...“
 

„Bitte, Ryo! Sag nichts mehr. Das, was geschehen ist, war schlimm genug. Und du hast nichts rausgefunden, was uns dem Täter näher bringt. Nehm ich mal an.“ Immer noch hielt er die Nähe zu seinem Ehemann aufrecht. Er war zu Recht sauer und auch wütend auf ihn, dennoch konnte er die Nähe nicht so ohne weiteres brechen. Zu lange hatte er um ihn getrauert und ihm jetzt so gegenüber zu stehen brachte alles in ihm durcheinander. Dee wollte Ryo eigentlich kein Vorwürfe machen, aber das, was er ihm angetan hatte, konnte nicht so ohne weiteres weg geredet werden. Doch bevor Dee etwas Falsches sagte, wollte er lieber nüchtern bleiben und über den Fall reden.
 

„Nein. Aber da er jetzt wieder aktiv ist...“
 

„Du willst diese Farce also aufrecht erhalten? Ich soll weiter den Leidenden spielen, während du dich frei bewegen kannst. Was ist, wenn er dich bemerkt? Du hast keine Rückendeckung, keinen, der weiß, wo du bist... Du bist irre... dich auf so was einzulassen. Hast du die Gefahren eigentlich nicht abgewägt?“ Dee konnte nicht länger einfach nur schweigen, er wolle Ryo klar machen, dass er sich in dieser Situation falsch entschieden hatte.
 

„Ich bin nicht allein. Jedenfalls nicht so, wie du das darstellst. Glaubst du wirklich, ich bin ein Anfänger? Okay, ich habe keine direkte Rückendeckung. Black weiß immer...“
 

„Ach ja, der Große Allmächtige Black! Ich habe vergessen, wie viel du ihm bedeutest! Ist dir eigentlich klar, dass er sich in unser Leben eingemischt hat? Dass er versucht hat, uns beide zu manipulieren? Und er hat sogar Erfolg damit. Aber bitte, wenn du weiter im Dunkeln jagen willst, werde ich dich nicht daran hindern. Black scheint dir ja wichtiger zu sein als dein eigener Ehemann!“ brauste Dee auf und brachte das zur Sprache, was er eigentlich vermeiden wollte.

Seine Emotionen kochten hoch und er wusste, dass er später jedes Wort bereuen würde, aber jetzt war er nicht mehr zu bremsen.
 

„Dee! Bitte!“ Ryo sackte in sich zusammen.

Er wusste, dass Dee mit allem, was er sagte, Recht hatte. Dennoch, es so um die Ohren geknallt zu bekommen war eindeutig was anderes, als es selbst nur zu denken.
 

„Ryo? Ich... ich will dich nicht noch einmal verlieren.“
 

Ohne groß zu zögern, nahm er seinen Mann in die Arme. Drückte ihn fest an sich und untermalte damit seine eigenen Worte.
 

Lange hielten sie sich fest. Schwiegen und verdrängten für den Augenblick alle Sorgen. Waren nur glücklich, sich wiedergefunden zu haben. Die kommende Trennung jedoch blieb unvermeidbar, denn Ryo löste sich zuerst aus dieser festen und stillen Umarmung.
 

„Auch wenn ich weiß, dass meine Entscheidung falsch war: ich stehe dazu. Ich möchte weitermachen, Dee,“ sagte er leise und hoffte auf das Verständnis von seinem Ehemann.
 

Dee schaute ihn eine Weile schweigend an. Wusste, dass er Ryo von seinem Vorhaben nicht abbringen konnte. Dennoch schmerzte es ihn, dass er so lange im Unklaren gehalten worden war. Das war auch wirklich der einzigste Punkt, der ihm immer noch sauer aufstieß.
 

„Ich weiß jetzt, dass ich mich hätte durchsetzen müssen. Aber du kennst Black, wenn er etwas will...“
 

„Bekommt er es. Ja, ich weiß. Er hat mich auch so rumbekommen. Dass ich weitermache. Er hat dir wohl nicht gesagt, dass ich mich fast in die Flammen geworfen hätte. Okay, da wusste ich noch nicht, dass du lebst, aber ich wollte mich auch im Krankenhaus... aber egal. Du weißt, dass ich stinksauer bin. Auf dich und auf Black. Eigentlich auf alle. Steve oder Tony hätten mir Bescheid geben können, aber die stehen auch unter der Fuchtel von Black. Damn, langsam fang ich an, diesen Kerl zu hassen.“
 

„Dee!“
 

„Schon gut! Ich möchte, dass du dich jeden Abend bei mir meldest. Du hast meine Handynummer. Also ruf jetzt auch an. Sag mir, wohin du gehst. Dann... dann... Ryo! Es fällt mir so schwer, dich nicht einfach...“
 

Ryo zögerte keinen Augenblick. Streckte seine Hand aus und legte sie Dee gegen die Wange und dieser schmiegte sich mit geschlossenen Augen hinein.
 

