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Zerspringende Ketten

von

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Ruhe

Takaya erwachte, als das Auto unsanft bremste. Er schlug überrascht die Augen auf und versuchte sich zu orientieren.

„Was... Wo sind wir?“, fragte er noch immer schlaftrunken, während Kousaka neben ihm heiser lachte.

„Oh, aufgewacht? Ich dachte schon, ich muss zu drastischeren Mitteln greifen!“, meinte dieser vergnügt und warf Takaya einen unverschämten Blick zu.

Takaya ignorierte Kousaka und sah aus dem Beifahrerfenster. Dort erblickte er eine kleine Pension, die mit einer grellerleuchteten und äußerst unschönen Reklamewand für freie Zimmer warb. Takaya atmete erleichtert auf. Er hatte zwar nicht befürchtet, dass Kousaka irgendein krummes Ding durchziehen würde während er schlief, dennoch musste er sich eingestehen, dass er wohl die ganze Zeit über angespannt im Auto gesessen hatte.

Er streckte sich, so gut wie es im Auto möglich war und blickte anschließend zu Kousaka, der ihn mit fragenden Augen ansah.

„Gib es zu! Du hattest für einen kurzen Moment die Sorge, dass ich dich an einen ganz anderen Ort gebracht hätte, stimmt’s?“, stellte Kousaka befriedigend fest und verließ das Auto.

Takaya, der keine Lust hatte ihm diese Frage zu beantworten, stieg ebenfalls aus dem Auto und ging ohne zu warten in Richtung Eingang davon.
 


 

„Hey Kagetora! Die Dusche ist jetzt frei und soweit ganz in Ordnung! Guck dich aber nicht zu sehr in den Ecken um, das könnte deiner hochwohlgeborenen Nase nicht passen...“, meinte Kousaka ihn aufziehend, während er erfrischt aus dem Bad trat. Takaya schenkte ihm aus seiner sitzenden Position heraus einen kurzen nichtssagenden Blick, bevor er weiter aus dem Fenster sah.

Viel konnte er dort nicht sehen. Die Straße, vorbeifahrende Autos und in weiter Ferne die Lichter einer Großstadt waren alles, was auf sein Auge traf und ihn ablenkte. Er schloss die Augen und dachte an Naoe. Er versuchte erst gar nicht ihn zu erreichen, da er wusste, dass dieser sich nicht zweimal dazu hinreißen lassen würde, sich so offen zu zeigen. Er glaubte sogar, dass es Naoe ganz und gar nicht recht gewesen war, so bewusst auf ihn getroffen zu sein. Ein schiefes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

Da hast du wohl Pech gehabt, Naoe... Du wirst mir nicht entkommen! Und schon gar nicht dein Peiniger..., dachte er entschlossen und spürte auf einmal Kousakas Nähe. Er öffnete wieder die Augen und sah direkt in Kousakas belustigt dreinschauende. Er erwiderte dessen Blick.

Kousaka stand vor ihm, und hatte seinen Oberkörper zu ihm hinunter gebeugt. Ein anzügliches Lächeln zierte dessen Gesicht und Takaya konnte Kousakas Atem spüren, so nah war er ihm. Ein paar Wassertropfen aus dessen feuchtem Haar fielen auf ihn herab. Ein Schauder lief ihm über den Rücken.

„Also, ich muss da leider passen, Kagetora! Ich mache ja schon viel, aber Prostitution zähle ich nicht zu meinen Aufgaben.“, sprach Kousaka vergnügt, richtete sich wieder auf und lehnte sich gegen die Fensterecke.

„Haben sich die anderen schon gemeldet?“, wollte er wissen, und blickte dabei neugierig mit nassen Haaren zu Takaya runter. Dieser seufzte genervt, da er in Gedanken noch immer bei Kousakas abstoßender Aussage war, und sah zu ihm hoch. Er bemerkte einmal mehr, dass er mit Kousakas zweifelhaftem Verhalten überhaupt nichts anfangen konnte – eher das Gegenteil. Es brachte ihn regelmäßig zur Weißglut, wenn er sich nicht zusammenriss.

„Nein, haben sie noch nicht. Ich rechne erst morgen Abend mit Informationen, wenn alles glatt läuft.“, entgegnete Takaya schärfer im Ton als geplant.

