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A Very Special Present

Advent, Advent, Anabell brennt immernoch! XD
von

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01.12.2008

Erstmal ein freundliches 'Hallo' an alle ^//^

Es würde mich sehr freuen, wenn ihr die FF lest, ich werde an jedem Tag bis zum 24. ein Kapitel hochladen. Ich hoffe mir wird das auch dieses Jahr gelingen xD
 

Hier ein Dankeschön an RanMori und TamakiSuo, die mich mit ihren Ideen immer ganz toll unterstützen! Hab duch lii~eb ♥ .
 

Jetzt viel Spaß mit dem ersten Kapitel von "A Very Special Present" (Morgen kommt das zweite...XD)
 

Eure Shonaa
 


 

„Guten Morgen mein Schatz!“

Ashs Stimme ließ mich aus meinem wirren Traum von Käferpokémon aufschrecken.

Verschlafen blinzelte ich ein paar Mal, um den Schlaf aus den Augen zu bekommen.

Vergebens.

Meine Augenlieder waren noch nicht bereit, sie dauerhaft zu öffnen.

Stöhnend ließ ich mich wieder in die Kissen sinken.

So etwas gemeines, mich einfach so zu wecken!

„Hey, es ist schon Zehn, jetzt steh schon auf du Schlafmütze!“, er zog provozierend an der Bettdecke.

Schnell zog ich sie mir über den Kopf.

„Musst du gerade sagen, wer schläft sonst immer so lange?!“

Ich hörte wie er leise lachte.

„Wie bitte? Ich verstehe kein Wort?“

„Ich sagte: Musst du gerade sagen, wer schläft sonst immer so lange?!“, wiederholte ich, jetzt etwas lauter.

„Hääh?“

Grumpf, jetzt wollte er mich auch noch ärgern!

Ich schmiss die Decke quasi von mir und rief: „MUSST DU GERADE SAGEN, WER SCHLÄFT SONST IMMER SO LANGE??!!“

„Ahh...“, spielerisch hielt er sich die Ohren zu. „Musst du so schreien? Meine Ohren sind völlig in Ordnung!“, er grinste schelmisch.

Ich verdrehte die Augen, ein Grinsen konnte ich mir dennoch nicht verkneifen.

„Du bist ja so blöd, Ash!“

„Das fällt dir aber früh auf!“

Ich lachte auf. „Okay, der Punkt geht an dich!“

Wie hatte er es jetzt schon wieder geschafft, meine Müdigkeit völlig in Vergessenheit geraten zu lassen?!

Ich verfrachtete mich selber an die Bettkante, um ihm einen sanften Kuss auf die Wange zu geben.

Er lächelte selig.

„Wie geht es dir heute?“

Huh, was für eine seltsame Frage! Als hätte er zu viele alte Filme geschaut...

„Ehm...gut, wieso?“

Seine Augen leuchteten verdächtig, als ich ihn ansah.

„Heute ist der erste Dezember!“

Schnell warf ich einen Blick zum Kalender.

Tatsächlich, es war schon wieder so weit!

Wie schnell die Zeit mit ihm verging...Es war jetzt genau 7 Jahre her, dass er das erste Türchen meines Adventskalenders geöffnet hatte – nur dass er keine Ahnung hatte, dass ich dahinter steckte!

„Wow. Und?“

„Ich liebe diesen Tag...“, seine Stimme so nah an meinem Ohr jagte mir eine Gänsehaut auf den Rücken.

„Und ich liebe dich.“, stellte ich trocken fest.

Er lachte. „Ja und DAS hast du mir mit deinem Kalender gezeigt! Und der hat nunmal am 1. Dezember angefangen. Und deswegen liebe ich diesen Tag!“

„Hatten wir diese Konversation nicht schon die letzten Jahre immer wieder?“

„Ja, ich glaube schon“

Ich lächelte. „Na dann können wir den Rest ja auch überspringen“

„Den Rest? Ich glaube an dieser Stelle ist sie immer zuende!“

Lachend stand ich auf und streckte mich.

„Von mir aus! Du brauchst doch sicher was zu Essen, oder?“

Er zog eine Augenbraue hoch. Ich fand es immer wieder faszinierend, wie er das machte, ich bekam es einfach nicht hin!

„Wie darf ich das jetzt verstehen?“

Ich lächelte ein Lächeln, dass dem eines unschuldigen Engels ähnlich kommen sollte.

„Da stecken keine bösen Absichten dahinter!“

Er grinste. „Wisch dir diesen fiesen Gesichtsausdruck vom Gesicht, was soll das darstellen?!“

Wäh, wie gemein, er wusste genau wie ich versuchte zu gucken.

Was konnte ich dafür, dass ich das nicht so drauf hatte?

Beleidigt streckte ich ihm die Zunge raus.

„Dafür gehe ich jetzt erst nach Post gucken, bevor ich Frühstück mache. Pech!“

Mit erhobenem Haupt schritt ich aus dem Zimmer, hinter mir hörte ich, wie Ash leise kicherte.

Kaum konnte er mich nicht mehr sehen, stahl sich ein breites Lächeln auf mein Gesicht.

Ash war einfach der Beste!
 

„AAAAAASH!!!!“

Mein lauter, hoher Schrei hallte vermutlich durch die ganze Straße, vielleicht sogar durch die halbe Stadt, aber ich hatte einfach keine Zeit erst ins Haus zurückzukehren.

Ich sah, wie unser Nachbar, der gerade den Rasen mähte, mich verblüfft ansah.

Auch der Postbote, der das Paket gebracht hatte, sah mich irritiert an, obwohl er schon fast am anderen Ende der Straße war.

Egal!! Ich brauchte eine Antwort. JETZT!!

Es war kaum eine Minute vergangen, als der Gerufene hinter mir erschien.

„Was ist denn?“, verwirrt sah er mich an.

Jetzt spielte er auch noch den Unschuldigen!

So ein Schuft, das konnte doch wirklich nicht wahr sein!

Ich deute mit dem Finger auf das hübsch zurecht gemachte Bäumchen.

„Das! Das ist!“

„Hä?“, sein Blick wanderte in die Richtung, in die mein Finger zeigte und wieder zurück.

„Was ist das?“

„Willst du mich auf den Arm nehmen?!“

Er grinste. „Gerne!“

„Ash!“

Schlagartig wurde er wieder ernst. „Misty, was ist das? Ein Baum? Was stört dich daran?“

Wie blöd konnte ein Mensch eigentlich sein?

Kaum hatte ich das gedacht, tat es mir auch schon wieder Leid.

Ash war alles andere als blöd...

„Das ist ein Adventskalender!! Ein selbst gemachter Adventskalender!“

Seine Gesichtszüge erstarrten augenblicklich, auch der Rest seines Körpers schien wie fest gefroren.

„W-was?“, seine Stimme klang unsicher, als wüsste er nicht, ob er richtig gehört hatte.

„Gib es zu, er ist von dir!“

So musste es sein, wer sonst würde genau das selbe machen wie ich bei ihm damals?

Kaum jemand wusste von meinem genialen Plan, außer ein paar engere Freunde...

Ich sah Ash erwartungsvoll an, doch er schüttelte mechanisch den Kopf.

„N-nein. Ist er nicht. Ehrlich.“

Ash konnte nicht gut lügen. Das hatte er noch nie gekonnt.

Also sagte er wohl die Wahrheit.

Ich sah in seine Augen, als der Schock mich traf.

Der. Kalender. War. Nicht. Von. Ash. Meinem festen Freund!

Aber...wie konnte das sein?

Es stand in goldenen Buchstaben „In Liebe“ auf einem der grünen Blätter des Bäumchens, an dessen dünnen Ästen kleine Beutel hingen.

Jemand, der mich liebte musste das gemacht haben...aber wer liebte mich so sehr, außer Ash?

Außerdem...jeder wusste, dass ich mich Ash seit langem zusammen war und es wusste ebenso jeder, dass ich noch nie glücklicher gewesen war.

Wer verdammt noch mal bildete sich ein, er könnte meine Meinung ändern???

„Bist du dir sicher?“, hakte ich nach.

Ash nickte. „Ja, natürlich...“, völlig verstört sah er mich an.

„Da will dich jemand...“

„Aber ich will nur dich!“, stellte ich klar.

War doch auch so!

„Ja schon, aber...“, er schüttelte sich, als würde er einen Gedanken los werden wollen.

„Also Misty, jetzt schauen wir erst mal, ob das wirklich so ist, wie wir denken!“

„Wie meinst du das?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Öffne das erste Törchen! Oder eher...Beutelchen!“

WAS?! Hatte er jetzt komplett den Verstand verloren?!

Ich wollte von NIEMANDEM einen Liebesbeweis haben, außer von ihm!

„Aber wieso?! Ich kann auch gleich das Letzte aufmachen und gucken, wer der Dummkopf ist, der...“

Ash griff nach meinen Händen.

„Nein. Das hätte damals auch alles kaputt gemacht. Alles.“

Was zum Teufel sollte das?

Wollte er denjenigen unterstützen? Oder war der Kalender doch von ihm, er wollte es nur nicht zugeben...?

„Na und? Es wird sich an meinen Gefühlen zu dir nichts ändern!“

Durchdringend sah Ash mich an.

„Misty, woher willst du das vorher wissen? Vielleicht hat sich derjenige ja total viel Mühe gegeben! Lass nicht alles umsonst gewesen sein...“

Huh, jetzt kämpfte er auch noch um...die Ehre der Männer?

Naja, eher darum, dass er wusste wie es war, wenn harte Arbeit umsonst war.

Ein Seufzen entfuhr mir.

„Okay okay, wenn du meinst...“

Er lächelte, doch irgendwie sah er aus, als hätte er ein wenig Furcht.

Vor was nur??

Konnte ich ihn fragen? Besser nicht.

Meine Finger begannen zu kribbeln, sie wollten unbedingt dieses Beutelchen öffnen.

Noch einmal seufzte ich. Okay, ich wollte es öffnen.

Das gleiche fühlen wie Ash damals.

Ich zog an dem kleinen Schleifchen, der Stoff glitt auseinander und ein kleiner Zettel rollte in meine Hand.

Stirnrunzelnd rollte ich ihn auseinander und begann neugierig zu lesen.
 

Ich liebe dich, du Seele, die da irrt

im Tal des Lebens nach dem rechten Glücke,

ich liebe dich, die manch ein Wahn verwirrt,

der manch ein Traum zerbrach in Staub und Stücke.
 

Ich liebe deine armen wunden Schwingen,

die ungestoßen in mir möchten wohnen;

ich möchte dich mit Güte ganz durchdringen,

ich möchte dich in allen Tiefen schonen.

(Christian Morgenstern)
 

Misty, lass dich von meinem kleinen Geschenk und mir überraschen.

Ich werde dich deinen Ash vergessen lassen und du wirst dich völlig neu verlieben.

Doch um die Überraschung nicht zu zerstören,

Wirst du erst am 24.12 von mir hören,

Wer ich bin.
 

Ich stutzte.

Ein Gedicht? Ein Liebesgedicht?!

Ohje, für sowas hatte ich eindeutig eine Schwäche.

Zum Teufel mit meiner romantischen Veranlagung!!

„Und?“, Ash sah mich interessiert an.

Ich zögerte.

Wie würde er reagieren?

„Ein...ein Gedicht...von Christian Morgenstern...“

Er legte den Kopf schief. „Gefällt es dir?“

Ich nickte langsam. Ich konnte nicht leugnen, dass es ein schönes Stück Lyrik war.

„Aber das ändert nichts daran, dass ich das ziemlich dreist finde!“, jetzt flammte doch wieder Wut in mir auf, vorallem als mir klar wurde, dass ich mich fast hatte einwickeln lassen!

„Ich sollte das Teil direkt auf den Müll werfen!!“

Wieso hatte ich mich überhaupt von Ash überreden lassen?!

Doch dann fiel mein Blick abermals auf den Zettel in meinen Händen.

Was wenn noch mehr solcher Gedichte darin zu finden wären?

Es wäre so schade, sie einfach so weg zuwerfen...

„Bring das Ding ins Wohnzimmer!“, ohne ein weiteres Wort drehte ich mich auf dem Absatz um und stapfte zurück ins Haus...

02.12.2008

Mit schief gelegtem Kopf betrachtete ich den Baum.

Musste man den gießen?

Sonst könnte ich ihn auch einfach vertrocknen lassen...

Ganz unauffällig natürlich!!

„Was meinst du dazu, Pikachu?“, fragte ich das gelbe Mauspokémon, das nicht weit von mir entfernt auf einem Kissen schlief.

Ich seufzte tief. Irgendwas in mir sträubte sich dagegen, das Ding auch nur anzufassen.

Dieser „Unbekannte“ schien so felsenfest davon überzeugt, dass ich Ash vergessen könnte!

Das war unheimlich...aber irgendwie auch bescheuert!

Ich liebte ihn nach 7 Jahren immer noch genauso wie am ersten Tag unserer Beziehung, wieso sollte ein schnöseliger, eingebildeter Jemand daran etwas ändern können?!

Ich merkte, wie die Wut wieder in mir hoch kroch.

Schnell atmete ich tief durch, um sie zu vertreiben.

Okay, von mir aus spielte ich dieses Spiel erstmal eine Weile mit.

Ich konnte ja jederzeit aufhören, wenn der „Unbekannte“ sich einen Spaß daraus machen sollte mich zu verarschen.

Ich nahm den Beutel mit der goldenen 2 von einem der Äste.

Er war nicht viel schwerer als der vorherige.

War da etwa wieder „nur“ ein Zettel mit einem Gedicht drin sein?

Ich meine, gut, ich mochte Gedichte sehr, aber jeden Tag, 24 Tage lang?

Irgendwann würde das sicher langweilig werden...

Aber jetzt war es noch nicht langweilig, also zog ich an der Schleife um sie zu öffnen.

Es war diesmal aber kein einfacher Zettel, der heraus fiel.

Es war vielmehr ein Photo. (Ja, was Photo angeht bin ich altmodisch :D)

Ich betrachtete es mit schief gelegtem Kopf.

Wann war das denn gemacht worden?!

Es zeigte mich mit Togepi im Arm, eine totale Momentaufnahme, die kein bisschen gestellt war.

Es musste die Zeit gewesen sein, als ich noch mit Ash durch Kanto und Jotho gereist war.

Aber wann hatte uns jemand heimlich photographiert?

Ein Schauer fuhr über meinen Rücken.

Was für ein schreckliches Gefühl nicht zu wissen, wann uns ernsthaft jemand beobachtet hatte!

Und dieser jemand hatte auch noch Photos gemacht!

Ich drehte das Bild in meinen Händen, als mir auffiel, dass auf der Rückseite etwas in großen Druckbuchstaben geschrieben stand.

Geschossen von Todd.

Meine Augen weiteten sich. Todd!

Das war doch damals der Junge gewesen, der unbedingt Pikachu in einem Bild „einfangen“ wollte!

Ich merkte, wie mein Atem schneller ging.

War der Kalender etwa von ihm?? Aber wie konnte das sein? Wir hatten uns seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gesehen!

Außerdem...er hätte sicher niemals seinen Namen darauf geschrieben, wenn er der „Unbekannte“ war. Oder?

Wenigstens musste ich jetzt nicht mehr das beklemmende Gefühl haben, jahrelang beobachtet worden zu sein. Was für eine Erleichterung!

Kopfschüttelnd stand ich auf und streckte meine Beine aus, die eingeschlafen waren.

Ein Gedicht und ein Photo. Viel sagte das ja noch nicht aus.

Ärgerlich merkte ich, dass ich wissen wollte, wer derjenige war.

So ein Schwachsinn!

Ich wollte es sowieso nur wissen, damit ich wusste, wem ich mal ordentlich den Marsch blasen musste. So eine Frechheit zu behaupten, er könne mich von Ash „entlieben“

Ich legte das Photo auf den Schreibtisch. Dort konnte es von mir aus vergammeln!

Eigentlich hatte ich dann einfach hinausgehen wollen.

Aber irgendwie konnte ich mir einen weiteren Blick auf das Bild nicht verkneifen.

Okay, es war irgendwie zu schade, um es einfach so sich selbst zu überlassen.

Es war ein wirklich hübsches Bild, mein Lächeln war voll und ganz Togepi gewidmet, dass mich irgendwie glücklich ansah.

Ein Seufzen entfuhr mir.

Na gut, ich würde es bei Gelegenheit mal in einen Bilderrahmen stecken.

Es konnte schließlich nichts dafür, dass irgendein Trottel es in einen Adventskalender gesteckt hatte, der nicht halb so viel erreichen würde wie meiner damals.

Das war ja fast reinste Misshandlung!

Ich wusste, dass ich mir all das nur einredete um zu überspielen, dass ich mich über das Bild freute.

Aber es half mir meine Wut auf den „Unbekannten“ aufrecht zu erhalten – eine Sache die ich auf jeden Fall beibehalten würde!!

03.12.2008

„Ich finde du solltest es aufhängen“

Ash stand mit dem Photo von gestern in der Hand vor unserem Bett und betrachtete es eingehend.

„Wieso? Es hängen schon genug Photos von mir an unseren Wänden!“

„Aber keine, auf denen du noch so jung bist!“, er drehte sich zu mir um, ein liebevolles Lächeln auf seinen Lippen. „Du bist so wunderschön darauf“

Die Sanftheit seiner Augen und seiner Stimme verschlug mir für einen Augenblick die Sprache.

„A-aber...findest du mich auf den anderen Photos nicht...hübsch?“, das Wort wunderschön würde ich im Zusammenhang mit mir selber nie in den Mund nehmen.

„Doch natürlich!“, er legte das Bild zurück auf den Schreibtisch, wo ich es seit gestern nicht mehr angerührt hatte und kam zu mir herüber, um mir über eine Wange zu streichen.

„Aber früher haben wir viel zu wenig Photos gemacht! Eigentlich nur, wenn wir mal bei Mum in Alabstia waren! Deswegen...würde ich es gerne aufhängen. Als Erinnerung!“

Ich suchte nach einem passenden Einwand, aber es gab keinen!

Er hatte Recht, wir hatten keine Bilder geschossen, ganz einfach weil wir nie das Verlangen danach gehabt hatten!

Im Nachhinein war das furchtbar schade, Erinnerungen machten so viel Spaß...

Ich seufzte. „Okay, von mir aus...aber nur, wenn wir das eine Bild von dir aufhängen!“

Fragend sah Ash mich an. „Welches?“

Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen.

„Das wo du 6 warst und so stolz auf deine erste Zahnlücke...“

„Argh, auf keinen Fall!“

Ich zog die Schultern hoch. „Okay, von mir aus, dann hängen wir das hier aber auch nicht auf!“

Ash sah mich ein paar Sekunden durchdringend an, dann stöhnte er.

„Das ist Erpressung...“, und obwohl er es ganz eindeutig nicht wollte, musste er lachen.

„Ich weiß!“, ich zog anzüglich die Augenbrauen hoch.

Ash stemmte die Hände in die Hüfte.

„Aber bei mir funktioniert es irgendwie immer wieder...zumindest wenn du es bist“

Freudig klatschte ich in die Hände. „Großartig, ich suche es gleich raus!“

„Ich mach schon...dann hole ich auch gleich zwei Bilderrahmen!“

Er betonte die „zwei“ ja nur, damit ich auch ja nicht vergaß, dass mein Bild auch aufgehangen wurde...

Sowas fieses...

Er winkte mir grinsend zu, nahm das Photo vom Schreibtisch und ging hinaus.

Seufzend ließ ich mich auf den Boden sinken.

Dabei fiel mein Blick auf den kleinen Baum. Den Adventskalender-Baum.

Stimmt, ich hatte heute ja noch ein Beutelchen zu öffnen...

Ich nahm das betreffende in die Hand und drehte es etwas.

Richtige Lust hatte ich nicht.

Aber ein wenig neugierig war ich schon. Immerhin war diese Adventskalender-Idee total gut.

War ja auch von mir. Jedenfalls war sie es mal gewesen, irgendwer hatte sie ja geklaut.

Ich zog an einem Ende des dünnen, goldenen Bandes, dass den dunkelblauen Stoff zusammenhielt.

Was zum Vorschein kam, war mir im ersten Augenblick völlig unbekannt.

Etwas...grünes. Und sehr Gras-artiges.

Aber irgendwie war es auch sehr hübsch. Und bekannt kam es mir auch vor.

Nur woher??

Ich wollte gerade anfangen, genauer zu überlegen, als mir der Zettel auffiel, der noch zusammengerollt in dem Beutel lag.

Ich zupfte ihn heraus, rollte ihn auseinander und las die wenigen Zeilen.
 

Hey Misty!

Na, weißt du noch, was das für eine Pflanze ist?

Diese Geschichte wurde mir von euch erzählt, sie ist mir immer im Kopf geblieben, weil ich von da an wusste, wie hilfsbereit und liebenswürdig du bist!

Das ist ein wenig von dem Salveyo-Kraut, dass du zu einem Tee gekocht hast, als deine Freunde Stachelsporen eingeatmet hatten.

Bis morgen!
 

Ein Stöhnen entfuhr mir.

Na toll! Davon hatten wir so vielen Leuten erzählt, dass ich nicht mal mehr wusste, wem alles!

Naja, wenigstens wusste ich jetzt wieder, was das für ein Kraut war.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich die Halme in die Hand nahm.

Damals hatte ich mein Quaputzi gefangen.

Und mit diesem unscheinbaren Kraut hatte ich Ash und Tracey retten können.

Wie hatte ich den Namen vergessen können?

Salveyo-Kraut.

Ich nahm mir ein Taschentuch und legte es vorsichtig hinein.

Jetzt hatte ich wieder etwas davon, noch ein Erinnerungsstück mehr an unsere unglaubliche Reise...

04.12.2008

„Und was haben wir heute vor?“

Ash lag hinter mir und massierte mir sanft den Rücken.

„Ich weiß nicht...Bisher nichts, oder?“

„Nicht dass ich wüsste. Wundervoll, dann können wir noch ganz bequem ein paar gemütliche Stunden im Bett verbringen!“

Ich drehte mich zu ihm um und kuschelte mich an ihn.

„Hört sich für mich nach einer ganz ausgezeichneten Idee an...“

Er lächelte, strich durch meine Haare und küsste mich schließlich.

Ich konnte gar nicht anders, als seinen Kuss zu erwidern, er war so unglaublich leidenschaftlich und zärtlich...

Ich war gerade dabei, über sein Schlüsselbein zu fahren, als es plötzlich an der Tür klingelte.

Ash unterbrach seinen Kuss für einen Augenblick.

„Wer ist das denn?“, fragte er etwas außer Atem.

„Keine Ahnung. Ist doch egal...“, ich zog ihn wieder an mich, seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.

Als es das zweite und dritte Mal klingelte, ignorierten wir es beide, wir waren viel zu sehr mit uns selber beschäftigt, als dass wir uns so schnell hätten ablenken lassen.

Doch als dann jemand anfing, Sturm zu klingen, löste Ash sich schlagartig von mir und warf einen wütenden Blick in Richtung Haustür.

„Wer zum Teufel ist das?!“, er schlug die Bettdecke zurück, sprang auf und schlüpfte in irgendwelche Klamotten, die er gerade zu fassen bekam.

„Ash, deine Haare. Sie stehen so ab, als hätte wir gerade...“

Er warf mir ein breites Grinsen zu, seine Wangen waren gerötet und noch immer hatte sich sein Atem nicht vollständig beruhigt. Ebenso wenig wie meiner.

„Hätten wir ja auch, oder? Wenn da nicht dieser Jemand an der Haustür wäre, den ich mir jetzt mal anschauen werde...“, er fuhr sich ein paar Mal durch die schwarzen Haare und machte sich auf den Weg.

Ich ließ mich zurück aufs Bett fallen, meine Augen glitten über die Decke, hinüber zum Fenster, unter dem mein toller Baum stand. Grumpf!

Es dauerte nicht lange, bis Ash zurück ins Zimmer kam. Er sah mich entschuldigend an.

„Sorry mein Schatz, aber du musst aufstehen“

„Hmh? Wieso...?“

Er lächelte. „Maike und Drew sind als Überraschung vorbeigekommen...“

Sofort war ich auf den Beinen.

