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Liebe ist...?

Wie es weitergehen könnte...
von

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Kapitel 10: Sch(l)uss

Und wieder ist ein Monat rum. An dieser Stelle kann oder MUSS ich verkünden, dass es sich hierbei um das letzte Kapitel meiner Koisuru Boukun Fanfic "Liebe ist...?" handelt. ;_; Ein Epilog folgt aber dennoch! :D ( Schließlich gab es einen Prolog! ;))
 

Mal wieder: viel geredet, nichts gesagt. ;) Hier nun das 10. Kapitel!

Danke an die Kommi-Schreiber und an alle, die diese FF auf ihrer Favoritenliste haben und NATÜRLICH auch an alle anderen, nicht angemeldeten Leser, dass ihr bei mir reingeschaut habt!!!

Auch wenn es das letzte Kapitel ist, hinterlasst mir bitte eure Meinungen!!! :D
 

Nun, viel Spaß beim Lesen!!!
 

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Kapitel 10: Sch(l)uss
 

Es war tatsächlich Morinaga. Soichi fühlte sich bei seinem Anblick plötzlich warm und vollkommen. Doch der kurzzeitige Lichtblick verblasste augenblicklich wieder. Die Angst vor Ablehnung und der Kälte in Morinagas Blick schnürte ihm die Brust zu. Im Moment sah ihn sein Gegenüber mit einer undefinierbaren Mischung aus Überraschung, Schock und Ärger an.

„Who’s that?“, riss der Kleine Morinaga aus seinem verwirrten Zustand. Soichi erkannte, dass er wohl doch schon ein wenig älter war als vermutet.

„That’s none of your business!”, antwortete der Schwarzhaarige, den Blick immer noch unverwandt auf Soichi gerichtet.

„But…“

Morinaga wirbelte wieder herum.

„I already told you, but I will repeat it again: Get. Lost.“

“Why?...Teddy! You could stay over at my place tonight...” Er klang ein wenig bockig und Soichi überlegte, ob er nicht doch noch zur High School ging. Abgesehen davon, fragte er sich, wer oder was bitteschön „Teddy“ sein sollte. Doch nicht etwa Morinagas Spitzname? ‚Die spinnen, die Amis!‘, fuhr ihm unwillkürlich durch den Kopf. Doch noch etwas anderes störte ihn an dem Kleinen.

Nun wurde Morinaga ungehalten: “I’m at my limit! What part is it that you don’t understand? GET LOST - IMMEDIATELY!”

Beleidigt zog der kleine Amerikaner endlich ab. Die Wut, die sich in Morinaga aufgebaut hatte, verschwand so schnell nicht wieder und so fuhr er Soichi grob an.

„Und was machst du hier? Woher...? Warum...?“ In Morinagas Blick schien kurzzeitig etwas aufzuflackern.

„Ich...“, stotterte Soichi. Jetzt, wo er vor ihm stand, konnte er unmöglich den Grund hervorbringen, warum er in Amerika war. „Ich mache... Urlaub...?“

‚Lahm...!‘, dachte er enttäuscht von sich selbst. Er spürte Morinagas Skepsis an seiner Art und seiner Haltung. „Nein...ich“, setzte er wieder an, „ich... also ich bin nicht wegen dir hier, oder so. Falls du das denkst...“, stieß er ruppig hervor.

Morinagas Blick verhärtete sich augenblicklich. Er hatte genug. Er drehte sich um und wollte gehen.

„NEIN! Warte... ich...“ Soichi wusste noch nicht so recht, was er sagen, geschweige denn wo er anfangen sollte. Die Augen seines Gegenübers waren kalt und er hatte Angst, aber er musste es versuchen. Sollte er etwa umsonst die ganzen Strapazen auf sich genommen haben, wenn er nicht Morinaga wieder zurückholen konnte, oder schlimmer, es nicht mal versucht hatte?

Im Flugzeug hatte er noch einmal genau nachgedacht. Darüber, was er wollte und warum er gerade das tat, was er tat. „Tetsuhiro doch aber auch!“, hatte Hiroto gesagt. Es stimmte, Morinaga war kein schlechter Mensch, ebenso wenig wie Hiroto oder es die schwulen Freunde von Reiiji es sein konnten. Er konnte diese Menschen nicht einfach mit dem Professor Miyoshi in einen Topf werfen. Er hatte während des Fluges genug Zeit gehabt um einzusehen, dass sein Problem seine Einstellung war. Mit seinem neuen Kohai hatte er auch kein Problem gehabt, obwohl er ihn anfangs zum anderen Ufer gedacht hatte.

‚Mist! Wegen ihm zerbrech ich mir den Kopf...‘ Doch er bekam den Gedanken an Morinaga einfach nicht los.

„Tetsuhiro“, hörte er sich plötzlich selbst sagen. „Ich vermisse dich…“ Als er die Worte aussprach, merkte er, dass das auch wirklich stimmte. Sie waren nicht einfach daher gesagt. Sie kamen aus den Tiefen seines Herzens und er hoffte, dass sie bei Morinaga ankamen. Er wollte ihm sagen, dass er häufig an ihn dachte, häufiger, als ihm lieb war, und dass er wieder bei ihnen einziehen sollte. Er wollte ihm sagen, dass die Wohnung ohne ihn so groß und leer erschien und…

Plötzlich dämmerte ihm, was sein Traum zu bedeuten hatte. Die stillen, leeren Räume durch die er geirrt war. Das, was er gesucht hatte… in seinem Herzen… es stand gerade vor ihm.