„So, morgen also... Hm. Mal was anderes. Hast du dir eigentlich überlegt, wie du die Sache mit Takahashi angehen willst? Ich meine, du wirst bestimmt nicht in ihr Haus spazieren, und dich als Liebhaber ihrer verstorbenen Schwester ankündigen, oder?“ Kousaka sah hämisch grinsend zu Takaya. Dieser behielt die Kontrolle über seine aufbrechenden Gefühle, und erwiderte eisig Kousakas Blick.

„Oh? Nicht? Ich dachte, das wäre der einfachste Weg. Ich könnte ihr sagen, Tachibana ist an Minakos Tod Schuld und ich bin auf der Suche nach ihm, um ihn zu töten. Nun, wenn ich es mir recht überlege, dann kommt mir dieser Gedanke gar nicht mal so verkehrt vor. Tja, und Takahashi wird mich in dieser Sache bestimmt liebend gern unterstützen. Ich könnte aber auch behaupten, dass mein Vater sie mehr als nur kannte und für ihren Tod tödliche Rache geschworen hatte, die ich jetzt in seinem Namen fortsetzen werde... Wie klingt das?“ Takaya beendete seinen Vortrag und sah mit unbarmherzigen Augen zu Kousaka hoch, der nicht so recht wusste, ob es Takaya ernst war mit dieser Aussage. Er erwiderte dessen gnadenlosen Blick, gab aber nach kurzer Zeit auf. Etwas verunsichert sah er nun aus dem Fenster und hing seinen Gedanken nach.

Das würde ich dir glatt zutrauen, Kagetora! Naoe zu hintergehen und dabei Genugtuung zu finden... Aber soweit werde ich es nicht kommen lassen. Wenn du glaubst, dass du ihn wieder hast, dann ist er schon längst wieder verschwunden... Ich bin schon auf dein Gesicht gespannt! Kousaka schöpfte aus diesen Gedanken neuen Mut und grinste Takaya offenherzig an.

„Nun, ich lasse mich einfach überraschen, was du morgen tun wirst, wenn wir Takahashis Anwesen erreichen und sie vielleicht da ist. Mit ihr und deinem Gefühlschaos musst du schon allein fertig werden... Ich kümmere mich nur um die Anhaltspunkte bezüglich Naoes Aufenthaltsort. Obwohl ich ja denke, dass Takahashi darüber nichts sagen kann. Wäre auch zu einfach, wenn Shishido in dieser Richtung einen Fehler gemacht hätte, oder? Außerdem werde ich seit heute morgen das Gefühl nicht los, dass gestern Abend noch etwas passiert ist, als ich eure gemütliche Runde verlassen habe. Du wirkst nämlich ein wenig gelöster. Es ist fast so, als ob du etwas wüsstest, was die ganze Sache erleichtert... Aber ich sehe schon, du willst dieses Wissen nicht teilen. Kann ich auch gut verstehen! Ich würde mir selbst auch nicht trauen, oder mir alles erzählen...“, entgegnete Kousaka lachend und ging zu einem der beiden Betten im Raum. Er legte sie darauf nieder, drehte sich auf die Seite, um Takaya aus dieser Position heraus weiter beobachten zu können. Dieser starrte erneut gedankenverloren aus dem Fenster, so dass Kousaka gezwungenermaßen auf dessen anziehendes Seitenprofil blicken musste, welches sich vor der Dunkelheit draußen scharf abzeichnete. Kousaka staunte innerlich über diesen Anblick.

Naoe, ich kann dich beinahe verstehen, was deine Vernarrtheit angeht... Kagetora gewinnt mit jedem Tag seine unerschütterliche Leuchtkraft zurück, die nicht nur dir den Atem raubt... Dennoch, diese Leuchtkraft schöpft ihre immense Kraft nicht nur aus schönen Dingen! Blutige Ereignisse sind untrennbar mit ihr verbunden... Diese Tatsache macht es dir nicht leicht, was!? Wer weiß, wohin Kagetoras Weg noch führen wird..., stellte Kousaka wehmütig an Naoe denkend fest, als ihn Takayas Stimme unterbrach.

„Wie du schon sagtest, du musst den morgigen Tag auf dich zukommen lassen. Ich weiß, was ich tue...“, sprach dieser leise, fast wie zu sich selbst. Einen kurzen Augenblick später stand er auf, und verschwand im Bad. Kousaka sah im seufzend hinterher.
 


