Die dritte Nacht
Die dritte Nacht
Als Seto an diesem Abend wie immer spät die Kaiba-Corporation verließ, wurde er unerwartet aufgehalten. Es war bereits finstere Nacht und der junge Firmenchef war ganz bestimmt nicht in der Stimmung für weitere Verzögerungen.
Er wollte gerade in seine Limousine steigen, als jemand seinen Namen rief: „Seto Kaiba? Ich hätte ja nicht gedacht, dass ausgerechnet Sie sich vor einem Termin drücken würden. Bereits seit über einer geschlagenen Stunde warte ich hier auf Sie und hatte inzwischen schon angenommen, Sie würden überhaupt nicht mehr auftauchen “.
Wütend fuhr Seto herum: „Ich drücke mich nie vor etwas, dass das klar ist!“
Erst in diesem Augenblick fiel ihm die E-Mail vom gestrigen Abend wieder ein. Er musste sie wohl erfolgreich verdrängt haben.
„Dann bist du also der, der mir gestern Nacht diese Nachricht geschickt hat. Tut mir leid, aber manchmal vergesse ich unwichtige Dinge einfach“, fuhr der junge Firmenchef daraufhin fort.
Er reizte sein Gegenüber absichtlich mit der kühlen Art, in der er dies sagte. Doch er war sich nicht bewusst, dass das überhaupt nicht gut für ihn war. Aber Seto hatte schließlich auch keine Ahnung, um wen es sich bei dem Fremden handelte. Letztendlich wäre es ihm aber wahrscheinlich auch egal gewesen, selbst wenn er es gewusst hätte. Er hätte es wohl als irgendeine Spinnerei abgetan, denn er glaubte nicht an solche Dinge. Dinge, die man nicht mit dem Verstand erklären konnte. Übersinnliche Dinge, die Seto Kaiba immer für nichtexistent gehalten hatte und halten würde- selbst wenn sie ihm ins Gesicht springen würden.
Aus diesem Grund ging von dem Fremden seiner Meinung nach auch keine wirkliche Gefahr für ihn aus. Er konnte sich wehren und außerdem hatte er ja noch sein Sicherheitspersonal für den Fall der Fälle dabei.
Gerade wollte der 19-Jährige endlich in sein Auto steigen, als er feststellen musste, dass es verschwunden war. Auch sein Personal war nirgendwo zu erblicken. Verärgert sah er sich um und bemerkte, dass ein seltsamer Nebel sie beide von ihrer Umwelt abzuschneiden schien.
Der Fremde lachte.
„Was soll das?“ fauchte Seto wütend. Er konnte nicht verstehen, was sein Gegenüber so lustig fand. Der junge Firmenchef hatte keine Lust und keinen Nerv, sich noch länger mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen.
Sein Gegenüber grinste immer noch auf diese absolut überhebliche Weise, die Seto so sehr hasste, obwohl er sie selbst gerne verwendete, wenn er sich seiner Überlegenheit seinem Gesprächspartner gegenüber bewusst war. Dann sprach der Fremde weiter, als er die Ungeduld des Brünetten bemerkte: „Ja, wollen wir nicht alle nach Hause? Vor allem, wenn dort jemand sehnsüchtig auf eine wartet“.
Seto stockte der Atem. Woher konnte dieser Kerl nur wissen, woran er gerade gedacht hatte. Das war unmöglich. Wahrscheinlich bloß ein dummer Zufall.
„Ganz richtig, ich kann deine Gedanken lesen“, sagte der Fremde überlegen.
„Soll ich dir diesen Blödsinn etwa auch noch glauben?“
Langsam wurde der 19-Jährige wirklich wütend. Jetzt fing dieser Typ schon an, genau solchen Unsinn wie dieser Trottel Mutô zu reden. Das musste irgendein dummer Trick gewesen sein. Wahrscheinlich hatte er die Brüder ausspioniert und nun wusste er über sie Bescheid. Sie lebten nun mal in der Öffentlichkeit. Jeder kannte die Familie Kaiba, es sei denn er hatte etliche Jahre in einer dunklen Höhle am Ende der Welt verbracht.
Langsam kam der Fremde auf den jungen Firmenchef zu. Doch ganz plötzlich bewegte er sich unglaublich schnell, sodass man es kaum noch wahrnehmen konnte und im selben Moment spürte Seto zuerst den Atem des Fremden in seinem Nacken und dann einen stechenden Schmerz an seinem Hals, der sich in seinem ganzen Körper ausbreitete. Was hatte dieser Kerl gemacht? Hatte er ihn etwas tatsächlich eben gebissen? Der 19-Jährige schmeckte Blut und dann wurde ihm schwarz vor Augen…