Das Blut schoss ihm in die Wangen.

„Ich… Komm zurück“, bat er leise. Er sah hoch in Morinagas versteinertes Gesicht. Es regte sich nicht. Er wandte seinen Blick ab. Er fühlte sich mies. Fast ein bisschen verletzt. Morinaga hatte ihn noch nie so deutlich abgelehnt.

„Es tut mir leid…“, murmelte er. Nichts hasste Soichi mehr als sich seine Fehler einzugestehen und sich auch noch zu entschuldigen, vor allem wenn er nicht mal genau wusste, warum, so wie jetzt. Er war nun mal so. Die Art und Weise auf Morinaga zu reagieren gehörte nun mal zu ihm; ob er ihn nun an sich ranließ oder doch wieder zurückwies. Er konnte einfach nicht anders.

„Ach, Sch....“ Er formte das Schimpfwort mit seinen Lippen, dann kehrte er ruckartig um und lief. Er lief einfach. Er hatte keine Ahnung wohin, er wusste nur, dass der Weg nicht zum Hotel zurückführte.
 

***
 

Morinaga stand vollkommen versteinert an der Straßenkreuzung. Es war eben zu viel auf einmal geschehen, als dass er es in kurzer Zeit hätte verarbeiten können. In seinem Schockzustand versuchte er seine wirren Gedanken zu ordnen.

Konnte er glauben, was er gerade gesehen hatte? Soichi war allen Ernstes nach Los Angeles gereist um ihn zu suchen. ‚Na und?‘, dachte er wütend. Wie konnte er es wagen, ihm einfach hinterher zu reisen und somit seine Pläne womöglich zu ruinieren?

Sein Handy vibrierte in seiner Tasche. Er versuchte es zu ignorieren, doch dann griff er doch nach dem lästigen Ding. Er knurrte in den Hörer, aber niemand meldete sich. Er hörte nur ein unregelmäßiges Knacken und dann vernahm er leise Stimmen im Hintergrund.

„Hello?“, fragte Morinaga misstrauisch.

„Oh, er ist schon dran..“, murmelte eine unbekannte männliche Stimme auf Japanisch. „Hallo? Morinaga-san?! Hier ist Reiiji Torada.“

„Aha...“; entfuhr es Morinaga trocken, „Und wer bist du? Woher hast du meine Nummer?“

„Ich bin ein Freund von Hiroto. Von ihm hab ich auch deine Nummer. Na jedenfalls wollte ich mit dir über Tatsumi-senpai reden...“ Reiiji redete munter weiter und Morinaga fragte sich, wie auch schon auf dem Flughafen, warum er sich das antat. Der junge Mann am anderen Ende hatte aber ein so einnehmendes Wesen, dass es ihm schwer fiel einfach aufzulegen.

„...Soichi dürfte demnächst bei dir auftauchen und...-“

„Er war schon da!“, unterbrach Morinaga ihn ruppig. „Tut mir leid, aber ich habe keine Zeit und keine Lust über ihn zu reden!“

„Aber...-“

„Wiederhören!“ Er presste den roten Knopf bis zum Anschlag durch. Er wusste selbst nicht, warum ihn der letzte Satz seines Anrufers so durcheinander brachte. Finster starrte er sein Handy an, als ob plötzlich die Antwort auf dem Display aufleuchten würde.
 

***
 

„Autsch! Verdammt!“ Ging denn heute alles schief? Erst hatte er es nicht geschafft, vor Morinaga irgendein sinnvolles Wort hervorzubringen, daraufhin war er weggerannt, hatte sich verlaufen und als er sowieso schon wütend in die Eingangshalle seines endlich erreichten Hotels gestürmt war, stieß er zu allem Unglück mit einem Schrank von einem Mann zusammen, worunter seine Brille nicht wenig gelitten hatte. Ein Glas war komplett gebrochen und nicht mehr verwendbar. Soichi hatte vor Wut gepumpt und war zunächst in sein Zimmer geflüchtet, hatte dann aber beschlossen zum Optiker zu gehen um nicht außerhalb seiner kleinen 4 Wände aufgeschmissen zu sein. Um den eh schon schrecklichen Tag perfekt zu machen, musste der Optiker ihm natürlich freundlich zu verstehen geben, dass seine Sehhilfe erst wieder in einer Woche verfügbar sei. Ebenso freundlich hatte Soichi dann dem Verkäufer das Kontaktlinsenpäckchen aus der Hand gerissen und diesen gegen die Ladentheke gedrückt um dem ihm zu verdeutlichen, dass er seine Brille in spätestens 3 Tagen wieder im Spiegelbild entdecken wollte. Schimpfend, wie richtig er doch mit seiner Meinung über das grauenvolle Amerika lag, verließ Soichi wenige Minuten später das Geschäft und ließ einen zitternden und zukünftig bestimmt kompromissbereiteren Verkäufer zurück.

