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Little Brother + Big Brother =Chaos

Der ganz normale Wahnsinn!
von

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Wie Spuren im Sand; Die Jagt beginnt!

Es war, als wäre eine Alptraum zur Realität geworden.

Daimon hatte das Gefühl in schwarzes, eiskaltes Wasser zu fallen und er versuchte verzweifelt nach Luft zu schnappen. Aber nur die eisige Flüssigkeit füllte seinen Mund, und nicht der lebensrettender Sauerstoff.

Er bekam keine Luft; In Daimons Kehle steckte ein kaltes Schwert aus Schmerz. Winzige Nadeln wühlen sich durch sein Inneres und scheinen jedes einzelne Lungenbläschen zu zerstechen. Luft! Seine Zellen verlangen wütend nach Sauerstoff. Doch die bekamen sie nicht. Daimon Schrie einfach weiter…

„Verdammt! Daimon…?“

Die kraftlose Stimme von Kim brachte Daimon schließlich zum Schweigen, und er senkte den Kopf nach seinem verzweifelten Schrei wieder zu seinem Bruder zurück. Ein dicker Kloß breitete sich in seinem Hals aus und drohte für einen Moment ihn zu ersticken.

„J-Ja…?“

„Brüll nicht so rum, ich bin noch nicht Tod! Außerdem zerquetschst du mich!“, sagte Kim und ein sanftes, aber warnendes Fauchen entwich seinen Blutgetränken Lippen.

„Nein…? Du Lebst?“, fragte Daimon krächzend, mit großen Augen.

„Nein, ich bin nicht Tod und Ja, ich lebe! Und jetzt helf mir mal hoch, ich lieg hier schon seit Stunden rum und kann mich nicht bewegen. Mein Rücken! Der bringt mich noch um!“

Unter Daimons starren Blick richtete Kim seinen Oberkörper ein stückweit auf und hustete erstmals ein paar Bröckchen geronnenes Blut auf den Teppich. Angewidert putze er sich kurz über seinen Mund und sah dann zu Daimon rüber.

„Geht’s dir nicht gut?“, fragte Kim scheinheilig.

Daimons Gesichtszüge verhärten sich und er ballte seine Finger um Kims Schulter zur Faust. Zornig riss er die Hand dort weg und schlug sie Kraftvoll auf den Boden.

„KIM!“, knurrte er. „Was ist passiert?! Warum siehst es hier drin aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte und warum liegst du Arschloch, wie ein sterbender in der Gegend rum?! Scheiße, ich dachte du wärst TOD!“

„Ja ja, jetzt komm mal runter!“, sagte Kim nüchtern. „Ich hatte Besuch von einer jungen Dame im blauen Matrosenkleid. Die Kleine hat dieses Chaos angerichtet und mich verletzt…“ Vorsichtig berührte er die rote Wunde auf seiner Brust; allerdings war dies gar keine Wunde mehr, sondern sie sah durch die blutverschmierten Wollfetzen seines Pullovers einfach nur wie eine aus. Kims Dämonenblut hätte die Wunde nämlich schon längst geheilt und verschlossen.

„Ich vermute stark, dass die Kleine mit den blauen Haaren ein Mitglied von Nemesis war. Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum sie mich angegriffen hat. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen. Allerdings war das Mädchen noch sehr jung, ich schätze sie sogar noch jünger ein, als Marcel. Und sie roh auch gar nicht wie ein Dämon. Sie sah wirklich total menschlich aus… Jedenfalls stand sie gegen Mittag plötzlich vor der Türe und klingelte wie eine Irre. Ich riss die Türe auf und blaffte sie an, aber die kleine Göre lachte mich einfach nur aus.

Jedoch klang es nicht wie ein gewöhnliches Kinderlachen; es war wie das höhnische Gelächter aus einer anderen Welt. Ehe ich mich versah stand die ganze Türe in Flammen und die Garderobe dazu. Das blauhaarige Mädchen hob die Hand und formte mit ihren Fingern eine Pistole. Sie starrte mir Ausdrucklos in die Augen und richtete ihre kleinen, Fingerchen dann auf mich. Das Mädchen war mit einer emotionslosen Ruhe erfüllt, die ich sonst nur von Profikiller aus dem Fernsehen kenne. Kleine Flammen züngelten an ihren Haaren auf, ohne dass sie diese verbrannten.

„Ich werde dich jetzt töten!“, sagte sie heiter, mit heller Stimme und lächelte breit. Die kleinen Funken um ihr herum schwollen rasch an und verdreifachten ihr Volumen.

Instinktiv wusste ich dass die Kleine Ernst machte. Vor Schreck biss ich meine Zähne so hart zusammen, dass ich dachte, mir eigenhändig den Kiefer zu brechen. Ich sah, dass der Körper des zierlichen Mädchens den rot-weißen Flammen nicht länger Einhalt gebieten konnte, und die Funken nur so aus ihrer Haut sprühten.

„STIRB STONE FACE!“, brüllte sie, bevor sich die lodernden Flammen wie ein Ring um ihre Ausgestreckten Finger winkelten. Dann bündelte sich dieser Feuerring zu einem kleinen Punkt und im nächsten Moment schoss ein glühender Lichtstrahl mit mehr als 1000 km/h unter meinen Arm hindurch und traf mich mitten in die Brust. Das war vielleicht ein Rumms, Daimon!“

Kim riss seine Augen weit auf, und formte Lippen zu seinem >O< „Ich dachte schon, dass wäre mein Ende aber hey, Laserstrahl hin und her; er bestand nun mal aus Feuer und ich bin als Stone Face immun gegen dieses Element. Das Loch in der Brust tat zwar schon höllisch weh, aber ich bin immerhin nicht abgekratzt. Aber zum Glück habe ich mich nicht Kampflos geschlagen gegeben. Bevor ich ohnmächtig wurde, ließ ich der Kleinen nochmal so richtig meine Krallen Spüren; Eigentlich wollte ich ihr ja die verfickte Kehle aufschlitzen, aber die verfehlte ich leider und so zerfetzte ich ihr nur den Brustkorb. Naja, wenn wir Glück haben kratzt sie an der Verletzung ab, und wenn nicht, wird sie zu mindestens tierische Schmerzen ertragen müssen.“

Während sich Kim endgültig aufsetzte, klappte Daimon vor Schreck die Kinnlade runter.

„Du… Du hast um Haaresbreite ins Gras gebissen und reißt jetzt noch sadistische Witze? Gestern Abend hast du noch ganz anderes über diese Truppe gedacht.“

„Ja soll ich den heulen?“, fragte Kim höhnisch und zog die schön geformten Augenbrauen hoch.

„Immerhin haben wir jetzt eine leise Ahnung mit wem wir es zu tun haben. Auch wenn das Mädchen die Macht hat Feuer heraufzubeschwören, ändert das nichts an der Tatsache, dass sie NUR ein Kind ist. Ein Menschenkind. Sie sind so instabil und Manipulierbar, wie weiß sonst was. Und wer ein kleines Menschenmädchen in der Gruppe auf nimmt, kann unmöglich bei klarem Verstand sein. Wo wir grade über Kinder reden; Hast du übrigens Marcel gefunden?“,

Daimon nickte kurz. „Ja… ähm…“

„Nichts Ähm, wo ist er?“

„Draußen…? Irgendwie habe ich ihn total vergessen…“

„Bist du ein Idiot?! Du kannst ihn doch nicht draußen vor der Türe stehen lassen! Da könnte irgendwo immer noch dieses verrückte Flammenmädchen rum springen! Geh ihn sofort reinholen!!“

Kim lief zur alten Hochform auf und plärrte wie ein Waschweib. Zickig schlug er Daimons Hand beiseite, die ihn immer noch fest umklammert hielt.

„Ist ja schon okay, jetzt reg dich mal ab du Zicke! Au, schlag mich nicht…!“, rief Daimon und hob abwehrend die Arme um Kims scharfen Krallen einhalt zugebieten. „Erst halb Tod, und dann wieder wild wie eine Tarantel!“

„Halt dein freches Maul!“, rief Kim erst, sah seinen Bruder dann aber aus geröteten Augen an. Er merkte, wie trocken seine Kehle war.

Langsam hob er die Hand und legte sie auf seinen Hals ab. „Bevor du Marcel rein holst sag mir, ob wir noch was zu Essen im Keller haben“

„Du hast Hunger nachdem du so viel Blutverloren hast, hmm?“

Kim nickte und spürte jetzt wie sein Mund in Flammen aufging. Seine Augen wurden glasig und er musste den Blick aus Scham von Daimons Gesicht abwenden.

„Und das nicht grade wenig…“, flüstere Kim mit rauer, schlangenhafter Stimme.

„Okay, warte hier oben auf mich. Es wäre besser, wenn du dich in deinem Zustand nicht allzu viel bewegst.“

Noch einmal nickte Kim. Für einen winzigen Moment riss die Wolkendecke am Himmel auf und die letzten Strahlen der Sonnen fielen auf seine animalisch glänzenden Augen. „Ist Gut Daimon…“
 

„Marcel? Noch alles klar da draußen?“, rief Daimon und ging auf den Blondschopf zu. Zuvor hatte er Kim die Blutkonserve in die zittrigen Hände gedrückt und sich versichert, dass dieser seine Triebe unter Kontrolle hatte.

Marcel sah mit großen Augen zu ihm hoch. Sie glänzten, und die Kälte die sie ausstrahlten, übertrafen in diesem Augenblick selbst die wütenden Flammen die vor wenigen Stunden an ihrem Haus naschten.

„Was hast du?“, fragte Daimon besorgt. Sein Atem stockte.

Aber Marcel schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht genau. Ich habe dich schreien gehört und dann…“, sein Körper zitterte leicht im Wind. Ein erstickendes Gefühl der Hilflosigkeit bereitet sich in seinem inneren aus. Nur sein Herz war warm, erschreckend warm. Beinahe Heiß. „…spürte ich einen entsetzlichen Schmerz in der Brust. Es fühlte sich an, als ob mein Herz zerspringen würde. Was ist mit Kuroro… und was ist mit Kim?“

„Ihnen geht es soweit Gut. Aber Kim wurde jetzt auch von einem Nemesis-Mitglied angegriffen. Glücklicherweise hat es ihn nicht so krass erwischt, wie Kuroro gestern“

„Was?“, rief Marcel erschrocken. Die kühlerwerdende Abendluft schlug ihm kalt ins Gesicht. „Sie waren hier, in unserem Haus!?“

„Jetzt bleib mal locker.“, murmelte Daimon. Mit einem tiefen, besorgten Seufzen berichtete er von Kims Erlebnis und führte Marcel dann in die Küche.

„… ein Kind sagst du, und sie schien jünger als ich?“

„Ja… aber das muss nichts heißen, auch wenn Kim das vielleicht anders sieht.

Ich kann nicht glauben, dass das Kind nur ein einfacher Mensch gewesen sein soll.

Diese Fähigkeiten, und vor allem dieser Laserstrahl kann nicht das Werk eines Menschenmädchens sein! Ich vermute eher, dass sie eine Dämonin ist. Und dann ist das Aussehen sowieso nicht mehr von Bedeutung.“

Er spürte Marcels fragenden Blick im Nacken und erklärte weiter. „Bei uns Dämonen entwickelt sich der Körper individuell anders als bei euch Menschen. Wir sind zwar um einiges Stärker und schneller als ihr, dafür wachsen wir aber auch erheblich langsamer.

Die Entwickelung bei uns Stone Face ist sogar noch viel langsamer; unsere Haut ist so hart und unflexibel das sie sich nur sehr schwer dehnt. Im Alter von 10 Jahren sah Kim noch aus wie ein 6-Jähriges Kind. Demnach ist das Aussehen und Alter des Mädchens egal. Wenn sie wirklich ein Dämonenkind ist, dann kann sie jetzt schon über enorme Kräfte verfügen.“

„Wie ein 6-Jähriges Kind …?! Jetzt Spuck hier mal nicht so große Töne; vor wenigen Monaten sah du auch noch aus, wie ein normaler Teenager!“, giftete Kim der alles mit angehört hatte und verärgert die leer getrunkene Blutkonserve auf den Tisch knallte.

„Ja und? Dafür bin ich jetzt größer und stärker als du. Tzz, und du willst der Ältere von uns beiden sein?!“

Aus dem Küchenschrank holte Daimon eine Flasche und goss eine klare Flüssigkeit in ein kleines Glas. Er kippte den Inhalt die Kehle runter und goss nochmal nach.

„Bekämpfst du deinen Frust jetzt schon mit Alkohol?“, zischte Kim kühl und abwerten in seine Richtung. „Nur blöd, das dass unsere Probleme kein bisschen löst…!“

„Wasser hilft uns aber auch nicht… Und dazu schmeckt es noch beschissen“

„Aber musst du das ausgerechnet vor Marcels Augen machen?! Wenn er sich das von dir abguckt, bist du schuld!“

Kim schaute zu Marcel und seine Augen verengten sich zu schlitzen. „Das Zeug rührst du nicht an! Das ist Schnaps und nicht für dich Blondie!“

„Das brauchst du mir nicht erst zu sagen, danke; aber weiß ich selber…!“, murmelte Marcel und erntete prompt einen zweiten, tödlichen Blick. „Sollen wir Kuroro jetzt mal langsam seine >Medizin< geben?“

„Ach ja!“, rief Daimon eiskalt erwischt, schlug seine Hand vor die Stirn und stellte die Schnapsflasche und das Glas weg.

„Kim und ich haben ihn gestern Abend nach Oben in die dritte Etage getragen. Es ist ja besser für ihn wenn er einen ruhigen Ort zum erholen hat. Gibt’s denn was Neues von ihm, Kimi-Maus?“

Dieser runzelte kurz die Stirn, bevor ein kleines Lächeln seine düsterte Miene erhellte. „Kimi-Maus sagt, Nein! Aber seine Verletzungen heilen bereits ab. Das ist ein gutes Zeichen.“
 

„Na hoffentlich guckst du gleich nicht genau so verstört, wie gestern.“, flüsterte Daimon mit spitzen Lippen nachdem er und Marcel in die dritte Wohnetage hochgestiegen war. Er klopfte sanft gegen das Holz. In seiner anderen Hand ruhte eine Spritze, in deren inneren sich eine Ladung des Schmerzmittels befand.

