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The Magician's Apprentice

Magie
von

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Einen Moment lang drehte sich Hannahs Umgebung, dann setzte sie sich langsam auf und es normalisierte sich wieder.

„Ist alles in Ordnung?“

Hannah stand auf und blickte in Lord Nokas schwarze Augen.

„J...Ja. Ich denke schon. Aber...“

Sie sah sich um.

Sie waren definitiv nicht mehr in Imardin. Der Himmel war strahlend blau und endlose mit Schnee bedeckte Ackerfelder und Wiesen soweit das Auge reichte.

„...Wo sind wir hier?“

„Weit weg. Komm.“
 

Lord Noka wandte einen Verwandlungszauber an, der alle untoten Wesen in ihr ehemaliges menschliches Aussehen wandelte. Er selbst nahm ebenfalls die Gestalt an, die Hannah als erstes kennenlernte.

Sie marschierten verschneite Pfade entlang.

„Lord noka?“

„Ja?“

„Ich habe ein paar Fragen.“

„Bitte.“

Sie überlegte, wo sie anfangen sollte.

„Warum leben die Toten? Und warum wurden ihre wahren Gesichter erst im Untergrund sichtbar? Und Ihre Erscheinung...Sie sind ebenfalls untot. Wie...“

„Warte, warte. Eins nach dem anderen. Ich habe die Toten wieder ins Leben gerufen, weil mein Bruder diese unschuldigen Wesen ohne Grund tötete. Ich fühlte mich dazu verpflichtet, das wieder gut zu machen, was er getan hat. Dadurch, dass sie unter meinem Zauber stehen, leben sie bei mir als meine Bediensteten und können – konnten – nur selten das Haus verlassen, um ihre Familien zu sehen.“

„Aber..“

„Ich habe bestimmte...Dinge benutzt, sodass sie ihre menschliche Gestalt in meinem Haus behielten, ohne dass ich meine Kräfte dazu opfern musste. Im Untergrund wirkten diese Dinge nicht, da sie sich dort außer Reichweite befanden. Deshalb hast du ihre untote Gestalt gesehen.“

„Aber Sie sind auch..“

„Untot“, beendete er ihren Satz. „Ein Magier der dunklen Künste, der dann mein Meister wurde, holte mich zurück ins Leben.“

Hannah wartete darauf, dass er ihr sagte, wodurch er gestorben war. Doch er lief stumm neben ihr her.

„Wie...“

„Mein Bruder.“

Lord Nokas lakonische Antwort deutete daraufhin, dass er nicht weiter darüber sprechen wollte. Hannah dachte eine Weile über ihre jetzige Situation nach. Ihre Mutter und ihre Schwester waren tot, sie konnte nicht mehr nach Imardin und schweifte nun ziellos mit einem untoten Magier, zu dem sie sich zugegebenenmaßen hingezogen fühlte, durch das ihr unbekannte Land.

Ich habe noch so viele Fragen. So viel, das ich nicht verstehe. Aber er...

Lord Nokas Kopf drehte sich in ihre Richtung. Sie konnte seinen Gesichts-ausdruck in der Schwärze seiner Kapuze nicht erkennen, sie sah stirnrunzelnd wieder nach vorn.

Ich kenne ihn noch nicht einmal. Ich weiß so wenig und trotzdem...

trotzdem bin ich jetzt hier und nicht in Lord Lonadars Gemach, wie es fast jede Frau wäre.

„Er tötete erst unsere Eltern, dann mich, um der einzige Erbe zu sein.“

Mit einer tiefen Falte zwischen ihren Brauen sah sie ihn von der Seite an.

„Wie kann man nur?“

„Er war und ist noch immer selbstsüchtig. Was immer er wollte, ob teure Maßanfertigung seiner Kleidung – Vater gab es ihm. Mehr Gold, das er in Imardin ausgeben konnte - Vater gab es ihm. Frauen – Vater besorgte sie. Da ich der älteste Sohn bin, hätte mir das Erbe nach Vaters und Mutters Tod zu gestanden.“

„Doch er wollte es allein.“

Hannah sah Lord Noka entsetzt an, dann fügte sie hinzu:

„Ich verstehe nicht, wie man so sehr besessen von sich selbst und dem Gold sein kann, um zu töten. Und dann auch noch die eigene Familie!“

Lord Noka nickte kaum merklich.

„Was er nicht haben kann, will er dennoch, gleichgültig was er dafür tun muss. Es hat sich all die Jahren nicht geändert.“

Lord Lonadar hat es auf mich abgesehen. Und er wird es nicht auf sich beruhen lassen, dass ich nicht in seinem Bett gelandet bin.

