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World of Faerûn - 6. Staffel

Awakening
von

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Folge 96: Überwesen sucht Held

[Folge 5: Überwesen sucht Held]
 

Die Gegend um Riatavin war als ein sehr ruhiger Ort bekannt, doch diese Ruhe sollte in diesem Tagen von vier wagemutigen Abenteurern gestört werden. Der Klageschrei eines Lindwurms hallte aus einer Höhle in die angrenzenden Wälder hinaus. Kyrens Miene war erfreut als das drachenartige Wesen schließlich zu Boden ging und der letzte Flügelschlag der Kreatur geschlagen war. Es war Shane der triumphierend sein Schwert aus dem Kopf der Bestie zog, der für einen Lindwurm ungewöhnlich groß war. Es war nicht der Tarraske, aber dennoch eine Plage weniger, die diese Lande heimsuchte. Erleichtert ließ Atrix vom Schwanz der Kreatur ab, wenn gleich der Körper dieses Wesens ohnehin wie ein einziger Reptilienschwanz mit kleinen Ärmchen wirkte.

Judy lief herbei und bejubelte die Gemeinschaftsarbeit ihrer Gefährten. „Das war super!“, rief sie begeistert, worauf ihr Shane breit grinsend den rechten Daumen entgegen streckte.
 

Folge 5: Überwesen sucht Held
 

In Riatavin war an diesen Tag eine Festlichkeit einberufen. Überall prangten Banner deren Schriftzüge die vier Helden priesen, welche den grausamen Lindwurm erledigt hatten. Die ganze Stadt feierte, denn schon viel zu lange hatte die Kreatur Vieh und Kinder gerissen.

Im Haus Andil, eines reichen Adligen der Stadt wurde dem Empfangssaal zum Ballsaal umgebaut. Viele hundert Gäste kamen und nahmen Trank und Speis zu sich, während eine kleine Gruppe von Barden für festliche Musik sorgte. Einige Lieder handelten von den Heldentaten, andere von Riativin und anderen Legenden.

Lord Andil war ein einflussreicher und mächtiger Mann in der Stadt. Er hatte eine fürstliche Summe als Belohnung für den Kopf des Lindwurms ausgesetzt, nachdem sein einziger Sohn von diesen Wyrm angegriffen wurde. Für Shane und seine Begleiter war es die Gelegenheit wieder etwas Geld in die leere Reisekasse zu bringen und den Ruf der Gruppe wieder ins rechte Licht zu rücken.
 

Etwas nervös vor der bevorstehenden Ehrung rückte Shane noch einmal seine Kleidung zurecht und musterte sich kritisch im Spiegel. Ein Teil des Geldes hatte man in Festtagskleidung investiert, nachdem Lord Andil darauf bestanden hatte, eine Feier zu ihren Ehren zu veranstalten. Als Abenteurer war man nicht unbedingt mit angebrachter Tracht ausgestattet, doch die Belohnung für den Tod des Lindwurms glich das wieder aus. Wie auch Atrix hatte sich Shane einen Anzug zugelegt, bestehend aus einem weißen Hemd mit langen Ärmel, die sich am Ende aufplusterten, und einer edlen, schwarzen Weste, die mit goldenen Stickereien verziert war. Atrix wählte die gleiche Kleidung, lediglich in rot-weiß gehalten. Der Elf schien es regelrecht zu genießen wieder in adliger Umgebung zu sein und wollte gar nicht mehr weg.

„Wir sollten langsam los. Lord Andil hat um Anwesenheit bei seiner Rede gebeten.“, meinte Shane mit Blick auf die Wanduhr im Zimmer. Eilig sprang Atrix vom Bett auf und machte sich daran der Bitte des Lords folge zu leisten. Bevor Shane das Zimmer verließ warf er noch einmal einen Blick auf seine Habseeligkeiten und schloss die Tür schließlich von außen ab.
 

Gespannt sah Atrix zur Tür des nächsten Zimmers. Er ließ es sich nicht nehmen seine beiden Gefährtinnen an die Feier zu erinnern. Wie ein Pirscher schlich er sich an die Tür heran und lauschte einen Moment lang.

„Was macht ihr da?!“, rief auf einmal eine weibliche Stimme empört vom Flur her. Shane lief einen Moment lang schuldbewusst eine Gänsehaut den Rücken hinunter, obwohl er gar nichts gemacht hatte. Wie vom Blitz getroffen ließ Atrix von der Tür ab und stolperte Rückwärts zu Boden.

Eine Mischung aus Erleichterung und Unzufriedenheit stellte sich in seinem Gesicht ein als er sah das es Kyren war die ihn erwischt hatte. Atrix wirkte etwas enttäuscht über ihre Tracht, während Shane Schwierigkeiten bekam auch nur ein Wort zu sagen. Sie hatte sich mit einer langen, weißen, ärmelfreien Robe gekleidet, mit Kapuze und allerlei elfischer Verzierungen. Alles war aus feinster Seide oder einem ähnlichen Material, wie es nur von Elfenvölkern verwendet wurde. Für Shane war es fast so als ob er einen Engel sah. Atrix hingegen schmollte, weil er erhofft hatte etwas mehr zu sehen.

Sein Durst nach holder Weiblichkeit wurde jedoch alsbald von Judy gestillt, die vom Aufschrei Ihrer Gefährtin neugierig aus dem Zimmer trat um zu sehen was geschehen war. Hektisch brachte sie noch einen kleinen, dezenten Ohrring an, der kaum vermochte von ihrer Tracht abzulenken.

Judy hatte ein rotes Kleid gewählt, dessen Dokolleté sogar Kyren noch die Röte in die Wangen trieb, so sehr, wie es ihre Oberweite betonte und präsentierte. Ihr Kleid war im Beinbereich an der Seite aufgeschnitten was die Fortbewegung in den recht engen Kleidungsstück vereinfachen sollte. Atrix schwelgte in den schmutzigsten Fantasien, doch Judy entschied sich ihre Aufmerksamkeit auf Shane zu konzentrieren. „Findest du es zu gewagt, lieber Shane?“, fragte sie kichernd und drehte sich kurz im Kreis.

Am Rande eines Ohnmachtsanfalls war es schwer ein paar Worte zu finden, die das Niveau von Atrix’ anzüglichen Blicken übertrafen. Es war Kyren, die ihm die Antwort schließlich abnahm. „Judy! Wir gehen auf eine Festlichkeit des Hofes, nicht zur einer Verabredung mit deinen Traummann!“, mahnte sie die hübsche Menschendame, die Hände empört gegen die Hüften gestemmt. Judy trat ihr prompt gegenüber und hob ihren Zeigefinger an. „Wer weiß, vielleicht lässt sich ja beides kombinieren.“, meinte sie belustigt und ging voraus. Kyren zeigte sich wenig begeistert und senkte resignierend den Kopf.
 

Mit Applaus wurden die Abenteurer in der großen Festhalle empfangen. Es war ein großes Bankett errichtet und ein herbeieilender Diener verwiesen die jungen Abenteurer vornehm auf ihre Plätze. Viele Bewohner der Stadt hatten sich hier versammelt, vorzugsweise die der gehobenen Schicht. Es wurde viel geboten. Musik, Tanz und Unterhaltung war durch einige ausgezeichnete Barden sichergestellt. Der Saal war vergleichsweise riesig und in weißen Marmor gehalten. Große Fenster und Türen, verzierte Säulen und verschnörkelte Treppenstufen trugen zum Glanz des Ambientes bei.