Worte blieben ungesagt, warum auch, jeder wusste, was der andere fühlte. Viel zu lange kannten sie sich. Viel zu viel Liebe lag in der Luft, um all diese Gefühle in Worte auszudrücken. Sie schauten sich an, küssten sich. Zitternde, wenn auch bekannte und erhoffte Zärtlichkeiten wurden ausgetauscht.

Eng aneinander geschmiegt lagen sie nebeneinander. Obwohl sie sich schon so lange kannten und ihr Sex auch noch nicht langweilig oder eintönig geworden war, war dieses eben Erlebte fast wie ihr erstes Mal gewesen. Zärtlich hatten sie sich wieder erforscht, Stellen, die sie schon fast als Routine stimuliert hatten, hatten neue Bedeutungen erlangt. Zwei Körper, über zwei Wochen voneinander getrennt, wurden heute wieder eins und schworen sich ohne ein Wort, niemals mehr ohne einander zu sein.
 


 

Drei Stunden später...
 

Chris hatte die eigentliche Sauna sehr genossen, hatte sich hinterher massieren lassen und da er der Ansicht war, dass Dee wohl das gefunden hatte, was er hier zu finden erhofft hatte, machte sich Chris auf für eine Runde im Darkroom.
 

Befriedigt und entspannt, setzte er sich voll bekleidet im Anschluss daran an die Bar im oberen Bereich vom Tropical und wartete auf seinen Begleiter. Sie hatten die Sauna gemeinsam betreten und sollten diese, seiner Ansicht nach, auch gemeinsam verlassen. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass sie nun seit drei Stunden hier waren. Eigentlich nichts ungewöhnliches. Meist dauerte ein solcher Besuch schon mal bis in den frühen Morgen, aber da Dee ja wohl noch in Trauer war, sollten sie es möglichst kurz halten.
 

Er machte sich schon Sorgen, als ein Schlag auf seine Schulter ihn herumfahren ließ.
 

„Dee!“ rief er fast erfreut auf, ihn wohlbehalten und wie es schien auch glücklich zu sehen. „Du scheinst Erfolg gehabt zu haben.“
 

„Auf der ganzen Linie. Nur mit Black wünsche ich in den nächsten Tagen nicht zusammen zu kommen. Ich erzähl es dir mal... Lass uns gehen.“
 

Wer die beiden beobachtete, wunderte sich nicht über Dee’s Gesichtsausdruck. Denn dieser schien zwar eine Spur fröhlicher zu sein, wie zu Beginn seines Saunabesuches, aber eine Falte mehr auf seiner Stirn zeugte wohl von seiner Trauer, die er auch hier nicht ganz hatte abschalten können.
 

In der äußersten Ecke der Sauna beäugte ein einfach gekleideter, wohlbekannter Mann, sozusagen Stammgast in der Sauna, den Abgang von den beiden. Das Betreten hatte er nicht mitbekommen, doch so wie es den Anschein hatte, war selbst der große dunkelhaarige Cop nicht vor seiner Geilheit sicher und musste wohl Druck ablassen. Mit einem gemeinen hinterhältigem Grinsen auf den Lippen verließ auch er das Tropical.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Vampire-Hero
2008-06-15T12:00:43+00:00 15.06.2008 14:00
ryo, ryo, ryo!
Danke schön er lebt der süße ^^ puh **erleichtert sei**. Also war das alles nur farce um den täter zu fassen. Nein wie süß, roy wollte dee den ring als zeichen geben, dass er nich lebt. Nur dee wäre wirklich alles andere als gut, im schauspielern. Er hätte sofort verlangt ryo zu sehen und ihn nie wieder losgelassen. Aber so spielen sie weiter und mir scheint black noch etwas undurchlässig, schwammig, was auch immer. Jedenfalls kann ich ihn nicht richtig einordnen. Und was will dieser typ aus der sauna von dee?

LG
Vampire



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