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Liebe ist...?

Wie es weitergehen könnte...
von

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Kapitel 7: Reiijis Geschichte

Boah, endlich sind die Prüfungen vorbei. Zwar nicht so hart wie ABI-Prüfungen, aber drei Tage hintereinander schlauchen dennoch...
 

Sooo, als erstes eine kleine -wenn auch unwichtige- Bekanntgabe: Da ich ein neues Schreibprogramm habe, hat sich eine Tatsache verändert: die wörtliche Rede: Statt ”...” findet ihr jetzt „...”. Also nicht wundern ^.~
 

Zum Kapitel: Bin eigentlich nicht so zufrieden mit diesem, aber ich finde einfach keine Zeit, es komplett zu überarbeiten. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das?

Ich weiß, es nicht sehr lang geworden... *dafür in die Ecke geh und sich schäm* ^^
 

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Kapitel 7:
 

„Hey, Senpai!”

Soichi schrak zusammen und wandte sich nach der Stimme um, die ihm innerhalb der letzten drei Wochen sehr vertraut geworden war. Sein Kohai kam winkend auf ihn zugerannt und strahlte ihn an. Es versetzte Soichi jedes mal einen Stich. Dieses Lächeln, es brach ihm immer wieder das Herz, doch er wusste nicht, warum es ihn so schmerzte, Reiiji um sich zu haben. Nur weil er Morinaga ähnelte? Daran konnte es einfach nicht liegen.

„Was gibt’s denn?”, fragte Soichi, als Reiiji mit ihm auf gleicher Höhe war und sie zusammen zum Labor gingen.

„Also ich hab zwei gute Nachrichten”, strahlte sein Kohai ihn an, „okay, die eine ist nur gut für mich: Ich hab meinem Professor mal die Ansätze meiner Arbeit gezeigt und er schien ziemlich beeindruckt gewesen zu sein. Das hab ich alles nur Ihnen zu verdanken, Tatsumi-senpai! Durch die Arbeit mit Ihnen im Labor, bin ich richtig gut geworden.”

Soichi sah ihn verständnislos an: „Nein, ich glaube nicht, dass es an mir liegt. Du bist ziemlich talentiert! Das hab ich schon beim ersten Experiment gesehen, sonst hätte ich dich schließlich nicht allein in meinem Labor gelassen. Und...”, fügte er hinzu, „hör endlich auf mich zu siezen!”

„Aber-” Da war sie schon wieder, diese unglaubliche Höflichkeit, die Soichis Inneres ebenfalls regelmäßig beunruhigte.

„Nichts aber... Du tust, was ich dir sage!”, blaffte er darum seinen Kohai an, dessen trübe Miene sich augenblicklich aufhellte.

„Wenn Sie darauf bestehen...”

„DU...”

Reiiji seufzte. „Wenn du darauf bestehst...”

Soichi warf ihm einen Blick von der Seite zu und sein Kohai lächelte ihn sanft an. Ebenso, wie Morinaga es des Öfteren immer getan hatte. Die Wunde, die er bei seinem Verschwinden hinterlassen hatte, war noch lange nicht verheilt und riss ständig wieder auf. So auch diesmal. Sie schmerzte vor allem immer dann, wenn Soichi mit seinem „neuen” Kohai zu tun hatte und inzwischen war ihm klar, dass dieser ihn mehr an Morinaga erinnerte, als ihm lieb war.

„Uuund...”, riss Reiiji ihn mit feierlicher Stimme aus den Gedanken, „die Sachen, die wir für unser Experiment beantragt hatten, wurden genehmigt!”

Soichi nickte zufrieden. Reiiji kannte das zwar bereits von seinem Senpai, stellte aber dennoch laut seufzend fest: „Sag mal, du redest nur das Nötigste, oder?!” Er grinste verschmitzt und beobachtete Soichi, der bereits Reagenzgläser sowie Pipetten aus einem der Schränke holte und dann, ihm den Rücken zugewandt, anfing zu sprechen: “Na ja, ich bin halt nicht der Standard, aber du fällst auch ganz schön aus dem Rahmen. Ich meine, ich hab noch nie einen Mann getroffen, der so viel redet wie du... Ich kenn das nur von Frauen, die quatschen auch den ganzen Tag.”