Die Kontaktlinsen hatte Soichi natürlich kostenlos von einer Angestellten mitbekommen, der ebenfalls die Furcht ins Gesicht geschrieben gestanden hatte. Mit diesen kämpfte Soichi gerade. Zwar hatte man ihm die Pflege erklärt, aber Soichi hatte darauf bestanden, es selbst zu Hause auszuprobieren. Und das hatte er nun davon: Seine Augen waren rot und tränten, seine Nerven waren am Ende und das Schlimmste: Er hatte diese verflixten Dinger immer noch nicht eingesetzt. Er warf einen Blick auf die Uhr. Wenn er so weiter machte, brauchte er bald nicht mehr ins Hotelrestaurant gehen. Er konnte sich ja auch etwas auf das Zimmer liefern lassen, aber auch das änderte nichts an der Tatsache, dass er die nächsten Tage ohne Brille, aber mit Kontaktlinsen auskommen musste.

Noch einmal versuchte er sie sich einzusetzen und nach einer gefühlten Unendlichkeit, gelang es ihm endlich. Seine Augen hatten sich noch nicht an den Fremdkörper gewöhnt und er musste hin und wieder blinzeln. Doch dann warf er einen Blick in den Spiegel. Das erste Mal seit langem sah er sich klar ohne Brille, die –wie ihm nun auffiel- sein Gesicht ziemlich veränderte.

Er schluckte. Seine nassen, roten Augen erinnerten ihn stark an die seiner Mutter. Sein Vater hatte einmal gesagt, dass er äußerlich nach seiner Mutter kam. Sie war eine sehr schöne Frau gewesen, deswegen hatte Soichi ihm nie wirklich geglaubt. Außerdem hatte er sein silber-graues Haar von seiner Großmutter väterlicherseits geerbt. Sie war Halbjapanisch-französisch gewesen. Seine Reisefreude hatte Soichis Vater also von seinen Vorfahren mitbekommen.

Soichi seufzte. Er war ganz anders; also kam er doch mehr nach seiner verstorbenen Mutter? Oder... Das Nachdenken verursachte ihm noch mehr Kopfschmerzen, als es die Linsen eh schon taten, aber er konnte seine Gedanken auch nicht einfach abschalten. Er fragte sich plötzlich, wem Tetsuhiro wohl ähnlich sah und ob er sich irgendwann selbst ein Bild davon würde machen können.

...

Morinaga. Er verfolgte Soichi wirklich ständig. Er erinnerte sich an den heutigen Nachmittag, als Tetsuhiro sich zu ihm umgedreht hatte. Er erinnerte sich an das Gefühl, das ihn in diesem Moment förmlich überrollt hatte. Zunächst ein Schwall freudiger Erwartung, im darauffolgenden Moment die Angst, gefolgt von tiefer Enttäuschung. Inzwischen hatte er schon eine Ahnung, was das bedeutete, vor allem, als sich ihm die Bedeutung seines Traumes erklärte, auch wenn er die Gedanken daran, versucht hatte zu verdrängen.

‚Ich vermisse dich...‘ Hilfe, wie hatte er nur so etwas sagen können? Kein Wunder, dass Tetsuhiro ihm nicht um den Hals gefallen war. Das glaubte er ihm doch nie.

...

Hätte er das etwa tun sollen? War es das, was Soichi erwartete? Was er wollte? Dass Morinaga ihn umarmte und ihm beteuerte auf jeden Fall zurück zu kommen? Soichi runzelte die Stirn und massierte sich die Nase, wo sich normalerweise Druckstellen von seiner Brille abzeichneten. Er spürte bereits, dass die vielen Fragen eine lange Nacht bedeuten würden.
 

***
 

Wer war der Kerl? Was genau wollte er? Woher kannte er Soichi? Gut, er schien sein neuer Kohai zu sein -der Gedanke gefiel Tetsuhiro nicht wirklich-, aber was fiel ihm ein, Soichi beim Vornamen zu benennen? Nicht mal Morinaga selbst hatte die Erlaubnis und er kannte Soichi schon über 5 Jahre. Und was ihn am meisten wunderte: Was wollte dieser neue Kohai von ihm?

Tausende Fragen schienen auch Morinagas Gedankengänge zu blockieren. Er versuchte auf jede eine plausible Antwort zu finden, aber das stellte sich als gar nicht so leicht heraus. Sie schwirrten im Raum und immer, wenn Tetsuhiro danach griff, schienen sie wie Luft zwischen seinen Fingern zu entgleiten.

Sein Handy lag neben ihm auf dem Couchtisch in seinem Apartment. Vielleicht meldete sich dieser Torada, oder wie auch immer der Kerl hieß, noch mal. Bei dem Gedanken an seinen Anrufer überkam ihn ein ungutes Gefühl. Sein Gespür sagte Tetsuhiro, dass dieser ihm ein paar Antworten geben könnte.

Er sprang förmlich zu seinem Telefon als es läutete, aber es war nur einer seiner Kumpels, der sich mit ihm in einer Bar treffen wollte um ein Hockeyspiel zu sehen. Er überlegte kurz, aber seine Unternehmungsfreude hielt sich in Grenzen. Seitdem er Soichi am Nachmittag getroffen hatte, erfüllte ihn so ein merkwürdiges Gefühl. Er hatte zu nichts Lust, auch nicht auf steak & fries, ein kühles Bier und ein aufregendes Match. Nein, nicht mehr heute Abend. Er wollte die Zeit nutzen um sich über einiges klar zu werden.
 

