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Hinotama

Teil VI der "Späte Erkenntnis"-Reihe
von

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Ausgehorcht

Mit den Gedanken bei April, die er länger als geplant von ihrer Arbeit abgehalten hatte, bog Fireball am späten Nachmittag um die Ecke. April hatte ihm hoch und heilig versprochen, nachher noch zu ihm nachhause zu kommen und die Nacht bei ihm zu verbringen. Er hatte weder in die Richtung gesehen, wo er hinging, noch hatte er aufgepasst. Außerdem war er davon ausgegangen, dass an einem Sonntagnachmittag sowieso niemand auf dem Stützpunkt des Oberkommandos war.

Prompt war er deswegen mit jemandem zusammengestoßen, der ihn beinahe von den Füßen gehoben hatte. Zu Tode erschrocken wandte sich Fireball in die Richtung, aus der der andere gekommen war und griff nach dessen Schultern, während er sich hastig entschuldigte: „Sorry, hab Sie nicht kommen sehen!“

Fireball erstarrte in seiner Bewegung, als er erkannte, wen er da beinahe umgerannt hatte. Seine Hände strichen die Uniform seines Gegenübers entschuldigend glatt, ehe er sie herunter nahm. Fireball stellte sich schon auf lautstarkes Fluchen ein.

Der zweite Beteiligte im Bunde hob die Arme und versuchte, dem jungen Mann wieder zu sicherem Stand zu verhelfen. Als er bemerkte, wie verschreckt Fireball ihn wieder los ließ, senkte er den Blick traurig und murmelte: „Entschuldige, Shinji.“

Mehr brachte Commander Eagle nicht hervor. Der Sohn von Hiromi war wahrscheinlich grade bei April auf Ramrod gewesen. Er musterte den jungen Japaner, der ohne Krücken unterwegs war. Charles freute sich, einen halbwegs genesenen Fireball wieder zu sehen, allerdings war er auch überrascht. Er hatte nicht mit ihm auf dem Stützpunkt gerechnet. Ihm war zwar klar gewesen, dass Fireball auf Yuma war, immerhin hatte er auch einen Brief vom Ausschuss erhalten, aber nicht, dass er im Oberkommando offenbar ein und ausging, wie ein Angestellter.

„Ist das jetzt dein Standardsatz, wenn du mich irgendwo triffst?“, Fireball hob skeptisch die Augenbrauen und fuhr sich unsicher durch die Haare. Er sah dem Commander wie üblich nicht in die Augen, das hatte er sich gleich wieder abgewöhnt, nachdem er ihm nicht einmal helfen hatte können, als seine Mutter gestorben war. Sein Tonfall war ein bisschen aufmüpfig, wie immer.

Commander Eagle spürte deutlich, welche Verachtung ihm Fireball entgegenbrachte. Es behagte ihm nicht, denn zu Recht fürchtete sich Eagle davor, dass Shinji auch am nächsten Tag mit dieser Verachtung vor den Ausschuss treten könnte, und den Kopf seines ehemaligen Vorgesetzten forderte.

Er trat einen Schritt zur Seite, lugte um die Hausecke auf das Rollfeld, auf dem Ramrod stand. Commander Eagle deutete in diese Richtung und erkundigte sich: „Warst du bei April auf Ramrod?“

Fireball drehte sich trotzig von Commander Eagle weg. Erstens hatte er nicht das Bedürfnis mit Eagle über dessen Tochter zu reden und zweitens wusste er selbst, dass er auf dem Gelände des Oberkommandos nichts verloren hatte. Der ehemalige Rennfahrer verkrampfte sich unweigerlich, trotz aller guten Vorsätze war es schwer umzusetzen, ihm freundlich und höflich gegenüberzustehen. Fireball wollte gar nicht daran denken, was morgen alles auf ihn zukam, wenn er einem Ausschuss Rede und Antwort stehen musste, neben Charles. Er knurrte: „Und selbst wenn es so wäre, wär’s nicht dein Bier.“

Charles hatte eigentlich eine ganz natürliche und normale Frage gestellt, doch offenbar fühlte sich Fireball dadurch schon angegriffen. Welchen Schaden musste er angerichtet haben, wenn Shinjis Sohn ihm nicht einmal eine einfache Frage beantworten wollte? Mit einem Kopfnicken wandte Charles den Blick ab, seine Hände ballte er zu Fäusten, damit er nicht noch etwas sagte, was ihm später leid tun konnte. Ruhig, nur mit Mühe konnte Charles seine Stimme unter Kontrolle halten, stimmte er seinem ehemaligen Schützling zu: „Du hast Recht.“, noch einmal setzte Charles an, allerdings nicht fordernd, wie sonst auch: „Verzeih mir, Shinji.“

Fireball hätte sich beinahe den Nacken verrissen, so heftig und entschlossen schüttelte er den Kopf. Wüsste der Commander nur ansatzweise, welche Qualen und Schwierigkeiten er die letzten Jahre ausstehen hatte müssen, würde er ihn nicht so lapidar um Verzeihung bitten, sondern vor ihm im Staub herumkriechen! Fireball fragte sich unweigerlich, weshalb er dem Commander noch mal den Kopf aus der Schlinge ziehen würde. Entweder war er einfach nur irgendwo dagegen gerannt, oder aber die Liebe zu April und die Aussicht auf ruhigere Tage brachten Fireball um den Verstand.

Ohne Aprils Vater etwas zu erwidern, setzte Fireball seinen Weg nachhause fort. Würde er den Mund aufmachen, würden sie bloß wieder zu streiten anfangen, und das auch noch in aller Öffentlichkeit. Der Japaner hatte noch genug von der idyllischen Beerdigung seiner Mutter. Sein Bedarf an Streitereien und Komplikationen war für Jahrzehnte gedeckt. Sollte sich der Commander einen anderen unerfahrenen Soldaten suchen, mit dem er Harakiri machen konnte, Fireball hatte genug davon. Er würde Commander Eagle soweit als möglich von seinem Leben ausschließen, vor allem aber würde er nicht mehr zulassen, dass er ihm April verbot.

Bekümmert sah Charles zu, wie Fireball flotten Schrittes das Gelände verließ. Wie oft er ihn noch um Verzeihung bitten musste? Es war dem Commander natürlich klar, dass er Shinji die Zeit geben musste, aber ihm wäre lieber gewesen, die Zwistigkeiten wären früher als später aus der Welt geschafft. Er hatte die Befürchtung, seine Tochter wegen dem Jungen zu verlieren. April hatte ihm bei ihrem letzten Gespräch erst wieder deutlich gemacht, dass er ihr vieles im Leben deshalb kaputt gemacht hatte, vor allem eine mögliche glückliche Beziehung zu dem japanischen Rennfahrer. Charles senkte den Kopf und entschloss sich, April an diesem Tag nicht mehr zu besuchen.
 

Eine halbe Stunde vor Beginn der Anhörung trudelten endlich auch die letzten ein. Robin hatte Jessica auf dem Arm und deutete zu ihrem Mann nach hinten, während sie Saber und den anderen erklärte: „Mein Angetrauter hätte seine Uniform bald nicht gefunden.“

Gehetzt kam endlich auch Colt bei seinen Freunden an, die auf einem Häufchen vor der Tür des Saales zusammenstanden und augenscheinlich nur noch auf ihn gewartet hatten. Mit der üblichen Portion Galgenhumor begrüßte er seine Freunde: „Es wird Zeit, dass ich mal einen zugeteilten Parkplatz bekomme, dann wär ich auch mal pünktlich.“

Saber schüttelte den Kopf. Auch er hatte die marineblaue Uniform an, doch im Vergleich zu Colt, war er beinahe zugeschnürt. Der Schotte hatte sowohl alle Knöpfe des Hemdes geschlossen, als auch die seiner Jacke. Colt hatte die Jacke noch nicht mal an, geschweige denn sein Hemd richtig zugeknöpft.

Der Schotte wäre an diesem Morgen am liebsten im Bett liegen geblieben, doch er selbst wusste, dass es seine Pflicht war, zu diesem Ausschuss zu erscheinen. Er war alleine hier her gefahren, Laura hatte er schon am Vorabend wieder nachhause gebracht, anschließend hatte er Matt, genauso überpünktlich, wie er ihn abholte, wieder bei Synthia abgegeben. Seiner Frau war aufgefallen, dass sein Gesichtsausdruck schwermütig war, sie hatte ihn sogar darauf angesprochen, doch Saber hatte es vorgezogen, es Synthia nicht zu sagen. Sie wollte doch vom Oberkommando nichts mehr wissen, schon gar nicht etwas, was mit dem Team Ramrod zusammenhing. Trübsinnig hatte er ihr nur erklärt: „Ich fühle mich unseretwegen schlecht, darf ich das nicht?“

April trug ebenfalls ihre marineblaue Uniform, allerdings nicht wie die Jungs mit Hose, sondern mit knielangem Rock. Die Pumps dazu waren unbequem, aber ein absolutes Muss. Ihre Haare hatte sie zu einem strengen, scheitellosen Knoten zusammengebunden. Ihre blauen Augen suchten immer wieder den Flur nach ihrem Vater und auch nach Allan ab. Der Colonel hatte schließlich den Ausschuss einberufen, auch er würde im Saal sitzen und die Lorbeeren seiner harten Arbeit ernten. April warf einen kurzen Blick auf Fireball, der einen schwarzen Anzug mit einem weißen Hemd und einer dunkelroten Krawatte trug. Er war nicht mehr Mitglied des Oberkommandos, deshalb brauchte er auch nicht in Uniform zu diesem Termin aufkreuzen. Und obwohl er kein Mitglied mehr des Teams war, durfte April ihm hier nicht einmal die Hand geben. Sie mussten sich wie Freunde verhalten, niemand sollte etwas von einer Beziehung zwischen ihnen erfahren.

Fireball fing Aprils Blick auf und formte ein Lächeln auf seinen Lippen. Es sollte unbeschwert wirken, doch es blieb lediglich bei dem Versuch. Seine Augen musterten auch Colt und Saber kurz. Sie alle waren beunruhigt und besorgt. Der Rennfahrer nickte ihnen Kraft spendend zu und schwor sie ein: „Wir kriegen das schon hin, Leute. Niemand wird heute seinen Posten im Oberkommando verlieren.“

Saber rückte seine Jacke wieder zurecht, die Uniformen des Oberkommandos passten sich den Körperbewegungen nicht gut an, sie waren für das steife Salutieren geeignet, aber nicht für den normalen Tagesablauf eines Offiziers. Er murmelte: „Hoffen wir’s. Ich hänge an meinem Gehaltsscheck.“

Gegen seinen Willen schmunzelte Saber. Sein eigener Spruch hatte ihn ein wenig aufgeheitert, auch die anderen stimmten leise in das Kichern ein. Die vier würden zusammenhalten, was auch immer geschah. Als die Tür zum Saal geöffnet wurde und die vier aufgerufen wurden, drückte Colt seiner Frau noch einen Kuss auf die Lippen und gemeinsam betraten sie den Raum. Robin schickte ein Stoßgebet gen Himmel und entschied sich, mit Jessica spazieren zu gehen. Die Befragung konnte Stunden dauern, und sie hatte keine Lust, sich hier vor Nervosität alle Nägel abzukauen und alle zwei Minuten auf die große Uhr im Flur zu linsen.
 

Während April und Colt einen Platz in den hinteren Sesselreihen zugewiesen bekamen, wurden Fireball und Saber jeweils zu einem von drei Stehpulten, die in der Mitte des Raumes standen, geführt. Vor ihnen baute sich ein großer Tisch auf, an dem drei uniformierte Mitglieder des Untersuchungsausschusses Platz nehmen würden. Auf dem Tisch lagen dicke Akten und ihre Namenstafeln glänzten frisch poliert. Keiner von ihnen war weniger als ein Commander. Allan saß an einem Tisch, der längs an der Seite zum Tisch der Unparteiischen ausgerichtet war.

