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Little Brother + Big Brother =Chaos

Der ganz normale Wahnsinn!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen!! :-3

Ich wollte mich schon mal im Voraus für die lange Wartezeit bei Euch entschuldigen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, jeden Monat ein neues Kapitel hochzuladen, aber nun hat es ganze 3 gedauert.
Aber dafür ist das gute Stück seeehr lang und auch sehr Shonen-ai-Inzest-lastig! X`D

Viel Spaß beim schmöckern!

Liebe grüße, eure Gouda Komplett anzeigen

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Ein kurzer Lichtblick und dann wird alles Schwarz!

Mit einer fahrigen Bewegung schnellte Dylans Kopf in die Höhe. Er spürte die Anwesenheit einer anderen Person im Raum, und eine leichte Berührung auf seiner Schulter. Fast augenblicklich aktivierte er seine telekinetischen Kräfte, um im Ernstfall sofort Handlungsfähig zu sein. Erst danach drehte er langsam und vorsichtig sein Gesicht in die gewünschte Richtung um.

„Hmm?“

Doch nur ein Mitschüler aus der Klasse stand hinter ihm.

„Habe ich dich erschreckt? Tut mir leid, du saßt aus, als ob du eingeschlafen wärst.“ Der Junge mit den braunen Haaren und der großen Hornbrille räusperte sich leise. „Hast du Marcel gesehen? Er ist nicht aus der Pause zurück gekommen.“

Dylan schüttelte langsam den Kopf, und musterte den anderen Schüler Neugierig; wenn er sich richtig erinnerte war dieser Junge der beste Freund seines blonden Schützlings.

Doch wie hieß er noch gleich… Colin?

Mit einem angespannten Seufzen fuhr sich Dylan durch seine weißen Haare, bevor er ein kleines Lächeln auf seinen sinnlichen Schmollmund zauberte.

„Nein. Ich habe ihn nur heute Morgen kurz gesehen. Haben die Lehrer denn nicht nach ihn gefragt?“

„Haben sie nicht. Das ist ja grade das komische. Er hat sich wahrscheinlich in der Pause im Sekretariat abgemeldet, aber ich wüsste nicht warum er so plötzlich nach Hause gehen sollte. Marcel sah vorhin nicht krank aus, und wenn etwas wäre, hätte er es mir doch sicher gesagt, oder?“

Dylan zuckte bloß die Schultern.

„Keine Ahnung. Aber wenn wir nachher Schluss haben werde ich mal bei Marcel vorbei schauen. Er wohnt ja relativ nah bei mir, da sollte es kein sonderlicher Umweg für mich sein.“

Connor nickte und sah mit dieser Antwort zufrieden aus; es wäre nicht aus zudenken gewesen was passieren würde wenn er bei den Sandjoés aufkreuzte, und Kiley oder Daimon zufällig in die Arme lief. Persönlich hatten sie ihm zwar noch nichts getan, aber ihr Ruf eilte den Zwillingen weit voraus. Und da Connor eher eine ängstliche Person war, wollte er dieses Risiko lieber nicht eingehen und ihre Geduld auf die Probe stellen. Er wusste dass die Zwillinge Marcel schlecht behandelten und bei ihm würden sie sicher keine Gnade walten lassen.
 

Der heiße Staub der Straße flimmerte über grauen Betonboden. Lauernd hing er in der Luft, und wartete nur darauf, dass er sich in irgendeiner Lunge absetzten konnte. Selbst die Insekten schienen sich vor dem Dunst zu verkriechen, und hocken stattdessen in einem Sonnengeschützen Plätzchen.

Ein Gotland war es heute brüllend heiß!

Nach der sechsten Stunde verließ Dylan zügig das Klassenzimmer und lief zu der Bushaltestelle außerhalb des Schulgeländes. Er musste sich beeilen da er nicht genau wusste wann der nächste Bus fuhr, was auch nicht wunderlich war, da ihn doch normalerweise Mephisto mit dem Auto brachte.

Aufgeregt knetete der Weißhaarige seine Hände. Was wollte er Marcel eigentlich sagen wenn er ihm gegenüber stand?

Außerdem fürchtete er sich vor ein Zusammentreffen mit Daimon; mittlerweile konnte Dylan ganz gut nachvollziehen wieso Marcel seinen Bruder so abgrundtief hasste.

Daimon war nicht einfach nur ein Rüpel, sondern gemeingefährlich!

Dylan schob diesen Gedanken rasch beiseite und zog Stattdessen seinen Pullover über das Handgelenk und betrachtete nachdenklich das Stern-Muttermal auf seiner Haut;

Wenn es noch mal zu Eskalation kommen sollte, würde er sofort Mephisto rufen…

Er seufzte und schüttelte leicht den Kopf, um die bedrückenden Gedanken nun endgültig los zu werden. Er würde Marcel einfach einen netten Besuch abstatten und hoffen, dass sich Kiley in der Nähe aufhielt. Inzwischen war Dylan nämlich aufgefallen das Kiley sich nichts von Daimon sagen ließ, und er neben Jeremy wohl der einzige war, der auch nur annähernd wusste, wie man mit Daimon umging.

Dylan beschleunigte seine Schritte und bald erreichte er die Bushaltestelle des Gymnasiums.

Verwundert sah er dort sich um; Obwohl seine Armbanduhr mittlerweile den Mittag verkündigte, und alle Schüler Schluss haben sollten, schien die Bushaltestelle bis auf drei weitere Jungen vollkommen leer gefegt zu sein. Womöglich hatte Dylan durch seine ganzen Träumereien Zeit vertrödelt, und sogar den Bus verpasst…

Schließlich wandte er sich an einen der Jungen die dort staden. Vorsichtig tippte er den großen, athletisch aussehenden Schüler von hinten auf die Schulter.

Dieser drehte sich auch sofort neugierig um. Als er Dylan jedoch in die Augen sah, zog der Braunhaarige seine Augenbrauen in die Höhe.

„Wer bist du denn?“, fragte er barsch und baute sich vor Dylan auf.

„Kannst du mir sagen ob der Bus schon da war?“, fragte dieser emotionslos und ließ sich von seinen Gegenüber nicht einschüchtern.

Der Schüler sah den Albino einen Moment lang unschlüssig an; anscheinend schien er es gewohnt zu sein, das andere das Weite suchten sobald er auch nur den Mund aufmachte.

„Keine Ahnung. Ich bin selber grade erst hierhergekommen. Warte mal kurz, ich frage am besten mal meine Kumpels. Ich glaube, die sind schon was länger hier als ich… Hey Simon!? Weißt du ob der Bus schon da war?“

Nun drehte sich auch der zweite Junge im Bunde zu Dylan um und seine schwarze Lederjacke mit den silbernen Nieten sprangen einem sofort unangenehm ins Auge. Er war genauso groß wie sein Braunhaariger Freund und mindestens genau so muskulös wie er.

Irgendetwas an ihrer Erscheinung ließ Dylan vorsichtig werden; er wusste nicht genau warum, aber auf einmal machte sich ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend breit. Nervös fuhr er sich durch seine weißen Haare, holte ein paar Mal tief Luft und ging einen Meter auf Abstand.

Der Junge namens Simon musterte Dylan unverschämt lange und genehmigte sich dann einen tiefen Zug von seiner Zigarette, ehe er sich wieder an seinen Freund wendete.

„Was will der Knabe von uns, Mischa?“

„Bist du Schwer von K.P? Er will wissen ob der Bus schon da war?!“

„Sorry. Keine Ahnung, ich habe nicht wirklich aufgepasst. “

„Schon okay. Dann warte ich eben noch ein Weilchen.“, murmelte Dylan nun, ignorierte die neugierigen Blicke des Jungen und zog sich zurück.

Aus der sicheren Entfernung beobachtete er die beiden Jungen mit denen er gesprochen hatte noch einen Moment.

Sie wirkten ein ganzes Stück älter wie er, vielleicht waren sie 17 oder sogar schon 18 Jahre alt, und ihre Körpersprache signalisierte nicht grade Aufgeschlossenheit.

Hoffentlich muss ich hier nicht allzu lange sitzen, und mich mit ihrer Anwesenheit beglücken, dachte Dylan deprimiert.

Ohne es zu bemerken drehte sich der Junge mit der Lederjacke plötzlich um und kam zu der Mauer, auf der Dylan nun schon seit geschlagene 5 Minuten wie eine Statue hockte. Aber anscheinend war er so in seiner Gedankenwelt versunken, dass Dylan erst reagierte als zwei Füße in sein Sichtfeld drangen.

Auf einmal stand Simon vor ihm, und Dylan machte ungewollt Kontakt mit seinen Stahlgrauen Augen.

Fuck… Na, ganz toll. Jetzt rutschte ihm zu allen Übeln auch noch das Herz in die Hose.

Schnell löste er wieder die Verbindung ihrer Augen und starrte Stattdessen auf den Boden. Er musste sich schnell einen Plan ausdenken… Der Kerl erweckte nicht grade den Eindruck, als ob er nur ein harmloses Pläuschen suchte.

„Du bist noch relativ Neu an der Schule oder?“, fragte Simon von oben herab und betrachtete denn Weißhaarigen mit wachsendem Interesse.

„Naja, es geht. Ich bin nun schon etwas länger als einen Monat in der Stadt.“, antwortete Dylan achselzuckend und schaute langsam hoch. Er startete einen letzten, verzweifelten Versuch die Situation friedlich zu lösen, bevor er umschwenken und auf andere Mittel zurück greifen musste.

Ein unbeschreiblicher Adrenalinkick fuhr durch Dylans Adern, und zack, in diesem Moment machte es >Klick< und schon hielt er Simons Blick gefangen. Ein verschmitztes Lächeln huschte über seine blutleeren Lippen: Wenn er von Mephisto eins gelernt hatte, dann war es die Fähigkeit andere mit seinen bloßen Augen zu fesseln.

Vollkommen zu Frieden mit seinem Werk lehnte sich Dylan zurück und atmete erstmals Erleichert aus. Von nun an sollte er leichtes Spiel mit diesem Kerl haben.

„Kann ich mich zu dir setzen?“, fragte Simon zurückhaltend, aber dennoch mutig.

„Klar…“, kam es selbstbewusst von Dylans Seite aus. Er rückte ein Stück zur Seite und vernahm das leise Geräusch eines ehrfürchtigen Raunens. Sein Lächeln verwandelte sich augenblicklich in ein breites Grinsen.

YES! Jetzt hatte er es endgültig geschafft…! Bei seinem Blick wurden selbst eingefleischte Rocker zu zahmen Kätzchen.

Dylan hob den Kopf und klopfte einladend auf die freie Fläche neben seiner Schultasche.

„Komm schon…“, säuselte er verführerisch und sah wie Simon vor Schreck die Kinnlade runter fiel. „Setz dich zu mir. Ich beiße dich schon nicht.“

„Ja…Ja sofort! D- Danke!“

„Gern` geschehen…“ Ein tiefer Atemzug verließ Dylans volle Lippen, als er sich wie eine Katze in der Mittagsonne rekelte und aus halb geschossenen Augen zu seinen Sitznachbar empor blickte. „Was möchtest du denn von mir, Simon?“

„Oh!“ Bei dem klang seines Namens zuckte der Junge unwillkürlich zusammen. Er spürte wie sein Herz mit solche einer Kraft, und solch einer Geschwindigkeit gegen seinen Brustkorb hämmerte dass er es nur noch für eine Frage der Zeit hielt, bis es aus seinem Mund springen und ganz schnell, ganz weit weg laufen würde. SO, hatte sich Simon sein kleines Rendezvous mit diesen Jungen nicht vorgestellt…

„Ich weiß nicht genau, irgendwie… siehst du besonders aus…“

„Wirklich?“, fragte Dylan gespielt verblüfft. „Wie kannst du das beurteilen, du kennst mich doch gar nicht!?“

„Weiß ich nicht. Es ist nur so ein Gefühl.“ Der Junge wurde immer verlegener. Aber verlegen war sogar fast schon ein untertriebener Ausdruck; von Sekunde zu Sekunde wurde Simon unsicherer.

Als er Dylan grade wieder in ein Gespräch verwickeln wollte, wurde er in diesem Moment von dem anfahrenden Schulbus überdröhnt.

Flink sprang Dylan von der Mauer, schnappte sich im Flug seine Tasche und vollführte eine kleine Pirouette nach der er Simon schließlich ins Gesicht blickte.

„Danke für das nette Gespräch.“, grinste er selbstsicher und verschwand dann in Windeseile im Bus. Simon blieb nichts anderes übrig als Dylan hinterher zu schauen.
 

„So ein Idiot.“, brummte Dylan kopfschüttelnd und nahm auf einer freien Sitzbank Platz. „Dachte der Vogel tatsächlich, dass er mich mit solch billigen Flirtversuchen einlullen kann? Tzz! Das ist doch echt das letzte…“

Er funkelte die beiden Jungen vom Fenster aus argwöhnisch an. Mit ein bisschen Glück würde ihm diesrs Simon von nun an jeden Tag an den Fersen kleben…

So was lästiges aber auch. Bei diesen ständigen Annährungen von irgendwelchen Kerlen die er gar nicht kannte, erwachte so langsam in Dylan das Gefühl, das er wie die reinste Schlampe aussah.

Natürlich war er sich darüber im Klaren, dass er nicht dem gewöhnlichen Männerbild der Menschenlichenrasse entsprach, und schon alleine deswegen genügend Aufmerksamkeit ernete. Ganz im Gegenteil, er achtete und pflegte sein Geschlechtsneutrales Äußeres ja auch penibel, aber wenn ihn dadurch immer nur fremde Männer hinterher lechzend, musste er überlegen, ob das auch die richtige Entscheidung sei.

Immerhin war Dylan nicht mehr Ungebunden; er hatte schon lange jemanden gefunden denn er mochte, und denn wollte er auf gar keinen Fall mit irgendwelchen belanglosen Affären verscheuchen.

Dylan blinzelte kurz und verdeckte das Gesicht mit seinen Handflächen. Vor lauter Scham hatte seine Wangen Farbe bekommen.

„Oh Mann.“, zischelte er leise und hielt die Luft an, damit er im Stillen bis 10 zählen konnte.

1… 2…3…4…5…6-

„Machst du das Öfters Kalkfresse?!“

Perplex drehte sich der Albino nach der Stimme um… und vergas seine Finger von dem Gesicht zu nehmen, was ihm im Endeffekt aber sogar freute. Wenigstens verhinderten sie dass er vor lauter Schreck den Mund aufriss.

Hinter ihm saß doch wahrhaftig… Nein! Das war viel zu Krass! Wahrscheinlich war er der erste Dämon der an einem Herzinfarkt krepierte.

„Was machst du denn hier?“, rief Dylan laut und zeigte mit erhobenem Finger auf die hintere Person.

Da saß Daimon Sandjoé – das Arschloch aus dem Dylan einfach nicht Schlau wurde!

„Was mache ich öfters?“, schoss er zurück und fühlte sich von seinem Gegenüber sofort angegriffen. Fast augenblicklich begann seine verheilte Platzwunde wieder zu pochen und Panik schnürte ihm die Kehle zu. Oh ja, er kannte die gemeine Visage des Rothaarigen nur allzu gut…

„Andere Leute mit deiner Hypno-Scheiße manipulieren?!“ Daimon reckte trotzig das Kinn und verlagerte sein Körpergewicht vom Sitz nach vorne.

Im Gegenzug sprang Dylan aufgekratzt nach hinten und klammerte die Finger in seine Schultasche. Das war nicht Fair! Das war GANZ UND GARNICHT FAIR!

„Du hast mich nicht bemerkt, oder?“, folgerte Daimon gelassen. „Tja, wie sollst du auch wenn du dich nur auf meine Freunde konzentrierst?“

„Das…!“

„Ja, das war wirklich Dumm von dir.“

„Was habe ich denn gemacht?!“, wehrte sich Dylan gegen den gemeinen Vorwurf. „Dein Kumpel hat mich doch so unverschämt an gebaggert! Irgendwie musste ich mich doch verteidigen!“

„Kannst du das denn nicht wie jeder andere anständige Kerl mit deinen Händen verteidigen?“, genervt verdrehte Daimon die Augen und stützte seinen Arm auf dem Fensterbrett ab. Die Wange lehnte er gegen seiner zur Faust geballten Hand und es sah so aus, als würde er angestrengt versuchen, nicht aus der Haut zu fahren.

Dylan hingegen konnte nur mit Mühe und Not einen hysterischen Angstschrei unterdrücken, und spürte zu seiner Pein, das sich sein ganzer Magen auf Erbsengroßen zusammen zog.

Oh Gott, wo war denn bitte der Schleuderkopf in diesem verdammten Bus?!

Oder vielleicht sollte er direkt aus dem Fenster springen und hoffen, dass er den Weg zu Fuß nach Marcel fand… Allerdings erinnerte ihn Zeitgleich sein lädierter Verstand daran, dass wohl auch Daimon dahin fuhr.

Die Haut unter Dylans Fingerspitzen war inzwischen kochen heiß geworden. Ganz, ganz langsam spreizte er die Finger und öffnete ein Auge, um zu Daimon herüber zu linsen.

Der Rothaarige starrte ihn ohne zu blinzen an. Bei diesem intensiven Blick fuhr ein elektrischer Schlag durch Dylans Adern, und lähmte in Sekundenschnelle seinen Körper.

Auch wenn Daimon sich gerne Prügelte, oder keine Probleme hatte seine Finger anderweit schmutzig zu machten, konnte doch niemand von ihm behaupten, dass er nichts um sein Äußeres gab.

Nein, da war man bei ihm an der falschen Adresse;

In Wahrheit war Daimon nämlich sogar sehr eitel, und sorgte dafür dass selbst seine Fingernägel immer frisch geschnitten waren, und sauber aussahen.

„Mach mal die Klappe zu, es zieht fürchterlich.“, fauchte Daimon bösartig und stütze die Hände nachdenklich auf der vorderen Kopflehne ab. „Wo geht es denn hin, Kumpel? Ich habe dich noch nie in diesem Bus gesehen. Sag bloß, das die Karre deines Vaters Schrott ist?“

Aha, da ist es wieder. Da war das provokante Arschloch das in der Haut dieses armen Schönlings hauste.

Dylan rieb sich über das rote Gesicht und funkelte Daimon zornig an; Jetzt, wo Daimon seinen Vater ins Spiel brachte, verwandelte sich seine Furcht wie von Zauberhand in Wut. Plötzlich lag der Geruch von Adrenalin in der Luft.

