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Auf der Suche nach einer zweiten Chance

Die Insel des Glücks
von

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Das Mädchen mit den rosa Haaren (Denny)

Sooo, hier noch mal ein paar Worte vom Autor:

Also, diesmal hab ich mir nicht so viel Zeit gelassen mit dem nächsten Kapitel. Ich bin übrigens immer offen für Vorschläge, wies weiter gehen soll (Auch wenn ich eigentlich schon was festes im Kopf hab, ich bin offen für weitere Ideen :). Ich persönlich mochte Natalie von den Mädchen immer am meisten als ich dieses Spiel gespielt habe, deshalb ist sie auch sowas wie meine zweite Hauptperson geworden! Auch Denny hatte ich immer total gerne, deshalb werde ich mir bei der Geschichte der beiden auch sehr viel Mühe geben. Ich hoffe mal jeder der dieses Kapitel liest ist zufrieden mit dem Verlauf der Story, also viel Spaß noch beim lesen.
 

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Endlich hatte ein Fisch angebissen. Obwohl ich es so eilig hatte endlich, nach einer so erfolglosen Woche einen Fisch an Land zu ziehen zog ich meinen Fang zärtlich und geduldig zu mir hin. Es war ein großer Fisch, ein Mondfisch. So einen hatte ich schon lange nicht mehr gefangen. Schnell und schmerzlos bereitete ich seinem Leben ein Ende und steckte ihn in meine Tasche. Die letzten beiden Tage hatte ich nicht einen Fisch gefangen und war schier verhungert, doch nun hatte mein Leiden ein Ende. Doch bevor ich meinen Fisch zubereiten würde, wollte ich noch einmal in Chens Laden vorbeischauen.

Chen und ich waren in der Zwischenzeit gute Freunde geworden. Ich mochte ihn weil er so ein offener und guter Mensch war. Außerdem hatten wir viele Gemeinsamkeiten was unsere Interessen und Geschmäcker, was Essen anbelangt angeht. Auch mit Charlie verstand ich mich gut. Es war immer wieder erfrischend mit Chens Sohn herumzualbern. Ich fühlte mich einfach wohl bei ihnen… Obwohl Chens Frau verstorben war, so hatten Vater und Sohn doch eine sehr gute Beziehung zueinander. Wie sehr sehnte ich mich doch nach einer Familie…

Wenn es nach mir ginge, dann hätte ich am liebsten viele Menschen um mich herum. Auch wenn ich mich eigentlich schon daran gewöhnt hatte, so war ich eigentlich gar nicht so gerne allein… Eigentlich hätte ich gerne eine große und laute Familie, dachte ich mir. Ich konnte es einfach nicht verstehen, wie manche Menschen sich für ihre Familie schämten oder sie gar als störend empfanden. Ich beneidete diese Menschen darum…

Auch wenn Chens Laden heute eigentlich geschlossen war, so trat ich doch in das Haus um ihm und seinem Sohn einen Besuch abzustatten.

„Chen? Charlie?“, rief ich, als mich niemand an der Tür empfing. Langsam trat ich hinein. Irgendwie hatte ich das ungute Gefühl, dass ich gerade unglaublich störte, aber so richtig erklären konnte ich mir auch nicht wieso.

„Denny, b-bist du das?“, fragte Chen mit gehetzter Stimme und stolperte hinter der Türe hervor, die zu seinem Wohnraum führte.

„Ja… Störe ich gerade?“,

„Aber nein… Nein nein nein!“, wiederholte Chen und fuhr sich nervös durch sein dichtes schwarzes Haar. „So komm doch rein und leiste uns ein wenig Gesellschaft.“

„Gerne doch!“, erwiderte ich mit Begeisterung. Ich saß schließlich immer gerne mit Chen und seinem Sohn zusammen. Immer wenn ich mit ihnen zusammen war, fühlte ich mich nicht mehr so einsam auf dieser Welt. Sie akzeptierten mich. Sie gaben mir das Gefühl dazu zu gehören… etwas ähnliches wie eine Familie zu haben.

