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Quo vadis?

von

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¡Ámame!

Eigentlich hatte sich ja ihre Freundschaft gar nicht mal so schlimm verflüchtigt. Eigentlich hatten sie sich ja nur ein bisschen auseinander gelebt, das lässt sich doch schnell wieder beheben! Sie hatten doch zu Weihnachten noch Geschenke ausgetauscht, sich gesagt, wie sehr sie einander bedeuteten und dass sie sich nicht verlieren wollten. Doch dass dies nur ein kurzweiliges Hoch in diesem andauernden Freundschaftstief war, zeigte sich an einem Sonntagvormittag.
 

An jenem Sonntagvormittag nämlich wollten sich Bela und Farin treffen, um sich einen gemütlichen Tag zu machen. Der Drummer selbst hatte vorgeschlagen, sich bei ihm zu treffen, damit er ja nicht zu spät kommen kann, was sein unüberwindbares Laster zu sein scheint.

Hier saß der Gitarrist nun auf den Stufen vor dem Wohnhaus seines Freundes und wartete. Wie lange er das schon tat? Ein flüchtiger Blick auf die Uhr verriet ihm, dass mittlerweile zwei Stunden vergangen waren, seit er sich zur vereinbarten Uhrzeit von seiner Schwester hier hat absetzen lassen. Vor zwei Stunden wollten sie sich treffen. Vor zwei Stunden hatte er deshalb den Knopf zu Belas Türglocke gedrückt, doch auch nach fünf minütigem Sturmklingeln öffnete ihm niemand. Sein Freund war schlichtweg nicht da!

„Wenn wir uns bei mir treffen, kann ich mich wohl kaum verspäten, oder?“, hatte der Schwarzhaarige seinen Vorschlag begründet. Farin schnaubte verärgert, als er daran dachte. Bei ihm war scheinbar alles möglich!

Im Gedanken versunken rückte der Gitarrist seine Haube zurecht, putzte seine Brille und spielte mit einem Stein. Da blieb ein Auto in seiner Nähe stehen. Gemeinsam mit drei Männern, die der Hüne nicht kannte, stieg Bela aus, verabschiedete sich von jenen und torkelte auf Farin zu. Der Drummer war sichtlich betrunken und das an einem Sonntagvormittag! Wobei, andernorts ist so was allgemein unter Frühschoppen bekannt.

„Na da sieh an. Jan, was machst du denn hier?“, lallte jener erstaunt.

„Wir waren verabredet, schon vergessen“, fuhr er ihn verbittert an.

Der Schwarzhaarige zeigte aber keine Reue oder Schuldgefühle. Er ging bloß an ihm vorbei und murmelte etwas, dass sich mit viel Fantasie wie „Ich war…verstehste?“ anhörte. Bela war hinter Farins Rücken verschwunden, jener drehte sich aber nicht nach ihm um. Der Gitarrist schluckte enttäuscht und zuckte zusammen, als der Kleinere hinter ihm ohne ein weiteres Wort ins Haus verschwand und die Tür krachend zufielen ließ. Wütend schmiss Farin den Stein weg, stieß sich von den Stufen ab und ging. Während sich eine Träne ihren Weg über seine eingefallenen Wangen bahnte, dachte er daran, dass er seinen wohl einzigen guten Tag für die nächsten paar Wochen damit vergeudet hatte, auf seinen vermeintlich besten Freund zu warten, um sitzengelassen zu werden.
 

Gemächlich schlenderte Farin durch die Innenstadt von Hamburg. Was sollte er sonst tun? Seine Schwester würde ihn in frühestens fünf Stunden abholen und Handy, um sie anzurufen, hatte er ja keines. Warum auch, er war ja Rockstar, er ließ die anderen für sich telefonieren!

Aber glücklicherweise gehörte er auch zu solchen Menschen, die stundenlang in einem gut sortierten Buchladen sein konnten, ohne sich zu langweilen. Und glücklicherweise stand er gerade vor einem solchen Buchladen. Und glücklicherweise war dieser Tag einer der vier Sonntage im Jahr, in denen die Geschäfte in Hamburg geöffnet haben durften.
 