„Ich hoffe du hast ihnen gründlich erzählt, dass sie ordentlich stören, wie kommen sie dazu so früh...“

Ash griff nach lachend nach meinen Handgelenken und sah mich an.

„Was hätte ich denn erzählen sollen? Dass wir mit etwas anderem beschäftigt waren?“

Ich musste unwillkürlich grinsen.

„Natürlich nicht! Du hättest sagen können, du hättest noch geschlafen...“

Er tippte sich an die Stirn. „Na sicher“

„Dann mach ich das eben selber!“, spielerisch streckte ich ihm die Zunge raus.

Unbeeindruckt zuckte Ash mit den Schultern.

„Von mir aus, aber zieh dir vorher was an“, ein anzügliches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. „Das käme sonst irgendwie seltsam...“

Lachend stieß ich ihn von mir, er winkte mir zu und ging zurück zu unseren Gästen.

Wie er es mir geraten hatte, zog ich mir schnell etwas an und kämmte mir die Haare, um sie zu einem Zopf zusammen zu binden.

Mein Blick blieb an dem Adventskalender hängen.

Na gut, dafür würde ich ja wohl noch genug Zeit haben, oder?!

Ich rupfte etwas brutal den vierten Beutel von einem der Äste und knotete ihn auf.

Heraus fiel eine bunte Broschüre, ebenso wie ein Photo.
 

Ich sah es mir einen Moment lang an, dann ließ ich es wie eine heiße Kartoffel fallen.

Oh Gott. Oh Gott!!

Wer hatte es damals gewagt ein Photo zu schießen??

Das war ja ober peinlich!!

Und damals hatte ich mein Aussehen absolut toll gefunden...

Oh nein!!!

Ich nahm das Bild wieder in die Hand.

Da hatte mich Team Rocket echt schön zugerichtet!

Die mit ihrem beknackten Beauty-Salon...

Und Ash und Rocko hatten mich ausgelacht, daran erinnerte ich mich noch genau!

Wenigstens Susi war nett gewesen...

Trotzdem musste ich grinsen. Jetzt verstand ich irgendwie, dass die Jungs gelacht hatten.

Ich sah im wahrsten Sinne des Wortes fürchterlich aus.

Wieder stand auf der Rückseite des Bildes eine kurze Nachricht.
 

Das Photo hat mir ein guter Freund gegeben. Du siehst darauf so süß aus, weißt du das?

Die Broschüre haben Jessie, James und Mauzi mir nachträglich angefertigt, es gab keine Originale mehr :(
 

Ungläubig nahm ich das Prospekt in die Hand.

Dieser Jemand hatte echt keine Mühe gescheut!

Das fand ich irgendwie imponierend...

Mist. Eigentlich hatte ich diesen Jemand doch abgrundtief hassen wollen!

Und jetzt fing ich an, ihn zu bewundern. Ein bisschen jedenfalls.

Ärgerlich. Sehr ärgerlich sogar!

Seufzend legte ich das Photo und die Broschüre auf den Schreibtisch und machte mich auf den Weg zu Ash, Maike und Drew.

Wenigstens musste ich mir in ihrer Nähe keine weiteren Gedanken über den Adventskalender und seinen Macher machen...

05.12.2008

Ich wurde von einem sanften Sonnenstrahl geweckt, der sich seinen Weg durch die Vorhänge in unser Schlafzimmer gesucht hatte.

Vorsichtig streckte ich meine Arme aus, gähnte und schaute auf die Uhr.

Halb zwölf.

Wow, es war später, als ich gedacht hatte.

Naja, wir waren lange auf gewesen und hatten uns mit Maike und Drew unterhalten.

Eigentlich waren die beiden nur auf der Durchreise gewesen, aber jetzt hatten sie sich doch in unserem Gästezimmer einquartiert.

Ich richtete mich ein Stück auf und sah mich verschlafen nach Ash um.

Er lag, völlig in seine Decke verheddert, neben mir, immer noch tief und fest am schlafen.

Ich zog grinsend eine Augenbraue hoch.

Rache war süß. Zuckersüß sogar!

Ich setzte mich jetzt vollständig hin, befreite meine Hände aus meiner eigenen Decke und zog dann mit einem kräftigen Ruck an seiner.

Mit einem kleinen Aufschrei schreckte er auf und sah sich einen Moment erschrocken nach allen Seiten um.

„Was...was ist los?“, fragte er mich aufgebracht.

Ich zog die Schultern hoch.

„Nichts, ich wollte dich nur wecken!“

Er wusste sofort, dass das eine Art „Rache“ für Montag gewesen war.

Tja, wir lagen einfach auf einer Wellenlänge!

Irgendwie missmutig schaute er mich an.

„Ich war wenigstens sanft...“

Ich lächelte aufmunternd. „Ich doch auch!“

„Und wie hätte es sich angefühlt, wenn du nicht sanft gewesen wärst?!“

Ich lachte auf.

„Willst du das wirklich wissen?“

Er grinste. „Nein“

„Gut!“, ich beugte mich zu ihm runter und küsste ihn zärtlich auf eine Wange.

„Das gefällt mir besser...“, er zog mich zu sich runter und nahm mich in seine Arme.

Zufrieden kuschelte ich mich an ihn.

Eine Weile sagte niemand von uns auch nur ein Wort.

Schließlich räusperte Ash sich jedoch.

„Was meinst du, sollen wir mal Früh...ehm...oder eher Mittagessen machen?“

Ich sah ihn an. „Vielleicht?“, ich hatte keine Lust mich jetzt auch nur einen Millimeter zu rühren, ich fühlte mich viel zu wohl.

Ash lachte. „Komm schon, sonst denken Maike und Drew wir würden immer nur im Bett liegen!“

„Damit könnte ich leben...“, murmelte ich.

Er hörte es und lachte noch lauter. „Womit? Dass sie es denken würden, oder wirklich immer im Bett zu liegen?“

Ich grinste ihn an. „Beides?“

Er gab mir einen Kuss auf die Lippen und stand dann auf.

„Der Gedanke gefällt mir auch, aber trotzdem“

Brummelnd machte ich es ihm nach und stand ebenfalls auf, um mich anzuziehen.

„Hast du was dagegen, wenn ich erst noch...?“, ich warf einen fragenden Blick zum Adventskalender, er verstand sofort und grinste.

„Nein nein, mach du nur. Ich dachte du magst ihn nicht besonders?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Er ist schon okay...“

Ash zog vielsagend die Augenbrauen hoch.

„Wenn du das sagst. Naja, ich geh schon mal in die Küche, bis später!“

Ich nickte ihm flüchtig zu, dann drehte ich mich zu dem kleinen Baum um, der mir mittlerweile fast schon sympathisch war.

„Auf ein Neues...“

Ich machte das goldene Bändchen, das wie immer liebevoll zu einer Schleife gebunden war, auf und entfaltete den blauen Stoff.

Diesmal war wieder nur ein Zettel drin.

Zur Abwechslung mal wieder ein Gedicht?

Neugierig entrollte ich ihn.
 

Der blaue und der weiße Flieder

Umduftet unsere Laubenbucht,

Goldregen pendelt auf uns nieder

Der blütenschweren Zweige Wucht.
 

Viele weiße Schmetterlinge fliegen,

Der Spötter singt im Rosendorn,

Ganz langsam sich die Zweige wiegen.

Ein warmer Wind geht über das Korn.
 

Die Sonne spielt auf deinen Händen,

Die lässig ruhn auf deinem Kleid,

Mein Blick will sich davon nicht wenden,

Mein Herz denkt lauter Zärtlichkeit.

(Hermann Löns)
 

...Weil du so wunderschön bist, Misty.
 

Ich schluckte.

Das war...ein wirklich schönes Gedicht.

Mit zitternden Händen legte ich den Zettel zur Seite.

Nochmal wollte ich es nicht lesen.

In mir war gerade ein Gefühlschaos ausgebrochen.

Wieso musste mir jemand anderes als Ash sowas schenken?!

Ich wollte das nicht...ich hatte es nie gewollt!

Wieso musste da irgendeiner kommen und sich für so toll halten?

Naja. Das Gedicht war ja nicht selbst geschrieben.

Das konnte jeder, mal eben eine Internetadresse öffnen und was passendes raus ziehen.

Trotzdem...das war eine nette Geste. Eine sehr nette.

Ich seufzte und stand auf.

Wer auch immer dieser „Unbekannte“ war – er wusste, wie man Frauen umschmeicheln konnte!

06.12.2008

Dieses Kapitel widme ich Rina (TamakiSuo ).

Weil das Kapitel ihre Idee war, die ich etwas erweitert und verändert habe.

Weil sie immer da ist, wenn ich sie brauche.

Und weil NaRi ohne sie nicht das selbe wäre (:

Ich hab dich "echt" lieb, ne 'Ricarda'?!

Deine Natascha :D (Insiiider ;P Schaut NaRichten :D)
 

Frohen Nikolaustag an euch alle ^^

Eure Shona
 

Mit halbem Interesse folgte ich mit den Augen einem dunkelroten Blatt, das vom starken Wind durch den Garten gefegt wurde.

Das Gras war vom Frost gräulich gefärbt, sämtliche Blumen waren längst verblüht.

Mittlerweile waren ausnahmslos alle Laubbäume gänzlich ohne Blätter, nur die Tannen stellten noch ein paar dunkelgrüne Farbtupfer im kalten grau der Straßen dar.

Wie schön es wäre, wenn es schneien würde.

Mit Schnee verwandelte sich die ganze Umgebung immer in eine wunderschöne Winterlandschaft, doch dieses Jahr hatte sich die Natur noch nicht dazu überwinden können, mir dieses gefallen zu tun.

Seufzend wandte ich mich vom Fenster ab.

Nikolaus. Und Ash war nicht da.

Es war in der Frühe aufgebrochen um ein paar Weihnachtseinkäufe zu machen, wie er mir sagte.

Toll...

Mein Blick wanderte zum Adventskalender.

Hmh...ich hatte damals etwas besonders hinein getan.

Ein Liebiskus. Es lag doch irgendwie nah, an Nikolaus etwas...spezielles zu schenken, oder?

Vielleicht würde also auch mein „Unbekannter“...?

Ich biss mir nervös auf die Unterlippe.

Was sollte dieses aufgeregte Gefühl von Neugierde und Erwartung?

Ich wusste, dass mir dieser Kerl nicht mehr ganz egal war, aber trotzdem...

War ich wirklich auf dem Weg, mich in ihn – oder sie – zu verlieben?

Aber was war mit Ash?

Kaum hatte ich an ihn gedacht, wusste ich, dass er mir immer wichtiger sein würde als irgendwer anders.

Er war einfach...meine große Liebe. Das klang kitschig, aber so empfand ich es irgendwie.

Mich störte dieses Interesse an dem Unbekannten. Es passt nicht in meinen Alltag, außerdem brachte es mich durcheinander.

Freundschaft – das war für mich okay. Aber mehr nicht.

Ich wollte Ash nicht verletzen. Nie.

Mit ein paar Schritten war ich bei meinem Baum und hatte das sechste Beutelchen abgepflückt.

Es war ziemlich leicht, also war schon mal kein PokéBall drin. Schade eigentlich.

Ich machte es auf und holte einen Zettel heraus.
 

Hier eine besondere Überraschung zum Nikolaustag.

Ich hoffe du bist gleich da ;)
 

Es folgte eine Internetadresse.

Eine sehr spezielle Internetadresse.

Eine Adresse für einen privaten Chatroom!

Mir stockte der Atem.

Das war...mehr als ich erwartet hatte.

Ich chattete ab und zu mal, wenn mir und irgendeinem Freund danach war, deswegen wusste ich, was ich machen musste, aber...

Ohne weiter nachzudenken stürzte ich an meinen Laptop.

Ich klappte ihn auf, schaltete ihn ein und wartete ungeduldig, bis er hochgefahren war.

Endlich konnte ich dem Kerl sagen, dass er seine Klappe nicht so weit aufreißen sollte!

Was für ein wundervolles Gefühl!

Aber ich konnte nicht leugnen, dass ich außerdem auch neugierig auf den „Unbekannten“ war...

Ich meine...so ein Adventskalender war ja schon interessant...

Wie er wohl heißen würde? Vielleicht konnte ich von seinem Nickname auf seinen richtigen Namen schließen und so herausfinden, wer er war!!

Schnell öffnete ich das Internet und gab die aufgeschriebene Adresse ein und wartete ab, was passierte.

Erstmal wurde ich höflich gefragt, wie ich mich denn nennen wollte.

Hmh, eigentlich war das ja ziemlich egal.

Mit unsicheren Fingern tippte ich den ersten Namen ein, der mir einfiel und klickte auf „OK“.

Ein User online.

Ich merkte, dass mein Herz schneller schlug als gewöhnlich, ich war irgendwie ziemlich aufgeregt...
 

Seerose:: Halloo??

Gast 114: Hallo meine Schöne!
 

Na toll. Gast 114. Was für ein überaus kreativer Name! Der sagte ja mal gar nichts aus!
 

Seerose: Und wie darf ich dich nennen?

Gast 114: Mein Name ist...

Seerose:: Wow, wie aussagekräftig!

Gast 114: So? Findest du? Gut, dann muss ich ja nichts mehr schreiben! :-)
 

Haha. Wie witzig...

Zeit für drastischere Mittel!
 

Seerose: Woher weißt du soviel über mich und meine Reise?

Gast 114:: Du selber hast es mir erzählt!

Seerose:: Aha...Also kenne ich dich?

Gast 114:: Ja, und ich kenne dich!“

Seerose:: Das merke ich. Du hast meine Idee schließlich geklaut! XD

Gast 114: Ja, habe ich! Und zwar weil du so schöne Ideen hast!

Seerose:: Du machst mich ganz verlegen!

Gast 114: Hoffentlich verschwindest du vor Verlegenheit nicht im Boden, es gibt viel Gutes über dich zu erzählen ;)

Seerose: Du schleimst dich ein?! ;D

Gast 114: Habe ich das denn nötig?

Seerose:: Vielleicht?!
 

Das ging jetzt irgendwie ziemlich in Richtung Flirt.

Schnell tippte ich weiter.
 

Seerose:: Nein, ich bin glücklich vergeben.

Gast 114: An den lieben Gott vielleicht? Nur er hätte eine Göttin wie dich WIRKLICH verdient!

Seerose: XD Nein, zum Glück nicht! Ash ist schon mehr als ich wirklich verdiene...

Gast 114: Ash? Das weiß ich doch, aber...du verdienst mehr als ihn!
 

Ziemlich dreist, fand ich.

Ich meine, gut, Ash hatte mir keinen Adventskalender geschenkt, aber er tat einen Haufen anderer Dinge, die nicht jeder Typ für mich getan hätte.

Dem mussten mal die Flügel gestutzt werden!
 

Seerose:: So, findest du?

Gast 114: Ja, ich zum Beispiel hätte dein Fahrrad nicht zerstört und ich hätte DICH aus dem Fluss gerettet, anstatt mich retten zu lassen!

Seerose: Du meinst also, du hättest mich verdient, Ash aber nicht? Hör mir mal gut zu, du wirst es auf keinen Fall schaffen, mich ihn vergessen zu lassen, auch wenn du es groß angekündigt hast! Er ist mein Leben, um es drastisch auszudrücken!!

Gast 114: Ich will „dein Leben“ ja nicht beenden...Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du mich lieben lernen wirst...Und dich lieben zu lernen war so einfach wie Mathematik in der ersten Klasse!

Seerose:: Ich glaube ich sollte den PC ausschalten, bevor ich richtig sauer werde!!

Gast 114: Oh nein, ich wollte dich nicht sauer machen, bitte bleib noch!
 

Na toll, wenn mir jemand SO kam, wurde ich sofort weich!

Sowas hinterhältiges...
 

Seerose: Ach wie süß! Wenn du so lieb darum bittest, bleibe ich natürlich! ;)

Gast 114: Nichts ist so süß wie du, aber dass du bleibst war meine Absicht! Finde ich gut...
 

Dieser Typ war wirklich unglaublich! Er schien alles genausten durchzuplanen und er schien genau zu wissen, wie ich handeln würde...

Ich würde ihn natürlich nicht merken lassen, wie sehr mich das verunsicherte...
 

Seerose: Oh Gott, bist du immer so schnulzig?!

Gast 114: Eigentlich nicht, aber du hast alle Romantik verdient, die ich aufbringen kann!

Seerose:: Jetzt bin ich aber gerührt! Wie soll ich mich für deine ganze Mühe nur bedanken? ~Ironie~

Gast 114: Du könntest zumindest damit anfangen, meine Mühen nicht zu verspotten, damit wäre mir geholfen!

Seerose: Überanstrenge dich bloß nicht, Natürlichkeit ist bei mir das A und O.

Gast 114: Tja, Romantik ist bei mir das B und P! Kann ich auch so sagen...Aber die Mischung aus der Natürlichkeit und der Romantik ist das, was Liebe ausmacht. Daher sind wir die perfekte Mischung!

Seerose: Dieser blöde Spruch könnte von Ash sein! Komisch, normalerweise bin ich die Romantische. Bei Ash und mir meine ich...

Gast 114: Davon kannst du jetzt eine Auszeit nehmen, meine geliebte Misty!

Seerose: Ich finde dich aber nicht romantisch, sondern schnulzig und ktischig! Manchmal ist weniger mehr!

Gast 114: Manchmal ist mehr aber auch genau richtig!

Seerose: In diesem Fall aber nicht! Das nervt irgendwann!

Gast 114: Ich wollte dich nicht nerven, das tut mir Leid.

Seerose: Mach es das nächste Mal besser!

Gast 114: Das nächste Mal? Das heißt, du kommst wieder? Wie schön...wann denn?

Seerose: Übermorgen. Um 11.00 Uhr.

Gast 114: Das ist mal ne klare Ansage! Okay, ich werde da sein!

Seerose:: Tschüß!

Gast 114: Auf Wiedersehen, meine geliebte Rose!
 

Ich ignorierte seinen letzten Satz und loggte mich aus.

Völlig aufgewühlt schaltete ich den PC aus und warf mich aufs Bett.

In meinem Kopf wirbelten tausend Gedanken, Fragen und Gefühlt durcheinander.

Ash fehlte mir schrecklich, ich fühlte mich einsam und leer nach diesem verrückten Chat.

Dieser Typ war extrem kitschig und extrem arrogant.

Kitsch mochte ich bis zu einem bestimmten Grad gern, aber Arroganz??

Damit konnte ich normalerweise überhaupt nichts anfangen...

Mein Blick wanderte wieder zum Kalender. Naja, ich würde übermorgen wie versprochen da sein, mal sehen, wie er sich so anstellen würde...

Ich drehte mich auf den Bauch und dachte weiter über das ziemlich seltsame Chatgespräch nach...
 

Als Ash am späten Nachmittag nach Hause kam, stand ich schon bereit und fiel ihm um den Hals, kaum dass er durch die Tür getreten war.

Er stellte seine zwei Einkaufstüten auf den Boden und legte die Arme um mich.

„Huch, was ist denn das für eine stürmische Begrüßung?“

Statt einer Antwort küsste ich ihn leidenschaftlich.

Auf eine irgendwie verwirrte Art und Weise erwiderte er meinen Kuss, anschließend sah er mich an.

„Was ist los?“, er klang ein wenig besorgt.

Ich kuschelte mich an ihn und holte mir die Zärtlichkeiten, nach denen ich mich den ganzen Tag gesehnt hatte.

„Gar nichts...ich hab dich nur unendlich vermisst...“

Er fragte nicht weiter, sondern hielt mich einfach nur fest...

07.12.2008

„Misty? Hast du meine Sportschuhe gesehen? Ich finde sie nicht!“

„Ash, sie stehen vermutlich da, wo sie immer stehen!“

Ich rollte mit den Augen. Immer dieses morgentliche Joggen...

„Nein, tun sie nicht!“, er erschien in Sportsachen in der Zimmertür.

Ich räkelte mich auf unserem Bett und sah ihn an.

„Dann denk nach wo du sie ausgezogen hast!“

„Mir fällt es aber nicht ein!“, es gab Momente, da klang er wie früher, klein und nörgelnd.

Jetzt war einer dieser Momente und ich musste unwillkürlich grinsen.

„Ich weiß es leider auch nicht!“

Er sah mich misstrauisch an.

„Wieso grinst du so? Gib es zu, du hast sie versteckt!“

„Hab ich nicht! Wie kannst du sowas von mir denken!“

„Keine Ahnung, weiß ich auch nicht!“

Er rannte die wenigen Schritte zum Bett und sprang auf mich zu.

Ich schrie erschrocken auf und ging so gut es ging in Deckung, doch er landete genau so, dass er über mir kauerte und auf mich hinunter sah.

Ich konnte so nicht entkommen, da seine Arme und Beine mich quasi gefangen hielten.

„Na, erschreckt?“, er grinste.

Einen Augenblick starrte ich ihn an, dann schüttelte ich den Kopf.

„Nein, überhaupt nicht!“

„Ja sicher!“, er beugte sich runter und gab mir einen Kuss.

Anschließend grinste er ziemlich schelmisch.

„Es gibt ja auch andere Wege, um Kalorien zu verbrennen...“

Gegen jeglichen Willen prustete ich los.

„Ja nee, ist klar! Normalerweise lässt du dich durch Nichts und Niemanden von deinem Lauftraining abbringen!“

Er ließ mich los und setzte sich neben mich.

„Du hast Recht. War auch nicht ernst gemeint...aber wo sind diese blöden Schuhe, verdammt nochmal??“

Ich zog die Schultern hoch. „Guck unterm Bett nach, da verschwindet doch immer alles...“

Für ein paar Sekunden sah er mich überrascht und etwas verwirrt an, dann legte er sich auf den Bauch, beugte seinen Kopf über die Bettkante und schaute unters Bett.

„Meine Fresse, mach da mal sauber!“, es war seiner Stimme anzuhören, dass er grinste.

Natürlich wusste er, dass unter unserem Bett kein Staub zu finden sein würde, darauf legte ich dann schon irgendwie Wert.

Plötzlich streckte er einen Arm nach unten und zog etwas hervor.

„Tatsächlich, hier sind sie! Woher wusstest du das?!“

Er stemmte sich nach oben und sah mich an.

Ich lächelte. „Weibliche Intuition, mein Lieber!“

„Bestimmt!“, er tippte sich an die Stirn. „Ich habe keine Ahnung, wie die dahin gekommen sind...“

Ich lehnte mich zu ihm und küsste ihn liebevoll.

„Ich auch nicht. Und jetzt los, sonst kommst du nie in die Pötte!“

Lachend stand er auf.

„Gib es zu, du willst mich los werden!“

„Wie kommst du denn darauf?“, erwiderte ich trocken.

So war es bei uns einfach, wir beide brauchten einmal am Tag auch Zeit für uns.

Er holte sie sich beim Laufen, ich beim Schwimmen.

Lächelnd warf Ash mir eine Kusshand zu.

„Ertrinke mir bitte nicht, ja?“

„Und du, lass dich bitte nicht von einem Baum erschlagen!“, ich grinste.

„Ich meine es Ernst! Selbst der beste Schwimmer kann mal einen Krampf haben!“

„Und auch der beste Läufer kann umknicken, ausgerechnet wenn gerade ein Baum gefällt wird!“

Ash tippte sich abermals an die Stirn, dann verschwand er entgültig.

Ich ließ mich für einen Moment wieder auf den Rücken fallen, ließ die Stille auf mich wirken und meine Gedanken abschweifen.

Wenn dieser „Gast 114“ wirklich ein Freund von mir war...musste es jemand sein, dem ich viel erzählt hatte! Leute, die ich nur einmal getroffen hatte, kamen also gar nicht in Frage!

Aber nach der Reise hatte ich mit so vielen wieder Kontakt aufgenommen...

Susi, Sakura, Melody, Richie, Rudy, Duplica, Timo ... die Liste schien mir endlos!

Und allen hatte ich eine Menge erzählt, ganz einfach weil alle so interessiert daran waren...

Seufzend richtete ich mich auf.

Bisher hatte ich nicht die geringste Ahnung, wer dahinter steckte.

Die ganze Sache war hervorragend geplant, jetzt wusste ich, wieso Ash mir geglaubt hatte, dass Gary den Kalender gemacht hatte...