„Oh, das hör ich oft”, er lachte und half Soichi beim Aufbau, „meine Freunde sagen immer ‘Mensch, bist du sicher, dass du nicht doch schwul bist?’ Oh man,...” Er schüttelte grinsend den Kopf.

„Dann bist du nicht schwul?”, fragte Soichi erstaunt. Er war irgendwie davon ausgegangen. Wahrscheinlich lag es daran, dass er es durch den Umgang mit Morinaga automatisch in Betracht gezogen hatte.

„Nein”, Reiiji ließ wieder sein klares Lachen ertönen. An dieser Stelle hätte Soichi eigentlich erleichtert sein sollen, aufgrund seiner Phobie, aber irgendwie war ihm diese Tatsache egal. Selbst wenn sich herausgestellt hätte, dass der Kohai homosexuell veranlagt gewesen wäre, hätte er ihn weiterhin akzeptiert und sogar sympathisch gefunden.

„Ich hab eine Freundin”, erzählte Reiiji munter weiter, “Sie ist so ein liebes und vor allem hübsches Mädchen.” Stolz glitzerte in seinen Augen. “Wir sind seit fast einem Jahr zusammen. Ich liebe sie wirklich!” Soichi fiel der Blick seines Kohais auf, der sanft und verliebt ins Leere starrte, als stehe sie dort. Und wieder riss sie in seinem Inneren auf, sodass Soichi sich unbewusst an die Brust griff. So hatte Morinaga ihn immer angesehen. Seine Finger krallten sich in sein Hemd. ‘Es tut so weh, den besten Freund zu verlieren!’

„Und hast du eine Freundin? Ich meine, du bist unglaublich klug, siehst gut aus, hast ‘nen geilen Arsch. Ich wette, du kannst dich vor Angeboten kaum retten, oder?!”

Sein Senpai sah ihn erschrocken an.

„Wie... was... Ich denke du hast ‘ne Freundin, wie kommst du darauf, dass ich ‘nen geilen... A...”

Reiiji lachte: “Na ja, ich hab ziemlich viele schwule Kumpels und wenn man mit denen rumhängt, färbt die Art und Weise zu reden und Dinge anzugehen manchmal ab...” Seine Augen funkelten verschmitzt, “aber wenn ich schwul wäre, ich denke schon, dass ich dich dann attraktiv finden würde...”

„Waaas...?” Soichi sah ihn ungläubig an und wurde leicht rot. Die Parallelen zu seinem ehemaligen Mitbewohner liefen in seinen Gedanken ab.

Wieder ließ Reiiji sein Lachen ertönen: „Jetzt erst recht! Senpai, du siehst echt süß aus, wenn du rot wirst!”

Schon wieder! Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, blutete Soichi innerlich.

„Nee, Quatsch! Spaß beiseite! Ich hab noch keine Sekunde in Betracht gezogen, was mit ´nem Mann anzufangen. Ich bin in einer glücklichen Beziehung. Und? Hast du nun jemanden?”

Es kam keine Antwort. Soichi wusste selber nicht, warum er zögerte, aber er wollte im Moment einfach nicht über so etwas reden. Reiiji schien das zu bemerken und versuchte das Thema zu wechseln: „Wen hab ich eigentlich abgelöst? Ich meine, du hast doch schon vorher mit jemandem hier zusammen gearbeitet.” In der Hoffnung, dass sich die Laune seines Senpais durch eine solche „beiläufige Frage” bessern würde, hatte er sie gestellt, aber anscheinend hatte er mit dieser Vermutung daneben gelegen. Jegliche Farbe war aus Soichis Gesicht gewichen. Sein leerer Blick verriet, dass er mit seinen Gedanken woanders als hier im Labor war...
 