„Red` nicht in diesem abfälligen Ton über meinen Vater!“

„Aha, ist das so? Also wenn der Kerl dein richtiger Vater ist, dann fresse ich aber einen Besen. Ihr seht euch aber auch zum verrecken nicht ähnlich.“

„Na und? Das könnte man von dir und Marcel auch behaupten! Selbst als Dämon müsstest du in deiner Menschlichengestalt gewisse Gemeinsamkeiten mit ihm haben, aber Fehlanzeige! Ihr seid sogar noch unterschiedlicher als die Schöne und das Biest!! Aber das auffälligste ist noch nicht mal eurer Aussehen; auch eure Charaktere sind total unterscheiden.“

„Tja.“, meinte Daimon gelassen und fuhr sich mit der Zungenspitze über seine Unterlippe. „Nicht jeder kann so geil sein, wie ich es bin.“

„Urgh! Benutze noch einmal was Wort mit >G< für deine Person, und ich kotze!“

„Komm schon Kleiner, sei nicht so schüchtern. Man sieht dir doch an, das ich dich mit meinem unverschämt, scharfen Aussehen heiß mache.“

Stöhnend legte Dylan die Hand auf seinen Bauch, und tat sah so, als müsste er sich übergeben. „Dein Ego ist echt… RIESIG.“

„Mmm-hmm. Und nicht nur mein Ego…“

„Halt bloß dein Perverses Maul! Da lass ich mich doch lieber von dir verprügeln, als auch nur noch eine Minute länger dein Geschwafel ertragen zu müssen.“

Schnalzend wischte sich Daimon eine feuerrote Strähne aus seinem Gesicht, als er die zierliche Gestalt des Jüngeren fixierte. Er grinste von einem Ohr bis zum anderen. In Sachen Dirty talk gab es kaum einen, der ihn schlagen konnte.

„My. Fucking. God. Was bist du doch nur für eine jämmerliche Pussy. Gleich erzählst du mir noch, das du Jungfrau bist.“

„Ganz sicher nicht!“, knurrte Dylan wütend und biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Alter, wenn sein Gesicht so rot war, wie es sich heiß anfühlte, na dann gute Nacht….!

„Na…“, hakte Daimon Augenbrauen wackelnd nach. „Ist dein kleiner, süßer Arsch noch Einbahnstraße oder nicht mehr?!“

„Tzz, das würde du Pädo schrecklich gerne wissen, was?! Aber ich habe Stolz, und ich bin doch kein Flittchen das sich von jeden daher gelaufenen Typen Vögeln lässt!“

„Dann beantworte ich meine Frage mal mit einem >Ja<“, brummte Daimon siegessicher. „Willst du diesen Zustand ändern? Jetzt vielleicht?“

„Pfui!“, Dylan streckte ihm die Zunge raus und schüttelte seinen warmen Kopf. Er drehte Daimon den Rücken zu und kreuzte die dünnen Arme vor seiner Brust. „Boor, was werde ich diese Nacht Albträume haben. Du bist der ekelhafteste Kerl dem ich jäh begegnet bin. Und wenn ich sehe wie du dir schon die ganze Zeit über deinen Oberschenkel reibst, wird mir augenblicklich schlecht.“

Zumindest Anfangs. Aber nach längerem Hinschauen musste Dylan gestehen das sich sein Unterleib vor lauter Vorfreude zusammen zog, als er Daimons schlankes Bein und die lasziv drüber streichelnde Hand betrachtete. Hmm, wie sich Daimons Hand wohl auf seinem Oberschenkel anfühlen würde….?

Tjaja… sein Laster. Dylan fand Männer eben attraktiv, und Daimon gehörte ganz klar zu der >besseren Auswahl<.

„Aha aha. Wie ich sehe hast du mich also doch beobachtetet. Darf ich das als eine Zustimmung auf mein Angebot von eben betrachten?“ Mit einem wölfischen Grinsen reckte Daimon arrogant die Nase in die Höhe, und lehnte sich noch weiter über denn Vordersitz.

Dylan wurde bei seinen Worten sofort verlegen und zog einen Schmollmund. „Träum weiter.“, brummte er und zwirbelte eine weiße Haarsträhne zwischen seinen zitternden Fingerkuppen. Wie lange dauerte diese Fahrt wohl noch? „ Ich hätte dich niemals so Pervers eingeschätzt.“

„Das nennst du schon Pervers? Wie niedlich… Pass mal auf, was ich noch so perverses von mir gebe, wenn ich dich diese Nacht aus deinen Alpträumen reiße und nackt über dir liege.“

„Danke für dieses wunderbare, wirklich wunderbare, Kopfkino.“

„Gern geschehen.“

Dylan stieß ein abgrundtiefes Seufzen aus. Das lief ja heute wunderbar für ihn… Jetzt schlug er sich nicht nur mit seinem Feind Nr. 1, sondern Flirtete sogar schon auf eine ungewöhnliche gewiss, sehr verstörende Art und Weise mit ihm!

Im Nachhinein fühlte er sich deswegen auch noch schuldig; es kam ihm so vor, als Betröge er Marcel mit seinem eigenen Bruder!

„Jetzt hör mir mal genau zu!“ Mit neu gewonnener Kraft fuhr Dylan herum und funkelte Daimon mit seinen honiggelben Katzenaugen an. „Ich gehöre nicht zu deinen unzähligen Weibern oder Kerlen die du schamlos anbaggern kannst. Ich will das nicht! Und zudem finde ich dich noch nicht mal anziehend! Also halt dein blödes Schandmaul, und such dir deinen Spaß woanders…! Bei mir kriegst du denn nicht!“

Ein grinsend schlich sich auf Daimons Miene als er noch einmal über seine Lippe leckte, und dabei sein Piercing berührte. Er konnte sich nicht helfen, aber dieser Albino gefiel ihm von Sekunde zu Sekunde immer besser. Temperamentvolle Menschen, oder in Dylans fall, Dämonen, fand er sowieso weitaus anziehender, als Schüchterne.

Darum verstand er sich auch besser mit Kiley, als wie mit Marcel.

Der Blonde sah zwar schon ganz süß aus, wenn er sich immer wie ein kleines Mädchen verhielt und beschämt seinen Blicken auswich, aber mit Kim konnte man deutlich mehr Spaß haben.

Mit Kim konnte er sich stundenlang Zoffen und nie würde der Ältere auf die Idee kommen, klein bei zu geben.

Nein, nicht unser stolze Weiberheld der Schule.

Selbst wenn Daimon ihn total in die Ecke gedrängt hatte, und er im sicheren Feld lag, würde Kim sich NIEMALS freiwillig geschlagen geben!

Aber Marcel…

Nein, der Kleine war viel zu weich für diese grausame Welt. Zwar hatte er sich in den letzten Monaten stark verändert, aber das reichte in Daimons Augen immer noch nicht aus, um als vollwertiges Mitglied ihrer Familie anerkannt zu werden.

Ohne Jeremys ständigen Beistand und Kontrolle würde Marcel doch Untergehen! Die kleine Superzicke konnte einfach nicht ohne seinen Bruder überleben, und würde auch immer an seinen Rockzipfel hängen, wenn Jeremy nicht selbst was dagegen unternahm!
 

Kichernd stütze Daimon die Hände von der Lehne ab und drückte sich langsam hoch. Er beobachtete wie Dylan bei dieser Bewegung unruhig zuckte. Seine schönen goldenen Augen zogen sich sogar zusammen und ein kleines Fauchen wich aus seinem netten Mündchen. Wut stand dieser kleinen Kalkfresse echt gut!

Plötzlich wurde Daimons Kehle staubtrocken.

Oh ja, es wäre absurd zu behaupten dass diese hübsche, kleine Kalkfresse ihn kalt ließ. Nur warum bemerkte Daimon das erst jetzt, und nicht schon bei ihren ersten Treffen? Entweder stand er da total neben sich, oder er hatte Dylan gar nicht genau betrachtet!

Auf jeden Fall fand Daimon das Dylan in diesem Moment echt lecker aussah. Er mochte vor allem seine Augen; sie sahen aus wie Bernsteine und in ihrem Inneren glühte ein Feuer, das erst noch gezähmt werden musste.

„Ich finde es heiß, wenn meine Partner so temperamentvolle Rotzlöffel wie du sind.“, zischelte Daimon mit kratziger Stimme, und heftete seinen Blick auf Dylans Hinterkopf. Fast gleichzeitig fragte er sich, ob seine Haare wohl von Natur aus weiß waren, oder er mit Chemische mitteln nachgeholfen hatte?

„Schön für dich!“, murrte Dylan. „Dann steig doch aus, und suche dir einen!“

Seine Augen funkelten entschlossen und seine Hände hielt er zu Fäusten geballt vor der Brust verschränkt.
 

„Ist dass das Haus?“

Kim ließ sein Blick umher schweifen und schnalzte Anerkennend mit der Zunge. Sie befanden sich in Thirsks Innenstadt und standen wartend auf dem Bürgersteig.

„Ja. Hier wollte sich der Vermieter mit uns Treffen. Ich bin mal gespannt ob es von innen auch so toll aussieht, wie von außen.“

Kiley und Marcel näherten sich langsamen Schrittes den hohen Mehrfamilienhaus, und schauten sich in der nahegelegenen Wohnsittlung um.

Die Vorgärten wirkten sauber, von weiten sahen sie lachende Kinder über die Straße hetzen und zwei ältere Damen auf den Gehweg schoben ihre Tüten bepackten Rollatoren vor sich her.

„Sieht aus wie eine Familienwohngegend.“, meinte Kim und schirmte seine Augen mit der Hand ab, als er in die Ferne blickte. „Auf den ersten Blick macht es einen positiven Eindruck. Aber hoffentlich haben wir nicht so viele Blagen die im Haus, die Lärm veranstalten.“

„Kiley!“, murmelte Marcel leicht verletzt. „Ich bin auch noch ein halbes Kind! Und, mache ich Terror?“

„Nein. Dann hätte ich dich schon lange durch den Fleischwolf gedreht, aber mit fremden Kindern wird das schon problematischer…“

Marcel stieß einen verächtlichen Laut aus. „Warum bist du wieder so mies gelaunt? Vorhin war doch noch alles in Ordnung…“

„Ich komme nicht gut mit Kindern klar.“ Daraufhin kicherte Kim kurz und gemein. „Und sie nicht mit mir! Wirklich, schon im Kindergarten habe ich mich immer vor den Anderen zurückgezogen.“

„Aha. Dann hast du ja eine tolle Kindheit gehabt, was?“

Sichtlich irritiert überflog Marcel den Zettel in seiner Hand. Er las die Regeln, Verbote und die etlichen Vorschriften, in der Form eines Internetausdrucks welches er von Kiley im Bus bekommen hatte, jedoch konnte er nur den Kopf schütteln. Die Menschen in ihrer vielleicht Wohnung legten anscheinend GROSSEN Wert auf Ordnung und Disziplin.

Naja, zum Glück zog er mit Kiley zusammen, und nicht mit Daimon. Der Jüngere Zwilling hatte nämlich schon immer Probleme gehabt, sich an Regel und Vorschriften zu halten, und das würde sie hier nur in Schwierigkeiten bringen.

Die Brüder betraten das Haus und ein Mann mittleren Alters stand bereits am Eingang, und winkte die beiden zu sich rüber.

„Guten Tag.“, rief er enthusiastisch und grinste breit. Der Mann streckte seine rosigen Finger aus, und begrüßte Kim und Marcel per Handschlag. „Herr Sandjoé und sein Bruder nehme ich an?“

„Ja.“, nickte Kim sachte und seine Augen funkelten als der kleine, rundliche Vermieter mit der halb Glatze und den wulzigen (Lutsch)Lippen unter der Kraft seines Händedrucks leicht in sich zusammenfuhr. „Ich bin Kiley Sandjoé, und das neben mir ist mein kleiner Bruder Marcel. Schön sie kennenzulernen.“

Ohoh, dachte Marcel und biss sich leicht auf die Unterlippe. Kiley ging mal wieder in die indirekte Konfrontation, und nutzte schamlos die Kraft als Dämon aus, um seinen Gegenüber ein zu schüchtern.

„Hmm-hmm.“, nickte der Mann erschrocken während er sich heimlich seine lahmen Finger rieb. „Mein Name ist Thomas Steger. Ich führe Sie dann zu der Wohnung die Sie besichtigen wollten. Sollen wir die Treppe oder den Aufzug nehmen?“

„Entscheiden Sie. Uns ist es Egal.“

„Na gut. Dann nehmen wir den Aufzug.“, beschloss Herr Steger seufzend, und wirkte mit der Entscheidung sehr zufrieden. Ganz Marcels Vermutung bestätigend bewegte er sich nicht so gerne, obwohl er und seine Überflüssigen Funde ein bisschen Sportliche Betätigung eigentlich bitter nötig hätten.

Nach einem kurzen Trip mit dem Aufzug waren sie in der dritten Etage angekommen und Herr Steger fummelte in seiner Hosentasche um den Wohnungsschüssel heraus zu holen.

Marcel nutzte den kurzen Moment des Wartens und ließ seinen Blick Neugierig über die Umgebung schweifen, die er und Kiley wohl bald ihr neues Zuhause nennen durften. Vorübergehend zu mindestens.

Das Mehrfamilienhaus machte auch von innen einen guten Eindruck auf ihn, es wirkte zwar nicht edel, aber dafür gemütlich. Die Wände des Flures waren in Beigetönen gestrichen, und Ordentlich verputzt wurden. Auf den Türen der anderen Wohnung hingen Blumenkränzte, Willkommensschilder und hier und da entdeckte er ordentlich zusammengestellte Schuhe, und Kinderwägen.

Urgh, Kinderwägen… Dann würde Kim sich wohl seiner Abneigung stellen müssen, und sich sein Reich mit Windelpupsern teilen.

Aber nicht schlecht, alles im Allen hinterließ das Haus wirklich einen sehr positiven Eindruck!

Dieser verstärkte sich noch mehr als Herr Stegen klickend die Wohnung aufschloss und die Brüder in das fast 100 Quadrat große Apartment führte, und Marcel im ersten Moment die Spucke weg blieb. Er hatte ja mit allem gerechnet, vor allem damit dass Kim nicht grade mit Jeremys Geld geizte, aber das hier sprengte jeden Rahmen!

„Nicht schlecht…“, murmelte Kiley leise und stemmte eine Hand in die schmale Hüfte. Ja, das sah hier doch mal wirklich Nett aus.

Als Kiley aus Marcels Blickfeld verschwand und sich von dem Vermieter die einzelnen Räume zeigen ließ, hatte Marcel endlich Zeit die restliche Wohnung zu begutachten.

Der Gang in dem er stand führte zu einer separaten Küche auf der linken Seite, und Marcel konnte nicht anders, und musste auch sofort einen Blick in diesen Raum werfen. Hmm, jetzt fühlte er sich schon irgendwie ein bisschen nervös;

Immerhin gehörte die Küche zu den wichtigsten Orten in einer Wohnung (für ihn auf jeden Fall!), aber die Neugierde überwog und deswegen fackelte Marcel auch nicht lange herum, stieß die Türe auf und…

Und er fand sich in einem wunderschönen Raum wieder!

„Wow.“, entfloh es Marcel und er blieb vor Erfuhrt erfüllt im Türrahmen stehen.

Es war… ein Traum!

Die Wände waren weiß gestrichen und auf den Fußboden lagen hellbraune Laminatplatten. Die Anrichte der großen, UNVERSCHÄMT großen, Küchenecke bestand aus einer schwarz-grauen Marmorfläche auf die wahrscheinlich ein ganzer Elefant Platz gefunden hätte. An der Wand hingen mehrere Schränke aus Eichenholz. Aber schon alleine für die Anrichte aus Marmor hätte Jeremy einen Mord begannen!

Langsam und vorsichtig verließ Marcel die Küche wieder. Wenn er und Kim diese Wohnung nahm, konnten sie sich wahrscheinlich auf ein unfassbar hohes Miet-geld gefasst machen! Aber das wollte Marcel auf gar keinen Fall! Immerhin war es nicht IHR Geld, und er würde sich auch mit weniger Luxus zufrieden geben.

Wieder im Flur angekommen entdeckte Marcel auf der rechten Seite eine zweite Türe, dass mit einem hellblauen WC-Schild bestückt war. Am Ende des kurzen Ganges befand sich eine Art hölzerner Bogen, welcher einen offenen Durchgang für das anliegende Zimmer, welches wohl das Wohnzimmer zu sein schien, bot.

Dies betrat Marcel dann auch, und entdeckte dort Kiley und Herr Steger die sich unterhielten.

„Haben Sie das Schreiben dabei, Herr Sandjoé?“, fragte Herr Steger und schaute Kim prüfend in die Augen.

„Natürlich. Hier ist die Einverständniserklärung meines Bruders.“

„Danke.“, sagte Herr Steger, nahm das Papier entgegen und überflog rasch denn Brief. „Das sieht gut aus. Hmm-hmm. Wenn der Vertrag über ihren Vormund, in diesem Fall ihren Volljährigen Bruder Jeremy Alexander Sandjoé läuft, dürfte es mit der Wohnung keine Probleme geben.“

„Natürlich. Ich weiß ja dass ich mit 17 Jahren noch keinen Mietvertrag abschließen kann, und die Zustimmung und die Unterschrift meines Bruders benötige. Ich lebe schließlich nicht hinterm Mond.“, antwortete Kim und hätte der Vermieter hochgeschaut, hätte er das Grinsen bemerkt, welches Kileys blassen Mund in diesem Moment zierte.
 

„Kiley?“, fragte Marcel mit einem strengen Unterton in der Stimme und sah zu Kim als sie die Wohnung vor ein paar Minuten verlassen hatten. „Woher hast du denn bitteschön Jeremys Einverständniserklärung, sowie seine Unterschrift?“

Das Schweigen, das während des Nachhausewegs zwischen ihnen herrschte, fand nun sein Ende.

„Aus dem Internet.“, beteuerte Kiley und grinste schief. „Und die Unterschrift habe ich selbst gemacht.“

„Bist du Blöd?! Das ist Urkundenfälschung! Dafür könntest du ins Gefängnis wandern!“

„Marcel, bitte! Jetzt mach dir mal nicht gleich in die Hose! Erst meckerst du rum weil ich Autofahre und jetzt das schon wieder... Mensch, Ich weiß doch was ich tue! Ist es denn zu viel verlangt wenn ich dich bitte, mir einfach zu vertrauen? Was wollen die mir denn schon viel anhängen? Ich bin Minderjährig und vorher noch nie Auffällig geworden.“

„Ach ja, und wie soll dein späteres Leben aussehen? Meinst du, du kriegst eine Stelle als Arzt wenn du schon in deiner Jugend wegen Urkundenfälschung angeklagt wurdest? Dann wird dich doch kein Krankenhaus oder Praxis nehmen.“

Kim verdrehte die Augen und zündete sich derweilen eine Zigarette an.