Grrr-Grrr…! Kam es grollend aus dem Zimmer. Es begann hoch und wurde immer tiefer, ging durch Marcels Körper und jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Wie versteinert verharrte er und hielt die Luft an.

„Wa-Warum… macht Kuroro solche… Geräusche?!“

„Hmm. Keine Ahnung… Gehen wir einfach mal rein, und fragen nach.“

Langsam öffnete Daimon die Türe und steckte seinen Kopf durch den schmalen Spalt.

„Hey Kuroro… wir sind es nur!“

Das Knurren verstummte und ein rotes, dämonisches Auge glitzerte stattdessen Angriffslustig in der Dunkelheit.

„Du bist wieder da. Gut. Vorhin habe ich Schreie aus der Diele gehört, und ich habe Feuer und Blut gerochen… Ist mit Kim alles in Ordnung?“, Kuroros krächzende Stimme klang dünn und geschwächt.

„Kim ist okay.“ antwortete Daimon und öffnete die Türe soweit, dass Marcel hindurch passte.

„Hallo Kuroro.“ sagte der Kleine etwas schüchtern und wagte es kaum, einen Blick auf den Werwolf zuwerfen.

„Hey Puppe…“

Nachdem hohen klang der Stimme zu urteilen, vermutete Marcel, dass Kuroro lächelte.

Sich in Sicherheit wiegend hob er den Kopf und schaute zu dem alten Bett rüber und schon im nächsten Augenblick, gefror sein Lächeln zu einer steinernen Maske.

In dem Bett lag eine Mumie! Eine echte Werwolf-Mumie! Dicke Schweißperlen rannten von Marcels Stirn herab und hinterließen ein brennendes Gefühl auf der Haut.

Das Ding das da im Bett lag, erinnerte nicht mal mehr im Entferntesten an ein menschliches Wesen…!

Geplatzte Adern quollen durch die weiße Netzhaut von Kuroros sichtbarem Auge, bildeten rote Flüsse und münden in der spitz zulaufenden Pupille. Der Rest des Körpers war in weißen Mullbinden gewickelte und sah unter dem dicken Verband absolut unnatürlich aus.

Marcel wandte schaudernd den Blick ab. Er wollte nicht Taktlos sein; er wollte nicht, das Kuroro das blanke entsetzten von seinem Gesicht ablas.

„Wie geht es dir? Hast du starke Schmerzen?“, fragte er leise und knetete nervös seine Finger.

„Ach, was soll ich sagen? Ich fühle mich wie ein Brathähnchen in der Rohre…“

Der Witz prallte wirkungslos von Marcel ab, und der Werwolf seufzte leise. Na gut, das war ein blöder, makaberer Witz gewesen… Aber immerhin, ein Aufmunterungsversuch!

Die Luft war schwer. Dickflüssig waberte sie im Raum umher.

Marcel schlucke, versuche seine Gedanken nicht auf die entsetzlichen Bilder in seinem Kopf zu konzentrieren. Oder etwa auf dem Geruch von verbrannten Menschenfleisch im Zimmer.

Marcel spürte den Herzschlag in jeder Zelle seines Körpers, der Schlag hallt immer lauter und unregelmäßiger in seinem Gedanken wieder.

Alles drehte sich… Blut, Wunden, verbranntes Fleisch, Löcher in Brustkörben, Feuer.

Das Karussell des Entsetzens drehte sich immer schneller. Plötzlich spürte Marcel wieder wie diese sonderbare und reine Kraft in seinem Innen auf steig. Sie umschlang sein aus dem Takt geratenes Herz und spornte es nur noch mehr an.

Daimon bemerkte die Angst seines Bruders und tätschelte Hilflos seine Schulter.

„Das ist ein bisschen viel für dich, oder?“, fragte er sanft. Der kleine Körper unter seiner Hand wankte bedenklich. Irgendwas stimmt nicht. Oho, was war kein gutes Zeichen…

Marcel taumelte und versuchte sein Gleichgewicht wieder zu finden. In der Hoffnung sie würde ihn festhallten, stemmte Marcel sein Gewicht gegen Daimons Hand.

„Hey Hey Marcel! Du bist nicht der Verletzte, also mach keinen Scheiß!“

Rasch ging Daimon ein Stück in die Knie und stütze Marcel nun mit seinem ganzen Arm.

„Alter, jetzt reiß dich mal ein bisschen zusammen! Mensch!“

„Ich weiß, aber mir ist so verdammt schlecht… ich glaube, ich muss gleich -“

„Nicht Kotzen!“, mahnte Daimon.

„Bitte nicht vor meinen Augen…“, jammerte Kuroro leise im Hintergrund.

„Ich versuch es… “

Marcel drückte sich kraftlos an Daimons Körper, suchte seine beschützende Wärme und Stärke. Er war benommen und fühlte sich seltsam leer. Marcel spürte weder Boden noch Zeit; er Flog…

BAM!!
 

An der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit war Marcels Körper in sanfte Wärme gehüllt. Aber seine Rippen schmerzten und jeder tiefe Atemzug fühlte sich an, wie ein brutaler Messerstich.

Seine Augenlider waren verklebt und schwer. Nur mit Mühe konnte er die beiden öffnen, und erblickte rote Fäden, die augenblicklich in sein Sichtfeld fielen.

„Guck mal, unser kleiner Held wird wach!“

„Sei Still, Daimon…“

Schwarze Fäden verdrängten die Roten und langsam erschien Kims engelgleiches Antlitz aus der Dunkelheit. Seine Stirn war vor Anstrengung leicht gefurcht. Die Augen sahen müde und besorgt aus.

„Hallo…“, krächzte Marcel mit trockener Kehle und versuchte ein kleines Lächeln auf seinen Mund zu zaubern. Sein Kopf lag in Kims Schoss und eine Hand streichelte sanft über sein blondes Haar. Vorsichtig drehte Marcel den Kopf, um festzustellen, wo er sich befand. Doch diese Bewegung verursachte nur einen scheußlichen Scherz. Marcel seufzte kurz, verfluchte die Kopfschmerzen und genoss die ungewohnte Liebkosung.

„Seit ihr bald fertig?“, kommentierte Daimon genervt und zwirbelte eine rote Haarsträhne zwischen seinen Fingerspitzen. „Erzähl ihm mal, von unserer - ich meine- von DEINER Idee…“

Zurzeit befanden sich die drei Brüder in Jeremys Schlafzimmer. Denn demolierten Eingangsbereich hatten sie mit einem schweren Eichenschrank verschlossen, und gleich morgen würden die Zwillinge in den Baumarkt fahren und eine neue Haustüre kaufen. Aber bis dahin, musste der Eichenschrank genügen…

Daimon saß mit angezogenen Beinen auf dem Boden und lehnte gegen die geschlossene Zimmertüre. Sein Atem roch unangenehm nach Alkohol und Nikotin. Neben ihm stand die Schnapsflasche von vorhin; Mittlerweile war sie bis zur Hälfte geleert worden, und der Rest würde die kommende Nacht auch nicht überleben.

Kim dagegen saß auf dem großen Bett und streichelt liebevoll Marcels Kopf, der nach wie vor auf seinen Oberschenkeln ruhte. Daimon stöhnte nochmal entnervt, als er auf seinen Vorschlag hin keine Reaktion bekam und wollte schon einen weiteren Schluck des alkoholhaltigen Getränks zu sich nehmen, als er bemerkte, dass das kleine Glas wieder leer war…

Er kaute leicht nervös auf seinem Lippenpiecring herum und schüttete mit zitternden Fingern noch mehr Schnaps nach.
 


 

„Wie viel willst du eigentlich noch trinken?“

Kam es plötzlich vom Bett aus, und Kims kalter Blick streifte Daimon kurz. „Brüderchen, entwickelst du langsam wieder ein Sucht-Problem?“

Es war keine Frage, sondern mehr eine rhetorische Feststellung. Doch Daimon schwieg sich aus und zog seine Beine noch mehr an, eine Schutzhaltung entstand.

„Ach, lass mich doch zufrieden.“

Ungerührt zuckte Kim mit den Schultern. „Wie du willst. Aber wenn du eingeschlafen bist, schnappe ich mir die Flasche und schütte den gesamten Inhalt sofort ins Spülbecken“

Diese Drohung war nicht so daher gesagt, sondern ernst gemeint. Geschockt riss Daimon die Augen auf und klammerte sich wie ein kleines Kind an die Schnapsflasche. „Rühr sie nicht an…!“

„Ist ja bloß deine Leber…“

„Eben! Außerdem bin ich ein Dämon und mein Körper verträgt viel mehr, als der schwächliche Körper von normalen Menschen!“

„Richtig, aber nur für den Moment. Auf die Dauer ist das was du tust, auch nicht grade Gesundheitsfördernd… Wusstest du schon, dass ein 1 Liter Bier pro Tag das Risiko für Krebs der Mundschleimhaut, des Kehlkopfes und der Speiseröhre um ein vielfaches steigern kann? Insbesondere wenn man so stark Raucht, wie du es tust. Selbst eine geringe Menge an Alkohol steigert den allgemeinen Blutdruck. Und ein erhöhter Blutdruck ist wiederrum ein Risikofaktor für Schlaganfälle. Außerdem schießen deine Blutfette durch das süße Gift in die Höhe und führt wegen des hohen Kaloriengehalts, zu Übergewicht. Damit sind Herz- und Kreislaufkomplikation geradezu vorprogrammiert. Arteriosklerose, Herzinsuffizienz, Netzhautschäden, Koronare Herzkrankheit, arterielle Durchblutungsstörung, Herzinfarkt oder Niereninsuffizienz …! Such dir was aus! Die Welt der Krankheiten steht dir damit offen!“

Kim schnalzte kurz mit der Zunge und hob abwerten seine Augenbrauen an. Hier sprach der Mediziner deutlich aus ihm heraus.

Das hatte gesessen.

Ein tiefes Grollen entwich seinem Mund und Daimon schob entschlossen die Schnapsflasche zur Seite. Seine Sportliche Karriere war ihm wichtig, und er wollte seinen Körper nicht an den Alkohol verkaufen. Kims Erläuterung langte ihm.

Das Gesicht zu einem triumphierenden Grinsen verzogen lenkte Kim seine Aufmerksamkeit wieder auf das jüngste Familienmitglied im Raum. Mit schief gelegtem Kopf schaute er Marcel an und streichelte dessen Haar unbeirrt weiter.

„Als du vorhin bewusstlos warst, haben Daimon und ich mir Gedanken gemacht. Gedanken um unsere Zukunft… und Gedanken um deine Sicherheit.“, sagte Kim ernst. „Ich will gar nicht wissen was passiert, wenn dieses irre Mädchen nochmal zurück kommt und dich im Haus findet. Sie wird dich ganz klar verletzten. Und dieses Risiko können wir nicht eingehen, Marcel. Du bist das schwächste Glied in der Kette, und du kannst dich nicht gegen dieses Wesen verteidigen. Daimon und ich sind nicht immer da; wir können dich nicht rum um die Uhr bewachen und beschützen. Wir… Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir von hier weg gehen. Es ist das sicherste wenn wir in die Stadt ziehen, wo viele Menschen leben und die kleine Blauhaarige-Lasertussi uns nicht aus heitern Himmel angreifen kann.“

Er nahm Marcels Finger in die Hand und drückte diese sanft.

„Ich lasse es nicht zu, dass jemand Größenwahnsinnes unsere Familie terrorisiert. Wir zwei, Du und Ich, wir suchen uns vorübergehend eine Wohnung in Thirsk und Daimon bleibt hier und bewacht das Haus. Außerdem muss sich jemand um Kuroro und um seine Verbrennungen kümmern. Schließlich können wir ihn nicht einfach in die Stadt mitnehmen. Seine Verletzungen sind so schwer, dass jede noch so kleine Lebensumgestaltung seinen Gesundheitszustand rapide verschlechtern kann. Deshalb muss Kuroro hier bleiben, und als Werwolf fühlt er sich in seinem eigenen Revier sowieso am wohlsten.“

Marcel sah Kim nur verständnislos an, und richtete seinen Oberkörper ruckartig auf. Ein Blitz schoss durch seinen Kopf und Marcel ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder nach hinten fallen. Er stöhnte leise und presste seine Hand flach gegen die Schädeldecke.

„War das eine Halluzination oder hast du grade wirklich gesagt, dass wir in die Stadt umziehen werden?“

Mit ernster Miene nickt Kim und drückte Marcels Hand fester.

„Es ist das Beste… Ich weiß, dass dir der Umzug nicht gefällt, aber ab hier muss ich die Verantwortung für uns 3 -plus Kuroro - übernehmen. Tut mir leid, Marcel.“
 

Am nächsten Tag ging es Rund. Schon in den frühen Morgenstunden klemmte sich Kim hinter das Internet und beschlagnahmte für volle 4 Stunden das Telefon. Er rief mehrere Vermieter in Thirsk an und ließ seinen unwiderstehlichen Charme spielen. Er schleimte, feilschte, meckerte, diskutierte, prüfte und verglich… Kim schien der geborene Geschäftsmann zu sein: Er ging in seiner Arbeit auf, wie ein fetter Hefekloß.

In der Zwischenzeit saß Marcel in der 3 Etage und leistete dem verletzten Werwolf Gesellschaft.

Er holte tief Luft und schnaufte verzweifelt.

Er wusste gar nicht, was er nun tun sollte.

Bis jetzt war er noch nie Umgezogen und er fühlte sich wohl in seiner vertrauten Umgebung. Nein, der Umzug ging Marcel entscheidend gegen den Strich. Die Nemesis raubten ihm wirklich den letzten Nerv!