Hinter den beiden Freunden füllte sich allmählich der Raum, die Befragung war nicht so privat, wie sie gehofft hatten. Neben April und Colt saßen im Endeffekt zwanzig weitere Mitglieder des Oberkommandos hinter Fireball und Saber, die alle den Ablauf des Ausschusses genau beobachteten und vielleicht auch ein Wörtchen bei der Urteilsverkündigung mit zu reden hatten.

Commander Eagle betrat als letzter den Raum. Er platzierte sich am letzten der drei Stehpulte, somit waren die Befragten komplett. Der Commander stand an der Fensterseite, Saber neben ihm und Fireball hatte den Türplatz bekommen, schön der Rangordnung nach, wie es im Oberkommando Tradition war.

Fireball betrachtete den großen Raum aufmerksam. Mit einem schiefen Lächeln stupste er Saber an und flüsterte ihm mit Galgenhumor ins Ohr, während er auf seine Hände deutete: „Fehlen nur noch die Handschellen, und ich fühle mich wie in unserer Polizeistation beim Untersuchungsrichter.“

Saber schüttelte ebenfalls schief grinsend den Kopf. Wenigstens den Humor hatten sie noch nicht verloren. Da wurde die Tür geschlossen und die drei Mitglieder des Untersuchungsausschusses traten an ihre Plätze. Der Pilot und sein ehemaliger Vorgesetzter warfen sich noch einen letzten Blick zu, ehe sie auf die Mitglieder achteten und hofften, dass das Spektakel ein schnelles, erfreuliches Ende nehmen würde.
 

Alle Anwesenden erhoben sich und hörten dem Vorsitzenden aufmerksam zu, der die Anklageschrift verlas: „Dieser Ausschuss ist einberufen worden, weil es im gegenständlichen Fall zu prüfen gilt, ob es wirklich eine Ausdehnung und Ausübung der beruflichen Kompetenzen auf den Privatbereich gegeben hat, laut dem vorliegenden Bericht von Colonel Allan McRae. Befragt werden hierzu Commander Charles Eagle, der die Überschreitung begangen haben soll, Offizier Saber Rider, als direkter Vorgesetzter des Geschädigten, und Mister Shinji Hikari, der Geschädigte. …Bitte Platz zu nehmen.“

Ein Raunen ging durch die Menge, offenbar hatte niemand der geladenen Gäste gewusst, weshalb sie diesem Ausschuss beiwohnen sollten. Colt legte April einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich, ihr Gesichtsausdruck hatte eben Bände gesprochen. Er musste der Freundin beistehen, den anderen beiden konnte er ohnehin nicht helfen.

Noch bevor sich die Vorsitzenden setzen konnten, hatte Commander Eagle mit seiner Verteidigung begonnen. Der Mut der Verzweiflung war ihm sicher, denn hauptsächlich ging es um seinen Ruf im Oberkommando und seine Position als Commander des westlichen Grenzlandes. Er räusperte sich und antwortete: „Ich habe einzig und allein getan, was für das Wohl des Grenzlandes richtig war.“

„Bitte warten Sie den Fragenkatalog ab.“, der Vorsitzende ermahnte Commander Eagle im ruhigen Ton, aber respektvoll, ehe er fort fuhr: „Der ist umfangreich genug und bietet Ihnen genügend Möglichkeit zur Klärung des Sachverhalts und zu Ihrer Verteidigung.“

Ein General saß ebenfalls in diesem Ausschuss. Er schlug die Akte auf und erläuterte, während sein Blick von der Akte weg zu Saber glitt: „Außerdem wird in diesem Fall auch geprüft, ob es zu Versäumnissen und Unterlassungen durch den direkten Vorgesetzten, Offizier Rider, gekommen ist.“

Obwohl Saber genau damit gerechnet hatte, immerhin hatte er sich selbst immer wieder schwere Vorwürfe gemacht, nicht genügend aufgepasst zu haben und kein guter Vorgesetzter gewesen zu sein, musste Saber schwer schlucken. Die Vorwürfe von wildfremden Menschen zu hören, vor einem Untersuchungsausschuss, war schwer zu begreifen.

Betroffen richtete sich Fireballs Aufmerksamkeit auf Saber. Mitfühlend schüttelte er den Kopf. Seine Verschwiegenheit hatte seinen besten Freund in diese Lage gebracht. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Er wartete geduldig auf die ersten Fragen des Ausschusses.

Offenbar war für die Befragung der drei Vorgeladenen der Vorsitzende selbst verantwortlich, denn er richtete den Fragenkatalog zurecht und begann schließlich mit dem am nächsten liegenden Einstieg: „Mister Hikari wurde aufgrund einer persönlichen Empfehlung von Ihnen, Offizier Rider, im Oberkommando aufgenommen. Weshalb wurde nicht, wie sonst auch üblich, vorher auf etwaige Qualifikationen geprüft?“

Erstaunlicherweise lagen die Antworten von Saber und Commander Eagle nicht so weit auseinander, wie befürchtet. Fireball enthielt sich dabei jeglicher Antwort, was sollte er schon groß von seiner Einstellung erzählen?

Commander Eagle erklärte: „Auf die Empfehlungen von Offizier Rider war diesbezüglich immer Verlass. Er wählte seine Mannschaft mit Bedacht aus.“

Verblüfft zog Saber die Augenbrauen hoch und warf Fireball einen kurzen Blick zu. Gefasster glitten seine Augen wieder zum Ausschuss nach vor. Saber entschied sich, seine Entscheidung so zu begründen, wie er es auch damals getan hatte. Er nahm Haltung an und verlieh seiner Stimme Professionalität: „Shinji hat April mit Ramrod aus einer gefährlichen Situation geholfen und damit seine Qualifikationen für den Posten des Piloten mehr als entsprechend unter Beweis gestellt. Ich war der Ansicht, er würde gut in unser Team passen, da zum Zeitpunkt der ersten Angriffswelle das Team Ramrod noch nicht ausreichend besetzt war.“

Anerkennend nickte der Vorsitzende. Ehrliche Worte, so fasste er die beiden Erklärungen zumindest auf, denn sie deckten sich. Aber der Vorsitzende wusste auch, dass die Einstellung nicht der Streitpunkt war, der hier verhandelt wurde, sondern die privaten Differenzen zwischen Commander Eagle und Fireball, die massiv in die Arbeit verlagert wurden und in einer unehrenhaften Entlassung gegipfelt waren. Unbeirrbar fuhr der Vorsitzende deshalb fort: „Offizier Rider. Gab es während der ersten Missionen, nennen wir es mal die Probzeit, begründete Zweifel an der Qualifikation und der Zuverlässigkeit von Mister Hikari?“

Saber verteidigte sich selbstbewusst. Er war der Ansicht, dass er auf seine Mannschaft stolz sein konnte, sie waren immerhin die beste Einheit im gesamten Neuen Grenzland gewesen: „Keinen Augenblick lang. Shinji hat sich schnell in das Team eingefügt und er war ein hervorragender Pilot. Er hat oft genug bewiesen, dass mein Vertrauen in ihn berechtigt war.“

„War seine Vorgehensweise bei Einsätzen riskant? Waren Menschen oder der Erfolg der Missionen in Gefahr?“, mit jeder Frage wurde der Vorsitzende in seiner Fragestellung genauer und in Sabers Ohren auch gefinkelter.

Der Schwertschwinger musste die Wahrheit sagen und diese Frage zwang ihn förmlich dazu, über die schlechten Eigenschaften seines Freundes Auskunft zu geben. Er konnte nicht lügen, so sehr es sich Saber auch gewünscht hätte. Sein Posten als kommandierender Offizier hing an einem seidenen Faden, seine Karriere sollte nicht so enden, wie seine Ehe. Saber warf Fireball einen entschuldigenden Blick zu, ehe er dem Ausschuss Rede und Antwort stand. Er konnte nicht aus seiner Haut: „Er war manchmal ungestüm und forsch.“, es war schwer, schöne Worte für die bittere Wahrheit zu finden: „Aber Shinji hat schnell gelernt und begriffen.“

Das war der geeignete Punkt für den Vorsitzenden, um nachzuhaken und unangenehm für die Befragten zu werden. Er schob seine Brille zur Nasenspitze und sah Saber darüber hinweg etwas finster an. Fordernd verlangte er: „Er hat also schnell gelernt und begriffen, sagen Sie. Was hat er begriffen? Erklären Sie mir das bitte ausführlicher.“

Saber stand der Schrecken darüber ins Gesicht geschrieben. Er klammerte sich an das Stehpult und drückte den Rücken durch. Sauer auf sich selbst, verfluchte er sich für den Fehler, den er gerade begangen hatte. Er hätte nicht sagen müssen, dass Fireball erst lernen musste, wie manche Dinge am besten gehandhabt wurden. So stand Saber nun vor der unangenehmen Aufgabe, es dem Ausschuss auch zu sagen. Glücklicherweise stand dem Säbelschwinger noch ein Hintertürchen offen.

Als die Antwort von Saber nicht sofort kam, drängte der Vorsitzende ungeduldig: „Wir warten auf eine Antwort, Offizier Rider!“

„Shinji kannte die Gepflogenheiten beim Militär noch nicht, Sir.“, der Schotte stieß die Luft zwischen den Zähnen hervor. Er log nicht, die Polizei war etwas völlig anderes als das Militär. Zuversichtlicher fügte er hinzu: „Er musste erst lernen, wie bei uns manche Dinge gehandhabt werden. Aber er hat es, wie gesagt, rasch begriffen und auch umgesetzt. Shinji hat sehr bald gelernt, was alleine bei einer Mission möglich war und wofür es das gesamte Team erforderte.“

Die drei Unparteiischen sahen sich erstaunt an. Die Antwort war sehr gut gewesen, wie sie neidlos anerkennen mussten. So kamen sie bei Saber also nicht weiter. Der Vorsitzende richtete seine Aufmerksamkeit deswegen wieder auf den Schotten und lenkte das Thema in eine andere Richtung: „Also schön, lassen wir diese Antwort so im Raum stehen. Für Sie, als Mister Hikaris direkten Vorgesetzten, hat es also nie zur Debatte gestanden, ihn gegen einen geprüften Piloten und somit ein ausgebildetes Mitglied des Oberkommandos, zu ersetzen. Hatten Sie auch ein dementsprechend gutes Verhältnis zu ihm als Freund und Kollege? Wie würden Sie das beschreiben?“

Saber fühlte sich wie ein Fisch an einem Angelhaken. Er wusste, dass sie ihn hatten, aber er weigerte sich standhaft, sich geschlagen zu geben. Saber hatte sofort gemerkt, dass sie sowohl die Akten als auch den Bericht von Allan gelesen hatten, ihn regelrecht studiert haben mussten, ansonsten würden die Fragen nicht in eine persönliche Richtung abzielen. Aber der Highlander ließ sich auf dieses Spiel nicht ein. Er würde vom Privaten nichts preisgeben, so wie sie es abgemacht hatten. Sie alle würden dadurch noch mehr Schaden erleiden, auch April und Colt hinter ihm und nicht nur der Rennfahrer und er. Saber biss sich kurz auf die Lippen und antwortete: „Wir hatten generell ein sehr gutes Arbeitsklima auf Ramrod. Das betrifft nicht nur Shinji und mich, sondern auch April und Colt. Wir haben immer gut und engagiert zusammen gearbeitet, das beweist nicht zuletzt der Ausgang des Krieges gegen die Outrider. Jeder kannte seine Aufgaben. Und nein, für mich kam es nicht in Frage, Shinji zu ersetzen.“

Sabers sehnlichster Wunsch, das Ende der Befragung, ging nicht in Erfüllung. Just in dem Augenblick, in dem er gedacht hatte, dass sie ihn endlich in Ruhe lassen würden, erklang die Stimme des Vorsitzenden erneut. Sie war kühl und provozierend: „Haben Sie deshalb nichts von den offensichtlichen Differenzen zwischen Mister Hikari und Ihrem gemeinsamen Vorgesetzten, Commander Eagle, mitbekommen? Hat das gute Verhältnis nach Dienstschluss aufgehört, haben Sie mit Ihren Kollegen kein Verhältnis auf freundschaftlicher Basis aufgebaut?“

Dem Schotten schnürte es die Luft ab. Sein Blick ging an die Decke, während er die Hände immer noch fester in das Pult krallte. Diese Frage hob ihn beinahe von den Füßen, hätte Saber sich nicht so gut unter Kontrolle gehabt, wäre er vor den Augen der Vorsitzenden und vor Allans Augen zusammengebrochen.