‚„Soichi, jetzt sag endlich, was mit dir los ist!” Tomoe drängte ihn jetzt schon seit ein paar Minuten und Soichi gefiel das gar nicht. Sein grimmiger Blick wanderte zwischen seinem Bruder und Kurokawa hin und her, die ihm gegenüber auf der Couch saßen. Ihm ging das Gefrage gehörig auf die Nerven und er weigerte sich zu antworten.

„Sag doch auch mal was, Mitsugu”, Tomoe wandte sich hilfesuchend an seinen Mann.

„Verdammt!”, platzte Soichi unerwartet raus, “Es geht euch nichts an, ob ich Probleme habe oder nicht, okay?! Lasst mich einfach in Ruhe!”

Zunächst sah sein Bruder ihn erschrocken an, doch dann wurde er wütend und schrie plötzlich los. „Ich bin dein Bruder!”, stieß er spitz hervor und stand vom Sofa auf. “Wieso erzählst du mir nicht alles! Wir sind schließlich Geschwister! Vertraust du mir nicht? Wenn ich Sorgen hatte, hab ich auch immer mit dir geredet. Du bist wie ein Vater für mich gewesen, aber nun bin ich erwachsen genug, dass wir auf einer Stufe stehen - als Brüder! Gleichwertige Brüder, die sich gegenseitig vertrauen können und miteinander reden!” Seine Stimme überschlug sich fast. “Ich weiß, dass es vor ein, zwei Jahren noch nicht so weit war, aber jetzt! Und nun bitte ich dich”, er beruhigte sich langsam wieder, “erzähl mir, was los ist! Ich möchte dir helfen. Ich sehe doch, dass etwas nicht stimmt...”

Soichi sah sich ein wenig unsicher um. Noch nie war er so konfrontiert worden. Er kannte es nicht, dass sich jemand um ihn sorgte und ihm bei Problemen helfen wollte. Er war immer für seine Geschwister da gewesen, aber er selbst musste seine eigenen Probleme immer alleine lösen. Schließlich waren Kanako und Tomoe zu jung gewesen, als dass er sie mit seinen Problemen belasten wollte bzw. konnte.

Nur einer hatte sich je um ihn und seine Probleme geschert, aber dieser jemand war gerade nicht da und dieser jemand war das eigentliche Problem, aber das konnte er seinem Bruder einfach nicht anvertrauen, ansonsten müsste er alles erzählen -alles- auch die unangenehmen Stellen, für die sich Soichi immer noch schämte.

„Tomoe”, begann er langsam und überlegte stark, was er jetzt sagen sollte ohne die Gefühle seines Bruders zu verletzen, “Tomoe, es wäre besser...” Tomoe spitzte die Ohren und setzte sich langsam wieder auf den Rand der Couch, so vorsichtig hatte er seinen großen Bruder noch nie reden hören.

„Es tut mir leid, aber... Es ist noch zu früh um mit jemanden zu reden.” Nicht dass er vorhatte, sich jemandem anzuvertrauen, aber er musste ihn ja irgendwie beschwichtigen. “Ich möchte die Sache erst mit mir selbst klären und sehen, was ich selbst machen kann, okay?! Ich möchte einfach nicht darüber reden - noch nicht...”

Tomoe ließ sich seufzend zurück in die Kissen fallen und Kurokawa legte ihm zusätzlich beschwichtigend den Arm um die Schultern.

„Also gut…” Die Einsicht stand ihm ins Gesicht geschrieben, aber dennoch wirkte sein Ton weiterhin ein wenig gereizt, “Aber, Soichi, wenn du jemanden brauchst mit dem du reden willst, du kannst mir vertrauen. Ich bin nicht mehr dein kleiner Bruder, okay?!”

„Ist in Ordnung!” Ein ganz leichtes Lächeln versuchte sich auf Soichis Gesicht zu stehlen, verschwand aber sofort wieder. “So, und jetzt ab ins Bett! Euer Flug geht morgen und da müsst ihr ausgeruht sein!” Er sprang auf und hielt ihnen die Tür zum Flur als untermauernde Geste auf. Tomoe und Kurokawa erhoben sich gemächlich.