Als er so auf einer Bank saß und in die verschiedenen Bücher, die er sich gefunden hatte, hinein schmökerte, entdeckte er eine Frau, die er nur allzu gut kannte. Jene wollte anscheinend ein Buch aus dem oberen Regal und konnte es auch nicht erreichen, wenn sie auf Zehenspitzen stand. Für so große Menschen wie ihn war das aber kein Problem und so schlich er sich zu ihr, griff nach dem Buch und reichte es ihr.

„Ich glaub, das wolltest du, oder?“, fragte er verschmitzt.

„Jan, hey! So ein Zufall! Hui, heute mal mit Brille?“ Lisa nahm das Buch dankend an. „Bist du schon lange hier? Ich hab dich gar nicht gesehen?“

„Och, eine Weile sicher“, antwortete der Gitarrist vage. Drei Stunden, um genau zu sein, aber das behielt er lieber für sich.

„Hast du Lust auf einen Kaffee, oder so?“, fragte sie.

„Klar, warum nicht?“

Die beiden bezahlten noch schnell ihre Bücher und steuerten dann auf das nächste Café zu, wo sich Farin einen Tee und die Krankenschwester eine heiße Schokolade bestellte.

„Und du hast jetzt frei, oder wie?“, fragte der Gitarrist nach einer Weile, in der sie schweigend an ihren heißen Getränken nippten.

„Ja, die nächsten drei Tage…Das musste auch mal wieder sein…war ziemlich anstrengend in letzter Zeit.“

„Und weil ich nicht da war, hat’s auch keinen Spaß gemacht, oder?“, meinte er grinsend.

„Selbstverständlich!“

Beide stimmten ein fröhliches Lachen ein. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, redeten sie über eher alltägliche Dinge.

„Wie kommst du eigentlich nach Hause?“, fragte Lisa nach dem Zahlen, wobei sie von Farin eingeladen wurde, so unauffällig wie möglich. Sie wollte keinesfalls aufdringlich wirken und doch wollte sie sich noch nicht von ihm trennen. Es gab noch so vieles, was sie mit ihm hätte reden wollen.

„Ich müsst meine Schwester anrufen, die würd mich dann abholen“, antwortete jener, dem es nicht anders ging.

„Ich könnt dich…doch auch…nach Hause fahren, wenn du willst…“, druckste sie herum.

„Ich will dir echt keine Umstände bereiten –“

„Würdest du nicht“, meinte die Krankenschwester schnell. Innerlich verpasste sie sich dafür eine Ohrfeige. ‚Tief durchatmen, Lisa! Mach locker, sonst verschreckst du ihn noch’, versuchte sie sich zu beruhigen.

„Na, wenn das so ist, nehm ich das Angebot natürlich dankend an! Wenn’s dir wirklich nichts ausmacht!“

„Hätte ich es sonst angeboten?“

„Stimmt auch wieder!“

Gemeinsam gingen sie zu Lisas Auto. Als sie an einer Telefonzelle vorbeikamen, fiel dem Gitarristen ein, dass er vielleicht seiner Schwester sagen sollte, dass sie ihn nicht abholen muss.

„Hey, ich muss kurz mal wen anrufen“, meinte er deshalb, auf die Kabine deutend.

„In einer Telefonzelle?“

„Nun ja, weißt du. Da ist ein Telefon und das benützt man –“

„Hast du denn kein Handy?“, fragte die Frau erstaunt.

„Nö!“

„Dann nimm meins“

Unentschlossen blickte der Haubenträger zwischen Lisa, Handy und Telefonzelle hin und her und nahm schließlich das Mobiltelefon dankend entgegen.

„Aber ich zahl’s dir!“, meinte er noch.