Die nächtlichen Stunden verstrichen, aber die Fragen blieben ungelöst. Im Gegenteil, sie vermehrten sich wie Bakterien auf feucht-warmem Boden. Das unangenehme Gefühl gegenüber diesem Torada, der immer noch nicht angerufen hatte, verstärkte sich ebenso wie der Druck in Morinagas Kopf. Er verstand einfach nicht, warum es ihn so sehr wurmte. Er hatte doch damit abgeschlossen... Oder?

Tetsuhiro sah auf seinen Radiowecker neben dem Bett. Wenn er ihn nun zurückrufen würde, wäre es Nachmittag in Japan; er wäre also möglicherweise erreichbar. Was ihn zurückhielt war einzig und allein sein Stolz. Ja, auch er besaß diese Eigenschaft, allerdings in gesünderen Mengen als... Egal! Er griff zum Handy und durchforstete seine angenommenen Anrufe nach Reiiji Torada.

„Hallo?“ Nach dem ersten Freizeichen nahm er auch schon ab.

„Hi...“, sagte Morinaga mit bebender Stimme; sein Wutpegel war beim Klang von Reiijis Stimme augenblicklich hochgeschossen.

„Oh, Morinaga-san“, eine Feststellung, „was verschafft mir die Ehre?“

„Du wolltest mit mir reden. Schieß los! Hast du was mit ihm?“ Erst jetzt fiel ihm auf, was ihn die ganze Zeit an diesem jungen Mann gestört hatte.

„Wie kommst du denn darauf? Natürlich nicht. Ich habe eine...-“

„Und was wolltest du dann von mir? Du hast doch bestimmt nur angerufen, um mir zu sagen, dass ich mir keine Hoffnungen mehr zu machen brauche, weil er jetzt dir gehört? Keine Sorge, ich habe ihn schon abgehakt!“, unterbrach Morinaga ihn mitten im Satz. Er war sauer, richtig wütend! Dieser elende Kerl namens Reiiji...!

„Beruhige dich doch, ich sagte eben, dass ich nicht schwul bin! Ich hab nur angerufen, weil ich helfen wollte! Außerdem: Hast du dich mal angehört? Du klingst wie ein eifersüchtiger Ex-Freund! Ich verstehe überhaupt nicht, warum es für Soichi so schwer ist, dich wieder zu ihm zurück zu holen...“ Er seufzte, während Tetsuhiro das eben Gehörte überdachte.

„Und warum willst du helfen? Warum nennst du ihn beim Vornamen? Du bist doch nur sein Kohai, oder?!“

„Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör“, beschwerte sich Reiiji, „also gut, ich bin Soichis Kohai und Freund, äh, ich meine Kumpel und deshalb möchte ich ihm helfen, endlich glücklich zu werden. Mensch, wie hast du das 5 Jahre mit diesem launischen Kerl ausgehalten? In letzter Zeit ist es besonders schlimm...! Wie gesagt, du brauchst dir keine Sorgen um mich machen, ich will nichts von ihm! Aber...-“

„Was?“ Morinagas Wut machte in diesem Moment Panik Platz.

„Es könnte da jemand anderen geben, glaube ich, der ein Auge auf Soichi geworfen hat...“

„Wer?“ Morinagas Gedanken spielten verrückt. Wilde Fantasien von Soichi in den Armen eines anderen Mannes schwirrten vor seinem inneren Auge.

„Das weiß ich nicht genau“, gab Reiiji zu und sorgte dafür, dass Morinaga fast eine Herzattacke erlitt.

„Schatz, wir müssen los! Kommst du?“ Eine weibliche Stimme im Hintergrund riss Morinaga aus den Gedanken.

„Ja, ich bin gleich soweit“, klang Reiijis Stimme gedämpft zu Morinaga durch. „Also, hör zu, ich muss mich beeilen.“ Der junge Mann am anderen Ende der Leitung war wieder klar zu vernehmen.

„Du willst Soichi zurück haben!“, stellte er sachlich fest.

„Nein!“, widersprach Tetsuhiro, doch plötzlich klang er nicht mehr ganz so sicher.

„Doch, hör mir zu! Du weißt es, tief in deinem Herzen, dass du anscheinend luftdicht abgeschlossen hast... Du hast noch Hoffnung, das spüre ich!! Auch wenn wir uns nicht kennen, wir sind uns sehr ähnlich!“

„Ach ja? Wie fühl ich mich denn jetzt? Das müsstest du ja auch wissen“, seine Stimme zitterte.

„Du willst ihn zurück. Du würdest alles für ihn tun“, sagte Reiiji mit ruhiger Stimme, „Und du bist eifersüchtig, hab ich Recht?! Natürlich hab ich Recht! Also mach deinen Gefühlen Luft und lass endlich deine Hoffnung wahr werden!“ Er flehte fast. Morinaga schwieg.

„Ach ja, bevor du wieder Zweifel bekommst: Soichi liebt dich. Er weiß das auch. Was meinst du warum er sonst die Hälfte des Geldes, dass er von der Versicherung für den Hausbrand bekommen hat, in diese Reise investiert hat?! Er hat nur Probleme damit, sich das einzugestehen. Lass dich davon nicht entmutigen! Gib ihm noch eine Chance und ein wenig mehr Zeit. Das wird schon! Hundertprozentig, glaub mir!“

„Schaaatz!“ Morinaga hörte ein nervöses Fußgetrappel am anderen Ende der Leitung.