 

Takaya stand unter der Dusche und ließ sich das warme Wasser unaufhörlich über seinen Körper laufen. Er erlaubte sich den Kopf hängen zu lassen. Er hatte das Gefühl, dass sich die eisige Kälte seit einiger Zeit in seinen Gliedern festgebissen hatte. Egal, wie warm das Wasser auch war, er spürte keine Veränderung in ihnen – genauso wenig halfen ihm warme Kleider.

Takaya wusste natürlich, dass die Kälte in seinem Kopf entstand, und sie sich von dort aus in alle Bereiche seines Körpers ausbreitete. Er könnte also nur etwas gegen sie ausrichten, wenn er begann, in seinem Kopf aufzuräumen. Aber das war leichter gesagt, als getan.
 

Takahashi zu treffen, würde nicht einfach werden. Er hatte sie nie kennen gelernt, da Minako keinen Kontakt zu ihrer Familie gehalten hatte. Minako hatte selten über ihre Familie gesprochen und wenn doch, dann erzählte sie von ihrer Mutter und ihrer Schwester, die ihr sehr viel bedeutet hatten. Takaya unterdrückte ein schmerzvolles Aufstöhnen. Er fühlte sich hilflos und sehnte sich nach Naoe, aber dieses Gefühl ließ ihn gleichzeitig wütend auf sich selbst werden. Er ließ seinen Kopf noch tiefer sinken und biss sich auf die Lippen.

Er hatte keine Ahnung, was er morgen dort machen sollte. Warum überhaupt dorthin? Genau wie Kousaka, nahm auch er an, dass Takahashi ihnen keinerlei nützliche Informationen geben könnte – sofern sie denn freiwillig dazu bereit wäre. Nun, und eigentlich wusste Takaya schon das Wichtigste. Sie könnten sich also sofort auf den Weg zu Naoe machen, aber irgend etwas hinderte ihn daran. Ein Teil von ihm wollte unbedingt Takahashi sehen. Er wusste nicht, ob es mit Minako zu tun hatte, aber er musste Takahashi sehen. Er würde ihr keine Antworten geben können, aber vielleicht konnte er ihr einen Teil ihres Schmerzes nehmen. Er schluckte und versuchte vergeblich die salzigen Tränen zu unterdrücken, die beharrlich mit Wasser vermischt von seinen Wangen tropften.
 

Takaya wusste nicht, wie lange er unter der Dusche gestanden hatte, aber Kousakas Bemerkung ließ erahnen, dass es länger als üblich gewesen sein musste.

„Also, wenn du noch zehn Minuten länger weggeblieben wärst, dann hätte ich das Bad gestürmt, Kagetora! Du hättest mich vielleicht vorwarnen sollen, dass du eher zu der genießenden Duschfraktion gehörst, bei denen unter 20 Minuten nichts läuft...“, meinte dieser belustigt und beobachtete, wie Takaya stumm in das freie Bett kletterte.

Takaya hatte das Gefühl, dass zusammen mit dem Wasser all seine verbliebene Kraft im Abfluss verschwunden war. Er lag erschöpft auf dem Rücken und starrte an die Decke. Er spürte Kousakas aufdringlichen Blick, aber versuchte ihn zu ignorieren. Seine Gedanken wanderten erneut zum morgigen Tag. Insgeheim hoffte er inzwischen, dass Takahashi nicht da sein würde, damit er vorerst um diese Begegnung herumkam.

Er drehte sich gerade auf die Seite, als sein Handy klingelte. Er stand langsam auf und nahm es vom Tisch hoch. Er starrte auf das Display und ein ungutes Gefühl beschlich ihn, nicht nur, weil er bemerkte, dass Kousaka jede seiner Bewegungen stoisch verfolgte. Er seufzte und nahm das Gespräch an.

„Ja? ... Verstehe. ... Wann? ... Hm. ... Okay. ... War sie allein, oder war jemand bei ihr? ... So? ... Das ist merkwürdig. Behaltet die Gegend im Auge! Ich glaube nicht, dass sie ohne Bewachung nach Hause gekommen ist. ... Gut. ... Sobald eine Veränderung auftritt, gebt mir sofort Bescheid! ... Bis dann.“ Takaya beendete das Gespräch und blieb für einen Augenblick unschlüssig stehen. Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen, und verbannte das sich ihm aufdrängende schlechte Gefühl.

So, dann komme ich wohl vorerst nicht drum herum... Auch gut. Ich hatte es ja von Beginn an so vor, also kein Grund sich zu beklagen... Er ging zurück zum Bett.

