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Bester Freund

Tai & Sora, T.K. & Kari
von

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Vermisst

„Wir sind dann mal bei der Oma!“, sagte Yuuko, nachdem sie das Mittagessen vom Tisch geräumt hatte. Es war bereits 14 Uhr nachmittags, und Sora hatte es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht. „Geht klar! Ich pass schon auf, dass keiner einbricht“, grinste sie zurück. „Wer will denn bei uns schon einbrechen?“, lachte Susumu, „Pass auf dich auf, Sora! Bis nachher dann…“

Nun war Sora wieder alleine… der Fernseher schaltete gerade auf Werbung um. „Ach nee!“ Gelangweilt legte sie sich auf’s Sofa… und schnell machten sich wieder depressive Stimmungen in ihr breit. Dieses Gefühl von Einsamkeit…

Sie zappte an den Kanälen im TV vorbei, jedoch konnte das nicht davon ablenken. „Mama, ich wünschte du wärst hier… ich fühl mich so verlassen…“, murmelte sie vor sich hin. Das Telefonat gestern machte sie noch schwer zu schaffen. Zugegeben, er hatte Recht damit, dass es in letzter Zeit immer häufiger zu Streitfällen gekommen ist. Und Sora war sich auch sicher, dass auch sie sich bei diesen ganzen Streitereien nicht beherrscht hatte. Ihr tat es immer noch Leid, dass sie Yamato vorgestern aus ihrer Wohnung nahezu rausgeschmissen hatte…

Aber… war es das wert? War es wirklich wert, alles wegzuschmeißen und liegenzulassen? Es gab doch auch ein Sprichwort: „Streit ist der Beweis für eine gesunde Beziehung“… wieso traf das nicht auf die Beziehung von Sora und Yamato zu?? Und überhaupt, warum kam es zu diesen heftigen Auseinandersetzungen???
 

"Warum noch an die Vergangenheit zurückdenken...", dachte Sora und machte den Fernseher aus. Diese Langweile machte sie noch kirre! Sie lief in Tais Zimmer und schaute sich etwas um… in der Hoffnung, irgendetwas Interessantes zu finden. An sich war es nicht wirklich aufregend: Chaotisch, unkompliziert… eben Tai. Sie musste lachen beim Anblick seines Schreibtisches: „Oh Gott, da geht ja alles drunter und drüber…“ Wie man’s nimmt: Hefte lagen wahllos übereinandergestapelt, eine Chipstüte flog darauf rum, und unter den Heften schmückten Stifte aller Art die Tischplatte. Nun brauchte sie jedoch etwas, was sie von dieser Depression ablenken würde… der Teufelskreis wurde langsam unerträglich.

Da fiel ihr eine Schublade auf, auf deren Öffner etwas eingeritzt war. Sie betrachtete das Eingeritzte von der Nähe… und machte große Augen.

„Das Wappen des Mutes…“

Sie wunderte sich, warum sie es vorher noch nie bemerkt hatte. Immerhin war es nicht zu selten der Fall, dass Sora bei Tai zu Gast war. Doch sie erinnerte sich schnell an die Vorkommnisse auf Tais 17. Geburtstag, wo Yamato ihr klar machte, dass er ihn nie wieder so nah an sie ranlässt, wenn ihr die Beziehung lieb war. Dieser Gedanke verflog aber rasch, war er doch nebensächlich. Nun packte sie die Neugier und sie öffnete die Schublade. Heraus kam nichts, was Sora nicht kannte: Das Digivice erschien an erster Stelle; dann die Agumon-Karte, die er damals aus Myotismons Schloss hatte mitgehen lassen; auch sein Fernglas, das er immer dabei und die Gruppe oft vor unangenehmen Situationen gewarnt hatte; schließlich tauchte noch das Gruppenbild auf, das gegen Ende ihres ersten Abenteuers gemacht wurde. Letzteres nahm sie heraus und betrachtete es eine Zeit lang…

„Da war noch alles gut…“ Auf dem Bild lachten viele bekannte Gesichter ihr entgegen. Das Gefühl einer Zusammengehörigkeit wurde ihr in der Digiwelt erstmals bekannt.

Und heute…

Was war los gewesen?
 

Vieles war gleich geblieben im Vergleich zu früher, doch die Unterschiede fingen schon bei Tai und Yamato an… und nicht zuletzt noch auch bei ihr und Yamato. Nun ja… eine gescheiterte Liebesbeziehung bedeutete immerhin noch keine gescheiterte Freundschaft… die Hoffnung hatte Sora noch. Immerhin war Yamato Besitzer des Wappens der Freundschaft. Ob er es noch bei sich trug? Immerhin setzte diese Charaktereigenschaft bei ihm seit fast einem Jahr nahezu aus…
 