„Warum bist du so Niedergeschlagen?“, wollte Kuroro wissen nachdem er Marcel eine Zeitlang beobachtet hatte. Mit jedem neuen Tag ging es ihm besser und die Verbrennungen saßen heute nur noch halb so schlimm aus. Da Kuroro ein Dämon war und kein Mensch verlief der Wundheilungsprozess bei ihm sehr viel schneller. Und trotzdem hatte Kim ihm strikte Bettruhe verordnet. Kuroro lehnte sich in seinem Bett ein Stück nach vorne, dankbar für die kleine Abwechslung. Das ständige Liegen strapazierte seinen Rücken, und die weiche Matratze unter seinem Hintern war ihm sowieso nicht geheuer…

„Ach ich weiß nicht, Kuroro. Ich will hier nicht weg! Das ist mein Zuhause.“

Kuroro hörte einige keuchende Laute, dann herrschte wieder Stille. Marcel knibbelte an seinem Sitzpolster und starrte grimmig Löcher in den Boden. „Ich weiß dass ich mich wie ein Kleinkind aufführe, und ich weiß auch dass ein Umzug in die Stadt die sicherste Option wäre, aber… Verdammt! Kim und Daimon können doch nicht immer über meinen Kopf hinweg entscheiden! Das Ärgert mich. Warum fragen sie mich nie nach meiner Meinung? Bin ich denen etwa zu Blöd? Oder zu Jung?!“

Kuroro legte den Arm um Marcels Schulter, so sanft das dieser dies gar nicht bemerkte.

„Jetzt sei doch mal vernünftig, Puppe! Denn Zwillinge qualmt der Schädel; sie sind doch selber total überfordert mit der Situation und handeln so, wie sie es für Richtig halten. Nimm es dir nicht so zu Herzen das sie dich ein bisschen ausschließen. Es muss jetzt eben schnell gehen. Und da können sie keine oder kaum Rücksicht auf deine Gefühle nehmen. Außerdem meine ich mich daran zu erinnern, das du und Kim nicht für immer Auszieht, sondern nur für so solange bis wir diese Nemesis-Typen gefangen haben. Das kannst du doch aushalten, oder?“

„Und was ist mit Daimon?“, fragte Marcel kleinlaut. „Ich habe ein ungutes Gefühl wenn wir ihn alleine zurücklassen. Das Mädchen wird ihm sicher genau so überwältigen, wie dich und Kim!

Sie ist stark und sie kann Laserstrahlen abschießen! Ich will nicht, dass noch jemand verletzt wird! Beim nächsten Angriff wird sie energischer durchgreifen, da sie nun weiß, wie wiederstandfähig die Stone Face sind.“

Auf die Frage hin wusste Kuroro auch keine Antwort und ihm blieb nichts anderes übrig, als Marcel mit traurigem Gesichtsausdruck in seinem Arm zu wiegen. Nach einigen Minuten des Schweigens, brach Kuroro diese Stille dann und sagte entschlossen:

„Wir schaffen das, Marcel… Du musste nur an uns Glauben!“

Marcel biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Auf seiner Stirn wölbte sich eine kleine Sorgenfalte und in seinem zierlichen Gesicht, sah das übertrieben melodramatisch aus.

Er wollte Kuroro ja glauben.

Wirklich!

Aber Marcel musste sich nur wieder die Bilder von dem zerstörten Wohnflur oder von Kuroros zerrissenen, fleischig roten Körper ins Gedächtnis rufen, und schon zersplitterte sein Glaube in tausend Scherben. Er zitterte und fuhr sich mit den Fingerspitzen durch die Haare.

„Ich gehe nur mit Kim mit, wenn du mir versprichst, dass du sofort jemand bestimmtes anrufst wenn dieses Mädchen wieder kommt“

Kuroro nickte hastig, schaute Marcel aber verwirrt an.

„Wenn denn?“, gelangt es ihm dann endlich zu fragen.

Schnell zog Marcel ein Taschentuch aus seiner Hosentaschen und kritzelte mit einem schwarzen Kajalstift eine Handynummer auf das Tuch. Er reiche dem Werwolf das kleine Papier und schaute ihm dabei feste in die rot glühenden Augen. In der Stunde der Not kamen einem die seltsamsten Sachen in den Sinn….

„Das ist die Handynummer von… Dylans Vater. Er hat mich Vorgestern Nachhause gefahren und mir seine Nummer zugesteckt. Wenn etwas Schlimmes passiert, soll ich ihm sofort anrufen. Naja, und da du mein Freund bist, und Daimon mein Bruder wird er sicher auch euch helfen kommen. Er ist…!“ Marcel stockte für einen Moment und schüttelte dann den Kopf. Schließlich wusste er nicht, ob Kuroro und die Zwillinge schon von Mephistos wahrer Identität wussten und wie sie darauf reagieren würden, wenn sie erfuhren dass Marcel mit dem Herrscher der Unterwelt befreundet war. „Er ist manchmal sehr Schräk und anstrengend, aber ihm Ernstfall kann man sich Blind auf ihn verlassen.“

Eine Weile schaute ihn Kuroro stumm an. Marcel könnte beinahe sehen, wie sehr es in seinem Oberstübchen qualmte; Er wusste genau wie Stolz der Werwolf war, und wie schwer es ihm fiel fremde Hilfe anzunehmen. Ein wütendes Rasseln ertönte aus Kuroros halb geöffneten Mund.

Er bemerkte kaum, wie Marcel angstvoll zurück Schreckte. Einen Moment lang wollte er sich weigern. Doch dann… wenn er Marcel sein Wort gab, würde Kuroro den Zwillingen einen großen Gefallen tun und dafür sorgen, dass sich wenigstes der jüngste der Geschwister in Sicherheit befand.

„Na gut…“, seufzte Kuroro und steckte das beschriftete Taschentuch sorgsam unter sein Kopfkissen. „Wenn sich diese kleine Göre nochmal blicken lässt, rufe ich Dylans Vater an. Der Albino-Junge ist ein Dämon, dann ist sein Dad auch einer?“

„Ja.“, bestätigte Marcel im ernsten Tonfall, sagte aber sonst kein weiteres Wort dazu und blickte aus dem Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel und kleine Schäfchenwolken zogen am Horizont vorbei. Der herbe Duft der Tannen wehte sanft vom Wald her, in das Zimmer. Das friedliche Bild beruhigte Marcel irgendwie. Er schloss die Augen. Er hörte auf das Schlagen seinen Herzens, dem Rauschen des Windes der an den Vorhängen zog und auf seinem leisen Atem. Einige Minuten er einfach nur so da und bewegte sich keinen Millimeter.

Ja, das war die richtige Entscheidung gewesen; Anstatt ihn würde Mephisto, Kuroro und Daimon mit seinen Kräften beschützen… oder?

Ein eigenartiges Kratzen bereitete sich in seinem Hals aus.

Schnell ging Marcel zu dem geöffneten Fenster und zog die Vorhänge nur Seite. Helles, warmes Sonnenlicht ergoss sich augenblicklich in das abgedunkelte Schlafzimmer. Die Wiese hinter dem Haus lag verlassen da und der Wind spielte mit den welken Blättern im Garten.

Er drehte den Kopf nach hinten und grinste Kuroro etwas verlegen an. Das grinsten wirkte Maskenhaft und emotionslos.

„… damit du mir hier drinnen nicht eingehst!“

Plötzlich machte Marcel eine schnelle Bewegung und zog Kuroros Hand zu sich. Er presste die gebräunten Finger an seine Lippen und küsste sie sanft. Ein heiserer Laut kroch aus seinem Mund. „Ich weiß dass wir uns noch nicht solange kennen, Kuroro. Aber ich danke dir für Alles! Bitte pass auf Daimon auf, während wir weg; manchmal lässt er sich zu den Verrücktesten Sachen verleiten!“

Marcel spürte wie seine Gesichtszüge entgleisten und sah Kuroro aufmerksam werden.

Der Werwolf sagte ruhig; „Danke, Marcel. Ich werde mein bestes geben.“

Mit einem Anflug von Tränen in den Augen ließ Marcel Kuroros Hand zurück auf die Matratze sinken, und rannte aus dem Raum.

Er trocknete mit der linken Hand seine Tränen und öffnete mit der Rechten die Türe zu seinem Schlafzimmer. Immer wieder schlichen sich leise Klagelaute aus seinem Mund, und ließen ihm am ganzen Körper erbeben. Marcel setzte sich auf sein Bett und wischte die letzten Tropfen aus seinem Gesicht. Jetzt zitterte er nur noch, und das war schlimmer als diese ganze, elende Heulerei. Also schnappte er sich sein Kissen, drückte es vor seinen Mund und schrie, wie noch nie in seinem Leben. Im inneren seines Körpers brach heiß eine Lichtquelle auf und der Fußboden kam ihm mit atemberaubender Geschwindigkeit entgegen.
 


 

Von irgendwo her, aus weiter Ferne, kam ein regelmäßiges Piepen.

Es drang in Marcels Bewusstsein ein und wurde immer lauter. Der Boden unter Marcels Bauch fühlte sich irgendwie fremd an. Er war furchtbar hart und unbequem, ganz anderes als sein weiches Bett…

Langsam öffnete er die Augen und wartete auf das warme Energiegefühl, dass sich noch vor wenigen Sekunden über seinem Herzen ausgebreitet hatte. Als sich nach einer Minute nichts in seinem Inneren regte, drückte Marcel seinen Rücken durch und stemmte sein Gewicht auf die Unterarme. Er schnaubte leise, und blendete das nervtötende Klingeln in seinen Ohren aus.

Schon wieder hatte ihn die diese lähmende Gefühl überrannt, und so langsam glaubte Marcel dass seine Fantasie ihm einen bösen Streich spielte. Etwas war nicht in Ordnung mit seinem Körper, aber zu diesem Zeitpunkt konnte Marcel dieses sonderbare Gefühl noch nicht deuten.

Langsam nahm seine Umgebung Konturen an. Er lag auf dem Boden in seinem Zimmer. Die Staubwuseln in seinem Mund verrieten ihm, das wohl kurz nach dem Sturz das Laminat geknutscht hatte.

Das leise Piepen ließ Marcel wieder aufhorchen. Mittlerweile kamen immer kürzere Pfeiftöne und sie waren in der Tonlage immer schärfer und durchdringender geworden. Es klang wie der Hilfeschrei eines verwundeten Tieres. So gut er konnte, richtete Marcel sich auf und suchte die Quelle des störenden Piepens. Ihm gegenüber stand der Schreibtisch. Und auf der Platte lag sein wild blinkendes Handy.

Dieses blöde Ding! Ich rechnete schon mit etwas Ernstes, dachte Marcel und lachte in einer Mischung aus Zweifel und Selbstsicherheit in sich hinein.

Auf allen vieren krabbelte er zu dem Tisch und nahm das Handy in die Hand.

Plötzlich blieb ihm das Lachen im Halse stecken.

3 Kurzmitteilungen, und 6 Anrufe in Abwesenheit.

1 SMS und 4 Anrufe waren von Lolita Fee, und der Rest von Streber Connor.

Marcel entschied sich für Connor und öffnete zuerst seine Mitteilungen.
 

Hallo ihr beide,

Ruft mich bitte SOFORT an. Mir ist etwas echt Krasses passiert!

Wir müssen uns heute Mittag treffen.

P.S Nimmt euch ein paar warme Sachen und ein gute Taschenlampe mit!

Es wird Dunkel und Kalt…

Connor
 

Die zweite Mittelung lautete wie folgt;
 

Marcel, wo bist du? Ich warte auf deinen Anruft!

Kannst du um 15.30 Uhr bei mir vorbei kommen?

Fee hat schon zugesagt, jetzt brauche ich nur noch deine Antwort.

Du kannst mir auch schnell eine SMS schreiben. Aber bitte sag ja!

Es ist WIRKLICH dringend!! Und Denk bitte an die Sachen.

Connor

Marcel schaute kurz auf den Nachtischwecker und überlegte gar nicht lange, sondern schrieb sofort ein: „Alles klar Connor, ich mach mich jetzt auf den Weg.“, zurück.

Was auch immer seinem besten Freund zugestoßen sein mag; es klang dringend. Und Gefährlich. Seine panischen Worte durchbohrte Marcel wie feine Nadelstiche. Obwohl es im Schlafzimmer recht warm war, fröstelte er und eine Gänsehaut breitete sich in seiner Halsbeuge aus. Ein unbehagliches Gefühl kroch seinen Rücken hinauf und griff mit dürren, unsichtbaren Fingern nach ihm. Die feinen Haare auf seinen Armen und im Genick stellten sich auf.

Connor brauchte DRINGEND Hilfe! Er dachte gar nicht mehr an Fees Nachricht und ihre Anrufe, sondern konzentrierte sich voll und ganz auf seinen besten Freund.

Marcel fuhr sich mit den Fingern nochmal über die warme Stelle auf seiner Brust, dann er rannte von Panik und Erstaunen ergriffen zum Kleiderschrank und kehrte mit einem Rucksack zurück, um die gewünschten Sachen einzupacken.

Keine halbe Stunde später öffnete Marcel das Garagentor und schob sein Fahrrad aus den muffigen Schuppen. Die Sonne stand heiß und hoch am nun wolkenlosen Himmel und versenkte seinen Nacken.

Es war nicht ganz einfach gewesen Kim und Daimon von dem Ausflug zu überzeugen, aber letzten Endes ließen sie Marcel ziehen. Natürlich nur, weil die beiden in aller Ruhe ihre Verbreitungen für den Umzug treffen wollten, und kein lästiges Knäuel am Bein gebrauchen konnten.

Marcel Schwung sich auf sein Rad und trat kräftig in die Pedalen.

Jedoch war er keine 5 Meter weit gekommen, als ihn ein lautes; „WARTE MARCEL!“

Stoppen ließ und er über die Schulter spähte. Ein roter Feuerball kam gradewegs auf ihn zugeschossen!

