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One-Shot-(WB-Beitrags)-Sammlung
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Der vergessene König – WB-Beitrag zu Schattens: Meine Titel, eure Geschichten

Als er zu sich kam, stand die Sonne bereits recht weit oben am Himmel. Mittagszeit rückte heran. Zumindest suggerierte ihm das sein Magen, doch der bittere Geschmack in seinem Mund ließ ihn nicht gerade hungrig an Essen denken. Vielmehr war es Übelkeit, die bei jedem weiteren Magenknurren, deutlicher spürbar wurde.

Vogelgezwitscher weckte schließlich seine Aufmerksamkeit, dass er die schweren Lider öffnete, doch das helle Licht brannte ihm furchtbar in den Augen, dass er diese schnell wieder schloss. Die wenigen Fetzen, seiner Umgebung, die er bis dahin wahrgenommen hatte, stimmten ihn nachdenklich. Wo war er nur? Nichts in seinem Kopf, schien auf diese Frage eine Antwort parat zu haben. Das Einzige, was er spürte, war ein stärker werdendes Pochen hinter seiner Stirn und das Nachdenken, über seinen momentanen Aufenthaltsort, ließ dieses nicht angenehmer werden.
 

Gähnend langsam richtete er sich auf. Der Platz, auf dem er hier geschlummert hatte, stellte sich als alte und raue Bank heraus. Und genauso fühlte sich auch sein Rücken an. Wie unter einem Eselkarren geschlafen.

Dieser Gedanke setzte sich fest. Eselkarren? Gab es da nicht eine Kutsche? Seine Kutsche? Einen Prunkvollen Vierspänner? Eher widerwillig öffnete er erneut die Augen, um die Gegend abzusuchen, doch von einer Kutsche fehlte jede Spur.

Er erhob sich schließlich von der morschen Holzbank und kam fast ins straucheln. Und der Gedanke an gestern Nacht war wieder allgegenwärtig. Vor seinem inneren Auge tauchte das Bild der schäbigen Spelunke auf. Eine Kneipe, in die ein Mann seines Standes niemals gehen würde. Und doch hatte er genau das getan. Und warum? Weil er glaubte, sich ein weiteres Mal vor seinen Angestellten beweisen zu müssen.

Diese verdammte Wette!

Glaubte er doch tatsächlich, ihnen gewachsen zu sein. Er! König Friedrich! Er hatte sich geirrt. Er war dem Kutscher und seinem Berater nicht gewachsen. Auch den drei Leibwachen hatte er nichts entgegenzusetzen. Jedenfalls nicht, was es die Trinkfestigkeit anging. Er hätte es wissen müssen. Er hätte es bei Gott wissen müssen! Wie konnte er sie nur so unterschätzen.

Ein Seufzen entwich ihm, als er dem holprigen Weg ein Stück folgte.

Und dann erst recht sein Wetteinsatz. Warum hatte er nicht einfach seine Krone verwettet? So, wie er das schon einmal gemacht hatte?

Stattdessen hatte er großspurig verkündet, den Weg, zum nächsten Dorf, welches sie passieren würden, zu Fuß zu gehen. Warum nur hatte ihn keiner von dieser Torheit abgehalten? Aber die Antwort, auf diese Frage, lag auf der Hand. Alle waren viel zu besoffen gewesen, als dass sie überhaupt darauf gekommen wären.

Friedrich hatte also die feine Robe abgelegt, um nicht erkannt zu werden, und war losgelaufen. Und wie es schien, in eine völlig falsche Richtung.

Unruhig blickte er sich genauer um. Wie es schien, war er hier an einem Waldrand. Das Haus hinter ihm, war wohl einst eine Mühle und schien nun seit etlichen Jahren verlassen zu sein. Das kleine Nebengebäude hatte kein Dach mehr und die Windmühle selbst nur noch einen einzigen halbwegs intakten Flügel, welcher sich schaukelnd wie ein Pendel hin und her bewegte und dabei gefährlich knarzte.

„IST JEMAND HIER?“ Trotz der augenscheinlichen Verlassenheit dieses Ortes, wagte er einen Hilferuf. Doch wie zu erwarten, blieb dieser ungehört.

Mit hängenden Schultern blieb er schließlich stehen und blickte in jene Richtung, aus welcher er mit großer Sicherheit gekommen war. Ein ewigscheinender, holpriger Weg, welcher sich zwischen den Feldern hier her hindurch schlängelte und dessen Ende er von hier aus nicht einmal sehen konnte. Ungenutztes Land zu beiden Seiten, welches scheinbar verkam. Er war zugewachsen und wie es schien, war seit Ewigkeiten keiner mehr hier gewesen. Außer ihm natürlich. War er wirklich diese Strecke gelaufen? Unmöglich konnte es anders sein, so wie ihm seine Füße brannten. Ganz bestimmt hatte er sich auch Blasen gerieben in diesem viel zu engen Schuhwerk.

Friedrich lief zurück und ließ sich wieder auf der Bank nieder, welche ein ächzen und knacken von sich gab, das darauf schließen ließ, dass sie wohl auch nicht mehr allzu lange halten würde.
 

Entmutigt stützte er den Kopf auf die Arme und schloss die Augen. Wo waren diese nichtsnutzigen Trunkenbolde nur? Er hätte es lassen sollen. Er hätte auf seinen Verstand hören sollen, anstelle sich von seinem Stolz als König leiten zu lassen. Sie mussten doch wohl mittlerweile gemerkt haben, dass jemand in der Kutsche fehlte. Die wichtigste Person überhaupt! Wie hatten sie ihn nur vergessen können...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rahea
2012-07-03T10:32:55+00:00 03.07.2012 12:32
:)))) ich finde es immer wieder geil wie wortwörtlich du die Titel nimmst! Da wäre ich niemals draufgekommen!

Krass finde ich aber schon, dass er schon einmal seine Krone verwettet hat, das ist doch etwas zu hoch, oder? Aber der Schuss, als er wieder auf der Bank vom Anfang landet und genau gleich wieder hinlegt, war umso mehr gelungen!

Ein paar kleine Fehlerchen, die ich gefunden habe:
- Jedenfalls nicht, was (es weg) die Trinkfestigkeit anging
- Und (entweder: erst recht oder dann auch noch) sein Wetteinsatz
- um nicht erkannt zu werden, und
- war seiT Ewigkeiten

lg
Rahea


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