Sora dachte an das letzte Jahr zurück, wo sie und Yamato zusammenkamen. Ihr Interesse an ihm begann durch seinen Durchbruch in der Musik… sie war seitdem auf jedem seiner Konzerte, nicht nur aus freundschaftlichen Gründen. Und angefangen hatte es, als sie ihm zu Weihnachten selbstgebackene Kekse schenkte und er sie vor einstürzenden Gerüsttrümmern am Weihnachtskonzert rettete. Seitdem waren die beiden ein Paar, und jeder wusste dies zu respektieren… auch Tai. Seltsam, dass ihn diese Nachricht vollkommen „kalt“ gelassen hatte, denn sie wusste schon lange, dass Tai in sie verschossen war. Doch wohl nicht zu sehr, als sie sich gedacht hatte; denn die Freundschaft zu Yamato bekam keinen Kratzer ab…

Erst seit Tais 17. Geburtstag lief so allmählich alles aus dem Ruder…
 

Sie legte das Gruppenfoto zurück und schloss die Schublade. Sie wünschte sich die Zeit zurück. Sie vermisste sie… und nicht nur sie, sondern auch Biyomon. Seitdem das Tor zur Digiwelt endgültig verschlossen wurde, hatte sie Biyomon nicht mehr gesehen. Sie hoffte immer noch, dass das Tor eines Tages wieder aufgehen würde und sie endlich das Vogeldigimon wiedersehen konnte…
 

Plötzlich ging irgendetwas hinten an. Sora erschrak und drehte sich blitzschnell um. Es war nur der Radiowecker von Tai… er musste ihn gestellt haben. Wahrscheinlich, weil es Sonntag war – bei diesem Gedanken konnte Sora sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie wollte den Wecker gerade ausstellen, als sie plötzlich hinhorchen musste. Der Radiosender ging gerade zu den Regionalnachrichten über…
 

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Es war Sonntagnachmittag halb fünf, und die Sonne schien grell über allen Köpfen hinweg. Hier und da sah man Kinder spielen, im Park zwitscherten die Vögel vor sich hin und viele Menschen waren unterwegs, meist zum Strand oder zum Vorortschwimmbad. Die Kaufhäuser hatten dennoch offen, wie es in Japan üblich ist; somit gab es genauso viele Leute, die auf Shopping- und Bummeltouren unterwegs waren.
 

Tai und Kari machten sich bereits auf dem Heimweg. Die Beratung und Untersuchung hatte anscheinend kürzer als erwartet gedauert.

„Geht’s dir nun wieder etwas besser?“, fragte Tai seine jüngere Schwester.

Kari reagierte erst nach einer Weile, war sie doch in Gedanken versunken. Irgendwie hatte sie kein so gutes Gefühl, egal was sie nun zu tun gedenken würde. Sollte sie den Rat aller - auch des Arztes – annehmen und das Kind abtreiben? Oder lieber das Kind bekommen? Die Qual der Entscheidung…

„Nicht wirklich… ich weiß einfach nicht, was ich jetzt machen soll…“

Tai und Kari stoppten im Zentralpark und setzten sich auf eine der vielen Parkbänken hin. Während Tai seine jüngere Schwester ansah, schaute diese resigniert in die Luft. Ohne zu wollen fragte er plötzlich: „Hast du es schon Sora, Yamato und T.K. gesagt?“ Kari schluckte; diese Frage wollte sie nicht hören, auch nicht vor ihrem großen Bruder. Wieder machten sich Tränen in ihren Augen breit. Erst jetzt realisierte Tai, was er da gerade von seiner Schwester abverlangte und nahm sie liebevoll in seine Arme. Unter seiner Geste schluchzte Kari heftig, brachte aber ein Kopfschütteln zustande, was Tai auch mitbekam. Er nickte: „Ich denke, das ist auch besser so… die beiden sind wahrscheinlich jetzt sowieso auf Kriegsstimmung…“

Schließlich konnte Kari ihre Traurigkeit überwinden, aber eine Entscheidung gefallen hatte sie noch nicht. Obwohl alle, auch Tai, die Abtreibung empfahlen, konnte sie mit dieser Entscheidung nicht glücklich werden.

Andererseits würde sie möglicherweise… nein, bestimmt große Probleme bekommen, wenn sie die 9 Monate abwarten würde…

Tai bemerkte die nachdenkliche Miene seiner Schwester. Er legte seine Hand auf ihre Schulter: „Es gibt hier keine Entscheidung, die zu 100% gut oder 100% schlecht ist… du musst wissen, was für dich besser ist! Aber zumindest ich werde dich bei allem unterstützen!“

„Danke…“, murmelte Kari halbwegs verständlich. Mit diesen Worten beschritten sie weiter den Weg Richtung zu Hause.
 

Um kurz vor fünf kamen die beiden zu Hause an. Sora machte sich gerade etwas in der Küche zu essen, als sie plötzlich Laute an der Tür wahrnahm. Sie schaute neugierig nach und freute sich über die Ankömmlinge. „Da seid ihr ja endlich wieder! Wie war’s denn?“ Kari verzog bei der Frage etwas die Miene, war jedoch zum Sprechen bereit: „Der Arzt überlässt mir die Entscheidung, was ich als Nächstes tun will… aber ich weiß nicht…“ Sora merkte ihre Unsicherheit deutlich. Sie wünschte sich gleich, dass sie nicht so überstürmisch gefragt hätte und versuchte nun, Kari etwas abzulenken: „Naja, zieh dich erst mal aus und komm ins Wohnzimmer!“ Kari winkte ab: „Danke, ich möchte aber erstmal ein bisschen alleine sein.“ Sie zog sich daraufhin in ihr Zimmer zurück und schloss die Tür.

