Was zu viel ist, ist zu viel
Chapter Three
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Ich vernahm ein leises Seufzen ihrerseits. Das Gesicht meiner sonst so glücklichen Freundin zierte ein trauriges Lächeln. Sie stand auf und ging zu ihrem, aus edlem, weißem Holz gefertigten Schreibtisch zu und begann in einer der zahlreichen Schubladen zu wühlen. Dafür, dass sie sonst ein sehr ordentlicher Mensch war, schien sie heute ein wenig chaotisch und vor allem durcheinander. Verblüfft über meine Feststellung, aber auch neugierig zu wissen, was mich gleich erwarten würde sah ich Hinata an. Wie konnte sie nur so lange suchen? Meine Neugierde zerriss mich schon fast. Doch dann drehte sie sich um und atmete erleichtert auf. Sie schien gefunden zu haben, nach was sie gesucht hat.
Sie schritt auf mich zu und setzte sich wieder neben mich, in den Händen ein Blatt Papier haltend. Hinata hielt mir das Blatt vor die Nase und ich verstand nicht ganz, was sie jetzt von mir erwartete. Ich starrte auf ein weißes Stück Papier und begann mich langsam zu fragen, ob sie mich nicht doch etwa verarschen wollte. „Ähm, Hinata … was willst du mir damit sagen?“ Verwirrt und verständnislos zugleich sah sie mich an. Ich musterte das Papier erneut, vielleicht war es ja „Papier für Reiche“ und extra weiß und ihr ist Wasser draufgetröpfelt. Mir fiel aber nichts auf, doch plötzlich drehte sie das Papier um und ich erkannte etwas.
„Entschuldigung Tenten, ich hab das Blatt falsch herum gehalten“, presste sie verlegen hervor. Zufrieden darüber, dass es doch nicht mein Fehler war, begann ich zu lesen was aus Zeitungsbuchstaben draufgeklebt war. Ein eisiger Schauer lief mir den Rücken runter, sie hatte tatsächlich einen Liebesdrohbrief erhalten. Ich konnte nicht fassen was ich da las.
Hinata, du bist so wunderschön wie das blaue glitzern des Meeres. Die Blumen wollen verblühen, wenn sie dich sehen, denn mit deiner Schönheit kann keine Einzige von ihnen mithalten. Ich habe mich in dich verliebt, sag liebst du mich auch? Bitte, du hast mein Herz. Sag, dass du mich liebst, oder dein Leben wird die reinste Hölle werden!
War das etwa ein schlechter Scherz? Welcher selten dämliche Kerl kam bitteschön auf die Idee, einen Brief zu schreiben, indem verlangt wird, dass die Angebetete ihn auch liebt, wenn da noch nicht einmal ein Name stand? Manchmal kam mir die Männerwelt echt zu bescheuert vor. Aber ich merkte, dass es Hinata bedrückte. Was sollte ich ihr jetzt sagen? Das war doch zum verrückt werden! Ich nahm den Zettel in die Hand und stand wutentbrannt auf. Einen verwirrten Blick von meiner Freundin erntend, stampfte ich aus ihrem Zimmer und hämmerte gegen Nejis Zimmertür. Da ich nur ein schwaches „Hm?“ vernahm, beschloss ich kurzerhand die Tür zu öffnen und stand auch schon keine zwei Sekunden später mit dem Zettel vor dem Hyūga.
„Findest du das etwa lustig? Ihr habt ständig euren Spaß mit den Mädchen, aber das geht eindeutig zu weit!“, sprudelte es aus mir raus. Ich konnte mich kaum noch beherrschen vor Wut. Neji, welcher sich total erschrocken hatte, stand nun mit einem prüfendem Blick vor mir. Genervt starrte er mich an, aber er hoffte vergeblich, wenn er dachte, dass ich gleich wieder verschwinden würde. Auf eine Antwort wartend stand ich vor ihm, ich bemerkte zuerst gar nicht, dass Hinata an der Tür stand. „Zicke!“ Ich kam ja noch nie gut mit dem Typen klar, aber das war nun wirklich nicht angemessen. Wütend klatschte ich ihm den Brief auf den Schreibtisch und trampelte, kochend vor Wut und Empörung wieder zurück in Hinatas Zimmer.