„Die paar Cent kannst du dir sparen!“

„Aber –“

„Auf keinen Fall!“
 

Während der Fahrt, mittlerweile war es Nachmittag, fragte sich Farin, was er hier eigentlich tat. Er ließ sich von einer Frau nach Hause fahren, von der er kaum etwas wusste. Er war Rockstar, was, wenn sie nur seine Adresse haben wollte? Da fiel ihm, dass sie nun auch seine Telefonnummer auf ihrem Handy hatte. Was, wenn sie damit zur Presse gehen würde? Oder einen Telefonterror starten würde? Im nächsten Moment gab er sich innerlich selbst eine Ohrfeige. ‚Das würde Lisa sicher nie machen!’, dachte er und beließ es auch dabei.
 

„Tja dann, herzlich willkommen in meiner bescheidenen Hütte!“, sprach Farin, als er ihnen die Tür öffnete. Anscheinend war niemand zu Hause. Nachdem sie ihre Jacken und Schuhe ausgezogen hatten, entdeckte der Gitarrist ein Zettelchen auf der Kommode, das seinen Verdacht bestätigte:
 

Tom und ich sind im Kino!
 

Sie beide, gemeinsam, in einem Film? Sein pubertierender Neffe ging tatsächlich mit seiner Mutter ins Kino? Ein weiterer Satz in der Nachricht zeigte ihm, dass seine Schwester ähnlich gedacht haben musste:
 

Ja, ich hab mich auch gewundert…
 

Schmunzelnd führte Farin seine Besucherin in sein Wohnzimmer, wo sie sich aufs Sofa niederließen.

„Schön hast du’s hier!“, meinte Lisa, als sie die verschiedenen Figuren, Masken und Ähnliches, die der Gitarrist aus seinen unzähligen Reisen mitgebracht hatte, betrachtete.

„Dankeschön“, antwortete er lächelnd und ließ seinen Blick nun ebenfalls durchs Zimmer schweifen.

„Hast du Hunger?“, fragte er, als er bemerkte, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte.

„Eigentlich schon…“, antwortete die Frau verlegen.

„Eigentlich?“

„Nun ja, ich kann nicht einfach so zu dir kommen und dann was essen…“

„Ach was, schließlich hast du mich nach Hause gefahren!“, meinte Farin in einem Ton, der keine Widerrede zuließ, stand auf und ging in die Küche.

„Aber nur, wenn’s dir nicht allzu große Umstände bereitet“, rief Lisa und folgte ihm.

„Du wärst mir die Mühe wert“, antwortete der Gitarrist und drehte sich zu ihr um. Auch wenn es scherzhaft rüber kam, er meinte es wirklich ernst. Er wusste nicht, warum, aber es machte ihn traurig, zu wissen, dass sie irgendwann wieder fahren musste und deshalb versuchte er, diesen Moment so weit wie möglich hinauszudrängen. Dabei wusste er noch nicht einmal, ob sie einen Freund oder gar einen Ehemann hatte. Okay, letzteres konnte er ausschließen, denn er hatte bisher keinen dementsprechenden Ring entdeckt.

„Ein Charmebolzen sondergleichen!“, lachte die Frau und ließ sich auf einen der Stühle in der Küche nieder.
 

„Herrlich“, lobte Lisa schließlich die Spaghetti mit Paprika-Rahm-Soße, als sie beim Essen saßen.

„Dankeschön…jetzt sag mal“, begann Farin und schob sich aber eine weitere Ladung Nudeln in den Mund. Er war höflich genug, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, wodurch eine Pause entstand, in der er Zeit hatte, seine nun kommende Frage so zu formulieren, dass sie locker und unaufdringlich rüber kam.

„Hast du einen Freund?“, stellte er sie, nachdem er hinuntergeschluckt hatte. Da fiel ihm ein, dass man diese Frage auch anders verstehen konnte. „Also, ich meine, bist du…?“ Warum fiel ihm das auf einmal so verdammt schwer?

„Du meinst, ob ich mit jemandem zusammen bin? Nein…du?“

„Auch nicht…“

So schnell das Thema aufgekommen war, so schnell war es auch wieder vom Tisch.
 