„Sie ist also da?!“, war alles, was Kousaka gelassen fragte, während sich Takaya wieder hinlegte, und dessen Frage ignorierend endgültig die Augen schloss.
 


 

„Oh? Schon angekommen, Arakawa?! ... Ich nehme an, es lief alles ohne Schwierigkeiten? ... Hm. ... Wie viele? ... Nur? ... Wie enttäuschend. ... Nein, lass sie ruhig. Sie sollen sich vorerst in Sicherheit fühlen. ... Wir treffen uns dann am vereinbarten Ort. ... Nein, du machst es so, wie ich es gesagt habe. ... Ich wusste gar nicht, dass ich dir Dinge zweimal befehlen muss?! ... Schon gut. Es sei dir verziehen. ... Also, pass auf, dass dich niemand verfolgt. ... Genau. ... Und kein Kontakt bis wir uns am Treffpunkt sehen. Bis dann.“ Shishido beendete das Gespräch mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht, als er seinen begonnen Weg zu Naoes Zimmer fortsetzte.

Es wäre der zweite Besuch nach heute Morgen und Shishido ahnte, dass Naoe nach Takahashis Abschiedsbesuch einige brennende Fragen hatte. Shishido grinste vielsagend vor sich hin. Es war nicht so, dass er sie ihm so ohne Weiteres beantworten würde, aber er wollte sich nicht entgehen lassen, wie dieser vielleicht mit allen Mitteln versuchte, etwas aus ihm herauszukitzeln.

Nun, gegen Kitzeln und Beißen habe ich überhaupt nichts, Naoe... Ganz im Gegenteil! Ich brenne darauf zu sehen, wie du dich erniedrigst..., dachte er lüstern und bog in den nächsten Gang.
 

Naoe saß auf der Bettkante und zündete sich gerade eine Zigarette an, als Shishido ohne Ankündigung in das Zimmer trat. Er ging stumm an Naoe vorbei zum Fenster, um sich dort auf den Stuhl zu setzen. Erst als er saß, suchte er Naoes Blick und als dieser seinen erwiderte, lächelte er ihn begrüßend an.

„Du rauchst ziemlich viel, was?“, stellte Shishido geringschätzend fest, während er anmutig seine Beine verschränkte. Naoe sah auf die Zigarette in seiner Hand und nickte zur Bestätigung den Kopf.

„Mir bleibt nichts anderes übrig. In der Regel rauche ich nur in meiner Freizeit. Nun, und da ich zur Zeit sehr viel davon habe, rauche ich eben zwangsläufig mehr. Es ist also nicht meine Schuld, dass mein Tabakkonsum in die Höhe geschossen ist, oder?“, entgegnete er gelassen und nahm einen weiteren Zug.

Naoe musterte Shishido aufmerksam, um dessen Stimmung einzuschätzen. Er spürte, dass dieser ziemlich guter Laune war und daher nicht lange zögern würde, ihre Aktivitäten im Bett aufzunehmen. Naoe unterdrückte das Bedürfnis, ein verächtliches Gesicht aufzusetzen, und zog erneut an seiner Zigarette.

„Ich nehme an, dass du dich wahrscheinlich fragst, warum Takahashi so plötzlich das Anwesen verlassen musste?!“, sprach Shishido mit ruhiger Stimme, erhob sich elegant vom Stuhl und ging auf Naoe zu, um diesem die Zigarette aus der Hand zu nehmen. Er drückte sie im Aschenbecher, der neben Naoe auf dem Boden stand, aus und stieß Naoe anschließend unsanft zurück, so dass dieser nun mit dem Rücken auf dem Bett lag. Shishido setzte sich rittlings auf Naoes Schoss und sah überlegen auf ihn herab. Er griff Naoe in den Schritt und genoss dabei dessen Anblick.

Naoe sah mit eiskalten Augen zu Shishido hoch, der seinen Blick mit feurigen Augen erwiderte. Naoe schluckte und kam nicht umhin sich einzugestehen, dass er Shishido mit seiner dominanten Art äußerst attraktiv fand, und er sich immer häufiger dabei ertappte, ihre gemeinsamen Stunden auf verabscheuungswürdige Weise zu genießen. Er verachtete sich für dieses Gefühl.

Shishido verstärkte seinen Griff und unterbrach mit seiner Stimme Naoes Gedanken.