Währenddessen bei Sakura, Belly und Temari
„97, 98, 99 und 100“ Zufrieden legte das rosa haarige Mädchen die Bürste zur Seite, mit der sie gerade die langen Haare ihrer blonden Freundin gekämmt hatte. „Das hast du gut gemacht Sakura!“, sprach Belly, während sie ihr Äußeres in einem ihrer riesigen Spiegel musterte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Haruno. Sie stand von dem dunkelblauen Satinsessel auf und setzte sich neben Temari auf das Bett.
Eigentlich hatte sie Ino versprochen mit ihr in die Stadt zu gehen, um nach ein paar neuen Wohnaccessoires zu gucken, doch Belly war, was Treffen anging sehr hartnäckig. Hätte sie nicht zugestimmt, wäre höchstwahrscheinlich eine ihrer gefürchteten Diskussionen ausgebrochen und das konnte Sakura nun wirklich nicht gebrauchen, zumal Belly ihre beste Freundin eh nicht leiden konnte. Warum wusste das rosa haarige Mädchen nicht, sie nahm sich auch nie die Zeit, sich ihren Kopf darüber zu zerbrechen.
Temari, die es sich schon seit ihrer Ankunft auf dem Bett ihrer temperamentvollen Freundin bequem gemacht hatte, spielte gelangweilt mit einer ihrer Haarsträhnen. „Du sag mal Belly, was werden wir als Nächstes machen? Schließlich kann diese Arme Ratte doch nicht auf der Schule bleiben. Das versaut ihren guten Ruf!“ Die Blondine verstand es für guten Gesprächsstoff zu sorgen, insbesondere, wenn die Stimmung am Nullpunkt angelangt war. Die Angesprochene setzte sich in einen ihrer teuren Sessel und faltete ihre Hände auf ihrem Schoß. „Wir müssen sie etwas machen lassen. Etwas Verbotenes. Sie wird bestraft, fliegt von der Schule und der Ruf wäre wieder der Alte.“
Ihre Freundin fing an zu grinsen, nur Sakura gefiel diese Idee überhaupt nicht. Zwar war sie mit den beiden „Oberzicken“ mehr oder minder befreundet, aber nichtsdestotrotz hielt sie nichts von Schikane. „Sagt mal, habt ihr das auch schon mit den ganzen Selbstmorden mitbekommen?“, versuchte sie verzweifelt das Thema zu wechseln. Meist gelangen ihr solche Aktionen, doch sie war sich nie wirklich sicher, ob es vielleicht zu auffällig wäre.
Seufzend lehnte sich das Mädchen in ihren Sessel zurück. „Nun, was soll ich groß dazu sagen? Das waren eh alles Streber, kein Wunder.“ Mit solch einer bizarren Antwort hätte Sakura nicht gerechnet. Dementsprechend geschockt sah sie Belly an. „Mensch Sakura, du siehst ja aus, als hättest du einen Geist gesehen!“, kam es lachend von Temari, die sich grinsend zu ihr gewand hatte.
Diese Aussage, das war zu viel für die Zartbesaitete Haruno. Sie stand auf und schnellte zur Tür. „Mir ist eingefallen, dass ich meiner Mutter noch bei einigen Formularen helfen muss.“ Sie versuchte sich herauszureden, was eigentlich mehr als offensichtlich war, doch ihren Freundinnen schien dies nicht aufgefallen zu sein. Jedenfalls verabschiedeten sie sich noch von ihr.
Das kann doch nicht ihr Ernst gewesen sein, nein das kann es einfach nicht gewesen sein! Ein und derselbe Gedanke schossen ihr immer und immer wieder durch den Kopf. Sie war auf dem Weg nach Hause und wie so oft in Gedanken versunken, dass sie erst wieder in die Realität kam, als sie mit Jemandem zusammenstieß.
Wie es die Höflichkeit verlangte entschuldigte sie sich. „Oh bitte verzeihen Sie ähm … Tenten?“ Das braunhaarige Mädchen, war mittlerweile auch auf dem Heimweg und sah sie nicht weniger verwirrt an als Sakura sie. „Nein, ist schon okay. Das war meine Schuld“, lächelte sie und musterte ihr Gegenüber. Jetzt oder nie! „Belly und Temari wollen dich in einen Hinterhalt locken, damit du von der Schule fliegst!“, schoss es aus der reichen Millionärstochter. So plötzlich wie das kam, war es verständlich, das Tenten sie verwirrt ansah. Sakura schlug sich die Hand vor den Mund, sie wusste, dass irgendjemand sie beobachtete. „Pass auf dich auf!“, kam es rasch von der Rosa haarigen und weg war sie. Zurück blieb eine völlig perplexe Tenten.