„Mach nicht so einen Aufstand, Kleiner. Ich lasse mich schon nicht von irgendwelchen Halsabschneidern erwischen.“

„Das will ich hoffen.“, murmelte Marcel und vergrub seine Hände in den tiefen seiner Hosentasche.

Was hatte er sich da nur wieder Eingebrockt? Was hatte Kim sich nur dabei gedacht!?

Wenn der Vermieter die Einstimmungserklärung mit der Unterschrift überprüfen lassen würde, wären sie Alle dran! So verantwortungslos und Risikofreudig war Kim doch eigentlich gar nicht. Woher nahm er auf einmal all dieses Selbstbewusstsein?

Minutenlang versuchte Marcel sich einzureden, dass die Dinge gar nicht so schlimm standen, und dass mit Kiley alles in Ordnung war, doch seinen Verstand konnte er nicht täuschen. Das, was passiert war, hatte sich unwiderruflich in sein Gedächtnis eingebrannt.

Dementsprechend motiviert schlenderte Marcel auch mit Kim zu der Bushaltestelle zurück, als der Ältere plötzlich stehen blieb.

Leicht irritiert tat Marcel es ihm gleich, und schaute über seine Schulter. „Hmm, was ist los?“

„Fuck. Mir ist grade eingefallen das wir noch Einkäufen müssen.“, meinte Kiley und fuhr sich mit der Hand durch seine Pechschwarzen Haare. „Sorry, Kleiner. Hast du noch Lust oder bist du Müde vom Tag?“

Wahrheitsgemäß schüttele Marcel seinen Kopf und lächelte ein wenig. Na, so verantwortungslos wie er eben gedacht hatte, konnte Kiley doch gar nicht sein, oder?
 

„Ich kann mehr! Meine Füße – ich sterbe!“

„…“

„Ich bin so fertig. Ich gehe NIE MEHR mit dieser Kaufsüchtigen Schlampe in die Stadt. Das war das letzte Mal, dass ich - “

„KIM!“, donnerte Daimon angefressen und warf Kiley von seinem Bett aus einen wütenden Blick zu. „Geht das vielleicht auch ein bisschen leiser? Ich höre grade Musik!“

Etwas verdutzt über diese schroffen Worte, schluckte Kiley seinen nächsten Satz, in dem er eigentlich fragen wollte, wie Daimons Schultag gelaufen war, wieder herunter. Stattdessen beobachtete er seinen kleinen Bruder dabei, wie er sich die Stöpsel seines Mp3-Players wieder in die Ohren steckte, und genervt eine Haarsträhne aus seinem Gesicht pustete.

Vor einer halben Stunde war Kiley mit Marcel nachhause gekommen, und hatten halb Thirsk abgelaufen.

Es war schon schwierig genug, einen gescheiten Bioladen in dieser Stadt zu finden, wo man eigentlich andere Dinge hätte tun können, wie zum bespiel die anstehenden Chemiehausaufgaben erledigen ,aber das Marcel von einem Klamottenladen in den nächsten huschte, sich mit der Verkäuferin stundenlang über Make-up unterhielt, und zu allem Überfluss auch noch überlegte sich ein Piercing schießen zulassen, schlug dem Fass natürlich den Boden aus.

„Tröste mich.“, verlangte Kiley spitz und rollte sich auf den Bauch um Daimon mit den Fingern in die Seite zustechen. „Alter-mach-mal-hinne-ich-bin-seelisch-total-am-ENDE-!“

„Dann-Fick-dich-ins-Knie-!“, kam es von Daimon zurück, während er seine Augen nach wie vor auf dem Display seines Mp3-Players geheftet hielt.

„Du kleine faule Mistkröte!“, zischelte Kim. Er drehte sich wieder auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter seinen Kopf um einen Blick an die weiße Tapete ihres Doppelzimmers zu werfen. Mit gesenkten Lidern schob er die Hand unter sein schwarzes Shirt und kratzte mit den Fingernägeln über seinen Bauch. Verdammt, er hatte keine Ahnung, was er machen sollte… Er wollte das ihn jemand in den Arm nahm, und sagte was er für ein toller, großer Bruder war, aber auf Daimons Erbarmen konnte er noch lange warten.

In dem Doppelzimmer war es dunkel und still.

Als normaler Mensch konnte man nichts hören, geschweige denn etwas sehen, und eigentlich waren dies die besten Voraussetzungen um zu schlafen, doch nicht für Kiley. Er lag hellwach auf seiner Matratze und lenkte sich ab, indem er die feinen Muster auf der Tapete zählte, oder das Klicken von Daimons Fingern beobachtete.

Der Raum erinnerte vom Stil her leicht an ein Internat-zimmer: Es gab zwei Betten im Raum die an den Wänden standen und zwei Schreibtische am Kopfende. Dazu kamen noch zwei solide Schränke aus Eichenholz mit ihren Klamotten drin, und zwischen den Tischen befand sich ein großes Bogenfenster, von dem man eine erstklassige Aussicht auf den Wald hatte.

Ganz toll… Mit der Inspektion ihres Zimmers hatte Kiley ganze 30 Sekunden Tod geschlagen.

Impulsiv richtete er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Er schlüpfte in seine schwarze Lederjacke die er vorher über dem Schreibtischstuhl geworfen hatte, und zupfte mit den Fingerspitzen seinen Pony zu recht.

„Wo willst du hin?“, fragte Daimon und schaute seinem Bruder abschätzend ins Gesicht.

„Keine Ahnung. Ich muss einfach raus.“

„So? Vor 10 Minuten warst du noch total erschöpft.“

An dieser Stelle verdrehte Kim die Augen.

„Na und? Jetzt ist mir eben Langweilig. Und da mit dir sowieso nichts anzufangen ist, muss ich zu meinen Freunden gehen, wenn ich auf andere Gedanken kommen will.“

„Tue das…“, murmelte Daimon und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Musik.

„Mach ich auch!“, schoss Kim leicht beleidigt zurück, und ging zu der Türe, als er noch einmal Daimons Stimme vernahm.

Genervt drehte sich der Schwarzhaarige zu seinem Zwilling.

„Was ist denn, Daimon? Ich möchte los.“

„Wie stehst du eigentlich zu diesem Albino aus Marcels Klasse, zu diesem Dylan?“

Kim ließ die Türklinke wieder los, und drehte sich nun komplett um damit er Daimon in die Giftgrünen Augen schauen konnte.

Diese unvermittelte Frage brachte ihn leicht aus dem Konzept: was interessierte sich Daimon denn plötzlich für die Angelegenheiten dieses Jungen, und warum fragte er auch noch ihn? Kannte er den Knaben denn besonders?

Nein. Eigentlich nicht.

„Warum willst du das wissen?“, fasste Kim seine Neugierde auch sofort in Worte. Er saß wie Daimon zuckte und angespannt seine Finger knetete.

„Weil ich das Gefühl habe das uns dieser Dylan Schwierigkeiten bereiten könnte.

Hast du noch nicht bemerkt wie sehr er an Marcel klebt, und ihm hinterher rennt? Das ist doch kein Normales Verhalten für Jungen ihn ihren Alter…

Wenn ich das richtig beurteile, dann hat Dylan ein Auge auf unseren Kleinen geschmissen, und…“, Daimon legte seinen Mp3-player zur Seite und setzte sich dann auf die Bettkante. „Und außerdem vermutet er, dass Marcel nicht unser richtiger Bruder ist. Ich habe ihn heute Mittag zufällig im Bus getroffen, und da hat er mir seinen Verdacht unter die Nase gerieben. Kiley, weißt du was das heißt? Wenn er Marcel mit seinem Gerede auf dumme Gedanken bringt, können wir die Mühen und Anstrengungen der letzten 14 Jahre vergessen! Abhacken! Finito! Nie da Gewesen! Und wenn Jeremy dahinter kommt, sind wir erst recht alle gefickt.“

Kim setzte sich neben Daimon auf die Bettkante, und schaute seinen Bruder geistesgewärtig in die Augen während dieser vorsichtig seine Hand griff und mit dem Daumen über Kims Handrücken streichelte.

„Das ist nicht dein ernst.“, wisperte Kim im Flüsterton und vor lauter Schreck blieb ihm der Mund offen stehen. „Das ist nicht dein ernst?! Wie soll er denn…? Wann hat er…? Scheiße! Was will der Kerl überhaupt von uns?! Der hat doch gar keine Handfesten beweise!“

„Bist du sicher?“, fragte Daimon eiskalt und holte ein dickes, in Leder gebundenes Buch unter seinem Kopfkissen hervor. „Du hast ihn doch in Jeremys Zimmer schlafen lassen, oder? Tja, wie es aussieht hat er unsere alten Fotoalben gefunden.“

„Unsere… alten Fotoalben?“, wiederholte Kim schleppend und griff mit zittrigen Fingern nach dem Buch. Wie lange war es schon her, dass er dieses Buch das letzte Mal gesehen hatte? Sicher schon viele Jahre…

Andächtig hob er den dunkelroten Deckel und schob die erste Sicherheitsfolie zur Seite.

Auf dem dicken Papier befand sich ein handgezeichnetes Bild auf dem 5 Menschen zu sehen waren.

3 Kinder, und 2 Erwachse.

„Das sind…?“, fragte Kim mit trockner Kehle und schaffte es nicht, egal wie sehr er sich auch bemühte, die letzten paar Wörter um seine Lippen zubringen. Seine Fingerkuppen strichen vorsichtig über das blasse Gesicht der Frau.

Daimon nickte Stumm und musste ebenfalls einen gewaltigen Klos runter schlucken.

Dieser Moment war sehr ergreifend und Emotional für sie.

Es war seltsam nach so langer Zeit in Erinnerungen zu wühlen und es war schon eine Ewigkeit her, dass sie die Bilder von früher betrachtet hatten. Jeremy schwieg sich grundsätzlich über dieses Thema aus.

Wenn ihn Daimon oder Kiley danach fragten, konnte er sogar sehr ungehalten werden. Er meinte, dass es nicht gut sei, wenn sie immer noch an der Vergangenheit festhielten und die Zukunft aus den Augen verlören. Was einzig und alleine für Jeremy zählte, war das Hier und Jetzt.

Aber das paradoxe an diesem eigentlich gute gemeinten Rat war ein ganz anderer:

Kim und Daimon konnten sich gar nicht mehr an ihre Eltern erinnern!

Alles was sie von ihnen wussten, stamm aus Jeremys Erinnerung, und nicht aus ihrer eigenen. Manchmal wirkte es, als ob Jeremy diese Zeit sogar mit aller Kraft vergessen wollte.

Aus dem Augenwinkel beobachtete Daimon wie sich Kim langsam gegen seine Schulter lehnte.

„Ahh.“, stöhnte er ganz leise, so dass Daimon sofort bemerkte, dass es Kritisch um seine Seelischebalance stand. Als Reaktion legte er seine Hand auf Kims Rücken, und zog ihn feste an seine Seite.

„Du brauchst nicht Traurig sein.“, murmelte Daimon mit zusammen gebissenen Zähnen. Er strich Kim zärtlich über den Arm und fühlte sich ohnmächtig, weil er nichts für ihn tun konnte.

„Es ist komisch.“, flüsterte Kim und zog beinahe trotzig seine Nase hoch. „Ich erkenne Mama und Papa auf dem Foto zwar, aber ich kann mit ihren Gesichtern keine Erinnerungen verknüpften. Warum? Wir waren doch schon 7 Jahre als sie gestorben sind… Das will einfach nicht in meinen Schädel rein. Das ist doch total Unlogisch.“

„Ich weiß.“ Er blinzelte kurz auf seinen Mp3-Player. 17.10 Uhr stand in weißen Lettern auf dem kleinen Bildschirm. „Aber was sollen wir machen…? Jeremy erzählt uns sowieso nichts.“

„Das ist mir klar, Dai-Dai!“ Kim verdrehte die Augen und zog eine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche. Daimon beobachtete ihn dabei aufmerksam.

„Kiley?“

„Hmm?“

„Ich meinte das letztens übrigens Ernst; Du rauchst im Moment wirklich sehr viel. Vor 2 oder 3 Monaten hast du vielleicht 10 Zigaretten in der Woche geraucht, heute Rauchst du 10 am Tag. Bist du sicher, dass mit dir alles okay ist? Wenn du irgendwelche Probleme hast, kannst mit du mir reden. Ich höre dir zu.“

Die Luft im Zimmer war plötzlich glühend heiß geworden.

Kiley schoss das Blut in die Wangen. Ein warmer Schauer schlich über seine Kopfhaut und rieselte langsam über das Rückgrat nach unten. Die Wärme fühlte sich so erbarmungslos Rau an, wie ein sonniger Tag in der Wüste.

Kiley erstarrte und sah das Profil seines Bruders eindringlich an.

Okay, Daimon verhielt sich wirklich seltsam… Erst plauderte er munter über Dylan, dann tröstete er ihn, und jetzt schlug er sogar die gefühlsschiene ein?

Das passte nicht zu Daimon!

War er vielleicht Krank, oder wurde er auf den Nachhauseweg von einem Laster angefahren und Litt jetzt womöglich an einem Schädel-Hirn-Trauma?

Besorgt legte Kim seine Hand auf Daimons Stirn und sah in feste in die Pupillen.

Doch plötzlich, ganz unvermittelt, drängte sich eine neue Vermutung in sein Gedächtnis:

Hatte Marcel Daimon vielleicht erzählt was zwischen ihnen passiert war?

Nein… antwortete Kim sich selbst. Dann würde Daimon hier nicht so locker sitzen und alte Geschichten von Früher aufkochen…

Sein Herz begann vor Aufregung zu pochen.

Nie im Leben hätte Kim es für möglich gehalten, das sich jemals etwas zwischen ihn und Daimon drängen könnte, und nun stand ihre gute Beziehung mit einem Bein im Grab!

Mit >Ihm< meinte er Daimon, seinem geliebten Bruder, mit dem er so viele Gemeinsamkeiten teilte, Interessen und Ängste.

Wollte er das wirklich für Marcel aufgeben? Wobei Kiley noch nicht mal wusste, ob er den blonden Menschenjungen wirklich liebte, oder nur alleine wegen der Hitzeperiode begehrte?

Was war Richtig, was war Falsch?!

Aufgewühlt ließ Kim den Kopf gegen Daimons Schulter sinken.

Zu viele Gedanken kreisten in seinem Kopf und die alten Erinnerungen kam wieder hoch.

Jeremy verhielt sich damals ähnlich als Kim in die Pubertät kam. Nur das Jeremy seine Gefühle und Triebe Unterkontrolle hielt, und Kim zusätzlich auf Abstand ging.

Viele Jahre lag dieser schwere Kampf gegen die erste Hitze nun schon zurück, und noch immer lastete diese Geschichte schwer auf seiner Seele. Kim litt noch immer wie am ersten Tag. Der Gedanke an diese Zeit brachte ihn zum Zittern.

Ob er Marcel auch mit diesem wilden aber gleichzeitig hasserfüllten Blick musterte, wie Jeremy es immer getan hatte?

Früher hatte sich Kim vor diesem Blick gefürchtet, aber heute sah er die Vergangenheit aus einem anderen Blickwinkel. Nie wieder wollte er Jeremy so Quälen, und diesen Schmerz in seinen Augen sehen!

Kurz überlegte Kim: Er dachte an die gemeinsame Zeit mit Marcel, befragte sein Gewissen und drängte sie entschlossen in den Hintergrund.

Er legte den Kopf in den Nacken und ein warmes Lächeln umspielte seinen Mund. Rasch richtete er sich auf und küsste Daimon auf die Wange.

„Hey!! Was soll das!?“ Daimon drückte Kims Gesicht weg und zog eine lange Flappe.

„Mach dir mal nicht ins Hemd!“, rief Kim lachend und schaute dann wieder in das Fotoalben um das Thema zu wechseln. Er wartete einen Moment und schlug neckend gegen Daimons Oberarm, dann fuhr er fort. „Alter Schwede! Mama sieht dir wirklich zum verwechseln ähnlich.“

Daimon nickte und ein funkeln schlich sich in seine Augen. „Und von wem ihr zwei die Gene geerbt habt, sieht man aber auch sofort.“

Kim grinste stumm und betrachtete nachdenklich die junge Frau und den jungen Mann.

Auf dem Bild mussten ihre Eltern so zwischen 30 und 35 Jahren alt sein.

Ihre Mutter besaß lange rote Haare und Hellgrüne Augen - Genau wie Daimon.

Ihr Gesicht wirkte auf den ersten Blick wie das eines Kindes; klein, rund und mit vollen Lippen bestückt. Sie war definitiv eine wunderschöne Frau und ihr Mann konnte sich Glücklich schätzen, so etwas Hübsches sein Eigen zu nennen!

Annabell – so hieß sie. Annabell Sandjoé.

„Ein Jammer das sie so früh sterben musste.“, murmelte Kim und schaute seiner Mutter ins Gesicht. „Was würde sie wohl sagen, wenn sie wüsste dass wir heute Dämonen sind?“

„Wahrscheinlich würde sie durchdrehen bevor sie zum Reden kommt. Immerhin ist sie in einer Generation aufgewachsen in der sich die Menschen noch vor Dämonen und Geistern gefürchtet haben.“

„Stimmt. Trotzdem bin ich Neugierig.“

Daimon nickt zustimmend und rückte näher an seinen Bruder heran.

Nun war ihr Vater an der Reihe.

Sie wussten von Jeremy das er mit Vornamen Jack hieß.

Auch wenn seine Frau so zart wie eine kleine Elfe aussah, wirkte Jack auf die Außenwelt wie ein grob geschlachtenes Ungeheuer. Er war groß, hatte kräftigen Händen und ein ernstes Gesicht.

Er sah aus wie ein unberechenbarer Mensch, ein Mann mit Macht, einer, dem man selbst in der Unterwelt nichts vormachen konnte, der alle Tricks und Kniffe kannte, weil er sein Leben lang in der Finsternis hausen musste.

„Ich mag ihn nicht.“, zischte Daimon plötzlich und Kiley fuhr wegen der Kälte in seiner Stimme zusammen. „Er sieht aus wie ein Mistkerl. Und das auf allen Fotos die wir hier von ihm haben. Immer wenn ich Jason in die Augen schaue, habe ich das Gefühle als sähe ich einen Jaguar an, der grade ein unschuldiges Lamm gerissen hat.“

Kim nickte und trotz der Wärme lief ihm ein Schauer über den Rücken.

Er wusste woran sein Bruder grade dachte..
 

In seiner Erinnerung tauchte das Bild einer riesigen Gestalt auf, welches umgeben von Blut und Leichenteilen unbewegt auf den Boden hockte. Vor den Klauen der grauen Bestie lag die Gestalt eines Mannes im Dreck.