„Nun, Schuld an dieser Maßnahme ist dein dich verschmähender Liebhaber Kagetora. Er hat die Suche begonnen. Sein erster Weg führt ihn also direkt zu der Schwester seiner verstorbenen Geliebten – wie traurig, findest du nicht?“ Während Shishido das sagte, beugte er sich teuflisch lächelnd zu Naoe herab und küsste ihn sanft auf die Lippen. Naoe überlief aufgrund des widersprüchlichen Verhaltens Shishidos ein Schauder über den Rücken.

„Ich musste ihm doch die Möglichkeit verschaffen, sie auch wirklich zu treffen, oder? Es wäre doch jammerschade, wenn er nicht die Gelegenheit dazu bekäme. Ich wüsste nur zu gern, wie er sich ihr vorstellt. Vielleicht so: ‚Hallo, freut mich Sie kennen zu lernen! Ich war der Geliebte Ihrer verstorbenen Schwester, und bin nun auf der Suche nach ihrem Mörder. Leider handelt es sich bei ihm um eine vertraute Person, die mich zur gleichen Zeit hasst und begehrt, und bis in alle Ewigkeit mit mir vereint sein will!’ Wie romantisch... Wie dramatisch...“, meinte Shishido hämisch, während er sanft an Naoes Ohrläppchen knabberte. Er fuhr danach mit seiner Zunge Naoes Hals hinab und biss, als er an dessen Schlüsselbein angekommen war, in deren Vertiefung in der Haut. Naoe entfuhr ein heiserer Schmerzenslaut.

„Natürlich wird Takahashi ihm keine große Hilfe sein. Ich gehe davon aus, dass er das selbst weiß. Hm, aber warum suchst er sie dennoch auf? Will er durch sie etwas über mich erfahren? Dann hat er schlechte Karten, denn Takahashi ist mir nie begegnet. Will er mit ihr über Minako reden? Das wäre schon bizarr, oder? Vielleicht erzählt er ihr auch alles, und plant gemeinsam mit ihr deine Hinrichtung. Auf jeden Fall wird es wohl eine blutige Zusammenkunft...“ Shishido lachte geheimnisvoll, während er begann, Naoes Hemd aufzuknöpfen.

„Wie dem auch sei, wir werden morgen früh ebenfalls einen anderen Ort aufsuchen. Ich denke, du hast nichts dagegen?! Ein bisschen Abwechslung kann dir in jedem Fall nicht schaden...“ , hauchte Shishido mit erregter Stimme, während er begann, Naoes Brustwarzen zu küssen.

Naoe schloss die Augen und versuchte Shishidos Berührungen auszublenden. Er konzentrierte sich auf die erhaltenen Informationen.

Was willst du bei Takahashi, Kagetora? Welche Beweggründe hast du... Nun, zumindest wirst du mich hier jetzt nicht mehr antreffen, wenn du deinen Weg anschließend hierher fortsetzt... Soll ich mich darüber freuen? Aber was wird dich erwarten? Blutige Zusammenkunft... Hm, eine Falle. Aber das ahnst du wohl selbst, Kagetora, dennoch... Verdammt! Vielleicht ergibt sich für mich morgen eine Möglichkeit, Shishido zu überrumpeln, aber... Naoe konnte seinen Gedanken nicht zum Ende führen, da ein unerwartet brennender Schmerz seine rechte Brust durchströmte. Er sog überrascht den Atem ein und öffnete seine Augen.

„Oh! Zurück aus dem Reich der Gedanken?! Ich dachte schon, ich müsste zu heißem Kerzenwachs greifen, um dich zurück zu holen. Hm, aber ein kräftiger Biss hat es auch getan...“, brachte Shishido grinsend hervor, und sah fordernd auf Naoe herab.

„Ich denke, du solltest dich an unserem Spielchen beteiligen, sonst verliere ich die Lust! Du kannst dich bestimmt gut daran erinnern, was dabei beim letzten Mal passiert ist, oder?“ Shishido blickte unbarmherzig zu Naoe, der für einen kurzen Moment schmerzvoll die Augenbrauen zusammenzog.

Naoe brauchte keine zweite Ermahnung. Er wollte auf keinen Fall ein weiteres Mal Shishido in sich spüren. Er seufzte ergeben und blickte in Shishidos leidenschaftliche Augen.