„Keine Sorge – So schnell wird er dich nicht finden. Er besitzt keine Magie.“

„...Was?“

„Natürlich hat er seine angeheuerten Magier, aber das sind nur Wichtig-

Tuer, die denken, mit ein bisschen Feuer könnten sie jemanden töten.“

„Herr, Rauch“, unterbrach ein untoter Bediensteter, der sich jedoch noch immer in seiner menschlichen Gestalt - dank des Zaubers – befand.

Lord Noka und Hannah richteten ihre Blicke den Hügel hinunter und erblickten eine große Siedlung. Ringsherum befanden sich unmengen von Ackerfeldern und Wiesen für die Tiere. Hinter der Siedlung befand sich ein dichter Wald.

„Endlich“, ächzte Hannah.
 

Sie erreichten die Siedlung und liefen durch die weißen Straßen. Lord Noka blieb stehen. Er zeigte auf ein Schild, das über der Tür hing.

Zum Hausgast.

„Zum Hausgast?“ wunderte sich Hannah und legte den Kopf schief.

Lord Noka zuckte mit den Achseln, dann betraten er, Hannah und die Bediensteten die relativ große Steinhütte.

Ein Kaminfeuer brannte in dem ersten Raum, die Wände waren schlicht, dennoch strahlte der kleine Empfangsraum eine angenehme Wärme aus.

„Guten Tag, werter Herr und werte Lady.“

Ein dicklicher Mann mittleren Alters kam auf Lord Noka und Hannah

zu gelaufen.

„Seid mir gegrüßt.“

Der Mann musterte die dunkel berobte Gestalt – Lord Noka – und die zierliche, ebenfalls dunkel gekleidete Hannah streng. Dann lockerte er seinen Blick.

„Ich bin Nickelson. Nennt mich einfach nur Nick. Bitte nicht Nickel.“

„Lord Noka.“ Lord Noka deutete mit der Hand auf Hanna. „Hannah.“

Nickelson nickte.

„Was führt euch beide in unser Dorf?“

„Wir sind auf der Suche nach einem Ort, an dem wir heute nachten können.“

Er ging einen Schritt zur Seite und offenbarte Nickelson seine Bediensteten.

„Ich hoffe, das ist nicht zu viel verlangt.“

Nickelson grinste, dann lief er los und bedeutete ihm zu folgen. Sie gingen eine Holztreppe hinauf und durchliefen den oberen mit Öllampen erleuchteten Flur.

„Ihr habt Glück – Die meisten sind schon wieder abgereist.“

Die Schlafräume lagen nah bei einander und jeweils wurden zwei Leute in einen geschickt, die sich das Bett teilen mussten.

„Tut mir Leid, anders geht es nicht“, entschuldigte sich Nickelson.

„Eine Nacht wird es schon gehen.“

Nickelson lächelte zufrieden, dann teilte er Lord Noka und Hannah das letzte Zimmer zu. Hannah hatte die ganze Zeit über gehofft, dass sie wenigstens getrennt schlafen würden – doch die Hoffnung verflog.

„Bei euch dürfte das wohl kein Problem sein.“

Nickelson grinste Lord Noka an.

„Nein, wir sind nicht...“

„Oh, dann sollen wir nochmal tauschen?“

„N-Nein!“

Nickelson und Lord Noka sahen Hannah überrascht an. Sie hatte den Kopf gesenkt und betrat beschämt das Zimmer. Nickelson bedachte Lord Noka mit einem wissenden Blick und grinste breit.

„Viel Spaß.“

Er klopfte Lord Noka auf die Schulter, dann ging er pfeifend den Flur entlang, zurück in den Empfangsraum.

Lord Noka folgte Hannah und schloß leise die Tür hinter sich. Der Raum war klein, aber gerade das machte ihn gemütlich. Ein einzelner Stuhl stand neben der Tür, das komfortable Doppelbett neben dem Fenster.

Dort stand Hannah. Sie blickte in die angebrochene Nacht hinaus. In den meisten Häusern brannte Licht und manchmal konnte sie Menschen durch die Fenster sehen.

Lord Noka entfachte das Feuer in der an der Wand hängenden Öllampe, dann entledigte er sich seiner Robe. Hannah hörte, wie er sie raschelnd über die Stuhllehne legte. Er schlüpfte aus den Stiefeln, dann vernahm sie seine sich nähernden Schritte, die nackt auf dem Boden platschten.

Ganz ruhig. Es ist nur Lord Noka. Ich lag schon einmal mit ihm in einem bett. Bloß, dass es dieses Mal nicht seine Erscheinung ist.

