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Finera - New Adventures

von

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200 Kommentare Special: Caleb

Wut stieg in ihm auf wie in einem Vulkan, der glühendes Magma in sich trug und nur auf eine Explosion wartete. Als er sah, wie das andere Vorstandsmitglied von Team Dark in den Firmenwagen stieg und aus seiner Stadt – seiner! – fuhr, erlaubte er sich einen kurzen Ausbruch der Wut, die wie elektrische Spannung in seinen Muskeln pulsierte.

„Scheiße!“

Sein Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals, der Geschmack der Hilflosigkeit und bitteren Angst schnürte seine Kehle zu und dörrte sie aus, als hätte er schon seit Stunden nichts mehr getrunken. Kraftlos ließ er die Faust von der Wand sinken, gegen die er gerade geschlagen hatte, und raufte sich mit der anderen durch die lila Haare, die in wirren Strähnen an seinem Gesicht klebten.

Lapidia war die Stadt, in der er geboren und aufgewachsen war. Er hatte den Großteil seines Lebens hier verbracht und eigentlich war es immer klar gewesen, dass Lapidia tabu war. Team Dark hatte seine Ziele, sicher, aber Caleb hätte niemals zugelassen, dass sie sie ausgerechnet hier in der Stadt, in der seine Eltern eine beliebte Pizzeria betrieben, verfolgten. Niemals.

Er hatte versagt und die Niederlage, die er sich unweigerlich eingestehen musste, trieb ihn beinahe in den Wahnsinn. Caleb Frost war kein Verlierertyp, er war nie einer gewesen, aber heute war ihm alles entgleist. Natürlich hatte er gewusst, dass er sich auf Messers Schneide bewegte, wenn er Team Dark seinen Austritt erklärte, aber wenn er auch gewusst hätte, wie skrupellos diese Untergrundorganisation ihre Argumente deutlich machte… Er hätte seine Eltern niemals in Gefahr gebracht.

Das Gespräch, das er mit dem anderen Vorstandsmitglied geführt hatte, klang noch immer in seinen Ohren nach und bereitete ihm Magenschmerzen.

„Ich trete aus.“

„Was?“

„Ich sagte, dass ich austrete. Aus dem Team, ich bin raus aus der Nummer.“ Gleichgültigkeit zeichnete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes ab, doch innerlich spürte er einen Hauch von Angst, dass etwas schiefgehen könnte – und natürlich den Respekt, den er dem anderen Vorstand entgegenbrachte.

Ein kehliges, amüsiertes Lachen war die erste Reaktion, die er zu hören bekam. „Du willst austreten? Soll das ein schlechter Scherz sein? Wir haben keine Zeit für deine Späße, Caleb, nicht heute. Nicht jetzt. Die nächste Lieferung muss noch in Auftrag gegeben werden, wir brauchen mehr DNA-Lieferanten, unsere Pokémon in den Laboren beginnen der Reihe nach wegzusterben. Kümmere dich lieber darum.“

„Nein, ich meine das genau so, wie ich es gesagt habe. Ich will nicht mehr, es ist aus und vorbei für mich.“

Das andere Augenpaar starrte ihn für einen kurzen Moment ausdruckslos an, dann verhärtete sich der Blick und die Gesichtszüge bekamen etwas Gebieterisches, dem man nicht widersprechen wollte. „Caleb!“ Dieses Mal war die Stimme des anderen Vorstands nur noch ein leises Zischen, eine letzte Drohung, die man besser ernst nehmen sollte.

Er tat es nicht. Stattdessen legte Caleb ein überhebliches Grinsen auf, fuhr sich durch die Haare und legte eine Hand an den Hosenbund. „Du weißt, dass ich immer mein Bestes für Team Dark gegeben habe, aber das hier ist einfach nicht das, was ich mir bei meinem Beitritt vor eineinhalb Jahren vorgestellt habe. Klar, ich war jung, abenteuerlustig und auf der Suche nach einer Herausforderung, die mich erfüllen kann.“

„Du wolltest Macht, Geld – wie die meisten hier. Stell dich nicht heroischer dar, als du bist.“

„Gut, dann eben so.“ Irgendwo in seinem Hinterkopf begannen leise die Alarmglocken zu schrillen. Eine Stimme sagte ihm, dass sein Gegenüber zu ruhig und zu gefasst war. Dennoch sprach er unbeirrt weiter. „Team Darks Ziele klangen für mich immer so erstrebenswert. Wer würde schon nicht dafür kämpfen wollen, dass eine neue Ordnung eine bessere Welt erschaffen kann? Ich dachte immer, dass es Team Dark nur darum geht, dass sie die Welt auf ihre Weise verbessern wollen. Aber jetzt, wenn ich Tag für Tag die Labore sehe, in denen Pokémon geklont oder künstlich erschaffen werden… Ich meine, hey, der Boss schreckt nicht einmal davor zurück mit der DNA von Legendären zu experimentieren!“