Nachdem Kyren und die anderen Platz genommen hatten, erwog der Bürgermeister ein paar Worte an die feiernde Masse zu richten und klimperte mit einem Löffel gegen sein Weinglas.

Seine Rede sollte nicht lang werden, was jedoch nicht daran lag das er wenig zu sagen hatte, denn schon nach ein paar Worten wurde er von einen unerwarteten Ereignis unterbrochen. Ein seltsames Rauschen hallte durch den Saal und Augenblicke später lösten sich Kyren, Atrix und Shane in blendend weißem Licht auf. Nur Judy blieb zurück und starrte ungläubig auf die Plätze neben sich, die wenige Sekunden zuvor noch mit ihren Gefährten besetzt waren. Ein jeder Blick war folglich auf sie gerichtet, doch mehr als gute Miene zum bösen Spiel konnte auch sie nicht machen, wusste sie doch selbst nicht was passiert war.
 

Als Kyren die Augen wieder öffnete und das blendende Licht um sie herum verschwand, fand sie sich auf einmal in einem seltsamen Gebäude wieder. Es gab keine Fenster und Türen, nur einen Kristall an der Decke, der hell erleuchtet war. Darunter befand sich ein Podest mit einer Art Thronstuhl, dessen Lehne ein wenig wie eine Art Tür aussah. Gut ein dutzend Stufen führten von diesem Podest hinunter auf einen schmalen Steg, der den einzigen Übergang zu ihrer Position markierte, während anderweitig ein tiefer, finsterer Abgrund wartete.

Die Wände schienen metallischer Natur. Sie hatte bisher noch nichts Vergleichbares gesehen.

Kyren realisierte langsam das sie nicht allein in dieser kreisrunden Halle war. Shane und Atrix standen neben ihr und schienen das Szenario auf dieselbe Art und Weise zu verinnerlichen wie sie. Ein weiterreichender Blick eröffnete ihr dass sich gut zwanzig weitere Gestalten an diesen Ort befanden. Manche schienen schon etwas länger da zu sein, da sie sich bereits angeregt über andere Dinge als deren Lage unterhielten. „Was ist passiert? Und wo ist Judy?“, fragte Atrix schließlich, verzweifelt um sich sehend. „Hat man uns was ins Getränk getan?“, scherzte Shane, der recht perplex wirkte und seinen Blick kaum von den riesigen Kristall in der Mitte des Raumes abwenden konnte. Kyren wollte sich mit Theorien nicht zufrieden geben und wollte einen der umstehenden Männer fragen. Sie waren zumeist wie Abenteurer gekleidet, verschiedenster Rasse. Einige Frauen waren ebenso wie unter Ihnen zu finden, wie Elfen, Gnome und Zwerge. Keiner von diesen Leuten kam ihr auf den ersten Augenblick bekannt vor und gerade als sie den erstbesten ansprechen wollte, hallte wieder das Rauschen von zuvor durch die Halle. Das Licht des Kristalls flackerte kurz auf und transportierte eine Hand voll weiterer Leute in den Saal.

Das erklärte zumindest wie sie an diesen Ort gelangt war, aber Judy war wundersamer weise nicht unter ihnen. Einen Augenblick später ertönte ein Gong, obwohl nirgends eine passende Platte dafür zu sehen war. Er war so laut das es fast in den Ohren wehtat, stellte allerdings sicher die Aufmerksamkeit der Anwesenden in Richtung des Thrones zu richten. Der Kristall an der Decke transportierte eine letzte Gestalt in den Raum, dessen Strahl sie in den Thron bettete. Mit seinen vier armen, seiner hellblauen Haut und seinen dämonartigen Schädel war jedoch klar, dass an diesem Wesen etwas Besonderes war. “Willkommen, Freunde!“, rief es laut und breitete seine vier Arme weit aus. „Ich bin Oparat und der Grund warum Ihr hier seid!“, fuhr er fort und begab sich langsam die Stufen hinab. Oparats Erscheinung und Größe kam der eines Riesen gleich. Seine Tracht war prunkvoll gehalten – ähnlich der eines hochrangigen Paladins - und wirkte gerade zu ehrfurchtsvoll auf die einzelnen Anwesenden. „Fürchtet Euch nicht, denn der Anlass dieser Zusammenkunft ist wahrhaft großartiger Natur.“, fuhr er fort, doch kaum einer mochte sich für das fremdartige Wesen zu begeistern. „Warum sind wir hier?! Was soll das alles?!“, rief einer der unfreiwilligen Gäste erzürnt. „Ihr seid hier weil Ihr die größten Helden eurer Zeit seid. Ich habe euch zusammentragen lassen weil ich euch ein Angebot machen will.“, erwiderte er mit Blick in die Runde.

„Ein Angebot? Was denn für ein Angebot?“, rief eine Elfe, nur unweit von Kyren entfernt. Die Dame kam ihr irgendwie bekannt vor, aber sie konnte sie im ersten Moment nicht zuordnen. „Ich biete euch an in die Geschichte einzugehen als jemand der die Welt gerettet hat.“, antwortete er und zog ein Pergament unter seiner Rüstung hervor. „In meinen Händen halte ich die Belohnung für jene, denen es gelingt die Aufgabe, die ich euch auftrage zu meistern. Dies ist die mächtigste Rolle des Nesseril-Imperiums, die jemals geschaffen wurde. Sie wird euch Macht verleihen, genug Macht um selbst dem größten Übel dieser Welt die Stirn zu bieten.“, fuhr er rasch fort und hielt die Schriftrolle empor. Viele rissen erstaunt die Augen auf. Getuschel machte die Runde, doch einer wagte etwas einzuwerfen. „Woher wissen wir dass Ihr die Wahrheit sagt? Und was ist das für eine Aufgabe?“, fragte er misstrauisch. Oparat ließ sich nicht das Geringste anmerken, schien auf jede Frage eine Antwort zu haben. „Nun, ich habe bereits einmal von der Macht dieser Rolle gekostet und wie ihr seht seid ihr alle hier – gegen euren Willen.“, tönte es mit ungebrochener Überzeugung zurück. „Unglücklicherweise ist es nicht möglich das jemand dieses Wunderwerk ein zweites mal zu benutzen, ist es einmal verwendet worden. Und was eure Aufgabe betrifft – nun es handelt sich um eine Aufgabe höchster Dringlichkeit.“, fuhr Oparat mit imposanter Stimme fort.

„Jenseits dieser Ebene plant eine Armee von Dämonen den Einmarsch in diese Welt. Sie sind dabei ein Portal zu errichten, das ihnen uneingeschränkten Zugang in eure Welt verschafft. Leid und Elend wären die Folge dieses Einmarsches und es obliegt Euch diesen zu stoppen. Unglücklicherweise ist das Portal der Dämonen nicht über diese Ebene erreichbar, doch sorgt euch nicht – ich habe bereits daran gedacht und einen Weg gefunden, einen jeden von Euch gefahrlos in die Existenzebene der Dämonen zu schicken.“, erzählte Oparat und deutete zum Abschluss seiner Worte mit einen seiner Arme hinter die Abenteurer. Dort waren wabenartige Kapseln in der Wand befestigt, groß genug das man sich hinein legen konnte. „Sie bieten euch Schutz und einen Weg in die Welt der Dämonen. Sollte einen von euch etwas zustoßen, wird sein Geist und Körper in diese Ebene hier gerettet. Doch nur diejenigen, die es schaffen das Portal zu zerstören, erwartet die Belohnung.“, erklärte er und ließ seine Worte auf die einzelnen Abenteurer wirken.