Mühsam stand ich auf und tappste zum Adventskalender, um das heutige Beutelchen aufzumachen.

Ich zog etwas heraus, was mich die Luft anhalten ließ.

Das war eine Eintrittskarte!

Eine Eintrittskarte aus der Zeit, als ich als Meerjungfrau in der Azuria Arena aufgetreten war!

Wie so oft, lag auch diesmal ein Zettel dabei.4
 

Du als Meerjungfrau. Was für ein Anblick. Das schönste Wasserballett, das ich je gesehen habe...
 

Na toll! Wieso war von uns Schwestern nie jemand darauf gekommen, dass Datum auf die Karten zu drucken?! Dann hätte ich das jetzt einfach...obwohl...wusste ich noch, wann welche Freunde von mir zugesehen hatten?

Nein, wusste ich nicht, soviel musste ich mir selber eingestehen.

Andächtig betrachtete ich die Karte.

Das ich so eine noch mal in der Hand halten würde! Irgendwie hatte ich niemals eine aufbewahrt...eigentlich schade.

Ich zog die Schreibtischschublade auf, in die ich mittlerweile alle Inhalte des Adventskalender gepackt hatte auf, und legte die Karte dazu.

Langsam wuchs meine Sammlung sichtbar.

Ich schob die Lade wieder zu und stand auf.

Nur noch 17 Tage, dann wäre der 24. Wow, das klang nach noch viel Zeit...

Aber meistens verging diese ja dann doch schneller, als man geglaubt hat...

08.12.2008

Stirnrunzelnd betrachtete ich die CD, die ich heute aus dem Adventskalender geholt hatte.

Sie war unbeschriftet und sagte rein gar nichts aus. Toll, da hätte man sich auch mehr Mühe geben können!

Irgendwie war ich aber doch sehr gespannt, was ich darauf hören würde...

'Seine' Stimme? Oder doch eher etwas, dass mich wieder an meine Reise erinnern würde?

Vermutlich. Aber so viel hatten wir nicht mit Musik zu tun gehabt...Das musste schon irgendwas besonderes sein irgendwie...Aber vielleicht war es ja auch nur das neuste Album von Enrique Inglesias! Illegal gedownloadet und auf eine CD gebrannt. Wäre möglich.

Was dachte ich da schon wieder für einen Mist?

Ich könnte einfach zu unserer Stereoanlage gehen und die CD hineinlegen...

Genauso machte ich es dann auch.

Die Anlage zeigte an, dass nur ein einziges Lied darauf zu hören war, 4 Minuten und 15 Sekunden.

Nichts ahnend drückte ich auf „Play“ und wartete.

Nach nur wenigen Sekunden ertönten klare Töne einer Flöte

Ich brauchte eine Weile, bis ich wusste, was für ein Lied das war.

Völlig unvorbereitet schnappte ich nach Luft.

Wie konnte das sein?! Woher hatte 'er' diesen Song?

So schön und perfekt, wie es nur eine Person konnte...Melody.

Atemlos lauschte ich dem wundervollen Notenspiel, das mich daran erinnerte, wie schnell Melody mich durchschaut hatte.

Sie hatte irgendwie von Anfang an gewusst, dass ich in Ash verliebt war...

Gedankenverloren starrte ich auf meine Hände.

Was für ein tolles Geschenk...dieses Lied hatte ich schon immer so gemocht...

Aber wo hatte er es her?

Melody hatte längst aufgehört auf ihrer Flöte zu spielen, sie war zu alt geworden...

Ich ließ das Lied noch einmal laufen und ließ mich davon gefangen nehmen.

Das zarte auf und ab der Melodie brachte mich zum Träumen.

Mein Kopf verwandelte sich in eine eigene kleine Phantasiewelt, in der Ash und ich für immer glücklich waren. Wie kitschig! Aber dennoch schön...

Als das Lied abermals zu Ende war, brauchte ich einen Moment, um mich wieder in der Realität zurechtzufinden.

Mein Blick wanderte durchs Zimmer, die plötzliche Stille war irgendwie...seltsam.

Die Uhr zeigte 11:08 an, die Sonne schien hell durch das Fenster und...

11:08?!

Ich sprang auf. Ich hatte versprochen, dass ich um 11.00 Uhr im Chat sein würde!

Kurz bevor ich hektisch wurde, kam mir aber ein anderer Gedanke.

Wieso sollte ich mich beeilen?

Wollten wir doch mal sehen, wie lange 'er' warten würde und vorallem, was er sagen würde!

Ganz gemütlich schaltete ich den Laptop an, ging dann in die Küche, um mir einen Tee zu machen.

Das Gerät war längst einsatzbereit, als ich wieder ins Zimmer kam.

Ich setzte mich und öffnete das Internet, dann die Internetseite.

'Gast 114' war online, doch war er auch noch gut gelaunt??
 

Gast114: Hallo meine Liebe, wie schön dass du mir auch heute wieder die Ehre erweist!

Seerose: Ich hatte es doch versprochen, oder...?

Gast114: Ja und ich bin sehr froh darüber, dass du ein ehrlicher Mensche bist und deine Versprechen auch hälst!

Seerose: Tjaa...woher hattest du die CD mit Melodys Lied?!

Gast114: Von Melody...
 

Was?! Das hieße ja, dass er extra auf die Insel gereist war und sie bitten musste, das Lied noch einmal zu spielen, damit er es aufnehmen konnte!!
 

Seerose: Du scheust echt keine Mühe, oder?

Gast114: Nein, für dich würde ich sogar bis ans Ende der Welt gehen!

Seerose: Ich fühle mich geehrt.

Gast114: Das hast du auch verdient!
 

Okay, es wurde Zeit, das Thema zu wechseln...
 

Seerose: Darf ich fragen wann du mit den Vorbereitungen angefangen hast?

Gast114: Ich habe mit den Vorbereitungen begonnen, seit ich wusste, dass ich dir eine Freude machen wollte!

Seerose: Und seit wusstest du das?

Gast114: Ich will dir Freuden machen seit ich dich kenne...

Seerose: Du kannst es nicht lassen, mich in Verlegenheit zu bringen, oder?

Gast114: Nichts läge mir ferner, aber wenn du bei allem, was ich gutes über dich sagen kann -und das ist verdammt viel- in Verlegenheit gerätst, dann muss es wohl so sein!
 

Oh Gott, dieser Typ machte mich fertig!

Ich konnte nichts dafür, aber langsam wurde ich wirklich verlegen, wenn er mich so schamlos anschmatete!

In meiner Magengegend machte sich ein sehr seltsames Gefühl breit, ein Kribbeln, nicht unangenehm, aber dennoch gefiel es mir nicht.

Ich wusste warum es mir nicht gefiel.

Dieses Gefühl zeugte eindeutig von ersten Anzeichen des Schwärmens!

Völlig erstarrt blickte ich auf den Bildschirm, ohne ihn wirklich zu sehen.

Wie konnte das sein?!

Ich liebte Ash! Und ich musste mich nicht anlügen, um zu wissen, dass ich ihn über alles liebte.

Dagegen war dieses Gefühl was ich gerade hatte absolut nicht nennenswert.

Trotzdem verunsicherte es mich gewaltig und ich hatte schlagartig wieder ein reges Verlangen nach Ashs Nähe.
 

Gast 114: Misty? Bist du noch da?

Seerose: Ja, aber ich muss jetzt gehen.

Gast 114: Wohin? :-O

Seerose: Zu meinem Freund.

Gast 114: Zu Ash?

Seerose: Ja. Bis Freitag. Um 11.00 Uhr.

Gast 114: Vorher kommst du nicht mehr?

Seerose: Nein, tut mir Leid.

Gast 114: Ich liebe dich

Seerose: Ich weiß...
 

Es stimmte, ich wusste wirklich, dass er mich liebte.

Aber ich antwortete nichts darauf.

Ich machte den Laptop schnell aus, sprang dann auf und lief zu Ash, der in seinem Arbeitszimmer am Schreibtisch saß und ein Buch laß.

„Ash?“

Er drehte sich interessiert zu mir um.

„Ja bitte?“

„Wieso ließt du nicht im Bett?“

Er lächelte. „Ich habe etwas im Internet...bestellt. Für Weihnachten. Und dann wollte ich dich nicht stören...“

Als ich sein Lächeln sah, wurde mir wunderbar warm, ich ging zu ihm, nahm ihm das Buch aus der Hand und setzte mich auf seinen Schoß.

„Du hast etwas bestellt?“, die Neugierde in meiner Stimme war nicht zu überhören.

Auch für ihn nicht. Er grinste. „Ja, aber ich verrate dir nicht was!“

Ich streckte meine Zunge raus.

„Will ich gar nicht wissen!“

Er legte seine Arme um mich. „Na dann...“

Ich ließ meine Stirn an seine sinken.

„Ich liebe dich...“

„Ich weiß. Und ich liebe dich auch!“

Mir lief ein Schauer über den Rücken, weil das genau die Antwort war, die ich 'Gast 114' gegeben hatte. Nur dass der zweite Teil, den er sich so wünschte, gefehlt hatte.

Ich beugte mich zu Ashs Lippen hinunter und küsste ihn.

Er erwiderte meinen Kuss zart und doch leidenschaftlich und verbannte so jeglichen Gedanken an 'Gast 114' aus meinem Kopf...

09.12.2008

Ich wusste, dass ich träumte.

Keine Ahnung wieso, aber ich wusste, dass dies nicht real sein konnte.

Ich stand auf einer riesigen Wiese zwischen hunderten von Blumen, ihr süßlicher Duft stieg mir wohltuend in die Nase.

Der Wind brachte meine Haare durcheinander, aber wie immer störte mich das wenig.

Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse, um alles sehen zu können.

Doch es war alles bloß grün, bespickt mit bunten Flecken, soweit das Auge reichte.

Also begann ich zu laufen. Aus einem unbekannten Grund, wollte ich unbedingt irgendetwas anderes sehen, obwohl diese Wiese so wunderschön und vollkommen war!

Eine halbe Ewigkeit später, so schien es mir jedenfalls, erblickte ich einen Punkt am Himmel, der schnell größer zu werden schien.

Ich blieb – ohne auch nur das kleinste bisschen außer Atem zu sein – stehen und betrachtete den Punkt eingehend.

Bald konnte ich sagen, dass es ein fliegendes Pokémon war, doch was für eins wollte diese totale Stille hier zerstören?

Schon bald erkannte ich es, und was ich sah, freute mich so sehr, dass mich die „totale Stille“ kein bisschen mehr interessierte!

„Togetic!!!“, ich schloss es glücklich in meine Arme, wir hatten uns ja so lange nicht gesehen!

Dennoch war es, als wären wir nie getrennt gewesen...

Ich drückte es eine Weile an mich und knuddelte mit ihm, ich hatte mich schon des Öfteren danach gesehnt!

Doch gerade als ich es anlächelte, bebte plötzlich der Boden und riss unter meinen Füßen auf, sodass ich fiel.

Ich ließ Togetic los, damit es eine Chance hatte, zu überleben, immerhin konnte es fliegen.

Mit den Fingerspitzen krallte ich mich am Rand des Loches fest, unter mir schien ein endloser Abgrund zu liegen.

Ich sah zu Togetic hoch, es grinste mich breit an.

„Was...?“

Es hatte keine Tränen in den Augen, wie bei unserem Abschied damals.

Es freute sich vielmehr über meine Lage!

Ich konnte es nicht glauben, mir stiegen Tränen in die Augen.

Togetic schüttelte sich irgendwie angeekelt, bevor es eine Attacke auf mich abfeuerte, sodass mich meine letzte Kraft verließ und ich fiel...
 

Mit einem Aufschrei wachte ich auf und saß kerzengerade im Bett.

Ash neben mir setzte sich verschlafen auf.

„Ist alles in Ordnung?“, er rieb sich die Augen und sah mich an.

Es dauerte einen Moment, bis ich antworten konnte, der Traum hatte mich zu sehr geschockt.

Es war gerade so gewesen, als würde mir jemand sagen wollen, dass ich es nicht verdient hatte glücklich zu sein!

„Ich...ich hatte einen Albtraum...von Togetic...“

„Ist ihm etwas passiert?“

„Nein...es hat sich darüber gefreut, dass mir etwas passiert ist. Und zwar, dass ich in eine Schlucht gefallen bin“

Als er nicht antwortete, wandte ich meinen Kopf in seine Richtung, seine Augen ruhten immer noch auf mir, doch jetzt waren sie erschrocken.

Meine Augen trafen seine, er sah die Trauer in meinen und sofort legte er seine Arme um mich.

„Ach Misty...das war bloß ein Traum...“

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und atmete tief durch.

„Ich weiß...aber schlimm war er trotzdem!“

Ich spürte, wie Ash nickte. „Kann ich mir vorstellen...“

„Tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe“

„Ist schon in Ordnung, es ist ja nicht mehr so früh“, er deutete auf die Uhr.

Naja, gerade Sieben durch.

Mein Blick huschte zum Adventskalender.

Ash bemerkte es natürlich, vor ihm konnte ich wenig geheim halten.

„Mach ruhig auf. Macht es dir was aus, wenn ich dir zusehe?“

Ich merkte, wie ich leicht errötete, was er bei der Dunkelheit im Raum zum Glück nicht sehen konnte.

„Nein, natürlich nicht...“

Ich lehnte mich zu meinem Nachtisch herüber, um die Lampe darauf anzuknipsen.

Anschließend stand ich auf und streckte mich ausgibig.

Der Traum saß immer noch tief, aber es war eben doch nur ein Traum...

„Ash?“, ich drehte mich zu ihm um. Er sah zur mir hoch.

„Hmh?“

„Meinst du, Togetic geht es gut?“

Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen.

„Ich bin mir sogar sicher! Es beschützt die ganzen kleinen Togepi im Paradis, und Sarah gibt bestimmt auch mit Acht!“

Er meinte, was er sagte, das wusste ich. Deswegen vertraute ich ihm voll und ganz.

Ich ging zu dem kleinen Baum, den ich mittlerweile wirklich mochte...

Vorsichtig löste ich den Beutel, der heute ziemlich schwer war...

„Komm her...bitte“, Ash deutete neben sich aufs Bett. Eine Einladung, die ich weder abschlagen konnte noch wollte.

Ich setzte mich auf die Bettkante, wo er sofort einen Arm um meine Schultern legte und mir dabei zusah, wie ich den Stoff auseinander faltete.

Es war ein wundervolles Gefühl dabei Ash neben mir zu spüren, dadurch wusste ich, dass ich ihn mehr liebte als irgendwen anders.

„Was ist das?“, fragte er leise, als ich das Runde etwas in die Hand nahm.

Es kam mir sofort bekannt vor. Ich wusste auch woher!

„Das ist eine Teetasse! Von der 'Tea Party' von Sakuras Schwestern! Wie toll!“, ich freute mich sichtlich über dieses Geschenk.

Sakura war so eine liebe Freundin von mir und jetzt hatte ich etwas, was mich an unser erstes Treffen erinnerte!

„Ich erinnere mich...wir haben mitgemacht. Wie ging das noch? Erst drehen, dann trinken?“

Ich nickte. „Ja, genau so!“, ich drehte die Tasse in meinen Händen und führte sie dann probeweise an meine Lippen.

„Da hat sich dein 'Gast 114' ja wirklich was Schönes ausgedacht“, wie Recht Ash hatte!

Natürlich hatte ich ihm alles erzählt, alles was ich wusste und er hatte mir geholfen zu überlegen, wer 'er' war.

Zu einem Ergebnis gekommen waren wir aber beide noch nicht. Leider.

Aber was nicht war, konnte ja noch werden!

„Soll ich dich mit deiner Tasse allein lassen?“

Wie kam er darauf? Vielleicht weil ich nicht geantwortet hatte?

Weil ich gedankenverloren wirkte?

Entschlossen stellte ich die Tasse auf den Tisch und drehte mich halb zu Ash.

„Nein, sollst du nicht. Die Tasse darf uns alleine lassen, wenn sie will!“

Ich lehnte mich vor und küsste ihn. Ich merkte, wie sich seine Lippen zu einem Grinsen verzogen, als ich auf seinen Schoß kletterte.

„Die Idee gefällt mir auch sehr gut...“, murmelte er.

„Und mir erst!“

Er ließ sich nach hinten fallen und zog mich auf sich.

Damit war wohl mal wieder bewiesen, wer hier der wichtigste Mensch für mich war: Ash!

Und daran würde auch kein 'Gast 114' etwas ändern...

10.12.2008

Ich wachte davon auf, das irgendetwas genau über meinen Bauch hüpfte.

„Pikachu, lass das!“, hörte ich eine männliche Stimme. Ashs Stimme.

Stöhnend richtete ich mich auf.

„Was'n los?“, vermutlich hörte sich meine Frage nicht besonders intelligent an, aber ich war irgendwie noch ziemlich verschlafen...

Ash hatte sich Pikachu geschnappt und hielt es mit einem entschuldigendem Gesichtsausdruck fest.

„Sorry, schlafe weiter!“

„Pika Pikachu!!“, mein Blick wanderte von Ash zu Pikachu, das sich aus irgendeinem Grund total zu freuen schien.

Ich schob die Bettdecke von meinen Beinen und kniete mich hin.

„Wieso ist Pikachu so fröhlich?“

Ash warf einen Blick zum Fenster, dann sah er wieder mich an.

„Guck am besten raus, du wirst dich fast genauso freuen...“

Ich legte den Kopf schief. „Dann muss ich aber aufstehen...“

„Pikachu!!“, anscheinend war es der Meinung, dass es sich für mich lohnen würde aufzustehen...

Seufzend hievte ich mich aus dem Bett.

„Wehe da steht jetzt sowas wie ein anderes Pikachu!“

Ash lächelte. „Nein, das ist es nicht...“

Ich tapste barfüßig zum Fenster, schob die Vorhänge zur Seite und stutzte.

Erst dann freute ich mich.

Schnee!“, strahlend drehte ich mich zu Ash um.

„Das ist toll! Ich hoffe er bleibt bis Weihnachten liegen!“

Ash lächelte jetzt noch zärtlicher als zuvor. „Ich wusste, dass dir das gefallen würde...“

Pikachu wand sich aus seinem Griff und sprang vom Bett aus auf meine Schulter.

Ich drehte mich wieder zum Fenster.

„Es sieht alles so anders aus...aber wundervoll! Ich liebe es...“

„Pika!“, die Maus stimmte mir eindeutig zu.

Meine Augen wanderten über die verschneite Landschaft vor unserem Haus.

Alles sah nun so perfekt aus, so schön und still.

Ein paar Pokémontapser zierten die Schneedecke und verliehen ihr einen besonderen Touch.

An diesem Bild konnte ich mich gar nicht satt sehen!

Plötzlich legten Ashs Arme sich um meine Taille. Ich hatte gar nicht gehört, wie er aufgestanden war.

Sein Kopf ruhte auf meiner Schulter, ich wusste, dass auch er nach Draußen sah.

„Du hast Recht, das ist echt...schön“

Ein paar Minuten standen wir so da, ich genoss die Wärme, die von seinem Körper ausging.

Ich genoss sie noch mehr, als ich mir gleichzeitig den kalten Schnee draußen ansah.

„Ich mache uns Frühstück, okay?“, Ash küsst mich sanft am Hals, ließ mich dann aber los.

Ich drehte mich überrascht um. „Frühstück? Du? Freilwillig?“

Er lachte. „Ja, ich dachte mir, ich tue dir heute mal was Gutes!“

„Ehm...danke!“, immernoch verblüfft sah ich ihm hinterher.

Dann zuckte ich mit den Achseln und drehte mich wieder um.

Pikachu saß mittlerweile auf der Fensterbank und starrte noch immer hinaus.

Mein Blick glitt hingegen zum „Baum“.

Okay, viel länger würde ich sowieso nicht warten, wieso also einen Konflikt mit mir austragen?

Ich ging hin, nahm den Beutel mit der 10 von seinem Ast und öffnete ihn.

Ein Blatt flatterte mir fröhlich entgegen.
 

hier im Wald mit dir zu liegen,

moosgebettet, windumatmet,

in das Flüstern, in das Rauschen

leise liebe Worte mischend,

öfter aber noch dem Schweigen

lange Küsse zugesellend,

unerschöpflich - unersättlich,

hingegebne, hingenommne,

ineinander aufgelöste,

zeitvergessne, weltvergessne.

Hier im Wald mit dir zu liegen,

moosgebettet, windumatmet...

(Christian Morgenstern)
 

Also irgendwie dreist.

Obwohl das Gedicht natürlich wunderschön war, ich erinnerte mich nicht daran, mit irgendjemandem kuschelnd in einem Wald gelegen zu haben!

Aber gut, am besten ich dachte nicht weiter darüber nach, wer weiß, was mir sonst so eingefallen wäre...

Ich las das Gedicht noch einmal durch und seufzte.

Manche Menschen konnten wirklich fabelhaft mit Worten umgehen...

Ich konnte das nicht wirklich. Schade eigentlich...

Ich legte das Gedicht in die Schublade und machte diese dann zu.

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Liebesbriefe im Gehirn irgendeinen bestimmtes Hormon auslösten, durch das du dich automatisch zu dem Schreiber hingezogen fühltest.

Vielleicht war das bei Liebesgedichten genauso?

Obwohl...Christian Morgenstern zum Beispiel hatte mir das Gedicht bestimmt nicht gewidmet.

Woran lag es dann, dass mein Herz anfing schneller zu schlagen, wenn ich nur an den Adventskalender oder den „Unbekannten“ dachte?!

Mir gefiel dieses innerliche Schwärmen ganz und gar nicht...

Meinem Körper anscheinend schon, sonst wäre das ja nicht so.

„Na Pikachu...? Was meinst du, wer ist dieser 'Gast 114'?“

Pikachu sah mich mit großen Augen an, antwortete jedoch nicht.

War ja auch kein Lebensberater oder so...

Ich strich über sein weiches Fell, das wie immer perfekt gepflegt war.

„Sag mir, wenn du eine Idee hast...“, es nickte langsam.

Ich lächelte, drehte mich dann aber um, um zu Ash zu gehen.

Mal sehen, was er in der Küche angerichtet hatte...

11.12.2008

„Wann wollte deine Mutter nochmal kommen?“

Aufgehetzt wie ein gestörtes Bibor rannte ich durchs Haus um einigermaßen aufzuräumen.

Deliah hatte stets einen kritischen Blick, nicht dass sie plötzlich auf die Idee kam hier aufzuräumen!

„Um eins“, Ash, der in solchen Situationen immer die Ruhe selbst war, saß auf dem Sofa und blätterte im Fernsehmagazin.

Mit einem Haufen Wäsche im Arm blieb ich vor ihm stehen.

„Kannst du mir nicht mal helfen?!“

Ash blickte auf. „Ach komm, weder Mum noch irgendjemand von den anderen würde hier den Mr. Propper spielen!“

„Bei Gary wäre ich mir nicht so sicher...und Tracey beobachtet sowieso immer alles ganz genau!“

Ein Grinsen huschte über Ashs Gesicht.

„Okay, bei Gary widerspreche ich dir nicht, aber trotzdem!“, er legte das Heft zur Seite und stand auf.

„Entspann dich mal!“

Wortlos ging ich aus dem Zimmer, um die Wäsche in die Wachmaschine zu stecken.

Ash folgte mir ebenso schweigend und sah mir zu.

„Misty? Du hattest doch selber die Idee Professor Eich, Mum, Gary und Tracey einzuladen!“

Ich drehte mich zu ihm um. „Du kennst mich doch!“

Er lächelte, legte seine Arme um meine Taille und sah mich an.

„Stimmt, ich kenne dich. Und jetzt lass das mal alles sein und hör auf dich verrückt zu machen. Im Nachhinein ärgerst du dich sowieso wieder darüber!“

Ein Seufzen entfuhr mir. „Du hast Recht...“

Er strich mir durch die Haare. „Komm, lass uns spazieren gehen! Durch den Schnee!“

Seine Idee hob meine Laune deutlich.

„Jaa! Ich zieh mir nur schnell was anderes an...“

Ich deutete auf meinen Pyjama, küsste ihn schnell auf eine Wange und machte mich auf ins Schlafzimmer.

Egal was es war, ich liebte es im Schnee draußen zu sein.