Sora seufzte tief. Tai bemerkte ihren niedergeschlagenen Gesichtsausdruck und hakte nach: „Hey Sora, was ist los? Kann ich irgendwas für dich tun?“

„Tut mir Leid, dass ich sie mit der Frage so überfallen hab…“

„Was? Wovon…“

„Kari. Ich musste ja so überstürmisch fragen… mir hätte doch klar sein sollen, dass es kein richtiger Zeitpunkt für so eine Frage war…“ Sie schaute ihn schuldig an…

„Sora, Sora… du machst dir im Moment zu viele Vorwürfe. Ihr ging es schon die ganze Zeit so, du hast keine Schuld dran! Komm jetzt erstmal mit in die Küche und erzähl mir, wie du dich fühlst…“ Tai marschierte in die Küche und Sora folgte ihm. „Wer hat denn dieses Sandwich hier gemacht? Sieht ja noch relativ frisch aus…“ Sora bemerkte, wie Tai auf das Sandwich starrte, das sie sich vorhin zusammengelegt hatte. „Oh, das ist von mir… hab ich grad eben gemacht. Aber du kannst es ruhig haben, mir ist grad der Appetit verflogen.“ „Oh, na gut. Wenn du meinst…“, meinte Tai und machte sich über das Sandwich her. Sora beobachtete ihn dabei und musste lachen. Es war einfach typisch Tai: Ohne Manieren etc. zu zeigen sich über Speisen herzumachen.

Da war allerdings noch eine Information, die Sora verschwieg. Sie wollte es allerdings erst heute Abend preisgeben, wenn alle Familienmitglieder wieder da sind…

„Alle Familienmitglieder“… nun denkt sie auch schon so, wie Tais Mutter es gestern ausgedrückt hatte… eine Familie? Hatte Sora überhaupt noch eine?

……


 

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Abendessenszeit. Ausnahmsweise kochte diesmal Tais Vater Susumu das Essen. Yuuko musste sich erstmal beruhigen, nachdem wieder eine fetzige Diskussion mit Kari abgelaufen war. „Mum, gib ihr noch etwas Zeit…“, versuchte Tai einzulenken. „Da gibt es doch nichts lang zu überlegen! Denkst du ich hab Lust, ungewollt noch ein drittes Kind füttern zu müssen?!“ Yuuko war fast außer sich. „Mhm, waren wir beide als Kinder denn so schlimm?“, grinste Tai seine Mutter schief an. „Oooh, da erzähl ich lieber nichts!“, wandte sich Yuuko ab und ging in die Küche, um alles Nötige für das Abendessen vorzubereiten. Sora wandte sich an Tai: „Kann ich mit euch am Tisch etwas besprechen? Ist vielleicht auch nicht ganz unkompliziert…“ Tai sah sie fragend an, nickte jedoch kurz darauf: „Natürlich… immer doch, solange es halt das Fass nicht zum Überlaufen bringt. Du siehst ja, mit meiner Mutter ist derzeit nicht zu spaßen…“ Tai seufzte innig. „Ich hoffe es nicht… aber ausschließen kann ich auch nichts…“, meinte Sora und setzte sich zu Tisch. Diese Aussage beunruhigte Tai etwas, denn das kannte er nur von ihr, wenn irgendetwas Schlimmes wieder passiert ist.
 

Nachdem alle zu Tisch gekommen waren und das Abendessen bereit stand, begann die große Futterei. Kari war relativ schnell fertig und zog sich auch wieder in ihr Zimmer zurück; sie wollte ohnehin nun etwas Abstand von ihren Eltern halten. Yuuko stieß einen kurz angehaltenen Atem aus und aß weiter. Nach kurzer Zeit waren alle fertig und Tai meldete sich zu Wort: „Mum, Dad…“ Die Eltern schauten neugierig auf. „Sora hat etwas zu berichten…“ Nun schauten die Eltern Sora an und sie wurde leicht rot. Susumu lächelte: „Nur nicht so schüchtern, immer raus damit! Wir sagen es auch nicht weiter, wenn du es nicht willst…“ Sora schaute Tai an, woraufhin der nur nickte. Immerhin interessierte es ihn selber, was nun Sache war. Sora holte tief Luft und begann:

„Ich bin bei der Polizei als vermisst gemeldet worden. In den Radionachrichten erfuhr ich es heute nachmittags. Mein Vater war anscheinend am Samstagabend nochmal in – jetzt nunmehr meiner Wohnung gewesen und wollte mich gewaltsam zu sich holen. Da hat er wohl gemerkt, dass ich nicht da bin… und jetzt… ist er wohl nach der Suche nach mir…“



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