Der Angriff des Stone Face ereignete sich an ein warmer Herbstnachmittag, als die Sonne hoch am Horizont stand und tiefe Schatten auf das Land warf. Schatten, die beinahe lebendig wirkten und vor denen die Tiere des Waldes ängstlich zurückwichen. Ein eisiger Wind ließ die Welt frösteln und die Menschen spürten das nahe Unheil heraufziehen im Wimmern dieses kalten Hauchs. Etwas streifte durch ihre Straßen, uralt und gefürchtet, es rüttelte an den Fensterläden und Türen der Häuser....

Schon zu Beginn der Woche wurde von den Bewohnern des Dorfes, in denen die 3 Geschwister und ihre Eltern lebten, ein gerissenes Rind unweit eines dichten Waldstückes auf gefunden. Doch nicht nur der Fundort des Tieres erschien den Menschen rätselhaft, sondern waren es viel mehr die Todesumstände, die den Fall erst richtig Sonderbar machten.

Die Kehle der Kuh bestand nur noch aus einen Haufen Fetzten Sehen und Bändern. Aus einem Loch im Bauchraum waren einige Organe entrissen wurden, und das schwarz- weiße Fell wies unzählige Brandmale und knochentiefe Schnittwunden auf. Doch am seltsamsten erschien den Menschen die Tatsache, dass das Tier bis auf den letzten Tropfen Blut komplett ausgetrocknet war.

Kim hörte wie eine Frau schrie, und das Monster augenblicklich in der Richtung der Geräuschquelle verschwand.

Nun hatte er Zeit denn verletzten Mann am Boden näher zu betrachten und wagte sich ein paar Meter heran.

Kiley rümpfte die Nase, als er durch den Nebel aus Schwefelrauch, Blut, Fleisch und Salz den Geruch des Mannes vernahm, der ihn bekannt, und auch gleichzeitig Fremd erschien.

War der Kerl am Boden etwa…!?

Sein Bruder Daimon stand neben ihm und griff nach seinem Arm. Die Finger des kleinen Jungens zitterten heftig und Kim drückte diese sanft mit seiner eigenen Hand.

„Keine Angst, Dai-Dai.“, wisperte er leise. „Das hier ist nicht Real. Das ist nur ein Traum… Jerry hat es mir gesagt.“

„Warum sind wir denn hier?“, flüsterte Daimon angsterfüllt. „Er hat uns doch verboten aus dem Zimmer zu kommen.“

„Ich weiß. Aber du kannst deine Träume nicht kontrollieren. Sie machen mit dir was sie wollen, und du kannst nichts dagegen tun. Morgen früh wachen wir auf, und es ist nichts von allem dem geschehen.“

„Kim! Ich habe Angst! Lass uns Jeremy suchen gehen und schnell abhauen! Dieses Ding sah wirklich REAL aus!“

Leise stöhnte Daimon, der nur spärlich mit seinem Schlafanzug bekleidet war, und drückte sich die kleine Hand vor dem Mund. Dieser Eigenartige Geruch in der Luft ließ seinen Magen Purzelbäume schlagen!

Unsicher linste er nach links.

„Bitte Kiley.“ Er drückte die Finger des Angesprochenen um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Ich will hier weg.“

Kim musste seine Augen mit aller Kraft von der zerstückelten Leiche am Boden losreißen und drehte das blasse Gesicht zu Daimon. Er sah, wie der Junge am ganzen Körper zitterte und seine nackten Füße bluteten.

Kim öffnete den Mund, doch was er sagen wollte, sollte niemanden interessieren.

Aus der Küche drang wieder die heisere Frauenstimme, und diesmal auch der Schrei einer weiteren Person. Die Köpfe der Kinder schnellten in die Höhe.

DIESEN Schrei kannten sie!

Ohne einen weiteren Gedanken an das Monster, oder an die Leiche am Boden zu verschwenden rannten Kiley und Daimon los. Ihre Füße rutschten auf den nassen Steinen weg, und Daimon holte sich noch mehr Schnitte, als er in die Scherben einer zerbrochenen Blumenvase trat.

In der Küche angekommen entdeckten sie ihre Mutter und Jeremy, der sich schützend, mit erhobenen Armen vor der mageren Frau positioniert hatte. In einer Hand hielt er ein glänzendes Messer und richtete es auf die graue Steinbestie, die den Jungen mit glühenden Augen betrachtete.

Das alte Monster erkannte sofort dass Jeremy es gewohnt war zu kämpfen. Zwar besaß sein Körper nicht viele Muskeln, seine Bewegungen waren etwas abgestumpft, aber immerhin sah man, dass er mal geschmeidig wie eine Katze gewesen sein musste.

Es öffnete sein Maul und ließ ein mächtiges knurren verlauten.

„Verschwinde du Ungeheuer, oder ich ramme dir dieses Messer in die Brust.“, zischte Jeremy todesmutig für einen schmächtigen 12-Jährigen Jungen der nicht mal ansatzweise ahnte, welchem Unheil er gegenüberstand.

Dass Stone Face war im ersten Moment gebannt von dem Auftreten des kleinen Menschen.

Er musterte den Jungen ein zweites Mal;

Sein langes zu einem Zopf gebundenes, schwarzes Haar umrahmte ein blasses Gesicht mit sehr feinen, wenn auch eindeutig maskulinen Zügen. Er besaß zwei hellbraune, mit einem Stich von Golden, leuchtenden Augen, welche von dichten Wimpern besetzten Lidern geziert wurden.

Dann kicherte das Drachenmonster düster.

„Was willst du mit deinem Streichholz schon erreichen?“, fragte dass Stone Face und machte einen Schritt nach vorne. Er bewegte seine Hand, und Jeremy sah, dass dessen einzelne Finger mit langen Krallen ausgestattet waren, die sein Küchenmesser in ein erbärmliches Licht rückten.

Doch Jeremy ließ sich nicht entmutigen. Tapfer blieb er stehen und hielt die Waffe fest umschlungen. Selbst wenn er fliehen wollte, würde er es wohl kaum mit den Zwillingen und seiner verletzten Mutter schaffen - von seinem momentanen körperlichen Zustand mal ganz abgesehen.

„Ich meine es ernst.“, knurrte Jeremy bebend vor Angst und Zorn. „Wenn du noch einen Schritt weiter gehest, erlebst du dein Blaues Wunder…!“

Ehe der Junge noch mehr aufbrausen konnte, stieß ihn das Stone Face mit einer lässigen Handbewegung zu Boden und das Messer rutschte Jeremy aus der Hand.

„Nein!“, keuchte er und drehte sich auf den Bauch um den Holzgriff noch zu fassen, doch ein glühender Feuerstrahl machte seinen Plan zu Nichte.

„Jeremy!“

Hinter seinen Rücken hörte Jeremy ein alarmierendes Wimmern. Vorsichtig blickte er über die Schulter, und seine Miene erstarrte im selben Augenblick.

Kiley und Daimon kauerten wie ein Häufchen Elend vor der Türe!

Unruhig warf er sich auf den Rücken, riss schweißgebadet die Augen auf und sprang auf die Beine zurück.

Das Stone Face ließ seinen Blick wieder zu Jeremy wandern. Er bemerkte sofort dass sich der Menschenjunge verändert hatte, und nun lodernder Zorn in ihm brannte.

„Was hast du denn?“, fragte der Dämon grinsend. „Bist du sauer das ich dein Messerchen geschmolzen habe?“

Doch der Angesprochene interessierte sich nicht mehr für das Ungeheuer. Er beobachtete lieber seine Geschwister die ihn mit leicht abwesend wirkenden Augen ansahen, und dessen Gesichter einer Kalkleiste Konkurrenz machen konnten. Ohne einen Ton von sich zu geben, versuchte er Daimon und Kiley per Telepathie zu erreichen.

Lauft weg! Verschwindet! Bringt euch in Sicherheit!

Ein leises Knurren entwich seiner Kehle, als die Zwillinge nicht verstanden worauf er hinaus wollte.

So blieb ihm nichts anderes übrig als das Monster abzulenken und zu hoffen, dass es seine Geschwister nicht bemerkte, bevor ihnen die Idee kam das Weite zu suchen.

Mit den Fingern tastete Jeremy den Boden nach einer möglichen Waffe ab, und berührte plötzlich die kalte Haut einer menschlichen Hand.

„Jeremy…“, hauchte Annabell ihrem Sohn ins Ohr, und drückte ihren blutigen Mund an seine Schläfe. Sie öffnete die Lippen ein winziges Stück, und Jeremy sah dass die rote Flüssigkeit nun auch ihren Mundraum ausfüllte. Ängstlich ließ er den Blick weiter runter wandern, über den bebenden Oberkörper seiner Mutter, zwischen den leicht gespreizten Händen hindurch und schließlich über das riesige Loch in ihren Bauch, das nur noch von Aschefahlen Fingern verdeckt wurde.

„Ich halte nicht mehr lange durch.“, sagte Annabell und krümmte sich leicht zusammen. „Du musst dir die Kleinen schnappen und verschwinden. Ich kümmere mich um dieses Ungeheuer…!“

„Nein!“ Panisch schüttelte Jeremy den Kopf. „Ich lasse dich nicht alleine zurück! Wie soll ich das denn ohne dich schaffen?!“

„Du wirst schon einen Weg finden!“, wiedersprach ihm seine Mutter heftig und benetzte den Boden mit ein paar roten Spritzern. „Ich werde bald meinen Verletzungen erliegen, und wäre euch dreien auf der Flucht nur eine Last.“ Annabell legte die Hand auf Jeremys Wange. „ Vielleicht kann ich mit dieser Tat meine Sünden begleichen. Vertraue deiner Mama wenigstens dieses eine Mal. Ich werde euch nicht schon wieder im Stich lassen.“

Damit stand die Frau auf, stieß Jeremy zur Seite und zog aus ihrer Kleidertasche einen weißen Dolch hervor. Sie musterte die helle Klinge aus dem Augenwinkel, fuhr zärtlich über die silberne Gravur am Griff und las denn Namen der Waffe.

Daraufhin schaute dass Stone Face abschätzend zu Annabell und riss den Mund auf, als er denn Dolch in ihrer Hand entdeckte. Die Gedanken die ihm durch den Kopf gingen, verflogen fast so schnell wie sie ihm gekommen waren.

Dieser Dolch…!

„Wie kommt ein Weib an diese seltene Klinge?“, fragte der Dämon fauchend. „Das ist Eigentum von Dämonen! Ein Mensch wie du bist ihrer nicht würdig, und hast sie sicher nicht per Zufall gefunden!“

„Behauptest du etwa dass meine Mutter ihn gestohlen hat!?“, verteidigte Jeremy Annabell und stand zugleich an ihrer Seite. Doch dort stand er nicht lange. Sofort packte ihn seine Mutter am Arm, schaute ihn eindringlich an, und zischte, dass er endlich verschwinden sollte.

„Aber..!“, knurrte Jeremy aufgebracht, aber er verstummte sofort da Annabell ihren Griff verstärkte und er das Gesicht vor Schmerz verzog.

„Kein Aber Jeremy! Schnapp dir die Zwillinge und hau endlich ab!“, keifte sie. Die junge Frau zog ihre Augenbrauen zusammen und musterte ihren Sohn prüfend, beinahe schon kalt. Da waren keine Gefühle in ihrem ebenmäßig blassen Gesicht zusehen, keine Regung zierte die steifen Züge, dennoch, kannte Jeremy seine Mutter gut genug, um ihre Schwachstelle zu erkennen.

Ihre Augen.

In ihren Augen sah er schließlich ein schnelles Aufblitzen und dieses kurze leuchten bestätigte ihm, dass sie Angst hatte. Angst um ihn, Daimon und Kiley.

Jeremy verstörte dieser Anblick. Er war in einer Welt aufgewachsen in der es keine Gefühle gab. Seine Eltern hatten ihn selten in die Arme genommen oder ein tröstliches Wort zu ihm gesprochen, wenn er traurig war. Alle die Dinge die Kinder normalerweise von ihren Eltern erhielten, wie Wärme, Geborgenheit, Liebe und Vertrauen, waren ein Fremdwort für ihn, und wurden durch materielle Dinge wie Geld und Luxus ersetzt.

Jeremy nickte Wortlos. Seine Augen fixierten das Gesicht seiner Mutter und er schluckte trocken. Irgendwie sagte ihm sein Bauchgefühl das dass das letzte mal war, das er sie Leben sehen würde.

Einen Moment durchbohrte Annabell ihren Sohn mit einem berechnenden Blick, sie erkannte an Jeremys Augen das er ihr nun gehorchen würde, dann sackten ihre Schultern herab und zum ersten Mal zeigte sie so etwas wie Trauer in ihrer Miene.

„Viel Glück Jeremy... Sag denn Kleinen das ich sie Lieb habe und versuch am Leben zu bleiben.“

Zum Wiederholten Mal nickte Jeremy stumm. Kurz umfasste er Annabells Hand und drückte sie leicht mit den Fingern.

„Ich werde auf sie aufpassen.“, murmelte er und senkte dann den Blick zu Boden. Seine Fingernägel bohrten sich in Annabells Haut, doch die Frau zuckte nicht mal mit einer Wimper. „ Ich werde sie mit allem Beschützen was ich habe!“

Mehrere Sekunden standen sie einfach nur da und schauten sich in die Augen. Schließlich ging Annabell einen kleinen Schritt zurück, wobei ein kleines Lächeln ihren blassen Mund zierte. Jeremy biss sich bei dieser Geste auf die Unterlippe und sein Mundwickel zuckte gefährlich.

„Nicht weinen.“, mahnte Annabell doch auch ihre Augen sahen glasig aus. „Du darfst vor Kiley und Daimon keine Schwäche zeigen. Sie sollen zu dir empor blicken und aus deiner Zuversicht Kraft schöpfen. Du musst unbedingt Stark bleiben und ihnen das Bild einer heilen Welt vermitteln.“

„J-Ja!“, krächzte Jeremy mit zittriger Stimme und konnte es nicht verhindern, das sich doch die eine oder andere Träne aus seinem Augenwinkel stahl.

Noch bevor er die Anweisung seiner Mutter befolgte und sich umdrehen konnte, spürte er bereits zwei Hände auf seiner Schulter, die ihn hart nach hinten stießen. Mit einem überraschten Schrei fiel Jeremy rücklings auf den Boden und landete hart auf seiner Hinterseite.

„ Du kannst mein Leben gerne haben.“, hörte er plötzlich eine wütende Stimme knurren. „Aber das meiner Kinder wirst du nicht kriegen!“

Damit stürzte sich Annabell Messerschwingend nach vorne, und zielte auf die Kehle der Urzeitbestie. Diese zeigte sich davon jedoch wenig beeindruckt.

Flink wich es nach hinten, ohne dabei ein Anzeichen von Angst zu zeigen, und fing mit seinen Klauen beide von Annabells schlanken Handgelenken ab.

„Lass denn Unsinn, Schätzchen. Du kannst machen was du willst, aber ich werde dich und deine Kinder trotzdem fressen.“, zischte es leise und bohrte seine Nägel in die Haut der jungen Frau.

Wuterfüllt verzog Annabell das Gesicht. In ihrer Lunge herrschte Sauerstoffmangel, die Luft schmeckte schal und verbraucht. Aus ihren Mundwinkel tropfte Blut, und floss in kleinen Rinnsalen über das Kien. Doch den Schmerz ihres Körpers nahm Annabell kaum war, ihr ganzer Verstand konzentrierte sich nur noch auf die Rettung ihrer 3 Söhne. Dieses Monster würde die Jungen nicht fressen. Sie müssten sie beschützen! Koste was es wolle.

Annabell ließ sich auf die Knie sacken und das Monster holte zum entscheidenden Schlag aus, aber in diesen Moment gab es dummerweise eine ihrer Handgelenke frei und dies war ihre Chance! Die Frau stieß sich vom Boden ab, huschte unter den erhobenen Arm des Stone Faces hindurch und rammte ihm den silbernen Dolch zwischen die Rippen.

„Du Schlampe!“ schrie der Dämon außer sich vor Zorn. Er richtete sich auf, packte Annabells Haare und wickelte sich ein paar dicke Strähnen um sein Handgelenk. Als die Frau anging zu schreien, rammte er ihr das Knie in den Magen und bevor sie zusammensackte, schlug er seine Klauen in ihr Gesicht.

„Mama!?“, stieß Jeremy hervor. Panik blitzte in seinen hellbraunen Augen auf. „Lass sie sofort los!!“

In zwei Schritten war er bei seiner Mutter und dem Stone Face angelangt. Etwas glühendheißes bäumte sich in die Jungen auf und es wollte um jeden Preis herausgelassen werden. Er drehte den Kopf in die Richtung seiner Mutter, und erstarrte zur Salzsäule;

Der jungen Frau rannten mittlerweile Tränen über die Wangen und ihr halbtoter Körper baumelte wenige Zentimeter über der Erde, während das Stone Face sie leicht hin und her schüttelte.

„Na na. Wie es aussieht ist die alte Schreckschraube endlich abgekratzt.“, murmelte es bösartig und schaute aus dem Augenwinkel zu Jeremy rüber. „So. Und jetzt bist du an der Reihe.“

Ein eiskalter Windhauch blies ein paar Strähnen seines schwarzen Haares in Jeremys Gesicht. Gedankenverloren wischte er sie beiseite und zog sich zu der Wand zurück.

„Du lügst.“, flüsterte er tonlos. „Sie ist nicht Tod. Sie kann nicht Tod sein!“

Dieses Monster verarschte ihn nur: Seine Mutter brauchte nur einen winzigen Augenblick um sich zu erholen. Danach würde sie weiter Kämpfen und ihn und die Zwillinge vor diesem Ding retten. Sie musste. Sie musste einfach! Es lag den Müttern in der Gene ihre Kinder zu beschützen!

Nur gedämpft drangen die Geräusche seiner wimmerden Geschwister zu Jeremy hin durch, denn momentan war er mit den Gedanken ganz woanders. Sein Herz schlug laut gegen seinen Brustkorb, aber der Junge rief sich innerlich selbst zur Ruhe.

Gleich würde ihre Mutter aufstehen... Gleich in ein paar Sekunden würde es soweit sein.

Plötzlich streckte sich eine große Hand nach Jeremys Gesicht aus, und berührte hauchzart seinen leicht geöffneten Mund.

„Was ist denn los Kleiner?“, fragte der Dämon knurrend und fixierte sein Opfer mit lodernden Augen. „Warum redest du nicht mehr mit mir? Habe ich dir jetzt etwas Angst gemacht?“

„Nimm deine Griffel da weg.“, hörte Jeremy sich selbst flüstern. Seine Stimme klang kalt und herablassend, während er zur Verdeutlichung in einer überlegenen Geste das Kinn hob. Kurz schaute er nach links, zu der zweiten Hand der Bestie die seine Mutter festhielt.

