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Kartenspiel

immer ein Ass im Ärmel
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Karo 2

Kartenspiel

immer ein Ass im Ärmel
 

Kapitel 2

Karo 2
 

Paul hatte sich gerade seine Nachmittagszigarette angesteckt, als ein völlig zerfurchter, jämmerlich aussehender Roland Lloyd vor seiner unscheinbaren Haustür in Berlin-Tempelhof stand. Die ganze Angelegenheit muss wirklich wahnsinnig wichtig sein, wenn der kleine Bremer innerhalb kürzester Zeit den weiten Weg in die Hauptstadt gekommen war. Nur, wie er es dann doch in weniger als drei Stunden geschafft hatte, das wollte Paul im Grunde nicht genauer erforschen und die Gesetzte der Physik bei dem belassen, was sie waren – Gesetzte der Physik.
 

Noch völlig außer Atem keuchte der quirlige Bremer wie ein nach Luft schnappender Hund laut auf, fasste sich nach Beruhigung suchend an seine bebende Brust und stützte sich mit dem anderen Arm erleichtert am Türrahmen ab.

„Was ist denn mit dir los?“, dem Berliner wäre glatt seine lodernde Kippe aus den Mund gefallen, wenn er sie nicht durch lässiges routiniertes Festhalten mit der Zunge gerettet hätte, „Du siehst ja aus, wie eine garstige Straßentöle. “

Uh, der wunde Punkt!

Zornig kniff Roland seine hellen Augenbrauen zu einem charmanten Killerblick zusammen, und hob missbilligend seinen Kopf, immer noch leicht außer Atem, sodass sich kleine vernebelte Dunstwolken um sein Gesicht bildeten.

„Darf ich vielleicht… erst mal… reinkommen.“, der kleine Norddeutsche versuchte seine Erschöpfung nun etwas unter Kontrolle zu bringen, erhob sich aus seiner bemitleidenswerten Position und stand Berlin nun in voller, gestreckter Größe gegenüber, „bevor du mich hier… so hinterhältig beleidigst?!“
 

Auch wenn dem Berliner große Fragezeichen ins Gesicht geschrieben standen, und er folglich nicht nachvollziehen konnte, warum der Bremer so schnippisch reagierte, signalisierte er seinem norddeutschen Freund durch eine lässige Handbewegung, dass dieser nun eintreten könne, wartete anschließend bis das immer noch keuchende Häufchen Elend über die Türschwelle gewandert war, und schloss dann die grüne Holztür mit einem sanften, geräuscharmen Klacken.

„So?“, durchbrach er die Stille, „willst was trinken?“

„Nein!“

Okay, also auch auf die höfliche Masche reagierte der halbwüchsige Roland heute etwas zickig. Gut zu wissen.
 

Paul schob seinen eigenen Körper nun am ungebetenen Gast vorbei um ins Wohnzimmer zu gelangen und mit dem fortzufahren worin er so abrupt gestört wurde. Wenn Roland etwas von ihm wollte, dann würde er schon irgendwann seinen Mund aufmachen.

Doch dieses irgendwann kam schneller als erwartet.

„Ich will ein Casino ausrauben.“

Bitte was?

„Ich will ein Casino ausrauben.“, wiederholte der Bremer seinen letzten Satz noch einmal, mit der gleichen Strenge und Überzeugung in seiner Stimme wie zuvor auch. Er sah den Hausherren direkt in dessen tiefblaue Augen, wich keinen Zentimeter von seiner zugegeben mehr als nur bizarren Aussage zurück und hatte in etwa denselben charmanten Ausdruck inne wie eine griechische Marmorstatue auch.
 