Nachdem sie fertig gegessen hatten, räumte der Gitarrist den Tisch ab und führte Lisa anschließend wieder zurück ins Wohnzimmer. Wieder begannen sie ein Gespräch, diesmal ging es um Farins Musikerdasein, um die bevorstehende Veröffentlichung seines zweiten Soloalbums, die Tour und um das Fortbestehen der Die Ärzte.

In einer Minute des Schweigens stellte die Krankenschwester mit Bedauern fest, dass es draußen mittlerweile dunkel geworden ist. Sie wusste, dass sie sich langsam auf den Weg machen sollte, doch sie wollte hier noch nicht weg. Sie wollte weiterhin seinen Erzählungen lauschen, sie wollte weiterhin diesen Enthusiasmus sehen, mit dem er ihr von seiner letzten Reise erzählte, sie wollte weiterhin dieses sanfte Lächeln sehen, das er ihr hin und wieder schenkte. Sie wollte ihn. Hier und Jetzt.

„Hör zu, ich –“, begann sie, doch ein Lippenpaar, das sich sanft auf ihre legte, hinderte sie am Weitersprechen. Sie hatte keine Zeit zu reagieren, denn der Kuss endete genauso schnell, wie er begonnen hatte.

„Ich…es…es tut mir Leid“, stammelte Farin und wandte sich von ihr ab. Er war ebenso erstaunt über seine Reaktion, wie die Frau, die neben ihm saß. Er hoffte, er hatte jetzt nichts zunichte gemacht. Langsam drehte er sich wieder Lisa zu und sah ihr direkt in die Augen. Sie strahlten genau das aus, was er fühlte: Verlangen nach mehr. Sie rückten näher zusammen und erneut trafen sich ihre Lippen, diesmal inniger und verlangender. Behutsam nahm er ihren Kopf in seine Hände, während sie ihre auf seine Brust legte und sich vorsichtig in seinen Schoß gleiten ließ, stets darauf bedacht, ihren Kuss nicht zu unterbrechen. Als jener aber dann doch enden musste, damit sie wieder Luft holen konnte, blickten sie sich lüstern in die Augen. Langsam erhob sich Farin, wodurch auch Lisa aufstehen musste.

„Komm“, hauchte er, nahm ihre Hand und führte sie nach oben, in sein Zimmer. Es wäre sonst zu einem peinlichen Moment gekommen, wenn seine Schwester mit ihrem Sohn nach Hause käme.

Sanft drückte er sie auf sein Bett und setzte sich auf ihre Oberschenkel. Während sie sich in die Augen sahen, nahm sie ihm vorsichtig seine Brille ab und legte sie auf das Nachtkästchen. Schon spürte sie zwei Finger an ihrem Kinn, die ihren Kopf sanft zurückdrehten und ein weiches Lippenpaar, das sich auf ihre legte. Diesen leidenschaftlichen Kuss unterbrachen sie immer wieder nur kurz, um sich gegenseitig von diversen Kleidungsstücken zu befreien. Schließlich lagen sie übereinander im Bett, Farin stützte seine Arme links und rechts von ihrem Kopf ab, um nicht auf sie drauf zu fallen. Dann begann er, ihren Hals zu küssen. Gierig warf sie ihren Kopf in den Nacken, um ihm mehr Angriffsfläche zu bieten, was er auch gleich zur Kenntnis nahm. Bald jedoch wanderten seine Lippen weiter nach unten und liebkosten ihr Schlüsselbein und anschließend ihr Brustbein. Als er ihre Hüften aneinander presste, konnte sie seine Erregung deutlich spüren. Vorsichtig drang er in sie ein und stieß zu. Schnell fanden sie einen gleichmäßigen Rhythmus und sie liebten sich so intensiv, wie sie beide es noch nie erlebt hatten.

„Alles okay bei dir?“, fragte Lisa besorgt, als sie schwer atmend nebeneinander lagen. Schließlich war der Mann, mit dem sie es gerade nicht wirklich vorsichtig getrieben hatte, alles andere als gesund.

