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Bester Freund

Tai & Sora, T.K. & Kari
von

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Sonntag

Sora schlug die Augen auf und hatte sich schnell aufgerichtet, den Blick verwirrt durch den Raum schweifend. Es war stockfinster draußen, sodass sie beinahe nichts sehen konnte, wäre da nicht der helle Vollmond gewesen, dessen Licht schwach ins Zimmer fiel. Ihr Puls raste etwas und sie fasste sich erschöpft an die Stirn. Ein böser Traum? Und was war überhaupt geschehen? Das hier war definitiv nicht ihr Zimmer, das hatte sie ziemlich schnell bemerkt. Erschrocken zuckte sie zusammen, als ein leises Schnarchen in der Dunkelheit zu hören war und ihre Augen wanderten panisch umher, bis sie schließlich den Braunhaarigen erkannte, wie er friedlich auf der Schlafcouch kauerte und tief und fest schlief. Sora lächelte traurig, schlug die Bettdecke leise beiseite und tastete sich vorsichtig an der Wand voran, bis sie die Tür erreichte und Tais Zimmer verließ. Zum Glück kannte sie sich in der Wohnung noch ein wenig aus, sodass sie ohne weitere Probleme den Weg zum Badezimmer fand.

Sie war also wirklich bei Tai…
 

Das grelle Licht blendete sie ungemein und Sora kniff reflexartig die Augen zusammen, bis sich diese langsam daran gewöhnt hatten und sie sich erst einmal im Spiegel betrachten konnte. Ihre rötlichen Haare waren ein wenig zerzaust und wie nicht anders zu erwarten, waren ihre Augen selbst jetzt noch dick angeschwollen. Es war ein schlichtweg furchtbarer Anblick und sie schämte sich, wenn sie daran dachte, dass sie so Tais Familie unter die Augen getreten war. Der Wasserhahn quietschte etwas und kühles Leitungswasser prasselte ins Waschbecken, während Sora ihre Hände darunter hielt und sich das Wasser schließlich ins Gesicht spritzte. Wie spät es wohl war? Seufzend drehte sie den Wasserhahn wieder zu und starrte erneut ihr Spiegelbild an. Erschreckend… mehr fiel ihr dazu nicht ein und sie wusste nicht einmal, was sie dagegen tun konnte. Kaum war sie auf dem besten Weg der Besserung gewesen, schon kamen neue Probleme auf sie zu, gegen die sich das Mädchen nicht zu wehren wusste. Und dann auch noch die Trennung… Sora biss die Zähne zusammen und spürte, wie ihre Augen brannten und salzige Tränen sich darin ansammelten. Sie verstand nicht, wie Yamato alles einfach so wegwerfen konnte und sie letztendlich auch im Stich ließ. Ob wohlmöglich mehr dahinter steckte? Vielleicht hatte der Blonde ja ein Mädchen kennengelernt und sich in sie verliebt… Soras Magen zog sich unangenehm zusammen und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Das konnte er einfach nicht tun! Er war ihr eine Erklärung schuldig… oder? Sora wischte sich die Tränen vorsichtig weg, verließ das Badezimmer wieder und tappste leise den Flur entlang, bis sie die Tür zu Tais Zimmer erreicht hatte. Langsam drückte sie die Türklinke runter und schlich ruhig zu seinem Bett, welches er ihr großzügigerweise überlassen hatte.
 

"Sora…?"

Sie fuhr erschrocken zusammen und wandte sich um. "Oh…", stammelte das Mädchen, während sie sah, dass der Braunhaarige wach war. "Ich wollte dich nicht wecken, tut mir Leid."

"Ist schon okay…"

Peinlich berührt legte sie sich zurück ins Bett und starrte nachdenklich an die Decke.

"Kannst du nicht schlafen?", fragte Tai leise.

Sora seufzte nach einer kurzen, schweigsamen Pause und fühlte sich ertappt. Dann drehte sie sich zur Seite und schaute zu ihrem besten Freund rüber. "Ich bin total durcheinander…"
 

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Sie verstand es einfach nicht. Was hatte ihn dazu getrieben? Hatte Sora irgendetwas falsch gemacht? Ihre Hände zitterten, als sie das Telefon ein weiteres Mal in die Hand nahm und auf die Wahlwiederholungstaste drückte, dann presste sie den Hörer an ihr Ohr. Es klingelte und klingelte, aber Yamato ging einfach nicht ran. Sora verstand die Welt nicht mehr und wartete, bis der Anrufbeantworter nach einer kurzen Ansage anspring. "Bitte geh ans Telefon, Yamato! Ich… ich kann das nicht einfach so hinnehmen! Bitte sag mir doch, wenn ich etwas falsch gemacht, oder dich irgendwie verletzt habe… Ich flehe dich an! Bitte!"