„Also gut, Morinaga-san, ich muss los!“

„Nenn mich Tetsuhiro und...ähm...danke!“

„Hm“ Er konnte förmlich hören, wie Reiiji auf der anderen Seite der Welt grinste. „Beeil dich, Tetsuhiro, bevor der andere Kerl das Rennen macht, aber...“ Er machte eine kurze Pause, „Nicht jetzt. Ich glaube, bei euch ist gerade es mitten in der Nacht?!“ Reiiji sagte ihm noch schnell die Hoteladresse von Soichi durch.

„Vielleicht lernen wir uns mal kennen?“, fragte Morinaga schüchtern. Sein Bild von Reiiji Torada hatte sich komplett geändert. Vor allem als er die Frauenstimme im Hintergrund gehört hatte, hatte er langsam begonnen ihm zu vertrauen.

„Wahrscheinlich wenn du wieder in Japan bist. Ich bin noch ein Weilchen an der Uni“, er lachte. „Also, dann, ich muss los, sonst macht sie mir die Hölle heiß!“ Ein weiteres Lachen drang durch den Hörer.

„Okay, Bye!“, seufzte Morinaga und bekam ein fröhliches „Ciao!“ zum Abschied.

Er legte auf, wesentlich sanfter als bei ihrem ersten Gespräch, und überlegte kurz, was er jetzt machen sollte. Seine Entscheidung hatte er schon während des Telefonats getroffen, das spürte er. Es gab kein Zurück mehr. Aber jetzt, mitten in der Nacht, konnte er nicht einfach in das Hotel spazieren... Er beschloss, sich die restlichen Stunden der Nacht hinzulegen, obwohl ihm klar war, dass er womöglich keinen Schlaf finden würde so aufgewühlt wie er war. Aufregung, Freude, Angst und Unsicherheit quälten ihn gleichermaßen. Reiiji hatte Recht, er kannte Soichi seit 5 Jahren, so schnell würde er ihn nicht aufgeben, aber hatte er es nicht schon getan. Hatte er ihn nicht mit dem Entschluss ein Jahr ins Ausland zu gehen bereits aufgegeben? Aber Soichi hatte es nicht. Er war ihm nach Amerika gefolgt, das Land, auf dessen Boden er eigentlich nicht mal Fuß setzen würde, auch wenn es das letzte Fleckchen auf der Erde wäre.
 

***
 

Er gab es auf. Er konnte einfach keinen Schlaf finden. Heute war der Tag der Wahrheit gekommen, Heute würde sich seine Zukunft entscheiden. Er wusste nicht, in welche Richtung es sich entwickeln würd, doch wenn er nichts unternahm, würde das worst-case-Szenario, das er sich bereits ausgemalt hatte so oder so eintreffen. Müde und mit brummendem Schädel quälte er sich aus den Laken. Er kroch förmlich ins Badezimmer. Er blickte im Vorbeigehen in den Spiegel und entdeckte tiefe dunkle Ringe unter seinen verschlafenen Augen. Wollte er es wirklich heute hinter sich bringen? Er sah schrecklich aus; genauso wie er sich fühlte. Aber er musste. Seine Zeit war begrenzt. In der Hoffnung, das warme Wasser würde seine Unruhe lindern, beschloss er zu duschen. Heiß ließ er das Wasser auf seine angespannten Muskeln prasseln.
 

***
 

Zitternd vor Nervosität zog Morinaga sich seine Hose an. Er schlang den schwarzen Ledergürtel um seine Hüften. In dem Moment, wo er ihn zuzog, klingelte es an der Tür. Wer wollte denn an einem Samstagmorgen etwas von ihm? Er ließ seinen Gürtel zuschnappen und spähte durch den Spion. Beim Anblick der Kreatur auf der anderen Türseite, beschloss er sicherheitshalber noch einen Pullover überzuziehen. Dann ließ er seinen Besucher ein.

Der Senior spazierte geradewegs in die Wohnung ohne den Hausherrn auch nur eines Blickes zu würdigen. Überrascht von dem Verhalten schloss Morinaga die Eingangstür und folgte ihm in die Küche. Der Senior goss sich gerade eine Tasse Kaffee ein, den Morinaga bereits direkt nach dem Aufstehen aufgesetzt hatte.. Er lehnte sich an die Küchentheke und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Warum wunderte es Tetsuhiro nicht, dass er sich die mit kleinen Katzen rausgesucht hatte? Tetsuhiro hatte gar nicht gewusst, dass er so etwas ekelhaft Süßes überhaupt besaß. Dann sah er ihn zum ersten Mal an.

„Ich habe beschlossen, dein Verhalten von gestern zu entschuldigen!“

„Bitte?“ Morinagas Verwirrung wurde durch diesen Satz nicht unbedingt gemindert.

„Dein Verhalten gestern, als der grauhaarige Typ aufgetaucht ist… Ich verzeihe dir!“

Wie gnädig. Die herablassende Art seines Gegenübers gefiel Tetsuhiro nicht.

„Du darfst mich gerne fragen, ob ich heute mit dir ausgehe“, fügte der Senior noch hinzu.

„Hallo erstmal!“, sagte Morinaga stattdessen und nahm sich ebenfalls Kaffee.