Es folgten vereinzelte Nachfragen, doch ein jeder der Anwesenden konnte beschwichtigt werden. Ein Fremdling, in weiter Kutte nutzte die Gelegenheit sich Kyren zu nähern. Sie merkte erst recht spät, dass sich jemand zu ihr gesellt hatte, erschrak daher etwas als man sie plötzlich von der Seite ansprach.

„Lass dich nicht beirren, Kyren. Es ist nicht wonach es aussieht. Etwas stimmt hier nicht.“, sprach der Mann und weckte somit ihre Aufmerksamkeit. Sie kannte die Stimme und wusste dass sie vertrauenswürdig war. „Nigel?!“, fragte sie erstaunt und machte somit auch ihre beiden Gefährten auf ihn aufmerksam. Vorsichtig zog er die Kapuze seiner Kutte zurück und erwiderte ihre Frage mit einem kurzen Lächeln, den Zeigefinger auf seine Lippen legend in Anmahnung etwas leiser zu reden. „Was machst du hier? Und was meinst du damit?“, fragte sie in gewünschter Tonlage, während sich ihre Gefährten hinzugesellten. „Ich kenne mich sehr gut mit der Geschichte aus, bin mit vielen Bardenliedern vertraut, doch die meisten dieser Leute hier sind keine Helden. Es sind Söldner, Krieger und einfache Abenteurer. Sagt mir, seht ihr Drizzit, den Dunkelelfen? Seht ihr all die großen Namen, die die Geschichte Faerûns geprägt haben? Elminister? Ich sehe ihn nicht.“, meinte er und warf einen prüfenden Blick durch die Reihen der Anwesenden in denen vergleichsweise namenlose Gesichter zu erkennen waren. Nun wurden auch Kyren und ihre Gefährten skeptisch und widmeten sich Oparats Rede.
 

„Es steht euch frei zu gehen, aber wenn ihr bleibt, erhaltet ihr diese einmalige Gelegenheit von der Macht dieser Schriftrolle zu profitieren.“, rief er laut aus und hielt das Pergament hoch.

Atrix Neugier war geweckt. „Vielleicht sollten wir auf diese Sache eingehen. Ich meine, wir könnten diese Schriftrolle wirklich gut gebrauchen, im Kampf gegen Ashton.“, meinte er vorsichtig. Kyren kam nicht dazu zu antworten, denn Oparats Stimme hallte überdeutlich durch die Halle. „Entscheidet euch. Hinter euch befinden sich Seelenkokons. Legt euch hinein und ihr findet euch in der Welt der Dämonen wieder. Andernfalls meldet euch bei mir, wenn ihr der Herausforderung nicht gewachsen seid.“, rief er laut aus. Die Menge der Anwesenden drehte sich fast synchron zu den hinter ihnen befindlichen Apparaturen um. Sie hatten eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Bienenwabe, waren aber aus dem gleichen Material wie die Wände und boten eine anscheinend bequeme Liegemöglichkeit. Kyren fiel auf das einer der Anwesenden sich nicht umgedreht hatte. Sie schellte sich innerlich das ihr der junge Mann nicht schon vorher aufgefallen war. „Was … das ist doch Decan, dort drüben!“, meinte sie aufgeregt und lenkte somit die Aufmerksamkeit ihrer Gefährten zu ihren alten Gefährten hinüber. Atrix Miene verzog sich leicht, denn ihm war klar was das für das bedeutete. „Ach Mist. Wenn der mit dabei ist, steht der Sieger ja schon fest. Wir sollten dann lieber gehen.“, meinte er enttäuscht. Decan nahm nur kurz von seinen alten Gefährten Notiz, als interessiere er sich nicht weiter für sie. Er hatte sich seit dem Kyren ihn das letzte mal gesehen hatte nur wenig verändert. Noch immer trug er eine bevorzugt schwarze Tracht in Form eines langen Mantels. Pechschwarzes, wildes Haar spross aus seinem Schopf und ein stetig düsterer Blick prägte seine Miene.
 

„Vielleicht hilft er uns bei dieser Sache. Damit steigen unsere Chancen.“, meinte sie begeistert. „Möglich. Ich habe zwar keine Ahnung wer er ist, aber wir sollten dieser Sache auf jeden Fall nachgehen um zu sehen was wirklich dahinter steckt.“, warf Shane mit zweifelnden Blick ein und ging zum Kokon.

Nach und nach taten es ihm andere gleich, so auch Decan, Kyren und Nigel. Hatte man sich erst einmal hinein gelegt schloss ein Energiefeld den Kokon und ließ die innen liegenden Teilnehmer einschlafen. Alle entschieden sich dafür den Dämonen Einhalt zu gebieten und ein jeder war gespannt was sie wohl erwarten würde.

Lediglich Atrix haderte noch eine Zeit lang und erregte somit die Aufmerksamkeit Oparats. „Was ist mit dir, kleiner Elf?“, fragte das mächtige Wesen. „Wisst Ihr, ich glaube, ich belasse es lieber bei einen einfachen Daumendrücken für meine Gefährten.“, ächzte er sichtlich verlegen hervor. Ihm war klar, dass er mit seinen Fähigkeiten gegen Dämonen nicht bestehen konnte. Oparat runzelte erstaunt die Stirn, ließ ihn aber gewähren. Ein zweifelhaftes Schmunzeln glitt über sein Gesicht als er sich abwendete und sich auf seinen Thronstuhl begab. „Ihr könnt Euch den Verlauf der Schlacht im Kristall ansehen.“, merkte Oparat an und nahm platz.
 

Kyren fand sich zu ihrer Überraschung in einer roten, zerklüfteten Landschaft wieder. Die Umgebung war finster oder zumindest in wirkte es so als ob hier kein Leben gedeihen konnte. Felsen in verschiedener Größe waren um sie herum verteilt. Von unbekannter Quelle schien ein schwaches Licht auf alles nieder und für den ersten Augenblick glaubte sie allein zu sein.

Weder Shane, noch Nigel waren bei ihr und so entschied sie sich erst einmal loszulaufen. Einige Minuten lang waren ihre Schritte alles was sie hörte, doch bald vernahm sie Kampfgeschrei. Hinter einem größeren Hügel entdeckte sie schließlich ein Schlachtfeld auf dem bereits etliche Teilnehmer kämpften. Die Dämonen waren niederer Natur, mit Hörnern und Hufen. Einfache Teufel, ohne Rüstung und Waffen, die nur mit ihren Klauen kämpften. Wenn einer von ihnen getötet wurde lösten sie sich kreischend in Flammen auf. Obwohl sie zahlenmäßig überlegen waren, konnten die Abenteurer einen jeden von ihnen ohne eigene Verluste abwehren.
 

Einer der Dämonen hatte Kyren entdeckt und schlich von hinten an sie heran. Er wollte aus den Schatten heraus attackieren, hielt das Mädchen für leichte Beute und holte zielsicher mit seinen mit seiner Kralle aus. Es sollte nicht reichen um die junge Elfenmagierin zu überwältigen, denn ein anderer nutzte dessen Unaufmerksamkeit um ihn zu beseitigen. Ein Schwerthieb quer durch den Körper des Wesens bereite seinem Angriff ein jähes Ende. Kyren erschrak als sie merkte was hinter ihren Rücken geschehen war, reagierte aber erleichtert als sie sah das Nigel sie gerettet hatte. „Puh, das war knapp. Vielen Dank, Nigel.“, meinte sie, die Hand an ihr klopfendes Herz haltend. „Kein Problem, aber gib besser auf dich acht..“, gab er abwinkend zurück. „Hast du Shane oder Atrix schon gesehen?“, fragte sie erwartungsvoll. „Shane habe ich vorhin irgendwo am Rande des Schlachtgetümmels gesehen. Von Atrix weiß ich nichts.“, antwortete er rasch und konzentrierte sich auf etwaige weitere Hinterhalte. Kyren hoffte das es das alles wert war und man als Sieger aus dem Turnier hervor gehen würde.
 