„Soichi, und schon wieder behandelst du mich wie ein kleines Kind.” Er grinste und milderte so seine tadelnde Stimmlage ab. Dann verschwanden sie in ihren Schlafzimmern.

Eine weitere unruhige Nacht für Soichi folgte darauf.‘
 

Reiiji seufzte und holte seinen Senpai somit in die Gegenwart zurück.

„Schon gut, du musst mit mir nicht darüber reden, aber ich hoffe, du hast jemanden, dem du vertraust!”

„Wie kommst du darauf?” Soichi sah ihn mit aufgerissenen Augen an. ‘Kann er Gedanken lesen?’

„Du siehst immer so niedergeschlagen aus. Auch wenn du vielleicht nicht zu den immer-fröhlichen, optimistischen Charakteren gehörst, ist es doch eindeutig -zumindest für mich- dass es dir nicht gut geht. Nicht nur körperlich...” Er musterte seinen Senpai genau mit ernstem Blick und wartete auf dessen Reaktion. Dieser war bereits wieder tief in Gedanken versunken.

Soichi fand es selbst merkwürdig, aber er zog es tatsächlich in Erwägung sich seinem Kohai anzuvertrauen.

‚Du bist krank!’, schalt er sich selbst und bis sich auf die Unterlippe. ‚Es kann nicht sein, dass ich durch die Parallelen zu ihm erwarte, dass er mir helfen kann, zu verstehen...’

Er warf einen flüchtigen Blick zu seinem wieder arbeitenden Kohai rüber. Dieser war gerade dabei eine graue Substanz einer hellgrünen Lösung zuzugeben.

„Halt! Nimm lieber das hier dafür und es wäre außerdem besser, wenn du es vorher noch erhitzt.”

Still führten sie das Experiment gemeinsam fort. Als eine andere Lösung nach wenigen Stunden friedlich vor sich hin blubberte, fing der ältere der beiden an, sich zu wundern, dass es so still war. Zögernd brach er das Schweigen. „Ähm, also... ich... mal rein hypothetisch...”

„Hm?” Reiiji sah fragend auf.

„Ich will dich was fragen! Also... mal rein hypothetisch...”

„Okay... rein hypothetisch”, wiederholte der Kohai mit ernsterem Gesichtsausdruck.

„Also, gehen wir mal davon aus, dass du lange Zeit um deine Freundin werben musstest-”

„Oh, das ist nicht schwer vorzustellen. Ich musste tatsächlich ziemlich lange warten, bis unsere Beziehung so wurde, wie sie jetzt ist.”

„Wieso?”

„Na ja, sie hatte jahrelang versucht mich abzuwimmeln”, er lächelte schief, “und immer gemeint, dass die Schule und ihr Studium wichtiger wären und sie keine Zeit für Beziehungen hätte...”

„Seit der Schulzeit schon?” Soichi spitzte die Ohren. Dann kennen die beiden sich ja schon mindestens 4 Jahre.

„Ja, es war Anfang der zweiten Klasse Oberstufe. Ich war wegen “häuslicher Differenzen” von zu Hause ausgezogen. Schon am ersten Tag in meiner neuen Klasse war mir ein Mädchen aufgefallen- lange, dunkle Haare, Brille. Als ich vorne stand um mich allen vorzustellen, hat sie nur kurz aufgesehen und sich dann wieder ihrem Buch zugewandt. Ich hab sie in jeder Pause mit irgendeinem Buch gesehen. Während andere mit ihren Freunden zusammensaßen, hat sie gelesen. Ihre Freundeszahl war sehr beschränkt. Ihr Blick, als sie mich sah, verriet nichts. Ich weiß nicht, warum. Aber irgendwie wollte ich vom ersten Moment an mit ihr zu tun haben und sie zum Lachen bringen. Ach ja, ihr Lachen... Das ist auch so eine Sache...” Er unterbrach seine Erzählung durch ein Seufzen, „sie lachte nie. Nicht mal ein stilles Lächeln. Es machte mich ehrlich gesagt ziemlich traurig, da ich dachte, dass sie mich überhaupt nicht ausstehen kann. Zu dem Zeitpunkt war ich schon seit fast 2 Jahren hoffnungslos in sie verknallt.. Ich mochte ihren ernsten Gesichtsausdruck, aber wie gesagt, ich wollte sie unbedingt einmal lächeln sehen. Dann kam die Zeit, in der ich relativ deprimiert war. Und dann erzählte sie mir den eigentlichen Grund, warum sie mich die ganze Zeit abgewiesen hatte...”