Völlig aufgelöst ging Sora in die Knie und der Braunhaarige erschrak beinahe, als er ein leises Schluchzen vernahm. Sie weinte wegen ihm. Was war bloß geschehen?

"Sora, hey…" Sofort setzte Tai sich neben seine beste Freundin und strich ihr vorsichtig über den Rücken, während das Mädchen auflegt hatte und das Telefon zurück auf den Boden legte.

"Was ist passiert?"

"Er hat Schluss gemacht…"

Es traf ihn wie ein Schlag. "W-Was? Aber…", stammelte er entsetzt und fasste das Mädchen nun mehr an den Schultern, um ihr besser ins Gesicht sehen zu können. "Aber warum?!"

Sora schüttelte verbissen den Kopf, als Zeichen dafür, dass sie keine Ahnung habe. Stattdessen beugte sie ihren Oberkörper nach vorne und begann bitterlich zu weinen, woraufhin Tai sie sofort in die Arme nahm. Er war mindestens genauso geschockt wie sie und war sich schnell sicher, dass er den Blonden selber noch zur Rede stellen würde.
 

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Keiner von beiden sagte mehr ein Wort und die Rothaarige hatte erneut mit den Tränen zu kämpfen. Verbittert biss sie sich auf die Unterlippe, drehte sich auf die andere Seite und vergrub ihr Gesicht dabei mehr in die Bettdecke. "Gute Nacht…", nuschelte das Mädchen leise und schloss die Augen. Ihr war klar, dass sie kaum noch ein Auge zu bekommen würde, nicht in dieser Nacht.

Tai beobachtete diesen Zustand nur und ballte seine rechte Hand wütend zur Faust. Wie konnte Yamato ihr das nur antun, wo er es schließlich doch gewesen war, der dem Mädchen eine riesige Szene gemacht hatte - und nun ließ er sie einfach hier sitzen? Je mehr Gedanken der Braunhaarige sich machte, desto zorniger wurde er. "Gute Nacht", murmelte Tai und sank gleichzeitig zurück auf die Schlafcouch, doch bereits im nächsten Moment horchte er interessiert auf. "Tai…" Man hörte, wie die Bettdecke ein weiteres Mal beiseite geschoben wurde und leise Schritte näher kamen. Schlaftrunken setzte er sich auf und erkannte nur schwer, wie sich die Umrisse des Mädchens auf ihn zubewegten. "Darf ich… vielleicht bei dir schlafen…?", flüsterte Sora kleinlaut, da es ihr anscheinend ein wenig peinlich war, zu fragen. Ihre Stimme klang ziemlich brüchig und wäre es nicht so stockfinster gewesen, hätte er wohlmöglich auch wahrgenommen, dass das rothaarige Mädchen weinte. Trotzdem machte ihn diese Bitte doch schon etwas nervös, da es schließlich einige Jahre her war, seitdem die beiden das letzte Mal gemeinsam in einem Bett geschlafen hatten. "Klar, kein Problem", war seine knappe Antwort und er hielt die Decke etwas hoch. Schüchtern krabbelte Sora zu ihm auf die Schlafcouch und scheute keinerlei Nähe - stattdessen kuschelte sich das Mädchen relativ eng an ihn und schloss sofort wieder die Augen. Tai spürte, wie ihm dabei mehr und mehr das Blut ins Gesicht schoss und dass diese Nähe nicht in geringster Weise mit damals zu vergleichen war. "Danke…", hauchte sie mit ruhiger Stimme. „Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde…" Er war sich sicher, dass seine Eltern ihn umbringen würden, würde dieses Szenario jemals ans Tageslicht gelangen. "Kein Problem… schlaf jetzt ein bisschen."

"Mhm…"

"Sora…?"

"Ja?"

……

"… schon gut, vergiss es. Gute Nacht."
 