Wenn du auf diese Weise gern dominiert werden möchtest, gern, dann sollst du es auch erbarmungslos zu spüren bekommen..., dachte Naoe aggressiv, und stieß Shishido unsanft seitlich von sich herunter. Befreit von Shishidos Körper, stand Naoe auf und drehte sich zum Bett um. Er starrte mit wütenden Augen auf Shishido herunter, der seinen Blick erwartungsvoll erwiderte.

Naoe begann sich ausziehen. Als er nackt war, kletterte er zurück aufs Bett und drückte Shishidos heißen Körper mit seinem kühlen nieder.
 


 

Takaya starrte angespannt aus der Windschutzscheibe des Wagens. Sie standen seit nun zwei Stunden Abseits des Anwesens von Takahashi und warteten darauf, dass diese von ihrem Ausflug zurückkam.

Kousaka und er waren eine Stunde früher, ehe sie das Haus erreichten, darüber informiert worden, dass Takahashi allein mit ihrem Wagen weggefahren war. Bisher war sie nicht zurückgekommen und Takayas Anspannung wuchs mit jeder Minute weiter an.

„Drei Stunden...“, murmelte er leise vor sich hin, als Kousaka neben ihm begann, die gekauften Reisbällchen zu essen. Er hielt die Schachtel Takaya entgegen, aber diese lehnte kopfschüttelnd ab.

„Später wirst du bestimmt nicht mehr zum Essen kommen. Du solltest dir das eventuell noch mal durch den Kopf gehen lassen. Vor allem sofort, sonst ist diese Schachtel schneller leer, als dir vielleicht lieb ist. Die schmecken nämlich verdammt gut!“, meinte Kousaka mit vollem Mund und warf einen Blick in den Rückspiegel.

„Unsere zwei verbleibenden Begleiter sitzen noch immer brav in ihrem Auto. Ich glaube, unsere Behandlung ihrer Mitstreiter ist ihnen nicht gut bekommen, oder aber sie haben andere Befehle erhalten. Was meinst du?“, fragte Kousaka gelassen, während er nach dem nächsten Bällchen griff.
 

Takaya dachte an ihre Ankunft in Nagano. Sie wussten natürlich, dass ihnen aufgelauert würde, dennoch kam der erste Anschlag ziemlich überraschend für sie. Sie waren gerade dabei etwas zu Essen zu kaufen, als Takaya die Anwesenheit der ersten feindlich gestimmten Person wahrnahm.

Damit niemand Unbeteiligtes verletzt würde und sie zudem weniger Aufsehen erregen konnten, beendeten sie ihren Einkauf eiliger als geplant. Sie lockten die verdächtige Person, aus der dann vier wurden, in einen angrenzenden Park, der um diese frühe Uhrzeit nur vereinzelt von Joggern heimgesucht wurde.

Hier ging es dann ganz schnell. Ehe Takaya agieren konnte, hatte Kousaka drei der vier niedergestreckt. Die vierte konzentrierte ihren Angriff auf Takaya, der aber genauso wenig Schwierigkeiten mit ihr hatte, wie zuvor Kousaka mit den drei anderen. Enttäuscht, aber gleichzeitig überrascht stellten sie fest, dass es sich um ganz normale Personen handelten. Diese Tatsache gab ihnen gleichzeitig Rätsel auf. Entweder waren die vier Teil der persönlichen Leibwache Takahashis, die unabhängig von Shishido handelten, oder aber Shishido verfügt über eine weitreichendere Macht, die sich nicht nur auf die Unterwelt erstreckte.

Die letzte Überlegung kam ihnen plausibler vor. Takahashis Männer hätten keinerlei Ahnung von ihnen haben können, und somit wäre ein geplanter Angriff von deren Seite unmöglich gewesen. Zudem glaubten sie auch nicht, dass Takahashi überhaupt eine persönliche Leibwache besaß, denn ihre gesammelten Informationen über ihre Person gaben keinen Aufschluss darüber.
 

Takaya unterbrach seine Gedanken und sah ebenfalls kurz in den Rückspiegel.

„Ich denke, sie warten genau wie wir darauf, dass Takahashi zurück kommt. Nun, und dann wird es interessant. Deren Überlegung wird sein, ob sie uns in Ruhe das Haus betreten lassen, oder aber uns vorher den Weg versperren sollten. Dieses Vorgehen wünsche ich mir natürlich nicht, zumal es uns die Sache mit Takahashi erschweren würde. Unsere Überlegung ist, ob wir sie vorher ausschalten, oder aber die Angelegenheit einfach in Ruhe abwarten sollten. Vielleicht ist es sogar besser, wenn ich allein zu Takahashi hinein gehe, und du hier draußen die Stellung hältst. Mit zwei bist du wahrscheinlich unterfordert, nehme ich an?!“, entgegnete Takaya belustigt und blickte grinsend in Kousakas Richtung, der sich noch nicht entschieden hatte, ob er Takayas Vorschlag für gut oder schlecht befinden sollte.