Vermutlich würde aus dem Spaziergang eine Schneeballschlacht werden, mit unseren Pokémon...

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.

Was für eine herrliche Vorstellung!

Ich zog mir einen dicken Rollkragenpullover und eine Jeans an, dann wandte ich mich an meinen Adventskalender.

Wenn ich ihn raus stellen würde, würde er ganz schnell erfrieren...

Auch eine Möglichkeit ihn und somit auch dieses Gefühl los zu werden!

Nach nur wenigen Sekunden verwarf ich den Gedanken jedoch wieder.

Dafür war der Kalender zu schade...und irgendwie wollte ich mich nicht davon trennen. Mist!

Soweit hatte ich es nicht kommen lassen wollen...

Aus den Augenwinkeln betrachtete ich da Objekt meines Missfallen.

Naja...es würde ja nicht schaden, wenn ich weiter aufmachen würde...

Seufzend nahm ich den Beutel ab, wiegte ihn ein paar Sekunden in meiner Hand und betrachtete ihn eingehend.

Außerdem versuchte ich tief in mich hinein zu fühlen, um nachvollziehen zu können, was Ash damals empfunden haben musste.

Die gleiche Art Vorfreude und Neugierde?

Vermutlich nicht, er war damals nicht vergeben gewesen...sein Glück!

Ich fühlte mich innerlich völlig verwirrt! Ich hatte solange ich denken konnte – naja, das war etwas übertrieben – nur in Ash verliebt gewesen!

Wieso musste sich das jetzt plötzlich ändern?

Auch wenn es nur ein klitzekleiner Teil in mir war, er begann eindeutig, sich in diesen anderen Kerl zu verlieben! Und dieser Gedanke missfiel mir ziemlich!

Ich zog leicht aufgebracht an dem Schleifchen, gespannt was mich heute erwarten würde.

Ich zog ein Marmeladenglas heraus, gefüllt mit...

Matsch?!“

Erschrocken fuhr ich zusammen. Ash hatte sich hinter mich gestellt und sah mir über die Schulter.

„Das ist bestimmt kein...Matsch. Vielleicht ist es...eine besondere Senfsorte!“

Wieso sollte mir mein Unbekannter auch ein Glas Matsch schenken?! Also bitte...

Ich konnte förmlich spüren, wie Ash die Augenbrauen hochzog.

„...und es ist doch Matsch...“, hörte ich ihn murmeln.

Ich griff nach dem beiliegendem Zettel und schlug ihn auf.
 

Liebste Misty,

in diesem Glas befinden sich Sand und Wasser von den Orange Inseln.

Ich weiß, dass deine Reise dir dort besonders gut gefallen hat, da du immer und überall von Wasser umgeben warst – deinem Lieblingselement.

Ich hoffe der entstehende Matsch verschreckt dich nicht.
 

Ash, der hinter mir mitgelesen hatte, lachte in sich hinein.

„Du hast Recht, das ist kein Matsch! Das ist 'Orange-Insel-Matsch'!“

Ich streckte ihm die Zunge raus.

„Ich finde es nett!“

Ash grinste. „Ich hab nicht gesagt, dass es nicht nett ist!“

„Jaja...“; ich betrachtete das Glas noch einen Moment, dann stellte ich es auf den Tisch.

Etwas seltsam fand ich die Idee ja schon...aber naja!

„Gehen wir jetzt raus oder was?“

„Nanu? Willst du nicht noch ein wenig Zeit mit deinem neu erworbenem Matsch verbringen?“

Ärgerlich stieß ich Ash meinen Ellenbogen in die Rippen.

„Hör auf damit! Du hast mir noch nie was von den Orange Inseln geschenkt!!“

Kaum hatte ich diesen Satz gesagt, bereute ich ihn auch schon wieder.

Ashs Augenbrauen waren in die Höhe geschossen, ich hielt die Luft an.

„Ich...tut mir Leid! Das wollte ich nicht, das...war nicht so gemeint...“, ich verstummte.

„Du willst also, dass ich dir was von den Inseln schenke?“, seine Stimme klang jetzt dunkel, schon fast bedrohlich.

„Nein! Du hast mir schon so schöne Dinge geschenkt! Zum Beispiel das hier!“, ich hielt mein rechtes Handgelenk hoch, an dem das feine Silberarmband hing, dass er mir zu unserem Fünfjährigen geschenkt hatte. Daran hing ein Herz, mit unseren Namen eingraviert...

„Das ist mir nur so raus gerutscht...“

„Aha“

„Ash, bitte, jetzt sei nicht so ein...“

„Ein was?! Schlechter Freund? Kindskopf? Vollidiot?!“

Au weia! Ich hatte ihn wohl wirklich verletzt...

Aber vielleicht war er auch einfach nur eifersüchtig...?

Dazu gab es doch keinen Grund! Nur wegen so einem blöden Glas mit flüssigem Sand...

Sein Armband zum Beispiel trug ich jeden Tag!

Und auch seine restlichen Geschenke hielt ich in Ehren.

Ich legte meine Hände auf seine Schultern.

„Bitte sei nicht sauer...im Moment würde ich das nicht überleben...“

Auch wenn ich ihm damit ziemlich viel von meiner Gefühlslage offenbarte, war es die Wahrheit.

Wenn ich ausgerechnet jetzt einen dieser Streits mit Ash haben würde...würde mich das vermutlich zerreißen.

„Es hat also schon angefangen...“, hörte ich ihn murmeln.

„Wovon redest du da?!“

Er hob den Blick und sah mir direkt in die Augen, sein Schmerz erfüllte mich quasi.

„Du bist dabei dich zu verlieben! In diesen dreckigen Adventskalenderirgendwas! Und was wird dann aus mir?! Ich werde abgeschoben, weil ich nie in der Lage war, dir irgendwie gerecht zu werden! Nur weil ich nicht deine Ideen geklaut habe!“

Sein Wortschwall überraschte mich.

Geschockt sah ich ihn an. Der Arme! Wieso musste ich ihm so weh tun...?

„Ash, ich...ich muss den Kalender nicht weiter aufmachen. Ich werfe ihn weg! Sofort! Ich...“, meine Hände wanderten von seinen Schultern auf seine Wangen.

„Ich liebe dich! Und es tut mir Leid, wenn ich immer alles falsch mache! Aber...ich kann doch nichts dafür...“, Tränen liefen mir übers Gesicht. Egal.

„Ich weiß. Und das macht es nur noch schlimmer“, er küsste mich flüchtig auf die Lippen, dann entwand er sich meinem 'Griff' und drehte sich um.

„Ich brauche jetzt etwas Zeit für mich...sorry...“

Und immernoch mit Tränen auf den Wangen sah ich ihm hinterher.

Es hatte ja so kommen müssen.

Irgendwann.

Und ich hasste mich dafür.

12.12.2008

Schweigend starrte ich an die Decke.

Schon die ganze Nacht schwirrte mir der 'Streit' mit Ash im Kopf herum.

Ich hatte nur wenig geschlafen, mich belastete Ashs Gesichtsausdruck von gestern...

Normalerweise wenn wir Zoff hatten, vertrugen wir uns auch relativ schnell wieder, aber er hatte letzte Nacht nicht mal in unserem Bett geschlafen...

Er meinte, er brauche eine Nacht Abstand. Wofür auch immer.

Andächtig strich ich über seine Matratze, die unangenehm kalt wirkte, im Gegensatz zu meiner.

Was hatte ich nur angestellt...?

Ich hätte mir doch denken müssen, dass es Ash verletzen würde, wenn er wüsste, dass ich mir über meine Gefühle zu einem anderen nicht im Klaren war...

Und zur Hölle, es tat mir total Leid!

Wieso musste sich irgendjemand immer in mein Glück einmischen?

Das war nicht fair...

Ich hörte, wie jemand die Tür leise öffnete, nur einen Spalt weit.

Ash...es gab noch so vieles, was ich ihm sagen wollte.

So vieles, wofür ich mich bei ihm entschuldigen wollte.

Als er sah, dass ich wach war, stieß er die Tür auf und betrat das Zimmer.

Langsam schritt er auf das Bett zu und setzte sich schließlich hin, mit dem Rücken zu mir.

Eine Zeit lang sagte keiner von uns ein Wort.

„Misty. Ich habe überreagiert, tut mir Leid. Ich sollte am besten wissen, wie das ist...“

Wie was ist?

Und wieso sagte er jetzt die Sachen, die eigentlich ich hatte sagen wollen?!

„Man verliebt sich langsam, obwohl man sich eigentlich sicher ist, jemand anderen zu lieben.

Und man wird verunsichert. Sehr sogar...“

Ich merkte, wie wieder Tränen in mir aufstiegen.

Ohne weiter nachzudenken, rückte ich an ihn heran und schlang meine Arme von hinten um seinen Rücken.

„Keiner wird dich je ersetzen können, Ash Ketchum...bitte glaube mir“, ich wusste, das dies schwerwiegende Worte waren.

Aber es waren Worte, bei denen ich mich sicher war, dass sie stimmten.

Worte, die man nur flüstern konnte. Ich jedenfalls.

Er griff nach hinten und strich über meine Haare.

„Verzeih mir...“, ich drückte mein Gesicht an seine Schulter, immernoch weinend, immernoch enttäuscht von mir selber.

Ash drehte sich um und nahm mich in die Arme.

„Bitte weine nicht...“

„Ich will ihn wegwerfen...sonst wird es noch schlimmer!“, meine Stimme klang furchtbar.

Sanft strich Ash mir über den Rücken.

„Liebe ist nichts schlimmes...“

Ich sah ihn an. „Ich will aber nur DICH lieben!“

„Aber Misty...das kannst du dir doch nicht aussuchen...“

Ich wollte es mir aber aussuchen. Außerdem waren meine Gefühle für Ash so unglaublich stark...

Es verging eine Weile, in der ich mich von Ash trösten und umschmusen lies.

Dabei war es eigentlich er, der litt.

Eigentlich sollte ich diejenige sein, die ihn tröstete.

Aber wie so oft, lief bei mir überhaupt nichts so, wie es sollte.

Irgendwann suchte ich mit meinen Lippen die Seinen und küsste ihn, erst vorsichtig und sanft, dann dringlicher.

„Ich liebe dich...“, es war kaum mehr als ein Hauchen an meinem Ohr, dennoch reichte es, um mich verrückt zu machen.

Meine Hand verirrte sich wie von alleine in seinen Haaren, an seine Wangen und unter sein Shirt.

Ich wollte ihm so gerne zeigen, was er mir bedeutete...

„...Misty...?“, ich hörte seine Stimme zwischen unseren Küssen kaum, sie war nur sehr leise und bittend.

„Hmh?“, ich sah ihn an.

Seine Augen waren wachsam, irgendwie vorsichtig und ehrlich.

„Sag mal...“, er schluckte. „Denkst du...denkst du immernoch an mich, wenn du mich küsst? Und wenn du mit mir schläfst?“

Seine Frage verschlug mir die Sprache.

Ich konnte mich nicht daran erinnern je sprachloser gewesen zu sein.

Wie seltsam!

„A...Ash!“, neue Tränen liefen mir über die Wangen.

Ich verstand ihn. Natürlich.

Das war doch die erste Frage, die sich jeder stellen würde.

Dachte er oder sie an den oder die andere, wenn er oder sie mit mir zusammen ist???

Ich legte meine Stirn an seine.

„Natürlich nicht! Wenn du in meiner Nähe bist...“, ich versuchte die richtigen Worte zu finden für das, was ich ihm sagen wollte.

„Wenn du in meiner Nähe bist...vergesse ich alles um mich herum. Alles.“

Meine Tränen liefen von meinen Wangen auf seine und Tropften von dort aus auf unsere ineinander verschränkten Hände.

Ash sagte nichts darüber, ob er mir glaubt oder nicht.

Er begann wieder mich zu küssen, und zog mir langsam mein Schlafshirt über den Kopf.

Keiner von uns sagte mehr etwas.

Wir hatten anderes zu tun...
 

Nachdenklich betrachtete ich das dunkle Lederband mit dem gläsernen Tropfenanhänger.

Das Glas schillerte, als wäre es aus Kristall, ich konnte die Formen meiner Hand dahinter ausmachen.

Es gab keinen Zweifel, die Kette war wunderschön, der Anhänger sah ungefähr so aus wie der Orden der Arena, nur etwas länger und schmaler. Und nicht Azurblau, sondern fast vollständig durchsichtig.

Vorsichtig strich ich mit dem Finger darüber.

Wie zerbrechlich sich das Stück anfühlte!

Ich nahm den kurzen Brief zur Hand und las ihn.
 

Hier ein kleines Andenken an dein Abenteuer mit dem „Kristall-Onix“. Erinnerst du dich? Mateo hat diesen Tropfen für dich angefertigt. Ist er nicht wunderschön? Fast so schön wie du...

Die Hälfte hast du geschafft ;)
 

Kopfschüttelnd legte ich den Anhänger samt Kette auf dem Tisch ab.

„Wirst du sie nicht tragen?“, Ash sah mich von der Seite her an.

„Nein...“, ich wandte mich zu ihm und sah ihn an. „Werde ich nicht“

„Du kannst es ruhig tragen, Misty. Mir macht das nichts aus. Ehrlich“

Ich lächelte. „Ich weiß. Mir macht es aber was aus...außerdem passt es gar nicht zu dem Armband!“, ich brauchte nicht zu sagen, welches Armband ich meinte.

Ash strich mir über die Haare.

„Verrücktes Huhn...sowas kümmert dich sonst auch nicht!“

„Jetzt schon“, ich hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Erst dann fiel mir ein, dass ich eigentlich mit 'Gast 114' verabredet gewesen war.

Und es tat mir überhaupt nicht Leid, dass ich ihn vergessen hatte.

Es machte mir rein gar nichts aus.

Ich hatte mich wieder mit Ash versöhnt – und das war mir viel wichtiger...

13.12.2008

Das Telefon klingelte.

Ich hörte es im Unterbewusstsein, aber irgendwie war ich noch am Schlafen.

Das hatte jeder mal, oder?

Diesen komischen Halbschlaf-Zustand, wenn man beim Träumen noch denken und seine Umgebung hören konnte.

Ich hörte jedoch nicht nur das Telefon.

Ich hörte auch Ash, der mich vorsichtig aus seinen Armen befreite, dabei leise vor sich hinfluchte und es schließlich schafft aufzustehen, um den Anruf anzunehmen.

Ich hörte, wie er sich im Flur etwas ungehalten meldete und dann kurz zuhörte.

Ich hörte, wie er sagte, dass er „sie“ holen würde.

Und gleichzeitig realisierte ich, dass mit „sie“ wohl ich gemeint war.

Na toll!

Und richtig: Nur wenige Sekunden später kam Ash ins Zimmer und setzte sich auf meine bettkante.

„Süße? Lucia ist für dich am Telefon...“

Meine Augen fühlten sich grausam schwer an, als ich sie öffnete.

„Hmh...? Ich hoffe du hast nicht die Seh-Funktion eingeschaltet...“, murmelte ich leise.

Er lächelte. „Nein. Hast du mich mal angesehen?!“

Nein, hatte ich nicht. Aber das konnte man ja nachholen.

Mein Blick glitt über seinen Körper, der immernoch – welch Überraschung – in seinen Schlafsachen steckte.

„Gehst du jetzt? Sie wartet auf dich...“

„Schon gut...“, stöhnend wuchtete ich mich aus dem Bett, ging in den Flur, um zu sehen, was Lucia wollte.

„Hallo?“

„Misty! Wie geht es dir?!“

„Naja, es geht. Ich wurde gerade unsanft vom Telefon geweckt...“

Ich hoffe sie verstand den Wink mit dem Zaunpfahl.

„Ach, du hast noch geschlafen?! Tut mir Leid...“

Sie hörte sich nicht wirklich so an, als würde es ihr Leid tun, aber naja...

„Maike hat mir gestern Abend erzählt, dass du einen Adventskalender bekommen hast?!“

Tja. So eine Nachricht machte eben schnell seine Runde.

„Ja, das stimmt...“

„Wie süüß!“, ihre Stimme klang in meinen Ohren schrecklich hell und quitschig.

„Weißt du von wem er ist?!“

„Nein...derjenige hat eigentlich nur meine Idee von damals kopiert...“

„Hast du denn eine Vermutung?“

„Nein...“

„Ach komm schon! Denk nach! Was war denn bisher alles drin?!“

Normalerweise hätte sie mich mit ihrer Euphorie vielleicht sogar angesteckt, aber an diesem Morgen war das überhaupt nicht der Fall.

Ich erzählte ihr das, was sie wissen wollte.

Sofort fing sie mit den Überlegungen an, die ich mir gar nicht machen wollte.

„Weißt du denn ganz sicher, dass es ein Mann ist?“

„Nein Lucia, das weiß ich nicht. Ich habe mir auch keine großen Gedanken darüber gemacht, weil es mir sowieso egal ist. Ich bin glücklich vergeben an Ash und das wird auch so bleiben!“

Vielleicht klang ich jetzt ein wenig grob, aber ich hatte alles andere als Lust darüber zu diskutieren, wer diesen tollen Einfall hatte zu versuchen, mich Ash wegzunehmen!

„Interessiert dich das den gar nicht?“

„Nein!“, das war eine glatte Lüge. Es interessierte mich sehr wohl, weil ich immernoch Herzklopfen bekam, wenn ich an 'Gast 114' dachte, aber das würde Lucia nur noch mehr anstacheln.

„Echt nicht? Ich würde vor Neugierde sterben, wenn ich du wäre“

Ich schloss für einen Augenblick die Augen.

Ein Glück, dass sie mich nicht sehen konnte...

„Naja, du scheinst es ja jetzt schon kaum auszuhalten“

Ich hörte, wie sie lachte.

„Du hast Recht, ich finde das unheimlich spannend!“

„Hmh...“, mehr sagte ich dazu nicht.

„Halt mich auf dem Laufendem, okay? Ich muss weg...“

Eigentlich hätte ich gefragt, wohin sie musste, aber ich konnte mich nicht dazu aufraffen.

„Okay. Mach's gut, Lucia“

„Tschüß Misty, ich hoffe wir können uns bald mal wieder treffen!“

„Ja, das wäre schön...“

Dann legte ich auf.

Sie hatte nur angerufen, um über den Kalender zu reden.

Hätte ich mir eigentlich denken können, waren nicht alle Leute gleich?

Auch Maike hatte das sofort total spannend gefunden. Drew, der gemerkt hatte, wie ungern ich darüber redete, hatte es nur mit Mühe geschafft, auf ein anderes Thema zu lenken.

„Was wollte sie?“, rief Ash aus dem Schlafzimmer zu mir herüber.

Langsam schlurfte ich zu ihm.

„Über den Kalender reden...“

„Oh...“, Ash sah meiner Miene an, dass ich nicht gerade gut aufgelegt war.

„Soll ich dir ein Bad einlassen? Du siehst aus, als könntest du genau das brauchen!“

Dann lächelte er so liebevoll, dass ich am liebsten geschmolzen wäre.

„Das wäre furchtbar lieb von dir!“

Er stand auf, küsste mich auf eine Wange und ging dann an mir vorbei.

„Ich sehe doch, dass es dir nicht so gut geht“, er winkte mir nochmal zu, dann ging er.

Dafür liebte ich Ash ja so.

Er wusste ohne dass ich es ihm sagen musste, wie es mir ging.

Und wenn es mir nicht gut ging, tat er alles dafür, dass es mir besser ging.

Er schaffte es fast immer, mich aufzuheitern. Er hatte das einfach drauf!

Sollte das nicht auch so sein? Das gehörte in einer Beziehung meiner Meinung nach dazu, zu wissen, was der andere gerade brauchte.

Wusste der „Unbekannte“ das auch?

Ich konnte es mir nicht vorstellen. Was ich nämlich vom dem im Moment am besten gebrauchen konnte, war ein Zettel, auf dem so etwas wie „Misty, das war nur ein Scherz, ich will gar nicht, dass du Ash vergisst. Ich bin nämlich Ash!“ geschrieben stand.

Ich hatte die Hoffnung darauf immernoch nicht vollständig aufgegeben, obwohl er mir immer wieder sagte, dass er es nicht war.

Außerdem würde er dann nicht immer so eifersüchtig schauen.

Die Chancen, dass meine Hoffnung erfüllt werden würde, war also schwindend gering.

Aber sie war immerhin da und das baute mich auf. Ein wenig zumindest.

Ich ging zu dem kleinen Adventskalenderbaum und betrachtete ihn.

Vielleicht sollte ich ihn mal wieder gießen.

Aber wozu sollte das schon gut sein?

Obwohl...er konnte ja nichts dafür, dass er von jemandem so missbraucht worden war.

Mit einem tiefen Seufzen nahm ich den Stoffbeutel von einem der Äste.

„Na dann...“

Ich knotete die Schleife etwas lustlos auf und faltete den Stoff auseinander.

Zum Vorschein kam – zum zweiten Mal – eine unbeschriftete CD.

Wie interessant!

Ich betrachtete sie einen Moment lang, dann stand ich auf und ging ins Bad.

Ich würde sie beim Baden hören, wer wusste schon, wie lang der Inhalt sein würde?

Ash stand an der Wanne und ließ Wasser hinein laufen.

„Danke...“, flüsterte ich ihm ins Ohr.

„Wofür?“

„Dafür, dass du du bist.“

14.12.2008

Mit einem Grinsen auf den Lippen hörte ich mir die CD an, die gestern im Kalender gewesen war.

Zum 100sten Mal, wie es mir schien.

Aber die Geschichte darauf war so süß!

Schon alleine wie unsere Stimmen klangen!

Noch so jung und unreif...vorallem die von Ash!

Ich hatte diese Radiosendung von damals fast vergessen, wieso bloß?

Sie war wirklich total niedlich!

Woher dieser Mitschnitt wohl schon wieder kam?!

Vermutlich original aus dem Radioturm...

Was für ein Aufwand!

Mittlerweile konnte ich die Geschichte fast schon wieder auswendig.

Nachdem ich gestern in der Badewanne an einem Lachanfall fast ertrunken wäre, hatte ich nicht aufhören können die CD anzuhören.

Auch Ash hatte grinsen müssen, als er sie gehört hatte, aber ich glaube mit der Zeit empfand er das als nervig.

Gerade jetzt lag er mit seinem iPod neben mir im Bett und hörte Musik.

Okay, ein eindeutiges Zeichen, dass ihm das Hörspiel zum Halse raushing.

Na gut, tat ich meinem Freund zur Abwechslung doch auch mal einen Gefallen!

Ich schaltete die Stereoanlage aus und zog Ash einen Stöpsel aus dem Ohr.

„Hey du!“, ich lächelte ihn an, er richtete sie auf und nahm den zweiten Stopfen aus dem anderen Ohr.

„Wow, hast du etwa aus gemach oder ist die CD kaputt gegangen? Oder womöglich die Anlage?!“

Lachend stieß ich ihn an.

„Ich hab aus gemacht, stell dir vor!“

„Wie oft hast du sie gehört? Los, gib es zu!“

Bei seinem hämischen Blick wurde ich rot, die Anzahl war fast zu peinlich um sie auszusprechen.

„Na? Bist du zu feige es zu sagen?“

Sowas gemeines, er wusste ganz genau, wie sehr er mich damit reizen konnte!

„Natürlich nicht! Es waren bloß einunddreißig Mal!“

Argh. Laut ausgesprochen hörte sich das ja noch viel schlimmer an!

„Ja. Und das seit gestern. Nicht schlecht!“, eigentlich war es nur eine trockene Feststellung, aber aus seinem Mund klang es mehr als aufziehend.

„Na und?! Du klingst echt süß, so als unreifer kleiner Junge!!“, verteidigte ich mich.

Er lachte auf. „Danke, das ehrt mich ungemein! Klinge ich jetzt nicht mehr süß?“

Ich sah ihn an. „Jetzt klingst du eher verführerisch. Männlich“

Er zog eine Augenbraue nach oben.

„Verführerisch? Hmh, gefällt mir!“, ein anzügliches Grinsen zierte seine Lippen.

Ich schlug lachend nach ihm.

„Du bist unmöglich!“

„Wieso, hab ich das gesagt oder du?!“

„Okay, der Punkt geht an dich!“

Grinsend zog Ash mich an sich und gab mir einen Kuss.