Doch zu meiner großen Überraschung war es nicht Charlie der sich hinten im Wohnhaus befand. Es war eine zierliche Frau mit langen rosa Haaren die ich nur zu gut kannte.

„Felicia?!“, fragte ich mit verwirrtem Entsetzen und bereute es sofort. Es war offensichtlich dass ich zu einem EXTREM unpassenden Zeitpunkt gekommen war… Felicias Haare wirkten irgendwie zerzaust, ihre Wangen glühten und ihre Bluse saß schief. Auch Chen sah nicht besser aus… Ich fühlte mich so schlecht… Ich hatte die beiden nicht „ertappen“ wollen. Ihre Beziehung ging mich schließlich nichts an und außerdem war es nichts Ofizielles…

„Hallo, Denny.“, begrüßte Felicia mich tapfer und ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg.

„Ich… Chen, soll ich gehen? Es war dumm von mir einfach so hier rein zu kommen, es tut mir leid, ich…“

„Aber nein, Denny!“, protestierte Felicia bestimmt und kam hastig auf mich zu. Sanft legte sie ihre Hand auf meine Schulter und lächelte mich mütterlich an. „Du bist doch bei Chen jederzeit willkommen, ist das nicht so? Wieso sollte die Tatsache, dass ich hier bin irgendetwas daran ändern?“

„Ja!“, stimmte Chen ihr zu. „Ich will dass du weißt, dass du immer Willkommen bist! Wirklich!“

So lächerlich das auch klingen mag, aber in diesem Moment war ich so glücklich wie ich es lange nicht mehr war. Es tat gut akzeptiert zu werden. Es war schön, nicht als Last empfunden zu werden. Ich hatte schon ganz vergessen wie es war, „Willkommen“ zu sein. Egal wie es dem Anderen gerade ging, egal in was für einer Situation man sich befand… Es war in Ordnung da zu sein. Auch mal zu einem unpassenden Moment irgendwo reinzuplatzen.

Ich hatte Mühe nicht in Tränen auszubrechen. Am liebsten hätte ich in diesem Moment geweint wie ein Schlosshund, aber ich hielt mich zurück. Ein Mann meiner Größe konnte sich nicht so gehen lassen… So zog Felicia mich also sachte an den Tisch und befahl mir, mich zu setzen.

„Möchtest du vielleicht einen Tee? Kekse?“, fragte Felicia, doch noch bevor ich etwas antworten konnte, war sie auch schon verschwunden.

„Wo geht sie hin?“, fragte ich ganz perplex.

„Wahrscheinlich Tee und Kekse von Zuhause holen“, antwortete Chen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Jetzt hast du uns also auf frischer Tat ertappt!“, spöttelte Chen, aber mir stieg erneut die Schamesröte ins Gesicht.

„Chen… Mach dir bitte keine Sorgen, ich behalte es für mich!“

„Darum mache ich mir keine Sorgen, ich vertraue dir.“, sagte er und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter.

Ich war noch nicht mal einen Monat hier auf der Insel… Es war noch immer Winter… Hier auf der Insel des Glücks hatte ich den wohl schwersten und längsten Winter meines Lebens erlebt und trotzdem… Ich fühlte mich schon nach so kurzer Zeit hier Zuhause. Ich gehörte hier hin, das spürte ich. Das Meer hatte mich hier her geführt und hier sollte ich zur Ruhe kommen. Ich glaubte, meinen Platz endlich gefunden zu haben.

„Der Wind hat sich gelegt“, dachte ich. „DasTreiben hat ein Ende“

„Wie beissen die Fische?“, fragte Chen und wechselte somit ganz selbstverständlich und ohne weitere Peinlichkeiten das Thema.