Nach einigen Momenten hereinstürmender Stille, konnte Paul seine Gedanken wenigstens so weit sortieren, dass sein Gehirn den unmittelbaren Befehl zum Sprechen weiterleitete: „Ich sag’s dir gleich – keine Chance!“

Auch wenn Paul Albrecht eine Legende war, der seinen Namen bereits außerhalb von Berlins Stadttoren hat stolz verkünden können, so war dem routinierten Meisterdieb der Realismus doch noch nicht ganz abhanden gekommen. „Gib’s lieber gleich auf und schlag dir solche Hirngespinste aus dem Kopf!“ Mit ihm jedenfalls konnte man bei so einer Aktion nicht rechnen. Wie auch, bei dem Sicherheitsstandard klingelten die Alarmglocken im roten Bereich, im ultraroten um genau zu sein. Also, keine Chance!
 

Jedoch sah sich der Bremer noch nicht aller existierenden Hoffnung beraubt und versuchte dementsprechend seinen alten Freund umzustimmen. „Warum denn nicht? Sag’s mir! Warum kann ich kein Casino ausrauben, wenn ich es nun mal will?!“

„Na, weil es nicht geht. Hast du dir schon mal Gedanken um die Überwachungssysteme gemacht? Das ist ne ganz andere Liga von der wir hier sprechen. Dorfkneipe gegen Weltraumdisko. Verstehste?“

„Aber, wenn ich es nun mal will?!“, man konnte fast verzweifeln in Anbetracht der Naivität und Sturheit des kleinen Bremers. In den kurzen Beinen steckte doch eine ganze Menge Mumm, oder Dummheit je nachdem wie man es sah. Und aus Pauls Perspektive war das ganze Unterfangen mehr als nur wahnsinnig - es war schlicht weg lebensmüde!

Doch auch er wusste, wie dickköpfig sein ehemaliger Kollege sein konnte, wenn dieser sich etwas fest in den Kopf gesetzt hatte. Schon allein der Gedanke an den Autodiebstahl von vor 10 Jahren, ließ ihn da säuerlich aufstoßen. Also schlug er die Richtung ‘Resignieren‘ ein und wollte sein Interesse zumindest ein wenig unterstreichen, indem er den Grund für diese waghalsige Entscheidung erfragte, Roland und sich selbst in das geräumige Wohnzimmer beförderte und den hassüberfluteten Worten seines alten Freundes lauschte.
 

„Also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, hat eine dicke, zudem noch potthässliche, bayrische Tussi ein luxuriöses Casino errichtet auf dem Grundstück, wo vorher eure Noname-Bank gestanden hat?!“

Roland nickte eifrig und wippte mit seinen Füßen hin und her: „Du hast penetrant vergessen – dicke, potthässliche, penetrante, bayrische Tussi!“

Paul kratzte sich unbeholfen am Kopf. „Ah, mein Fehler.“, er schien für einen Moment schweigend über die ganze Sache nachzudenken, drehte sich mit geschickten Fingern eine Zigarette und steckte diese anschließend laut seufzend an, „Ich denke, ich habe da jemanden, der dir, ach was, der uns helfen kann.“

„Hmm?“

„Wir brauchen ein starkes Team für so was. Das ist nichts, das man mal so eben im Alleingang erledigen kann. Und ich denke, ich kenne den einen Mann, der uns garantiert den erwarteten Erfolg versprechen kann.“, mit einem langgezogenen Grinsen zwinkerte Paul seinem Bremer Freund aufmunternd zu. Ja, er kannte definitiv die entsprechende Person für solche Fälle.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Phillia
2010-06-11T11:48:57+00:00 11.06.2010 13:48
Endlich Wochenende - endlich Gelegenheit, mein Hirn anzuschmeißen.

Ich bin zurzeit noch sowas von voll auf Rolands Seite. Imo hast du Paul ganz supertoll getroffen. <3 Hehe. Der Autodiebstahl von vor zehn Jahren? Na, worum geht's denn da? >:3 Du weißt schon, dass ich erwarte, dass du alle lose Enden verknüpfst mit der Zeit? (Aber diese Erwartung bitte nicht spiegeln, ... sonst wird sie enttäuscht 8D)


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