Dann stand er auf und streckte sich.

„Sorry, aber ich hab Mum versprochen, dass ich sie heute anrufe...“

Er lächelte entschuldigend.

„Schon okay...ich wollte sowieso noch weiter hören!“, grinsend sprang ich auf die Füße.

„Dann ist es an der Zeit zu gehen...“, mit einer übertrieben verzweifelten Geste rauschte er aus dem Raum und ließ mich allein zurück.

Spinner! Dennoch, sein Charme wickelte mich immer wieder aufs Neue ein.

Was für ein Wunder!

Aber leider übte auch der Adventskalender eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus...

Das war schon unglaublich, immerhin war das nur ein Gegenstand!

Der heutige Beutel war irgendwie ziemlich sperrig und viereckig.

Für mich sah es fast aus, als wäre ein Buch darin...aber das war eigentlich bescheuert, wieso sollte man mir auch ein Buch in den Kalender stecken?

Vielleicht eine Gedichtsammlung...

Wofür machte ich mir eigentlich die Gedanken?

Ich konnte doch einfach nachsehen. Vielleicht wollte ich das nicht, weil es viel mehr Spaß machte zu mutmaßen.

Dennoch fiel mir nichts anderes ein, das sich hinter dieser seltsamen Form verbirgen könnte.

Also machte ich es auf. Überraschenderweise fand ich wirklich ein Buch darin.

Aber es war nicht irgendein Buch. Natürlich nicht.

Es wäre ein Wunder gewesen, wenn mir der Unbekannte einfach irgendein Buch geschenkt hätte.

Das wäre ziemlich aus der Reihe gefallen.

Nein, es war natürlich etwas, was ich auf meiner Reise 'kennen gelernt' hatte.

Es war das Buch, das dir verriet, welcher Pokémontyp du warst.

Lächelnd erinnerte ich mich daran, wie ich mich beschwert hatte, dass ich vom Typ her ein Garados war.

Damals hatte ich das ganz und gar nicht lustig gefunden, schließlich hatte ich noch Angst vor diesem Pokémon gehabt.

Heute war das anders. Ich liebte mein Garados. Von daher machte es mir auch rein gar nichts mehr aus, den Garados ähnlich zu sein.

Mittlerweile wusste ich, dass das sogar stimmte. Von meinem Charakter her.

Sie waren schließlich für ihr Temperament bekannt. Ich auch.

Ich wusste noch, wie überrascht Ash gewesen war, als er mich zum ersten Mal mit Garados hatte kämpfen sehen.

Schließlich wusste er noch ganz genau, dass ich Garados gehasst hatte!

Was für ein wunderbarer Moment...

Ich blätterte eine ganze Weile in dem Buch, schaute nach, was Freunde von mir für Pokémon waren.

Es waren alle möglichen Typen dabei, kein Wunder, ich hatte so viele verschiedene Freunde...

Ich brütete immernoch über den Seiten, als Ash wieder hereinkam.

„Tut mir Leid, aber du weißt ja, dass so ein Telefonat mit Mum immer etwas länger dauert und...“, er hielt inne als er sah, dass ich ihm nicht richtig zugehört hatte.

„Ist das das, wofür ich es halte?!“, fragte er verblüfft.

Ich drehte mich lächelnd zu ihm um.

„Ja! Ist das nicht lustig? Das war damals die totale Euphorie!“

„Ich erinnere mich. Hey, warst du nicht Garados?“, er grinste frech, ich streckte ihm die Zunge raus.

„Ja, war ich! Und jetzt finde ich das gar nicht mehr so übel!“

Er legte eine Hand auf meine Schulter.

„Hätte ich mir denken können...“

Und dann verbrachten wir gemeinsam die Zeit damit, in dem Buch und in unseren Erinnerungen zu stöbern.

15.12.2008

Sorry, ich habs voll vergessen hochzuladen ^^°°

Danke Franzy xDDD
 


 

Freudvoll

Und leidvoll

Gedankenvoll sein;

Hangen

Und bangen

In schwebender Pein;

Himmelhochjauchzend,

Zu Tode betrübt,

Glücklich allein

Ist die Seele, die liebt!

(Johann Wolfgang von Goethe)
 

Irgendwas faszinierte mich an diesem Gedicht.

Es sagte in so wenigen Worten so viel aus!

Beeindruckend!

„Wie findest du das?“, auffordernd hielt ich Ash den Zettel hin.

Er nahm ihn stirnrunzelnd und las das Gedicht durch.

„Hmh. Ich mag es, es ist nicht so kompliziert wir manch andere Liebesgedichte von früher“

„Ja, das gefällt mir daran auch“

Ausgerechnet in diesem Moment musste ich an die Chatgespräche mit 'Gast 114' denken.

Seit ich ihn das eine Mal versetzt hatte, war ich nicht mehr online gewesen.

Aus Angst?

Aber er würde doch bestimmt sowieso nicht jeden Tag da sein. Vielleicht hatte er es mittlerweile sogar aufgegeben zu gucken, ob ich online war, weil er sauer war.

Ash bemerkte, dass ich über irgendwas nachdachte, was mir nicht ganz behagte.

„Alles okay?“

Ich hob langsam den Blick und sah ihn an.

„Naja, ich frage mich gerade...ob ich mal wieder in den Chatroom gehen sollte...“

„Wieso nicht?“, typisch, Ash sah sowas einfach nicht so eng, warum auch?

„Weil...ich ihn das letzte Mal doch versetzt habe...“, das schlechte Gewissen nagte an mir, es passt nicht zu mir Versprechen zu brechen.

„Irgendwie glaube ich nicht, dass er sauer sein wird. Nicht, wenn er dich so sehr liebt, wie er behauptet“

Überrascht sah ich Ash an. An seinen Worten war durchaus etwas wahres dran!

„Würdest du...würdest du bei mir bleiben? Bitte“

Ich weiß, dass diese Bitte absolut unmöglich war, aber ich brauchte seinen Beistand in dieser schwierigen Gefühlslage einfach!

In Ashs Gesicht blitzte ein kurzer Schock auf, dann entspannte er sich aber und lächelte.

„Wenn du das gerne möchtest. Ich dachte, du würdest lieber deine Privatsphäre haben, wenn du mit ihm chattest“

Ich schüttelte den Kopf. „Die meiste Zeit macht er mich sowieso an oder lästert über dich!“

Ash grinste. „Na das ist doch mal was!“

Betreten sah ich auf den Boden.

„Bitte...“, wiederholte ich leise.

Ash zögerte einen Moment, dann nickte er aber.

„In Ordnung, ich unterstütze dich!“

„Danke!“, ich küsste ihn auf eine Wange.

„Ich mach uns noch schnell einen Tee, ja?!“

Er nickte lächelnd, dann lief ich in die Küche um einen Tee zu kochen.

Es waren geübte Handgriffe, die ich mit verbundenen Augen geschafft hätte.

Das Wasser im Wasserkocher aufheizen, dann auf die Teeblätter aufgießen und 2 Minuten ziehen lassen...

Doch in zwei Minuten konnte man viel nachdenken!

Wieso war ich so gemein?

Es musste Ash doch unheimlich viel Überwindung kosten, neben mir zu sitzen und zu lesen was dieser Kerl so schrieb!

Ich wusste, dass die Tatsache, dass ich Angst hatte, nicht die einzige Ursache dafür war, dass ich Ash dabei haben wollte.

Nein, ich wollte wissen, ob es wirklich nicht die geringste Chance gab, dass er der mysteriöse 'Gast 114' war. Ich traute ihm das irgendwie durchaus zu.

Aber wenn er jetzt daneben sitzen würde...und der Unbekannte tatsächlich online wäre...

Dann wüsste ich natürlich, dass Ash ausschied.

Er konnte sich ja schlecht in zwei Teile schneiden!

Ich fragte mich, ob mich das Wissen, dass 'Gast 114' auf keinen Fall Ash war, stören würde.

Immerhin wäre mir damit alle Hoffnung darauf genommen.

Vermutlich würde es mich stören. Aber ich konnte mich trotzdem nicht zurückhalten.

Verdammt!

Ich nahm den Tee heraus und goss ihn in zwei Tassen. Den Rest ließ ich vorerst in der Kanne und stellte diese auf ein Stövchen.

Als ich wieder ins Schlafzimmer ging, saß Ash auf dem Bett und wartete.

„Na?“

Lächelnd reichte ich ihm eine der Teetassen.

„Na? Vorsicht, heiß!“

„Das hat Tee so an sich!“, stellte er fest, grinste aber.

„Stimmt...“, ich blickte zum PC. Sollen wir...dann?“

Ash nickte. „Ich bin bereit!“

Ich fragte mich wozu. Aber ich wagte nicht, diese Frage laut zu stellen, vermutlich hätte das seltsam geklungen...

Schweigend schaltete ich den Laptop ein.

Wieso sagte Ash nichts? Das machte das Warten nur noch schlimmer.

Andererseits hätte auch ich einfach irgendwas sagen können.

Tat ich aber nicht, stattdessen öffnete ich ebenso schweigend das Internet und loggte mich ein.

Neugierig setzte Ash sich neben mich.

Als ich in das kleine Infokästchen sah, dachte ich, dass mein Herz gleich stehen bleiben würde.
 

1 User online
 

Das konnte doch nicht sein!

Wartete dieser Typ 24 Stunden am Tag darauf, dass ich online sein würde?!
 

Gast 114: Misty! Du bist mal wieder da!

Seerose: Ja, aber nicht für lang, vermute ich.

Gast 114: Das macht überhaupt nichts, Hauptsache du bist da!

Seerose: Tut mir Leid, dass ich letztes Mal nicht gekommen bin. Ich war beschäftigt.
 

Meine Finger hatten eine Weile gezögert, bevor ich das Wort „beschäftigt“ geschrieben hatte.

Auf sowas würde nämlich jeder normale Mensch fragen, womit man beschäftigt gewesen war.

Und das wollte ich lieber nicht so genau ausführen.

Jedenfalls nicht vor einem Fremden.
 

Gast 114: Oh, womit denn?

Seerose: Ich glaube nicht, dass dich das was angeht.

Gast 114: Was „privates“ mit Ash, hmh? Interessant ;)
 

Entsetzt schnappte ich nach Luft.

Was erlaubte sich der Kerl?!

Ich warf Ash einen ungläubigen Blick zu, dieser musste sich jedoch mit Mühe ein Grinsen verkneifen.

„Er scheint dich zu kennen!“

Ash!! Ich will nicht, dass irgendjemand über unser Sexleben nachdenkt!“

Er legte den Kopf schief und zog die Stirn in Falten.

„So habe ich das noch nicht betrachtet...“
 

Seerose: Hör sofort auf damit, oder ich chatte nie wieder mit dir!

Gast 114: Ich bin schon still, ohne dich würde meine einsame Seele verkümmern...

Seerose: Fang nicht schon wieder an herum zuschnulzen!

Gast 114: Ich dachte das magst du?

Seerose: Du übertreibst aber immer gleich!

Gast 114: Wäre es weniger übertrieben, wenn ich sagen würde, dass du wirklich ein ganz bezauberndes Lächeln hast? Und deine Augen sind so tief und schön wie der Ozean...
 

Neben mir hörte ich Ash scharf die Luft einziehen.

Kein Wunder!

Das war das, was er mir normalerweise sagte!

„So ein...“, das Wort, dass er benutzte verstand ich nicht, er presst es nur so zwischen seinen Zähnen hindurch.
 

Seerose: Ja, das wäre weniger übertrieben. Aber geklaut!

Gast 114: Geklaut? Niemals! Meinst du nur Ash kann Komplimente machen?!

Seerose: Unsinn! Weißt du was? Ich gehe wieder, du regst mich jedes Mal viel zu sehr auf!

Gast 114: Das ist besser, als wenn du kein Gefühl für mich hast!

Seerose: Tschüß!!
 

Schnell hatte ich das Programm beendet.

Ich sah Ash an und wusste, dass ihm das, was er gesehen hatte, gar nicht gefiel.

Wieso musste ich auch so eine blöde Idee haben?!

Das hatte nur schief gehen können!

„Siehst du? Das meine ich mit schnulzig!“

Ash lächelte schief.

„Ja, ich sehe was du meinst...aber mit deinen Augen und dem Lächeln, da hat er Recht!“

Dann lehnte er sich zu mir und küsste mich, so wie nur er es konnte.

„Von dir höre ich es aber lieber...“, flüsterte ich, bevor ich seinen Kuss erwiderte...

16.12.2008

...das kommt dann raus, wenn ich grad keine Lust hab zu schreiben :D
 


 

„Misty!“, Ash schüttelte mich sanft.

Mit einem Stöhnen öffnete ich die Augen. „Was?“

Vermutlich klang ich nicht gerade freundlich, aber wieso musste Ash mich diesen Monat auch ständig aus dem Schlaf reißen?!

„Ich möchte dir was zeigen!“

„Und deswegen musst du mich wecken? Hat das nicht bis später Zeit?“

„Nein, dann sind sie bestimmt nicht mehr da!“

Sie?“

Doch Ash antwortete nicht, er stand nur grinsend neben mir am Bett.

Er wusste haargenau, wie er meine Neugierde wecken konnte.

„Sag schon!“

„Nöö...“

„Du bist so ein verdammtes...“, ich schlug die Decke aufgebracht zur Seite und stand auf.

„Ich weiß!“, er warf mir eine Kusshand zu, dann schnappte er sich mein Handgelenk und zog mich hinaus.

„Ash, ich bin doch noch gar nicht vernünftig angezogen!“

„Das macht nichts, im Garten sieht dich keiner...“

Im Garten...? Okay...

Mein Freund zog mich quer durch unser Wohnzimmer hinüber zur Terassentür.

Dort ließ er mich los und sah mich an.

„Sie sind wunderschön!“, es klang mehr wie ein Versprechen als eine Feststellung, aber naja.

Als er mir die Hände über die Augen legte, wollte ich erst protestieren, ließ es dann aber.

Wieso sollte er nicht auch mal seinen Spaß haben?

Stumm führte Ash mich hinaus.

Ich schauderte, als meine nackten Füße den kalten Schnee berührten.

Er merkte es natürlich, doch seltsamerweise sagte er nichts.

Wieso?

Ich dachte daran, dass er von 'sie' gesprochen hatte.

Vermutlich wilde Pokémon, die verscheucht werden würden, wenn wir geredet hätten.

Aber welche neuen, spannenden Pokémon gab es in unserem Garten, die ich noch nicht kannte?

Ich kannte die Pii, Pipi und Pixie, die dort ständig ihren Mondtanz tanzten, die ekeligen Raupy, die sich in den Bäumen mehr als wohl fühlten und die wilden Wasserpokémon im Teich, auf den ich natürlich bestanden hatte.

Ash wusste ebenfalls, dass ich das alles wusste, also musste dort irgendwas neues, schönes sein!

Plötzlich, ohne Vorwarnung, blieb Ash stehen und deutete mit einem sanften Stoß an, dasselbe zu tun. Langsam nahm er seine Hände von meinen Augen.

Nur langsam gewöhnten sich diese an die Dunkelheit, zuerst erblickte ich nur einige herum irrende Lichter mitten im Garten.

„Was...“, ich konnte meine Frage nicht vervollständigen, Ash hatte mir seine Hände auf den Mund gepresst.

„Shhht...“, er deutete auf die Lichter, vielleicht dachte er, ich hätte sie noch nicht gesehen.

Angestrengt versuchte ich zu erkennen, was da zwischen unseren Bäumen herum flog, doch es dauerte eine ganze Weile.

Vollbeat und Illumise! Die beiden Pokémon tanzen ihren alljährlichen Liebestanz, ausgerechnet in unserem Garten!

Wie wunderschön sie in der Dämmerung leuchteten und tanzten, schöner als jedes andere Licht in der Weihnachtszeit.

Sie verzauberten mich mit ihrer Schönheit und ich merkte eindeutig, dass es Ash neben mir nicht anders ging, auch wenn ich den Kopf nicht wand, um mich davon zu überzeugen.

Selbst meine kalten Füße wurden mir egal, obwohl das sicherlich nicht die beste Idee war...

Irgendwann legte Ash einen Arm um mich, eine Geste, die sich in diesem Moment einfach wundervoll anfühlte.

Ich bemerkte nicht, wie die Helligkeit des Tages sich langsam über die Täler schlich, bald war es schon wesentlich heller geworden, aber dennoch nicht hell genug für die Pokémon, um ihren Tanz zu beenden.

Das tat ich aber bald darauf.

Ich musste plötzlich und ohne Vorwarnung niesen.

Die Vollbeat und Illumise schreckte dies auf, in Panik stoben sie davon, als würde ich ihnen etwas tun können!

Dabei waren es Käferpokémon...komisch.

Einen Moment starrte Ash noch auf die Stelle, an der die Pokémon gerade verschwunden waren, dann wandte er sich an mich.

„Oh Mist, hast du dich erkältet?!“, sein Blick wanderte zu meinen Füßen.

„Verdammt, ich hätte die Tatsache, dass du keine Schuhe trägst nicht auf die leichte Schulter nehmen sollen. Tut mir Leid!“

Entschuldigend sah er mich an, aber ich war ihm nicht böse.

Er hatte mir etwas so schönes gezeigt!

Schnell gab ich ihm einen Kuss auf die Lippen.

„Danke, du hattest Recht, das war es Wert, mich zu wecken!“

Ash griff wieder nach meiner Hand.

„Komm, du gehst jetzt wieder ins Bett!“

„Wieso?“

„Ich will nicht, dass du an Weihnachten krank bist!“

Das wollte ich auch nicht.

Also ließ ich mich widerstandslos ins Haus zurückziehen, wo Ash sofort die Tür hinter mir schloss und mich ins Schlafzimmer drängte.

„Ich hol dir eine Wärmflasche. Ich bin so ein Vollpfosten!“

Wieso machte er sich solche Vorwürfe? Ich fühlte mich gar nicht schlecht...

Eigentlich fühlte ich mich sogar ganz normal, bis auf die Tatsache, dass ich schon wider niesen musste.

Vielleicht war das doch kein gutes Zeichen...

Ich kroch in mein Bett und umschlang mich mit meiner Decke, während ich auf Ash wartete.

Es dauerte nicht lange, bis er wieder hereingehetzt kam, mit einer Wärmflasche und einer Tasse Tee, die er mir in die Hand drückte.

„Hier!“

„Ash, jetzt bleib' ruhig, mir geht es gut!“

„Aber vielleicht nicht mehr lange! Und dann heißt es wieder, dass ich mich nicht genug um die gekümmert habe!“

Kaum hatte er dies gesagt, errötete er verdächtig.

Daher wehte der Wind also – er hatte Angst, dass mein unbekannter Verehrer ihn in Sachen „kümmern“ ausstechen könnte!

„Ash, das ist totaler Unfug!“, eigentlich hatte ich ernsthaft klingen wollen, aber dann musste ich wieder niesen.

„Unfug, seh ich irgendwie anders!“, er reichte mir ein Taschentuch.

Wie ein Häufchen Elend saß er an meiner Bettkante und sah mich an.

„Tut mir Leid...ich bin ein total gedankenloser Trottel...“

Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel.

„Bist du nicht!“

„Doch! Ich passe überhaupt nicht genug auf dich auf!“

Ohje, was für starke Selbstzweifel er doch haben konnte! Und dann auch noch wegen sowas...

„Ich hätte auch selber auf mich aufpassen können“

„Aber eigentlich ist das meine Aufgabe!“

„Deine Aufgabe? Seit wann das denn? Deine Aufgabe ist es, einfach nur du zu sein! Und manchmal gehört dazu eben auch ein wenig Gedankenlosigkeit...“

Ein Lächeln huschte über Ashs Gesicht, aber es hielt wirklich nur eine Sekunde.

Dann stand er auf. „'Gast 114' hätte sicher wieder an deine Gesundheit gedacht...“

„Na und? Ich brauche doch keinen Babysitter! Ich bin nämlich kein Baby, nur zu deiner Information!“

Ash musste gegen seinen Willen grinsen.

„Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass du ein Baby sein könntest, Misty...“

Schon alleine sein Unterton brachte mich zum Lachen.

„Gut! Sag mal, kannst du...mir mal den 16. Beutel geben? Vom Adventskalender meine ich...“

„Kann ich machen...“, er beugte sich hinunter und pflückte ihn ab, um ihn mir zu geben.

„Hier“

„Danke!“

Ich versuchte Ash so gut es ging zu ignorieren, als ich den Stoff auseinander faltete.

Er beobachtete genau, was ich tat und wie ich reagierte. Unangenehm...

In dem Stoff lagen zwei rosane Ohrringe aus einem Material, dass ich im ersten Moment nicht einordnen konnte.

Vorsichtig nahm ich sie heraus.

„Wow, die sind...schön!“, ich strich mit einem meiner Finger darüber, um die Konsistenz zu prüfen.

Plötzlich wusste ich, was es war.

„Corasonnhorn!“, mir kamen Bilder in den Kopf, auf denen ich begeistert vor einem Laden stand und Sachen aus genau diesem Horn anhimmelte.

„Früher fand ich solche Dinge wunderschön!“

„Früher?“, ich hatte Ash fast vergessen, der immer noch neben dem Bett stand.

„Naja, jetzt finde ich sie immernoch hübsch, aber nicht mehr ganz so toll wie damals...“

Ash setzt sich langsam hin und nahm sie mir aus der Hand.

„Ich mache sie dir rein...“

Etwas verwundert nickte ich, das hatte ich nicht erwartet.

Ganz sanft steckte er die Ohrringe durch meine Ohrlöcher und machte sie zu.

Anschließend betrachtete er mich.

„Sie stehen dir“

„Danke“

„Aber eigentlich steht dir fast alles...“

Ich grinste.

„Auch ein Kartoffelsack?“

Ein Lächeln überzog seine Lippen.

„Vermutlich würde dir auch der stehen...“

17.12.2008

Am nächsten Morgen wachte ich mich fürchterlichen Kopfschmerzen und Druck auf dem Magen auf.

Meine Augen waren bleischwer und ließen sich mit nur viel Mühe öffnen.

Einzelne Strähnen meiner Haare klebten an meiner Stirn, die vom Fieber verschwitzt war.

„Ash...?“, meine Stimme klang völlig erkältet, sie war mehr ein Krächzen als alles andere.

Ash schaute von seinem Buch auf, als ich ihn ansprach.

„Oh, du bist wach!“

Ich sah ihn fiebrig an, er merkte sofort, dass mit mir irgendwas nicht stimmte.

Er legte aufgescheucht sein Buch zur Seite und beugte sich zu mir rüber.

„Ich wusste, dass das gestern eine ganz schlechte Idee war! Mist!“

Seine Hand wanderte auf meine Stirn, die andere legte er zum Vergleich auf seine eigene.

„Fieber! Wie geht es dir?“

„Es geht so...“, eigentlich fühlte ich mich nur ziemlich kraftlos, was nicht gerade ein schönes Gefühl war, aber es war auszuhalten.

„Ich rufe einen Arzt an...oder nein, ich rufe Mum an, die kennt sich mit sowas aus!“

Ich griff nach seinem Arm.

„Ash, bleib' ruhig, ich hab nur ne kleine Erkältung! Du musst niemanden anrufen, ich bleib für zwei, drei Tage im Bett und fertig!“

Unsicher sah er mich an.

„Meinst du...?“

Ich nickte. „Meine ich“

Ash setzte sich wieder aufs Bett.

„Kann ich dir denn gar nichts Gutes tun?“

Woher kam plötzlich dieser Dran, mir ständig helfen zu wollen?

Was so ein vermeidlicher Konkurrent alles erreichen konnte...

Dabei stand für mich außer Frage, dass es überhaupt einen Konkurrenten gab!

„Hmh, doch, du könntest mich zum Beispiel massieren...“

Grinsend legte ich mich auf die Seite.

Wenn er schon so überaus bereitwillig seine Hilfe anbot...

Er lächelte, als er sich hinter mich legte und meinen Rücken zu massieren begann.

Ich seufzte leise. „So lässt's sich gut gehen!“

Jedoch fing kurze Zeit später meine Nase an zu laufen.

„Na toll!“, schniefte ich.