Sie schielte argwöhnisch zu ihm hinüber und sah, wie er sich, halbnackt – seine Hose noch an – ins Bett legte, weit an die Wand, sodass Hannah genug Platz am Bettrand hatte.

Als sein Blick zu ihr wanderte, sah sie blitzschnell wieder aus dem Fenster.

...Aber ich habe noch nie mit einem Mann – einem Mann aus Fleisch und Blut – in einem Bett geschlafen, geschweige denn jemals...

„Wenn es dir unangenehm ist, schlafe ich auf dem Boden.“

Fassungslos blickte sie in seine stahlblauen Augen.

„N-Nein.“

„Ich habe kein Problem damit. Du brauchst auch kein schlechtes Gewissen deswegen haben.“

„N-Nein“, stotterte sie erneut „Wie Sie schon sagten, eine Nacht geht das schon.“

Sie entfernte sich vom Fenster, dann zog sie an den Schnallen ihres Kleides, bevor sie sie jedoch los ließ, sagte sie:

„Bitte..nicht hinsehen.“

„Selbstverständlich.“

Er drehte seinen Kopf zur Wand. Dann ließ sie ihr Kleid fallen, legte es über Lord Nokas Robe und schlüpfte zögernd zu ihm unter die Bettdecke. Sie zog sie wieder bis an ihr Kinn. Er wandte seinen Kopf ihr zu und sah, wie sie verkrampft die Bettdecke festhielt und ihn mit ihren großen blauen Augen anstarrte.

„Bitte, habe keine Angst.“

Das sagt er so leicht. Er ist auch nur ein Mann...

„Ich bin nicht wie Lord Lonadar. Oder wie viele andere Männer.“

Wer weiß, wie lange er schon keine Frau mehr hatte.

„Ich hatte noch nie eine Frau.“

Sie riss die Augen vor Schreck auf.

„W-Was?“

Er runzelte die Stirn. Dann drehte er seinen Kopf und blickte zur Zimmer-

decke hinauf.

Das glaube ich nicht. Das fass ich einfach nicht. Er hat doch einen guten Charakter. Er ist fürsorglich, intelligent, respektvoll und außerdem ein Magier! Noch dazu sieht er nicht schlecht aus.

Hannah musterte Lord Noka von der Seite.

Er sieht wirklich nicht schlecht aus. Er sieht sogar...attraktiv aus.

Lord Nokas Falte zwischen den Brauen verschwand und er sah Hannah überrascht an.

Allein deshalb müsste er doch eine Frau gehabt haben. Selbst das Gold hätte jemanden angelockt.

„Mir ist bis jetzt noch keine Frau unter die Augen gekommen, die es nicht auf mein...Vermögen abgesehen hatte. Ich brauche auch niemanden, der mit mir das Bett teilt. Ich brauche nur jemanden, mit dem ich mich gut unterhalten kann und der mich – trotz meines Untotseins – respektiert.“

Er lächelte sie an.

„W-Was? Ich habe nichts gesagt.“

„Nein, aber gedacht.“

„Was?“

„Entschuldige, aber du offenbarst mir deine Gedanken so sehr, dass ich sie nicht überhören kann.“

„Sie..können Gedanken lesen?“

„Nur von den Menschen, die sie mir anvertrauen.“

Sie sah ihn entsetzt an.

„Was...Was habe ich gedacht?“ Sie grübelte nach. „Oh nein. Nein.“

Sie schüttelte den Kopf. Lord Noka fing leise an zu lachen.

Ich darf nichts mehr in seiner Gegenwart denken!

Sein Lachen wurde lauter.

Oh nein.

„Ich finde das nicht lustig. Sie greifen in meine Privatsphäre ein.“

Sein Lachen verstummte und er bedachte sie mit einem musternden Blick.

„Hast du etwa etwas zu verbergen?“

„Wer weiß?“

Er blickte lächelnd zur Zimmerdecke empor.

„Wie lange wissen Sie schon, was ich denke?“

„Ungefähr so lange, seitdem wir Imardin verlassen haben.“

„Unglaublich.“

„In der Tat.“

Sie schwiegen eine Weile. Lord Noka schloß die Augen.

„Benötigen Untote eigentlich Nahrung und Wasser?“

„Wenn wir nicht wollen, dass sich unsere Gestalt zu einem Skelett abmagert, dann ja.“

„Ihre untote Erscheinung war sehr mager, Lord Noka.“

„Ich esse nicht sehr viel.“

„Das sollten Sie aber.“

„Wenn du das sagst.“

Sie sah, wie sich ein Lächeln in seinem Gesicht bildete. Dann ließ sein Zauber nach und seine Haut wurde blass.



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