„Nicht so gut…“, gestand ich. „Heute habe ich nach zwei Tagen endlich wieder einen Fisch gefangen.“

„Na das klingt aber nicht so berauschend… Brauchst du vielleicht Hilfe, kommst du klar?“

„Klar, mach dir um mich mal keine Sorgen… Aber sag mal, wo ist eigentlich Charlie abgeblieben?“

„Ach, der…“, sagte Chen und schmunzelte amüsiert. „Seitdem Ganons Tochter auf die Insel gekommen ist sind die beiden ein Herz und eine Seele. Sie sind unzertrennlich geworden.“

„Verstehe…“, flüsterte ich und verkniff mir ein fettes Grinsen. Offensichtlich hatte der anstehende Frühling die Herzen hier auf der Insel zum Erwärmen gebracht, und das nicht nur bei Chen und Felicia…

„Und du, Denny. Wo treibst du dich herum, wo bist du am liebsten?“, fragte Chen mich mit einem warmen lächeln.

„Weißt du… Am liebsten bin ich am Meer…“, antwortete ich wahrheitsgemäß. In meinem Leben gab es keine Frau, keinen Halt, keine Liebe nach der es mich sehnte… Niemand der mich glücklich machte… Aber auch niemand der mich verletzen konnte. Das war die einfache Lösung. Ein Weg, den Schmerzen aus dem Weg zu gehen, die der Verlust eines sochen Menschen mit sich brachte.

Chen schien merkwürdiger Weise zu verstehen… Traurig senkte er seinen Blick zu Boden und eine lange Weile lang schwiegen wir. Wir hingen beide unseren Gedanken nach und gerade als Chen sich ein Herz gefasst hatte und mir etwas sagen wollte, hörten wir wie die Türe aufging und jemand den Laden betrat.

Ich war der festen Überzeugung es wäre Felicia, mit einer weiteren Überraschung hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich stand auf und wollte gerade die Türe zum Wohnhaus öffnen um Felicia entgegenzukommen als sich die Türe öffnete und ein zierliches Mädchen mit rosa Haaren plötzlich vor mir stand und erschrocken eine Termoskanne und einen Teller voller Kekse fallen ließ. Der Teller zersprang in viele kleine Scherben und die Kekse schleuderten durch die Luft und landeten auf dem Boden während die Termoskanne laut aufschlug.

„Das tut mir so leid, ich… Ich dachte… Ich wusste nicht… Ich meine, ich… Ach, scheisse!“, flluchte das Mädchen mit den rosa Haaren, das Felicia optisch so unglaublich ähnlich sah und bückte sich um die Scherben und die Kekse vom Boden aufzusammeln.

„Warte, ich helfe dir!“, bot ich mich an, doch das Mädchen wimmelte mich harch ab.

„Ich schaff das schon, es war mein Fehler, du brauchst nichts-AUTSCH!!“, schrie sie auf, denn sie hatte sich geschnitten. Blut floß aus ihrer Handfläche und tropfte leise auf den Boden.

„Verdammt…“, fluchte sie schon wieder. „Es tut mir wirklich leid, ich… Ich bin so ungeschickt…“

„Das macht doch nichts!“, sagte ich schnell und sammelte vorsichtig die Scherben auf. Da kam Chen auch schon mit einem Tuch angerannt und versorgte die Wunde des Mädchens.

Ich kannte sie… Ich hatte sie schon einmal gesehen, hier auf der Insel. Sie war mit Chelsea befreundet, offensichtlich sogar sehr gut und sie war Felicias Tochter. Ihr Name wollte mir par tous nicht einfallen und ich traute mich nicht, sie danach zu fragen. Auch wenn es eigentlich nicht meine Art war so verlegen zu sein, aber für heute hatte ich schon genug verpatzt, da konnte ich mir diese Peinlichkeit doch einfach ersparen, oder nicht?

„Ist mit deiner Hand alles in Ordnung?“, fragte Chen besorgt und versorgte ihre Hand.

„Ja… Bitte mach dir um mich keine Sorgen, Chen. Ist nur ein kleiner Schnitt…“

Abweisend entzog sie ihm ihre Hand und wandte sich ab. Besorgt und gleichzeitig auch etwas enttäuscht blickte Chen sie an, wandte sich aber schließlich von ihr ab und half mir dabei, alles Mögliche, was sich noch auf dem Boden befand aufzusammeln.