Eigentlich wollte ich selber aufstehen, aber Ash hielt mich zurück.

„Bleib du im Bett!“, er sprang auf und war wenige Sekunden später verschwunden.

Ich ließ mich in die Kissen zurück sinken.

Ash brauchte nicht besonders lange, schon wenige Augenblicke später war er mit zwei vollen Päckchen wieder da.

„Hier. Soll ich dir auch noch deinen Beutel holen?“

Ich erstarrte in der Bewegung.

Überrascht ließ ich das gerade auseinander gefaltete Taschentuch sinken.

„Meinst du das ernst?“

Er senkte verlegen den Kopf, als er antwortete.

„I-ich...ich dachte ja bloß...“

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.

„Ich würde mich sehr freuen!“

Ash erwiderte mein Lächeln zaghaft, dann holte er den mittlerweile ziemlich vertrauten Beutel aus blauem Stoff.

„Danke!“

Ich löste das goldene Band, gespannt, was mich heute erwarten würde.

Mir stockte der Atem, als ich es sah.

Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber damit mit Sicherheit nicht!

Außerdem...wie kam der da dran?!

Ich hatte nicht vielen Leuten eins geschenkt.

Okay. Eigentlich nur Ash, soweit ich mich erinnern konnte.

Ich nahm den kleinen Mini-Misty-Köder in die Hand.

„Ist das deiner?“, wieso fragte ich überhaupt?

Ich wusste doch, dass Ash das gar nicht sein konnte, er saß beim Chat schließlich neben mir!

Er blickte mich verwundert an.

„Nein, meiner liegt immernoch in meiner Nachttischschublade.

Er zog diese sogleich auf und zog seinen heraus.

Mein Blick fiel wieder auf das Exemplar in meiner Hand.

„Verrückt...“, murmelte ich.

„Wem hast du noch einen gegeben?“

„Keinem...glaube ich...“, wie konnte das sein?

Hatte sich da jemand heimlich einen aus meiner „Sammlung“ geholt?

Aber wie?! Jemand, der mal hier gewesen war?!

Unvorstellbar, das hätte ich doch gemerkt!

Immernoch ungläubig legte ich ihn zur Seite und putze mir endlich die Nase.

„Okay, ich glaube darüber muss ich schlafen...“

ich war sowieso schon wieder müde, wieso auch immer.

Vermutlich wegen der Krankheit.

Ich sah noch, wie Ash leise aus dem Raum schlich, bevor ich die Augen schloss und in einen unruhigen Schlaf fiel...

18.12.2008

Als ich aufwachte, war es draußen noch stockfinster.

Mein Hals tat verdammt weh und husten musste ich auch.

Verdammt, krank sein machte keinen Spaß!

Immernoch müde drückte ich das Licht auf meinem Wecker an und warf einen Blick darauf.

Halb vier. Na toll!

Ich wusste, dass ich mit diesen Halsschmerzen nie im Leben mir würde schlafen können, daher stand ich stöhnend auf und schlurfte ins Badezimmer, um einen Schluck zu trinken.

Eigentlich keine gute Idee.

Das schlucken tat richtig weh.

Ich griff mir an den Hals. Wieso tat er nur so verdammt weh?

Auch das Husten war nicht gerade angenehm.

Mist, gerade jetzt, kurz vor Weihnachten! Nur noch sechs Tage!

Ich holte mir einen dicken Schal aus dem Flur und band ihn mir um.

Anschließend ging ich in die Küche, um mir ein Seilbeibonbon in den Mund zu schieben.

Außerdem nahm ich eine Aspirin, obwohl das auf leeren Magen bekanntlich nicht gut sein sollte.

Hoffentlich half das trotzdem!

Ich ging leise wieder ins Schlafzimmer, um Ash nicht zu wecken.

Als ich jedoch die Schublade unseres Schranks aufzog, um mir ein dickes Paar Socken zu nehmen, quietschte diese ziemlich laut.

Geschockt drehte ich mich zu Ash um, um zu sehen, ob er aufgewacht war.

Er drehte sich aber nur laut murmelnd um und schlief weiter.

Ein Glück, wir mussten ja nicht beide in der Nacht herum irren!

Ich legte mich wieder ins Bett.

Die Schmerzen wurden langsam erträglicher, vermutlich durch die Tablette...

Ich hoffe inständig, bald wieder gesund zu sein.

Vorweihnachtszeit mit Krankheit war blöd...

Ich merkte noch, wie ich ganz automatisch meine Arme von hinten um Ashs Bauch schlang, und langsam in einen Traum glitt...
 

„Geht's dir heute morgen schon besser, mein Schatz?“

„Hmh, ein wenig...“, zumindest hatten die Schmerzen nachgelassen, meine Nase lief leider noch immer und auch der Husten war noch da – was er vermutlich auch noch eine Weile bleiben würde.

„Wenigstens etwas...“

Ich nickte abwesend.

Wieso war Ash bloß so lieb zu mir?

Das hatte ich kaum verdient, nachdem ich mich in einen anderen mehr oder weniger verliebt hatte.

Ich traute mich das allerdings nicht zu fragen, vermutlich hätte er mich dann böse angesehen – was ja auch irgendwie verständlich war.

Ich hievte mich mit viel Mühe aus dem Bett und streckte mich.

„Heute verbringe ich nicht den ganzen Tag im Bett! Am besten ich ignorierte die Krankheit einfach!“

Ash umarmte mich von hinten.

„Das ist doch blöd...dadurch wird’s nicht besser!“

Ich drehte mich um. „Vielleicht ja doch!“

Er sah mich missbilligend an, ich drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Jedoch fuhr ich erschrocken zurück und hielt mir eine Hand vor den Mund.

„Oh nein!“

„Was?!“

„Was, wenn ich dich jetzt angesteckt habe?!“

Ash lachte leise auf.

„Misty, das ist mir doch völlig egal...“

„Mir aber nicht!“

Ich drückte ihm stattdessen einen Kuss auf die rechte Wange.

„Das muss im Moment ausreichen!“

Ash seufzte. „Ich finde du übertreibst...kriegt die andere auch einen?“, er grinste mich an, ich lachte.

„Du schuft!“, jedoch drückte ich ihm doch einen Kuss auf die andere Wange.

„Danke!“

„Bitte!“, ich befreite mich aus seinem Griff.

„Aber jetzt kümmere ich mich noch um meinen anderen Verehrer!“, ich streckte ihm dabei spielerisch die Zunge raus, Ash grinste, setzte sich aber langsam aufs Bett.

„Wenn's sein muss...“

Ich beachtete ihn vorerst nicht weiter und widmete mich dem Kalender.

So schön die einzelnen Päckchen auch gestaltet waren, mittlerweile bannte ich jeden Tag aufs neue darauf, was drin war.

Auch wenn das etwas peinlich wirkte.

Heute fand ich aber nur einen Zettel. Vermutlich wieder ein Gedicht.

Oder doch nicht? Dafür war er eigentlich zu klein.
 

Ruf mich an! ;)
 

Darunter stand eine Telefonnummer.

Mit einem Aufschrei warf ich den Zettel weg.

Sofort war Ash bei mir.

„Was, was ist?!“, geschockt sah er mich an.

Ich deutete zitternd auf das Blatt.

„D-da...da!“

Ash nahm ihn mit angstvollem Gesichtsausdruck in die Hand und las.

Er wurde blass und setzte sich.

„Oh...das...ist ja...“, er schluckte, sprach aber nicht weiter.

„Ich rufe da nicht an! Nicht heute!“

Ash sah mich mit schiefgelegtem Kopf an.

„Das würde mich freuen...“, gab er leise zu.

Ich lächelte. „Ich weiß...aber ich kann das auch nicht...ich habe Angst...“

Ash nahm mich in den Arm.

„Dann mach's, wenn du dich bereit dazu fühlst...“

Ich nickte und lehnte mich an ihn.

Doch würde ich mich je dazu bereit fühlen?

Bereit dazu, dem Unbekannten, den ich eigentlich nicht kennen lernen wollte, ins Auge zu sehen?

Oder in diesem Fall eher, mit ihm zu reden? Von Mensch zu Mensch?

Aber wenn ich davor schon Angst hatte, wie würde das am 24. Dezember sein, wenn ich ihn vermutlich treffen sollte?

Ich wollte mir darüber keine Gedanken machen.

Daher kuschelte ich mich tief in Ashs Arme und schloss die Augen...

19.12.2008

Misstrauisch beobachtete ich, wie die junge Frau, ein wenig jünger als ich, Ash liebevoll umarmte.

Er erwiderte diese Umarmung etwas steif, so als wäre sie ihm eigentlich zu intim.

„Ash, ich freue mich so sehr dich endlich wieder zu sehen! Es ist viel zu lange her! Rocko hat mir endlich mal deine Adresse gegeben und wow! So ein großes Haus für dich ganz alleine!“

Für ihn – ganz – alleine?

Da hatte Rocko wohl einen ganz entscheidenden Teil weggelassen!

Und zwar mich! Wer war dieses Mädchen überhaupt?

Sie war ganz augenscheinlich in Ash verliebt – wieso also hatte Rocko diesen Teil ausgelassen?!

„Ehm, Anabell...ich freue mich auch, die wiederzusehen, aber...“

„Natürlich tust du das, wir hatten damals so viel Spaß zusammen!“

Ich merkte, wie sich Eifersucht in meiner Magengegend breit machte.

„Anabell, ich wohne hier aber nicht alleine“

Die Frau erstarrte für einen Moment.

„Nicht? Ups! Naja, das hätte ich mir bei DER Hausgröße ja denken können! Wo ist dein Mitbewohner? Stell ihn mir vor!“

Bitte was?! Was glaubte die eigentlich, wer sie war?! Als würde Ash nie im Leben eine Frau außer sie selber abkriegen!

„Ich habe keinen Mitbewohner...“, murmelte Ash verlegen. „Misty...?“

Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, dann schritt ich von meinem unauffälligen Beobachtungsposten und stellte mich neben Ash, der sofort seinen Arm um meine Taille schlang.

„Anabell? Das ist Misty, meine feste Freundin...Misty? Das ist Anabell, eine Kampfkoryphäe dieser Region“

„Freut mich dich kennen zulernen!“, ich lächelte sie gezwungen an. Sie erwiderte dieses Lächeln nicht, sie starrte mich mit offenem Mund an.

„Rocko hat nicht erwähnt, dass du eine Freundin hast. Ist sie ein One-night-stand?“

Ich dachte ich hörte nicht richtig!

Was bildete die sich ein?!

„Eh, nein, wir sind schon sein 6 Jahren zusammen...muss er wohl vergessen haben. Also Rocko. Dir das zu erzählen...“

Ash war die Situation sichtbar unangenehm, was ich ihm nicht verübeln konnte.

Aber wieso war diese Frau so voller Erwartungen hier her gekommen?

Sie hätte sich doch denken können, dass Ash von Frauen nur so umringt war.

Ich meine – er war Ash! Ein gutausehender Pokémonmeister...

„6 Jahre?!“

„Ja, und wir lieben uns wirklich sehr!“, was für ein kitschiger Spruch!

Ich ließ ihn mir wie eine Praline auf der Zunge zergehen, nur um ihren Gesichtsausdruck genau zu beobachten.

Ash warf mir einen irritierten Blick zu, verstärkte dann aber den Griff um meine Taille.

„Eh, ja, genau. Aber was ich dich eigentlich fragen wollte, Anabell: Was willst du hier?“

Ein paar Sekunden lang reagierte sie nicht.

Dann begann sie, wie wild herum zu stottern.

„I-ich...ich wollte...ja, ich wollte dich be-besuchen...w-wir sind ja so...sozusagen beste Freunde!“

Überrascht sah ich sie an. Beste Freunde?! Komisch, hätte Ash sie dann nicht irgendwann mal erwähnen sollen?

Beste Freunde vergaß man doch nicht so einfach!

„Ja? Ich meine natürlich...Ja! Aber du hättest vorher ja was sagen können...im Moment ist es gerade eher unpässlich...“

Irritiert zog ich die Augenbrauen hoch. Unpässlich?

Okay, das war mir neu, aber wenn nicht mal Ash seine 'beste Freundin' hier drin haben wollte...

Mir schien sie sowieso eher unsympathisch, ich meine, sie wollte mich eindeutig los werden, man sah es an ihrem Blick.

„Oh, achso...dann habe ich die lange Reise ja ganz umsonst auf mich genommen“

Jetzt war ich aber gespannt, was Ash darauf antworten wollte!

„Tut mir Leid, aber Misty ist ein wenig krank und...du willst dich ja sicherlich nicht anstecken. Sie ist gerade erst auf dem Weg zur Genesung, bitte versteh' das!“

Am liebsten hätte ich laut losgelacht.

Es war so typisch Ash sich sowas auszudenken!

Aber es stimmte, ganz wohl fühlte ich mich immernoch nicht, daher war die Ausrede nicht schlecht.

„Ja klar...dann komme ich ein anderes Mal wieder vorbei, okay?“

„Ich würde mich sehr freuen! Aber bitte nicht mehr dieses Jahr, wir haben so viel zu tun! Das kennst du ja sicher – Weihnachtsstress! Und dann ist ja bald auch Silvester...“

Nur jemand, der ihn so gut kannte wie ich wusste, dass er sie unter allen Umständen aus dem Haus haben wollte. Ich fragte mich wieso.

Normalerweise war Ash zu jedem völlig zuvorkommend und freundlich, was hatte diese Frau gemacht, dass er so...unhöflich zu ihr war?

„Ja, ja, ich hab auch unheimlich viel zu tun!“, ihr aufgesetztes Lächeln sprach genau das Gegenteil aus.

Vermutlich hatte sie auf ein romantisches und sehr intimes Weihnachtsfest gehofft.

Pech gehabt!

„Bis bald!“, Ash lächelte, dann machte er mit einem entschuldigendem Blick die Tür vor ihrer Nase zu.

Anschließend lehnte er sich dagegen und stöhnte.

„Was war das denn? Du schuldest mir eine Erklärung!“

„Wieso? Was soll gewesen sein?“, na toll, jetzt spielte er auch noch total unschuldig!

„Tu doch nicht so, irgendwas muss da sein, sonst redest du nie mit jemandem so!“

„Misty, ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst!“

Ich setzte meine Hände an beide Seiten seines Kopfes und zwängte ihn so an die Tür.

„Für wie blöd hältst du mich?“

Einen Moment sah er mir in die Augen, dann seufzte er.

„Okay, okay...sie hat mir damals massenweise Briefe geschrieben. Und mir gesagt, dass sie mich liebt und sie eines Tages vorbeikommt, um mit mir Wiedersehen auf eine ganz besondere Art und Weise zu feiern...“

Ich schnappte nach Luft. Irgendwie hatte ich das Gefühl zu wissen, auf welche Art und Weise sie mit Ash feiern wollte...

„Und was hast du gemacht?“

„Ich habe natürlich nicht reagiert. Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen...das konnte ich nicht, wir sind wirklich Freunde, wenn auch nicht unbedingt die besten...“

Stöhnend ließ ich meinen Kopf gegen seine Brust sinken.

„Mann Ash, manchmal bist du echt blöd! Wie kannst du auf sowas nicht reagieren? Du hättest das sofort klar stellen müssen!“

Er legte seine Wange auf meine Haare.

„Ich weiß...aber dann war es irgendwann zu spät...“

„Vielleicht hätte es sowieso nichts genutzt“, warf ich ein. „Unser 'Gast 114' lässt sich davon ja schließlich auch nicht unter kriegen!“

Ich blickte auf und sah, dass Ash mich anlächelte.

„Und du? Bist du immernoch überzeugt, dass ich der Richtige bin?“

Ich sah ihm in die Augen und horchte auf die Gefühle in meinem Inneren.

Ganz klar, ich war irgendwie verliebt, aber reichte das wirklich aus?

Wenn ich so in Ashs Armen lag und ihn ansah, hatte ich das Gefühl, dass ich jederzeit ersticken könnte. Und ich fühlte, dass ich es nie überleben würde, wenn er mich verließe.

Egal auf welche Weise...

Und ich wollte ihm nicht unnötig weh tun. Wieso also sollte ich etwas 'probieren', was hinterher vermutlich sowieso keine Zukunft haben würde?

Ein Leben ohne Ash – das war unvorstellbar.

Er gehörte zu mir wie meine Hände.

Ohne sie wäre ich verloren. Und ohne ihn wäre ich genauso verloren.

Es war also ziemlich klar, wen ich wirklich liebte.

„Ja, ich bin mir immernoch ziemlich sicher...“, flüsterte ich.

„Das wird ihn enttäuschen...“, flüsterte Ash zurück, ganz nah an meinem Ohr.

„Ich weiß...aber wenigstens mache ich noch den Kalender zu ende auf“, Ash verstand, dass dies der Zeitpunkt war, mich loszulassen, damit ich dies für den heutigen Tag tun konnte.

Seufzend ließ er seine Arme sinken.

„Tu was du nicht lassen kannst...“

„Tut mir Leid...ehrlich“

„Ich weiß...“

Er wand sich von mir ab und ging ins Wohnzimmer.

Ich blickte ihm hinterher, dann drehte ich mich um und ging ins Schlafzimmer, wo der Baum stand, scheinbar hämisch grinsend.

Okay, das bildete ich mir jetzt nur ein, aber dennoch gefiel mir die Sache nicht.

Der heutige Beutel war ziemlich unförmig und fühlte sich auch ziemlich komisch an, als ich ihn abtastete.

Was konnte das schon wieder sein?

Mit einem Seufzen öffnete ich ihn und stutzte.

Was war das denn? Etwas ziemlich orangenes, haariges lag zwischen dem blauen Stoff und bildete so einen herrlichen Kontrast.

Ich nahm es heraus und versuchte eine logische Ordnung hinein zu bringen, was ich erst nach mehreren Minuten schaffte.

Und was ich dann sah, brachte mich so sehr zum Lachen, dass mir Tränen in die Augen traten.

Ash kam ins Zimmer gelaufen und sah mich irritiert an.

„Was hast du denn?“

Ich drehte mich nicht zu ihm um, erst setzte ich mir dieses orangene Etwas, das eine Perücke war, auf den Kopf.

Dann wand ich mich um.

„TADAAA!“

Einen Moment blickte Ash mich überrascht an, dann fing auch er an zu lachen.

„Oh mein Gott, damit siehst du aus wie früher!“

Ich strich grinsend über den unechten Seitenzopf, wie ich ihn damals immer getragen hatte.

„Die muss von Duplica sein!“

„Vermutlich. Aber irgendwie gefällt mir deine neue Frisur besser...siehst du reifer mit aus!“

Ich nahm mir die Perücke vom Kopf, ging auf Ash zu und setzte sie ihm auf.

„Danke! Dir steht sie übrigens ganz ausgezeichnet!“

Ash drehte sich seitlich zum Spiegel.

„Wow, du hast Recht, ich sollte zum Friseur gehen...“

Lachend gab ich ihm einen Kuss.

„Klar! Und dann sind wir im Partnerlook!“

„Vorallem weil man meine schwarzen Haare bestimmt ganz einfach orange kriegt!“

„Sicher!“

Er nahm die Perücke herunter und legte sie auf den Schreibtisch.

„Nicht, dass mich noch jemand mit dir verwechselt...“

„Genau, du tust einfach so, als wärst du ich, wenn ich Gast 114 treffen soll!“

Ash grinste.

„Tolle Idee, Misty. Echt, tolle Idee...“

20.12.2008

„Und Misty, wie geht es dir?“

Tracey sah mich interessiert an. Wieso hatte ich bei ihm immer das Gefühl, dass er es sofort durchschaute, wenn mir irgendwas im Kopf rumging?!

„Gut, danke der Nachfrage! Und dir?“

„Mir auch...aber irgendwie...wirkst du etwas abgelenkt!“

Ich merkte, wie ich rot wurde.

„Abgelenkt? Oh, das muss täuschen...“, leider war ich wohl auch nicht eine so unglaublich gute Lügnerin.

Er durchschaute mich sofort.

„Raus mit der Sprache, was ist los?“

Einen Moment lang druckste ich noch rum – dann erzählte ich ihm aber doch die ganze Geschichte.

Tracey war jemand, der nichts so leicht übersah, wenn er eine Idee hatte, konnte die durchaus stimmen.

Er hörte mir genau zu, fragte nach, wenn ich etwas nicht klar genug ausdrückte und schwieg dann eine Weile, um sich seine Gedanken zu machen.

So, wie ich es von ihm gewöhnt war.

„Hmh, hört sich ja spannend an“

Ich nickte und hoffte, dass er gleich weiter sprechen würde.

Er saß so nachdenklich auf seinem Stuhl, er musste einen Einfall haben!

„Also wenn du mich fragst...hmh...“

„Jaa?“

„Wenn du mich fragst...meint es da jemand ernst mit dir!“

Ich hatte jetzt mit vielen gerechnet – aber damit nicht!

„Tracey!!! Dieser Jemand hat doch schon längst gesagt, dass er mich liebt!!“

„Ja schon, aber das heißt doch nichts. Über Briefe oder Chat ist es viel zu einfach das zu sagen...hätte ja auch sein können, dass dich da jemand auf den Arm nehmen will, oder?“

Verdattert sah ich ihn an.

Wieso war ich nie auf diesen Gedanken gekommen?!

Diese Möglichkeit war geradezu...zu einfach!

Wieso sollte es nicht jemanden geben, der testen wollte, wie sehr ich Ash wirklich liebte?

Oder jemand, der sich spielerisch an mir rächen wollte, weil ich mal irgendwas getan hatte...?

„Tracey, du bist ein Genie!!“

„Misty? Ich will deine Träume ja nicht zerstören, aber ich habe gerade gesagt, dass der jemand das ernst meint!“

„Oh...ja, stimmt...aber wer?! Ich will es wissen!“

Er zog die Schultern hoch.

„Er oder sie hat seine Identität gut versteckt. Genauso wie du damals!“

Ja, genauso wie ich damals...

Etwas klickte in meinem Kopf, als ich über diesen Satz nachdachte.

„Ja! Du hast Recht! Genau wie ich damals!!“

„Äh, ja...genau das habe ich gerade gesagt“, irritiert sah er mich an.

Ich packte seine Schultern.

„Tracey, verkaufe mich doch nicht für blöd! Ich wette, derjenige hat dich eingeweiht! Euch alle! Weil er genau wusste, dass ich mit euch allen überlegen würde, wer er ist! Genau aus dem gleichen Grund, habe ich euch damals auch allen meinen Plan erzählt! Ein Außenstehender hätte mit Sicherheit sofort gewusst, dass ich diejenige war! So ist es doch, oder?!“

Er sah mich mit großen Augen an, unwissend, was er jetzt antworten sollte.

Triumphierend stellte ich mich hin.

„Sag' ich doch! Aber...“, mir fiel da etwas ein, das mir so überhaupt nicht gefiel...

Ich lehnte mich zu Tracey vor.

„Ist Ash auch eingeweiht?“, meine Stimme zitterte.

Ich hatte Angst.

Sollte er nämlich eingeweiht sein...

Das hieße, dass Ash mich nicht mehr wollte...

Das hieße, dass er nichts dagegen getan hatte, dass einer seiner Freunde sowas machte...

Auf eine Antwort wartend blickte ich Tracey an, halb verzweifelt.

Denn wenn das wirklich so wäre, dann...

„Nein“, Tracey seufzte tief. „Nein, Ash weiß nicht, wer's ist...“

Erleichtert ließ ich mich auf einen Stuhl fallen.

„Ein Glück!“

Er sah mich an und verstand nicht, was ich meinte.

„Naja, hätte Ash das gewusst, hätte er nichts mehr von mir wissen wollen, oder? Dann wäre es ihm schließlich egal, dass einer seine Freunde sich an ihn ranmacht!“

Tracey lächelte.

„Stimmt. Aber er ist ja nicht eingeweiht. Du fragst ja gar nicht, wer es ist! Das wundert mich...“

Ich lachte auf.

„Du verrätst es mir doch sowieso nicht, oder?!“

„Richtig!“

„Na also, da kann ich mir die Mühe auch sparen! Ach übrigens...“, ich fummelte einen Zettel aus meiner Hosentasche.