Sekundenlang war es still im Saal. Niemand schien zu atmen, nur Fireball. Der stieß schnaubend die Luft aus und bedachte den Ausschuss mit wütenden, glitzernden Augen. Einen kurzen Moment lang hatte er geglaubt, er müsste nach vor preschen und den Vorsitzenden erwürgen. Wie konnte er Saber nur eine solche Frage stellen? Wie konnte er Saber nur unterstellen, kein guter Freund gewesen zu sein? Fireballs vulkanähnliches Gemüt stand zum ersten Mal schon kurz vor einem Ausbruch, lediglich Sabers kleine Handbewegung hatte ihn davon abgehalten, nicht laut zu werden und den drei feinen Herren da vorne was von Freundschaft und Arbeitskollegen zu erzählen.

Saber hatte die offene rechte Hand mehrmals leicht nach unten gehalten und Fireball so symbolisiert, dass er sich beruhigen sollte. Dazu hatte er ihn nicht einmal ansehen müssen. Wieder schluckte Saber schwer. Die Anschuldigungen waren hart, sehr hart. Denn sie waren berechtigt. Saber gestand sich ein, dass er als guter Vorgesetzter und Freund irgendwann mal sehen hatte müssen, was wirklich in seinem Team vor sich ging, aber das hatte er nicht. Er hatte es verabsäumt und egal wie oft ihm Fireball dafür noch die Schuld abnehmen wollte, Saber war sich klar darüber, dass er ganz klar Mitschuld an den darauf folgenden Geschehnissen trug. Der Schotte murmelte: „Die Differenzen waren leider nicht so offensichtlich, wie Sie es gerne darstellen möchten, Sir. Sie wissen genauso gut wie ich, dass man im Oberkommando nichts erfährt, wenn man das nicht möchte. Und weder Commander Eagle noch Shinji haben jemals eine Bemerkung in diese Richtung gemacht.“

Der Vorsitzende streute noch Salz in die offenen Wunden, die er Saber gerade aufgerissen hatte: „Trotzdem. Sie als sein Vorgesetzter waren auch Mister Hikaris Ansprechpartner. Ich frage mich, wie wenig Vertrauen im besten Team unserer Organisation vorgeherrscht hat, wenn man Sie nicht von Schwierigkeiten solchen Ausmaßes informiert hat. Es gibt einem zu denken, dass in einem solchen Team nicht über Probleme, welcher Art auch immer, gesprochen wird.“

Mit einem Kopfnicken gab der Vorsitzende an seinen Kollegen ab. Es war ein älterer General, der nun seine Akte aufschlug und mit einem leichten, unterkühlten Lächeln zu Commander Eagle aufschaute: „Nun zu Ihnen, Commander Eagle.“

Saber senkte betroffen den Blick. Der Vorsitzende hatte all das ausgesprochen, was Saber sich immer wieder selbst vorgeworfen hatte. Schmerzerfüllt legte Saber die Hände offen auf das Pult und starrte sie an. Er hätte alles verhindern können, wenn er doch nur auf Anzeichen geachtet hätte. Wenn er hier und jetzt seinen Job als kommandierender Offizier verlieren würde, geschah dies völlig zu Recht. Saber hatte ein Mitglied seines Teams im Stich gelassen, hatte ihn mit seinen Problemen alleine gelassen. So wie er seine Frau alleine gelassen hatte. Saber war hoffnungslos gescheitert. Er war als Ehemann gescheitert, als Vorgesetzter und als Freund.

Fireball schnaubte immer noch vor sich hin, wie eine kleine Dampflok, aber mit jedem tiefen Atemzug beruhigte er sich zusehend wieder. Er hatte die Hände inzwischen in die Hosentaschen gesteckt und stand nicht mehr ganz so akkurat vor dem Ausschuss, wie Saber oder Commander Eagle. Aber wozu denn auch? Die Bürokratensäcke hatten seinen Respekt gar nicht verdient, wenn sie Saber derart eins vor den Latz knallten. Der Rennfahrer riskierte einen kurzen Blick auf die beiden Mitbefragten, Saber und Commander Eagle. Wenn nötig, würde er versuchen, Saber aus dem Schlamassel herauszuhelfen. Er war am allerwenigsten Schuld an Fireballs ungemütlichen Arbeitsbedingungen im Oberkommando. Fireball war schon unehrenhaft aus dem Oberkommando entlassen worden, ihm konnte nichts mehr passieren, egal was er auch sagte. Er stand bereits vor einem Ausschuss, vor ein Disziplinargericht würden sie ihn wohl kaum noch stellen, nachdem er schon seit Jahren kein Mitglied der Kavallerie mehr war.

Commander Eagle begradigte seine Haltung augenblicklich, als der General ihn angesprochen hatte. Es galt seine Haut zu retten, hoffentlich hatte er bessere Chancen als Saber. Der hatte sich unter den Fragen dem Ausschuss beugen müssen, er wollte bestehen, er musste bestehen.

Der General rümpfte die Nase und prüfte die drei Herren, die wahrscheinlich alle versuchen würden, ihnen ihre eigene Wahrheit aufzutischen. Sein Blick blieb auf Commander Eagle hängen. Er kannte den Commander von etlichen Besprechungen und Konferenzen und bisher hatte er nie sagen können, Eagle würde sich Freiheiten herausnehmen. Der General richtete nun auch Fragen an Commander Eagle: „Wie wir bereits gehört haben, ist Mister Hikari einzig und allein aufgrund der persönlichen Empfehlung von Offizier Rider eingestellt worden. Ich frage Sie nun, weshalb Sie so leichtsinnig waren, und die Qualifikationen von Mister Hikari nicht selbst noch einmal nachgeprüft haben?“

Charles hatte Sabers Befragung aufmerksam verfolgt und daraus gelernt. Nur mit der Wahrheit alleine würde er nicht weit kommen. Selbstsicher antwortete er dem Ausschuss: „Im Normalfall ist auf Offizier Riders Menschenkenntnis und sein Urteilsvermögen Verlass. Das Zünglein an der Waage war jedoch meine Tochter, April, die auch im Team war und Shinji, als auch Colt nebenbei bemerkt, ebenfalls empfohlen hat. Wenn beide, unabhängig voneinander, die selbe Auffassung vertreten, kann man davon ausgehen, dass sie Recht behalten.“

Dem General gefiel die Antwort nicht sonderlich. Sie war zwar für jedermann verständlich, doch ein Commander sollte nicht nach Empfehlungen, sondern nach Tatsachen Mitarbeiter auswählen. Er schüttelte den Kopf und murrte: „Unsere Regeln sind eindeutig, Commander Eagle, das wissen Sie genauso gut wie ich. Unsere Mitarbeiter, vor allem in einem solch gefährlichen Einsatzbereich, wie es Team Ramrod ohne Zweifel war, hätten Sie nach den Fakten auswählen sollen. Mister Hikari war weder volljährig, noch hatte er eine militärische Ausbildung. Er besaß keinen Pilotenschein und noch nicht einmal den Grundwehrdienst hatte er zum Eintrittszeitpunkt abgeleistet! Nur eine mündliche Empfehlung eines Offiziers, in seiner erstmaligen Position als kommandierender Offizier. Commander Eagle, all das sind Fakten, die Sie nicht wegzaubern können.“

„Das bestreite ich auch gar nicht!“, Commander Eagle schlug mit der flachen Hand auf die Fläche des Stehpultes vor ihm. Empört richtete er sich auf und sah seinem Gegenüber geradewegs in die Augen, als er sich verteidigte: „Mister Hikari ist Captain Hikaris Sohn und Sie werden mir sicherlich bestätigen, dass an Kinder solcher Ausnahmemitarbeiter besondere Anforderungen gestellt werden. Aber sie bekommen auch Vertrauen entgegen gebracht, von dem andere Neulinge nicht zu träumen wagen. Sie, werter General, hätten ihm ebenso das Vertrauen geschenkt, zumindest in die Art von Captain Hikari zu schlagen, auch wenn ihm das Alter und die Ausbildung dazu vielleicht noch fehlen. Sie kannten den Captain persönlich, genau wie ich. Und wenn Mister Hikari nicht adoptiert ist oder dem Captain als Kuckuckskind untergeschoben wurde, werden Sie mir bestätigen, was ich sage.“

Mit jedem Wort war Commander Eagle selbstsicherer und herrischer im Tonfall geworden. Als er zu sprechen angefangen hatte, warf er Fireball einen kurzen Blick über Saber hinweg zu. Er hatte zu Recht die Anforderungen an Fireball gestellt, wie sein Vater zu sein. Wer hätte das angesichts dieser Ähnlichkeit nicht? Er hatte nicht ahnen können, dass ihn genau diese Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn einmal vergessen lassen könnte, wer vor ihm stand.

Fireball fuhr erschrocken zusammen, als Commander Eagle ihn mit einem dieser Blicke bedachte und lauthals darüber philosophierte, wie viel Vorschussvertrauen man in Kinder von ehemaligen Mitarbeitern haben sollte. Sofort hatte Fireball den Kopf eingezogen, Commander Eagle hatte so deutlich ausgesprochen, was er all die Jahre von ihm erwartet hatte, dass Fireball beinahe vergessen hätte, weiter zu atmen.

Die Mitglieder des Ausschusses sahen sich ratlos an. Alle drei hatten Captain Hikari noch persönlich gekannt, waren teilweise auch gute Bekannte von ihm gewesen. Aber keiner von ihnen hatte gewusst, weshalb dessen einziger Sohn der Streitpunkt der heutigen Verhandlung war. Aufmerksam ließen sie ihre Augen noch einmal auf Fireball ruhen, sie musterten ihn, versuchten, ihn auf die Schnelle mit seinem Vater zu vergleichen.

April wollte aufschreien, doch ihre Worte erstarben, noch bevor sie den Mund verlassen hatten. Sie hatte den Blick ihres Vaters aufgefangen, hatte die Enttäuschung und Wut in seiner Gestik ablesen können. Und sie hatte beobachtet, wie Fireball erschüttert und eingeschüchtert den Kopf zwischen die Schultern gesteckt hatte. Sie wollte aufspringen, ihren Vater zur Vernunft bringen und ihm sagen, dass er aufhören sollte. Er sollte nicht weiter in schmerzhaften Erinnerungen bohren und schürfen, er sollte seine Gefühle nicht an Fireball auslassen. Wieder beging er die selben Fehler, die er seit dem Eintritt von Fireball ins Oberkommando immer wieder begangen hatte. Hilflos klammerte sich April an Colts Arm, sie drückte ihm ihre Fingernägel durch den Hemdärmel in die Haut.