Soichi hielt die Luft an. Wollte er überhaupt wissen, wie es weiter ging?

Reiiji sah ihn unverwandt an. Dann grinste er verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.

„Aber ich will dich nicht mit meiner Geschichte langweilen! Tut mir leid. Du wolltest doch was fragen und ich hab dich einfach unterbrochen...”

„Nein, schon gut!” Soichi sah mit seiner permanent mürrischen Miene zur Seite und gab auffällig vor sich sehr für ihr Experiment zu interessieren. Ein klein wenig Enttäuschung machte sich in ihm breit. Er war schon ein wenig erwartungsvoll und fragte sich, wie es wohl weitergegangen wäre. Aber fragen wollte er nicht! Niemals würde er Neugierde zeigen! Er war viel zu stolz dafür. Aber irgendwie... Sein Stolz war wahrscheinlich auch ein wenig der Grund gewesen, weshalb nun dieser Reiiji statt... statt Morinaga neben ihm stand.

Ja, weil er zu „stolz” gewesen war und ihn nicht zurück gehalten hatte, war er nicht mehr sein bester Freund. Das wurde Soichi schlagartig bewusst und nun musste er erst recht nachfragen, wie es weiterging, schließlich interessierte es ihn und er wollte es, also musste er auch etwas dafür tun. Es wurde Zeit, dass er etwas an sich änderte, das sah er nun ein - zumindest ein bisschen - und den ersten Schritt wollte er nun hiermit machen. Er wollte nicht schon wieder etwas bereuen, nur weil er zu arrogant war.

„Also, Senpai, was hast du auf dem Herzen?”

„Nichts! Na ja, das hat Zeit...”, fügte er langsam hinzu und riss sich dann zusammen, „Wieso... erzählst du nicht einfach erst mal weiter?”

„Ich? Ach, so wichtig ist das doch gar nicht“, winkte er verlegen ab.

„Na und? Ich will trotzdem wissen, wie es weiter geht!”, gab Soichi den Trotzigen und lief ein wenig rot an. Es war ihm immer noch peinlich, sich so neugierig zu zeigen.

Reiiji lächelte ihn an, also wurde er doch noch für seine Überwindung belohnt.

„Ja, wie gesagt, ich war schon seit einigen Wochen ziemlich down und da wir befreundet waren, hat sie sich natürlich auch Sorgen um mich gemacht und hat mich ... ich weiß es noch so genau, weil es immer noch sehr weh tut... nach Stunden, wie sie sagt, an einem Freitagnachmittag auf dem Dach unserer Schule gefunden.” Er seufzte und ließ sich müde auf einen Stuhl fallen. Soichi beobachtete ihn gespannt und lehnte sich nach hinten an den Labortisch.

„Ich saß am Rand des Daches und beobachtete ein paar Schüler beim Sportunterricht unten auf dem Gelände. Ich seufzte lautstark. Mal wieder hatte ich eine Stunde geschwänzt, aber das war in letzter Zeit nichts Neues gewesen.

Gerade als mein Kopf auf die Knie sinken wollte, setzte sich jemand neben mich. Eine Zeit lang saßen wir nur nebeneinander und starrten geradeaus, zu unseren Mitschülern, in den Himmel oder einfach in die Leere. Aus den Augenwinkeln hab ich nur schwach ihre Silhouette und die schwarzen, leicht wehenden Haare ausmachen können.