„Also gut, wenn du nicht fragst… Wollen wir heute ins Kino? Ich hab da so einen ganz tollen Film entdeckt!“ Er strahlte Tetsuhiro an. Er war wieder ganz der Alte. Tetsuhiro schluckte. Er wusste nicht was schlimmer war, ein eingeschnappter Senior oder eine aufdringliche Klette. Dumm nur, dass sein Besucher beides in sich vereinte. Er musste sich etwas einfallen lassen! Zeit… Er brauchte Zeit!

„Ich..äh…warte kurz, ich schau mal nach der Post…“ Er verschwand mit seiner Tasse aus der Küche und eilte zur Wohnungstür. Gerade als er diese bis zur Hälfte geöffnet hatte, trat sein Senior von hinten an ihn ran, legte ihm seine Arme um den Oberkörper und seufzte.

„Tetsuhiro, wir sehen uns so selten, obwohl wir doch zusammen sind.“ Morinaga glaubte am letzten Schluck Kaffee zu ersticken. Sein Kopf wirbelte herum.

„Was?“ Im gleichen Moment wie er die Frage stellte, spürte er die weichen Lippen seines Seniors auf seinen eigenen. Dann legte er auch noch seine Arme um Tetsuhiros Hals und zog ihn zu sich runter. Tetsuhiro starrte fassungs- und orientierungslos seinen ihn küssenden Senior an.

Plötzlich: Ein Knall. Ein Fluchen und davon stürmende Schritte. Ruckartig löste Morinaga sich von seiner Klette und wandte sich um. Er erhaschte einen Blick auf helle Haarspitzen, die im gleichen Augenblick wieder verschwanden. Verdammt. Er hatte gerade beschlossen, seine Liebe ins Leben zurück zu holen und nun war schon wieder alles vorbei?
 

***
 

Was zur Hölle? Gebannt starrte er auf diese unglaublich erniedrigende Szene. Hatte Morinaga ihm nicht 2 Jahre lang tagtäglich, fast stündlich seine Liebe beteuert? Und angeblich sollte diese schon 5 Jahre zuvor begonnen haben… Aber nach 2 Monaten konnte er ja schon wieder freudig mit jemand anderem rumknutschen? Nicht, dass es ihm nicht egal wäre.

Doch, es war ihm keineswegs egal und das ärgerte ihn umso mehr. Warum nochmal hatte er gute 10 Stunden in diesem engen Flugzeug verbracht? Warum hatte er sich die ganze Nacht den Kopf zerbrochen? Nur um dann enttäuscht zu werden. Nein, er war nicht enttäuscht… er war wütend! Wütend, dass Morinaga ihn in dem Glauben gelassen hatte, er würde ihn lieben. Wie naiv war er?

Blinzelnd lief er die Straße entlang. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Durch Zufall hatte er Morinagas Haus gefunden und nun irrte er mal wieder durch Los Angeles. Er konnte die Stadt aufgrund seines Klimas sowieso schon nicht leiden, aber die Unübersichtlichkeit war die Krönung.

Soichi rannte geradewegs auf die Hauptstraße zu. Er würde sich ein Taxi nehmen um so schnell wie möglich und vor allem ohne Gefahr zu laufen sich wieder zu verirren, im Hotel zu landen. Er hatte Glück. Auf der anderen Straßenseite wartete bereits eines dieser knallgelben Autos. Der Fahrer kam ihm strahlend entgegen und riss die Tür zu den Rücksitzen auf, als plötzlich ein lautes Hupen und quietschende Reifen hinter ihm ertönten.

„SOICHIIII!“

Er wirbelte herum und sah im letzten Moment wie Morinaga mit verzweifeltem Gesichtsausdruck, in einem schwarzen Pullover und Khakihosen über die Straße auf ihn zu stürmte, bevor ein rotes Auto, mit leicht abgekratztem Lack an ihm vorbei bretterte und Schüsse auf das hinterher rasende Polizeiauto abgab. Plötzlich knickte Morinagas Bein weg. Er befand sich mitten auf der Straße. Das schwarz-weiße Polizeiauto schlitterte driftend und mit ebenfalls quietschenden Reifen um ihn herum und fuhr weiter. Diese kleinen Details speicherte Soichi automatisch ab, obwohl er selbst nicht in den Unfall verwickelt war. Plötzlich wurde alles um ihn herum still. Er nahm die Großstadtgeräusche und die aufgeregten Schreie der anderen Passanten nicht mehr wahr. Er sah nur noch Tetsuhiro auf dem Asphalt liegen. Eine kleine Menschentraube bildete sich bereits um ihn herum. Er hielt sich das Bein und sah sich orientierungslos um. Er bewegte sich. Er lebte. Soichi wachte wieder auf.

„Rufen Sie einen Krankenwagen!“, brüllte er den Taxifahrer, der immer noch versteinert neben ihm stand, auf Japanisch an. Dieser schaute verwirrt, doch als Soichi das internationale Zeichen für Telekommunikation mit Daumen und kleinem Finger formte, verstand er endlich. Er kramte in seiner Jackentasche und fand schließlich ein kleines Mobiltelefon.

Soichi war unterdessen auf dem Weg zu Morinaga. Unter anderen Umständen wäre Soichis Reaktion wohl Wut gewesen. Er hätte ihn angebrüllt, was das sollte und ihn geschlagen. Doch er war viel zu aufgewühlt um sich aufzuregen. Er sackte neben Morinaga auf die Knie. Tetsuhiro hatte seine Bewegungen die ganze Zeit mit seinem Blick verfolgt. Er grinste ihn an.