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Eine lautstarke Diskussion war deutlich zu hören, als Sora am nächsten Morgen relativ früh wach wurde und sich immer noch in Tais Armen befand. Sie gähnte leise, rieb sich verschlafen die Augen und musste nichtsdestotrotz grinsen, als sie den wohligen Gesichtsausdruck des Braunhaarigen bemerkte. Eigentlich war es schon irgendwie seltsam, denn obwohl Tai über die Jahre hinweg deutlich reifer aussah, so hatte er immer noch dieses kindliche und verspielte Wesen an sich, was er wohl niemals ganz verlieren würde, ganz im Gegenteil zu Yamato, der sich schon desöfteren über das 'peinliche' Verhalten des Braunhaarigen lustig gemacht hatte. Plötzlich spürte Sora wieder dieses unberechenbare Stechen in der Brust und schnell verwarf sie jegliche Gedanken an den Blonden. Es tat einfach zu sehr weh - zumindest jetzt noch. Vorsichtig setzte sich das rothaarige Mädchen auf und gähnte ein weiteres Mal, während sie sich mit der rechten Hand an die Stirn fasste und die Schläfen sanft massierte. Dann stand sie leise auf und öffnete knarrend den Kleiderschrank, in dem sich unter anderem ihre Kleidung befand. Sora schaute nochmal zu Tai rüber, doch dieser schlief nach wie vor tief und fest - ein Glück! Schnell hatte das Mädchen ein einfaches Shirt, einen knielangen Jeansrock, Socken und Unterwäsche gefunden, da huschte sie auch schon aus dem Zimmer, erschrak im nächsten Moment aber auch schon.
 

"Wieso entscheidest du einfach über meinen Kopf hinweg?! Das ist nicht fair, Mum!", schrie Kari lautstark, während sie den Gast noch gar nicht bemerkt hatte. Yuuko lief aufgebracht in der Küche umher. "Bist du denn des Wahnsinns? Du bist erst vierzehn, Kari!" "Das weiß ich selbst! Trotzdem hättest du mich vorher fragen können, ob ich überhaupt zu diesem blöden Arzt hingehen möchte!" Sora fühlte sich reichlich fehl am Platz und doch war da in genau diesem Moment ein ziemlich seltsames Gefühl. Ob es daran lag, dass sie sich früher auch ziemlich oft von ihrer Mutter missverstanden gefühlt hatte? „Ich will doch nur das Beste für dich! Du wirst mir später noch reichlich dankbar sein, glaub mir!", versuchte die ältere Frau nun mehr beruhigend auf ihre junge Tochter einzureden. Diese schrie jedoch hysterisch weiter und war in ihrer Wut gar nicht mehr zu stoppen. "Tu doch nicht so, als würdest du mich verstehen!" "Kari!", ermahnte Yuuko sie und das Mädchen verstummte tatsächlich - peinlich berührt räusperte sich nun Sora. "Ähm… guten Morgen…" Für wenige Sekunden herrschte eine unangenehme Funkenstille. "O-oh… Sora… guten Morgen", stammelte die ältere Frau und warf Kari noch kurz einen bösen Blick zu, um ihr wohl deutlich zu machen, dass die Diskussion hiermit beendet gewesen war. Diese sagte kein Wort mehr und verschwand zurück in ihr Zimmer. "Hast du gut geschlafen?" Das rothaarige Mädchen nickte kurz. "Tut mir Leid, dass du das eben gerade mit ansehen musstest. Ich hoffe, wir haben dich durch unser Geschrei nicht geweckt?" "Nein, nein. Ich bin zufällig wach geworden", versicherte Sora ihr und zwang sich dabei ein freundliches Lächeln auf die Lippen, während sie gleichzeitig auf die Uhr schaute. Es war halb neun. Yuuko erwiderte das Lächeln und das Mädchen machte sich auf den Weg ins Badezimmer.
 