„Hmm?!“

„Marcel… Hast du meine SMS nicht gelesen?!“, keuchte Fee und blieb mit ihren eigenen Fahrrad neben dem verblüften Jungen stehen. Ihre Wangen waren vor Anstrengung rot gefärbt und ihre Augen sendeten leuchtende Blitze aus. Sie sah wütend aus…

„Ich habe dir geschrieben, dass ich gerne mit dir zusammen nach Connor fahren würde. Besten Dank für die Antwort, du Hohltier!“

Das Gesicht des jungen Mädchens erschien jetzt noch Röter als zuvor, während das ihres besten Freundes kalkweiß anlief und versteinerte.

„Sorry Fee, aber ich war von Connors SMS so schockiert, das ich deine Total übersehen habe… Naja, Glücklicherweise hast du mich noch eingeholt.“

„Ach, schon gut. Mach dir nichts draus…“, meinte Fee besänftigt und strich seine eine rote Locke hinter ihr Ohr. Sie setzte sich aufrecht auf ihren Sattel hin und strich gedankenverloren den schwarzen, teuer aussehenden Lolitarock glatt. „An deiner Stelle hätte ich wohl das gleiche getan! Hat dir Connor eigentlich etwas Genaueres verraten?“

Wahrheitsgemäß schüttelte Marcel den Kopf.

„Nur das ihm etwas >echt Krasses< passiert sei.“, sagte er und bemühte sich um einen ruhigen und besonnenen Ton.

„Aha, dann sind wir zwei auf denselben stand. Ich bin mal gespannt, was Connor uns zu berichten hat.“
 

Die zwei Freunde setzten ihre Fahrräder wieder in Bewegungen und fuhren die Straße hinauf.

„Und wie geht es dir?“, fragte Fee plötzlich in die Stille hinein und betrachtete Marcels Seitenprofil argwöhnisch. „Hat Daimon dir auch kein Haar gekrümmt?“

„Nein, mir geht’s es gut. Danke Fee.“

„Was heißt hier, Danke Fee?! Ich habe mich gestern wie eine hysterische Furie aufgeführt. Tut mir leid deswegen. Aber immer wenn ich Daimons Antlitz sehe, muss ich unweigerlich an Krankenhaus und Intensivstation denken… Da habe ich überreagiert. Ich dachte, er würde dich Todschlagen, sobald ich dich aus den Augen lasse!“

„Mach dir bitte keine Vorwürfe! Du hast es doch nur gut gemeint.“ Marcel fuhr dicht neben Fee her und berührte kurz ihren Arm. Seine Freundin so bekümmert zusehen, tat ihm in der Seele weh.

„Wirklich?“

Das warme Licht der Sonne fiel auf Fees Rücken und erhellte ihr Gesicht. Die Blätter leuchteten saftig an den Bäumen oder lagen zu kleinen, raschelnden Haufen zusammengekehrt auf dem Gehsteig. Die Menschen liefen gelassen über die Straße und begrüßten in Gedanken den Sommer. Fee lächelte erleichtert und knuffte Marcel wie zum Beweis in die Seite. „Okay, dann kann ich endlich ein ruhiges Gewissen haben!“

Die Freunde grinsten sich an und legten dann einen Zahn zu, da sie sich nicht verspäten und somit Connors Zorn auf sich ziehen wollten.
 

Aus der Richtung der Obstbäume wehte ihnen ein süßer Duft entgegen. Er musste von den blühenden Kirschblütenblättern auf der anderen Straßenseite kommen.

Marcel und Fee schoben ihre Fahrräder auf das Grundstück der Lowerys und stellten sie unter dem Vordach des Hauses ab.

Ihr Herzschlag erhöhte sich plötzlich und pumpte das Adrenalin durch ihre Körper; das letzte Mal dass die Frau Lowery gesehen hatten war in der Nacht, als sich Connor und Marcel ohne Erlaubnis zum alten Höllenberg geschlichen hatten. Ob die Dame ihnen das immer noch Übernahm?

Marcel fasste allen seinen Mut zusammen und betätigte die Klingel an der Türe. Einen Moment blieb es still im Haus, der Ton schien unwirklich durch die Luft zu schweben. Doch dann sprang die Türe auf und Connor erschien im Spalt. Dunkle, in Schatten getauchten Augen starrten Marcel uns Fee an. Der Ausdruck von Connors Blick war so verstörend, das es die beiden mit der Angst zutun bekamen.

Etwas war aus den Fugen geraten.

Tief in Marcels Magen breites sich ein flaues Gefühl aus und schnürte ihm die Luft ab. Er kannte diesen Blick! Es war der panische Ausdruck den kleinen Kindern die Sicht vernebelte, wenn sie unter ihren Betten das schwarze Monster gefunden hatten. Ein Schaudern ergriff Marcel und seine böse Vorahnung verwandelte sich in sichere Gewissheit; Connor musste diesem schwarzen Monster begegnet sein!

„Hi Connor.“, sagte Fee vorsichtig um die bedrückende Stille zu lösen.

„Na ihr beiden.“, antworte Connor und seine Stimme klang eigenartig hohl. „Kommt rein. Ich hoffe mal, dass ihr eure Taschenlampen dabei habt. Ich habe einen Entschluss gefasst; Heute Abend werden wir es tun!“

Unbemerkt tauschen Marcel und Fee einen Blick aus und kamen stillschweigend zu dem Schluss, erst mal abzuwarten und gar nichts zu fragen. Etwas sträubte sich in ihnen und sie versuchten, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Als sie das Haus und Connors Zimmer betraten, wussten sie, warum sie nicht fragen wollten; Es war die Angst vor dem Ungewissen.

Connor setzte sich auf die Bettkante und das Holz knackte unter dem Gewicht. Sein Herz schlug so wild, dass das Blut in seinem Kopf rauschte. Er wagte nicht, sich zu bewegen. In der Zwischenzeit nahmen Marcel und Fee auf dem Boden Platz und sahen erwartungsvoll zu ihren Freund hinauf.

„Warum wolltest du uns sehen? Was ist dir passiert, Connor?“, fragte Fee. Sie blieb regungslos sitzen und wartete geduldig.

Der dunkle, polierte Holzrahmen des Bettes schien alles Licht zu absorbieren. Connor fühlte wieder das Unbehagen seinen Rücken hinaufkriechen, als er das Gewicht verlagerte und die rostigen Federn erneut quietschen.

„Ich habe vorgestern ein Gespenst gesehen.“, sagte Connor leise. „Ich weiß, dass sich das grade aus meinem Mund total absurd anhört, aber es ist die Wahrheit! Ich war in Thirsk unterwegs und über dem Museum sah ich ES plötzlich…“. Er war wie gelähmt und fixierte einen unsichtbaren Punkt an der Wand. Die Brille rutschte ihm ein Stück von der Nase. „…Zuerst dachte ich an eine harmlose Lichtspieglung und schlich mich um das Gebäude herum. Aber auf der anderen Seite sah ich die Erscheinung nur noch deutlicher; Es war ein bleiches Mädchen, und sie schwebte lautlos über die Glaskuppel des Dachs. Ich war schon im Begriff mein Handy zu zücken und ein Foto von ihr zuschießen, aber das Mädchen bemerkte meine Anwesenheit. Eine leuchtende Stichflamme umschloss sie und weg war das die Erscheinung wieder!“

Die Angst packte ihn jetzt heftig und schüttelte Connor richtig durch. Ebenfalls zitternd stand Marcel auf und setzte sich zu ihm auf die Bettkante. Er spürte die elementare Furcht seines besten Freundes sofort.

„Schhht.“, machte Marcel, legte den Arm um Connors Schulter und schmiegte ihn an seinen warmen Körper.

Das waren keine normalen Kinderängste, die Connor da bis ins Mark erschütterten. Diese namenlose Furcht saß viel tiefer und wurde von etwas durch, und durch Bösen hervorgerufen. „Darüber wolltest du mit uns reden?“, fragte Marcel dennoch.

„Ja, aber ich hätte Angst dass ihr mich für Verrückt erklärt. An so etwas wie Gespenster und Dämonen habe ich doch noch nie geglaubt, und jetzt das…! Aber das schlimmste ist, das ich mich selbst langsam für Verrückt halte! Ich wollte unbedingt mit jemanden über diese Sachen reden. Sonst wäre ich vollkommen durchgedreht. Ihr glaubst mir doch… oder?“

Marcels Hand glitt über Conners Rücken und spendete ihm Trost. Der Rest seines Körpers saß da und konnte nicht atmen. Es war, als wäre aller Sauerstoff aus Marcels Lungen gepresst worden. Seine Kehle war wie zugeschnürt, und nur mit winzig kleinen Atemschnappern kehrte die Luft in ihm zurück.

Armer Connor! Und wieder stiegen in Marcel vergessene Erinnerungen auf. Eine Erinnerung an genau dieselbe, selbst empfundene Angst die er damals verspürte, als er das erste Mal mit dem Übernatürlichen Bekanntschaft machte.

„Ich glaube dir…“ keuchte Marcel so erschöpft, das Connor für einen Moment seine eigenen Ängste vergaß und Marcel irritiert anstarrte.

„Was hast du? Kriegst du einen Asthmaanfall?!“

„Ach Nein, ich habe mich nur an etwas Dummes erinnert. Aber jetzt mal zur Sache; du hast uns doch nicht zusammen getrommelt, um uns nur von diesem Gespenst zu erzählen. Wir sollten dicke Klamotten und Taschenlampen mitnehmen. Was hast du vor?“

„Ah~“, machte Connor ertappt und wurde Rot. „Ich wollte euch fragen, ob ihr mich heute Nacht zum Museum begleitet? Ich will der Sachen auf dem Grund gehen, und wissen was das Geistermädchen dort wollte…“

„Du willst, WAS…?!“, fragte Fee und das sonst so neugierige Mädchen schien irgendwie verärgert. „Habe ich das richtig verstanden; du willst zum Museum fahren, und dort falls Nötig einbrechen? Das ist Kriminell, Connor, und das weißt du auch! Die Polizei könnte uns dafür verhaften und einsperren!“

„Wer hat denn gesagt, das wir rein gehen!?“ protestierte Connor heftig. „Es reicht mir schon, wenn ich das Mädchen nochmal zu Gesicht kriege!“

Vor Spannung blieb Fee der Mund offen stehen. Sie starrte Connor wütend an, presste ihre Lippen aber wieder feste aufeinander.

„Macht doch was ihr wollt!“, zischte sie und drehte beleidigt denn Kopf weg. Auf ihrer Stirn pulsierte eine kleine Ader und Connor sah ein, das jede weitere Diskussion mit ihr Zwecklos war.

So drehte er sich zu Marcel um, und sagte: „Ich bin total gerädert und konnte die letzten beiden Nächte kaum schlafen. Immer wieder spukten mir die Bilder von diesem Mädchen durch den Kopf, und hielten mich bis in die frühen Morgenstunden gefangen. Am besten legen wir uns noch etwas hin und versuchen zu schlafen. Es kann nicht von schaden sein, wenn wir bei vollen Kräften und topfit sind. Das wird sicher eine lange Nacht für uns…“

Die Stunden schlichen dahin. An Schlafen war aber kaum zu denken. Unruhig tigerten Marcel und Connor im Zimmer auf und ab. Nur alleine Fee schien nichts aus der Fassung zu bringen: das Mädchen saß mit verschränken Armen und Beinen auf den Boden, und betrachtete mit einem höhnischen Blick das wilde Getue ihrer männlichen Kumpanen.

Um 22.30 Uhr verließen die drei Freunde das Haus und begaben sich zur der Bushaltestelle. Wenn sie den letzten Bus der in die Stadt fuhr nicht verpassen wollten, mussten sie sich beeilen.

In den vergangenen Stunden hatte die Dämmerung eingesetzt und hungrige Schatten glitten zwischen den Stämmen der Bäume umher. Sie verstärkten das Gefühl von nahendem Unheil, das sich durch ein unbehagliches Kribbeln im Nacken bemerkbar machte.

Beklommen drehte Marcel sein Gesicht zum aschegrauen Himmel und ein Schauer lief ihm Eiskalt über den Rücken. Hinter den düsteren Baumkronen fristete der aufgehende Mond sein einsames Dasein. Das blasse Licht das er auf die Erde sendete wurde aufgesaugt und von der Schwärze der Nacht verschlungen. Es war ganz gewiss keine schöne Nacht, aber das sollte sie auch niemals werden...

„Ich habe keine Lust auf diese Tour… Mir schwand Übels.“, murmelte Fee die ganze Zeit über, und nervte Marcel und Connor damit ungemein.

„Lass dich doch einfach überraschen…Sonst bist du doch auch für jeden Spaß zu haben!“, sagte Marcel und verdrehte leicht die Augen. Er hatte keine Ahnung, wie oft er das heute Abend schon zu ihr gesagt hatte, aber Fee wollte einfach nicht aufgeben. Sie hegte noch immer die Hoffnung, ihre Freunde umzustimmen, wenn sie nur lang genug nörgeln und klagen würde.

„Das sagt grade der Richtige!“, erwiderte sie darauf hin und funkelte Marcel böse an. „Als wir damals zum Höllenberg wollten, hast du dir vor Angst fast in die Hose gemacht und jetzt…! Ich habe nun mal auch meine Gründe, warum ich nicht zu diesem bescheuerten Museum will!“

„Achja? Welche denn?“

Ein scharfer Blick in Marcels Richtig ersparte ihr eine Antwort. „Das geht dich einen feuchten Dreck an, Sandojé!“

Hastig ging Connor zwischen die beiden Streiteten.

„Hey ihr zwei, jetzt bleibt mal Locker und spart euch eure Puste lieber auf! Wir haben keine Zeit für Diskusionen, immerhin müssen wir noch einen Bus kriegen.“

Marcel versuchte zu schmollen, aber es sah nicht mal annähernd so niedlich und unschuldig aus, wenn jemand so Engelsgleiches wie Fee neben ihm stand, und dasselbe machte.

Ha! Es stand 1:0 für Fee! Das Mädchen mit den roten Locken warf ihm einen triumphieren Seitenblick zu und streckte frech die Zunge raus.