Shane stand wie paralysiert am Rande des Kampfgeschehens da. Er hatte festgestellt dass er wegen der Festlichkeit gar nicht richtig ausgerüstet war, aber es schien ihn auch kaum jemand zu beachten. Die meisten hatten mehr mit sich selbst zu tun. Shane schien keine Bedrohung für die anstürmenden Dämonen darzustellen. Er selbst wusste nicht recht wie er reagieren sollte, denn auch wenn momentan noch kein Anlass zur Sorge bestand, fühlte er sich nicht gut dabei ohne Waffe in dieser Welt herum zu laufen. Ihm fiel auf das der Mann, den seine Gefährtin zuvor als Decan benannt hatte sich relativ gemächlich durch die Reihen der Kämpfenden bewegte. Es schien sich nicht im Geringsten bedroht zu fühlen. Ein eiskalter Schauer lief Shane den Rücken herunter als er merkte das Decan sich auf ihn fixiert hatte.

Ein Dämon versuchte über den Schwertkämpfer in schwarz herzufallen. Der Kreatur war gar nicht klar wie ihr geschah, denn kaum das er in Decans Schlagreichweite war, spürte er eine tödliche Wunde am Leib und ging in Flammen auf, wie auch die anderen Dämonen, deren Zahl stetig sank. Ein paar weitere versuchten sich ebenfalls am Schwertkämpfer, doch wie auf gespenstische Art und Weise starben sie alle samt als sie ihn zu nahe kamen. Shane schluckte tief, denn er hatte aus seiner Position gesehen was passiert war. „Man ist der schnell.“, sagte er leise.
 

Kyren entledigte sich derweil einiger Angreifer mit ihrer Magie. Einer von Ihnen war tödlich getroffen und nach zwei weiteren Treffern durch zwei Pfeile, ging er endlich in Flammen auf. Es war die Elfe, die ihr zuvor aufgefallen war und Kyren nun mit ihrem Bogen zur Seite stand. Sie glaubte ihr Gesicht zu kennen, konnte es aber immer noch nicht zuordnen.
 

Nigel entledigte sich nach und nach den verbliebenen Dämonen, bis auch der Letzte gefallen war. Danach wurde es ruhig und die meisten Mitstreiter jubelten. Nigel fiel auf wie Decan Shane am Rande des Schlachtfeldes ihm eines seiner Katanas gab. Shane nahm es nur zögerlich an, nickte aber schließlich dankend. Irgendetwas sagte ihm dass es mit dieser einfachen Schlacht aber noch nicht vorbei war, denn vieles war einfach zu leicht gewesen. Er entschloss sich dazu Kyren aufzusuchen, die noch nach Atrix zu suchen schien. „Atrix scheint nicht mitgekommen zu sein.“, sagte sie laut denkend vor sich hin.
 

Noch während man sich in den Reihen der Abenteurer im Glücksgefühl befand, tat sich am Himmel auf einmal ein Lichterspektakel auf. Feuerbälle, so groß wie Häuser prasselten auf einmal nieder und wer glaubte sich mit einem Sprung zu retten, sah sich alsbald mit einem weiteren Feuerball konfrontiert, der auf den Boden einschlug.

„Was ist passiert? Was geht hier vor?!“, rief einer von den Abenteurern aufgeregt, bevor ihn ein Feuerball traf und in Stücke riss. Ein Meer von Explosionen erschütterte die Gegend und hüllte die Landschaft in Staubwolken. Der Feuerregen dauerte nur eine halbe Minute, doch die Verluste in den Reihen der Menschen waren enorm. Einige, wenige hatten mit schlimmen Verbrennungen am ganzen Leib überlebt und krümmten sich wehleidend am Boden, andere hatten nicht so viel Glück. Aus den Staubschwaden ging nur eine Hand voll Leute hervor, unter ihnen auch Kyren und ihre elfische Artgenossin, die sich unter einem magischen Schild geschützt hatten. Nigel atmete erleichtert aus, denn auch er zählte zu denjenigen, die unter Kyrens Magie Schutz gefunden hatten und nun völlig unversehrt in der zerklüfteten Landschaft standen. Sofort schweifte ihr Blick zu Shane, doch der schien Glück im Unglück gehabt zu haben, das er sich zusammen mit Decan zu weit vom Einschlagsbereich entfernt aufgehalten hatte. Dessen Miene verzog sich und wurde noch etwas finsterer als zuvor. „Das war ein abgekartetes Spiel, eine Falle.“, merkte der Schwertkämpfer an und stieß zu Kyren hinzu. Shane folgte ihm nach kurzen zögern, noch etwas unsicher auf den Beinen.

Ingesamt 8 der über 20 Anwärter hatten diesen Anschlag überlebt und versuchten nun das Beste aus der Lage zu machen. Zwei weitere verstarben an ihren Verbrennungen, ohne das Kyrens Magie etwas hätte bewirken können. Sie lösten sich in gleißend hellem Licht auf und verschwanden einfach. „Scheint so als ob dieser Oparat nicht gelogen hat. Wer hier drauf geht wird kommt zurück in unsere Heimatebene … hoffentlich lebendig.“, tönte einer der Überlebenden.

„Weiß jemand in welche Richtung wir müssen?“, fragte Kyren in die Runde, hoffend das man möglichst schnell aus diesem Schreckensszenario entkommen konnte. Die Elfe neben ihr wies sie auf den Horizont in nördlicher Richtung hin. Was von weiten aussah wie eine Art Gebirge, entpuppte sich bei genaurer Betrachtung als ein riesiges Portal, geschaffen aus schwarzem Metall. „Ich schätze das dürfte unser Ziel sein.“, merkte sie an. „Unglaublich. Wie sollen wir denn etwas so großes zerstören?“, staunte Kyren atemlos. „Das werden wir erfahren, wenn wir da sind.“, antwortete einer der verbliebenen Abenteurer.

Decan hatte sich mittlerweile hinzu gesellt und stoppte jegliche weitere Hoffnung auf ein Gelingen dieser Mission. „Bildet euch nicht ein dass ihr dort je ankommen werdet, noch das ihr hier jemals wieder weg kommt.“, sagte er mit schroffer Stimme. „Wer sagt das? Und woher willst du Knilch das wissen?!“, antwortete ein stämmiger, bärtiger Mann aus der Gruppe mit einer Zweihänder-Axt empört.
 

„Falls es euch noch nicht aufgefallen ist, aber viele sind bereits tot, mit ihren Seelen ist, wer-weiß-was passiert. Das ganze ist ein abgekartetes Spiel, eine Falle!“, gab Decan in gleicher Tonlage zurück. Einen Moment schien er die verbliebenen Abenteurer überzeugt zu haben, noch einmal alles zu überdenken, doch schließlich meldete sich wieder der bärtige Mann zu Wort. „Ah, jetzt weiß ich was hier vorgeht. Du willst die Schriftrolle für dich haben, du willst dass wir aufgeben und du absahnen kannst. Aber darauf falle ich nicht rein. Das schlimmste haben wir überstanden. Jetzt ist der Weg frei. Kommt Leute. Holen wir uns den Schatz!“

Nigel war erstaunt wie einfach es war die meisten zum weiter machen zu überreden, nachdem so viele gefallen waren. Die Gruppe splittete sich entzwei, in Kyren, Nigel, Shane und Decan und die vier verbliebenen Abenteurer. Die junge Magierin hatte zwar keinen Grund Decan zu glauben, aber sie wusste dass er nicht raffgierig nach Artefakten war und kein Motiv dafür hatte, zu lügen. Vielleicht, so hoffte sie, war er der Einzige, der sie heil aus dieser Lage herausbringen konnte.