‚Sag mal‘, begann ich ganz unvermittelt und sah sie schräg von der Seite an, ‚warum schwänzt du?‘

‚Du doch auch‘, kam die Antwort, gefolgt von einem Schulterzucken. Und wieder sagten wir beide nichts. Ich hatte zwar eine schlagfertige Antwort parat, aber die Lustlosigkeit hielt mich einfach zurück. Also legte ich meinen Kopf auf meinen Knien ab und sah sie an. Ihre Augen waren weiterhin auf die Ferne gerichtet und ich überlegte, woran sie wohl gerade dachte. Mein Blick folgten ihrem, ohne, dass ich meinen Kopf hob, aber ich konnte ihn nirgends festmachen. Wieder verging Zeit. Ich glaubte inzwischen sogar zweimal die Schulklingel zu hören. Die nächste Stunde hatte also schon angefangen. Für mich spielte das in dem Moment keine Rolle, aber ich wollte nicht, dass sie dadurch Schwierigkeiten bekam. Ich wollte also gerade ansetzen, etwas zu sagen als-

‚Ich war zwölf, als ich durch einen Autounfall meine beste Freundin verlor.‘

Bamm! Dieser Satz traf mich aus heiterem Himmel und ich wusste nicht, was ich sagen sollte oder ob ich überhaupt was sagen sollte.

Dann herrschte erst einmal Stille.

Ich fragte mich, warum sie mir das wohl erzählte und ob sie es schon mal jemandem anvertraut hatte.

Ich hob langsam meinen Kopf und sah sie wahrscheinlich ziemlich verständnislos an, obwohl ich gar nicht so fühlte, denn sie versuchte ziemlich erfolglos ihre Tränen zu verbergen indem sie zu Boden sah. Es war wohl das erste Mal, dass sie mit jemandem darüber sprach.

Ihre Stimme zitterte als sie weiter erzählte und es brach mir das Herz, sie so zu sehen. Ich war kurz davor, ihr meinen Arm um die Schultern zu legen. Sie schien mein Zögern bemerkt zu haben, denn irgendwie bildete ich mir ein, leicht beleidigte Züge in ihrem Gesicht zu erkennen.

‚Deswegen‘, fuhr sie fort, ‚hab ich Angst mir Freunde zu suchen und Menschen an mich ranzulassen. Ich will nicht wieder einen Menschen verlieren, der mir nahe steht! Und je weniger Menschen dafür in Frage kommen, desto besser. Ich denke heute immer noch ab und zu daran, wie sich alles entwickelt hätte, wenn sie noch leben würde… Vielleicht wäre ich dann ein wenig aufgeschlossener und könnte dich dann auch… glücklich machen…‘ Zunächst rollte nur eine einsame Träne über ihre Wange, doch dann konnte sie auch die folgenden nicht mehr zurück halten. Sie schluchzte und ich musste sie einfach in den Arm nehmen. Mir war nun klar, warum sie alle auf Abstand gehalten hatte und warum sie keinen Grund zum Lächeln fand.

Dass sie sich mir anvertraut hatte, war ein großer Schritt für sie gewesen. Bescheuerter Weise war gerade diese Tatsache wie Streicheleinheiten für mein Ego gewesen, schließlich hatte sie es nur mir erzählt. In diesem Moment verabscheute ich mich. Ich hatte einen richtigen Hass auf mich selbst, aber es tat so gut… so gut, zu wissen, dass ich es war, dem sie vertraute… Ekelhaft!

Ich weiß nicht, aber es war ein komisches Gefühl. Eigentlich war ich mir immer sicher gewesen, doch in diesem Moment zweifelte ich an meiner Liebe zu ihr; konnte ich mich in solch einer Situation ‚besonders‘ fühlen, obwohl sie Schmerz verspürte, und trotzdem noch sagen, dass ich sie liebte? Im Nachhinein fragte ich mich, warum ich jemals zweifeln konnte und das schlechte Gewissen verschlimmerte sich noch… Nun, ich hab mit ihr darüber geredet, wir beide haben die Sache abgeschlossen und sozusagen ‚neu angefangen‘. Naja…“, er seufzte, „Wir standen also auf dem Dach, ich hielt sie im Arm und sie versuchte ihren Kummer an meiner Schulter zu vergessen…Scheiße“, er unterbrach seine Erzählung und ließ seinen Kopf in die Hände sinken.