Warum griff sie nicht ein? Wenn das unheilvolle Wesen die Krallenhand um seinen Hals legen würde, wäre das Ende für ihn gekommen...

Die Menschen im Dorf bezeichneten Jeremy oft als guten und zuverlässigen Jungen, sie lobten stets seine Geduld und Mühen, die er aufbrachte, wenn er ihren Kindern Mittags nach der Schule beim Lernen half. Doch ihm selber schien, als seien all diese Freundlichkeiten der Leute bloß eine Fassade, hinter der sich nur Neid und Missgunst verbarg. Im inneren sahen sie doch alle gleich aus! Nur wenige Mensch hatten je sein Herz berührt, und das waren seine zwei Geschwister Kiley und Daimon.

Sie hatten ihm noch nie im Stich gelassen. Sie schwiegen nicht, schauten zur Seite oder betreten auf den Boden wenn Vater ihn mal bis auf äußerste verprügelte. Die einzigen Menschen in diesem Scheinheiligen Dorf, sie sich mutig auf Jeremys Seite gestellt und für die Rettung eines kostbaren Lebens gekämpft hätten, waren zwei kleine Jungen, die gerade mal sieben Sommer zählten. Diese kleinen Jungen hockten nun weinend auf dem Boden und würden bald Sterben.

Jeremys Magen zog sich zusammen; Kiley und Daimon wollte er auf jeden Fall retten.

In diesen Moment bemerkte er, das er seine Hand zum Schlag erhoben hatten.

Doch würde ihm das überhaupt etwas bringen?

Als seine Mutter vorhin das Stone Face mit einen schweren Kochtopf bewarf, blieb das Wesen einfach in der Schussbahn stehen, und der Gegenstand prallte wirkungslos von seinem Körper ab. Wie hoch standen die Chancen das Jeremys Hand bei einem Hieb brechen würde?

Egal, dachte er verzweifelt, etwas anderes bleibt mir nicht übrig.

Der Adrenalinpegel in seinem Blut stieg und er spürte zwei Augenpaare im Rücken, die sich bis in sein Herz bohrten. Seine Kleinen... sie warteten auf ihn und schenkten Jeremy ihr vollstes Vertrauen.

Die Angst, die noch vor wenigen Sekunden in der Luft lag, verpuffte wie eine Seifenblase und plötzlich kippte die Atmosphäre im Raum.

Jeremy entspannte sich. Unbeeindruckt fixierten seine hellbraunen Augen das schmitze Gesicht unter den grauen Haaren der Drachenbeastie, während von seinen Lippen der ängstliche Ausdruck wich und er schließlich die Mundwinkel in die Höhe zog.

Das Stone Face runzelte bei dieser Reaktion die Stirn. Vielleicht war >Lächeln<, der falsche Ausdruck um dieses Ereignis zu beschreiben.

Jeremy grinste und strahlte dabei wie die Sonne selbst.

Dennoch verursachten dem Dämon dieses Grinsen einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Mit einem wütenden knurren packte er den Menschenjungen am Kragen seines Hemdes. Die Augen des Ungeheuers verengten sich zu Schlitzen und er fletschte die Zähne, um so seine potenzial tödlichen Fänge zu entblößen.

„Du freches Balg! Ich werde dich genau so abschlachten wie deine Alte...!“

„So So! Du hältst dich also für Unbesiegbar?“, kam es harsch von Jeremy und seine Stimme triefte vor Abscheu. „Dann will ich dir mal zeigen, was Schmerzen sind!! DA!“

Flink, und mit der Prätention eines Adlers, stieß er seinen Arm nach vorne und keuchte erschrocken auf, als seine Faust denn Kiefer des Stone Face rammte.

Ein widerliche Knacken erfüllte plötzlich den stillen Raum - Dann ertönte der Klagelaut eines Kindes.

Von dem Schlag kicherte der Dämon bloß knurrend, ließ seinen Gefangenen vor Überraschung jedoch auf den Boden fallen.

„Was Schmerzen sind, sehe ich grade.“, flüsterte das Stone Face mit gefährlich ruhiger Stimme von Oben herab. Kurz rieb es sich mit den Handrücken über sein Kinn. „Na, hast du jämmerliches Kind dir die Knochen gebrochen, oder wieso heulst du plötzlich...?“

Jeremy, der auf den Knien saß, umschlang krampfhaft sein Handgelenk.

Alleine der Satz des Monsters reichte aus um seinen Körper in Flammen zu tauchen. Dank seiner unüberlegten Handlung hatte er nun einen einschneidenden Nachteil, nämlich einen gebrochenen Handknochen!

Klar, die Idee dem grinsenden Steinhaufen einmal ordentlich auf sein Maul zu hauen, war in Jeremys Situation eine durchaus nachvollziehbare Entscheidung gewesen, doch wenn er sich damit nur selbst Verletzte, eine nicht sehr kluge. Aber wieso sollte er jetzt jammern? Den Schlag konnte man sowieso nicht mehr rückgängig machen.

Als Jeremy denn ersten Schock verarbeitet hatte, beugte sich das Stone Face grinsen über ihn. Erschrocken riss er seine braunen Augen auf, doch bevor Jeremy reagieren konnte, vergrub sich bereits eine Klauenhand in seine schwarzen Haaren und zwangen ihn so, den Kopf in den Nacken zu legen. Der Geruch von geronnen Blut und rohem Fleisch schlug ihm entgegen. Der Junge bekam das Gefühlt, als müsste er sich jeden Moment übergeben und ein Schwindelattacke überwältigte ihn.

„Halt Still wenn ich dir die Kehle aufschlitze.“, befahl das Stone Face grob und schnüffelte an der weichen Haut seines Opfers. Hmm, dieser Junge roch sogar noch appetitlicher wie sein Vater...

„Den Teufel werde ich tun!“

Ein Unkontrolliertes Zucken erschütterte Jeremys geschwächten Körper und er wollte zurück weichen, weg von dem schaurigen Drachenwesen und seinen langen Zähnen, doch er konnte sich keinen Zentimeter vom Fleck bewegen.

Angst. Pure Angst jagte durch seine Venen.

Das konnte doch nicht wahr sein.

Es durfte einfach nicht wahr sein.

Aber die Tatsachen ließ keinen Wiederspruch zu.

Jetzt stand er dem Abgrund endgültig gegenüber; das Stone Face würde ihn hier und jetzt auffressen.

Und die Zwillinge? Die würde sich dieses Biest als nächstes Schnappen!

Nein!

Trotzig sah Jeremy auf und sein Blick schien pures Gift zu versprühen; Annabell und Jack hatte das Monster schon getötet, aber Kiley und Daimon würden nicht sterben!

Jeremy wich gerade noch der runter schnellenden Faust aus, die wieder zuschlagen wollte, und formte mit seiner heilen Hand einen Unterarm Block. Reflexe hatte er dank seinem Vater genüge. Er überlegte schon, ob er dem Dämon für das Leben der Zwillinge seinen eigenen Körper Kampflos anbieten sollte, da bemerkte Jeremy plötzlich ein schwaches Funkeln aus dem Augenwinkel...

Das Stone Face fauchte drohend. Auch die Dunkelheit der Nacht konnte das Bild der Wut in seinem Gesicht nicht dämpfen. Seine Topasfarbenden Augen, mit diesem ungewöhnlichen rötlichen Schimmer, blickten Jeremy voller Hass an. Die kühle Herbstluft, der nur leicht durch eine zerbrochene Fensterscheibe zog, trugen zu der kalten Atmosphäre im Raum bei.

Immer noch verängstig, aber schon etwas Optimistischer, murmelte Jeremy:

„Ich habe immer noch ein Ass im Ärmel, du wandelnder Fleischsack...“, seine Schultern hoben sich und die Muskulatur im Rücken stand unter Spannung. „Für mich gibt es immer noch jemand denn ich beschützen muss. Und diese Aufgabe gibt mit Kraft!“

Perplex über diese merkwürdige Ansprache blinzelte das Stone Face, dann schloss er die Augen und antwortete Schulter zuckend:

„Keine Angst, Kleiner. Ich lasse dich schon nicht alleine. Deine Geschwister werden dir in meinem Magen schon bald Gesellschaft leisten...“

Es dauerte nur wenige Sekunde bis Jeremy die Tragweite dieser Wörter bewusst wurde. Nach einer gefühlten Ewigkeit atmete er ein paar Mal um Fassung ringend aus, hob die Arme und sein Gesicht schien unglaublich entschlossen, dass komplette Gegenteil von zuvor, als habe er nun endlich seine Maske abgenommen. Die sonst so warmen Augen wirkten kalt und tödlich. Das war der Satz der Jeremys komplettes Herz in Fetzen riss.

Bevor das Stone Face die nächste abfällige Bemerkung machen konnte, erschien seitlich von ihm ein silberner Lichtschweif, doch als es sein Gesicht zur Seite drehte, schoss schon ein scharfer Schmerz durch seine Glieder.

Aus Wut und Verzweiflung hatte Jeremy dem Monster denn Dolch seiner Mutter in den Hals gerammt.

Das Stone Face jaulte vor Schmerz auf - sein Blick sank zu Jeremy und der Schmerz verschwand, machte jetzt wieder dem Ausdruck der Wut Platz. Ohne zu überlegen öffnete es sein Maul, seine Säbelartigen zähne funkelten dabei im Licht wie Klingen, und bohrte sie kräftig dem ausgestreckten Arm des kleinen Menschenjungen...
 

„Kimi? Noch anwesend?“

Daimon tätschelte die Wange seines Bruders und legte die weiße Stirn in Falten.

Oh weh.

Er fand Kims verträumten Blick ja wirklich niedlich, aber dafür hasste er es umso mehr als plötzlich wieder Leben in seine Augen einkehrte, und auch die Zicke denn Weg ins Diesseits zurück fand.

„Was?“, fauchte Kim wie erwartet und schlug die fremde Hand weg. „Mir geht es gut, ja?! Du brauchst mich nicht so verstört anzusehen!“

„Ja ja, ich hab es schon kapiert Schätzchen! Aber schraub mal dein Sprechorgan ein paar Dezibel runter. Mir platzen ja gleich die Gehörgänge bei deiner Lautstärke.“

Kiley lachte humorlos und drehte den Kopf in Daimons Richtung. Dann streckte er kurz die Zunge raus. „Wenn du willst dass ich dir auf die Füße Kotze, benutz noch weitere Kosename für mich. Kann es sein das du heute sehr Emotional bei der Sache bist? Brauchst du mal wieder einen One-Night-Stand, oder vermisst du Hikari so sehr?“

„Ach halt die Klappe!“, zischte Daimon schneiden und langte nach seinem Bruder, doch bevor seine Hand ihn erreicht hatte, war Kim flink von der Bettkante gesprungen.

„Wie niedlich.“, spottente der Ältere scharf. „Bilde ich mir das nur ein und magst du das Zuckerwatten-Mädchen wirklich so sehr?“

„Nein man, sie ist nur eine Freundin. Eine X-beliebige und nicht mehr!“

„Aha. Das das du sie schon als >Freundin< bezeichnest ist Beweis genug, für deine Verhältnisse!“

Oh nein, das nennt man wohl Volle Kanne erwischt!

Daimon kratzte sich unangenehm berührt am Nacken. Es passte ihm gar nicht das Kim so dachte, doch er wollte ehrlich bleiben.

„Ja... Ja man! Ist ja schon gut, du hast wie immer Recht. Ich mag sie. Ich kann Roxanne wirklich gut leiden, aber selbst wenn ich mich in sie verlieben sollte, würde das nie was ernstes zwischen uns werden! Sie ist und bleibt ein Mensch, und die Gefahr das ich sie früher oder später verletzte ist einfach zu groß! Das ist die reinste Katastrophe.“

Daraufhin konnte Kim nur nickte. Das war es wirklich...

„Tut mir leid Daimon. Ich wollte nicht in einer Wunde bohren...“ Betroffen tätschelte er die Wange des Rotschopfes und schenkte ihm ein ehrliches Lächeln. Umso erstaunter war er, als Daimon die Hand plötzlich über seine Finge legte, und diese kurz an sein Gesicht drückte.

„Scheiße, das ist gruselig wenn du so freundlich bist. Aber egal... da draußen laufen gibt es sicher auch nette Dämonenfrauen mit denen ich was anfangen kann. Also mach dir keine Sorgen um mich, Bro. “, murmelte Daimon und sah verständnislos zu Kim, der ihm bedeutete ruhig zu bleiben, doch er ignorierte ihn. „Wirklich Kim. Ich schaffe das schon. Du sieht mal wieder Probleme, wo es gar keine gibt.“

Entrüstet presste Kiley die Lippen auf einander.

„Wenn du meinst. Aber wenn du es dir nochmal anders überlegen solltest, weißt du, das ich ich auf deiner Seite und dich unterstütze.“

„Ja du elender Süßholzraspler! Wolltest du nicht in die Stadt gehen? Ich glaube das mir von dem ganze Geschmalze so langsam schlecht wird. “

Kileys Mund öffnete sich zu Widerworten, doch bevor er zu einem Kontra ansetzten konnte, wurde er von Daimon unterbrochen indem ihm dieser die flache Hand auf den Mund drückte.

„Nein Man. Du Zicke musst nicht immer das letzte Wort haben! Jetzt schnapp` dir endlich deine Jacke und zieh ab oder ich versohle dir deinen Hintern!“

In Kims schönen Augen lag ein unheilbringendes Funkeln ehe auf die Finger seines Bruders runter schielte, und spielerisch mit der Zunge gegen die warme Haut schlug. Er war es gewohnt, das er den Dominaten Part beim >An schwulen< spielte, weswegen er sich schon ein wenig überfordert fühlte, wenn die Rollen auf einmal getauscht wurden. Aber die passive Rolle gefiel dem Herzensbrecher auch ganz gut. Er mochte es, wenn Daimon ihm gegenüber seine herrische Seite offenbarte...

„Tu mir keinen Zwang an.“, brummte Kiley mit einigen Schwierigkeiten. „Du weißt doch das ich total auf diese BSM-Spielchen stehe und vor allem darauf, wenn du das machst!“

„BÄH! Du fieses Ding...!“, rief Daimon schallend, aber sein Daumen strich hauchzart über Kims Wange während er meckerte. „Du bist der Hetero von uns, also schraub deine perversen Witze mal einen Gang zurück. Wenn jemand von der Schule hört wie du privat so tickst, bist du deinen Posten als >Dunkelhaariger-Edward Cullen<los!“

„So ein Penner, wer behauptet denn das ich zu 100 % Hetero bin?! Jetzt beleidigst du mich aber. Na warte, das kriegst du zurück...!“ Rasch holte Kim Luft und biss dann einmal kurz mit seinen spitzen Fangzähnen in Daimons Finger. Aber schon im nächsten Moment leckte er entschuldigend über die betroffene Stelle und sein Gesicht strahlte vor Freude. Daimon erwiderte die Gäste seines Bruders zur Allzugerne und tippte mit den Zehnspitzen sein Schienbein an.

„Jetzt aber mal Klartext, mein Kleiner. Seit wann denkst du denn, das du Bi bist? Ich dachte immer das nur auf Pussys stehst, und Schwänze nie eine Option für dich wären?“

Glucksend zog Kim Daimons Hand von seinen Mund weg. Er lachte atemlos und schlug nebenbei den frechen Fuß zur Seite, der langsam aber stetig immer weiter nach Oben wanderte.

„Daimon, Fuck ey! Du bist doch das fieses Ding und nicht ich! Kannst du mal aufhören mich zu begrabbeln, oder muss ich dich erst O.K schlagen!?“

„Du? Mich O.K Schlagen? In Welcher Welt lebst du eigentlich... - NEIN KIM, WARTE! BLOSS NICHT AUF MEINEM BETT! DAS WIRD ZU SCHWER ZU ZWEIT! ICH SCHWÖR´S DIR; SO BRECHEN WIR DIE DECKE AB....! VERPISST DICH DOCH EY!“

Der Boden quietschte bedenklich als Kiley mit voller Wucht auf das Bett sprang und Daimon in einen, seiner eigenen üblich angewendeten Haltetechniken Gefangen nahm. Mit einer flinken Handbewegung schob er die Decke zur Seite und setzte sich auf die Beine seines Bruder, bevor dieser ihn Schlusslicht doch noch überwältigen konnte. Er krallte seine Hände leicht in die schlanke Hüften und vergrub sein Gesicht in Daimon Nacken, bevor er anfing raubtierhaft zu Knurren.

„Na Dai-Dai, wer ist denn jetzt der Stärke von uns hmm? Du oder ich?“

„Sogar ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn.“, konterte Daimon barsch und wandte sich verbissen auf der Matratze. „Arg, Fuck, Autsch, Schleiße, Dammit!! Wenn ich doch nur eine Hand frei hätte, würde ich dir deine hübschen Äugelein blau färben!“

Bis jetzt hatte er immer die Oberhand behalten wenn sie sich zankten, doch nun musste Daimon feststellen dass Kim doch ganz schön Stark war, wenn er sich denn wirklich Mühe gab und es sogar richtig, richtig Eng für ihn wurde.

„Stopp!“, rief Daimon keuchend und bekam die Mittel- und Zeigefingers seines Zwillings zufassen, die dieser grade unter den Rand seiner Boxershorts schieben wollte. „Pfui, Pfui Kim! Aus! Das ist Böse, du kleines Miststück! Behalte deine Fotz-Griffel gefälligst bei dir!“

Der Angesprochene sagte für einen Moment nichts, sondern grinste nur.

Okay, zugebener Massen wollte sich doch nicht mit dem passiven Part zufrieden geben und übernahm letzten Endes doch wieder die Dominate Rolle.

Schließlich beschloss er, das er diesmal härter durchgreifen konnte, und krallte seine zweite Hand fester um Daimons Beckenknochen, sodass dieser kurz wimmerte.

„Wer hat dir denn erlaubt so mit deinen älteren Bruder zu sprechen! Schäm dich!“

„Kiiiilly, h-hör auf! Das - Das tut echt weh! Da bin ich total empfindlich!“, zischte Daimon schnaubend und drückte feste seine Finger, ein gequältes grinsen verzerrte die blassen Lippen.

„Das tut weh? Wirklich? Ich finde eher, dass dich total das Anmacht wenn man dich dort anfasst...So ich dich lieber ein bisschen streicheln?“

„Nggh!“ Wie von Geisterhand schoss Daimon die Hitze in die Wangen. Er war nicht unerfahren in Sachen Sex, im Gegenteil sogar, aber er besaß nicht halb so viel Erfahrung auf diesen Gebiet wie Kim, der vor einigen Jahren eine Phase durchlebt hatte, in der fast jedes Wochenende mit einen anderen Partnerin verbrachte.