Nun wo man fortan getrennte Wege ging, rief Kyren die verbliebenen Mitglieder ihrer Gruppe zusammen. „Also schön, Decan. Ich weiß nicht was hier los ist, aber ich glaube dir. Was genau weißt du?“, fragte sie mit Blick auf den Schwertkämpfer. „Genau genommen nicht allzu viel. Die Götterwelt hat in letzter Zeit bemerkt dass Menschen einfach so verschwinden, aber keine Seelen ins Jenseits fließen. Wir vermuten das dieser Oparat damit zu tun hat und das er nicht das ist was er vorgibt zu sein.“, erzählte er nüchtern. „Was also schlägst du vor?“, hakte Nigel nach. „Wenn es einen Weg hier raus gibt, dann nur durch ein Portal …“, gab er mit Blick zum Horizont zurück, wissend wie perfide die Situation auf einmal aussah.
 

Atrix hatte über den Kristall in der großen Halle mit gesehen und mitgehört. Er traute seinen Sinnen nicht und sah ängstlich zu Oparat auf den Thronstuhl hinauf. Dieser schien es zu genießen, wie sich die Abenteurer zu behaupten versuchten, nahm von Atrix jedoch keine Kenntnis. „Ist das wahr?!“, brüllte er das Wesen wütend an. „Ja, kleiner Elf. Das Menschlein ist cleverer als alle anderen zuvor. Man kann mit eurer Angst so wunderbar spielen, euch glauben machen das eine Invasion bevor steht, doch letztendlich, seid ihr nur Gefangene in meiner Welt – und dort sind deine Freunde nichts anderes als Beute für meine Seelenjäger. Das Portal das, sollten sie es je erreichen, ihnen als Ausgang dienen könnte, ist in ihren Gedanken das Objekt das sie zerstören müssen um die Invasion der Dämonen abzuhalten. Ist es nicht lustig das sie ihre einzige Rettung zerstören werden?“, erwiderte Oparat erheitert. „Aber dieser Mensch da, der wird mir noch Schwierigkeiten machen, mehr als die anderen Opfer zuvor. Doch das macht nichts. Bisher hat noch nie jemand auch nur annähernd das Portal erreicht.“, dachte er laut vor sich hin und schürte Atrix Zorn umso mehr.

„Bastard! Dafür wirst du büßen!“, kreischte dieser und ging zu einer Attacke über, frei von jeglicher Angst. Es genügte Oparat den unbewaffneten Elfen mit einer seiner Arme abzuwehren, wusste er doch dass er ihn an Größe und Macht ohnehin überlegen war. Atrix fand sich sehr bald an die Wand geschmettert wieder, mit vor Schmerz geweiteten Augen.
 

Decan sah nachdenklich zum Horizont hinaus. Noch war die andere Gruppe nicht außer Sichtweite, aber sie davon zu überzeugen das Portal nicht zu zerstören war mindestens ebenso schwierig wie in dieser Welt zu überleben. „Kyren, kannst du uns nah genug ans Portal heran teleportieren?“, fragte er mit düsterer Stimme mit Blick auf das gewaltige Gebilde in der Ferne. Nigel gefiel die Idee auf Anhieb. „Keine schlechte Idee. Zu Fuß brauchen wir womöglich eine Ewigkeit und wer weiß welche Gefahren dort noch auf uns lauern.“

Die Elfin überlegte kurz, zeigte sich aber schließlich zuversichtlich. „Ja, das könnte funktionieren. Ihr müsst Euch an mir festhalten.“, meinte sie und nickte zustimmend.

Die drei jungen Männer suchten sich jeder eine freie Stelle, die man bedenkenlos berühren konnte - Decan ihre linke Schulter, Nigel ihre rechte Schulter. Shane sah sich auf einmal in der Situation nicht zu wissen woran er sich bei ihr festhalten sollte, wusste aber sein zögern zu überwinden und legte einfach seinen Arm um ihre Hüfte. Kyren die schon dabei war, den Zauber zu beschwören, entglitt bei solch einer Berührung jegliche Konzentration, so dass sie wie mit Beinen wie Wackelpudding, mit einem kurzen Laut in sich zusammen sackte. „Was ist?“, fragte Decan irritiert von ihrem Verhalten, worauf sich die Elfenmagierin peinlich berührt wieder aufrappelte. „Eheh-Entschuldigt … ich bin etwas kitzelig.“, gab sie verschwitzt zur Antwort. „Du kannst deine Hand auf meinen Kopf legen, Shane.“, stotterte sie leicht gerötet und setzte ein zweites mal an ihren Zauber auszuführen. Dieses mal legte Shane seine Hand auf ihren Kopf und ein paar Sekunden später, brachte der Teleportationszauber ihn und seine Gefährten fort.
 

Es war das erste mal das er eine Teleportation erlebte, aber es war genauso schnell vorbei wie es begonnen hatte. Kaum mehr als eine Sekunde verstrich und der helle Lichtblitz, der ihn zuvor noch umschlossen hatte, war bereits wieder erloschen. Das Szenario um ihn herum hatte sich jedoch geändert. Kyren war es gelungen sie bis auf wenige 100 Meter an das Portal heran zu bringen. Wieder sackte sie zusammen, dieses mal jedoch vor Erschöpfung. „Ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt nach. „Ja, es geht schon. Es ist nur ziemlich anstrengend vier Personen über solch eine Distanz zu bringen.“, antwortete sie, deutlich außer Atem.

Nigel schaute skeptisch zu dem Monument vor ihnen empor und wendete sich anschließend seinen Begleitern zu. „Wie … wie wollen wir es aktivieren?“, fragte er ratlos. „Wir sollten die Gegend absuchen. Es gibt sicher eine Art Pult.“, schlug Decan vor, bereits nach etwaigen Apparaturen Ausschau haltend.
 

Oparat amüsierte sich derweil als er die Klagenschreie der vier anderen Abenteurer vernahm. Ein kleiner Trupp von dämonischen Babau hatte sich ihrer angenommen und deren Seelen für Oparat erobert. Babau zählten schon immer zu den schrecklichsten Arten der Dämonen. Sie waren perfekte Assassinen, die durch ihre schnellen, präzisen und tödlichen Angriffe ihren Opfern nie eine Überlebenschance ließen. Sie waren nicht größer als Humanoide gebaut, jedoch reißende Bestien, deren halber Kopf ihr breites Maul ausgezackten Zähnen einnahm. Der Gestank der Verwesung haftete an ihrer dunklen, ledrigen Haut. Spitze Ohren und tödlichen Krallen an ihren Armen und ein giftiges Horn auf ihrem Kopf, machten sie zu perfekten Jägern. Bereitwillig lauschten sie Oparats Worten. „Und nun meine Kinder - jagt die Beute! Sie ist am Portal!“, rief er mit gehässiger Stimme aus. Ein bestätigendes Krächzen ertönte aus den Reihen der Babau, die sich sogleich an die Ausführung der Befehle machten.
 