Verdattert verfolgte auch Colt, wie sich die Aufmerksamkeit auf Fireball richtete. Vorhin waren die Augenpaare noch gut verteilt auf die drei Befragten gewesen, nun aber sahen alle außer Saber den ehemaligen Rennfahrer an. Und der hätte sich am liebsten aus dem Fenster geworfen, wie Colt feststellte. Er strich April beruhigend über die Hände, nickte ihr freundschaftlich zu und versprach ihr im Flüsterton, dass alles gut würde. Ohne Schwierigkeiten hatte er gesehen, dass Aprils Nerven blank lagen, sie trotz aller guten Vorsätze nicht wusste, zu wem sie halten sollte.

Sabers blaue Augen fixierten den Commander eindringlich. Diese Worte hätte er sich sparen können. Den Vergleich hätte er sich sparen können, damit brachte er maximal ein paar erstaunte Gesichter hervor, aber die Fragen würden deswegen nicht besser werden. Saber strafte den Commander neben ihm mit seinen düsteren Blicken. Er hatte Fireball Erwartungen aufgebürdet, die er niemals im Leben hätte erfüllen können!

Der General nickte kurz, nachdem er Fireball Millimeter für Millimeter ausgiebig gemustert hatte: „Ich verstehe, was Sie uns damit sagen wollen, Commander Eagle. Er sieht dem jungen Captain Hikari zum Verwechseln ähnlich und Sie hatten verständlicher Weise Hoffnung darin gesetzt, dass er das Werk seines Vaters weiterführen würde.“, der weißbärtige Mann machte eine kurze Pause, in der er seine beiden Kollegen noch einmal fragend ansah. Nun lenkte er das Thema zurück auf den eigentlichen Punkt: „Die Ähnlichkeit zwischen Vater und Sohn mag ein Punkt gewesen sein, weshalb Sie großzügig darüber hinweggesehen haben, dass Mister Hikari keinerlei Qualitäten vorzuweisen hatte. Aber wenn mich nicht alles täuscht, Commander Eagle, hat er Ihre Erwartungen relativ schnell nicht mehr erfüllen können, obwohl Offizier Rider in seinen Berichten nur lobende Worte für Mister Hikaris Entwicklung fand.“

Eagle atmete tief durch, straffte seine Körperhaltung noch einmal und begann schließlich, zu erklären, weshalb er mit Fireball nicht mehr zufrieden war: „Anfangs war er, wie man es von ihm erwartete, bald jedoch hat sich herausgestellt, dass der vermeintliche Glücksgriff für Ramrod immer mehr zu einem Desaster mutierte. Mister Hikari hat unmögliche Umgangsformen, und absolut keinen Respekt vor Vorgesetzten. Sein Verhalten gefährdete nicht nur Missionen, sondern auch Menschenleben. Vor allem das seiner Kollegen an Board von Ramrod. Sie hatten mehr als einmal verdammtes Glück. Ein Beispiel: Er hat König Jarred ohne Erlaubnis geduzt und somit die gesamte Allianz beinahe zum Kippen gebracht! Ohne das diplomatische Geschick meiner Tochter oder dem von Offizier Rider wäre die Allianz nicht mehr zustande gekommen.“

Saber biss sich auf die Lippen. Der Commander erzählte von wahren Begebenheiten, aber er verdrehte die Wahrheit, wie es ihm gerade in den Kragen passte. Wieder wanderten Sabers Augen zu seinem Freund hinüber, der mittlerweile die Augen nur noch stur geradeaus gerichtet hatte und sich mit beiden Armen auf dem Pult aufstützte. Die Verzweiflung in Sabers Augen wäre sogar einem wildfremden Menschen aufgefallen. Es sah ganz und gar nicht gut für die beiden Freunde an der Befragungsfront aus. Commander Eagle hatte die erste Runde bereits für sich entschieden, es würde schwierig werden, die drei Mitglieder vor ihnen noch davon zu überzeugen, dass der Status Quo immer noch die beste Lösung war. Nein, Saber war sich schon zu tausend Prozent sicher, dass er am Ende des heutigen Tages seine EDM abgeben würde. Zuerst seine Ehe, und nun sein Job. Es war nicht sein Jahr.

„Keiner der unzähligen Vorgesetzten, die im Laufe der Jahre das Vergnügen hatten, mit Ramrod zusammenzuarbeiten, hat jemals Beschwerde über das Verhalten von Mister Hikari eingereicht. Und auch König Jarred hat nie ein Wort darüber verloren, dass Mister Hikaris Umgangsformen nicht akkurat wären.“, der General hatte sich vor dieser Verhandlung noch alles, was relevant sein könnte, von Allan heraussuchen lassen. Beschwerde war keine einzige dabei gewesen. Keine über Fireball, keine über Saber und auch keine über April und Colt. Die vier hatten diesbezüglich die weißeste Weste im Oberkommando. Alle waren zufrieden und stolz auf Team Ramrod gewesen. Er machte sich Notizen, hielt kurz schriftlich fest, was er an der Aussage für wichtig hielt und stocherte dann weiter: „Lassen sie mich zusammenfassen Commader. Sie stellten Mister Hikari auf persönliche Empfehlung von Offizier Rider und ihrer Tochter ein. Sie nennen ihn respektlos, eine Gefahr für Allianzen, die dennoch zustande kamen, und mehr noch, einzig Dank des Teams um ihn herum konnten die aufgetragenen Missionen erfolgreich beendet werden. Haben sie sich mit diesem Problem an Offizier Rider gewandt um mit ihm gemeinsam entsprechende Schritte oder eine mögliche Entlassung zu erörtern um das Risiko durch Mister Hikari zu mindern beziehungsweise komplett auszuschalten?“

Der Commander verlagerte sein Gewicht von einen Fuß auf den anderen, seine Hände lagen ruhig auf dem Pult. Er sah der Befragung schon viel gelassener entgegen als noch vor wenigen Minuten. Die Fragen spielten ihm in die Hände, er hatte gute Gründe und die würde er nun nennen: „Zu dem Zeitpunkt, als die Probleme mit Mister Hikari immer häufiger wurden, war Offizier Rider schon befangen. Aus den Kollegen waren bereits Freunde geworden, gute Freunde, wie ich anmerken darf. Wie sollte ich einem Offizier nahe legen, seinen Piloten zu entlassen oder ihn zu maßregeln, wenn er in den höchsten Tönen von ihm sprach? Offizier Rider war nicht länger in der Lage unbefangen zu handeln. So leid es mir tat, dieser Weg war bereits versperrt. Also sah ich nur noch die Chance, Mister Hikari selbst zur Vernunft zu bringen.“

Was Commander Eagle gerade ausgesagt hatte, war das genaue Gegenteil von dem gewesen, was Saber gesagt hatte. Der blonde Schotte ballte die Hände zu Fäusten. Die Mitglieder des Ausschusses würden als nächstes auf die Idee kommen, dass Saber nicht nur seine Pflichten als Vorgesetzter, sondern auch als Freund, vernachlässigt hatte. Sie würden ihm ein Messer an die Kehle setzen, das bei jeder falschen Antwort ein wenig weiter in seine Haut stach, bis sie ihm die Kehle durchtrennten. Saber fühlte sich, als müsse er sterben. Die drei älteren Herren da vorne würden ihm den letzten Funken Selbstwertgefühl nehmen, sie wussten haargenau, wie sie es anstellen mussten und Commander Eagle lieferte ihnen auch noch das richtige Werkzeug dazu.

„Sie meinen tatsächlich, ein Mann, der eine der besten Ausbildungen des KOK absolviert hat, war nicht mehr in der Lage, sachlich und kompetent sein Team zu führen?“, der General hob verblüfft die Augenbrauen. Das war bei Sabers Personalakte kaum vorstellbar. Er bohrte immer weiter, immer unangenehmer wurden die Ausführungen, für alle Beteiligten: „Auf einmal sahen Sie also Grund, an dem Urteilsvermögen von Offizier Rider zu zweifeln. Haben Sie mit ihm darüber gesprochen? Haben Sie Offizier Rider darauf aufmerksam gemacht, dass er aufgrund von unsachlichem und unangebrachtem Verhalten, egal in welcher Weise, vom Dienst suspendiert werden konnte? Haben Sie ihrem Offizier das klar gemacht? Kam es für Sie überhaupt je in Frage Offzier Rider oder Mister Hikari aus dem Team zu nehmen und wenn ja, warum haben sie das versäumt?“

Spätestens jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem auch dem Commander zum ersten Mal die Worte fehlten. Die Mitglieder dieses Ausschusses hatten wirklich an alles gedacht. Vor allem aber stellten sie Fragen, die im Grunde so einfach zu beantworten waren, deren wahrheitsgemäße Beantwortung aber alle nur noch tiefer in die Misere zog. Charles schloss einen Moment die Augen und dachte angestrengt über seine nächste Aussage nach. Er musste es rational erklären, nicht emotional, das zog beim Ausschuss nicht mehr. Also appellierte er: „Ramrod konnte zu dritt nicht gesteuert werden! In der Phase des Krieges, in der wir uns damals befunden haben, hätten wir auf die Schnelle weder Ersatz für den Piloten noch für den kommandierenden Offizier gehabt. Ich musste es riskieren, alles andere hätte einen Totalausfall von Ramrod zur Folge gehabt. Ein Wechsel hätte das Team noch mehr geschwächt.“

Saber musste neidlos anerkennen, dass die Antworten von Commander Eagle gut waren, fast zu gut. Er hatte den begründeten Verdacht, dass der Commander als Gewinner aussteigen könnte, wenn der Ausschuss ein Urteil gefällt hatte. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Saber würde die Strafe für seine blinde Loyalität und sein Vertrauen erhalten. Es machte ihm Angst, weil er sah, dass Commander Eagle mit allem, was er getan hatte, davon zu kommen schien. Es war nicht fair. Es war einfach nicht fair!

Der General hatte noch einige solcher Fragen für Commander Eagle auf Lager. Er befragte ihn, weshalb es ein schwächliches Team, wie Ramrod mit einem solchen Mitglied wie Fireball eines gewesen sein musste, geschafft hatte, ihn wohlbehalten und gesund von der Gefangenscheit der Outrider zu befreien. Doch dem Commander gingen die Antworten nicht aus. So erklärte er dem Ausschuss, dass April ihn als seine Tochter gesucht hatte und die anderen drei lediglich den Vater einer Freundin gesucht hatten, nicht den Commander des westlichen Grenzlandes. Sie seien als Freunde auf die Suche nach ihm gegangen, niemand hatte jemals Team Ramrod einen offiziellen Auftrag zur Suche nach ihm gegeben. Der Commander war geschickt in seinen Antworten, zum Ende hin hatte es den Anschein, dass er die Verweise und den Rauswurf völlig berechtigt vollzogen hatte.
 

Nach Commander Eagles Befragung wurde eine Pause gemacht. Allen im Saal rauchten die Köpfe, sie brauchten einige Minuten, um sich wieder zu fangen. Kaum waren die drei Mitglieder des Ausschusses aus dem Raum gegangen, war Fireball an Saber und Commander Eagle vorbeigezischt und auf ein Fenster zugegangen. Er riss es auf, stützte beide Arme auf das Fensterbrett, beugte den Oberkörper aus dem Fenster soweit hinaus, wie er nur konnte und sah nach unten.