Ein Rumpeln und Knattern ertönte aus der Ferne. Zwei Scheinwerfer leuchteten durch die Dunkelheit und der Geruch von Benzin verstärkte sich. Der Linienbus nach Thirsk rollte ächzend um die Ecke.

„DER BUS!“, rief Marcel entsetzt und die drei warfen gleichzeitig den Kopf in den Nacken. So ein Mist! Ausgerechnet heute kam das verfluchte Teil zwei Minuten früher…

„Oh Nein!!“, stöhnte Connor. Er packte Fee am Handgelenk und sie mussten einen kurzen Sprint zu der Anfahrtstelle machen, ehe der Bus ohne sie abfuhr. Allerdings war Marcel der schnellste von ihnen und erreichte das Gefährt auch als Erstes. Das Jahrelange, harte Training als Langstreckenläufer, hatte sich also doch ausgezahlt! Mit einem gewaltigen Satz sprang er durch die geöffnete Eingangstüre und landete fast geräuschlos auf den Zehenspitzen, in der Eintrittskabine.

„Wah!“, rief der Busfahrer überrascht, als er die jähe Erscheinung von Marcel erblickte und ließ vor Schreck, sein Thunfischbrötchen in den Fußraum fallen.

„T´schuldigung!“, murmelte Marcel rasch und schaute sich kurz nach seinen Freunden um. Connor und Fee erreichten die Türe grade auch, und Connor musste erstmals beide Hände in die seine Seiten Stämmen.

„Das kapier ich nicht…“, japste er zwischen zwei Atemzügen. „Du hast Asthma und bist trotzdem der schnellste von uns! Mensch, das ist sowas von Unfair…!“
 

In Thirsk angekommen, ging die Reise dort auch sofort weiter. Eine Verschnaufpause wurde denn Freunden nicht gegönnt; Connor machte Marcel und Fee richtig Feuer und Trieb sie wie eine Schar Hühner vor sich her, in die Stadt.

„Beeilt euch!“, drängte Connor. „Bis zum Museum ist es noch weit, und je mehr Zeit wir hier vertrödeln, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit dass wir dem Gespenst begegnen!“

„Mensch Connor…!“, knurrte Marcel. „Jetzt entspann dich doch mal! Wenn wir da total abgehetzt ankommen, ist das kein bühnenreifer Auftritt mehr. Dein Geist wird sich noch über uns lustig machen!“

„Du bist es doch, der sich grade über mich Lustig macht!"zischte Connor und wirkte schmerzlich gekränkt. „Und ich dachte, du Glaubst mir!“

„Das tue ich doch!“, wiederholte der Angesprochene knapp. „Aber du übertreibst. Ich weiß ja das du neugierig bist, aber du steigerst dich da viel zu sehr rein!“

„Ach ja, und wie würde es dir in meiner Situation ergehen?“

Tja, darauf wusste Marcel keine Antwort. Nachdenklich legte er seine Stirn in Falten. Na gut, er musste gestehen, dass er an seiner Stelle ähnlich handeln würde…

Mitleidig verzog er das Gesicht, bevor er sich von Connor abwandte und schneller weiter ging.

Er hatte ein komisches Gefühl im Magen und auf der Straße war es ungewohnt still. So schnell wie möglich wollte Marcel nun das Stadtmuseum erreichen und nach dem Rechten Sehen. Und dann auf den direkten Weg nach Hause, zu den Zwillingen zurückkehren!

Plötzlich schien ihn sein eigenes Benehmen peinlich zu werden und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Ähm… tut mir leid. Ich wollte nicht so grob zu dir sein. Wir beeilen uns ja schon“

Connor lächelte Marcel dankbar an. Aber hauptsächlich weil er damit seine eigene Furcht überspielen wollte.

„Entschuldigung angenommen!“

Die bislang vorherrschende Finsternis wurde schwächer, weil aus der Richtung, in der sie gingen, die ersten Straßenlaternen ihr Licht spendeten.

Bald darauf endete der Trieb, und sie drangen in die mächtigen Schatten der alten Buchen ein, die das düstere Museum ringsum wie eine schützende Mauer umgaben.

„Das ist es“, hörte man Connor leise murmeln und er duckte sich hinter einen Brombeerstrauch. „Genau an dieser Stelle ist mir das Mädchen erschienen.“

Marcel trat aus der Finsternis hervor und der Boden unter seinen Füßen war dunkler als seine Vorahnung. Würde ihm jemand eine Liste der zehn Unheimlichen Orte der Welt zeigen, dann wäre das Museum sein Vorschlag für die Nummer 2. Auf seiner persönlichen Nummer 1 hielt sich ungeschlagen die alte Villa am Höllenberg…

Das Naturkundemuseum war zwar nicht Alt oder Verwittert, strahlte aber trotzdem eine Gespenstische Aura aus. Im Hellen sah sicher alles ganz toll aus, aber in der Nacht wirkten die Schatten der Bäume riesig und die Scheiben des Gebäudes waren Blind und beschlagen.

Marcel riss sich zusammen und mache wieder ein paar Schritte nach vorne. Interessiert starrte er nach oben und las das Schild über den Eingang, welches verkündete: »Naturkundemuseum von Thirsk – lassen Sie sich von der Schönheit Ihrer Erde verzauber«

Natürlich, und gleich danach wird man von Dämonen gefressen, dachte Marcel zynisch und machte sich ein Bild von dem Rest des Gebäudes.

Nach 6 Minuten war er fertig mit seinen Beobachtungen und schlich sich wieder in die Büsche zurück, wo Fee und Connor lautlos auf ihn warteten.

„Und, was spannendes Gesehen?“, platze es neugierig aus Fee heraus. Sie wischte sich den Schweiß von den Wangen und hoffte, dass Marcel und Connor ihr Unbehagen nicht bemerken.

„Nein.“ antwortete ihr Marcel ein wenig enttäuscht. „Es sieht alles normal aus…“

Nun hieß es warten, warten und nochmal warten.

Die Freunde hatten sich inzwischen ihre warmen Pullover und Jacken angezogen und spähten von Zeit zu Zeit über den Rand der Sträucher. Obwohl sie so dick eingepackt waren, zitterten sie trotzdem vor Kälte. Würde hier wirklich ein Gespenst auftauchen, oder hatten Connors Augen ihm nur einen Streich gespielt...?

Fee warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und verdrehte die Augen. Noch fast 45 Minuten bis Mitternacht…

Die Zeit verging langsam und der Wind begann immer heftiger und kälter zu blasen. Marcel, Fee und Connor rückten näher zusammen und bibberten leise vor sich her. Zu Enttäuschung der Kinder rührte sich jedoch nichts am Museum.

„Das war eine saublöde Idee von dir Connor…“, zischte Fee mit heiserer Stimme und klapperte vor Kälte mit den Zähnen. „Von wegen Gespenst – bah! Du solltest dir echt eine neue Brille kaufen!“

„Fängst du schon wieder an!?“, fauchte Marcel zurück und starrte das Mädchen mit funkelnden Augen an. „Was ist nur los mit dir?“

23.50 Uhr. Aber es war immer noch nichts zusehen.

Im Zeitlupentempo griff Marcel nach seinem Handy und wollte grade auf den Display schauen als Connor neben ihm laut aufschrie.

„Was gibt’s…?“, knurrte der blondhaarige Junge ärgerlich, doch als er den Blick hob hätte er am liebsten selbst laut los geschrienen.

Da! Oben, am Himmel schwebten mehrere rote Stichflammen über dem Dach des Gebäudes.

Völlig geistesabwesend drückte Marcel seine Hand auf Connors Mund und zog ihn und Fee tiefer in den Brombeerstrauch hinein.

„Gibt keinen Mucks von euch!“, befahl er mit kalter Stimmte, und spürte wie sich Fee hilflos an seinen Arm klammerte. Das konnte er ihr nicht verübelten. Er selbst hätte ja gerne jemanden gehabt, an dem er sich festhalten konnte.

Zwischen den Ästen des Strauchs hindurch konnte sie die Geisterflammen noch immer erkennen, welche Geräuschlos ihre Kreise um das Museum zogen. Immer weiter und weiter bewegten sie sich auf dem Brombeerbusch zu, indem sich die Freunde versteckt hielten…

„Das reicht für erste… Es scheint niemand hier zu sein.“, rief plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit und das Feuer erlosch augenblicklich.

Dann ertönte aus der Ferne ein glockenheller Schuss und für einen Moment war Alles im Umkreis von 10 Metern in grelles Licht getaucht.

Mit einem Knall zerbarsten die dicken Glasfenster der Museumskuppel und Scherben folgen in alle Richtungen durch die Luft davon.

Entsetzt und am ganzen Körper zitternd drückte sich Marcel tiefer auf den Boden und suchte mit den Augen nach den Ursprung des Schusses. Als er jedoch nichts ungewöhnliches entdeckte, hob er vorsichtig den Kopf nach oben um an den Brombeeren vorbei zu gucken.

Nun war wieder Stille eingekehrt. Eine leichte Brise erhob sich, und die Blätter der Bäume rauschen gespenstisch im Wind. Selbst die Zikaden hatten ihre Rufe eingestellt und blieben stumm.

„H… Habt ihr das… grade auch gesehen? Die Flammen, und dann dieser Knall!“, fragte Connor flüsternd, doch seine Stimme klang sehr unsicher.

Zögerlich knipste er seine Taschenlampe an und leuchtete die Umgebung ab. Er wollte keine Gefahr in diesen Schatten übersehen, und hinterrücks überfallen werden. Auf den Erdboden fand er nur die Glassplitter der Fensterscheiben und sonst nichts. Inzwischen war ihm die Lust an dem Abend vergangen, allerdings wollte er das nicht zugeben.

„Ich habe die Flamme auch gesehen…“, sagte Marcel leise.

Fee nickte nur.

„Und was machen wir jetzt?“, keuchte Connor.

„Na was wohl; wir gehen in das Museum!“

„Bist du Irre!?“, riefen Connor und Fee gleichzeitig. „In dieses Gebäude setzten wir keinen Zeh!“

„Wie ihr meint. Dann gehe ich eben alleine rein! Ich für meinen Teil, bin sehr neugierig was das Gespenst vor hat.“

Leise drehte Marcel sich um und lief geduckt durch das hohe Gras, das entlang des Weges wuchs. Seine Taschenlappe hielt er dabei fest umklammert, und wenn nötig würde er ihren langen, schweren Griff als Schlagstock benutzen.

Bei der Eingangstüre angekommen versteckte sich Marcel im Torbogen und sah sich nach einer Leiter um, welche die Fensterputzer sonst für ihre Arbeit gebrauchten.
 

„Du bist doch total übergeschnappt, Marcel!“, fauchte Fee leise nachdem sie und Connor ebenfalls durch das zerbrochene Fenster an der Glaskuppe geklettert waren. „Warum las ich mich immer wieder von euren verrückten Ideen einlullen? Connor, du hast doch jetzt das Gespenst gesehen, dann können wir gehen!“

Connor drehte sich zu ihr um und legte stumm den Zeigefinger auf seine Lippen.

„Wir müssen uns ruhig verhalten“ flüstere er. „Wenn du nach Hause willst, geh! Aber Marcel und ich bleiben hier. Ich möchte auch wissen, was das Gespenst hier im Museum sucht.“

„Idioten!“, kommentierte Fee bitte und zog ihre kalten Finger zurück in die flauschigen Ärmel ihrer Jacke.

Der Gang durch denn sie grade liefen war Stockfinster und voll gestopft mit unechten Tieren und merkwürdigen Skeletten.

Kurz blickte Marcel zur hohen Decke. Er hatte ein komisches Gefühl im Magen und im Museum war es Mucksmäuschen still. Natürlich. Das war nichts Ungewöhnliches, für diese späte Zeit.

Außer uns ist hier niemand, vertrieb er seine Besorgnis und zog kaum merkbar seine Mundwinkel nach unten.

Falsch.

Hier irgendwo trieb sich noch ein Feuermachendes Gespenst rum…

Vor zwei Jahren hatte Marcels Klasse schon mal einen Ausflug in dieses Museum gemacht und daher kannte er sich noch ein bisschen in den einzelnen Ausstellungshallen aus.

Das Museum war ein kleines Gebäude, in dem es eigentlich nichts Außergewöhnliches zusehen gab. Schwerpunkte der Sammlung bildeten Exponate aus den Bereichen der Biologie, der Geologie und der Paläontologie.

Tiere und Pflanzen, Fossilien und Gesteine vermittelten die Entstehung, Entwicklung und Vielfalt der Natur. Das Grundgerüst der momentanen zoologischen Ausstellung konzentrierte sich auf das Leben der Säugetiere.

Marcel schlich durch den Raum der geowissenschaftlichen Sammlungen und ein warmer Luftzug wehte ihm plötzlich entgegen. Er drehte den Kopf und auf Anhieb verwandelte sich in Erstaunen in Furcht um. Wie vom Donner gerührt blieb Marcel in der Dunkelheit stehen, als er auf der anderen Seite des Raumes ein Jungens Mädchen erblickte, welches ihnen den Rücken zugekehrt hatte.

„Halt!“, flüstere er scharf und Connor konnte grade noch seine Füße zum stehen bringen, ehe er mit Marcel zusammen gestoßen wäre. „Da vorne, schaut nur! Ein Mädchen!“

Erwartungsvoll und zugleich skeptisch blickten sich seine Freunde in der großen Ausstellungshalle um. Und es dauerte auch nicht lange, bis ihre Augen etwas Untypisches entdeckt hatten, etwas was nicht in das vertraute Bild hineinpasste. Erschüttert von diesem Anblick erstarrte Connor nur, der sich das darbietende Szenario still anschaute.

„Sie ist es!“ flüsterte er nach einer gefühlten Ewigkeit. Immer wieder wanderte Connors Blick nervös zu der Gestalt rüber, als wollten seine Augen nicht glauben, was sie dort sahen. „Ich bin mir ganz sicher, das ist das Geistermädchen welches ich am Donnertag gesehen habe!“

Marcel schluckte und nahm all seinen Mut zusammen.