Während Kyren an den Grundfesten des Portals versuchte einen Weg zur Aktivierung desselbigen zu finden, suchten ihre Gefährten die Gegend nach verdächtigen Objekten ab, auch nach vergrabenen Schaltern, denn irgendwo musste es eine Möglichkeit geben das Portal zu aktivieren. Decans Geduld geriet schnell an ihre Grenzen und er hoffte dass die Magierin mehr Glück haben würde. Nur wenige Schritte später, noch einige Meter von Kyren entfernt, bereute er bereits seine Wegwahl, da er sich somit von Shane entfernt hatte. Wie aus dem Nichts spürte er auf einmal die Präsenz von Dämonen in der Nähe des Halbelfen. Er hatte sich noch nicht einmal ganz umgedreht, da schossen sie aus dem Boden und fielen über Shane her, der gerade noch nach etwas unter einem Stein suchen wollte.

Shanes Mimik erstarrte als er zu den zahlreichen Babau-Dämonen aufsah, die sich wie Geier auf ihre Beute stürzten. Für einen Moment blieb die Zeit für ihn stehen in der er sich wie von selbst von jeden Gedanken befreite. Die Pranke des ersten Babau schlug zielsicher ein, doch grub sich zum erstaunen aller nur in den Boden, an dem Shane zuvor noch gehockt hatte. Nicht nur Decan stockte der Atem vor Erstaunen, wie schnell sich sein Gefährte etwas Raum verschafft hatte um den ersten Angriff auszuweichen. Weitere Babau sollten folgen, die wie ein wütender Bienenschwarm über ihn herfielen. Shane erwies sich jedoch als äußerst schwierige Beute. Binnen einer Sekunde, hatte er mit Decans geliehenen Katana zum Gegenangriff ausgeholt und gleich drei der Bestien zersäbelt. Kyren traute ihren Augen nicht, denn ihr Gefährte behauptete sich auch gegen das restliche dutzend der Dämonen und richtete sie, ohne einen Kratzer abzubekommen, nieder. Nach wenigen Sekunden war der Kampf zu Shanes Gunsten entschieden.

„Unglaublich …“, gab die junge Elfenmagierin atemlos von sich. Selbst Nigel wirkte erstaunt, aber auch erfreut, dass dem Halbelfen nichts passiert war. Dieser hingegen verharrte zitternd in seiner letzten Kampfhaltung. Seine Augen waren geweitet und jeder seiner Muskeln verkrampfte bei dem Versuch sich zu bewegen. Bald schon glitt ihn Decans Katana aus der Hand, das plump zu Boden fiel. Shane war starr vor Schock, wusste nicht einmal er selbst, wie er das gemacht hatte. Es dauerte einige Zeit bevor er sich seinen Gefährten wieder zuwendete, wo er sich Decans kritischen Blick behaupten musste. „Wie … wie hast du das gemacht?“, fragte er zunächst recht nüchtern nach. „Ich … ich weiß es nicht. Ich wusste es einfach … es war Instinkt.“, stammelte er und mühte sich dessen Katana aufzuheben. Sein Schritt war noch etwas wankelig als er es Decan brachte, doch der entschloss sich zu einer ungewöhnlichen Gegenmaßnahme. Niemand rechnete nicht damit, dass der Schwertkämpfer plötzlich zum Angriff übergehen und ihn blitzschnell mit einem Schlag gegen die Brust nieder schlagen würde. Shane landete unsanft in einigen Metern Entfernung, während Decans Leihwaffe zurück blieb.

„Was sollte das?!“, schrie Kyren empört und wollte ihm schon zu Hilfe eilen, als er sie mit einem strengen Blick zurück hielt. „Wenn du glaubst dass das Shane ist, dann irrst du dich.“, erklärte er sich und wendete sich dem Halbelfen zu, der sich gerade wieder aufrekelte.

„Also – wer bist du? Wer hat dir das beigebracht? Shane Richardson ist zwar ein guter Schwertkämpfer, aber so gut nun auch wieder nicht. Babau-Dämonen greifen immer erst die Stärksten in einer Gruppe an, um sich an den Schwächeren zu laben. Shane Richardson kann hier unmöglich der Stärkste sein.“, entgegnete er Shane. Dieser wirkte nun selbst verunsichert und wischte sich etwas Blut von den Lippen. „Ich schwöre dir, ich weiß nicht woher ich das kann. Es war einfach da. Ich kann es mir auch nicht erklären.“, antworte er, fast so als sei es ein Hilfeschrei. Kyren war ziemlich aufgeregt und äußerte sich dementsprechend. „Decan! Was ist nur in dich gefahren?!“, schrie sie in heftiger Tonlage. „Jemand der angeblich sein Gedächtnis verloren hat, kämpft normalerweise nicht so gut.“, meinte er und musterte Shane genauer. Nicht einmal sie schien verhindern zu können, das Decans nächster Angriff mit dem zuvor fallen gelassenen Katana folgen würde.

„Nein!“, ächzte Shane fassungslos und stellte sich auf das Schlimmste ein. Er war unbewaffnet, schaffte es aber dennoch sich dieses mal zu verteidigen. Mit Ausweichmanövern gelang es ihm dem Schwertarm des Kämpfers zu entziehen. „Hört auf!“, flehte Kyren verbittert, doch ihre Worte drangen nicht zu den beiden Kämpfenden durch. Nigel stellte sich auf Kyrens Seite und warf Shane sein Schwert zu, so dass er sich gegen den angreifenden Decan wehren konnte. „Hier! Nimm es Shane!“, rief er ihm zu, worauf dieser es fangsicher aus der Luft griff um den nächsten Angriff abzuwehren.
 

Einen Moment lang verharrten die beiden Kämpfer in ihrer letzten Haltung an Ort und Stelle, die Gesichter nur die Barriere der Schwerter voneinander getrennt. „Nun sag schon! Wer bist du wirklich und woher hast du so zu kämpfen gelernt?!“, murrte Decan mit finsterer Stimme. „Ich sagte doch! Ich weiß es nicht!“, gab er lauthals zurück, doch sein Gegner war nicht überzeugt. „Pah, dann lassen wir diese halbherzigen Aktionen. Ich will sehen was du kannst.“, spottete er und sprang auf einige Meter Abstand zurück. Schließlich nahm er sein zweites Katana zur Hilfe und bereitete ging in Angriffsstellung über.

„Seid Ihr verrückt! Ihr bringt euch noch um!“, kreischte Kyren aufgeregt, wenn gleich sich der Kampf mit Worten nicht beschwichtigen zu lassen schien. Decan stürmte dieses mal noch schneller an und fuhr sein ganzes Können auf, doch Shane wusste sich selbst bei diesem hohen Tempo zu verteidigen. Das ein ums andere mal fegte eine Druckwelle über den Kampfschauplatz hinweg. Der Halbelf wusste sich gegen seinen Angreifer zu wehren, setzte aber nie zu Gegenangriffen an. Der Kampf wirkte optisch spektakulär und tödlich, doch beide Kämpfer waren unversehrt als sie ein weiteres mal auf Abstand gingen. Keiner von beiden wirkte aus der Puste und es deutete nichts darauf hin, das es nicht jeden Moment in die nächste Runde gehen würde, wo Decan noch etwas mehr von seinen Schwertkünsten demonstrieren wollte. Beide waren gefechtsbereit, wenn gleich man Shane ansah das sein Bedürfnis nach einem Kampf gegen Null tendierte. Trotzdem war er bereit sich ein weiteres mal zu verteidigen. „Halt!“, schrie Kyren erbost und streckte die Arme nach beiden Seiten aus. Dieses mal stoppte Decan seinen Angriff nach wenigen Metern, denn sie war zwischen die beiden Kämpfer gelaufen.