Saber bemerkte mit Unbehagen, wie weit sich Fireball aus dem Fenster lehnte, hielt der junge Japaner dem Druck nicht mehr Stand? Sofort setzte er seinem Freund nach, nahm ihn an der Schulter und murmelte: „Fireball? Was machst du denn da?“

Ruckartig fuhr Fireball herum und brummte: „Ich schnappe frische Luft, weil ich sonst die Wände hochgehe! Ich vertrag das alles hier nicht.“, sein Blick flog flüchtig über den Raum. Als er sah, wie April und auch Colt auf die beiden zukamen, wartete er mit seinen nächsten Worten noch ab, bis auch seine Freunde bei ihnen standen. Dann aber entlud sich sein Gemüt wie ein Kugelblitz. Er maulte: „Die ziehen hier eine verdammte Show mit uns ab. Verdammt, die machen das nur, damit alle sehen, dass dem nachgegangen wurde. Die haben nicht vor, eine gerechte Entscheidung zu treffen!“

Verzweifelt hob Saber die Augenbrauen. Was war in den Rennfahrer gefahren? Wollte er plötzlich etwa doch, dass Eagle seine gerechte Strafe erhielt? Weil Fireball nicht gerade leise gesprochen hatte, blinzelte Saber kurz in den Raum, hoffentlich hatte ihn niemand gehört. Ein flüchtiger Blick auf April und Colt bestätigte seine Vermutung. Auch ihnen behagte die Anhörung nicht, sie hatten beide Angst um ihre Freunde. Während April jedoch nicht in der Lage war, etwas zu sagen, war Colt schier außer sich vor Wut und Hilflosigkeit.

Der Kuhhirte stieß Fireball an die Schulter und keifte seinen Freund an: „Dann tu verdammt noch mal was dagegen, Fireball!“, er wollte sich an den Kopf greifen, um seinen Hut wieder richtig zu positionieren, doch Uniform sei Dank saß an diesem Tag kein Hut auf seinem Haupt. Noch ärgerlicher als ohnehin schon, blaffte er weiter: „Eins sag ich dir, Fireball. Wenn du unseren Säbelschwinger da noch weiter reinreitest, weil du Mister Universum Commander Eagle da raus hauen willst, prügel ich dir den Verstand eigenhändig wieder rein.“

Fireball senkte den Blick und steckte die Hände wieder in die Hosentaschen. Sein Freund hatte Recht. Und der Polizist musste sich eingestehen, dass beides nicht ging. Er konnte nicht Commander Eagles Haut retten und den Job von Saber sichern. Es war fraglich, ob er überhaupt eines von beidem schaffen würde, denn der Ausschuss würde sich mit Halbwahrheiten und Notlügen nicht um den Finger wickeln lassen. Die Mundwinkel soweit wie möglich nach unten gezogen, brummte Fireball: „Du weißt, dass ich meine Freunde nicht im Stich lasse. Das hab ich früher nicht getan und damit werde ich auch jetzt nicht anfangen. Wenn nötig, werde ich alle Schuld auf mich nehmen.“

Dabei linsten seine braunen Augen traurig zu April. Er enttäuschte sie wieder, bevor sie das, was sie hatten, überhaupt eine richtige Beziehung nennen konnten. Wie gern hätte er ihr versprochen, den Kopf ihres Vaters aus der Schlinge zu ziehen und auch Sabers Ansehen wieder gerade zu rücken. Sie hatten die Befragung sehr geschickt aufgezogen, wie Fireball frustriert festgestellt hatte. Die drei hatten vorher Saber und Commander Eagle verhört und sich den Hauptbeteiligten bis zum Schluss aufgehoben. Entweder, er kniff die Augen zusammen und zog es durch, nämlich mit der Wahrheit, die er auch Allan erzählt hatte oder er schwieg. Schwieg auf Gedeih und Verderb zu den Vorwürfen, Fragen und Kommentaren. Aber konnte er das?

April stand neben den drei Jungs, in deren Mitte. Sie hörte aufmerksam zu, was der Cowboy und der Säbelschwinger noch zu besprechen hatten. Die beiden waren sich einig, der Tag war schon gelaufen.

Als die Tür wieder geschlossen wurde, und die Befragung offensichtlich in die nächste Runde gehen sollte, streckte Colt seine Hand nach vor: „Das klingt jetzt abgedroschen, ich weiß. Aber es passt so herrlich zu der Situation. Einer für alle…“

Saber, Fireball und April legten jeweils eine Hand auf Colts und umfassten sich. Sie sahen einander an und vollendeten Colts Satz: „Alle für einen.“

Colt drehte sich um und ergänzte mit einem leichten Lachen: „Hoffentlich nicht für Commander Eagle.“

Er konnte nur noch mit Galgenhumor ertragen, lediglich Zuschauer zu sein. Der Kuhhirte konnte von Haus aus schlecht seinen Mund halten, es zu müssen, machte ihn wahnsinnig. Er nahm April in den Arm und ging mit ihr auf ihren Platz zurück. Freundschaftlich drückte er sie, bevor sie sich setzten und murmelte: „Wir alle sind bei dir, Süße. Zwar nicht körperlich, aber mit dem Herzen.“

Damit spielte er darauf an, dass April Fireball in Gegenwart der hochrangigen Offiziere und Kommandanten des Oberkommandos nicht einmal berühren durfte. Es wäre eine Katastrophe, wenn die drei Weisen aus dem Morgenland auch noch auf die Idee kämen, April hätte damit was zu tun.
 

Fireball stand noch gar nicht richtig an seinem Platz, da sprach ihn der General, der Commander Eagle vorher befragt hatte, an. Er kratzte sich am Kopf, sah Fireball eindringlich an und überlegte offensichtlich, womit er anfangen sollte. Schlussendlich war ihm jedoch bewusst, was er zu sagen hatte. Der General räusperte sich kurz, um sich Fireballs Aufmerksamkeit sicher zu sein und erhob die herrische Stimme, die beinahe so laut war, dass sie im Raum widerhallte: „Wir haben in den vergangen Minuten viel über Ihr ungebührliches Verhalten gehört, Mister Hikari. Was ich allerdings wissen möchte, habe ich noch nicht gehört. Wie hat es Ihnen auf Ramrod gefallen? Wie war die Zeit im Kavallerie Oberkommando für Sie?“

Der ehemalige Rennfahrer verschloss augenblicklich sein Gesicht. Keine einzige Emotion sollte über sein Gesicht huschen, während er dem Ausschuss Fragen beantworten musste. Die Augen fixierten die Bäume, die sich im Wind beugten. Er richtete die Augen zum Fenster hinaus, seine Körperhaltung war so gerade, wie sie sein konnte, als er leise antwortete. Seine Stimme war kaum lauter als das Flüstern, das von den hinteren Rängen zu hören war. Die feinen Herren da vorne sollten sich anstrengen, wenn sie was von ihm hören wollten. Ein Wort war alles, was er dem General auf diese Frage zu sagen hatte: „Durchwachsen.“

„Durchwachsen kann auch der Frühling sein, Mister Hikari!“, es war der Vorsitzende selbst, der die Antwort nicht vertragen hatte und Fireball aufforderte, sofort eine Erklärung abzugeben: „Erörtern Sie uns bitte ausführlicher, wie Sie sich im Oberkommando gefühlt haben.“

Saber konnte die nächsten Minuten kaum ertragen. Immer wieder sah er sich an einem Punkt, an dem er eingreifen wollte, dem allem ein Ende setzen wollte. Sie stellten Fireball noch unangenehmere Fragen als ihm oder Commander Eagle und das machte Saber rasend. Wüssten die feinen Herren auch nur ein bisschen von dem, was Fireball in seinem Leben schon alles durchgemacht hatte, sie hätten sich viele Fragen verkniffen. Der Schotte war ein guter Freund, und deshalb fühlte er sich nun, da er in die Geschicke nicht mehr eingreifen konnte und Fireball seinem Schicksal überlassen war, noch schlechter als bei seiner eigenen Befragung. Seine Augen kontrollierten immer wieder den Gesichtsausdruck seines Freundes. Bei den ersten Anzeichen von Verzweiflung, oder wenn er sich nicht mehr helfen konnte, würde er eingreifen. Saber wurde sich dessen bewusst, dass die Freundschaft zu Fireball, und auch zu den anderen, mehr zählte als dieser verdammte Job. Sollten sie ihn rauswerfen, er würde sich wieder auf die Beine stellen. Saber würde auch woanders unterkommen, notfalls wieder bei der königlichen Leibgarde in den Highlands.

Fireball wehrte sich lange und standhaft gegen die Fragen des Ausschusses. Er antwortete auf jede, ihm gestellte Frage, aber inhaltlich waren die Antworten nutzlos für den Ausschuss. Fireball erklärte: „Durchwachsen heißt ganz einfach, dass es mal bessere und mal schlechtere Zeiten auf Ramrod gegeben hat. Und das ist heutzutage überall so, auch in jeder anderen Einheit des Oberkommandos, Sir.“

Nachdenklich schob der General seine Lippen zusammen. Es musste eine Möglichkeit geben, dem jungen Herren, mit dem asiatischen Antlitz, brauchbare Aussagen zu entlocken. Er hatte den Bericht von Allan vor sich liegen, mit allen schriftlichen Aussagen der heute Befragten. Problem allerdings war, dass keine dieser Aussagen unterschrieben worden war, als Beweismaterial konnte er sie deshalb nicht verwenden. Aber er konnte sie als Anhaltspunkte benützen und wusste somit, in welche Richtung er genauer nachbohren musste. Und was er von den ersten zwei Sätzen von Fireball gehört hatte, brachte ihn eindeutig zu dem Schluss, dass er von dritter Seite vielleicht unter Druck gesetzt wurde und nichts sagen durfte. Er nickte bedächtig und fischte die nächste Frage aus seinem unerschöpflichen Fundus: „Und wie haben Sie sich mit ihren Kollegen an Board verstanden? Wie war das Verhältnis zu Ihren Vorgesetzten?“

Mit einem schelmischen Lächeln bestand Fireball diese Frage. Er lockerte seine verkrampfte Haltung etwas, auf Dauer hätte ihm das steife Stehen sowieso nur Rückenschmerzen eingebracht, und schmunzelte dem Ausschuss entgegen: „Ganz gut. Wenn ich Geschwister hätte, so würde ich das Verhältnis, das ich zu meinen Arbeitskollegen hatte, mit jenem unter Geschwistern gleichsetzen. Wir haben zusammengehalten, uns aufgezogen, gestritten und uns in schweren Zeiten beigestanden. Ja, ich würde behaupten, ich hatte an Board zwei große Brüder und eine große Schwester.“

„Aber auch zu Geschwistern kann man wenig bis gar kein Vertrauen haben, Mister Hikari.“, der General roch schon eine Verschwörung, diese Antworten waren einfach nicht das, was er erwartet hatte oder was er hören wollte. Fireball machte einen so großen Bogen um die Wahrheit herum, dass der General aufpassen musste, dass er nicht vor Ungeduld platzte. Er setzte noch einmal an: „Ich nehme also einfach an, dass Sie ein gutes Verhältnis zu Ihren Kollegen an Board hatten. Auch zu Offizier Rider. Wie viel Vertrauen hatten oder haben Sie noch in ihn?“

Fireball neigte den Kopf zu Saber. Lügen würde er nicht, das durfte er nicht. Und der kleine Japaner wusste, worauf diese Frage nun abzielen würde. Der Ausschuss tastete sich an noch viel unangenehmere Dinge heran. Egal, was Fireball nun auch sagen würde, die nächsten beiden Fragen kannte er bereits. Er brauchte nur noch zu wetten, welche sie als erstes stellen würden. Wahrheitsgemäß brachte der ehemaligen Rennfahrer hervor: „Ich würde dem Säbelschwinger jederzeit wieder mein Leben anvertrauen. Ich hatte vom ersten Tag an Vertrauen zu ihm und das habe ich immer noch. Er ist ein guter kommandierender Offizier, wenn nicht der beste.“

Wenn das nicht mal eine persönliche Empfehlung von einem ehemaligen Angestellten des Oberkommandos gewesen war! Fireball musste höllisch aufpassen, damit er das nicht laut aussprach.