Takaya hob fragend eine Augenbraue, als Kousaka noch immer nichts erwiderte, und nahm sich das vorletzte Reisbällchen.

„Machen wir es so, wie du es vorgeschlagen hast. Ich werde hier draußen auf dich warten, Kagetora. Komm aber nicht auf die Idee, dort dann in alten schmerzhaften Erinnerungen zu schwelgen, verstanden!? Schau einfach, ob du nicht vielleicht doch etwas in Erfahrung bringen kannst, und dann verlassen wir diesen Ort wieder. Hoffen wir mal, dass Chiaki und Haruie mehr über den Aufenthaltsort von Naoe herausfinden konnten...“, sprach Kousaka letztendlich, obwohl er dabei nicht sehr überzeugt klang.

„Du musst mich nicht darauf hinweisen, dass uns die Zeit im Nacken sitzt, Kousaka!“, entgegnete Takaya aufgebracht und starrte plötzlich aufgeregt auf die Straße vor ihnen, als dort ein Auto erschien.

Nach der erhaltenen Beschreibung musste es Takahashis Wagen sein. Takaya hielt unbewusst den Atem an, als es immer näher kam und dabei zunehmend langsamer fuhr. Es bog dann in die von ihm erhoffte Einfahrt ein, und kam dort zum Halten.

Sie waren zu weit entfernt, als dass sie die Person genau hätten erkennen können, die dem Auto entstieg und sich auf dem Weg zur Haustür machte. Sie beobachteten, dass diese, bevor sie im Haus verschwand, sich noch einmal aufmerksam umsah und dabei ihr Auto streifte.

„Yo Kagetora, dann kann es endlich losgehen! Wenn es hier draußen ungemütlicher werden sollte, dann werde ich zu euch ins kuschelige Häuschen kommen und eure Teestunde sprengen, nur damit du es weißt. Also, los mit dir, bevor ihr vielleicht einfällt, dass sie bei ihrem Einkauf etwas vergessen hat...“, stellte Kousaka begeistert fest, und behielt den Wagen hinter ihnen durch den Rückspiegel im Auge.

Takaya warf kurz einen unbestimmten Blick zu Kousaka rüber, bevor er das Auto verließ.
 


 

Naoe gähnte ausgiebig und drehte sich auf die Seite. Shishido hatte ihn irgendwann mitten in der Nacht verlassen, und somit war er in der Lage gewesen, die verbleibenden Stunden in Ruhe zu schlafen.

Er blinzelte, während er aus dem Fenster sah, und setzte sich einen Augenblick später auf. Er griff nach seiner Zigarettenschachtel und musste enttäuscht feststellen, dass sie leer war. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie gestern aufgeraucht zu haben, daher nahm er an, dass Shishido sich einen kleinen Spaß mit ihm erlaubt hatte. Er seufzte gequält und legte sie zurück. Er fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare und stand auf, um sich anzuziehen.

„Ob du schon bei Takahashi bist, Kagetora...“, murmelte er nachdenkend und schloss die letzten Knöpfe seines Hemdes. Er trat anschließend zum Fenster und genoss ein letztes Mal die ihm Trost spendende morgendliche Landschaft, die er dort erblickte.

Während er dort stand, wanderten seinen Gedanken immer wieder zu Kagetora. Er konnte es nicht erwarten, dass ihn Shishido endlich abholte, damit er seinen wagemutigen Plan in die Tat umsetzen konnte.

„Wir werden sehen, ob ich dich wiedersehen darf, Kagetora...“, sprach er entschlossen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  firebeast
2008-11-27T05:44:28+00:00 27.11.2008 06:44
hey wo ist denn mein Kommi hin, was ich zu diesem Kap geschrieben hab?? Häh`´ Ichhabs ganz sicher geschriebn, abe wohl nicht gespeichert. °°' Seltsam
Naja..jedenfalls tolles spannendes Kapitel. Vor allem die geschickten szenenwechsel und die ganzen andeutungen! Ich bin schon total gespannt wessen "BLUT" dort fließen muss.

lg firebeast


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