„Hey!“, rief er laut und der kleine Körper des Mädchens zuckte zusammen. Sie drehte sich zu der fremden Stimme herum und ihre weit aufgerissenen Augen verrieten, dass sie nicht mit einer Störung gerechnet hatte. Eine Weile verharrte sie regungslos in ihrer Position, bis es dem Geistermädchen mit Gewalt gelang, ihre verloren gegangene Fassung wiederzufinden.

Nun drehte sie sich vollends zu Marcel und seinen Freunden herum.

Genauso schnell, wie die Verwunderung gekommen war, verschwand sie auch wieder von den Gesichtszügen des Mädchens.

„Himmel~ habt ihr mich vielleicht erschreckt!“, sagte sie und klatschte leicht in ihre Hände. „Ich dachte schon, ihr seid Nachtwächter die mich entdeckt haben. Buh~ Glück gehabt“

Marcels Gedanken überschlugen sich. Er wusste, dass Gespenster und Geister gerne mit ihren Opfer spielten, bevor sie sie umbrachten. Er musste etwas sagen, um sich Zeit zu verschaffen. Hektisch versuchte er, eine Lösung aus diesem Dilemma zu finden.

„Warum bist du in das Museum eingebrochen?“, fragte Marcel bemüht ruhig.

„Weil ich etwas Klauen möchte…“, sagte das Mädchen in einem Ton, als sei es die Normalste Sache der Welt. „Und jetzt lass mich in Ruhe, oder ich verwandele dich in ein Häufchen Ache!“ Nach ihrer Ansprache drehte sie sich wieder um und betrachtete mit wachsendem Interesse einen Stern-ähnlichen Kristall, der in einen kleinen Glaskäfig auf einem roten Kissen lag.

Das Mädchen streckte ihre langen, krallenartige blau lackierten Fingernägel nach den Gläsernen Kasten aus und hob diesen vorsichtig hoch.

„Das darfst du nicht!“, rief nun auch Connor und machte eine ratlose Bewegung nach vorne. „Der Stein ist Eigentum der Stadt! Wenn du ihn klaust, werden wir dich bei der Polizei wegen Diebstall und Unbefugtes Betreten eines Privatgeländes Anzeigen.“

„Ist das so?“, fragte das Geistermädchen wenig beeindruckt und konzentrierte sich voll und ganz auf den Kristall, welcher nun funkelnd in ihrer Hand lag. Sie hob den Stein hoch, und betrachtete ihn im hereinfallenden Mondlicht, wie Goldsucher es mit einen schimmernden Stein taten.

„Ich denke, dass das der Richtige ist.“, murmelte sie gedankenversunken und ließ den sonderbaren Kristall grinsend in eine blaue Rocktasche wandern.

Marcel stand jetzt schon eine ganze Weile regungslos auf der Stelle und war mit der Situation total überfordert. Er wusste nicht, wie er sich jetzt verhalten sollte. Er war sichtlich besorgt, über das Verhalten des Gespenstes. Das war nicht das typische benehmen, was Marcel von einem Geist erwartet hätte… Das Mädchen war fiel zu locker und selbstsicher. Mit ihrem Auftreten erinnerte sie ihn viel mehr an einem…. Dämon.

Demnach müsste hier gleich die Hölle ausbrechen, schlussfolgerte Marcel, bis ihn Fee aus den Gedanken riss, da sie im vorbei gehen gegen seine Schulter stieß.

„Jetzt spuck hier mal nicht so Größe Töne!“, sagte Fee hochnäsig. Sie bemerkte, dass das Mädchen sie nicht ernstnahm, und das gefiel der temperamentvollen Rothaarigen gar nicht.

„Du ruckst jetzt sofort den Stein raus, oder du lernst fliegen. Wir sind zu dritt- und du bist alleine. Schlechte Chancen für dich, würde ich sagen!“

Das schien das Mädchen endlich zu erreichen. Verärgert verzog sie das Gesicht und bleckte ihre kleinen, spitzen Zähne.

„Was bist du denn für ein freches Balg? Hat man dir zuhause keine Manieren beigebracht oder bist auf einem Bauernhof groß geworden!?“

„Und wenn schon! Wenigstens hat man mir beigebracht, dass ich nicht stehlen darf!“

Das Geistermädchen seufzte leise und Fee bekam keine Antwort. Nur drohendes Schweigen. Sie konnte nicht ahnten, in welcher Gefahr sie grade schwebte…

„Ach verdammt!“, rief das Geistermädchen auf einmal und schüttelt langsam den Kopf. „Ich habe Scarlet doch versprochen, das ich bei meiner Mission keine Menschen verletzten werde. Und nun dieses Unglück! Nun ja, aber will man machen? Verzweifelte Situationen, verlangen verzweifelte taten!“

Sich an die Schläfe fassen, stellte sich das Mädchen vor Fee und durchbohrte sie mit einen eiskalten Blick.

„Das tut mir jetzt leid, Kleine…“, sagte das Geistermädchen. Sie hob die schlanke Hand und bildete mit ihren Mittelfinger und ihren Ringfinger eine Pistole, welche sie auf Fees Gesicht richtete.

„… Normalerweise töte ich nur Dämonen, und keine Menschen. Aber ihr Kinder wart leider zu der falschen Zeit, am falschen Ort…“

„Nein…“ flüstere Marcel angsterfüllt. Als er sich an die sonderbaren Flammen zurück erinnerte und jetzt diese eigenartige Geste sah, sickerte die Erkenntnis wie Gift durch seine Adern.

Das war gar kein Geistermädchen, sondern…!

„Verschwinde Fee!“, brüllte Marcel so laut er konnte und stürzte Blindlinks auf die beiden Mädchen zu. Er musste Fee so schnell wie möglich in Sicherheit bringen…!

Ein Schuss peitschte durch das Museum, und die dünnen Scheiben der Glaskästen vibrierten unten den Enormen Druck der Energiewelle.

Marcel hatte es so grade noch geschafft Fee am Arm zupacken und sich mit ihr Bäuchlings auf den Boden zu werfen.

Ein roter Lichtspeer schlug nur wenige Meter hinter ihnen ein und riss ein riesiges Loch in eins der Ausstellungsstücke - es war ein solide aussehender Felsen mit rauchen Steinkanten.

Dort wo der Laserstrahl ihn berührt hatte, war das schwarze Gestein geschmolzen und weg gesprengt. Es roch stark nach Schwefel und der Gestank raubte Marcel und Fee für einen Augenblick den Atem. Sie mussten heftig husten und pressten sich die Ärmel ihrer Jacken vor den Mund.

„Die meint es ernst!“, flüstere Marcel zu Fee Gewand. „Das Mädchen killt uns, wenn wir hier nicht schnell wegkommen! Sie hat auch Kiley angegriffen und ihn schwer verletzt.“

Es jetzt wurde ihm bewusst ihn welcher Lebensgefahr er steckte, und Marcel begann am ganzen Körper wie wild zu zittern. Er blickte kurz zu dem missgelaunten Nemesis-Mitglied und senkte daraufhin reumütig seinen Blick zu Boden. Wäre er doch nie hergekommen…!

Er rappelte sich auf und zog Fee auch auf die Beine. In diesem Moment kaum Connor herbei gelaufen und das entsetzten konnte man von seinem Gesicht ablesen.

„Geht es euch gut? Seit ihr verletzt!?“, fragte er aufgebracht und blass vor Schreck.

„Uns ist nicht passiert!“, beeilte sich Marcel zu sagen und griff nach Connors Handgelenk. „Aber wir müssen hier raus!“

„IHR GEHT NIERGENDWO HIN!“, schrie das Mädchen plötzlich und der laute Tonfall ließ die Schüler zusammenschrecken.

Verärgert kam die Dämonin mit schnellen Schritten auf die Band zu gestürmt und rote Flammen schossen knisternd aus ihrer Haut.

„Ihr vermasselt mir nicht meine Mission! Ich werde euch zum Schweigen bringen und wenn ihr Glück habt, tue ich das, ohne euch vorher windelweich zu prügeln!“

Als Marcel und seine Freunde in Reichweite waren stieß sie einen schrillen Schrei aus und die kleinen Flammen verwandelten sich in ein wütendes Inferno.

Die 3 tauchten mit eigezogenen Köpfen unter der gefährlichen Feuerbrust ab, die im nächsten Augenblick auch schon unter lautem Getöse über ihnen hinweg rollte.

Marcel nutze den kurzen Moment der Ablenkung und rannte schnell mit Fee und Connor aus der Ausstellungshalle. Leider waren sie zu dritt nicht allzu schnell unterwegs und sie schafften einen kleinen Vorsprung, der das Mädchen aber mit ihren langen, trainierten Beinen wieder wettmachte. Immer näher kam das rasselte Geräusch der aufgehenden Flammen…

„Bleibt stehen!“, brüllte das Mädchen hinter ihnen, aber Marcel dachte gar nicht erst daran.

Er war erfüllt von Angst, und konzentrierte sich nur noch auf die Flucht.

Alleine wäre er sicher schneller gewesen, doch er wollte Connor und Fee unter keinen Umständen diesem Monster überlassen!

Das Mädchen schreckte ihre langen, scharfen Krallen aus um die Kinder zu packen und sie dem Erdboden gleich zumachen.

Gehetzt sah sich Marcel nach den Krallen um, die immer näher kamen und zerrte heftig an den Armen seiner Freunde. Marcel war restlos davon überzeugt, dass es kein entkommen gab und dass, das Mädchen sie in wenigen Minuten umbringen würde.

Die Panik in seiner Brust wuchs und während er von Frucht und dem Gefühl der vollkommenen Ausweglosigkeit fast aufgefressen wurde, explodierte ein Schrei in seiner Lunge.

„NEEEEIIIIIN!!“

Marcel konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er brüllte so laut, wie er konnte. Er hielt die Anspannung nicht mehr aus, und musste sich Luft verschaffen. Sein Schrei hallte durch das ganze Museum und klang schallten zwischen den Räumen.

Der Schrei war sogar so laut, dass er das panische Stöhnen des Mädchens überdröhnte, welche sich grade aus voller Lunge die Seele aus dem Hals schrie.

Die Kinder schreckten zurück und Marcel begann den Fehler sich um zudrehen.

Von dem Flammenmädchen war nichts mehr zusehen…

Marcel bremste ab und warf die Beine nach vorne um den Schwung abzufangen. Das Tempo war zum Glück so niedrig, dass ihm das auch ohne Sturz gelang.

Links von ihm, befand sich eine Türe mit dem englischen Wort Exit, was zu Deutsch Ausgang bedeutete.

„Wo ist sie hin?!“, rief Fee keuchend. Sie war zwar gut in Sport, aber mit Marcels Geschwindigkeit konnte sie nicht mithalten.

Hinter ihnen ertönte ein dumpfer Schlag und die 3 Freunde drehten sich erschrocken um.
 

Eine weiße Gestalt war plötzlich im Flur erschienen und beobachtete die Gruppe schweigend.

Der schmale Junge kniff die Augen gefährlich zusammen und kam soweit auf die 3 Freunde zu, bis sie nur noch eine winzige Distanz voneinander trennte. Allerdings galt der zornige Blick nur Marcel, was Connor und Fee eigentlich ganz gelegen kam.

Obwohl der weiße Junge nun genau vor ihm stand, schaffte es Marcel nicht den Blick von seinen hypnotisieren Augen abwenden.

„…!“, presste der Kleine hervor. Seine Kehle fühlte staubtrocken an und wie abgeschnürt.

Der Junge überwand den letzten Schritt und legte seine Hand sanft auf Marcels Wange.

Die plötzliche Nähe dafür sorgte, dass diesen das Herz bis zum Hals schlug und zu seiner Verwunderung schaute ihn der Junge nicht mehr verärgert an, sondern fast lächelnd.

Sein linker Mundwinkel wanderte immer weiter nach oben, während hellen Augen Marcel dunkel musterten.

„Gerettet?“, fragte Dylan flüsterten.

„Ja, Gerettet.“

Marcel mühte sich, keine Emotionen zu zeigen. Erst als zwei schlanke Arme seinen Brustkorb umfassten und ihm umarmten, entglitt seiner Kehle ein gequälter Seufzer und Wasser sammelte sich in seinen Augenwinkeln. Schlunzend klammerte er sich an Dylan und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeugte.

Es dauerte eine ganze Weile bis sie sich von den Schrecken der Angriffe erholt hatten, und ihre Sprach wieder fanden.

„Wie machst du denn hier?“, fragte Marcel als sich der Ältere von ihm entfernte, und drehte den Kopf beschämt zur Seite. Eine Gänsehaut hatte sich auf seinen ganzen Körper gebildet und ließ ihn erzittern.

„Ich habe die Spur des Mädchens verfolgt bis ich plötzlich deinen Schrei gehört habe… Was zum Teufel habt ihr euch eigentlich gedacht, in dieses Museum zusteigen?!“, fragte Dylan mit kalter Wut in der Stimme. Mit seiner Sprache, schien er auch seine schlechte Laune wieder gefunden zu haben. „Ihr könnt von Glück reden, das ich zufällig hier war und euch gefunden habe! Dieses Mädchen ist EXTREM gefährlich! Sie hätte euch ohne Reue umgebracht.“

Marcel, Fee und Connor ließen die Köpfe hängen. Dylan drehte sich halb um und warf einen Blick in den finsteren Gang zurück. Er blinzelte ein paar Mal um sich zu vergewissern, dass er sich die vermeintliche Ruhe nicht nur einbildete.

„Ich habe sie nur K.O. geschlagen. Bald wird das Mädchen aufwachen und das solltet ihr Kinder besser nicht erleben. Geht! Verlasst das Museum. Ich komme nach, sobald ich hier fertig bin.“

Keinen Augenblicken später eilte Dylan den Weg in die Halle der geowissenschaftlichen Sammlungen zurück, und seltsamerweise bewegte er sich viel schneller und geschmeidiger als sonst.