„Genug! Es reicht! Hast du vergessen wo wir sind? Gibt es jetzt nichts Wichtigeres zu tun als dieses sinnlose Gekämpfe?“, schimpfte sie aufgebracht, mit bösem Blick in Richtung Decan. Dieser zögerte eine Zeit lang, steckte seine Waffen jedoch dann bereitwillig wieder zurück, ohne dass ein weiteres Wort gesagt werden musste.

„Schon gut, Kyren. Ich schätze es wird nicht nötig sein das Ganze zu verlängern.“, sagte er und ging ein paar Schritt auf sie zu. „Es musste sein. Ich wollte sicher gehen, dass er keine Bedrohung darstellt. Er hat sich nur gewehrt, mich aber nicht angegriffen. Ich schätze, wenn er ein Verräter oder ein Feind wäre, hätte er mich töten müssen um seinen Plan zu verfolgen. Tot kann er das schließlich nicht.“, ergänzte er beiläufig und widmete sich wieder dem Portal. „Das … das war nur ein Test?“, fragte Kyren baff, während Shane erleichtert ausatmete.
 

Oparat war außer sich vor Wut und hämmerte empört auf die Lehnen seines Thronstuhls. „Nein! Nein! Das darf doch nicht wahr sein! Ich will ihre Seelen und wenn ich die ganze Welt dafür opfern muss!“, fauchte er aufgebracht.

Atrix schmunzelte und stellte sich zufrieden nahe dem Thronstuhl auf. „Na? Das habt Ihr nicht erwartet, was? Meine Freunde werden Euch einheizen, wenn sie erst mal da raus sind!“, entgegnete er frech. „Dir wird deine gute Stimmung noch vergehen, Elf! Ich habe diese Welt geschaffen – ich kann sie auch wieder zerstören! Und mit ihr deine Freunde!“, gab er hässlich grinsend zurück. „Nein! Das werde ich nicht zulassen!“, rief er laut und versuchte erneut das Überwesen mit einem Dolch aus seinem Stiefel anzugreifen. Abermals sah er sich mit der Macht Oparats konfrontiert und landete nach einen Schlag mit dessen Arm unsanft neben der Stelle von zuvor.
 

Die Gemüter der vier Abenteurer hatten sich gerade erst beruhigt und Nigel sein Schwert zurück erhalten, da ereilte sie schon das nächste Unglück. Ein tiefes Grollen drang zu ihnen vor und jedem war klar, dass das nichts Gutes Verhieß. „Was ist das?“, fragte Shane verwundert, bevor man spürte wie die Erde erbebte. „Ein Erdbeben?!“, rief Nigel vorahnungsvoll. Beide sollten sich täuschen, denn der Anblick der sich ihnen kurz darauf bot überstieg alle Erwartungen. Eine riesige Welle aus Gestein fiel über das Land her. Der Ganze Boden um sie herum pulverisierte sich in zahlreichen Explosionen und was dann übrig blieb, nahm die Welle aus Erde und Gestein in sich auf. „Die ganze Welt reißt auseinander!“, mahnte Kyren ihre Gefährten, die sich begannen um sie herum zu versammeln. Es schien hoffnungslos, gab es ja nicht mal ein Weg zu entkommen.

Kurz darauf wurde es dunkel über den Abenteurern und eine gigantische Welle aus Gestein schlug auf ihren Standort ein.
 

Atrix traute seinen Augen nicht, wagte kaum zu glauben was er gerade gesehen hatte. Ihm war klar dass seine Freunde eine solche Lawine nicht überleben konnten, doch der Blick zu Oparat gab ihm neue Hoffnung. Er wirkte angestrengt, seine Arme und Hände schienen mit einem Zauber beschäftigt, sein Blick auf die Geschehnisse, die sich im Kristall darstellten, fokussiert. Irgendwas schien ihn zu beschäftigen.

Atrix sah wieder Kristall immer wieder aufleuchtete, je mehr Konzentration Oparat aufbrachte. Ihm wurde klar dass er ihm körperlich nicht gewachsen war, aber er wusste dass er womöglich die letzte Hoffnung für seine Freunde sein könnte. Noch einmal rappelte er sich auf und klopfte sich den Staub von den Kleidern. „Komm schon Atrix, das ist nicht der richtige Zeitpunkt um aufzugeben.“, sagte er zu sich selbst und redete sich somit etwas Mut zu. Abermals stürmte er auf Oparat zu, der glaubte ihn mit einem Arm abwehren zu können, wie die Male zuvor. Atrix hatte seine Strategie jedoch geändert und verstand es dem Schlag des Dämonen auszuweichen. Er nutzte dessen breite Brustpanzerung geschickt wie eine Art Absprungbrett und so tat er es auch mit dessen Kopf. Mit genug Schwung in den Beinen gelang es ihm schließlich auf die Oberseite des Kristalls zu springen, unerreichbar für den großen Oparat. „Was machst du?! Komm da runter, Elf!“, schrie er empört und versuchte irgendwie an ihn heran zu reichen. „Schlagt Euch das aus dem Kopf. Ich weiß jetzt wie ich euch besiegen und meine Freunde retten kann. Ich werde Euren hübschen Kristall zerstören!“, rief er selbstsicher und schlug fortan mit seinem Dolch auf die Kette ein, die den riesigen Kristall hielt.
 

Kyrens Arme begannen derweil schon zu zittern. Mit dem Einschlag der Lawine aus Gestein hatte sie eine leuchtende Energiebarriere geschaffen, die das Geröll noch zurück hielt. Die Barriere war groß genug um Shane, Nigel und Decan mit zu umschließen, aber dennoch ergaben sich aus der Situation gleich mehrere Probleme. „Wie lange hält sie das noch durch?“, fragte Shane besorgt mit Blick auf die junge Elfe, der bereits der Schweiß von der Stirn lief. Kyren harrte wie versteift an Ort und Stelle und in Haltung des Zaubers aus, wissend dass es andernfalls die Barriere auflösen würde. „Nur noch wenige Minuten, wenn überhaupt. Und selbst, wenn es länger dauert, wie kommen wir aus diesem Zwischenraum überhaupt wieder raus?“, erwiderte Nigel ratlos. „Er hat Recht. Entweder wir ersticken hier drin oder wir werden lebendig begraben.“, kommentierte Decan die Lage nüchtern. „Aber wir müssen doch irgendwas tun!“, wirkte Shane auf seine Gefährten ein. Nur einen Augenblick später ging Kyren in die Knie, versuchte aber dennoch vehement, die Barriere aufrecht zu erhalten – vorerst mit Erfolg. „Oh nein! Kyren!“, rief Shane besorgt und wollte ihr schon zu Hilfe eilen. Er wusste das es nichts gab das er für sie tun konnte und wagte noch einmal einen Blick über sich, wo die Gesteinsmassen auf sie drängten. Der Schutzschild war nun etwas abgesackt, doch viel schlimmer erschien, dass man kaum noch Zeit hatte, sich einen Plan auszudenken. Es war Decan, der sich der Lösung der Situation als erster annahm. „Okay. Shane, Nigel. Sammelt euch um Kyren. Wenn ich es sage dann lässt du den Schild runter, klar Kyren?!“, sagte er in rauer Tonlage. „Was? Bist du irre? Dann gehen wir drauf!“, protestierte Nigel entschieden. „Ihr werdet mir schon vertrauen müssen.“, konterte er und ließ seine Schwerter aus seinen Ärmeln in seine Hände gleiten. Decan nahm eine vertraute Kampfposition ein. Nigel und Shane sahen sich auf einmal im Schatten einer Vogelscheuche und hielten gebannt den Atem an. Decans Blick fixierte sich nach oben und als er mit tiefer Stimme das Kommando gab, gehorchte Kyren sofort.
 