Kaum hatten wir alles aufgeräumt, schon stieß auch Felicia zu uns. Als sie ihre Tochter zusammengekauert auf dem Boden sitzen sah, stürmte sie mit mütterlicher Hysterie auf sie zu und dursuchte sie von oben bis unten.

„Was ist passiert, mein Herz?“, fragte sie besorgt. „Hast du dir weh getan? Ist alles in Ordnung?“

„Ja Mutter…“, sagte das Mädchen ruhig und versteckte sorgfälltig ihre verletzte Hand hinter ihrem Rücken. Irgendwie kam mir dieses rosahaarige Mädchen merkwürdig vor. Sie war irgendwie ruppig und verschroben. Ich mochte ihre Art nicht. Sie war irgendwie verschlossen und so gar nicht weiblich, obwohl sie doch eigentlich ganz hübsch war… Andererseits lag in ihren Augen eine unbeschreibliche Wärme. Die Wärme und Fürsorge, die ich auch an meiner Mutter so geliebt hatte…

„Sie ist verletzt, sie hat sich an ihrer linken Hand geschnitten!“, verriet Chen, wofür er sich einen hasserfüllten und vernichtenden Blick von dem Felicias Tochter einfing.
 

„Es ist nichts!“, sagte sie schnell und riet Chen mit ihrem Blick besser die Klappe zu halten…

„Zeig mir deine Hand!“, bestand Felicia und zog an dem linken Arm ihrer Tochter.

Doch anstatt wütend zu werden, wie ich es eigentlich von ihr erwartet hatte, wurde ihre Stimme ganz zärtlich und fürsorglich während sie mit ihrer Mutter sprach.

„Mutter, es geht mir gut, mach dir bitte um mich keine Sorgen. Ich muss jetzt auch schon wieder gehen! Tut mir leid dass ich euch so viele Umstände bereitet hab…“

„Aber mein Herz, du kannst doch jetzt noch nicht gehen“, versuchte Felicia ihre Tochter zu überzeugen doch diese schüttelte sie bestimmt ab und wandte sich zum Gehen.

Von den Frauen unbemerkt schob Chen mich leicht nach vorne und wies mich an, ihr hinter her zu gehen. Obwohl ich eigentlich nicht sonderlich große Lust hatte, mich um sie zu kümmern, ging ich ihr schweigend nach. Ich war Chen schließlich noch was schuldig. Außerdem konnte ich ihn verstehen… Er liebte ihre Mutter, da war es selbstverständlich dass er sich auch um das Wohlergehen ihrer Tochter sorgte.

Erst als wir beide draußen vor dem Laden standen schien Felicias Tochter aufgefallen zu sein, dass ich sie verfolgt hatte. Misstrauisch musterte sie mich und fragte schließlich: „Kann ich dir irgendwie helfen?“

„Naja… Ich wollte mich eigentlich nur vergewissern dass es dir gut geht. Ist mit deiner Hand wirklich alles in Ordnung?“

„Passt…“, erwiderte sie und blickte zu Boden. Ihre Haltung, ihr Blick, ihre Gestig… Einfach alles an ihr war abweisend… Sie verhielt sich mir gegenüber absolut resigniert und distanziert, was ich einfach nicht verstehen konnte. Ihre kühle Art brachte mich dazu mich unbehaglich zu fühlen.

Normalerweise hatte ich kein Problem damit, Freundschaften zu schließen oder mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich war offen und ziemlich kontaktfreudig, eigentlich alles andere als schüchtern. Aber dieses Mädchen gab mir das Gefühl vor einer Wand zu stehen…

„Hast du Lust noch mit zu mir zu kommen?“, fragte ich, trotz meiner Abneigung dagegen, noch mehr Zeit mit ihr verbringen zu müssen.