„Kneif mich bitte mal.“, sagte Fee zu Connor, und quickte gleich darauf als dieser ihre Bitte stumm erfüllte. „Aua! Das war doch nicht ernst gemeint! Ich glaube ich träume, war dieses sonderbare weiße Männchen, der Dylan von unserer Schulstufe?“

Verbittert betrachtete Marcel eine Weile den fragenden Gesichtsausdruck seiner Freunde und runzelte die Stirn über das wirklich sonderbare Verhalten des Teufelssohns.

Dylan hatte sich doch die letzten paar Wochen so bemüht ihm aus dem Weg zu gehen, und jetzt umarmte er Marcel so liebevoll?! Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als seine Gedanken diese untypische Reaktion bewerteten. War es Dylan egal, was sie alles zusammen erlebt hatten? War er, Marcel, etwas nur ein Spielobjekt für Dylan? Ein geeigneter Zeitvertreib und nicht mehr…?

Marcel bemühte sich, dass Gefühl der Enttäuschung, das in diesem Moment sein Innerstes beherrschte, nicht vor Connor und Fee zu offenbaren. Ein dunkles Kichern aus seiner Seele drang in seinen Ohren und ließen ihn erschauern.

„Na, was habe ich dir gesagt?“, meldete sich Marcels, Inne, sarkastische Stimme zu Wort. „Du bist Dylan scheißegal. Er benutzt dich nur, und geberaucht dich wie ein altes Spielzeug! Wenn ihm danach ist, holt er dich raus und sonst liegt du Mutterseelen alleine in der Ecke rum, während Dylan sich um die interessanten Objekte kümmert! Vergiss das Arschloch doch endlich! Er tut dir nicht gut!“

Marcel verzog seinen Mund, und versank langsam in einem Sog aus Enttäuschung, Frust und Selbsthass. Selbst das eigene Gewissen verhöhnte den Jungen jetzt schon!

"Was ziehst du denn für ein Gesicht? Sollen wir nicht mal langsam abhauen?", durchschnitt Fees helle Stimme die Stille. Marcel fühlte sich in seinen Gedanken ertappt und zuckte zusammen.

„Ähm ja, du hast recht. Wenn Dylan zurück kommt und uns hier immer noch sieht, reißt er uns den Kopf ab. Ich habe ihn noch nie so wütend wie eben gesehen…“
 

Beinahe Parallel dazu betrat Dylan die Ausstellungshalle und suchte in Sekundenschnelle den Raum nach dem Mädchen ab. Er ballte seine Hand zu einer Faust und rote Augen loderten vor Zorn, als er sie wie eine Marionette in der Luft schwebend sah.

„Na Lucy, bist du noch am Leben?!“, fragte Dylan wütend.

Das blauhaarige Mädchen hatte sich im Vergleich zu ihren ersten Treffen, grundliegend verändert. Lucy trug jetzt ein dunkelblaues Lolitakleid im Matrosen-Stil, verziert mit reichlich Rüschen und Schleifen. Es war kurz und ein weiser, mehrlagiger rüschenbenetzter Unterrock reichte ihr bis zur der schmalen Hüfte. Ebenfalls weiße Halbstrümpfe verdeckten einen Teil der langen Beine, und die kleinen Füße steckten in hochhackigen Lackschühchen.

Mit diesem Outfit damit sah das schmale Mädchen aus, wie eine elegante Prinzessin. Eine elegante, MORDLUSTIGE Prinzessin, um genau zu sein…

Beim genaueren Hinsehen erkannte man auch, dass unterhalb ihrer Schulterblätter, zwei kleine Fledermausflügel in dunkelblauer Farbe wuchsen, und ein schwarzes paar Hörner Lucys Haupt schmückten. Der Einzige Schönheitsfehler war der helle Wundverband an ihrem Bein und die weißen Mullwickel, die sich um Hals und Brustkorb schnürten.

„Ja, Dylan, tut mir leid für dich. Aber muntert es dich auf, wenn ich sagte du hättest es fast geschafft!? Was machst du hier eigentlich? Hast du mich vermisst, Schnuckelchen?"

Natürlich war Lucy der mittlerweile mehr als nur gereizte Unterton nicht entgangen, und sie zog schelmisch die Mundwinkel in die Höhe.

Obwohl das Mädchen ein ganzes Stück kleiner war wie Dylan, stellte er fest, dass ihn das Herz bei ihrem ab sonderbaren Anblick bis zum Hals schlug. Lucy gehörte zweifelsohne zu den Wesen, die Andere allein mit ihrem bloßen Auftreten einschüchtern konnten. Aber das Gefühl das ihn er erschauern ließ war nicht Hass, sondern Mitleid.

Lucy betrachtet den jungen Mann und zog arrogant eine Augenbraue nach oben. Sie ließ sich ihre Verwunderung über dessen plötzliche Erscheinung nicht anmerken und lächelte überlegen. Hinter ihrem Rücken zog sie eine Hand hervor, in der eine blutrote Feuerkugel leuchtete, die im ersten Moment stark an einen Basketball erinnerte.

„Aber was will ich mich beschweren? Wenn du doch einmal hier bist, kann ich auch meine Revenue kriegen!“

„Ich will nicht Kämpfen!“, gestand Dylan leise und wich Lucys stechenden Blick nicht aus. „Schwör mir, dass du niemals mehr, jemanden verletzt und ich lass dich laufen!“

Mit offenem Mund starrte Lucy den Albino an. Dann bekam sie ihre gewohnte Gelassenheit zurück und strich sich die Haare nach hinten. Sie lachte übertrieben auf und stemmte arrogant die freie Hand in die schmale Hüfte. Rötlich- weiße Funken knisterten in der Luft um sie herum.

„Wie Bitte? Du willst nicht mit mir Kämpfen?! Warum das denn?!“

„Weil ich weiß, das ihr Humanoid Demons zum Kampf gezwungen werdet. Ich habe einen Bericht über das Experiment gelesen, und vermute, dass du tief in deinem Innern wie ein normaler Mensch leben möchtest.“

Ein widerliches, breites Lächeln breitete sich im Gesicht des blauhaarigen Mädchens aus.

„Ach ja, das denkst du? Was bist du doch für ein feierlicher Dummkopf!“. Lucy verlor an Höhe und flog bedrohlich Nah über Dylans Kopf.

„Ich werde von niemand gezwungen! Die Dämonen sind doch der Grund, warum wir Humanoid Demons überhaupt prodoziert wurden. Wenn ihr die Wissenschaftler mit euren Kräften und Fähigkeiten nicht so verängstig hättet, wäre ich jetzt noch ein normales Mädchen und keine tickende Zeitbombe.

Ich kann denn Wissenschaftlern ihr Handeln aber noch nicht mal verübeln. Sie sahen euch als Bedrohung, und suchten nur einen Weg um ihren Platz an der Spitze Nahrungskette zu sichern. Und wir sind das Resultat dieser Forschung!

Darum ist es die ehrenhafte Aufgabe von Nemesis, euch Alle zu beseitigen! Wir werden alle Dämonen und alle die sich uns in den Weg stellen, vernichten!!“

Plötzlich richtete Lucy ihre flache Hand auf Dylans Gesicht und der Zorn brannte lodert in ihren roten Augen. Die Feuerkugel in ihrer Hand hatte um ein vielfaches an Größe und Energie gewonnen.

„Kämpf mit mir.“, knurrte sie dunkel. „Dieses Mal, kenne ich keine Gnade!“

Doch auch wenn sie zeterte wie eine wütende Gans, so können sie ihren Rivalen nicht aus der Reserve locken.

Dylans Arme hingen schlaff neben seinem Körper, während er mit Ausdrucksloser Miene die gewaltige Feuerkugel in Lucys Hand musterte.

Der kleine Körper des Mädchens war nun vollkommen von einem erschreckenden, Rotglühenden Ring umgeben, aber für sie war er nichts weiter als ein harmloser Lichtreif.

Lucy erkannte in Dylans emotionslosen Blick etwas Altbekanntes, und das brachte sie fast zur Weißglut.

Es dauerte einen Moment, bis sich der Schleier vor ihren Gedanken lichtete und sie in eiskalter Dunkelheit versank. Wieder kamen die Erinnerungen an das Humanoid Demon-Experiment Hoch, die ihr für mehrere Minuten, der Sicht beraubten.

Lucy konnte diese eine Nacht nicht vergessen, in der sie das erste Mal in der Lage war, ihre Macht zu nutzen. Damals kroch sie in aller Heimlichkeit unter ihre zerrissene Bettdecke und prodozierte die ganze Nacht lang kleine Flammen. Die hellen Funken zwischen ihren mageren Fingern betrachtete sie als tröstende Licht – und Wärmequelle in der frostig Zelle, die die Wissenschaftler als >Schlafzimmer< bezeichneten.

Aber der Raum war weniger als das. Er war winzig klein, nicht beheizt und zudem Stockfinster, da er noch nicht mal ein Fenster besaß. An sich machte das Gemach einen verwahrlosten Eindruck. Der raue Steinboden war mit Schmutz und Kleintier überzogen, zwischen den Fugen kleben Essensreste von den letzten Mahlzeiten und das Bett hatte auch schon bessere Tage gesehen.

Inmitten dieser ganzen Trostlosigkeit musste Lucy mehr als 5 Jahre ihres Daseins fristen.

Wie oft Lucy damals am liebsten vor lauter Angst und Schmerz gestorben wäre? Die letzten Experimente und Misshandlungen gerne vergessen würde? Sich von diesem elenden Leben befreien, und nie wieder leiden müssen?

Viel zu oft!

Ihre keuchenden, verzweifelten Atemzüge waren nicht seltend das einzige Geräusch, was die stille der Nacht durchbrach und in einem gurgelnden Aufschrei endeten.

Von Krämpfen geschüttelt versuchte sie die Szenen der unzähligen Vergewaltigungen und Prügelstrafen, zu verdrängen, die sie jede Nacht aufs Neue heimsuchten.

Aber da gab es noch Kamila, ihre kleine Schwester, die das Mädchen so dringend brauchte!

„Irgendwann werde ich diese ganze Forschungsanstalt in Flammen aufgehen lassen, und mit dir in eine schöne Zukunft fliehen“ sagte Lucy in dieser Zeit oft zu Kamila mit einem so kalten Ausdruck in den Augen, dass es der Schwester beinahe die Sprache verschlug. So sah der Traum einer misshandelten 8-Jährigen aus.

Lucy schloss die feucht gewordenen Augen und öffnete sie dann wieder.

Verschwommen sah sie die Feuerkugel auf ihrer Handfläche, die einzelnen Ausstellungsstücke des Naturkundemuseums und diesen weißen Jungen, der ALLES hatte, was sie sich nicht mal zu erträumen wagte.

Sie wunderte sich ein wenig über sich selbst, denn merkwürdigerweise fühlte sie gerade nichts.

Keine Trauer, keine Wut, keine Angst.

Kein bisschen der Emotionen die sie noch an ein Menschlichen Dasein erinnert hätten.

Nur diese endlose Leere, die sie regelrecht betäubte, jegliche Gefühle lähmte und alle Tränen versiegelte.

In Lucys Kopf herrschte nur ein Wunsch: Diesen Junge, der eine Zukunft UND einen Vater besaß, würde sie eigenhändig umbringen…!
 

Ohne seine Hände zu rühren machte Dylan einen kleinen Schritt auf Lucy zu. Schon die ganze Zeit lang beruhigte ihn das Gefühl, das die Seele und der Verstand des Flammenmädchens weit weg waren. Der trübe, wässrige Ausdruck in ihren purpurfarbenden Augen verstärkte diesen Verdacht nur noch mehr.

Je bewusster ihm wurde, dass sich diese gebrochene Person noch vor wenigen Jahren in der Gewalt eines grausigen Experiments befand, allein und machtlos, je schneller fing sein Herz an zu schlagen. Auch wenn sie ihn, Marcel, Connor und Fee bedroht hatte, so verspürte er doch den stärker werdenden Wunsch, diesem armen Geschöpf zu helfen.

Was musste Lucy nicht alles erlebt haben, um so verbittert so werden?

Dieser Gedanke bescherte ihm eine so stechende Migräne, dass er sein Gesicht vor Schmerz verzog.

„Ich kann dir helfen, Lucy! Ich möchte dich nicht noch mehr Verletzten!“, rief Dylan plötzlich und seine Stimme klang dabei so selbstsicher und voller Zuversicht, das er Lucys Trance löste.

Lucy blinzelte ein paar Mal verwirrt. Erschrocken riss sie Augen auf. Für einen kurzen Augenblick wusste sie nicht, ob sie ihren Ohren trauen konnte. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr Gehirn die gesagten Worte verarbeitet, und verstanden hatte.

„Was sagst du?“, sammelte Lucy so leise und unschuldig, dass es sich schon fast wieder dümmlich anhörte. Ohne sich einen Zentimeter zu rühren, blickte sie Dylan vorsichtig an, suchte in seinen Augen die List und Tücke.

„Wenn du möchtest, helfe ich dir. Ich glaube dir nicht, wenn du sagst, dass du den Forschern ihre Taten verzeihst. Das Experiment war Gewissenlos und Menschenunwürdig! Du hast es doch erlebt. Schau in deine Seele, und erinnere dich zurück!“

„WAS MEINST DU, WAS ICH DIE GANZE ZEIT MACHE!!“, schrie Lucy nun aus Leibeskräften und weiße Sterne explodierten vor ihren Augen.

„ICH KANN AN GARNICHTS ANDERES MEHR DENKEN, ALS AN DIESES SCHRECKLICHE EXPERIMENT! UND DAMIT DIE MENSCHEN NIE MEHR SO EINEN FEHLER MACHEN, WERDE ICH ALLE DÄMONEN – UND IHREN ALBTRAUM DER ANGST – ZERSTÖREN!!“

Dylan machte vorsichtshalber einen Schritt nach hinten und für den Bruchteil einer Sekunde, betrachtete er fassungslos sein Werk. Er merkte, dass er bei Lucy eine unsichtbare Line überschritten hatte.