Soichi sagte nichts. Er wusste nicht wie er diese Geschichte auffassen sollte. Sollte er ihn nun beschwichtigen? Aber er wollte es aus einem unerfindlichen Grund nicht. Auch er war der Meinung, dass die Einstellung, sich überlegen zu fühlen auf Kosten von eines anderen Leids, kontraproduktiv in einer Beziehung war. Aber Reiiji schien gar nicht so etwas zu erwarten, er war bereits wieder in Gedanken mit seiner Vergangenheit beschäftigt. Anscheinend hatte er wirklich damit abgeschlossen oder er versuchte zumindest die Sache so zu halten.

„Als sie sich wieder beruhigt hatte, ließ sie langsam von mir ab und sah mir direkt ins Gesicht. Erstaunlicherweise wirkte sie trotz immer noch wässrigem Blick sehr gefasst.“
 

Reiiji stoppte wieder. Nach einer winzigen Denkpause schwappte ein freudloses, hohles Lachen zu Soichi herüber. Es erfüllte den ganzen Raum und ließ ihn trotzdem sehr leer erscheinen.

„Und dann dieses Lächeln…“ Er schickte ein Grinsen hinter seinen Worten her, das eindeutig zeigte, dass ihm eigentlich nicht zum Lachen zumute war. „So zerbrechlich und dann dieses verkrampfte, Lächeln, in dem sich ihr Schmerz widerspiegelte. Sicher, es war mit einer meiner größten Wünsche gewesen, sie dazu zu bringen - aber nicht so, vor allem nicht so ein erzwungenes! Es war nicht das, was ich wollte… Ich schwor mir, sie niemals mehr dazu zu bringen so zu gucken. Es machte ich krank, dafür verantwortlich zu sein. Niemand sollte mehr diesen Gesichtsausdruck bei ihr hervorrufen, schon gar nicht ich selbst.

An diesem Tag merkte ich endlich, dass ich ihr etwas bedeutete, nein, nicht nur etwas…“

Ein tiefer Seufzer entwich ihm. „Ja, das ist die Geschichte!“, fügte er Hände auf die Beine klatschend schnell hinzu und sein unbeschwertes wunderschönes Lächeln zierte wieder einmal sein Gesicht. Er war wieder „normal“, was womöglich die falsche Bezeichnung ist, wenn man bedenkt, dass Melancholie nicht unbedingt „unnormal“ ist.

„Oh, müssen wir nicht mit dem Experiment weiter machen?“

Soichi bemerkte leicht irritiert, dass ihre Lösung immer noch friedlich köchelte. Er hatte sie total vergessen. Sie machten sich schnell daran, und arbeiteten zügig weiter. Sie konzentrierten sich wieder voll und ganz auf ihre Forschungsarbeit.
 

„Hast du das?“, fragte Soichi seinen Kohai, seinen Blick weiterhin gespannt auf ihre Arbeit gerichtet.

„Ja, noch mehr?“

„Nein.“

„Gut, dann schreib ich jetzt nur noch das von der Notiz ab und dann sind wir damit fertig.“ Während Reiiji das Protokoll beendete, begann sein Senpai bereits damit, wieder alles aufzuräumen.

„Gut, dann machen wir gleich Schluss“, brummelte dieser gewohnt mürrisch zurück.

„Ist gut. Hey, Tatsumi-senpai, wollen wir noch was trinken gehen? Ich geb einen aus. Und dann reden wir mal über dich! Ist ja schlimm: Ich quatsch dich hier immerzu und hab keinen Schimmer, was du so treibst.“ Er schnalzte theatralisch mit der Zunge, „das muss sich schleunigst ändern!“

Er grinste gewinnend. Jetzt musste Soichi nur noch zusagen.
 