Ungefähr eine halbe Stunde später war der Frühstückstisch fertig gedeckt und Tai gähnte herzhaft, während seine Haare in alle Richtungen abstanden und er nichts Weiteres als seine Boxershorts trug. Seine Mutter seufzte schwer und es schien ihr dem rothaarigen Mädchen gegenüber äußerst peinlich zu sein. "Könntest du dich wohl bitte erst einmal richtig anziehen, Tai? Wir haben immerhin Besuch!", tadelte sie ihn und der Braunhaarige murrte nur irgendwelches unverständliches Zeug. Sora, die neben ihm saß, konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen und schaute belustigt hinterher, als Tai müde ins Zimmer zurücktorkelte. So kannte sie es schon seit vielen Jahren, in denen sie bei ihrem besten Freund übernachtet hatte. "Jetzt ist er schon siebzehn Jahre alt und ich muss ihn immer noch darauf hinweisen…" Ein weiteres Seufzen entfuhr der älteren Frau und sie goss sich etwas Kaffee in eine Tasse, während Sora dankend ablehnte. Susumu - Tais Vater - blätterte derweil angeregt in seiner Zeitung und nickte nur beifügig. "So ist er eben…" Yuuko schaute ihren Mann an. "Ich glaube viel eher, dass wir in der Erziehung zu nachsichtig mit ihm waren…" "Hey, das habe ich gehört!" Schnell hatte sich der braunhaarige Junge ein x-beliebiges Shirt und eine kurze Hose übergezogen, da kam er auch schon zurückgetorkelt und verzog leicht die Miene. "Wir haben schließlich Sonntag… Außerdem kennt Sora das doch schon." "Du könntest trotzdem ein bisschen an deinem Benehmen arbeiten, Tai", stöhnte Yuuko und nippte kurz an ihrem Kaffee. "Ach ja. Wärst du wohl so gut und könntest deine Schwester um dreizehn Uhr zum Arzt begleiten? Dein Vater und ich werden später nochmal wegfahren, um nach Oma zu sehen…" Der Braunhaarige wurde schlagartig hellhörig und auch Sora konnte ihre Neugier kaum zurückhalten. Zugegeben, es interessierte sie schon irgendwie, was mit Tais jüngerer Schwester los war - immerhin war dies ja auch der Grund für den Streit von vorhin gewesen. "Ähm… ja, kann ich machen." Er bemerkte den fragenden Blick seiner besten Freundin und im selben Moment hörte man, wie die Badezimmertür aufgerissen wurde. Kari ging zurück in die Küche und setzte sich als Letzte an den Tisch, während sie ihren Eltern keinen weiteren Blick zuwarf und sich nur stumm Brötchen schmierte. Sora war erstaunt, wie sehr sich das junge Mädchen verändert hatte, wenn sie auch nur ein paar Jahre zurückdachte. Desweiteren verlief das gemeinsame Frühstück entspannt und ruhig und es stimmte sie gleichzeitig auch traurig, wenn sie sich dabei ungewollt an ihre verstorbene Mutter erinnerte. Von nun an konnte sie dieses glückliche Familienleben also nur bewundern und Sora musste sich ziemlich zusammenreißen, um nicht urplötzlich in Tränen auszubrechen.
 

Kaum hatte Tai wenige Zeit später seine Zimmertür geschlossen, schon seufzte er tief und innig. "Was ist denn los mit dir?", erkundigte sich Sora mehr oder weniger besorgt, während sie zum Bett ging und es sich etwas mehr zurecht machte. "Naja… die Sache mit Kari ist nicht ganz unkompliziert, weißt du", antwortete er langsam und lehnte sich nachdenklich gegen die Tür. Das Mädchen nickte. "Ja, ich habe schon mitbekommen, dass das eine ziemlich ernste Sache sein muss… ist sie denn krank oder so?" Es fiel ihm etwas schwer, doch Tai wusste, dass er Sora vertrauen konnte.

Nach mehreren Minuten sprach er es dann letztendlich aus. "Sie… ist schwanger."

"BITTE WAS?" Erschrocken rutschte ihr die Bettdecke aus der Hand. "S-schwanger…? Aber sie ist doch gerade mal… vierzehn…?!"

"Ja, das ist es ja! Außerdem hat sie keine Ahnung… von wem."

"Oh mein Gott…", flüsterte Sora nun mehr. "Das tut mir schrecklich Leid, Tai. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass euch das im Moment ziemlich zu schaffen macht." Sie drehte sich um und sah zu ihm. Ächzend stieß dieser sich von der Tür ab und kramte sich ein paar Sachen aus dem Schrank zusammen. "Ich glaube, dass meine Eltern am allerwenigsten damit fertig werden… wahrscheinlich wird Kari es abtreiben müssen."

"Ihr wird das wohl auch nicht ganz so einfach fallen…"

Tai nickte. "Deswegen werde ich sie auch unterstützen, egal was passieren wird."
 

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Scharf sog er die Luft ein und sah zu seiner mehr oder weniger verängstigten Schwester, die seit her kein Wort mehr gesagt hatte. Zu zweit standen sie vor der Arztpraxis, während Sora bei den Yagamis geblieben war und dort wartete. "Da wären wir… hey, Kari." Das junge Mädchen erwiderte nun den Blick ihres Bruders und nickte zaghaft. "Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin doch bei dir!" Zuversichtlich lächelte Tai sie an und legte nur kurz eine Hand auf ihre Schulter, um ihr dadurch etwas Mut zuzusprechen. "Also dann…" Er lehnte sich gegen die schwere Tür und drückte sie dann ins Innere. "Komm."



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