Als Dylan sie so sah, dachte er ehrlich, ihm würde gleich die Seele in millionen Stücke zerfetzten werden. Lucy sah so erschöpft aus, so schwach, so ängstlich, so hilflos, als könnte sie jeden Moment vor seinen Augen zerbrechen Es war noch schmerzhafter, weil Lucy in der Regel so lebendig und leidenschaftlich erschien…

Das Mädchen plusterte sich in der Luft auf und stieß einen grellen Schrei aus. Die pulsierende Feuerkugel hatte sich in zwischen in ein Schlangenartiges Wesen verwandelt, was einen nicht minder beängstigenden Laut von sich gab.

Dieser Anblick brachte Dylans Gehirn schleunigst dazu seinen Dienst wieder auf zu nehmen, und sich an seine eigenen Fähigkeiten zu erinnern.

Langsam realisierte er, was er mit seinen gut gemeinten Vorschlag überhaupt angerichtet hatte. Er hatte Lucy mit seinen Worten bis ins Mark getroffen und verletzt!

Schnell konzentrierte er sich auf die großen Steinbrocken in der Ausstellungshalle und ließ sie, mit dem wink seiner telekentischen Kräfte, wie eine schützende Mauer vor sich zu Boden gleiten.

"... Hör auf.", sagte Dylan ruhig

Lucys wütender Gesichtsausdruck verschwand für einen Augenblick, aber im nächsten Moment war er wieder da.

"Hör auf, womit? Mit dem Töten? Oder mit dem Versuch, es zu tun?! Sag mir nicht, du bist wirklich so dumm und versucht immer noch, mich mit deinen idiotischen Vorstellungen zu besänftigen? Du willst mir helfen, ja? Und was passiert, wenn du es geschafft hast? Werden wir beide dicken Freunde, ziehen zusammen und leben gemeinsam ein glückliches Leben…? Hat dir jemand ins Gehirn geschissen oder was?!“

„Spiel hier nicht die Unnahbare! Ich weiß genau, dass ich dir helfen könnte. Und genau so weiß ich, dass du diese Hilfe gerne annehmen würdest. Aber dafür musst du erstmals über deinen Schatten springen!“

In diesem Augenblick wurde die >normale< Lucy Etoile in Stücke zerschlagen.

Sie hatte keine Ahnung, wie sich die Muskeln in ihrem Gesicht vor Wut zerrehrten, aber Dylan fühlte einen Anflug von Schmerz in seiner Brust, als er ihre Schreckliche Grimasse sah.

Wahrscheinlich hatte er grade etwas in Lucy zerstört, was er um jeden Preis bewahren wollte - nämlich ihr Herz.

„Ich hasse dich!!“

Dieser Satz kam wie ein Reflex aus ihren Mund geschossen. Ihre Lippen zitterten vor Zorn und Lucys Körper verkrampfte sich, ganz so, als ob sie einen Brechreiz unterdrücken würde.

„ICH HASSE DICH WIRKLICH!“

Die wild gewordene Feuerschlange schoss nach vorne und riss ihr entsetzliches Maul auf. Lange Fangzähne visierten Dylans Gesicht an, und die Bestie durchstieße in dieser Sekunde die Steinmauer, die dieser mit Mühe und Not errichtet hatte.

Das Ungetüm prallte hart gegen den perplexen Jungen und schleuderte ihn 5 Meter weit über den Boden.

Aufmerksam beobachtete Lucy, wie sich der zierliche Körper des Jungen dem gnadenlosen Griff beugte und auf den Rücken gedreht wurde.

Dylan schloss die Augen und neben seinen Kopf schlug das Maul der Schlange ein.

Er spürte die prasselnde Hitze auf seiner Wange und über sein Gesicht tanzte das flackern der Flammen.

Völlig neben der Spur, schaute er auf die nahe Einschlagstelle und schluckte erschauernd.

Einen Treffer von dieser Attacke hätte er mit sicherer Wahrscheinlichkeit nicht überlebt.

Unter großen Lärm setzte sich das Schlangenmonster wieder in Bewegung und wickelte ihren langen Leib um ihr Opfer.

„Nun wehr dich endlich!“, schrie Lucy. Sie wusste, dass ihre Flammen eine Höchsttemperatur von 9000 Grad erreichten, und sie den jungen Dämon ohne weiteres Grillen könnten.

„Ich möchte dich… immer noch nicht… Verletzten…!“, krächzte Dylan heiseren, während sich die Schlange immer enger um seinen Hals wickelte.

Für einen Augenblick, aber nur einen Augenblick erschien ein überraschter Ausdruck auf Lucys kleinem Gesicht. Dieser Blick wurde jedoch schnell durch Wut ersetzt.

„So…? Das reicht also nicht, um die zu killen?“, knurrte Lucy mit gespielter Entrüstung. Sie verzog entmutigt ihre Mundwinkel.

Wollte dieser Junge wirklich nicht mit ihr Kämpfen? Er wollte ihr sogar helfen! Oder war es ihm einfach schlicht ergreifend egal, wenn er starb?

Nein! Kein Zweifel! Selbst ein solch niedriges Wesen, wie ein Dämon hang an seinem Leben!

Aus einer Rocktasche holte sie eine kleine Glasflasche hervor, die mit einem braunen Pulver gefühlt war, und schwenkte sie in der Luft.

„Weißt du was dass hier ist, Dylan? Das ist reiner Sprengstoff - TNT genannt. Wenn ich auch nur ein Körnchen davon entzünde, fliegt dieses ganze Gebäude in die Luft. Willst du das?“

„Nein…“. Dylan schüttelte leicht den Kopf.

„Dann Kampf mit mir, verdammt nochmal!“

„… Nein! Dann Jag doch das Museum in die Luft und zerfetzt mich! Deinen Kampf kriegst du trotzdem nicht!“

Lucy musterte ihn einen Moment lang ungläubig und flog dann näher heran.

Obwohl ihre dunkelblauen Flügel so klein waren, und so aussahen ob sie das Gewicht des Mädchens kaum tragen konnten, bewegte sich Lucy mit der Geschwindigkeit eines Kampfjets durch die Lüfte.

„Du Idiot…“, knurrte sie Dylan ins Ohr und ließ die Feuerschlange mit einem Fingerschnipsen in Rauch aufgehen.

Dylan fiel unsanft zu Boden, landete doch wohlbehütet auf seinen Füßen.

Ohne sich zu rühren, drehte er den Kopf in Lucys Richtung und wartete, bis sich sein verschwommener Blick schärfte.

Sein Rücken schmerzte und alle anderen Glieder auch. Vorsichtig bewegte er seine kalten Füße. Taub von Blutmangel geworden, fühlten sie sich an, als gehörten sie nicht zu seinem Körper.

„Hast du es endlich kapiert?“, fragte Dylan monoton und massierte seine brennenden Oberarme.

„Ja.“, nickte Lucy. „Du bist ein unverbesserlicher Idiot! Mit dir kann man doch nicht Kämpfen! Das macht überhaupt keinen Spaß. Ich kriege ja schon fast ein schlechtes Gewissen, weil ich dich angegriffen habe.“

Sie hang mit verschränkten Armen in der Luft und nur das Glimmen der kleinen Flammen, die sie durchgehend absonderte, durchdrang die Dunkelheit.

„Ich werde nun nach Nemesis zurückkehren, und allen berichten was der Sohn des Teufels für eine jämmerliche Lusche ist!“

Es war offensichtlich das Lucy ihn wieder provozieren wollte. Vielleicht bekam sie unter diesen Voraussetzungen, doch noch ihren Kampf.

„Nur zu!“, erwiderte Dylan kühl, ohne zu wissen wer oder was Nemesis war.

Lucy biss die Zähne zusammen und zischte wütend. Dylans Verhalten traf sie wie einen Faustschlag in den Magen. Natürlich war ihr Stolz sofort noch angeknackster.

„Tschüss, du Vollpfosten“

„Tschüss… Fireflies!“

Ein rot-weißer Funken löste sich von ihrer rechten Hand und schlug sofort neben Dylans Füßen ein.

„WAS! Nenn mich nicht so! Ich habe einen Namen – ich heiße Lucy Etoile! Oder bist du zu blöd, um ihn dir zu merken!?“, lenkte Lucy ab und umklammerte ihren dünnen Brustkorb. In diesem Augenblick war sie froh, dass es im Museum so dunkel war und keiner sehen konnte, wie ihre Wangen eine rote Farbe annahmen. Und diese Färbung hatte ausnahmsweise mal nichts mit Wut zu tun.

Verlegen rieb sie sich die Arme, bevor sie fort fuhr:

„Dennoch, danke dass du mir Helfen wolltest…“

Es kostete ihr eine Menge Überwindung um das vor Dylan auszusprechen. Erleichterung und Hoffnung keimten in ihrer Seele auf, aber das drückende Gefühl in ihrem Bauch und der bittere Nachgeschmack auf der Zunge blieben.

"…verdammter Narr!", fügte sie noch halb verärgert, halb amüsiert über Dylans Sturheit hinzu und ließ das Fläschchen mit dem Sprengstoff in ihre Tasche zurück wandern.

Etwas klirrte leise darin.

Ihr Herz zog sich leicht zusammen. DAS hatte sie fast vergessen!

Lucy holte ein paar Mal tief Luft und griff nochmal in die Rocktasche und der Sternenkristall, den sie vorhin eingesteckt hatte, glühte vor Hitze. Langsam zog sie denn Stein hervor und zeigte ihn Dylan.

„Dieser Kristall hier, wird die Welt verändern“, erklärte Lucy mit einem seligen Lächeln im zarten Gesicht. „Dieser Merkaba gehört dem mächtigsten Exemplar der vergangen Forschung. Sobald wir ihn >Hybrid X I-Two< übergeben können, hat euer letztes Stündlein geschlagen! Sie ist die Krone der Schöpfung und wird die verlassenen Kinder der Humanoid Demons und Prototyp Angels ins Licht führen. Mit ihr in unseren Reihen, kann uns niemand mehr aufhalten. Noch nicht mal der Herr persönlich oder gar Satan.“

Und noch bevor Dylan ihre Worte hinterfragen konnte, war Lucy Etoile in Flammen aufgegangen und von der Bildfläche verschwunden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Gouda-kun
2013-08-17T21:54:56+00:00 17.08.2013 23:54
Ach, als ob ich kim sterben lasse! D-:
Er zählt doch zu meinen liebingscharas! Ich glaube, er IST sogar mein lieblingschara... Sorry Marcel!! XD
Ach, du hast es bemerkt? :D SCHÖN!
Ja du hast recht, sie sind weitaus älter als 17 Jahre...
Und das werde ich später auch noch genauer erläutern.
Sei gespannt!

Antwort von:  Reyel
18.08.2013 12:17
manchmal habe ich das talent, einfach völlig andere dinge zu sehen...
dafür bemerke ich andere dinge eher am randXD
aber ich bin sowas von gespannt, wie du es drehts. es ist wie eine droge... also wann kommt der nächste stoff?
Antwort von:  Reyel
18.08.2013 12:19
Ps: *milch rüberschieb*
Antwort von:  Gouda-kun
18.08.2013 20:26
ich finde das super, das du neugierig bist!
Das zeigt mir nur, das ich das gut verpackt habe und man trotzdem erahnen kann, das da was nicht stimmt....
leider muss du dich noch was gedulden. Dir ist sicher aufgefallen, das meine kapitel sehr lang sind, und das braucht schon seine Zeit. Also, für ein kapi brauche ich sicher 1 - 2 Monate. Aber du kannst doch die überarbeiteten Kapitel lesen, um dir das warten ein bisschen zu versüßen! :D
Danke für die Milch <3 *Glug Glug*
Von:  Reyel
2013-08-17T17:00:59+00:00 17.08.2013 19:00
.... und der kimi-maus- fanclub bricht in jubeln aus^^
ein echt tolles kapitel.
aber mir ist noch einmal was aufgefallen. du hast zum ersten mal über den wachstum der stone face erzählt, da ist mir dann aufgefallen, das die kleinen weit aus älter sind, als 17.....
wird das auch noch mal aufgeklärt? bzw wird das verhältnis zwischen den 3 stone face und marcel erläutert? das interessiert mich grad wahnsinnig XD

kann das nächste kapi kaum erwarten^^

Von:  Reyel
2013-08-17T17:00:53+00:00 17.08.2013 19:00
.... und der kimi-maus- fanclub bricht in jubeln aus^^
ein echt tolles kapitel.
aber mir ist noch einmal was aufgefallen. du hast zum ersten mal über den wachstum der stone face erzählt, da ist mir dann aufgefallen, das die kleinen weit aus älter sind, als 17.....
wird das auch noch mal aufgeklärt? bzw wird das verhältnis zwischen den 3 stone face und marcel erläutert? das interessiert mich grad wahnsinnig XD

kann das nächste kapi kaum erwarten^^

Von:  Mizuki_97
2013-08-17T12:07:09+00:00 17.08.2013 14:07
Also erstmal Tolles Kapitel... ;-)
Danke das du Kim nicht hast sterben lassen... :-)
Und danke das es endlich ein neues Kapitel gibt...
wo man wieder so schön mitfiebern konnte... ;-P
Von:  Mizuki_97
2013-08-17T12:07:04+00:00 17.08.2013 14:07
Also erstmal Tolles Kapitel... ;-)
Danke das du Kim nicht hast sterben lassen... :-)
Und danke das es endlich ein neues Kapitel gibt...
wo man wieder so schön mitfiebern konnte... ;-P
Antwort von:  Gouda-kun
17.08.2013 23:57
Hallo!
Ja, Kim darf noch weiter leben XD
Der ist zu WICHTIG!
Freut mich, wenn dir das kapi so gut gefallen hat ;-)
Antwort von:  Mizuki_97
18.08.2013 12:15
Puh...
zum Glück... :-D
Jap Jap war schön zu lesen... ;-P


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