***

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Ich hoffe, das nächste chap gelingt mir besser. Ich bin da mal optimistisch! XD

Es wird dann wohl wieder ein wenig dramatischer was Soichi angeht.
 

Ja... *seufz* Reiijis Geschichte. Mir ist aufgefallen, dass diejenigen, die permanent gut drauf sind, meistens eine schlimme Hintergundstory haben - im realen Leben, als auch in vielen Geschichten. Die Frage ist jetzt: warum bin ich nicht von dem Schema abgewichen?

Antwort: Bin ich schon -wenn auch nur ein wenig, denn

a) eigentlich ist es grob gesehen nicht seine Gesch. und

b) „sie“ weicht ja ab...

(Ich rede Mist, ich weiß... ^^" aber das wollte ich mal los werden...^^"")
 

An dieser Stelle -wie immer XD-:

Danke an alle, denen diese Fanfiction gefällt!!!

(Die 25er Marke Favos ist geknackt!!! *Jubiläum feier* ^^)
 

Thx for reading, Buster XDDD



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-07-26T22:45:10+00:00 27.07.2009 00:45
a und b!!!!!!!
iCH WETTE ES!!!!
Sie ist eigentlich Soichi und er ist sicherlcih einer der Morinaga kennt und ihm jetzt helfen will

Im übrigen Soichi!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! du hast doch schon das passende gesagt jetzt denk auchmal nach!
Hallo,,STOLZ,, und,,Eitelkeit;; NAH NAH NAH!!!
machts klick?

das musste sein,ich weiß nciht mehr welcher satz es war aber da sagte soichi irgendwie so etwas sei unproduktiv für eine Beziehung.

Tomoe du musst noch mehr durch gehen!
(ich steh auch auusrufe zeichen lach)

ende im karton,das wars jetzt mit meinem müll
*tüddelÜ+
+_______________________________+
jetzt muss ich weiter lesen
*sabber*

oh melancholie
*lach*

lg mia-chan

p.s. es ist alles ZAM ZAMs schuld ( indische Fanta) xD
Von:  Noa-Willow
2009-07-05T17:43:56+00:00 05.07.2009 19:43
Ist interessant wie sich das alles Entwickelt! Bin wirklich gespannt wie es weiter geht!
Von: abgemeldet
2009-07-02T16:10:48+00:00 02.07.2009 18:10
Ohh *__* Neues Kapi! *fett grins*
Etwas kurz geraten wie schon gesagt... aber hat trozdem sehr viel spaß gemacht das ganze zu lesen :D
Schade das Reiiji so viel erzählt hat und man von Soichis Gedanken nix mitbekam *lach*
Aber nungut... ich habe einen ganzen Monat darauf gewartet bis dieses Kapi kam... und habe mir seeeehr schlimme Fantasyn zusammen gesponnen... >__<
Gott sei dank ist es nicht der Fall xDDD Gott möge deine Fic segnen! *lach*
(Ich dachte schon Soichi findet so ein dolle gefallen an Reiiji das er vllt. sogar mit ihm ausgeht bzw. in die Kiste hüpft... [heult dannach natürlich rum, da Reiiji nicht so gut wie Morinaga ist xDD] û___Û) Gott sei dank nicht der Fall *muahaha*
Jetzt muss nur noch wieder Morinaga auftauchen und eine auf beleidige Diva tun, und Soichi soll mal von seiner eigenen Medizin kosten xD (Hoffe du verstehst von welcher Medizin xD)
Okii... ich laber wieder viel zu viel Müll xDDD
Schreib bitte schnell weiter ja? *grins*
Von:  Morinaga_Sempai
2009-06-30T17:08:37+00:00 30.06.2009 19:08
Schönes Kappi ^^
Reiiji (so viele i´s^^) find ich klasse.
Ich mag Charas die gut drauf sind, und das isser ja ^^
Mal schauen wies weitergeht.
Bis dann
LG
a_S


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