Colt und April rutschten auf ihren Stühlen herum, keiner konnte mehr ruhig sitzen bleiben. Sie waren angespannt, zum Zerreißen angespannt. Colt knöpfte seit Beginn der Befragung schon den zweiten Knopf an seinem Hemd auf und krempelte die Ärmel nach oben. Ihm war viel zu heiß, sprichwörtlich fühlte er sich, als schwitze er Blut und Wasser. Die Jacke hatte er um den Sessel geschwungen, und eine Hand lag auf Aprils Schenkel. Er musste ihr immer öfter zeigen, dass sie nicht allein hier war und nichts sagen durfte. Der Kuhhirte fragte sich, wer sich wohl gerade am elendsten von allen vieren fühlte. Fireball, weil er gerade aussagen musste, Saber, weil er schon ausgesagt hatte und nichts mehr rückgängig machen konnte, oder Colt und April, die beide nichts tun konnten, außer zuzusehen, wie das Schicksal erneut zu einem kräftigen Schlag ausholte?

Nun stellte zum ersten Mal das dritte Mitglied des Ausschusses eine Frage. Auch er war ein Commander, allerdings ein Ausbilder. Die anderen beiden waren aktiv am Kriegsgeschehen beteiligt gewesen, dieser braunhaarige Commander bildete lediglich Rekruten aus. Er stieß den Zeigefinger auf Saber und drehte Fireball das Wort im Mund um: „Nachdem Sie Offizier Rider Ihr Leben anvertrauen würden, weshalb sind Sie dann nicht mit den Problemen, die Sie ja offenbar mit Commander Eagle hatten, zu ihm gegangen? Offizier Rider war Ihr direkter Vorgesetzter, Sie hätten Meldung darüber machen müssen. War das Vertrauen etwa doch nicht so unermesslich in Offizier Rider, wie Sie uns das gerade geschildert haben?“

Mit der rechten Hand fuhr sich Fireball durch die Haare. Unbewusst strich er mit dem Finger die lange Narbe am Kopf entlang. Er stellte sich die Frage, ob es etwas an seinem Schicksal geändert hätte, wenn er den Befehl von Commander Eagle, mit niemandem darüber zu reden, ignoriert hätte, und tatsächlich zu Saber oder gar zu April gegangen wäre. Hätte sich all der Schmerz vermeiden lassen? Der Japaner rückte seine eben getroffene Aussage in die richtige Ecke, der Commander hatte die ja gerade so verschoben, wie er sie gerne gehabt hätte: „Dann lassen Sie es mich anders ausdrücken, Sir. Ich gehöre nicht zu der Gattung Mensch, die anderen ihre Probleme auftischt. Egal ob beruflicher oder privater Natur. Und außerdem: Wer behauptet, dass es zwischen Commander Eagle und mir Probleme gegeben hat?“

Herausfordernd hatte er dem Ausschuss dabei in die Augen geblickt, er war gespannt, wie sie den Satz werteten. Wenn sie ihm das Wort im Mund umdrehen konnten, dann konnte er das noch ein Stückchen besser. Stillschweigend dankte Fireball seiner guten Ausbildung, die er bei der japanischen Polizei genossen hatte und dem unglücklichen Umstand, dass er schon einmal vor einem Untersuchungsausschuss gestanden hatte. Damals war er sechzehn gewesen, er war einberufen worden, nachdem Haruto erschossen worden war. Auch das hatte er überlebt und nun hatte er einige Jahre mehr Erfahrung als damals. So leicht gab er den drei Obrigen nicht nach.

Der General nickte anerkennend, tat Fireball aber nicht den Gefallen klein bei zu geben. Die nächste Frage kam unausweichlich auf ihn zu: „Finden Sie, dass Offizier Rider seinen Job nicht ordnungsgemäß erledigt hat? Immerhin hat er nicht erkannt, in welcher Zwickmühle Sie steckten.“

Fireball zog die Augenbrauen hoch und linste zu Saber. Er kontrollierte nach, ob wenigstens der Säbelschwinger wusste, wovon der Knilch da vorne sprach. Fireball wusste nämlich nicht, was der mit der Zwickmühle meinte. Als ihm auch Saber keine Antwort geben konnte, dessen Augen sahen ihn genauso fragend an, wie er den Säbelschwinger, rümpfte der pensionierte Rennfahrer die Nase und zog die Schultern an: „Welche Zwickmühle? Was meinen Sie damit?“

„Es gab einen Grund, weshalb Sie nicht zu Offizier Rider mit Ihren Problemen gehen konnten. Der Grund sitzt da hinten.“, triumphierend deutete der General auf die hinteren Ränge, zielgenau auf April, die in diesem Moment am liebsten im Boden versunken wäre. Von nun an wurde es ungemütlich. Ungemütlich privat, wie alle Beteiligten feststellten.

Fireball folgte dem Finger des Ausschussmitgliedes und kniff verärgert die Augen zusammen. Seine Ohren begannen unweigerlich zu glühen, er fühlte sich vom Ausschuss ertappt. Aber das Wort aufgeben und alles zugeben kannte er trotzdem nicht. Mit einem aufgesetzten, breiten Grinsen drehte er sich wieder dem Ausschuss zu und lachte: „Colt ist der Grund? Wieso denn das? Ist er etwa Commander Eagles Ziehsohn?“

„Ich meinte auch nicht Mister Wilcox, sondern die Dame neben ihm.“, der alternde General deutete noch einmal in die Zuschauerränge, Fireballs Augen folgten der Richtung wieder. Dem Ausschuss war nicht entgangen, wie ungehobelt sich der Rennfahrer gerade ausgedrückt hatte, aber niemand sah Veranlassung, ihn dafür zu ermahnen, immerhin hatte er niemanden beleidigt oder jemanden das Wort abgeschnitten.

Fireballs braune Augen ruhten einen Moment auf der Blondine. Sie tat ihm so unendlich leid. Er konnte sehen, wie schlecht es ihr gerade ging. Betroffen wand er den Blick wieder von ihr ab und drehte sich wieder dem Ausschuss zu. Als er sich umdrehte, blinzelte er kurz zu Commander Eagle und Saber. Ob der Commander überhaupt sah, wie schrecklich sich seine Tochter fühlte? Fireball steckte die Hände in die Hosentaschen und seufzte ausgiebig. Seine Haltung wirkte, als würde er sich geschlagen geben, als würde er dem Ausschuss jede Frage beantworten. Ohne einen der drei anzusehen, murmelte er: „Was ist mit April?“

Saber zog neben ihm erstaunt die Augenbrauen nach oben. Das klang nicht wonach es gerade ausgesehen hatte. Was hatte Fireball bloß vor? Seine Haltung bedeutete Aufgabe, aber seine Stimme ließ den Sturkopf durchklingen. Saber hatte keine Ahnung, was die nächsten Minuten passieren würde. War das die Ruhe vor dem Orkan?

Der General nickte, nun hatte auch der letzte begriffen, von wem er sprach. Dass der Japaner nicht recht mit der Sprache herausrücken wollte, war ihm klar. Immerhin ging es um die ungerechte Behandlung durch Commander Eagle und eine mögliche, verbotene Liebelei an Board von Ramrod. Gedehnt atmete der General aus und formulierte seine nächsten Worte so haargenau aber provokant, dass Ausweichmanöver keinen Sinn machen würden: „Ich werde Ihnen erklären, was mit Miss Eagle ist, Mister Hikari. Sie war der Grund, weshalb Sie nicht zu Offizier Rider gehen konnten und ihm sagen konnten, dass Commander Eagle Sie unfair behandelte. Miss Eagle ist Commander Eagles Tochter, die einzige, wie die meisten hier ohnehin wissen. Und Sie, Mister Hikari haben heimlich eine Beziehung zu ihr aufgebaut. Niemand sollte davon erfahren, am allerwenigsten natürlich der Commander oder gar die Dienstaufsicht. Offizier Rider hätte jedoch angefangen Nachforschungen anzustellen, wenn Sie ihm von Ihren Schwierigkeiten berichtet hätten. Er wäre hinter ihr Geheimnis gekommen. Deswegen haben Sie all die Jahre still geschwiegen und weiterhin Ihren Job gemacht.“

Niemand im Saal wagte es, einen Mucks von sich zu geben. Saber hatte die Augen geschlossen und hoffte, dass das alles nur ein böser Albtraum war. Colt biss sich auf die Lippen, er hätte dem Ausschuss gerne so viele Dinge nach vor gerufen, die nicht jugendfrei waren, durfte aber nicht. April standen die Tränen in den Augen und ihr Herzschlag war in die Höhe geschnellt. Sie hatte so unglaublich viel Angst vor den nächsten Augenblicken, dass sie zu zittern begann. Unbewusst griff sie nach Colts Hand und drückte sie. Der Commander war blass um die Nase geworden. Endlich hatte er gemerkt, dass dieser Ausschuss auch auf Aprils Rücken ausgetragen werden konnte. Er drehte sich zu ihr um, er kehrte den Mitgliedern den Rücken und bedachte sein Kind mit einem unheimlich traurigen Blick.

Da schnitt Fireballs Stimme durch den Raum. Sie war fest und duldete keinen Widerspruch: „Nicht immer ist eine Frau an einer ungerechten Beurteilung Schuld! Und in dem Fall gar nicht. Und jetzt kein Wort mehr über eine Beziehung zwischen April und mir, weil’s Ihre Zeit ist, die Sie damit verschwenden. Da war nichts, da ist nichts und da wird auch nichts sein. Weil Freundschaft wichtiger ist, als Sex.“

Natürlich war das gelogen, das wusste Fireball besser als sonst jemand im Raum. Aber hier ging es nicht um April und ihn, hier ging es um die Arbeit, die sie geleistet hatten und um die Beurteilung, die sie dafür ausgefasst hatten. Der Rennfahrer wollte April soweit wie möglich da raus halten, sie hatte so schon genug damit zu kämpfen und er würde nicht zulassen, dass die drei feinen Maxen ihr zu nahe traten und ihr noch mehr Schaden zufügen würden. Fireball hoffte, dass die drei Männer vor ihm verstanden hatten, dass er etwas von einer ungerechten Beurteilung gesagt hatte, das sollte sie doch wieder auf die richtige Fährte bringen.

Colt wäre am liebsten aufgesprungen und hätte Fireball applaudiert, aber dafür war es noch zu früh. Noch konnte der Ausschuss Gegenargumente finden, sie konnten Fireball noch den Haken ins Kreuz stoßen. Deshalb beschränkte sich Colt auf ein viel sagendes Grinsen und der Genugtuung, dass sie zumindest alle dumm aus der Wäsche guckten.

Es war der Commander, der als erster seine Sprache wieder gefunden hatte. Er erklärte dem Ausschuss mehr als deutlich: „Sir, Sie wissen, dass alle vier gute Freunde auf Ramrod waren. Und auch, wenn es für manche im Oberkommando so ausgesehen haben mag, dass Shinji und meine Tochter mehr als das sind, so kann ich Ihnen nur folgendes sagen. Meine Tochter hätte mir gesagt, wenn sie mehr als nur freundschaftliches Interesse an Shinji gehabt hätte, denn sie kennt die Regeln und sie hält sich daran.“

Fireball war erstaunt über die unerwartete Schützenhilfe von Commander Eagle. Eigentlich hätte er damit gerechnet, dass der noch einen Satz hinterher warf, der die Vermutung des Ausschusses untermauern sollte. Aber nichts da! Der Commander schlug sich diesbezüglich auf die Seite des Japaners und Fireball freute sich still darüber. So würde April nicht mehr allzu schnell zur Sprache kommen. Blieb nur noch zu hoffen, dass er das Problem mit Saber auch noch aus der Welt schaffen konnte.