„Kennst du auch die einzelnen Geschenke? Dann kannst du mir ja sicherlich sagen, was das hier für ein Gedicht ist!“

Tracey sah mich durchdringend an, dann schüttelte er den Kopf.

„Nein, weiß ich nicht. Was ist es denn für eins?“

Langsam begann ich vorzulesen.
 

Das Veilchen, das ich dir bringe,

Das Liedchen, das ich dir singe,

Ach dass es zum Herzen dir ginge!

- Ich habe das Veilchen gebracht,

Ich sang dir das Lied bei der Nacht,

Du hast nicht dran gedacht.

Ein anderer schwärmt um dich

Mit Blumen und Lied wie ich,

Der gewinnt dein Gefallen für sich.

Ich möcht' dieser andere sein,

Nur um mich zu rächen allein,

Tät' nimmer dein Begehr

und bätest du noch so sehr,

Und säng' kein Liedchen mehr,

und gäb kein Veilchen her,

wenn ich nur dieser andre wär'!

(Franz von Kobell)

„Huch?! Das hört sich ziemlich nach Eifersucht an!“

Ich nickte. „Ich weiß! Es hört sich an, als hätte sich derjenige schonmal um mich bemüht! Wenn man das Gedicht wirklich auf diese Person beziehen kann...muss ja nicht sein“

Tracey nickte nachdenklich.

„Ja...was hat sich derjenige nur dabei gedacht...?“

Seine Überlegung hätte auch nur Show sein können.

Aber irgendwie wusste ich, dass er wirklich nicht wusste, was 'der' sich dabei gedacht hatte.

Und ehrlich gesagt fiel mir nur eine Person von unserer Reise ein, die sich ernsthaft um mich bemüht hatte. Und an die wollte ich lieber gar nicht denken...

21.12.2008

Einen schönen 4. Advent wünsche ich euch ^///^
 


 

Mit gemischten Gefühlen betrachtete ich den Zettel, den ich vor knapp einer Stunde in meiner Hosentasche gefunden hatte – die Telefonnummer vom 18. Dezember.

Wie hatte ich die vergessen können?!

Sowas vergaß man doch normalerweise nicht!

Vielleicht hatte ich meinen lieben 'Gast 114' ja jetzt lange genug warten lassen...

Ich könnte ja nur mal schnell anrufen...

Ich müsste ja nicht mal was sagen, aber wenigstens seine Stimme könnte ich mir anhören...

Wenn ich sie erkennen würde, wäre das großartig...

Mit leicht zitternder Hand griff ich nach dem Telefon und begann jede Zahl einzeln zu wählen.

Ich schaffte es allerdings nicht, auf den Anrufknopf zu drücken...

Stattdessen löschte ich die Nummer wieder.

Auch bei den nächsten Versuchen gelang es mir nicht, einmal bekam ich nichtmal die Nummer fertig, ehe mich die Panik packte.

Ich versuchte tief durchzuatmen.

Das war nur ein Telefongespräch.

Dabei konnte mir überhaupt gar nichts passieren.

Ich schlug die Tasten praktisch ein, als ich die Nummer abermals wählte, dann presste ich den grünen Knopf und hielt mir das Telefon ans Ohr.

Bloß ruhig bleiben, bloß ruhig bleiben, Misty!

„Ja, hallo?“, eine dunkle Männerstimme meldete sich.

Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte.

Ich konnte meine Stimme nicht finden, sie war...weg.

„Hallo? Wer ist da?“, irgendwie kam mir die Stimme bekannt vor.

Was ja auch eigentlich kein Wunder war, immerhin war das am anderen Ende der Leitung ein Freund von mir...

Könnte sie tatsächlich von dem sein, den ich verdächtigte?

„Eh...ich bins! Ehm...Misty...“, meine Stimme wurde leiser, je mehr Worte ich sagte.

Einen kurzen Moment herrschte Schweigen.

„Misty! Ich dachte schon, du willst mich nicht anrufen!“

Seine Stimme klang nicht schlecht, sie hatte einen beruhigenden Klang irgendwie.

„Ich...hab es vergessen“

Auch sein Lachen, dass ich jetzt hören konnte, klang nicht übel.

„Das ist keine besonders gute Ausrede meine Liebe!“

„Nein, das ist die Wahrheit!“

„Das sagen sie doch alle...und dann sind sie schwanger!“

Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss, das einzige was zu hören war, war ein entsetzter Atemzug.

Er registrierte das scheinbar.

„Du...du bist doch nicht etwa schwanger, oder? Das...war nur...ein Sprichwort“, jetzt schien er doch etwas aus der Fassung gebracht.

Wieso sollte ich ihn nicht mal ein wenig verunsichern?

„Was wäre denn, wenn es stimmen würde?“, fragte ich, meine Stimme klang seltsam nüchtern.

Er schwieg einen Moment lang.

„Dann...wäre das schön für dich, vermute ich. Würdest du dich auf das Kind freuen?“

Ich lächelte, auch wenn er das nicht sehen konnte.

„Ja, würde ich“

„Von wem wäre es denn? Von Ash?“

Das Lächeln verschwand.

„Von wem denn sonst?

Sein Zögern war nicht zu überhören.

„Naja...ich hatte doch versprochen, du würdest Ash vergessen...“

„Und ich hatte gesagt, dass du das nicht schaffen wirst“

„Habe ich es denn geschafft?“

Wie dreist, eine solche Frage zu stellen!

„Nein, natürlich nicht“

„Noch habe ich ja ein paar Tage...hast du das heutige Törchen schon geöffnet?“

Den ersten Satz ignorierte ich, den zweiten beantwortete ich mit einem knappen Nein.

„Schade...die Sache heute ist echt knuffig...“

„Ich gucke sie mir nachher an...“

„Und...? Schweifen deine Gedanken schon zu mir, wenn du Ash küsst? Oder mit ihm...“

„NEIN! Und das wird auch NIE der Fall sein!!“

Wut überkam mich.

Was bildete sich der Kerl eigentlich ein?! So eine Frechheit!

„Ach wirklich? Wieso reagierst du dann so gereizt?“

„Hmh, vielleicht weil ich es unglaublich dreist finde, zu denken, dass du JEMALS in meinem Kopf sein könntest, wenn ich mich mit Ash beschäftige?!“

„Reg' dich bitte nicht auf...“

„Ich rege mich auf, wann ICH will, kapiert?! Das hat Ash die in jedem Fall voraus: Er weiß, wann man mich besser in Frieden lassen sollte! Und er weiß, was er sagen muss, um mich zu beruhigen! Etwas, das DU ja nicht gerade zu beherrschen scheinst!!“

Als er weitersprach, hörte er sich irgendwie an, als fühlte er sich etwas unwohl.

„Tut mir Leid mein süßer Stern...“

„NENN MICH NICHT SO!“

Eine Antwort erhielt ich nicht, also fuhr ich fort.

„Du bist ein unmöglicher Trottel, okay?! Tschüß!“

Und schon hatte ich aufgelegt.

Immernoch total zornig stand ich am Schreibtisch.

Was für ein ...

Ich drehte mich um und wollte mit voller Wucht gegen den Baum treten, doch im letzten Moment bremste ich ab.

Wieso zum Teufel, konnte ich dieses bescheuerte Ding nicht hassen?!

Darüber ärgerte ich mich so dermaßen...

Etwas heftig riss ich das Beutelchen ab, das auch heute mal wieder eine seltsame Form hatte.

Ich konnte es nicht leugnen, dass ich den Stoff teils so brutal auseinander machte, weil ich immernoch sauer war und teils, weil ich wissen wollte, was ich finden würde.

Toll. Eine CD. Mal wieder.

Allerdings stand diesmal etwas drauf.

Und zwar in dicken schwarzen Buchstaben. DVD.

Etwas irritiert sah ich die silberne Scheibe an.

Okay, eine DVD also. Aber was sollte da drauf sein?

Wir hatten doch nie irgendwas gefilmt...Jedenfalls nicht, soweit ich mir erinnern konnte.

Naja gut, ich musste mich ja nicht länger auf die Folter spannen.

Ich ging einfach ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher und den DVD-Spieler ein, legte die DVD ein und drückte auf Start.

Was sich dort auf dem Bildschirm vor meinen Augen abspielte, hatte ich längst vergessen.

Es war nämlich nichts anderes als der Film, in dem Enton hatte mitspielen dürfen!

Mein Lachen erfüllte den Raum.

Was für eine grandiose Idee!

Dieser Film war so unglaublich lustig, natürlich auch etwas seltsam, aber trotzdem begeisterte es mich, ihn mal wieder zu sehen, nachdem wir uns bei den Dreharbeiten so viel Mühe gegeben hatten!

Es dauerte nicht lange, bis Ash mich lachen hörte und mit einem interessierten Gesichtsausdruck aus dem Badezimmer kam. Er hatte gerade geduscht.

Mit einer Hand rubbelte er sich die Haare trocken, in der anderen hielt er sein Shirt, das er sich noch nicht angezogen hatte.

„Was geht denn hier ab?“

Ich sah ihn grinsend an. „Es ist gerade ein wahnsinnig gut aussehender Typ mit nacktem Oberkörper in mein Wohnzimmer gekommen!“

Er lachte los. „Und was war los, bevor dieser Typ reinkam?“

Ich deutete mit der Fernbedienung auf den Fernseher.

Ash blickte nur fünf Sekunden auf den Schirm und wusste sofort, was da lief.

Oh mein Gott!! Wo hast du DIE denn her?!“

Mit einem fasziniertem Gesichtsausdruck setzte er sich neben mich und legte mir langsam einen Arm um die Schultern.

„Den hätte ich fast vergessen...“

„Ging mir nicht anders...“, ich lehnte mich an ihn und schaut mit ihm zusammen den Film, den wir beide fast vergessen hätten...

22.12.2008

If I could, I'd only wanna make you smile...

Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem Radio und versuchte an nichts zu denken.

Schon gar nicht an 'Gast 114' und seine anzüglichen Bemerkungen.

Das schlimmste war, dass ich genau wusste, wie das anfing!

Bei Ash und mir war es damals nicht anders gewesen, wir hatten uns anfangs ständig gestritten, vorallem weil ich mir meine Gefühle für ihn nicht eingestehen wollte.

Und er...naja, er war eben Ash.

Früher war er eben etwas naiv und unwissend gewesen...mit einem Gefühl wie Liebe hatte er sicherlich nicht viel anfangen können.

Was, wenn es diesmal genauso war?

Was, wenn ich diesen Typ wirklich liebte, es mir jedoch nicht eingestehen konnte?

Aber war das nicht eigentlich völliger Blödsinn?

Mittlerweile war ich um einige Jahre älter und mit Sicherheit nicht mehr so...stur.

Okay, stur war ich immernoch, aber ich war gereift...hoffte ich zumindest.

Und außerdem hatte ich langsam wirklich einen Verdacht!

Nur leider gefiel mir dieser nicht besonders...

Aber ehrlich gesagt war ich mir nicht sicher, ob mir das bei überhaupt jemandem gefallen hätte!

Still ging ich viele meiner Freunde durch und stellte fest, dass ich mich bei keinem von ihnen gefreut hätte.

Weil Ash der einzige war, den ich liebte. Weil er der einzige war, den ich lieben wollte.

Seufzend drehte ich mich vom Bauch auf den Rücken.

Wieso hatte das überhaupt passieren müssen?

Warum hatte ich Ash damals nicht einfach auf eine andere Art und Weise gezeigt, dass ich ihn liebte?

Dann hätte ich jetzt nicht diese Probleme und Selbstzweifel...und Schuldgefühle!

Zur Hölle, was hatte ich ein schlechtes Gewissen Ash gegenüber?!

Er war stets so treu und liebevoll und ich...?

Ich verliebte mich bei der nächbesten Gelegenheit in noch jemanden!

Natürlich liebte ich ihn mehr – anders war das gar nicht mehr möglich!

Trotzdem war da dieses langsam größer werdende Gefühl von Sehnsucht nach dem anderen Mann, von dem ich so gut wie nichts wusste!

War gerade DAS der Reiz an ihm?

Dass ich viele neue Seiten zu entdecken hatte?

Aber wieso sollte ich all dieses wunderbare, das ich hatte aufs Spiel setzen?

Ich war überglücklich – nicht mal in einer extremsten Phantasie konnte ich mir mein Leben schöner vorstellen!

War das nicht das, was man bei Liebe empfinden sollte?

Plötzlich drang das Radio wieder zu mir durch.

Last Christmas, I gave you my heart, but the very next day, you gave it away...

Entsetzt riss ich die Augen auf.

Wieso wurde dieses verdammte Schnulzenlied eigentlich jedes Jahr wieder rauf und runter gespielt?! Ich konnte es nicht mehr hören, schon gar nicht in diesem Zustand!

Wütend warf ich ein Kissen nach dem Radio, das prompt vom Tisch fiel und verstummte.

Ach Mist!

Fluchend kroch ich aus dem Bett und versuchte es wieder zum Laufen zu kriegen.

Leider Erfolglos.

Seufzend stellte ich es auf den Tisch.

Na toll...heute ging wirklich alles schief!

Und da ich dieses Gefühl jetzt sowieso schon hatte, beschloss ich es mit dem Adventskalender gleich noch zu verstärken!

Mit einem selbstgefälligem Lächeln nahm ich den Beutel mit der 22 ab, verharrte dann aber.

Der 22.... Wo war die Zeit schon wieder geblieben?

Hatte ich mir nicht letztens noch gesagt, dass es noch 17 Tage waren?!

Wo waren die hin?

Wie konnte das sein?!

Kopfschüttelnd band ich das goldene Band auf.

Immerhin wüsste ich dann bald, wer diesen Schrott verzapft hatte!

Okay, es waren mehrere schöne Dinge drin gewesen, aber...

Als ich den Stoff auseinander faltete, stockte mir der Atem.

Sofort fühlte ich mich in meinem Verdacht bestätigt und ich merkte, wie mir schwindelig wurde.

Oh nein...oh nein!

Ausgerechnet der...der, den Ash sowieso nie hatte leiden können...

Ich warf den Beutel auf den Boden und stürmte in Ashs Arbeitszimmer.

Dieser saß am Schreibtisch und las irgendwelche Formulare oder Rechnungen...

Als ich jedoch durch die Tür marschierte, drehte er sich überrascht um.

„Misty, alles okay?“

Ohne zu antworten ging ich an ihm vorbei zu den Glasvitrinen, in denen er seine Orden aufbewahrte.

Meine Augen huschten von einer Reihe zur Anderen, bis ich den gefunden hatte, den ich gesucht hatte

„...ich wusste es...“, meine Worte waren kaum geflüstert.

Wieso hatte ich überhaupt nachgeschaut?

Eigentlich hatte ich doch von vornherein gewusst, wozu dieser Orden gehörte!

Aber natürlich hatte ich mich erst wieder überzeugen müssen!

„Was wusstest du?“, Ash war jetzt hinter mich getreten und sah mir über die Schulter.

„Ich weiß, wer 'Gast 114' ist. Glaube ich. Und du wirst diesen Gedanken vermutlich nicht mögen!“

„Wieso? Wen hast du in Verdacht?“, irgendwie neugierig sah er mich an.

Und im selben Moment durchzuckte mich der Schmerz der Tatsache, dass er gleich nicht mehr neugierig, sondern wütend und verletzt sein könnte.

Ich dachte an den kleinen Zettel, der in dem Stoff dabei gelegenhatte.
 

Der schönste Orden aller Arenen (;

Außer dem Quellorden natürlich...noch 2 Tage! Schon nervös?
 

Ich senkte den Kopf und sah Ash unsicher an.

„Willst du das wirklich wissen?“

„Ja klar, jetzt sag schon!“

Ich schloss die Augen. Atmete tief durch.

„Rudi.“
 

Dann wurde plötzlich alles schwarz...

23.12.2008

Nachdem ich gestern umgekippt war, hatte Ash mich besorgt ins Bett gebracht und einen Arzt angerufen, der diagnostiziert hatte, dass ich durch irgendetwas sehr gestresst worden war, was sich mit meiner immernoch nicht vollständig genesenen Krankheit nicht gut vertragen hatte.

Daraufhin hatte Ash mir strengste Bettruhe verordnet, worauf ich mal überhaupt keine Lust hatte...

Nicht am 23. Dezember, wo ich noch letzte Weihnachtsvorbereitungen treffen sollte!

Vielleicht würde er mich ja wenigstens heute wieder aufstehen lassen...

Gerade kam er in unser Zimmer und schaute, ob ich wach war.

„Keine Sorge, mir geht’s gut...“

„Das hast du gestern auch gesagt...“, er setzte sich an meine Bettkante und strich über meinen Arm.

Ein Seufzen entfuhr mir.

„Ich weiß...aber dieser Gedanke...er hat mir nicht besonders behagt...“

„Das habe ich gemerkt...aber bist du dir wirklich sicher, dass es Rudi ist?“

„Ziemlich...es würde jedenfalls zu ihm passen, meinst du nicht? Außerdem muss es jemand sein, dessen Stimme ich schon eine Weile nicht mehr gehört habe...“

„Du hast aber von mehreren Leuten die Stimme nicht mehr gehört“, okay, da hatte Ash Recht, aber trotzdem gab es noch mehr Anzeichen...

„Und was ist mit dem Orden? Das war doch wohl eindeutig!“

„Hmh...oder jemand findet den wirklich am schönsten“

Mit gerunzelter Stirn sah ich Ash an.

„Wieso stellst du dich so dagegen, dass es Rudi sein könnte?“

Er sah mich an, in seinem Blick spiegelten sich so einige Gefühle wieder.

„Ich...mag ihn nicht besonders. Weil er schon immer was von dir wollte...und der Gedanke, dass du ausgerechnet in den verliebt bist...“

Ich biss mir auf die Unterlippe.

Autsch, das war in der Tat hart für ihn.

Und wieso hatte ich eigentlich nie wirklich an seine Gefühle bei der Sache gedacht?!

Der Arme musste doch eigentlich noch viel mehr leiden als ich, oder??

Für mich wäre es die Hölle, wenn ich wüsste, dass er auf ein anderes Mädchen stand.

Ihm ging es vermutlich genauso...

Plötzlich fühlte ich mich total herzlos und gemein.

„Vielleicht...ist er es ja auch gar nicht...“

„Vielleicht aber doch“, merkte er trocken an.

„Ash, ich...“

Er legte seinen Finger auf meine Lippen.

„Ist doch okay. Bei deinem Aussehen sollte ich mich über Konkurrenten nicht wundern!“

„Aber du hast überhaupt keine Konkurrenten!“

Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

„Freut mich zu hören...“

Ich erwiderte sein Lächeln.

„Übrigens...war das hier heute im Kalender!“, er reichte mir einen Brief und eine viereckige Karte.

„Du hast...?“, ich beendete die Frage nicht, Ash wusste sowieso, was ich meinte.

„Ja...“

„Danke“, ich nahm seine Hand und küsste sie sanft.

Dann faltete ich den Brief auf und begann zu lesen...
 

Liebste Misty,

nur noch einen Tag, dann weißt du, wer ich bin ;)

Ich möchte dich hiermit übrigens zum Essen einladen! In einem romantischen Restaurant an einem Tisch für zwei... :)

Ich würde mich freuen!

Auf der Karte steht übrigens unsere Tischnummer... ;)

Merk sie dir!
 

Der Name eines Restaurants folgte, außerdem die Uhrzeit.

Seufzend ließ ich das Blatt sinken.

„Was schreibt er?“, Ash sah mich interessiert an.

„Er will sich mit mir treffen...morgen.“

„Achso...“, unangenehm berührt sah Ash zur Seite.

„Ich...muss ja nicht hingehen...“, ich wollte nicht, dass es Ash wegen mir schlecht ging...

Er sah auf.

„Misty, red keinen Unsinn!“

„Ich mein's ernst!“

Er packte meine Schultern und sah mich eindringlich an.

„Ich sehe doch, dass du eigentlich hin willst! Bitte nimm keine Rücksicht auf mich, vielleicht ist er ja ein viel besserer Freund als ich!“, ein leichtes Grinsen huschte über sein Gesicht.

„Quatsch!“, ich verschränkte die Arme vor der Brust und wandte mich etwas ab.

„Ist er natürlich nicht!“

Ash lehnte sich zurück. „Woher weißt du das?“

Mein Blick traf seinen.

„Weil ich es weiß!“

Ash sah aus, als wolle er etwas sagen, ließ es dann aber.

Eine Weile herrschte ein eisernes Schweigen, dass ich am liebsten unterbrochen hätte.

Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte!

Hier gab es so viel, dass hätte ausgesprochen werden sollen...aber niemand tat es.

Stattdessen richtete ich mich auf und küsste Ash sanft auf eine Wange.

„Ich weiß, dass das eine beschissene Situation für dich ist...aber übermorgen ist es vorbei!“, meine Hand strich über die Wange, die ich gerade noch geküsst hatte.

Ash ergriff sie und hielt sie fest, seine Augen in meine sehend.

„Deine Situation ist auch nicht besser. Ich bin so ein Vollidiot!“, er stand auf.

„Bist du nicht, Ash!“

„Du hast doch keine Ahnung! Ich hätte dir mehr vertrauen sollen...“

„Was meinst du damit?“

Er drehte sich zu mir um.

„Misty, wie konnte ich denken, du würdest dich wirklich in jemand anderen verlieben? Ich...hatte Angst...dich zu verlieren...“

Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an.

„Ash...“, ich schlug die Decke zurück, stand auf und ging auf ihn zu.

Ich sah, dass er krampfhaft versuchte, die Tränen zurück zuhalten.

„Hey...hey...“, ich legte meine Arme an ihn, er kuschelte sich an mich und ließ sich trösten.

„Mach dir keine Vorwürfe...ich habe genau so Angst, dich zu verlieren wie umgekehrt! Das ist normal!“

„Ich weiß, aber...trotzdem...“, er klang gequält.

„Hör bitte auf zu weinen...das macht es mir noch viel schwerer...“

Er nickte, immernoch an mich gedrückt.

Jetzt schaute er allerdings auf, beugte sich vor und küsste mich leidenschaftlich.

„Ich verdiene dich echt nicht...“

Ich lächelte. „Was soll ich denn dann erst sagen? Meinst du ernsthaft, ich verdiene dich?“

„Nein...du hast was besseres verdient!“

Anstatt zu antworten küsste ich ihn erneut, diesmal mit vollster Überzeugung.

Meine Hände glitten unter sein Oberteil und strichen über seine warme Haut.

„Du bist doch krank...“

Ich grinste. „Ich fühle mich kerngesund...“

Auch auf seine Lippen schlich sich ein Lächeln.

„Na dann...“, und schon fuhr er mit seinen Händen an meiner Taille entlang, bereit mich zu verführen...

24.12.2008

Huhuu~ ^//^

Hier jetzt also das letze Kapp von A Very Special Present!

Okay, ich mag es jetzt nicht übermäßig...es ist in Ordnung, aber eigtl. wollte ich es schöner haben xD°

Nya, ich hoffe euch gefällt es trotzdem!

Und fröhliche Weihnachten!!

Eure Shona
 


 

Ein leichter Wind fuhr über die Häuser von Alabastia.

Er reichte aus, um die leichten Schneeflocken, die vom Himmel fielen, durcheinander zu wirbeln.

Die Straßen waren fast leer, niemand in der kleinen Stadt kam auf den Gedanken an diesem Tage länger als nötig rauszugehen.

Wieso auch?

Es war Heiligabend, da saßen die meisten mit ihren Lieben im Wohnzimmer und feierten gemütlich.

Eigentlich hatte ich es nicht anders vorgehabt.

Ich wollte mit Ash vor unserem Weihnachtsbaum sitzen, Geschenke auspacken und mit ihm kuscheln.

Aber nein, natürlich musste ich vorher noch zu meinem ungewollten Rendezvous.

Obwohl ich so gesehen nicht hingehen musste.

Trotzdem, es wäre unhöflich nicht zu gehen.

Außerdem brannte ich darauf, zu sehen, ob mein Verdacht stimmte...

Seufzend wandte ich mich vom Fenster ab, an dem ich bisher gesessen hatte.

Irgendwie fühlte ich mich nicht besonders gut...

Nicht körperlich, aber eine seltsame Lustlosigkeit hatte sich über mich gelegt...warum?