„Ist das gut?“, fragte Kim flüsternd und atme langsam ein. Der Geruch der von Daimons heller Haut ausging war deutlich genug, und ersparte dem Angesprochenen eine Antwort. Wenn es darum ging, jemanden aus der Reserve zu locken oder auf die Palme zu bringen, war Kim mit Feuereifer bei der Sache und lief zur ungeahnter Höchstleistung auf.

Daimon schnaubte verächtlich und stellte seine Bewegungen ein. Im Moment war er unterlegen.

„Und was hast du jetzt vor?“, fragte er kühl. „Willst du nun deine erste Erfahrung mit einem Mann manchen?“

„Wer sagt denn, das du der erste bist?“ Kim lächelte schief und verdrehte die Augen.

Verblüfft über das Gehörte klappte Daimon der Mund auf, und ihm blieb die Spucke weg. Na wenn das mal nicht Ironie des Schicksals war?

Es war absurd, doch in seiner Fantasie sah Daimon schon wie sich ein Kerl von seiner Statue über Kim beugte und ihn.... Wäh! Nein, Nein. Ganz falscher Gedanke!

Auch wenn er jetzt wusste das sein Zwilling keineswegs ein hilfloses Mäuschen war, trieb ihm die Vorstellung das sich ein fremder Mann an Kiley vergreifen könnte, die Wut in den Magen.

Ungläubig schüttelte Daimon den Kopf. „Nein man, du lügst! Du hast abgesehen von mir noch sicher keinen Kerl im Bett gehabt. Das hätte ich doch wohl gewusst!“

Es war einfacher für ihn, mehr hinter dem Geständnisses seines Bruders zusehen. Eine Lüge könnte Daimon bekämpfen, und war natürlich leichter zu akzeptieren als die Tatsache, dass Kiley ihn ein Geheimnis verschwiegen hätte.

„Vielleicht hatte ich nicht nur einen, sondern sogar schon mehrere? Dann könnte ich ein paar von meinen Erkenntnissen an dich weiter geben...“

Die Antwort kam so ernst von Kim, das Daimon verstummte. In seiner Brust blieb für eine Sekunde das Herz stehen. Es war einer dieser Momente, in denen seine Emotionen von Trauer zu Wut umsprangen, was in unregelmäßigen Intervallen geschah und ihm fast um den Verstand brachte. Die Zweifel lagen Daimon ins Gesicht geschrieben, genau wie der Unwille das Gehörte zu glauben und wieder kam ein teuflisches kichern von Kiley.

„Bist du auch noch Stolz darauf, dich als männliches Flittchen durch die Betten Bumsen zu lassen!?“ keifte Daimon herausfordernd, wobei seine Stimme bedrohlich laut wurde. Mit wütendem Blick sah er zu seinem Bruder empor. „Wenn ja, dann geht doch in die Stadt und such dir den nächsten Stecher!“

Kim seufzte, gab sich aber nach Daimons Behauptung einen kurzen Ruck, und sah ihn entschuldigend an. Die Wut und der Frust in den hellgrünen Augen sprachen schließlich aus, was Daimon in seinem innerem fühlte. Nur selten hatte Kim die Stimme seines Bruders so zornig gegenüber ihn erlebt.

„Ich habe noch mit keinem Mann geschlafen, das war natürlich eine Lüge.“
 

Dichter Nebel umgab das Außengelände, und die Konturen des Gebäudes, oder die der Absperrzäune, waren mit bloßen Augen nur schwer zu erkennen.

Schon als das große, schlanke Mädchen den abgedunkelten Raum betrat, bemerkte sie, das was nicht stimmte. Ihre dicken, ungezähmten blonden Locken umspielten ein zartes Gesicht und verliehen ihm so einen weiblichen Ausdruck. Mit großen, runden Augen die Himbeerfarben leuchteten, suchte sie in Sekundenschnelle die Umgebung ab.

Nichts…

Ihr üppiger Busen spannte sich in einer grau-weißen Bluse an, und der schwarze Faltenrock verdeckte den kleinen Apfelpo beim gehen nur spärlich. Die Haut des Mädchens funkelte bleich im Licht, ihre Flügel hingen leblos an der Seite herunter.

Nichts!

Leise fiel die Türe in das Schloss zurück und ein leichter Luftzug jagte dem Mädchen einen eisigen Schauer über den Rücken.

Wieso mussten Fabriken immer so kalt und unheimlich sein? Fröstelnd trat sie von einem Fuß auf den anderen und blies auf ihre klammen Finger.

Hier irgendwo zwischen den vielen Glasflaschen und bunten Pulvermixturen musste ihre Kameradin sein, und über einen blubbernden Kochtopf hocken.

Eigentlich.

Nur konnte sie hier niemanden erblicken. Wo konnte dieser Prototyp Angel nur abgeblieben sein?

Murrend fuhr sich das Mädchen mit der Hand durch ihre dunkelblonde Lockenmähne. Sie hasste Verspätungen. Und sie hasste Überraschungen!

Heute Nacht musste es geschehen, heute Nacht musste der Schlummertrank für die Dämonenbrüder fertig werden! Und wo war die Hexe geblieben die ihn Kochen sollte?

Verschwunden! Abgehauen!

Mit einen leisen knurren in der Kehle stampfte die Blondhaarige zu einem Tisch auf dem ein dickes Buch lag, und schlug es rasch auf. Von weitem hatte es wie ein Zauberbuch ausgesehen, doch beim näheren hinsehen entpuppte es sich nur als nutzloses Erotikmagazin.

War das denn zu fassen? Entrüstet warf sie ihre Arme in die Luft.

„Yukiko!“, donnerte das Mädchen und verpasste dem armen Tisch aus Wut einen heftigen Tritt mit dem Fußrücken. „YUKIKO!? WO STECKST DU!? Wir haben zu reden!“

Als auch nach 5 Minuten noch keine Antwort kam, wurde der Blondhaarigen langsam mulmig zumute.

Normalerweise verließ Yukiko die Fabrik nie ohne vorher Bescheid zu geben. Bei dem letzten Ausflug in die Stadt war ihr doch wohl hoffentlich nichts passiert…? Es war früher Nachmittag gewesen als Yukiko und Lucy gemeinsam aufbrachen, und sie dachte, ihre Freundinnen seien mit der neuen Schuluniform gut getarnt.

Aber auch von Lucy fehlte bis jetzt jede Spur. Sie war weder in ihrem Zimmer, noch unten im Keller bei ihrer Zwillingsschwester Kamila zu finden.

Das Mädchen schluckte ängstlich. Rote Punkte bildeten sich auf ihren Wangen, was immer passierte, sobald sie sich aufregte.

Wo waren die beiden? Wo waren Yukiko und Lucy?!

Sie wollte denn Raum grade verlassen, doch noch bevor sie es zu der Türe schaffen konnte, gab die Glühbirne plötzlich ihren Geist auf.

Na super.

Zwei Sekunden später stand die Blondhaarige in der Dunkelheit und überlegte, ob Kamila an diesen jähen Stromausfall schuld sein könnte. Immerhin gewährleistete der kleine Humanoid Demon mit seiner Fähigkeit den Vorrat an Elektrizität in ihrem Geheimversteck.

Sie hob den Kopf und schaute an die Wand. Ihr geübter Blick schweifte über die Lampen und Anzeigetafeln der Steuereinheit und blieb an einem großen Bildschirm hängen, der den aktuellen Zustand der Energieversorgung zeigte. Sämtliche hier schematisch dargestellten Systeme leuchteten hellgrün und stellten damit denn tadellosen Zustand des Systems da.

Verstohlen runzelte das Mädchen ihre Stirn. Warum ging die Birne aus, wenn alles in Ordnung war?

„Scarlett…“, schnurrte eine raue Stimme aus der Finsternis und Scarletts Augen weiteten sich vor Schrecken. Hastig holte sie Luft, ihr Puls begann zu rasen.

Was war hier los?

Diese Stimme…! Scarlett kannte ihren Klang, doch als sich eine kühle Hand in ihren warmen Nacken legte, stand die Welt um sie herum still. „Was hast du denn, kleine, süße Scarlett? Jetzt erzähl mir nicht, dass DU dich im Dunkeln fürchtest.“

Wieder begann Scarlett zu schaudern und Schweiß trat aus all ihren Poren. Ein Stich durchzuckte sie wie ein heißer Blitz. Von ihrem Magen aus quoll ein Feuer in die Kehle, ein schmerzhaftes Gefühl überkam Scarlett, als verzerrten die wütenden Flammen ihre Speiseröhre.

Yukiko…

„Yukiko?“, murmelte Scarlett und schloss in weiser Voraussicht ihre Augen. Sie hörte wie die Stimme leise hinter ihren Rücken kicherte.

Das war zu viel. Das war zu viel des Guten!

Sauer knurrend presste die Anführerin der Nemesis ihre Zähne zusammen und stieß ihren Ellenbogen energisch nach hinten. Zugleich ertönte ein lautes Keuchen, was Scarletts Mundwinkel in die Höhe schnellen ließ.

Die Hand verschwand aus ihren Nacken und sie drehte ihr Gesicht in die Richtung der Stimme. Da stand die gesuchte Hexe und rieb sich sauer dreinblickend den Bauch. Für eine Japanerin war sie erschreckend groß, und überragte das blonde Mädchen um mindestens eine Kopflänge.

„Danke du Giftzwerg.“, brummte Yukiko beleidigt. „Musst du immer gleich Angreifen?“

Auch wenn Scarlett Erleichterung empfand, das ihre ältere Freundin wohl auf war, verdrehte sie die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist deine Schuld. Du hast mich doch erschreckt.“

„Ach komm schon. Als ob du dich ernsthaft erschreckt hättest.“ Yukiko warf ihr ein kleines, gemeines Grinsen zu. „Zum Glück hast du nur meinen Bauch und nicht meine Titten getroffen.“

„Und selbst wenn? Bei deinen Polstern hättest du von dem Schlag sowieso nicht viel gespürt.“.

Die Lilahaarige beugte sich nach vorne und wackelte anzüglich mit den schmalen Augenbrauen. „Meine Brüste sind hochsensibel. Willst du mal testen? Hier, fühl doch mal…“

„Nein…!“ Errötend kniff Scarlet die Augen zusammen. „Wenn du Notgeil bist, such dir eine Freundin!“

Die Andere lachte schelmisch und ein noch gemeineres Grinsen umspielte ihren Mund. Langsam hob sie die Hand und stütze diese an der Wand neben Scarletts Gesicht ab. Mit der anderen Hand umfasste sie ihre dünnen Oberarme. Nun gab es keine Fluchtmöglichkeit mehr.

„Wie alt bist du nochmal Süße? 15 oder? Wie kannst du dann immer noch so Prüde sein, und gleichzeitig unsere Anführerin spielen?“

„Warum?“, fragte Scarlett und gab sich alle Mühe nicht eingeschüchtert zu wirken, auch wenn Yukiko sie mit ihrem Verhalten immer nervöser machte. „Weil ich die Stärkste von uns bin und mich nicht für diesen Mist interessiere! Ohne mich seid ihr Drei doch aufgeschmissen!“

„Tu` doch nicht so eingebildet. Wenn wir Kamila mal aus ihrer Zelle lassen würden, sähest du ganz schön alt aus! Ich glaube sogar das sie so stark ist, das sie dich Killen würde bevor du auch nur einen deiner Schatten rufen könntest.“

Scarletts Mine füllte sich mit Angst und sie versuchte ihre Hände aus Yukikos Griff zu winden. Doch die Hexe war stärker und drückte sie mit den Rücken hart gegen die Wand. Mahnend legte sich ein blasser Zeigefinger auf ihre roten Lippen.

„Na na.“, murmelte Yukiko düster lächelnd. „Wer wird denn gleich aus der Haut fahren?“

„Was willst du eigentlich von mir?!“, fauchte Scarlett nun sichtlich angepisst. Ihre Stimme klang zwar ängstlich und trotzdem war sie so scharf wie ein Messer, dass durch die Dunkelheit schnitt und die Luft splittete.

„Nur ein bisschen Liebe...“

„Soll ich Kotzen?!?!“

Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten griff Yukiko in ihre schwarze Rocktasche, und zog einen dünnen Stab hervor, den sie dann gegen Scarletts Kehle drückte.

„Ich könnte dich hier und jetzt in eine Kröte verwandeln.“, flüsterte sie leise und bedrohlich in das Ohr ihrer Gefangenen. „Ein kleiner Wischer würde genügen und dein ganzes Leben würde ins Chaos stürzen.“

Rosa Augen wurden im ersten Moment groß, dann wieder klein und Sichelförmig. Wut flammte in ihrem inneren auf und ehe Yukiko sich versah, stand sie selbst mit den Rücken zur Wand gedrängt.

„Willst du mich sauer machen?“, knurrte Scarlett und drückte sich nun mit ihrem ganzen Körpergewicht gegen Yukikos Brust. Ganz kurz blitzte der Gedanke in ihr auf, dass man Älteren gegenüber doch höfflich sein sollte, aber Yukiko fühlte sich nicht Älter an.

Im Gegenteil. Die Hexe benahm sich eher wie ein trotziges Kleinkind, anstatt wie eine Erwachsene.

„Willst du mich jetzt töten?“, stieß Yukiko schwer atmend hervor. Sie neigte den Kopf und funkelte Scarlett wütend an. Ihre blauen Augen glühen nur so vor stolz, selbst jetzt noch, wo sie gefangen und unterworfen worden war. „Dann Spiel keine Spielchen mit mir, und beeil dich!“

Zuerst entglitten Scarlett ihre Gesichtszüge, doch schon im nächsten Moment schob sich ein breites Lächeln auf ihr attraktives Gesicht.

„Wenn ich dich tot sehen hätte wollen, wärst du schon längst nicht mehr auf dieser Erde!“

Sie lachte keuchend, dann hob sie langsam ihren Blick und stellt Kontakt mit ein paar blauen Seelenspiegeln her. Vorsichtig lehnte sich Scarlett zurück, und musterte ihre Teamkollegin aufmerksam.

„Unter keinen Umständen der Welt würde ich dich töten, du Dummkopf. Wir haben doch nur noch uns beide.“

„Tzz.“, zischte Yukiko herablassend und konnte sich doch nicht ganz ein Grinsen verkneifen. „Wer ist denn Schuld daran das nur noch wir Zwei vom Prototyp Angel-Experiment übrig sind?“

„Ich weiß nicht.“, lächelte Scarlett Zähne funkelt. „Denn Schuldigen sollten wir suchen sobald wir in dieser Stadt fertig sein.“

Jetzt musste Yukiko wirklich lachen und pikste der Jüngeren versöhnlich in die rosa Wangen. „Du bist so ein elender Heuchler, Frau Anführerin!“

„Ja, und eine noch schlechtere Lügnerin.“

Die beiden Prototyp Angel kicherten kurz.

Wenn die jungen Mädchen in ihren manchmal sehr geschmacklosen Witze vertieft waren, erschienen sie wie normale Teenager, wie normale Menschenmädchen mit denen niemals ein Experiment stattgefunden hatte, das sie in Mutanten verwandelte.

Scarlett stützte ihre Hand in die Hüfte, und dann vertrieb ein kurzer Gedankengang das Lächeln aus ihrem Gesicht.

„Yukiko, hast du eigentlich Lucy gesehen?“

„Ja, vor einer Stunde. Soweit ich weiß, wollte sie nochmal in die Stadt gehen um ein paar Besorgungen für den Schlummertrank zu machen.“
 

Marcel verbrachte die Zeit Artig in seinem Zimmer und war mit seinem Handy beschäftigt.

Er saß im Schneidersitz auf dem Bett und tippte mit raschen Fingerbewegungen eine Kurzmitteilung.

Kurz biss er sich auf die Unterlippe und schloss seine Augen. Die SMS die er grade schrieb, sollte an einen gewissen Albino gehen…

Vor 2 Stunden hatte Dylan ihn per SMS gefragt wieso er am Morgen die Schule verlassen hatte ohne ihm, oder wenigstens Connor Bescheid zu geben.

Sicher, er fühlte sich gerührt dass seine Freunde um ihn besorgt waren, aber er wusste nicht wie er ihnen den plötzlichen Umzug in die Stadt erklären sollte.

Dylan, Connor und Fee würden ihm sicher Löcher in den Bauch fragen, und Marcel musste sich dann irgendeine dämliche Erklärung aus den Fingern saugen.

Wieso er ihnen nicht die Wahrheit erzählte? Ganz Einfach.

Die Drei sollten nicht erfahren wie sehr die Geschwister in Wirklichkeit unter denn Nemesis litten.

Außerdem würden Fee und Connor wahrscheinlich Panik kriegen, wenn sie wüssten das Lucy Etoile und ihre Mitstreiter Dämonenjäger waren, und ihr Unwesen schon länger in der Stadt trieben.

Die Mädchen waren zweifelsohne gefährlich, sehr gefährlich sogar, und Marcel konnte gut nach vollziehen das seine besten Freunde daran zu knabbern hätten. Schließlich lebten sie bis vor kurzem noch in einer Welt die einzig und alleine von Menschen bewohnt wurde, und sie wussten noch nicht lange, dass es auch noch andere Wesen in dieser Welt gab.

Apropos.

Bis jetzt hatte Marcel gar nicht mehr die Zeit gefunden mit Connor und Fee über diese Begebenheit zusprechen…

Das musste er bald nachholen.

Er wollte wissen wie sie mit dieser neuen Erkenntnis umgingen, und ja, auch ob sie sein Geständnis geheim hielten.

Also entschied Marcel sich dafür, dass er Connor und Fee erstmal NICHTS von dem Umzug erzählte. Das konnte er später immer noch machen wenn die Gefahr vorüber war.

Und Dylan…? Ja, bei ihm musste Marcel schon härtere Maßnahmen ergreifen.

Der Albino würde ganz sicher bemerkten das Marcel ein Geheimnis hatte, und wenn Mephisto dabei war, konnte er ohnehin nichts dem Zufall überlassen. In Mephistos Gegenwart etwas zu vertuschen war wahrscheinlich so schwierig wie ein dicker Lottogewinn zu erzielen…

Marcel schob die Hand unter sein Nachthemd und rieb sich über die Brust. Seit den eigenartigen Schwindelanfällen, (wegen denen er Wohlgemerkt immer noch nicht beim Arzt gewesen war), fühlte sich seine Haut ungewöhnlich hart und empfindlich an. Vorhin beim Umziehen hatte er bemerkt das der Bluterguss, denn er eines Morgens zufällig entdeckte, immer noch da war. Und das Teil war sogar gewachsen!

Er zog die Mundwinkel nach unten: Für den nächsten Sportunterricht sollte er sich besser auch schon mal eine Erklärung für den Fleck parat legen.