Lachend drehte Farin sich auf die Seite und stützte seinen Kopf mit seinem angewinkelten Arm ab.

„Warum sollte es das nicht sein?“, fragte er, während er mit seiner freien Hand eine Haarsträhne aus ihrem verschwitzten Gesicht strich.

„Jan, du weißt, wie ich das meine!“

„Es ist alles in bester Ordnung“, betonte der Gitarrist, fuhr mit seinem Daumen ihren Wangenknochen und anschließend ihre Lippen nach und drückte ihr einen sanften Kuss auf jene. Er bemerkte, wie Lisas Augen immer öfter unter ihren Liedern verschwanden.

„Schlafen?“, fragte er deshalb.

„Ja“, seufzte sie.

Behutsam deckte er sie beide zu, schmiegte sich an die Frau und hauchte ihr noch einen kurzen, dafür umso liebevolleren Kuss auf die Schläfe.

„Gute Nacht“, wünschte er ihr lächelnd.

„Nacht“, murmelte sie zurück.

Erschöpft, aber zufrieden schliefen sie ein.
 

„Hallo, wir sind wieder da“, rief Julia durch das Haus, nachdem sie es betreten hatte. Es war ungefähr zehn Uhr abends. Sie und ihr Sohn waren an diesem Nachmittag Pizza essen und anschließend ins Kino gegangen. Währenddessen hatten sie geredet: über die bevorstehende Scheidung, über einen eventuellen Schulwechsel und über Farins Krankheit.

Nun waren sie wieder zu Hause und die Frau war äußerst verwundert über das fremde Auto, das draußen stand, vor allem, da niemand anwesend zu sein schien. Verwirrt ging Julia zum Schlafzimmer ihres Bruders.

„Jan was –“, begann sie, als sie die Tür öffnete, stoppte aber abrupt, als sie das eng umschlungene Pärchen schlafend im Bett liegen sah. So leise wie möglich schloss sie die Tür wieder und ging lächelnd zurück ins Wohnzimmer.

Bald darauf kehrte wieder Ruhe in das Haus ein, denn auch diese beiden Bewohner gingen in ihre Zimmer und schliefen bald darauf ein.
 

„Guten Morgen“, flüsterte eine sanfte Stimme in Farins Ohr.

„Morgen“, murmelte er und lächelte die Frau, die neben ihm lag, mit müden Augen an, nachdem er jene geöffnet hatte.

„Wie geht’s dir heute?“, fragte Lisa besorgt.

„Frag lieber nicht…“

„Ich werd dir mal einen Tee machen“, beschloss die Krankenschwester und setzte sich auf, um nach ihrer Unterwäsche zu suchen.

„Nein, das kann ich doch machen“, wehrte der Gitarrist ab, doch als er sich aufrichten wollte, gaben seine Arme nach und er sank ins Bett.

„Bleib lieber liegen und lass mich das machen“, meinte sie sanft und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Farin drehte sich auf die Seite, damit er Lisa dabei beobachten konnte, wie sie ihre Unterwäsche über ihren zierlichen Körper streifte, in sein schwarzes Hemd schlüpfte, das ihr bis über die Hüften reichte und anschließend ihren Kopf schüttelte, um ihre langen, rotbraunen Haare aus der Kleidung zu befreien. Als sie im Begriff war zu gehen, wurde sie aber vom Gitarristen zurückgehalten.

„Warte!“

„Was is?“, fragte sie, ihn liebevoll anlächelnd.

„Nun ja, weißt du…im Haus läuft ein pubertierender 13-jähriger herum und ich will nicht, dass der dich so sieht…“

Verstehend zog sich die Krankenschwester ihre locker sitzenden Jeans über ihre schlanken Beine.

„Besser so?“, fragte sie dann.

„Perfekt“, beurteilte Farin lachend ihr Aussehen.
 