„Na?“

„Was heißt hier ‚na‘? Sag mal, bist du bekloppt? Du hättest umkommen können!“, schrie er ihn dann doch an. Anscheinend ging es ihm nicht so schlecht, dass er ihn nicht mehr dämlich angrinsen konnte.

„Soichi! Beruhige dich! Es geht mir gut! Ich bin nur leicht verletzt“, keuchte er.

„Hör auf!“ Soichi deutete auf Morinagas Bein. Ein kleiner Blutfleck zeichnete sich bereits auf der Hose ab. „Du blutest! Erzähl mir nicht, ich soll mich beruhigen. Wie und wann ich mich nicht aufrege, ist immer noch meine Entscheidung! Und du, du bist einfach nur ein Vollidiot. Erst knutschst du mit dieser Kröte rum und dann läufst du mir hinterher und lässt dich fast erschießen! Wie bescheuert ist das?! Erzähl mir nicht, dass du mich liebst, wenn du nach so kurzer Zeit schon wieder über mich hinweg bist! Du hast mir so oft in den Ohren gelegen, wie lange du schon auf mich wartest, dann hättest du doch diese 2 Monate…“

„Soichi… schsch, Soichi!“

Soichi bemerkte kalte Finger an seiner Wange. Morinagas hatte seine blutbeschmierte Hand, mit der er eben noch sein Bein gestützt hatte, an Soichis Gesicht gehoben und wischte ihm die Tränen weg, die ihm in der Verzweiflung über die Wangen liefen. Ein wenig Blut blieb dabei auf seiner Haut haften.

„Beruhige dich! Ich liebe dich! Wie du siehst“, er deutete auf seine Wunde, „lass ich mich lieber umfahren oder erschießen, als dass ich dich je wieder gehen ließe.“ Er grinste.

„Oh mein Gott!“, stieß Soichi plötzlich hervor. „Dein Bein…“ Mit schreckensgeweiteten Augen entdeckte er, dass das Blut die Hose bereits dunkelrot getränkt hatte und nun auf den Asphalt sickerte.

„Warte hier. Ich hole schnell einen Verband um die Blutung zu stoppen. Mann, wann kommt dieser verdammte Krankenwagen?!“

„Nein, bleib hier!“ Tetsuhiro streckte seine Hand nach ihm aus und Soichi ließ sich wieder neben ihn nieder. Er sah Soichi ins Gesicht. Die Härte, die seine Augen bis gestern beherrscht hatte, war verschwunden. Das dunkle Braun seiner Augen schien wieder flüssig und warm zu sein.

„Es wird alles gut“, murmelte Soichi.

Morinaga lächelte ihn müde an. Es musste mehr schmerzen, als er zugeben wollte. „Bestimmt!“ Seine Lider flatterten.

„Hey! HEY!“ Er tätschelte Tetsuhiro sanft die Wange um ihn bei Bewusstsein zu halten.

„Tut mir Leid, Soichi!“, murmelte Morinaga mit geschlossenen Augen, „Ich bin nur müde.“ Und wieder zogen sich seine Lippen zu einem Lächeln hoch und ließ Soichis Herz sich zusammenziehen.
 

Wenig später kam der Krankenwagen und fuhr die beiden ins nächstgelegene Hospital. Während Morinaga einer Operation unterzogen wurde, musste Soichi im Vorraum warten. Die Kugel wurde gerade entfernt. Tetsuhiro hatte bei Weitem untertrieben, was seine Verletzung anging. Soichi schien fast die Nerven zu verlieren. Um nicht ganz irre zu werden, versuchte er jemanden zu finden, der für den Unfall verantwortlich war. Ihm fiel das rote Auto ein. Wer hatte diesen Trottel hinter das Steuer gelassen? Kein Wunder, dass die Polizei hinter ihm her gewesen war. Jemand betrat den Warteraum und schaltet den Fernseher ein. Soichi ignorierte das. Er stellte lieber weitere Vermutungen über diesen merkwürdigen Vorfall an. Es wunderte ihn unter anderem, warum der Flüchtende eine Waffe dabei gehabt hatte.

Sein Blick fiel auf den Fernseher. Wie konnte jemand ganz entspannt im Krankenhaus Nachrichten schauen? Doch dann schaute er genauer hin. Der rote Wagen, gefolgt von einem Polizeiauto fuhr hinter der Nachrichtensprecherin in halsbrechender Geschwindigkeit über den kleinen Monitor. Aus der Luft war die Verfolgungsjagd doch tatsächlich live gefilmt worden und wurde nun mit zusätzlichen Kommentaren ausgestrahlt. Soichi verstand einigermaßen, dass die Rallye Folge eines Banküberfalls war und das rote Auto als gestohlen galt. Weiter reichte sein Englisch nicht. Aber es genügte um Soichi aufatmen zu lassen. Er war über aus erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war. Soichi beschlich ein Gedanke, den er schon einmal gehabt hatte. Eisenketten schienen sich um sein Herz zu legen. Sie zogen sich zusammen und drohten es zu zerdrücken. Doch dann öffnete sich endlich die Tür zum OP-Saal und seine Brust entspannte sich wieder.