„Der Boss hat Ziele und Gründe, die du nicht verstehen kannst, Caleb. Die Legendären haben mehr Macht als alle anderen Pokémon. Was glaubst du, wird passieren, wenn diese Macht außer Kontrolle gerät? Leid wird über die Menschen und Pokémon auf aller Welt kommen, ein Leid, das wir verhindern können, indem wir die DNA der Legendären entschlüsseln, ihren Schwachpunkt finden und sie zu dem machen, was sie sein sollten: Gewöhnliche Pokémon.“

„Und dafür wird ihre DNA in wehrlose, junge Pokémon eingepflanzt?“

„Diese Macht sollte nicht in den Händen von Pokémon liegen, sondern in unseren. Indem wir die DNA-Sequenzen der Legendären abändern und sie anderen Pokémon einpflanzen, können wir sehen, wie viel dieser Macht auch auf diese jungen Pokémon übergeht. Wir können sie analysieren, verstehen – und schließlich die Legendären mit ihrer eigenen Kraft besiegen.“

„Das ist totaler Wahnsinn! Genau deshalb steige ich aus!“

„Du kannst nicht aussteigen, Caleb.“

„Ach nein? Dann sieh gut hin!“ Die Wut, die in ihm aufloderte, verleitete ihn dazu die Jacke seiner schwarzen Team-Kluft auszuziehen und vor dem anderen Vorstand auf den Boden zu schmeißen. „Und ob ich das kann. Ich bin raus aus der ganzen Sache, macht eure wahnwitzigen Ideen von einer besseren Welt in Zukunft alleine.“

„Du kannst nicht aussteigen, Caleb. Das werde ich nicht zulassen. Weder ich noch der Boss. Du bist ein Vorstandsmitglied, du bist zu wertvoll, als dass wir dich einfach ersetzen könnten.“

Er hörte die Worte, hatte sich allerdings schon umgedreht und war aus dem Gebäude gestapft.

Eine Stunde später hatte es die Explosion in der Pizzeria seiner Eltern gegeben – eine Warnung, die direkt an ihn gerichtet war.

Caleb wusste, dass er ein Talent dazu hatte immer in Schwierigkeiten zu geraten. Schon früher als Kind war er einer derjenigen gewesen, die sich ständig prügelten, bis er erkannte, dass er klüger sein konnte und andere für sich kämpfen ließ. Jetzt kam er sich jedoch wieder wie der kleine, dumme Junge von damals vor. Er hatte wirklich geglaubt, dass er stärker sein konnte als die Organisation, der er seit eineinhalb Jahren so treu angehörte.

Die Warnung war angekommen, er würde sie nicht verlassen können. Nicht, wenn er verhindern wollte, dass seinen Eltern etwas passierte.

Tränen traten in die Augen des sonst so starken Mannes. Er wischte sie sich mit dem Handrücken ab, schüttelte den Kopf und streifte sich wieder die schwarze Jacke über, die er erst vor etwas mehr als einer Stunde hier abgelegt hatte.

Einmal Team Dark, immer Team Dark.

Aber wenn er schon nicht um seinetwillen in der Organisation war, dann ab jetzt für seine Eltern. Er bereute es, dass er sich damals mit ihnen gestritten hatte, an jenem Abend, als er vom Boss angesprochen und abgeworben wurde. Er hatte ihnen nicht einmal auf Wiedersehen gesagt, als er gegangen war, fort, für eine bessere Welt. Bis heute hatte er kein Wort mehr mit ihnen gewechselt. Sie würden ihn verachten, wenn sie sahen, wie tief er gesunken war. Wie sehr er sich benutzen ließ.

Caleb Frost drückte sich einen schwarzen Hut tief ins Gesicht, verließ das Gebäude und lief vorbei an den drei jungen Trainern, denen er erst auf dem Weg von Eichwald City nach Lapidia eine Lektion erteilen wollte. Wie hieß dieses Mädchen mit den türkisenen Haaren noch gleich?

Faith Loraire.

Er würde sie im Auge behalten. Vielleicht ließ sie sich ja für seine Zwecke benutzen…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yurippe
2010-09-18T18:52:32+00:00 18.09.2010 20:52
Faith für seine Zwecke benutzen? Wohl eher nicht...
So war das also.


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