Nachdem Lisa das Zimmer verlassen hatte, richtete er sich mühsam auf, suchte seine Shorts und ein Shirt und zog es an. Er war gerade dabei, sich ein Kopftuch umzubinden, als sich die Tür öffnete.

„Wie ich sehe, hattest du eine schöne Nacht“, meinte Julia grinsend, als sie sich hinter ihrem Bruder aufs Bett setzte und ihm die Arbeit mit dem Tuch abnahm.

„Schön ist noch maßlos untertrieben“, antwortete der Gitarrist lachend.

Nachdem die Kopfbedeckung gebunden war, rutschte er zurück, um sich an die Wand lehnen zu können, die an das Kopfende des Bettes anschloss. Er betrachtete seine Schwester, wie sich ihr grinsendes Gesicht in einen Ausdruck verwandelte, den Farin nicht so recht zu deuten wusste.

„Bist du etwa sauer?“

„Darüber, dass du dich seit deiner letzten Beziehung, die über drei Jahre her ist, wieder an eine Frau ranwagst? Klar, stocksauer, was denkst du denn?“, antwortete Julia sarkastisch.

„Was hast du dann?“

„Sie ist deine Krankenschwester…“, begann die Jüngere seufzend.

„Ich weiß“, meinte der Gitarrist.

„Normalerweise…dürfte so etwas gar nicht passieren“, versuchte seine Schwester zu erklären.

„Ich weiß!“

„Ihr müsst echt aufpassen…wenn euch jemand vom Krankenhaus sieht, dann…“

„Ich weiß!“

„Kannst du eigentlich etwas anderes, außer ‚Ich weiß’, auch noch sagen?“, fragte Julia schmunzelnd.

„Hör zu…ich weiß, dass eine Krankenschwester nie was mit einem Patienten anfangen darf…aber…es ist einfach so passiert“, versuchte Farin zu erklären.

„Du magst sie, oder?“, fragte seine Schwester nachdenklich.

„Nee, ich war einfach nur geil und dacht mir ‚Hey, nimm doch die Schnitte da, is doch egal, wenn sie deinetwegen ihren Job verliert’“, antwortete der Gitarrist ironisch, musste dann aber selber lachen.

„Oh, soll ich sie über deine Absichten aufklären?“, stieg Julia kichernd darauf ein.

„Bitte nicht, das macht es ja gerade spannend. Ich liebe diesen Moment, wenn sie dann drauf kommt, dass sie nur ein One-Night-Stand war, und das, obwohl sie sich unsterblich in mich verliebt hat…hach…ich werd wohl ihr Weltbild zerstören, so ein Pech aber auch“, erläuterte er theatralisch. Der Gitarrist wunderte sich, dass er bei diesen Worten noch so halbwegs ernst bleiben konnte.

„Na dann…aber sag mir Bescheid, wenn’s soweit ist, dann kann ich noch schön Popcorn und einen Platz in der ersten Reihe besorgen!“ Farins Schwester krümmte sich vor Lachen. Gerade als die beiden sich wieder einigermaßen beruhigt hatten, ging die Tür auf und Lisa kam mit zwei Teetassen bewaffnet herein.

„Hab ich was verpasst?“, fragte sie, als sie die zwei Grinsebacken, die sich ihre Lachtränen aus den Augenwinkeln strichen, betrachtete.

Die Geschwister sahen sich an und brachen erneut in lautes Gelächter aus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-05-23T21:48:40+00:00 23.05.2009 23:48
Ich finde du hast einen sehr schönen Schreibstil und kannst dich gut ausdrücken. Die Geschichte ist wirklich schön zu lesen, nur finde ich eilst du manchmal etwas, wenn du verstehst. Du läufst dem Leser etwas zu schnell davon. In manchen Szenen könntest du detailierter beschreiben. Aber ansonsten sehr schön :)
Von: abgemeldet
2009-05-23T21:12:22+00:00 23.05.2009 23:12
Sher schön geschrieben...... da bekommt man wirklich beim lesen teilw. Tränen in die Augen


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