Soichi beobachtete wie Morinaga in sein Einzelzimmer geschoben wurde. Er folgte der Krankenschwester. Sie erklärte ihm, dass die Operation gut verlaufen war und Morinaga froh sein konnte, dass kein Nerv getroffen war. Er hatte zwar viel Blut verloren, aber nach wenigen Tagen würde er das Krankenhaus wieder verlassen können. In sein Zimmer wollte sie Soichi aber nicht lassen. Der Patient solle sich erst ausruhen und er wäre sowieso noch nicht ganz fit aufgrund des Narkosemittels. Doch hinter ihr hob Morinaga schon seinen Arm und winkte ab.

„It’s okay. I’m awake. He shall come in.” Die Schwester warf ihm einen flüchtigen Blick zu und zuckte mit den Schultern. Dann verschwand sie um die Ecke und ließ Soichi allein im Gang zurück. Langsam betrat er Morinagas Krankenzimmer und schloss vorsichtig die Tür hinter sich.

„Wie geht’s dir?“, fragte er, als er sich einen Stuhl ans Bett zog und sich hinsetzte.

„Gut.“ Er schlug die Decke beiseite und entblößte seinen in Verbänden eingewickelten Oberschenkel. Soichi schluckte. Warum fühlte er sich so unwohl, wenn er Morinaga verletzt sah?

Wenn sein Bruder, als er noch klein gewesen war, mit dem Fahrrad gestürzt war und sein Knie geblutet hatte oder wenn Kanako sich beim Gemüseschälen in den Finger schnitt, überkam ihn immer ein mulmiges Gefühl. Er konnte seine Geschwister nicht leiden sehen. Und nun auch noch Morinaga. Bewies dies seine innere Schwäche?

Morinaga schlug die Bettdecke wieder zurück.

„Soichi…“, wollte er gerade ansetzen, aber Soichi unterbrach ihn.

„Seit wann erlaubst du dir, mich beim Vornamen anzusprechen?“ Halbherzig erhob er seine Stimme.

„Ach, Soichi, das ist doch albern!“, seufzte Tetsuhiro, „Ich bin schon so lange nicht mehr dein Kohai. Wir kennen uns schon über 5 Jahre. Warum soll ich dich nicht beim Vornamen nennen?“

Soichi schwieg.

„Außerdem…“

„Außerdem… was?“

Morinaga sah ihn eindringlich an. Er schien mit sich zu hadern. Doch auch wenn er nichts sagte, schien Soichi ihn zu verstehen. Er wurde rot. Es wurde Zeit, dass das Versteckspiel aufhörte.

„Ja… ja, du hast Recht…. Tetsuhiro….“

Morinaga strahlte ihn an und stützte sich auf seinen rechten Arm um sich hoch zu stemmen und Soichi mit seiner linken Hand über die Wange zu streicheln. Er hielt inne.

„Gut, dass ich ein Zimmer für mich allein habe.“ Er grinste und zog Soichis Gesicht nah an seines.

„Ich liebe dich!“ Sanft legten sich seine Lippen endlich wieder auf die ersehnten Soichis.
 

***



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-05-08T18:33:06+00:00 08.05.2010 20:33
*quick*
Küsschen gratis für alle!!!! vorallem für dich *kuss*
Erst ist es total herzezereisend und dann ein traunhaftes Ende, wobei mich der Epilog schon brennendend interessiert^^
Aber das Morinaga immer verletzt wird ist wohl tatasache oder?
Ah und warum muss Soichis Brille kaputt gehen? würdest du ihn auch mal so gern mit KOntaktlinsen herum laufen sehen wie ich?????
XD
Mach schnell den Epilog *knuff*
Ach und lass den Paradiesvogel am besten ersaufen XP

glg mia-chan~
Von: abgemeldet
2010-04-08T23:09:19+00:00 09.04.2010 01:09
omg... ich hab doch tatsächlich vergessen dir nen kommi zu hinterlassen ö.ö
hatte das chap. schon vor paar monaten (so kommt es mit vor) xD gelesen und jetzt schreibe ich dir erst ein kommi... omg... sorry u__u

dieses chap war ja mal deftig ö.ö
aber... hätte man noch ausbauen können... wobei dann die spannung weg wäre x__x
ach... ich und meine komische meinung xD
hast du auf jedenfall gut gemacht :3
mal schauen wann der epilog kommt *grins*
Von:  Morinaga_Sempai
2010-03-17T19:23:32+00:00 17.03.2010 20:23
Ui, ganz toll und ich musste gar nicht lange warten. ^^
War ja wie in einem Actionfilm, aber echt klasse. Da bin ich doch sehr auf den Epiog gespannt. ^^
LG
Mori ^^/
Von:  _tsuki-chan_
2010-03-11T19:53:26+00:00 11.03.2010 20:53
Woah das war ja...also! *nach Worten such*
Spannend!! o_o
Aber Senior (!!!) gut ok..er hat für mehr Spannung gesorgt.. also kann ich jetzt nicht so sonderlich böse auf ihn sein. xD
Dieses Kapitel hast du auch wieder super hinbekommen =)
Freu mich schon auf den Epilog! =D


Von:  Noa-Willow
2010-03-10T19:46:47+00:00 10.03.2010 20:46
Ein mitreissendes Kapitel! Einfach der Wahnsinn! Weiter so!^^


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