Einerseits wünschte ich mir, dass sie Nein sagen würde. Um ehrlich zu sein rechnete ich eigentlich sogar damit. Aber andererseits… wollte ich diese Frau nicht so gehen lassen. Auch wenn ich im Moment nicht so sonderlich viel mit ihr anfangen konnte, so war sie doch eine meiner Mitmenschen. Ich wollte doch diese Insel kennenlernen, wollte den Bewohnern näher kommen und mich besser integrieren, also wieso sollte ich dann nicht auch diesem Mädchen mit ihrer komischen Haarfarbe ein Chance geben?

„Willst du das?“, fragte das Mädchen und schien total verdutzt zu sein. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich ihr so eine Frage stellen würde.

„Klar!“, antwortete ich und mir entfuhr ein lautes Lachen. Ich freute mich über ihre Reaktion, denn so verdutzt und sichtlich erfreut, wirkte sie viel weiblicher und nahbarer. So würde ich gerne mehr Zeit mit ihr verbringen.

„Na komm schon!“, sagte ich und winkte sie mit der Hand in Richtung Strand. So liefen wir gemeinsam zu mein Haus und ich spürte förmlich wie auf merkwürdige Art und Weise das Eis zwischen uns anfing zu schmelzen.

„Erzähl mal, Denny. Gefällt es dir hier auf der Insel?“

„Ja… Sehr sogar. Ich muss schon sagen, es ist wirklich schön hier. Diese Insel ist eine Brutstätte der Hoffnung!“, verkündete ich voller enthusiasmus.

„Ja…“, sagte sie und lächelte verträumt. „Es ist so friedlich hier. Anfangs war es sehr schwer hier über die Runden zu kommen, aber inzwischen ist es für mich das reinste Paradies. Ich kann mir nicht mehr vorstellen je irgendwo anders hinzugehen.“

Mit einem leichten Kopfnicken stimmte ich ihr zu und fing an zu erzählen: „Ich bin in meinem Leben viel herumgekommen. Weißt du, ich habe kein richtiges Zuhause. Ich habe immer nach dem Motto „Heute hier, Morgen dort“ gelebt, aber irgendwie reicht mir das nicht mehr. Ich will mich niederlassen. Und ich habe das Gefühl, das hier ist der perfekte Ort dafür. Ich will dort sein, wo das Meer ist… Ich habe mich noch nie an einem Ort so wohl gefühlt wie hier!“

„Das ist schön! Wirklich, das freut mich für dich! Ich bin mir sicher du hast schon viel erlebt und gesehen auf deinen Reisen.“

„Das kannst du laut sagen! Du kannst dir garnicht vorstellen, was für Fische ich nicht schon gefangen habe! Es gibt so viel zu entdecken, so vieles zu sehen. Der größte Fisch den ich je gefangen habe war so um die 11 Meter!“

„Wirklich??“

„Oh ja!“, erzählte ich begeistert während ich die Türe zu meinem Haus öffnete und sie eintreten ließ. Vorsichtig trat sie ein und sah sich neugierig in meinem Haus um. Es war nicht sonderlich spektakulär eingerichtet, schließlich hatte ich auch nicht sonderlich viel mitgebracht, aber ich fand mein Haus gemütlich und bestens geeignet für einen Fischer, der die meiste Zeit draußen am Meer und nicht drinnen verbrachte.

„Ist das der Fisch?“, fragte sie und deutete mit der Hand auf das Bild eines riesigen Fisches das an meiner Wand hing.

„Ja, das ist mein größter Fang.

Anerkennend seufzte sie und trat näher an das Bild heran. „Und das war wirklich ein Fisch? Der ist ja fast so groß wie ein Hai!“

„Ja, aber es ist kein Hai, sondern ein Fisch!“

„Ich bin beeindruckt, Denny! Das ist ja wirklich der Wahnsinn!!“, sagte sie mit offener Begeisterung, was mir sehr schmeichelte. Es freute mich dass sie hier war. Sie schien doch nicht so verschroben zu sein wie ich dachte und sie schien sich wirklich für das

Angeln und die Fische zu interessieren.