Wenn er Pech hatte, ging sonst noch in der Schule das Gerücht rum das die Zwillinge ihn jetzt wo Jeremy nicht mehr da war, so richtig in die Mangel nahmen. Das wollte Marcel auf gar keinen Fall!

Vor ein paar Monaten wäre es ihm noch ganz Recht gewesen, wenn seine Schulkameraden mal endlich die Wahrheit über Daimons und Kileys Manieren kannten, aber nun ließ er kein schlechtes Haar an ihnen!

Marcel atmete tief ein und versuchte seinen Puls zu beruhigen. Nein, inzwischen wollte er seine Geschwister beschützen.

Plötzlich klopfte jemand von außen gegen die Zimmertüre.

Marcel blinzelte zweimal bevor er auf das Geräusch reagierte.

„Ja?“

Daimon schob seinen Kopf durch den Türrahmen, und begrüßte seinen kleinen Bruder mit einem winzigen Lächeln. Seine roten Haare glänzten feucht und klebten ihn an der Stirn. Auf seiner Schulter lag ein kleines Handtuch welches die einzelnen Wasserperlen auf fingt, die sonst auf seinem weißen T-Shirt gelandet wären.

„Hey Kleiner. Was machst du so?“

Ächzend zog Marcel seine Decke vom Bett und legte sie notdürftig über seine nackten Oberschenkel. Er war zwar kein Mädchen, dafür aber in der Pubertät und doch deutlich feminin angehaucht. Die neugierigen Blicke eines Mannes machten ihn neuerdings verlegen.

Daimon verdrehte nach dieser Aktion kurz seine Augen.

Diese blonde Pussy.

„Ähm… ich schreibe eine SMS. Wieso? Ist was passiert?“

„Nö.“, meinte Daimon und musste gleich darauf nochmal die Augen rollen. „Musst denn immer etwas passieren, bevor ich in dein Zimmer kommen darf?“

„Nein. Aber das ist sonst nicht deine Art. Deshalb auch meine Frage.“, erklärte Marcel Schulterzuckend. Für Daimon konnte es minimal nur zwei Gründe geben, weshalb er ihn besuchte; Entweder langweilte er sich und wollte jemanden ärgern, oder es gab ein Problem. Irgendwie hoffte Marcel nach den Schrecken der letzten Tage, dass Daimon der erste Grund trieb.

Doch Daimon schnaubte nur und schüttelte amüsiert seinen Kopf. „Auwei, wie tief sind wir schon gesunken? Ich wollte doch nur von dir wissen ob du schon was gegessen hast? Es ist Spät, gleich sind es schon 19 Uhr.“

„Oh.“, machte Marcel und schaute selbst auf seinen Wecker. „Du hast Recht… Irgendwie habe ich die Zeit total vergessen. Naja, aber die Küche läuft mir ja nicht weg oder?“

„Schon klar.“, fragend zog Daimon die Augenbrauen hoch und kratze sich daraufhin am Ohr. „Dann hätte ich noch eine nächste Frage an dich. Hast du Lust nachher mit mir einen Film zu gucken?“

Vor Überraschung rutschte Marcel das Handy aus den Fingern, welches aber glücklicherweise sanft in der weichen Decke landete. Er kniff die Augen zusammen und musterte Daimon wachsam.

Was hatte der den für Drogen genommen? Oder… ging ihm womöglich ihr gemeinsamer Abend in Kuroros Versteck durch den Kopf, und jetzt wollte er sich besser Verhalten? Marcel grübelte. Nein, Drogen passten besser zu Daimon!

„Hast du mich grade ernsthaft gefragt, ob wir einen Film gucken wollen?“, hakte Marcel langsam und skeptisch nach. Diese Frage brachte Daimon dazu, feste seine Lippen auf einander zu pressen und die grünen Augen begannen leicht zu blitzen. Mit zwei Fingern massierte er seine Schläfe.

.„Ja habe ich. Hast du damit ein Problem?!“

„Nein!“, rief Marcel rasch und hob abwehrend seine Hände. Alter Schwede…. Film gucken?! Seit wann stand das auf dem Programm? „Nein, das ist es nicht, aber das ist auch ungewöhnlich! In den letzten 14 Jahren hast du mich noch nie gefragt, ob wir zusammen einen Film gucken wollen. Du hast deine Zeit lieber mit Kiley verbracht, als dich mit mir abzugeben.“

„Kiley ist nicht da. Er ist mit den Bus nach Thirsk gefahren.“, antwortete Daimon ungeduldig, und Marcel schluckte kurz.

Danke.

Danke Herr für diesen kurzen Glücksmoment in ihrer Geschwisterlichen Beziehung, aber das Rothaarige Etwas musste mal wieder diesen zarten Wunsch sofort im Keime ersticken. Amen.

„Aha, also bin ich nur ein Ersatz für Kim?“, fragte Marcel in einem Ton der gleich erkennen ließ, dass er Verletzt war.

„Was!? Sag einfach Ja oder Nein. Ich habe auch kein Problem alleine zu gucken.“

„Dann mach das!“, zischte Marcel, die blassen Wangen in ein wütendes Rot gefärbt.

„Du ziehst dir doch ohnehin nur Müll rein von dem ich Albträume bekomme!“

Genervt stöhnte Daimon. Er schloss seine Augen – Marcel ging ihm mit seiner dämlichen Zickerei auf den Sack- und er wischte sich eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Oh-ho! Muss ich dann die Geisterjäger rufen?! Fuck, wie alt bist du eigentlich das du immer noch an diese scheiß Märchen glaubst?! Das ist doch echt lächerlich.“

„Mein Gott!“ Marcel stieg aus dem Bett und richtete sein weißes T-Shirt, welches er zum Schlafen anzog. „Muss eigentlich jede unserer Unterhaltungen in einem Streit enden? Wir haben doch erst letztens über dieses Thema gesprochen, erinnerst du dich noch daran? Oder gehört das auch zu deinen >Gegenmaßnahmen<?!“

„Nein! Diesmal nicht, dafür nervst du mich viel zu sehr.“, erinnerte ihn Daimon. „Ich wollte dir nur ein nettes Angebot machen, aber was kann ich dafür dass du immer so scheiß misstrauisch bist? Aber dann hast du eben Pech gehabt! Auf Wiedersehen!“

Daimon warf Marcel einen letzten vernichtenden Blick zu, griff dann nach dem Knauf und zog die Türe knallend zu.

„Du hast Pech gehabt!“ Marcel streckte ihm die Zunge heraus, schnitt noch ein paar Grimassen und verließ sein Zimmer ebenfalls damit er die Küche aufsuchen konnte.

Doofer Daimon!

Doofer, eingebildeter Daimon!

Doofer-eingebildeter-scheiß-verfickter-sarkastischer- Daimon!

Wenn er Marcel einen Gefallen tun wollte, sollte er sich ein bisschen mehr Mühe geben.

Aber das war es ja noch nicht mal, was ihn so verletzte…! Anscheinend duldete Daimon seine Anwesenheit nur in äußersten Notfällen, und nicht etwa weil er seine Zeit mit seinem kleinen Bruder verbringen wollte.

Darin sah Daimon anscheinend gar keine Notwendigkeit!

Marcel hatte ja sogar bemerkt, das ihm die Frage nach dem Film schwer fiel, (was er irgendwie sogar niedlich fand) aber dann musste dieser Trampel die ganze Stimmung kaputt machen. Und das schaffte Daimon auch nur mit einem einzigen Kommentar.

Dem Treppengeländer verpasste Marcel aus Wut einen beherzten Fußtritt, was nicht folgenlos blieb, da Holz entschieden Härter war, als Haut. Er zog einen Schmollmund und rieb sich über die schmerzenden Knöchel.

Marcel schluckte und sah zu der Stelle, auf der Daimon bis eben noch gestanden hatte: Ob er wirklich so hart war, wie er nach außen hin immer tat?

„Pah! So ein Trottel…“, seufzte Marcel und klang dabei ein wenig deprimiert.
 

Summend stellte Marcel eine frisch gewaschene Schüssel in den Küchenschrank zurück.

Als er eine Portion Haferbrei verputzt hatte, schnappte er sich auf den Weg nach Oben noch einen Apfel, und verschränkte dann die Arme hinter seinem Kopf und gähnte Ausgiebig.

Müde linste er ins Wohnzimmer und warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr.

„Aha. 19.45 Uhr. Wenn ich mich beeile kann ich noch eine runde am PC zocken.“

Glücklicherweise war der Flur der zweiten Etage leer, sodass Marcel sein Zimmer ohne weitere Streitereien aufsuchen konnte.

Das Handy in seiner Hosentasche fing plötzlich an zu vibrieren, als es eine neue Kurzmittelung erhielt.

Für einen kurzen Moment hatte Marcel Dylan vergessen, der wohl noch immer auf eine Antwort wartete und inzwischen schon auf heißen Kohlen saß.

Schnell warf er sich auf sein Bett und holte sein Mobiltelefon hervor. Noch bevor sein Klingelton den letzten Ton verlauten lassen konnte, hatte Marcel die Tastensperre entriegelt und die SMS geöffnet.
 

Hi Marcel,

Du scheinst ja wirklich schwer beschäftigt zu sein, wenn du immer noch nicht antworten konntest.

Aber mal was anderes:

Hast du Lust morgen mit mir und Mephisto ins Wellnesscenter zu fahren?

Bei einem Preisausschreiben haben wir denn dritten Platz ergattert, und eine Familienkarte gewonnen. Nur sind wir zu zweit keine Familie… >.>

Du kannst meinet wegen auch Daimon und Kiley mitnehmen. Mit jäh mehr Leuten wir da aufkreuzen, desto Glaubwürdiger erscheinen wir! :`-D
 

Dylan
 

Ohne sich dessen Bewusst zu sein, begann Marcel von einem Ohr zum anderen zu grinsen.

Er würde einen ganzen Tag mit Dylan, Mephisto, Kiley und Daimon im Wellnesscenter verbringen, und Stundenlang Zeit haben ihre attraktiven Körper zu begutachten?

Fuck Yeah! Natürlich wollte er mit!

Um seine roten Wangen zu verbergen bedeckte Marcel sein Gesicht mit den Händen.

Wow, Wow, Wow~

Ganz ruhig Herr Testosteron! Das war zu viel des guten! Ehrlich! Das war besser als jeder Gottverdammte Lottogewinn.

Ein Lottogewinn war sogar fast schon Untertrieben… er würde mit den Vieren den glücklichsten Nachmittag seines Lebens verbringen.

Inzwischen zweifelte Marcel auch gar nicht mehr seine Homosexualität an; Nicht nur weil er zuletzt auf der Geburtstagsparty Fees Lolitakleid getragen hatte, sondern auch weil sein Puls bei den Gedanken an Morgen Purzelbäume schlug.

Er schloss die Augen, während sich sein Brustkorb vor lauter Adrenalin schnell hob und wieder senkte, Kopfschüttelnd versuchte er das dämliche Grinsen aus seinem Gesicht zu vertreiben.

Hüftenschwingend sprang Marcel auf den Flur und klopfte kräftig gegen die nächste Zimmertüre.

„Daimon!“, rief er aufgebracht und freute sich schon jetzt auf seinen verdutzen Gesichtsausdruck. „Wenn du mir nicht aufmachst komme ich so rein…“

„…“

„… Okay, dann interpretiere ich dein Schweigen mal als >Ja<.“

Lächeln verdrehte Marcel die Augen und öffnete die Türe, ehe er seinen Bruder auf den Bett liegend erblickte.

Ins Daimons mit unzähligen Ringen gepiercten Ohren steckten die schwarzen Stöpsel seines Mp3-Players.

„Ha!“, rief Marcel leise und schlich auf Zehenspitzen über den Laminatboden. Er verzog die Lippen zu einen gemeinen feixen und bohrte seine Zeige- und Mittelfinger erbarmungslos in Daimons Seite.

Sofort saß dieser Kerzengrade im Bett und ballte die Hände zu Fäusten, aber Marcel sprang flink aus der Reichweite seine Arme.

Ärgerliche drehte der Rotschopf seinen Kopf, dann erblickte er Marcel mit erhobenen Händen im Türrahmen stehen. Widerwillig zog er die Kopfhörer aus seinen Ohren.

„Alter.“, brummte Daimon und sein rotes Haar umloderte ihn wie eine Flamme. „Willst du Sterben, oder warum schleichst du dich in MEIN Zimmer?!“

„Sei doch nicht so pissig.“, säuselte Marcel mit geübten Wimpernschlag. „Ich wollte dich nur was fragen…“

Daimon hob seine Augenbrauen und musterte seinen Gegenüber wachsam. „Na gut, dann spucks´ mal aus. Was willst du…?“

„Ich habe eine SMS von Dylan bekommen.“, berichtete Marcel mit Unschuldsmine. „Er lädt uns Drei zu einem Wellnesstag ein. Sein Vater hat bei einem Preisausschreiben einen der Hauptpreise gewonnen, und eine Familienkarte für das Wellnesscenter ergattert. Jetzt brauchen sie noch ein paar Leute die Morgen mit gehen, damit sie die Karte auch einlösen können. Da hat Dylan wohl sofort an uns denken müssen.“

Daimon sah leicht schockiert aus. Sein Mund war zusammengepresst, und der Ausdruck in seinen Augen erinnerte an gefrorenes Wasser. Mit mühevoll gezügelter Wut in der Stimme zischte er Marcel an:

„Ach ja?“, flüsterte er leise und legte denn Kopf schief. „Er lädt uns also ein? Uns drei? Und Warum? Weil ich ihm vergangenes Wochenende so schön auf die Fresse gehauen habe?!“

Daimon stieß ein höhnisches Gelächter aus, ehe er weiter Sprach. „Ich werde ganz sicher nicht mit diesen Albino und seinem… freakigen Dämonenvater raus gehen! Ich kann mich zwar Irren, aber ich bin Felsenfest davon Überzeugt, das Kiley auch keinen Bock auf so eine dämliche Tour hat. Und du – kannst machen was du willst, aber kommt nachher bloß nicht angekrochen wenn dich einer von denen angepackt hat!“

Da Marcel mittlerweile einen Wutausbruch witterte, tat er das einzig Vernünftige was er machen konnte, und sprang mit einem Bein aus dem Doppelzimmer. Beschwichtigend hob er die dünnen Arme.

„Ist schon okay Daimon.“, rief er mit piepsiger Stimme. „Vergiss einfach was ich gesagt habe! Das war ein dummer Vorschlag von mir…“

Er presste die Lippen zusammen. Der Blick aus Daimons schlangenartigen und hellen Augen war so intensiv, dass Marcel meinte, ihn körperlich auf seiner Haut zu spüren. Unfähig, sich zu bewegen, starrte er zurück. In der nächsten Sekunde kam die Angst; lautlos kroch sie über den Laminatboden und drang durch die Fußsohlen in seinen Körper ein.

Marcels Herz raste vor Aufregung so schnell, dass er sich ruckartig abwenden musste und zu Boden blickte. Plötzlich fühlte er sich benommen und wackelig auf den Beinen.

„Schön dass du das einsiehst.“, bemerkte Daimon mürrisch. „War es das dann, oder willst du noch was von mir?“

„Nein. Eigentlich nicht…“ Marcel zuckte die Schulter und legte die Hand auf seine schmerzende Brust. Diese kleine Geste entging Daimons scharfen Augen natürlich nicht. Er biss sich leicht auf sein Piercing und musterte Marcels blasses Gesicht.

„Hey Kleiner… Hast du da Schmerzen?“

„Irgendwie schon.“, antwortete Marcel und versuchte zu lächeln. „Aber das ist nicht so schlimm. Die habe ich in letzter Zeit öfters. Vielleicht werde ich Krank oder so.“

Nun saß Daimon Kerzengrade auf der Bettkante und legte seine weiße Stirn in Falten.

„So so… Hast du nicht auch schon über Schmerzen in der Brust und Schwindel geklagt, als du Oben in Kuroros Zimmer kollabiert bist?“

„Ja.“, murmelte Marcel. Verlegen sah er zur Seite und wich Daimons stechenden Blick aus. Jetzt konnte er diese komischen Schwindelattacken nicht länger geheim halten. Er wollte zwar niemanden mit seinem Problem belästigen, aber langsam sorgte er sich doch um seine eigene Gesundheit.

„Diese komischen >Anfälle< habe ich schon etwas länger.“, gestand Marcel kleinlaut und ging zu dem Bett um sich auf die Kante zusetzten, als Daimon mit der Hand auf das Holz klopfte.

„Und wann kriegst du diese Anfälle? Ich meine, in welchen Situationen?“

„Unterschiedlich. Ich habe festgestellt das sie meistens kommen wenn ich mich sehr aufregen muss, oder traurig bin.“

„So wie grade?“, fragte Daimon flüsternd und knetete die Hände in seinem Schoss.

Marcel nickte leicht. Er biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick zu Boden. Sein Gesicht fühlte sich heiß an, das Atmen fiel ihm immer schwerer und er hatte Probleme, seinen Schmerz zu verbergen. „Nnh- Genau.“

Die Sekunden vergingen wie im Zeitlumpentempo und Marcels Magen knotete sich in jeder weiteren ein bisschen mehr zusammen. Stöhnend legte er den Kopf in die Nacken und zählte die weißen Punkte, die vor seinen Augen aufblitzen. Wenn sein Kreislauf jetzt das Handtuch warf, würde er wenigstens weich im Bett landen und nicht schon wieder Blaueflecken kassieren.

„Wird es schlimmer?“, erkundigte sich Daimon, und die Besorgnis stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Leg dich am besten hin. Soll ich dir ein Glas Wasser holen?“

„Überanstreng dich bloß nicht.“, murmelte Marcel und grinste schwach.

„Wenn du noch ironisch sein kannst wird es wohl doch nicht so schlimm sein, wie ich dachte.“

Daimon schüttelte leicht den Kopf und fuhr mit der Zunge über seine oberen Eckzähne. Auch wenn Marcel den starken Mann spielte, sah man ihm doch sofort seinen miesen Zustand an.

Klasse, dachte Daimon sarkastisch, dann gibt es also noch jemanden in der Familie der seine Probleme und Ängste gerne unter den Teppich kehrt.

Daimon überlegte und kratze alles Medizinischewissen in seinem Kopf zu einem Haufen zusammen. Vor Angst wurde seine Kehle trocken. Er hieß zwar nicht Kiley, aber durch seinen Sport kannte er sich doch mit den meisten Schmerzensarten aus…

Behutsam drückte er Marcels Oberkörper auf die Matratze und legte die Hand auf seine Stirn. Ganz wie er vermutet hatte fühlte sich der Kopf des Kleinen heiß und verschwitzt an.