Der Vorsitzende übernahm wieder die Befragung von Fireball, offenbar hatte der die meiste Erfahrung mit Befragungen dieser Art. Ohne eine Miene zu verziehen, blätterte er in seinen Unterlagen und stellte beiläufig fest: „Dann sagen Sie also, dass die Beurteilungen von Commander Eagle ungerecht waren, Mister Hikari. Was war mit denen von Offizier Rider? Und natürlich noch einmal die Frage: Weshalb sind Sie nicht zu ihm gegangen, wenn Sie ungerecht behandelt worden sind? Und dieses Mal keine Ausflüchte, junger Mann.“

Fireball schmunzelte. Hatte er doch glatt den richtigen Satz am Anfang fallen lassen. Der ehemalige Pilot steckte die rechte Hand in die Hosentasche, die andere legte er flach auf das Pult. Seine Augen wanderten wieder zum Fenster hinüber. Wesentlich ruhiger als noch kurz zuvor, gab er dieses Mal Auskunft. Die Gefahr für April schien erst einmal abgewendet zu sein, alles andere würde schon irgendwie gehen. Er begann mit einer guten Portion Selbstsicherheit: „Sie wissen genauso gut wie ich, dass es keine absolut ungerechte Beurteilung gibt, Sir. Es war nur meine persönliche Empfindung, dass ich von Commander Eagle nicht so behandelt worden bin, wie ich es von ihm erwartet hatte. Wer sagt denn, dass diese Einträge keine Rechtfertigung haben? Jeder Mensch hat mehr als nur ein Gesicht. Ramrod und Commander Eagle waren für mich immer zwei Paar Schuhe. Ramrod war mein Zuhause, ich bin dort mit dem selben Respekt behandelt worden, den ich auch meinen Freunden entgegen gebracht habe. Deshalb hat Offizier Rider nichts Schlechtes in seine Berichte schreiben können. Er kannte mich nur so und er hat mich auch nie anders kennen gelernt. Ganz im Gegensatz zu Commander Eagle. Ich hasse es, mich rechtfertigen zu müssen, egal für was. Und was anderes tut man bei einer Missionsbesprechung nicht. Ich weiß, dass er all die Fragen stellen musste, aber ich habe niemals eingesehen, dass ich mich für jeden Pups hier im Oberkommando rechtfertigen sollte. Natürlich bin ich laut geworden, jedes Mal wieder, das weiß auch Misses Müller. Und natürlich war es Commander Eagles gutes Recht, wenn nicht seine Pflicht, Vermerke in meine Akte zu schreiben, mich zu verwarnen und gegebenenfalls auch abzumahnen. Das wusste ich, das wusste Commander Eagle und deshalb war es klar, dass Saber dabei keine Rolle spielte.“

Verwundertes Schweigen trat ein. Alle Beteiligten mussten die Worte erst einmal sacken lassen. Die drei Mitglieder des Ausschusses warfen stirnrunzelnd Blicke in ihre Berichte, in die Akte und Allans Zusammenfassung. Die Erklärung von Fireball war so simpel wie einleuchtend gewesen, aber davon war nie auch nur ein Wort in ihren Akten erschienen. Dadurch hatte er sie durcheinander gebracht. Sie mussten sich kurz beraten, neben den Befragten und den Zuschauern, um eine weitere Vorgehensweise zustande zu bringen.

Als Fireball das hektische Getuschel vernahm, formte sich ein triumphierendes Lächeln um seine Lippen. Er hatte es geschafft, den Kahn noch einmal herumzureißen. Wenn Commander Eagle und Saber nur weiter den Mund hielten, standen ihre Chancen wieder besser, unbescholten aus der Sache herauszukommen. Der Rennfahrer war immer noch der Ansicht, dass weder sein Freund seinen Job verlieren sollte noch der Commander suspendiert oder bestraft werden sollte. Auch, wenn das alte Scheusal ihn furchtbar behandelt hatte, Aprils Vater war eine Koryphäe im Oberkommando und ohne ihn wäre der Krieg noch lange nicht vorbei. Fireball drehte sich vom Ausschuss weg und lehnte sich mit den Ellenbogen auf das Pult. Er warf April einen kurzen, prüfenden Blick zu. Ob es ihr wieder besser ging? Erste Enttäuschung machte sich allerdings in ihm breit. Die Blondine sah ihn an und schüttelte traurig den Kopf. Sie war nicht damit einverstanden, dass er alle Schuld auf sich nahm. Fireball senkte kurz den Blick, damit April verstand, dass er nicht anders handeln konnte.

Saber hatte sich zu Fireball gedreht und beobachtete ihn aufmerksam. Als er den Blick seines Freundes auffing, wanderten seine Augen zu April und Colt in die Zuschauerränge. Colt war mindestens genauso wenig begeistert von Fireballs Worten, wie er selbst. Und April würde gleich anfangen, Rotz und Wasser zu weinen, das erkannte Saber meilenweit. Die Blondine zerbrach schier an den Worten, die hier fielen und gefallen waren. Er war gespannt, was noch alles auf sie zukam, die drei Männer vor ihm schienen die Flinte nicht so schnell ins Korn zu werfen, auch wenn Fireball ihnen gerade eine kleine Verschnaufpause verschafft hatte. Saber konnte nicht recht an einen guten Ausgang für die Star Sheriffs glauben.

Und Commander Eagle bekam den Mund vor Staunen nicht mehr zu. Er hätte mit allem gerechnet, vor allem aber damit, dass der junge Hikari dem Ausschuss vorjammerte, wie schlimm es doch für ihn im Oberkommando gewesen war. Der Commander verstand nicht, weshalb Fireball so selbstlos handelte, ein Blinder würde sehen, dass er sich damit noch mehr Ärger einhandelte, als er ohnehin schon gehabt hatte. Immer mehr grämte sich Charles, Fireball für seine eigenen Fehler und für die seiner Mutter bezahlen haben zu lassen. Der Japaner war ein Unikat, noch nie zuvor hatte er einen Menschen gesehen, der alles stillschweigend ertrug und zu allem Überfluss auch dann noch alle in Schutz nahm. Er hatte Hiromis und Shinjis Sohn so Unrecht getan!

Erschrocken fuhr Fireball herum, als der Vorsitzende ihn ermahnte: „Mister Hikari! Sie sollten Ihre Aufmerksamkeit nach vorne richten, und nicht auf Ihre Kollegen hinter ihnen. Die können Ihnen genauso wenig helfen, wie jeder andere im Augenblick!“

Als alle endlich die Augen wieder auf den Ausschuss richteten, begann der Vorsitzende von Neuen: „Sie sagen also über sich selbst, dass Sie ungehorsam und trotzig waren, Mister Hikari. Sie geben auch ganz offen und ehrlich zu, dass Sie Commander Eagle nicht mochten, dass Sie seine Fragen nicht mochten und dass Sie ihm gegenüber laut geworden sind. Commander Eagle behauptet, Sie hätten sich nicht nur ihm gegenüber so verhalten, sondern auch anderen Mitgliedern des Oberkommandos oder unserer Allianz. Was sagen Sie zu den Vorwürfen, dass Sie sich zum Beispiel König Jarred gegenüber nicht gebührlich verhalten haben?“

„Stimmt!“, Fireball hätte beinahe zu lachen angefangen, aber so provozierend durfte er dann doch nicht werden. Was sollte er denn lügen? Er hatte König Jarred ein paar unschöne Dinge ins Gesicht gesagt, war vorlaut gewesen und wenn er ehrlich war, ein richtiger Rotzlöffel. Das konnte hier niemand abstreiten, am allerwenigsten er selbst.

Die Mitglieder rissen die Augen vor Verwunderung auf, Fireballs Antwort war beinahe schon fröhlich gewesen. Langsam aber sicher wurde zumindest der Vorsitzende stutzig. Er wagte einen weiteren Vorstoß, allerdings in eine ganz andere Richtung: „Wenn Sie aber doch mit Autorität offenkundig Ihre Schwierigkeiten haben, Mister Hikari, weshalb haben Sie dann nicht gekündigt? Sie sind ein Mensch, der sich nicht gerne Dinge vorschreiben lässt, der, so hat es sich für mich hier jedenfalls herauskristallisiert, keine Befehle befolgen will und sich nicht an Regeln hält.“

Saber war in diesem Augenblick bereit, seinen Job über Bord zu werfen, er hatte sich bereits aufgebracht nach vor gebeugt und den Mund aufgemacht, doch sagen konnte er nichts mehr.

Der Rennfahrer kam ihm zuvor. Schulterzuckend gestand er: „Ich war gerne im Oberkommando, zumindest auf Ramrod war ich gerne. Weil ich dort ein Zuhause und Freunde gefunden habe.“

Dabei wanderten seine Augen aufmerksam von jedem Ausschussmitglied über Allan und auch Saber bedachte er wieder mit einem Blick. Seine Augen sprachen Bände. Niemand sollte hier verurteilt werden. Und wenn doch, dann sollte Fireball derjenige sein, so fasste Saber den Blick jedenfalls auf.

„Sie haben also den Streit alle vierzehn Tage, oder besser gesagt, den Streit, der bei jeder Missionsbesprechung auf Sie im Büro von Commander Eagle gewartet hat, ertragen, weil Sie Ihre Freunde an Board hatten und diese nicht enttäuschen wollten?“, langsam aber sicher lenkte der Vorsitzende den Japaner doch in die richtige Richtung und erhielt somit die Antworten, die er hören wollte. Zumindest ging er davon aus, weil Fireball eben zuzugeben hatte, dass er auf Ramrod ein Zuhause gefunden hatte.

Frustriert seufzte Fireball. Da hatte er sich auch schon wieder verplappert. Das war eben das Problem, wenn man zwar die Wahrheit sagte, weil man nicht lügen wollte, aber immer nur die Hälfte aussprach. Der Vorsitzende war klug, wie Fireball anerkennend feststellte. Aber trotzdem. Der Rennfahrer war nicht nur hier, weil er hierher zitiert worden war, sondern auch, weil er den beiden Mitbefragten helfen wollte. Fireball wiegte leicht den Kopf und runzelte abermals seine Stirn, bevor er antwortete: „Von Enttäuschen war keine Rede. Meine Freunde, und damit meine ich auch Offizier Rider, hatten niemals Grund, an meinen Fähigkeiten zu zweifeln. Und ertragen habe ich nichts, wie ich nämlich vorhin schon gesagt habe, hab ich Commander sehr wohl die Stirn geboten. Ich habe nichts still ertragen, im Gegenteil. Ich war laut, hab mich zur Wehr gesetzt und dem Commander einen Grund gegeben, mich schriftlich zu verwarnen. Der Commander brauchte keine Gründe dafür an den Haaren herbeizuziehen, er hat selbst immer wieder am eigenen Leib gemerkt, wie respektlos ich Vorgesetzten gegenüber bin. Manchmal…“, Fireball machte eine kurze Pause und fuhr sich mit dem Handballen über die Stirn, es war ziemlich schwierig die Wahrheit so hinzubiegen, wie er sie gerade brauchte ohne dabei zu lügen. Demütig sah er zu Commander Eagle hinüber, der seinen Blick auffing und nicht reagieren konnte, als er sich an eine Geschichte von damals erinnerte: „Manchmal hat mir ein Blick schon genügt, um Commander Eagle am liebsten an die Gurgel zu springen. Er hat großzügig über mein Verhalten hinweggeblickt, weil er wusste, was ich auf Ramrod wert war. Commander Eagle musste viel mehr mich ertragen, als ich ihn.“

Noch einmal versetzte Fireball alle Anwesenden mit seiner Aussage in Erstaunen. Ein leises Schluchzen durchbrach dieses Mal die Stille. Es war die Blondine gewesen, die ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Verzweifelt und todunglücklich über Fireballs Aussagen hielt sie sich die Hände vors Gesicht und senkte den Kopf. Sie zitterte am ganzen Leib, weil sie versuchte, die Tränen zu unterdrücken, es ihr aber nicht gelang.