„Wenn du willst, dann nehme ich dich einmal mit raus aufs Meer. Glaub mir, das wird dir gefallen. Es gibt nichts schöneres, als auf dem offenen Meer herum zu segeln und die Angelrute auszuwerfen!“

„Ja…“, antwortete das Mädchen und urplötzlich kippte die Stimmung wieder. Es war, als wäre die Wand, von der ich vor einer Sekunde noch gedacht hatte, sie sei verschwunden, wieder aufgetaucht. In ihrem Blick lag Angst und in ihrer Haltung Resignation.

„Ist irgendetwas?“, fragte ich sie, denn ich konnte einfach nicht nachvollziehen was ihren plötzlichen Stimmungswandel hervorgerufen haben könnte.

Lange Blickte sie mich unschlüssig an, als sie schließlich tief Luft holte und sagte: „Ich habe Angst vor dem Meer…“

„Angst… Aber wieso denn?“

„Weißt du…“, setzte sie an und machte es sich in meinem Wohnzimmer bequem. Ich setzte mich zu ihr, denn ich hatte das Gefühl, ihr langsam wieder näher zu kommen und sie besser zu verstehen. „Es gibt nichts das so schön und so furchteinflößend ist wie das Meer. Als wir hier auf diese Insel kamen wütete ein schreckliches Unwetter… Viele Menschen starben, meine Famlie und Chelsea waren die einzigen die überlebt hatten.“

Mir stockte der Atem bei dem Gedanken, dass sie alle hätten tot sein können… Dann hätten Chen und Felicia niemals zusammengefunden. Ich hätte Chelsea niemals kennengelernt…

„Es war ziemlich schrecklich. Aber naja… Ich würde gerne mit dir hinausfahren. Ich liebe das Meer… Es ist an der Zeit meine Ängste zu überwinden!

„Jaa!!!“, meinte ich begeistert. „Es freut mich, dass du die selbe Leidenschaft für das Meer hegst wie ich. Ich mag dich. Du bist jederzeit willkommen!“

Für einen kurzen Augenblick errötete sie und schaute mich unschlüssig an. Doch sie schien sich dazu durchgerungen zu haben, sich einfach auf unsere Freundschaft einzulassen.

„Irgendwann, wenn du mich nach Hause schickst weil ich dir schon seit Wochen ungemein auf die Nerven gehe, werde ich dich an deine Worte erinnern!“, neckte sie mich und stieß mir mit der Faust freundschaftlich auf die Schultern.

Es war besser als ich erwartet hatte. Ich hatte mir fest vorgenommen, von nun an mehr für unsere Freundschaft zu tun. Sie war ein guter Mensch, das sah man ihr an. Ich war mir sicher, dass wir auch in Zukunft gut miteinander auskommen würden.

„Jedenfalls… Danke Denny!“

„Wofür bedankst du dich denn?“

„Naja… sagen wir mal so, du hast meinen Geburtstag gerettet!“

„Hast du heute etwa Geburtstag?“, fragte ich sie verblüfft.

„Ja…“, erwiderte sie und drehte sich verlegen weg. „Weißt du… Außer meiner Mutter hat niemand daran gedacht. Ist ja auch logisch, schließlich habe ich niemandem davon erzählt… Aber Elliot ist mit Chelsea unterwegs, Taro wollte Mirabelle dabei helfen, neue Waren zu bestellen und sie beraten und Felicia… Naja, sie hatte auch nicht wirklich Zeit etwas mit mir zu unternehmen. Nicht dass ich es erwarte, aber irgendwie wäre mein Geburtstag heute ohne dich wahrscheinlich ziemlich Einsam geworden. Deshalb, danke dir Denny!“

Ich war sprachlos. Auch wenn sie es nicht zugab, ich sah ihr an dass es sie störte, dass niemand heute Zeit gefunden hatte um gemeinsam mit ihr zu feiern. Aber ich verstand auch, dass es sie wirklich freute hier mit mir zu sitzen. Sie hatte es ernst gemeint, als sie sich bei mir bedankt hatte und irgendwie, schien mir das etwas ziemlich kostbares.