Marcel wimmerte. „Vorsichtig.“, murmelte er mit rauer Stimme, und seine Lippen verzogen sich zu einer zittrigen Linie. „Es dreht sich alles, und wenn ich liege muss ich nur kotz-“

„Ssscht.“, unterbrach Daimon ihn sanft aber bestimmend. „Bleib unten und mach die Augen zu. Ich werde gucken was wir noch in der Hausapotheke da haben.“

„Ok…“, erwiderte Marcel etwas panisch und schluckte. Sein Herz hämmerte lauter werdend gegen seinen Brustkorb, und es dauerte nicht lange, bis er ein nur allzu bekanntes brennen in den Adern spürte. Scheiße, das ging ihm zu schnell… Viel zu schnell. Normalerweise brauchten die Attacken immer erst eine gewisse Zeit bis sie ihren Höhenpunkt erreicht hatten, aber heute zogen sie die Zügel stramm.

„Dai – Daimon!“, keuchte Marcel und streckte die Hand nach seinem Bruder aus. „Warte bitte.“, flehte er verzweifelt und berührte mit den Fingerspitzen ein hartes und glattes Handgelenk. „Lass mich nicht alleine. Irgendetwas stimmt nicht mit mir!“

Das Bett wackelte als Daimon sein Gewicht wieder nach vorne verlagerte und sich auf seine Unterarme stützte. Mit einem leichten, etwas unpassenden glucksen umfasste er Marcels Finger und streichelte mit den Daumen über den zitternden Handrücken. „Das mit dir was nicht stimmt sehe ich auch so, oder was meinst du?“

„Idiot!“ Marcel rollte amüsiert mit den Augen, registrierte aber stillschweigend die sanfte Streicheleinheit. Er beobachtete ihre ineinander verschränkten Finger und seufzte leise.

Wenn er wollte konnte Daimon wirklich verdammt liebevoll und fürsorglich sein.

Diese Seite kannte Marcel kaum, bis gar nicht von ihm und eine Gänsehaut die über seinen Rücken lief, ließ ihn schaudern.

Ok, das war eindeutig NICHT der richtige Zeitpunkt um ins Schwärmen zu geraten. Auch wenn sie vielleicht passenderweise in einem Bett lagen, schräge Witze rissen und ähm… Händchen hielten. Nein Gehirn, tut mir Leid, das war nur ein Zufall und hatte nichts mit einer besser werdenden Beziehung zu tun!

Leicht errötend schloss Marcel seine Augen, während Daimon leise kicherte. „Sieht aus als ob wir doch einen Film gucken können, wo du jetzt einmal hier bist.“

„Hör mir auf mit deinen beknackten Film!“, protestierte Marcel schwach und versuchte wieder hoch zu kommen. Romantische Gefühle hin oder her. Er fand es nicht grade ungefährlich als halbe Leiche und total ausgeliefert in diesem Zimmer, und vor allem in diesem Bett zu bleiben. Es gab immer noch sowas wie die Hitzeperiode und wenigstens einer sollte Rechnung mit ihr halten!

Der Abend hatte so gut angefangen, das hatte er wirklich, und mit ein bisschen Glück könnte er nur noch besser werden, aber nicht, wenn einer von ihnen seine Vernunft vergas. Und leider sah es so aus, als ob Daimon das grade machte.

Nach außen hin konnte Marcel zwar keine Anzeichen der Veränderung erkennen, aber in den Augen des Dämons breitete sich langsam ein dunkler werdender Schleier aus. Inzwischen war es kurz nach 20 Uhr, und bald sollte Kiley denn Weg zurück ins Haus finden!

Hoffentlich!

„Hey, wo willst du denn hin?“, fragte Daimon, der grade bemerkte wie Marcel ihre Hände löste und aus dem Bett kriechen wollte. Rasch zog er ihn wieder auf die Matratze.

Mist, Marcel hatte ganz vergessen dass der Ältere ja viel Stärker war, wie er selbst! „Du siehst nicht so aus, als ob du schon wieder gehen könntest.“

„Du wolltest mir doch was zu trinken holen.“, sagte Marcel und lächelte unschuldig. Ugh, dieses Lächeln sah nicht nur falsch aus, sondern fühlte sich auch schon so falsch an! „Ich glaube ich könnte wirklich was Wasser gebrauchen. Meine Kehle ist total ausgetrocknet.“

„Dann sag mir das doch! Ich hole dir welches.“

Daimon seufzte und schloss kurz die Augen, um mit den Handballen über sie zu reiben. „Mann, ich wäre fast eingeschlafen…!“

„Dann lass mich in die Küche gehen, und du bleibst hier oben.“

„Halt die Klappe. Nur über meine Leiche bewegst du dich in den nächsten 20 Minuten aus diesem Bett. “

Es waren zwei kurze Sätze, doch so eisig gesprochen dass Marcel sein Vorhaben sofort aufgab, und tatsächlich liegen blieb. „Ähm.. Okay.“

„Brav!“, lobte Daimon und kämmte seine Haare mit seinen Fingerspitzen aus dem Gesicht. „Wenn du aufstehst während ich Unten bin, suche ich dich und zertrümmere dir zur Strafe den Oberschenkelhalsknochen!“

Für einen Moment herrschte stille, dann brach Daimon in Gelächter aus. „Das war nur ein Scherz!“, gluckste er, und ließ Marcel dann alleine zurück.
 

„Ich bin zwar kein Fachmann, aber kann ich mir das trotzdem mal angucken?“ Daimon funkelte Marcel an und zog die Mundwinkel aufmunternd nach Oben.

„Ich weiß nicht. Was hast du davon, wenn du das gesehen hast?!“, zischte Marcel wütend und umklammerte mit den Armen seinen Brustkorb.

Das war eine ganz dumme Idee gewesen Daimon von dem Bluterguss auf seiner Brust zu erzählen! Er knirschte so stark mit den Zähnen, dass es wehtat, doch er ignorierte den Schmerz. Außerdem war es im Vergleich zu dem Schmerz, den er in seiner Brust empfand, noch harmlos.

„Weil ich mich mit Blauenflecken auskenne, du Hirni!“, fauchte Daimon zurück und seine Stimme klang so genervt, wie seine Körperhaltung schon längst verriet. „Ich weiß nicht wieso du dich so kleinlich anstellst! Du hast doch keine Titten die du vor mir verstecken müsstes!“

„Trotzdem! Ich mag es nicht… wenn mich andere so sehen.“

„Holy Macaroni! Und wenn dich Morgen im Wellnesscenter alle nackt sehen, ist dir das egal!? Wo ist da die Logik, heh?“

„Pah!“ Marcel lachte bitter auf. „Du gehst doch gar nicht mit, also was kümmert dich meine Logik!?“

„Aha? Bin ich also das Problem an der ganzen Geschichte?“

„Fick dich! Ich kann machen was ich will und wenn ich mich nicht vor dir ausziehen möchte, dann mache ich das auch nicht!“

Knurrend drehte sich Marcel auf die Seite und kehrte Daimon denn Rücken zu. Ohne eine Antwort abzuwarten griff er nach dem Kopfkissen und presste es sich auf die Ohren. Er wollte nicht hören, was Daimon zu sagen hatte. Der Assi sollte bloß nicht so tun, als ob er sich Sorgen machte.

Marcel war immer noch schwindelig, auch mit geschlossenen Augen drehte sich alles um ihn herum und ihm war schlecht. So eine unglaubliche Übelkeit hatte Marcel schon lange nicht mehr gespürt. Das Wasser was Daimon ihn gebracht hatte war vielleicht vergiftet gewesen…

Minutenlang lag Marcel einfach nur gekrümmt da und wartete, dass endlich die Übelkeit verschwand, da spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Hüfte.

„Was willst du!?“, blaffte er los und machte sich am ganzen Körper steif.

„Rück zur Seite, sonst lernst du Fliegen. Ich will auch ein bisschen Platz in meinem Bett haben!“

„Dann lass mich rüber gehen, und du hast allen Platz der Welt!“

„Jetzt halt endlich dein kleines, freches Maul! Ich habe doch gesagt das du hier erst mal liegen bleibst, und damit Pasta! Wir können morgen weiter streiten, aber heute hast du erst mal Sendepause!“

„Aber! -“

Daimon drehte Marcel mit einer einzigen Handbewegung auf den Rücken, lehnte sich über ihn und drückte seinen Zeigefinger brutal auf dessen Mund.

„Halt-die-Klappe-habe-ich-gesagt-!“

Wow, da schien jemand echt richtig schlechte Laune zu haben. So angepisst hatte Marcel Daimon die letzten 48 Stunden nicht mehr gesehen.

„Ist schon gut…“, nuschelte Marcel mit einigen Schwierigkeiten. Wie konnte man nur so schnell, so wütend werden? Das war doch schon hart an der Schmerzensgrenze. Außer seinen Bruder kannte Marcel niemanden, der so schnell aus der Haut fahren konnte.

Daimon brummte darauf hin nur, und vergrub das Gesicht in seiner Armbeuge. Schwer Atmend legte er sich hin und drehte sich auf die Seite.

Stirnrunzelnd beobachtete Marcel wie sich Daimon durch die Haare fuhr, und mit der Zungenspitze über seine Lippen leckte. Denn Blick hielt er dabei weiterhin auf die Wand geheftet.

„Scheiße..!“, murmelte Daimon nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Was ist?“

„Nichts, sei Still.“

Marcel blies beleidigt die Wangen auf. Er wollte den Rothaarigen besänftigen und die Wogen glätten. „Du hast Scheiße gesagt, also stört dich was.“

„Weißt du, was mich stört? Ein freche Balg das nicht kapieren kann, wenn Erwachsene am Rande ihrer Geduld angelangt sind!“

„Aha… Schön hast du das gesagt.“

„Meine Fresse, schlaf jetzt!“

Offenbar hing Daimon an seinem Geheimnis. Er drückte das Gesicht nun ganz zwischen seine Arme und versuchte ein wenig Ruhe zu finden. Dass ihn dabei zwei dunkelblaue Augen beobachteten, störte ihn gar nicht.

Immer noch Schmollend zog Marcel die schwarze Bettdecke über seine Schultern und blinzelte in die Dunkelheit. Eigentlich sollte er hier gar nicht mehr liegen, und welcher halbwegs klardenkende Mensch wollte schon freiwillig neben seinem Schläger-Bruder schlafen? Marcels Augen wurden ausdruckslos und sein Blick verlor sich irgendwo in der Ferne – Niemand!

Obwohl… so schlecht fand Marcel die Situation gar nicht…

Es schauderte ihn als er Daimons muskulösen Rücker näher betrachtete und er konnte nicht deuten ob seine zu Berge stehenden Nackenhaare von der Angst her rührten, oder von der Freude…

Niemand war eine Lüge. Wenn man es genau nahm, würde wahrscheinlich sogar die halbe Schule das Bett mit seinem Bruder teilen, aber Daimon liebte sein Single Dasein und stand nicht auf One-Night-stands.

Eine warme Gänsehaut lief Marcel über den Rücken. Er wusste dass sich die Mädchen reihenweise um Daimon prügelten, und er dürfte seelenruhig neben ihn Schlummern.

Tja. Pech für sie…! Und Glück für Marcel! Offensichtlich geniert rieb er sich den Hinterkopf und eine leichte Röte breitete sich auf seinen blassen Wangen aus.

Hmm…Was sollte er denn viel sagen? Auch wenn ihn Daimons Verhalten wirklich oft ankotzte und seine arrogante Art ihn zur Weißglut trieb, mochte er die Anwesenheit des Dämons eben!

„Was bist du denn so rot im Gesicht?“, bemerkte Daimon keine 5 Sekunden später mürrisch und drehte sich von links nach rechts. So konnte er Marcel anschauen, und seine Augen blitzen diabolisch auf. „Hast du jetzt auch noch Fieber bekommen?“ Ungeduldig zwickte er seinem kleinen Bruder in die Nase, der noch immer mit leerem Gesichtsausdruck in Gedanken schwelgte.

„Aua!“, rief dieser erschrocken. In der Hoffnung die Farbe so zu vertreiben, rieb er sich über die Wangen. „Warum sollte ich denn Fieber haben...? Es geht mir doch schon wieder besser!“

„Aha? Dann denkst du also an was Fieses?“, fragte Daimon und ein laszives Grinsen erschien plötzlich auf seinen Lippen. Der Drang ein noch schmutzigeres Kommentar los zu lassen wurde übermächtig. „Muss ich Angst kriegen weil wir zwei ein Bett teilen?“

„Wie- Wie komm-st du da..rauf?“, knurrte Marcel und wurde gleich noch eine Spur röter.

Daimon wackelte mit den Augenbrauen, anscheinend freute er sich angesichts der unbeabsichtigten Bestätigung. „Warum wohl? Weil du Schwul bist, und immer mehr Farbe bekommst! Habe ich denn so eine heftige Wirkung das du sofort Geil wirst, wenn ich in deiner Nähe bin...!?“

Oh mein Gott. hämmerte es in Marcels Kopf. OH MEIN GOTT! ER HAT ES TATSÄCHLICH AUSGESPROCHEN! Aber wieso machte er sich überhaupt so viele Kopfschmerzen? Er wusste doch das Daimon sowieso nur mit ihm Spielte!

Beleidigt drückte Marcel das Gesicht in sein Kopfkissen. „Einbildung ist auch eine Bildung.“

„Falsch. In diesem Punkt verlasse ich lieber auf meine Instinkte, als anstatt auf meinen Verstand.“, hauchte Daimon und erschauerte als er denn rauchigen Ton seiner eigenen Stimme vernahm. Na lol, wer im Glashaus sitzt sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen oder wie?

Erschrocken wich Marcel zur Wand zurück, seine Wangen fühlten sich noch heißer an als eben.

„Diesen Punkt? Instinkte? Was soll das heißen?! Schnüffelst du etwa rum?! Lass den Quatsch, und das meine ich ernst!“, warnte er den Rothaarigen nun, welcher langsam immer näher kroch.

„Jetzt sei schon ehrlich. Du weißt doch dass von deinen Hormonen die Rede ist. Ich kann riechen wie sie in Wallung geraten und deinen kleinen Körper auf den Kopf stellen.“

„Daimon! Hör auf.“, wimmerte Marcel. Doch das konnte auch nicht mehr verhindern, das zwei starke Hände denn Weg zu seiner Taille fanden und sich über das enge T-Shirt legten, welches irrwitzigerweise bis zu seinen Bauchnaben hoch gerutscht war. Für einen Moment setzte Marcels Atmung aus und sein Verhalten sagte mehr als 1000 Worte. Daimon machte ihn mit seiner Anwesenheit wirklich heiß!

Einen kurzen Moment herrschte Stille im Zimmer. Das Bett knackte sanft, und die Decke rutschte zur Hälfte auf den Boden als sich die Insassen nochmal bewegten.

Daimon lächelte seinen Bruder schelmisch an, und fuhr mit den Fingerkuppen über seine heißen Wangen. Unter seiner Berührung wurde die Haut sogar noch wärmer, und Marcel versank vor Scham fast in der Matratze.

Nun saß er in der Falle! In seinem Rücken befand sich die Wand, und den Weg nach Vorne wurde von einem Muskulösen Körper versperrt.

Ein dicker Kloß schwoll in seinem Hals an. Es war ein Wunder dass er in diesem Zustand überhaupt noch Luft bekam und nicht blau anließ.

„Pack mich nicht an du Perversling!“, quietschte Marcel abwehrend mit hoher Stimme.

„Du sagst immer hör auf dabei gefällt es dir, wenn ich dich anfasse. Oder zu mindestens deinem Körper gefällt es. Schau doch nur mal was du für eine Gänsehaut bekommst….“

Daimon war seinem Bruder inzwischen so nah gekommen, dass Marcel nach jedem Wort seinen Atmen im Gesicht spürten konnte. Angewidert drehte er den Kopf weg und runzelte die Nase, als ihm der Geruch von Zigaretten gemischt mit einem Hauch von Pfefferminz-Zahnpasta ins Gesicht schlug.

Er fühlte sich wie ein in die Ecke gedrängte Tier, das in der Falle saß und nun wusste, dass das Ende gekommen war. Dieses mal gab es niemanden der Marcel aus dieser misslichen Lage befreien konnte. Diesmal gab es nur noch Daimon, ihn und winzigen 5 Zentimetern zwischen ihren Leibern, die jedoch mit jeder Sekunde immer weniger wurden.

Marcels Mund öffnet sich, aber er brachte keinen Ton hervor. Nur die Angst und der Scham flackern wie wild in seinen blauen Augen auf. Seine Kraft reichte ja nicht einmal mehr dafür aus, die Stimme zu heben und zu schreien.

„Warum guckst du mich so an, als ob ich dir etwas Böses tun wollte?“, fragte Daimon ruhig und sein Griff um Marcels Hüfte wurde plötzlich fester. Mit genugtun beobachtete der Dämon wie sein kleiner Bruder flach nach Luft schnappte, und ein heftigen Schauer seinen schmalen Körper erzittern ließ. „Du siehst ja richtig fertig aus, mein Kleiner.“

„Merkst du eigentlich was du grade tust?“, wisperte Marcel. „Du schießt deine eigenen Rat in den Wind, also stehst du doch unter den Einfluss der Hitze!“

Der sonst so unerbittliche Rotschopf öffnete nur kurz den Mund um zu widersprechen, ließ es aber doch sein, als er schließlich einsah, dass es keinen Sinn hatte zu diskutieren.

Marcel hatte Recht.

Die Hitzeperiode machte wie erwartet doch keinen Bogen um ihn, und es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie ihn mit aller Macht in ihren Bann zog.

Daimon biss sich hart auf die Zunge als im dieser Gedanke durch den Kopf ging.

Er würde Marcel zu etwas zwingen was ihrer ganze Zukunft aus denn Angeln reißen könnte!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-05-03T07:16:18+00:00 03.05.2014 09:16
OMG das ist die beste story die ich in meinem leben gelesen habe! du musst unbedingt weiterschreiten! dein stil ist der hammer und auch wie verwirrednd das ganze ist! schreib schnell weiter, liege krank herum und habe nix zu tun! Ps: hitzeperiode-geiler einfall xd
Antwort von:  Gouda-kun
03.05.2014 18:15
danke für dein Lob. Es freut mich immer wieder wenn einpaar neue Leser dazu kommen. Wann das nächste Kapitel kommt kann ich im Moment aber leider nicht sagen. :-| Aber ich beeile mich!
LG Gouda
Von:  Erika6
2014-04-03T06:52:16+00:00 03.04.2014 08:52
Ein tolles kappi deine Story ist echt super und macht Spaß sie zu lesen.
Schreib weiter so ^^
Antwort von:  Gouda-kun
04.04.2014 15:11
Danke. ^__^
Ich bin froh das sie dich immer noch begeistert, obwohl sie schon so lange läuft. *3*

Lg


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