„Hab ich euch!“, schrie Oparat erleichtert auf als er spürte wie das Schild der Magierin verschwand und das Gestein hernieder stürzte. Sein Glücksgefühl sollte jedoch nicht von langer Dauer sein, denn Decan machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Nein!“, schrie er lauthals auf, die Arme auf die Lehnen seines Thronstuhls hämmernd.
 

Noch während die Lawine aus Gestein nieder prasselte, schoss Decan wie eine Rakete aus der Erde zur Luft hinaus und schnitt mit seinen Katanas einen kleinen Radius frei. Der Boden unter ihm krachte zusammen wie Gletscherspalten und was blieb war ein schmaler Weg in die Freiheit. Eine kleine Plattform aus einem Gesteinsbrocken folgte ihm sogleich in Richtung Himmel. Auf ihn warteten Shane, Nigel und Kyren ihren Retter mit aufzunehmen. Kyren nutzte einen Levitationszauber um sich und ihre Gefährten aus dem stickigen Grab zu befreien, nun wo der Weg frei war. Decan landete sicher auf dem Fels, während der Boden, wie auch die gesamte Erde dieser Welt durch ein schwarzes Loch aufgefressen wurde. Das Portal jedoch, stand noch immer, nun mehr frei schwebend in der Luft. „Das war genial, Decan!“, lobte Shane den Schwertkämpfer. „Wir haben es noch nicht überstanden. Ich schätze den Levitationszauber kann Kyren auch nicht ewig aufrecht erhalten.“, mahnte er mit Blick auf die am Boden kniende Elfe, ihre Hände auf den Boden gelegt. „Wir müssen näher an das Portal. Das ist unsere einzige Chance!“, rief Nigel mit Fingerzeig auf das genannte Objekt. „Das schaffen wir unmöglich. Kyren ist jetzt schon zu schwach und nicht jeder von uns kann über so weit springen.“, warf Shane ein. Kyren wirkte bereits so als ob sie jeden Moment zusammen brechen würde und Decan wurde klar, dass es unmöglich war, dass sich jeder retten konnte. „Schon gut. Ich gebe euch einen kleinen Schupps.“, meinte er und fuhr seine Schwerter wieder ein. „Warte – was hast du vor?!“, fragte Shane ungläubig. Er wollte ihn noch aufhalten, doch in Decans Gesicht sah er etwas, das ihn kurz erstarren ließ. Ein Schmunzeln zog sich durch sein Gesicht und bevor er eingreifen konnte, war er schon zur Tat geschritten. Mit einem kräftigen Tritt hatte der Gesteinsplattform in die richtige Richtung gestoßen, ihr genug Schwung gegeben, damit diese nah genug an das Portal heran kam. Er selbst fiel abwärts in Richtung des alles verschlingenden Strudels. Es schien so als würde er friedlich nach unten fallen, als ob all der Kummer und Sorgen von ihm abfallen würden.

„Decan!“, rief Shane ihm laut hinterher, auch wenn er wusste, das er nichts mehr für ihn tun konnte.
 

Tränen schossen Atrix aus den Augen, denn obwohl er immer wieder auf die Kette, die den Kristall hielt eindrosch, erzielte er keinen Schaden der groß genug war sie zum reißen zu bringen. Oparat schimpfte zwar auf ihn ein, konnte ihn aber nicht erreichen. Atrix verzweifelte innerlich als er sah wie Decan fiel, jener Mann der so tapfer um das Leben seiner Gefährten gekämpft hatte. Es blieben ihm nur noch Sekunden bis auch er durch das schwarze Loch gefressen werden würde und somit blieb Atrix auch nur noch ein Versuch. In seiner Verzweiflung wich er zurück um Anlauf zu nehmen. Mit einem lauten Schrei stürzte sich mit all seiner Kraft auf die Kette und schlug zu. Die Klinge seines Elfendolches zersplitterte in tausend Teile und er selbst prallte auch nicht gerade sanft auf. Die Kette hielt, doch irgendwie war es ihm dennoch gelungen, den Kristall aus der Halterung zu bringen. Zunächst merkte er wie es ein Stück nach unten ging, bevor ihm schließlich klar wurde, dass er abspringen musste. „Nein! Was tust du da?! NEIN!“, kreischte Oparat verzweifelt. Dieser versuchte den Kristall abzufangen, doch Atrix landete genau in seinem Gesicht. Es verschaffte ihn nur eine Sekunde, die aber reichte das Oparat der Kristall durch die Hände glitt. Decan sollte das schwarze Loch nicht erreichen, denn Sekunden zuvor zerschellte der Kristall am Brückenstück des Saals. Ein kräftiges Licht durchströmte den ganzen Saal und Oparat schrie schmerzvoll auf. Die Kokons explodierten und brachten zugleich die verbliebenen Teilnehmer wieder zum Vorschein.
 

Nigel und Shane waren erstaunt wieder zurück zu sein, genau wie Decan. Kyren hingegen fiel vor Erschöpfung in Ohnmacht, wurde aber schnell vom herbeieilenden Atrix aufgelesen. „Kyren! Du hast es geschafft! Ein Glück!“, rief er sichtlich erfreut. Er zuckte etwas zurück als Decans Schatten über ihn fiel, auch wenn er keine Bedrohung war. „Ich schätze wir haben es dir zu verdanken das wir wieder hier sind.“, sagte er mit strengen Blick. Atrix nickte eifrig, traute sich aber kein Wort zu sagen. „Wo sind die anderen Teilnehmer?“, fragte Nigel verunsichert. „Ich schätze das kann uns der hier sagen.“, meinte Shane grinsend als er zwischen den Trümmern des Kristalls einen Mini-Oparat liegen sah, kaum größer als ein Säugling. Neben ihm lag die Schriftrolle, die er dem Gewinner versprochen hatte. Der junge Halbelf zögerte nicht lange und nahm sie an sich.

„Ich werde mich darum kümmern. Ihr solltet jetzt von hier verschwinden.“, meinte Decan bestimmend und verwies auf die Rückenlehne des Thronstuhls, der die Form einer Tür hatte. „Du hast Recht. Wir … wir stehen tief in deiner Schuld.“, erwiderte Nigel und reichte ihm zum Dank seine Hand. Decan erwiderte die Geste nicht und wendete sich ab. „Schon gut. Verschwindet einfach von hier und wir sind quitt.“, tönte er schroff zurück. Nigel zog seine Hand schließlich zurück und half Shane und Atrix schließlich Kyren durch das Tor am Thronstuhl zu bringen. „Ich hoffe wir sehen uns wieder, dunkler Kämpfer.“, rief er dem Schwertkämpfer zu, wissend dass ihn so viel Freundlichkeit ärgern würde. Decans Miene zeigte jedoch keine Reaktion und einige Sekunden später löste sich auch seine Gestalt von dieser Ebene, mit Oparat unter dem rechten Arm geklemmt. Ein gleißend helles Licht führte auch die Abenteurer schließlich zurück in ihre Welt.



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