Da fiel mir ein, dass ich ja heute Morgen einen riesigen Fisch geangelt hatte und hatte auch schon eine Idee, wie ich diesen Tag noch zu etwas ganz Besonderem für sie machen konnte.

„Hättest du Lust jetzt aufs Meer rauszufahren?“

Verdutzt starrte sie mich an, als wüsste sie nicht so recht was sie davon halten sollte. Einen langen Augenblick dachte sie darüber nach. Ich vermutete dass sie Angst hatte. Ich wollte ihr ihre Angst nehmen, sie sollte sich frei fühlen, vergessen, was damals passiert war.

„Vertrau mir!“, sagte ich und hielt ihr meine Hand hin. „Du brauchst keine Angst yu haben, ich pass schon auf dich auf, keine Sorge!“

Ein sanftes Lächeln zierte ihr schönes Gesicht und sie sah so unglaublich liebevoll aus als sie meine Hand nahm und beschloss, keine Angst mehr zu haben. So bereitete den Fisch zu und packte ihn, zusammen mit ein paar Decken ein und bereitete uns auf unsere Fahr vor. Als wir losfuhren war es später Nachmittag, eigentlich nicht die passende Zeit um in See zu stechen, aber ich hatte mir vorgenommen für dieses Mädchen, dessen Name mir immernoch nicht eingefallen war, etwas ganz Besonderes vorzubereiten.

Die Sonne ging langsam unter und wir glitten über das ruhige Meer. Alles war harmonisch und wunderschön, einfach perfekt. Ich packte die Decken und den Fisch aus, sodass wir es uns gemütlich machen konnten und so aßen wir meinen Fang. Der Fisch schmeckte hervorragend, doch mir schien als sei etwas mit dem Mädchen mit den rosa Haaren nicht in Ordnung.

„Stimmt etwas nicht“, fragte ich sie. „Du bist plötzlich so ruhig…“

In diesem Moment, in dem wir so zusammensaßen hatte ich noch nicht geahnt wie dieses Mädchen fühlte. Ich hatte ihren Blick falsch gedeutet, nicht verstanden, was sich hinter ihrem schüchternen Schweigen verbarg. Ich würde erst viel später erfahren, wie sehr ich dieses Mädchen durch meine Ahnungslosigkeit verletzte.

„Nein… Alles ist einfach… Perfekt!“, sagte sie schließlich und lächelte mich glücklich an.

So redeten wir über alles mögliche, was uns bewegte, was uns interessierte und es war so unglaublich leicht sich mit ihr zu unterhalten. Ich fühlte mich wohl bei ihr, hatte das Gefühl, vollkommen ich selbst zu sein. Wir lachten und fuhren über das Meer bis es stockdunkel wurde. Irgendwann wurde es ruhig auf dem Schiff und ich sah wie sie am Rand des Bootes lag. Sie war eingeschlafen.

Leise lachte ich in mich hinein. Ich fuhr uns wieder an Land und band das Boot fest, dann legte ich mich zu ihr zurück ins Boot.

„Mag sein, dass ich deinen Namen nicht weiß“, flüsterte ich, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie mich eh nicht hörte. „Aber, alles gute zum Geburtstag!“

So schlief auch ich neben ihr ein. Tief und fest schlief ich, so wohl fühlte ich mich bei ihr. Alles war so einfach, so unkompliziert. So, als sei sie keine Frau, sondern ein Freund. So dachte ich zu diesem Zeitpunkt. Nie hätte ich erwartet, dass dieser Gedanke, dieses Bild das ich von ihr hatte, sie verletzen könnte. Ich wünschte ich hätte in diesem Moment, in dem ich neben ihr lag gewusst, dass sie sich in mich verliebt hatte.



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