Colt hatte sie sofort in die Arme geschlossen, sie an sich gedrückt, damit sie spürte, dass jemand da war. Aber es half nichts. Keiner seiner Tricks, die er bei Robin in solchen Fällen immer anwandte, half der Blondine. Sie war aus einem ganz anderen Holz geschnitzt, als seine Liebste zuhause. Mit hektischen Augenbewegungen durchstreifte Colt den gesamten Raum und scannte die Anwesenden auf deren Reaktion. Er begann April gut zuzureden, sie sanft in seinen Armen zu wiegen, aber sie beruhigte sich nicht.

Der Rennfahrer hatte das Schluchzen am Anfang nicht gehört. Aber seit es im Saal mucksmäuschenstill geworden war hörte auch er es. Und er wusste, wer dort hinter ihm zu weinen angefangen hatte. Traurig schloss Fireball die Augen und ließ den Kopf hängen. Ohne auf jemanden zu achten, drehte sich Fireball abermals vom Ausschuss weg und diesmal verließ er auch seinen Platz. Es war das alte Lied. Er konnte es nicht ertragen, wenn April weinte und er würde sie nun trösten, denn der Kuhtreiber war nicht der richtige für den Job.

Saber streckte noch verzweifelt die Hand nach Fireball aus, hatte ihn aber nicht mehr erreicht. Auch er machte sich große Sorgen um April, aber sie befanden sich in einer Anhörung, keiner durfte seinen Platz verlassen. Blankes Entsetzen stand Saber ins Gesicht geschrieben, als er mit ansah, wie sich Fireball vor April hockte.

Colt ließ April augenblicklich los, als Fireball vor den beiden hockte. Es war sein Instinkt, der ihm sagte, dass er das einzige Richtige tat, wenn er an Fireball abgab. Aber sein Instinkt verriet dem Kuhhirten auch noch was anderes. Was Blöderes hätte ihnen nicht passieren können. Er hatte an den Blicken der neben ihnen sitzenden Herrschaften zweifellos ablesen können, was die dachten. Und auch die Mitglieder des Ausschusses machten da keine Ausnahme. Die folgenden Augenblicke würde jedes einzelne Wort von Fireball revidieren und eine völlig andere Geschichte preisgeben, als er den Menschen hatte weismachen wollen.

Fireball zog Aprils Hände von ihrem Gesicht und wischte ihr mit dem Daumen der rechten Hand die Tränen aus den Augen. Die restlichen Fingerspitzen ruhten auf ihrer Wange. April wiederum schlang ihre Arme sofort um Fireballs Hals. Sie drückte sich hilflos an ihn und wimmerte: „Warum nur tust du das, Fire?“

„Weil ich davon überzeugt bin, das Richtige zu tun, Süße.“, Fireball strich ihr beruhigend über den Rücken und ließ ihren Kopf an seine Schulter lehnen.

Seine Worte hatten aber nicht die gewünschte Wirkung erzielt. April heulte jetzt erst so richtig auf und zerbrach beinahe daran. Verzweifelt hielt sie sich an Fireball fest. Sie zitterte am ganzen Körper. Und egal, welche Wohltat Fireballs Anwesenheit im Augenblick war, April konnte nicht aufhören, zu weinen. Sie fühlte sich von allen im Saal beobachtet und es behagte ihr nicht.

Fireball sah kurz zu Colt hinüber, der war sonst doch auch immer für ein Ablenkungsmanöver gut, weshalb hielt er jetzt plötzlich den Mund? Auch Fireball behagten die Blicke der Leute nicht, aber nicht nur deswegen, weil er ihnen vor wenigen Minuten noch versichert hatte, dass da außer einer guten Freundschaft nichts war, sondern auch, weil er dazu erzogen worden war, vor fremden Menschen keine Emotionen zu zeigen. Er konnte April hier nicht so festhalten, wie er es normalerweise täte, er durfte ihr hier nichts Beruhigendes sagen.

Der Vorsitzende hatte die Szene argwöhnisch beobachtet und kam sich mittlerweile völlig ignoriert und Fehl am Platz vor. Ignoriert kam er sich vor allem von Fireball vor, der einfach gegangen war und ihn da vorne alles verteufeln lassen würde, ohne dass es ihn juckte. Mit scharfer Stimme, die unbarmherzig sein Recht einforderte, befahl er: „Mister Hikari! Ich verwarne Sie hiermit, weil Sie Ihren Platz verlassen haben. Stehen Sie auf und kommen Sie sofort wieder nach vorne. Um Miss Eagle können Sie sich auch noch in der nächsten Pause kümmern. Sie stirbt schon nicht!“

Fireball kniff die Augen zusammen, nur nicht was Falsches sagen. Widerwillig war er dabei, April behutsam von sich zu schieben, ihr zu versichern, dass er für sie da war und aufzustehen. Diese kalte Art des Vorsitzenden würde sich noch rächen, das schwor sich Fireball. Solange April hier saß und weinte, ohne dass er sie trösten durfte, solange würde er keine Antworten mehr geben. So oder so war es dann vergeudete Zeit für den Ausschuss.

Kopfschüttelnd drehte sich Saber von seinen drei Freunden weg. Er ballte die Hände zu Fäusten und tat etwas, was ihm später bestimmt leid tun würde. Aber April war auch eine seiner Freundinnen und so dreist durfte der Vorsitzende nicht sein. Außerdem sah Saber zumindest eine kleine Chance in seinem Verhalten, wenn auch er sich für April einsetzte. Es würde nicht alles auf Fireball zurückfallen. So glitzerte Saber die Mitglieder des Ausschusses an: „Sir. Lassen Sie uns die Pause vor verschieben, ich bitte Sie inständig darum. April geht es schlecht.“

Unerwartet meldete sich auch Commander Eagle zu Wort, als der Vorsitzende Saber am liebsten den Kopf abreißen wollte und ihm erklärte, dass er die Pause machte, wann es Zeit war und nicht wenn eine junge Frau zu heulen anfing. Charles wählte eine andere Taktik, als Saber, als er den Ausschuss bat, eine kurze Pause zu machen: „Sir, ich gebe Ihnen den dringenden Rat, jetzt eine Pause zu machen. Wir alle haben es bitter nötig und Sie werden sehen, in fünf Minuten sieht die Welt wieder anders aus. Sie werden Ihre Antworten danach ohne weitere Unterbrechungen bekommen.“

Einsichtiger als bei Saber, aber immer noch verstimmt, schüttelte der Vorsitzende den Kopf. Fragend blickte er auf seine beiden Kollegen, die mit den Schultern zuckten. Der General bedeutete dem Vorsitzenden sogar, dass Commander Eagles Vorschlag akzeptabel sei. Energisch stand der Vorsitzende daraufhin auf: „In fünf Minuten geht es weiter und danach wird jede außerordentliche Unterbrechung nicht mehr toleriert!“

Erleichterung machte sich unter den vier Star Sheriffs breit. Saber nickte dem Ausschuss dankbar zu und verschwand ebenfalls in die Zuschauerränge. Colt atmete schwer aus. Er hatte an den Blicken der drei Interviewer erkennen können, dass nach der Pause Tacheles gesprochen wurde. Sie würden keine weiteren Ausflüchte, Unterbrechungen oder sonstiges mehr dulden. Fireball hatte gleich auf dem Absatz wieder kehrt gemacht und April wieder in seine Arme geschlossen. Und auch Commander Eagle war froh, dass sie zumindest fünf Minuten gewonnen hatten. Sie durften das alles nicht auf Aprils Rücken austragen, sie hatte privat schon genug darunter zu leiden.
 

Ohne den Alarm auszulösen hatten sie es geschafft, ihre Wachen zu überwältigen und sich deren Klamotten inklusive der Sicherheitsausweise anzueignen. Nun war die Flucht kein Problem mehr. Die beiden arbeiteten gut zusammen und auch wenn der blauhaarige Outriderkommandant es niemals geglaubt hatte, es tat manchmal gut, einen Komplizen zu haben. Und Tomas war ein hervorragender Handlanger. So unauffällig wie jede andere Wache im Gebäudekomplex bahnten sie sich ihren Weg nach draußen. Wie stümperhaft im Oberkommando doch gearbeitet wurde! Das war beinahe noch einfacher gewesen, als einem Kind den Lutscher wegzunehmen. Jesse Blue würde sich für die Gefangenschaft bei den vier Star Sheriffs rächen und wenn der Japaner nicht an seinen Verletzungen gestorben war, würde er ihn dieses Mal ganz sicher umbringen. Immer noch schürte alleine der Gedanke an Fireball und dessen Lächeln die Wut von Jesse Blue ins Unermessliche. Er würde bluten. Alle vier würden sie bluten und bezahlen! Das hatte er sich schon geschworen, als Colt ihn in der Kirche überrumpelt hatte. Nie wieder würde er sich von den vieren ins Handwerk pfuschen lassen.

Gemeinsam mit Tomas machte sich Jesse Blue auf den Weg ins Hauptquartier des Kavallery Oberkommandos. Die Staatsoberhäupter würden bald ihr blaues Wunder erleben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Yuki21
2008-04-29T09:08:43+00:00 29.04.2008 11:08
Waaaah, ach du meine Güte...O.O Das war mal wieder ein absolut umwerfendes und nervenzerreißendes Kapitel...und dann auch noch Jesse Blue wieder mit ins Spiel zu bringen - das gibt nen ordentlichen Showdown, jawoll ja! *-*

Ich muss mal wieder an meinen Jahresvorrat Valium, denn ohne halte ich es bis zum nächsten Kapitel bestimmt nicht aus...@.@
Von:  Sannyerd
2008-04-29T08:44:52+00:00 29.04.2008 10:44
PS: Jessy = jesse...man lol peinlich ;)

Schreib schnell schnell weiter
Von:  Sannyerd
2008-04-29T08:42:49+00:00 29.04.2008 10:42
jaaa jessy ist wieder da....ohje ich freu mich der will den fire was tun *angst hab* aber juhuu jessy ist wieder da...er hat es wieder mal geschaft der ganove der.

dier part war klasse...!!!

Von: abgemeldet
2008-04-28T18:52:58+00:00 28.04.2008 20:52
Ich bin ja so aufgeregt. Sie sind frei *freu* Ich dachte schon, du läßt meine zwei Lieblingsganoven im Knast versauern.
Rache, was für ein großes Wort. Ich kann´s kaum erwarten, wenn die beiden ihr Zielobjekt gefunden haben. Man bin ich heut wieder gemein, aber so ticke ich halt *gg* ;-)

So, aber jetzt mal von Anfang an...
Das Kapitel hat ja sehr lange auf sich warten lassen, aber dafür hat es sich mehr als gelohnt.
Ich bin sowas von fertig. Ich glaub, ich stand am vierten Tisch.
Mensch Süße, mir fehlen die Worte.
Du hast da eine Situation geschaffen, aus der man meint, das es keinen Ausweg mehr gibt.....
Ich kann es nicht glauben, was Fire da tut?! Bei aller Liebe, aber das geht zu weit. Er kann doch nicht alles auf seinem Buckel nehmen und der feine Commander kommt fein raus. Das macht mich wütend. Du hast es so genial beschrieben, ich hab schon lange nicht mehr beim lesen so emotionale Höhen und Tiefen empfunden. *riesen Lob an dich* Ich bin begeistert.
Richtig gerührt war ich bei Aprils heulkrampf und wie Fire sie in die Arme schießt. Das tat gut :-)

Aber nochmal auf´s Ende
Ich finds soooooooooo tolllllll, das du Jesse und Tom wieder mit rein nimmst... obwohl du ja zu mir gesagt hast, das sie ganz weg vom Fenster sind. Danke
Ich hoffe, das es nochmal richtig kracht ;-)

Besser gehts schon bald nicht mehr
Klasse


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