Nachdenklich stützte ich mein Kinn auf eine Hand.

Vielleicht weil ich Weihnachten einfach nur so wie immer feiern wollte?

Ohne jegliche Möglichkeit, dass etwas ganz furchtbar schief laufen konnte?

Was zum Beispiel, wenn 'Gast 114' mich plötzlich überfallen und küssen würde?

Dann hätte ich ja auf Ewig ein schlechtes Gewissen Ash gegenüber!

Oder ich verquatschte mich und vergaß, dass ich spätestens um 19.00 Uhr wieder zu Hause sein wollte!

Oder...

Ich hörte wie Ash im Schlafzimmer gerade aufstand.

Na gut, Zeit meine gute Laune aufzusetzen.

Er musste ja nicht merken, wie sehr mir dieses Treffen heute auf den Magen drückte.

Gähnend kam er ins Zimmer.

Ich stand lächelnd auf und ging zu ihm.

„Frohe Weihnachten, Ash!“

Er erwiderte mein Lächeln so liebevoll, dass mein Gewissen noch schlechter wurde...

„Das wünsche ich dir auch, mein Schatz...“

Mit seinen Händen an meinen Wangen beugte er sich zu mir runter und küsste mich sanft.

Viel zu schnell entzog ich mich seinem Griff und wandte mich ab.

Nervös schritt ich durchs Zimmer und versuchte nicht daran zu denken, was mir heute noch bevor stand.

In meinem Magen hatten sich Schmetterlinge ausgebreitet – eine Tatsache für die ich mich am liebsten auf den Mond geschossen hätte.

Normalerweise hatte ich dieses Gefühl nur, wenn ich an Ash dachte.

Und hier gefiel es mir nicht, es schnürte mir die Kehle zu.

„Was ist los?“, natürlich bemerkte mein Freund, dass irgendwas nicht stimmte.

Das war auch nicht schwer zu merken, ich lief durchs Zimmer wie ein aufgehetztes Evoli!

„Nichts...“, ich blieb stehen und zauberte ein unechtes Lächeln auf meine Lippen.

Leider hatte ich nicht berechnet, dass Ash mich gut kannte...zu gut...

Er kam auf mich zu und sah mir tief in die Augen.

„Irgendwie glaube ich dir das nicht...woran liegt das wohl?“

Ein Seufzen entfuhr mir.

„Tut mir Leid, ich weiß nur nicht, was ich davon halten soll...dem Treffen...und so...ich weiß nicht, wie es werden wird und ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, auf was auch immer.

Das macht mich verrückt, Ash!“

Ich merkte, dass meine Worte wahr waren. Es machte mich wirklich verrückt, ich hatte das Gefühl durchzudrehen!

Einen Augenblick sah Ash mich etwas traurig an, dann seufzte auch er.

„Das tut mir Leid...“

„Was kannst du denn dafür?“

„Hmh...nicht besonders viel...“

Er wandte sich ab, sein Gesichtsausdruck schmerzte.

Ich konnte ihn mir nicht länger ansehen, deswegen lief ich in Richtung Schlafzimmer.

„Dir muss es nicht Leid tun Ash...mir tut es Leid. Unendlich Leid...“, ich war mir nicht sicher, ob er meine Worte verstanden hatte, aber ich vermutete es, sonst hätte er mit Sicherheit irgendwas gemacht...

Ich verschloss die Tür hinter mir.

Ich fühlte mich grässlich. Hatte der Unbekannte das mit Absicht gemacht?!

Hatte er gewollt, dass ich mich so mies fühlte?

Oder hatte er mich nur falsch eingeschätzt, genauso wie ich Ash damals?

Aber wie konnte man darauf kommen, dass ich Ash einfach so vergessen würde?!

Nervös stand ich vor dem Adventskalender.

Irgendwie hatte ich auch Angst, ihn aufzumachen...

Es war das letzte Beutelchen.

Klar, es waren viele Dinge drin gewesen, über die ich mich gefreut hatte, aber...

Meine Neugierde siegte allerdings über meine Zweifel, daher machte ich mich daran, den Beutel zu öffnen.

Was ich fand, überraschte mich.

Es war ein weiterer, kleinerer Beutel!

Mit zitternden Fingern griff ich nach danach, als wäre er giftig oder so.

Eigentlich wollte ich ihn gar nicht öffnen, aber...was hätte das genutzt?

Bisher hatte ich alle Beutel aufgemacht, wieso also nicht auch den letzten?

Ich zog das feine Band auseinander und öffnete den Stoff.

Zuerst einmal sah ich gar nichts. Aber ich dachte mir, dass da vermutlich doch irgendwas versteckt war, alles andere wäre einfach nur unsinnig gewesen.

Mit spitzen Fingern fasst ich in den Beutel, bekam etwas zu fassen und zog es heraus.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich das silberne Etwas an und konnte nicht fassen, was ich da sah.

Und obwohl dieser Ring mit dem Brillanten nichts anderen sein konnte, wühlte ich abermals in dem Beutel und zog eine kleine hübsche Karte zum Aufklappen heraus.

Innerlich hoffte ich inständig, dass nicht das darin stehen würde, das ich dachte, aber...mein Wunsch wurde wohl oder übel nicht erfüllt.
 

Misty, willst du mich heiraten?
 

Schwer atmend ließ ich die Karte samt dem Ring fallen.

Nein. Nein, dass konnte nicht sein!

Wie konnte mir jemand einen Heiratsantrag machen, wenn ich ihn nicht kannte?

Nicht wirklich zumindest...

Wieso? Warum? Ich verstand es nicht...

Wieso musste irgendjemand mein Leben so dermaßen durcheinander bringen?

Und vorallem: Was sollte ich antworten?!

In mir schrie alles: Natürlich NEIN!!, aber war das wirklich so einfach?

Konnte ich die sich entwickelnden Gefühle in mir ignorieren?

Aber heiraten...so schnell?

Ich brauchte Zeit! Nichtmal Ash und ich hatten nach 6 Jahren völlig intakter Beziehung viel über dieses Thema gesprochen...leider!

Bei ihm hätte ich keine Sekunde gezögert, was die Antwort anging...

Aber bei jedem anderen?

Außerdem konnte ich nicht mit Ash zusammen sein, während ich mit einem anderen verheiratet war!

Ausgeschlossen, ich konnte das nicht!

Ich wollte es auch gar nicht! Das war gleich sowas festes! Was, wenn das gar nicht klappen würde?

Dann hätte ich den Salat!

Nein, auf keinen Fall würde ich Ja sagen! Auf keinen Fall!!

Als nächstes überlegte ich, ob ich Ash davon erzählen sollte.

Ich meine...wie würde ich das finden, wenn ihm jemand einen Antrag gemacht hätte?

Diese Anabell zum Beispiel?

Sofort kochte Eifersucht in mir auf. Okay, diese Frage war damit wohl beantwortet.

Ich konnte es ihm nicht erzählen...

Immernoch ziemlich verstört stand ich auf, und packte hektisch die Karte samt Ring in meine Hosentasche.

Wenn ich mich vorher schlecht gefühlt hatte, war ich jetzt völlig verrückt.

Mein Herz raste, Schweiß war mir auf die Stirn getreten und ich zitterte wie Espenlaub.

Na toll, noch schlimmer! Jetzt würde Ash mit Sicherheit denken, irgendwas wirklich schreckliches sei passiert!

Panik ergriff mich.

Was sollte das Ganze?! Dachte da ernsthaft jemand, ich würde mich jetzt freuen und „Ja“ sagen?!

Sowas absolut Bescheuertes!!

Ich ließ mich rücklings aufs Bett fallen.

Ich sollte versuchen, noch ein wenig zu schlafen...

Nur leider war ich viel zu aufgewühlt, um überhaupt daran zu denken!

Also lag ich nur so da, und regte mich weiter über die Dreistigkeit von 'Gast 114' auf.

Auch wenn ich nicht leugnen konnte, dass ich mich irgendwo geschmeichelt fühlte...
 

„Und Misty? Geh bitte nicht die Abkürzung durch den Wald!“

Ash und ich standen an der Haustür, er sah mich leicht unglücklich an.

„Wieso?“

„Es dämmert schon. Ich will nicht, dass du...um diese Zeit alleine da rum läufst...“

Ich lächelte. „Das ist süß von dir. Okay, ich gehe den normalen Weg“

„Danke...ich wünsche dir viel Spaß...und vergiss mich nicht!“

Bei seinen Worten verzog ich das Gesicht. „Werde ich nicht haben, vermute ich...und natürlich vergesse ich dich nicht!“

Ich küsste ihn sanft auf eine Wange.

„Bis später, ja?“

Er nickte und winkte mir hinterher, als ich mich schnellen Schrittes auf den Weg machte...
 

Also gut...

Ich war schon öfter in diesem Restaurant gewesen, es war schließlich genau das gleiche wie damals, als Ash und ich und zum ersten Mal geküsst hatten...

Diesmal war ich zwar fast genauso aufgeregt, aber nicht ganz so positiv.

Obwohl ich mich insgeheim auch freute, wofür ich mich am liebsten erschlagen hätte!

Suchend sah ich mich um. Okay, wo war Tisch 6?

Natürlich hatte ich die Karte vorsichtshalber eingesteckt. Man wusste ja nie...

„Kann ich Ihnen helfen?“, ein junger Kellner lächelte mich an.

„Ja, ich suche den Tisch 6!“

„Hier entlang, bitte“, er führte mich durch das halbe Restaurant, zu einem Tisch.

Jedoch blieb er etwas weiter weg stehen und deutete nur darauf.

Meine Augen klebten an der Person, die dort saß.

„Danke...schön...“, mit einem weiteren Lächeln verschwand der Kellner.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich die schon essende Person an Tisch 6 an.

Ich hatte also Recht gehabt.

Rudi. Wer auch sonst?

Mein Atem ging schneller, jetzt, wo ich wusste, dass ich Recht hatte, fühlte ich mich, als würde ich gleich in einen tiefen Abgrund stürzen.

Ich ging eine kleine Stufe hinunter und trat auf Rudi zu.

Dieser sah überrascht auf, begann aber zu Lächeln, als er mich sah.

„Misty! Wie schön, dich zu sehen!“

Da war sie. Die Stimme vom Telefon. Mein Herz fing wieder an zu rasen.

Wieso? Ich hatte doch eigentlich sowieso felsenfest damit gerechnet, dass er es sein würde...

Eine kleine Stimme tief in meinem Inneren widersprach allerdings.

Sie sagte mir das, was ich aus reiner Logik verdrängt hatte: Die ganze Zeit hatte ich immer noch aus tiefstem Herzen darauf gehofft, dass Ash jetzt hier sitzen würde...

„Rudi, ich...ich kann dich nicht heiraten!“, eigentlich hatte ich das nicht so direkt sagen wollen, vorallem weil mich jetzt einige Leute schief ansahen, aber zurückhalten konnte ich mich nicht mehr!

„Ich habe mich wirklich in dich verliebt, ganz so wie du es gesagt hast, aber nicht genug!“, flehend sah ich ihn an.

„Es tut mir Leid! Und vielleicht würde ich irgendwann „Ja“ sagen, aber...ich liebe Ash! Und ich...liebe ihn noch mehr...“, meine Stimme versagte, als ich sah, wie er mich ansah.

Es stimmte, es tat mir wirklich Leid. Aber ich musste mich für einen entscheiden, oder?

Und Ash war in diesem Fall meine erste Wahl – da waren meine Gefühle sich ziemlich einig.

Rudi räusperte sich leise.

Dann stand er auf.

„Misty, ich...“, er wollte mir seine Hände auf die Schultern legen, doch ich wich zurück.

„Ich...weiß nicht, was du da redest...“, er ging einen Schritt auf mich zu, aber ich wich weiter nach hinten.

Leider vergaß ich dabei völlig, dass sich hinter mir noch immer diese kleine Abstufung bestand.

Wie es also kommen musste, stolperte ich rückwärts darüber und fiel.

Anstatt jedoch auf dem Boden aufzuschlagen, landete ich in zwei starken Armen – Männerarmen!

Na toll. Das wurde ja immer besser!

Jetzt hatte ich nicht nur einen Heiratsantrag von Rudi am Hals, jetzt lag ich auch noch in den Armen eines fremden Mannes!

Womit hatte ich das verdient?

Plötzlich stieg mir jedoch ein bekannter Geruch in die Nase.

Moment mal...das konnte nicht sein!

Ich befreite mich und drehte mich auf dem Absatz um.

Ash?!? Was tust du hier?!“

Wir hatten eigentlich abgemacht, dass er sich nicht einmischen würde!

Wieso also war er mir gefolgt?!

Das konnte doch jetzt nicht wahr sein, ich dachte er wäre so ehrlich und würde sein Versprechen halten!

Er sah mich an.

„Naja, du...bist am falschen Tisch...“, verlegen lächelte er mich an.

„Hä?“

Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. Was ging hier vor sich?!

Ich drehte mich zu Rudi um, der Ash breit angrinste.

„Sie will mich nicht heiraten, Ash!“

Dieser lachte leise. „Das freut mich wirklich!“

Mein Blick wanderte wieder zu Ash.

Dieser hatte jetzt einen ernsten Ausdruck aufgesetzt und sah mich an.

Ohne Vorwarnung legte er einen Kniefall hin.

„Aber vielleicht...willst du ja mich heiraten?“, er nahm meine Hand und küsste sie sanft.

Ich entzog sie ihm. „Was soll das denn jetzt? Könnt ihr mich mal aufklären, was ihr hier für ein Spiel mit mir spielt?!“

„Misty, auf der Karte stand keine 6! Das war eine 9!“

Okay. Jetzt kam ich mir wirklich blöd vor...

„Das erklärt trotzdem nicht, wieso du jetzt hier bist und mir einen Antrag machst! Vorallem so total spontan und ohne Ring!“

Er stand auf und nahm mein Gesicht in seine Hände.

„Das ist nicht wahr...du hast ihn in deiner Hosentasche...“

„Nein, da ist doch der von...“, meine Stimme erstickte.

Nein. Das konnte nicht sein.

Das hieße ja...

DU warst das?! Aber wieso...? Und warum...?“

Tränen schossen mir in die Augen.

Oh mein Gott! Wenn das stimmte, dann...wäre ja alles viel einfacher!

Und so wundervoll!

Aber wieso hatte er mir erst so weh tun müssen?

Er hätte sich doch denken können, dass mich das in einen tiefen Konflikt stürzen würde!

„Ich wollte mir etwas besonderes ausdenken, um dich zu fragen, ob...du...meine Frau werden willst...“

Eine Träne lief mir über meine Wange, ich war so erleichtert!

„Aber wieso dann diese Geschichte mit: >Du wirst Ash vergessen!<?“

„Naja...ich wollte halt sehen, ob...ob es jemand so einfach schaffen würde, dich mir wegzunehmen...“

„Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“

Er sah mir in die Augen. „Nein. Schafft man nicht so schnell. Und ich weiß, dass das eine Scheißidee war. Tut mir Leid...“

Ich lächelte liebevoll. „Ich verzeihe dir großmütig...aber wie hast du es geschafft, beim Chatten neben mir zu sitzen?“

„Ich habe schnell Rudi angerufen und ihm gesagt, dass er sich einloggen soll. Er war natürlich eingeweiht...“

„Wie alle anderen auch. Das weiß ich schon. Und am Telefon das war auch Rudi“, stellte ich fest.

Ash nickte. „Ja, ich wollte dir auch mal so eine Überraschung bereiten wie du mir damals...ist mir wohl nicht so gelungen. Stattdessen habe ich dich verletzt...es tut mir so Leid“

Völlig betreten sah er zu Boden, ich merkte, dass er zitterte.

„Ash...“, ich hob sein Kinn vorsichtig an.

„Du hast mir eine riesige Freunde bereitet! Und jetzt, wo ich weiß, dass das alles von DIR war, kann ich mich noch viel mehr darüber freuen!“

Ein zaghaftes Lächeln zierte nun seine Lippen.

„A-also...Also hab ich meine Chancen auf eine Hochzeit mit dir noch nicht vollständig verscherzt?“

Ich lachte leise. „Soll das ein Antrag sein?!“

„Naja, der 'richtige' Antrag war der gerade eben, aber du hast mir gar nicht geantwortet...“

„Ich war mir nicht sicher, ob du das jetzt ernst meinst...“

Ash ließ mich ließ mich los und ging noch einmal in die Knie.

„Liebste Misty...“, er grinste kurz über seine eigenen Worte.

„Ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als alles andere, auch wenn das jetzt total altmodisch und kitschig klingt. Und deswegen...würde ich dich gerne fragen...: Willst du mich heiraten?“

Ich wusste, dass ich rot geworden war, und ich merkte auch, dass mir noch mehr Tränen über die Wangen liefen.

Trotzdem lächelte ich und nickte. „Ja, will ich!“

Mit einem Lächeln stand der Schwarzhaarige wieder auf nahm mich in die Arme und küsste mich.

Ich hatte die Leute um mich herum und Rudi längst vergessen.

Sie kamen mir jetzt aber wieder in den Sinn, als sie plötzlich anfingen zu klatschen.

Erschrocken löste ich mich von Ash und sah mich um.

„Oops...“, Ash grinste mich an. „Das ist ja jetzt mal wieder peinlich!“

Ich lachte. „Na und? Ach übrigens...“, ich kramte in meiner Tasche und holte den Ring raus, um ihn Ash zu geben.

„Wenn du dich schon an die Tradition mit dem Kniefall hältst, kannst du mir auch ganz altmodisch und kitschig den Ring anstecken!“

„Aber gern...“, mit einer leichten Verbeugung nahm Ash meine linke Hand, küsste sie noch einmal und steckte mir dann in einer fließenden Bewegung den Verlobungsring an den Ringfinger.

„Dann ist das jetzt offiziell?“

Ich grinste. „Aber sowas von! Und bring mich nie wieder in diese Gefühlslage!“

„Okay, ich verspreche es dir! Und nie wieder ein selbstgemachter Adventskalender von einem Unbekannten, ja?“

„Das gefällt mir!“, lachend küsste ich ihn nochmal.

Da fiel mir allerdings noch etwas ein.

„Sag mal...wieso ist Rudi eigentlich hier?!“

Ash grinste abermals verlegen. „Naja...ich wusste ja nicht, ob du die Karte als 6 oder 9 deuten würdest...“

„Und wie hast du es geschafft vor mir hier zu sein?!“

„Ich bin durch den Wald gelaufen...naja, eher gerannt“

Ich fing an zu lachen. „Du bist ja so ein Schuft!“

„Ein verlobter Schuft!“, verbesserte er mich und küsste mich erneut.

„Heute bist du aber fordernd...“

Er grinste. „Klar, jetzt wo ich weiß, dass du mich wirklich liebst!“

„Ach, das wusstest du vorher nicht?!“

„Doch, ich brauchte jetzt nur eine gute Ausrede!“

Anstatt etwas zu antworten, erwiderte ich seinen Kuss und war glücklich, dass alles so gut ausgegangen war...



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Von:  Turtok11
2009-03-02T01:24:32+00:00 02.03.2009 02:24
freu mich das unendlich das es gut ausgegangen ist! wo das mit dem heiratsantrag auf dem zettel stand war ich mir wieder sicher, das ash am ende warten würde. die tränen im kapitel vorher hat er aber ziemlich überzeugend rübergebracht. wobei vielleicht waren sie ja auch echt, schließlich hatte sie sich ja in jemanden anderes verliebt, auch wenn es am ende doch ash war. das sie sich in den unbekannten verliebt hat wenn auch nur leicht), ist schon nicht so toll, würde mich an ashs stelle etwas stutzig machen. ist aber leider für die geschichte von nöten! dadurch ist der fanfic richtig spannend! war wirklich richtig fesselnd, konnt gar nimmer aufhören zu lesen, wiw man an der urzeit meines kommis zeststellen kann^^
hast du wirklich ganz toll geschrieben! hoffentlich bin ich zur hochzeit der beiden eingeladen :-)
freu mich ganz dolle für die beiden!
Von:  Turtok11
2009-03-02T00:53:31+00:00 02.03.2009 01:53
was für ein gefühlvolles kapi! mir sind bald die tränen gekommen, der arme ash. warum lässt ihn misty so leiden?! eigentlich sollte sie morgen nicht zu dem essen gehen. wär mir am liebsten!
du hast es geschafft, im letzten kapitel vor der großen enthüllung, glaub ich nicht mehr daran, das es ash ist, dafür haben seine tränen zu echt gewirkt!
was ich aber nicht verstehe, wie alle freunde eingeweiht sein können und dann nichts dagegen tuen, sondern das ganze auch noch unterstützen, das würden sie ash doch niemals antun. vielleicht ist es doch ash?! naja werds ja jetzt sehen, auf ins letzte kapi!
Von:  Turtok11
2009-03-02T00:41:17+00:00 02.03.2009 01:41
oh mann, misty was machst du denn?!
wieso werden denn deine gefühle größer, so ein mist.
jetzt hat sie auch noch jemanden ernsthaft inverdacht. mal gucken wie ash drauf reagiert. ich finds schon etwas fies von der misty was sie hier macht :-(
ich möchte trotzdem bei meiner vermutung bleiben, das ash dahinter steckt, auch wenn ich mir nicht mehr alzu sicher bin.
Von:  Turtok11
2009-03-02T00:31:59+00:00 02.03.2009 01:31
toll wie misty dem großen unbekannten eine abfuhr erteilt. aber trotzdem hab ich bei dem kapitel zum ersten mal ein ungutes gefühl gehabt.
mal sehn was das nächste hergibt.
Von:  Turtok11
2009-03-02T00:15:19+00:00 02.03.2009 01:15
toll, wie ash annabell abblitzen lassen hat, da merkt man, das er misty wirklich über alles liebt!
das mit der perücke stell ich mir lustig vor, schonwieder was, was ich zeichnen würde, wenn ich es denn könnte^^
Von:  Turtok11
2009-03-02T00:01:16+00:00 02.03.2009 01:01
oha, wenn ash jetzt doch nicht der auserwählte ist, dann ist das jetzt ganz schön happig für ihn gewessen. ich weiß auch nicht wie er ein telefonat vortäuschen will. wenn er es nicht ist, würde ich an seiner stelle mal selbst dort anrufen.
ich finds aber ein bissel mies von der misty, das sie sagt, das sie sich zum teil in den anderen verliebt hat. selbst wenn es ash am ende ist, ist es etwas mies, ansonsten wär es ganz beschissen! :-(
ich muss jetzt mal sagen, das die geschichte total spannend ist, da muss man einfach bis zum ende lesen, wenn man einmal angefangen hat. mein computer spint grad, deswegen musst ich jetzt den pc wechseln^^
Von:  Turtok11
2009-03-01T23:30:22+00:00 02.03.2009 00:30
misty im kartoffelsack :-))))
das ist ein schöner gedanke, hehe. könnte ich zeichnen würde ich ein fanart dazu machen^^
süß wie ash sich um misty kümmert! find ich toll!
Von:  Turtok11
2009-03-01T23:14:32+00:00 02.03.2009 00:14
soso ash ist es also nicht meint misty.
und ich bleib dabei, bin mir aber nicht sicher. ash hätte in den 2min jemanden anrufen können, der seinen part übernommen hat. außerdem war er so geschockt, als misty ihn gefragt hat, ob er mit da bleibt. andererseits, war der schreibstil, dem in den vergangenen chats ähnelt.
nun gut für mich bleibt ash der "große unbekannte"^^
wenn er es nicht ist, war es eine starke leistung von ihm, sich danneben zu setzen!
Von:  Turtok11
2009-03-01T22:47:09+00:00 01.03.2009 23:47
freut mich, das misty der chat egal ist, aber sie ist auch erst bei der hälfte angekommen. das ash nicht am computer saß, spricht natürlich gegen ihn, er hat also leider ein alibi. das muss aber hoffentlich nichts heißen.
finds aber echt hammer wie stark er ist und wie er seine ängste unterdrückt und dann auch wieder nicht!
Von:  Turtok11
2009-03-01T22:37:36+00:00 01.03.2009 23:37
auweia!
bitte nicht streiten, aber ich wäre glaub ich auch sauer/eifersüchtig.
is ja echt der hammer, was macht misty aber auch für sachen *kopfschüttel*


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