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Wenn die Jahre dahingleiten...

von

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... kann ein Leben neu beginnen

Er hatte seinen besten Freund, seine bessere Hälfte, seinen Ausgleich und seinen Zwilling verloren. Und warum? Weil so ein durchgeknallter Zauberer unbedingt einen Krieg führen wollte. Ja, er und Fred hätten nicht mitkämpfen müssen, doch das ging gegen ihre Prinzipien. Außerdem war das Leben doch sonst zu langweilig, wenn man nicht ab und zu ein bisschen Action hatte. Aber es hätte nie so enden müssen. Warum ausgerechnet Fred? Warum konnte nicht einfach so ein bescheuerter Todesser für seinen Bruder sterben?

George schlug mit der Hand gegen die Wand. Das gesamte Zimmer war abgedunkelt. Schon seit Wochen hatte er kein Sonnenlicht mehr gesehen, da er sich hier versteckte. Oder besser gesagt, er konnte es nicht ertragen. Einfach alles erinnerte ihn an seinen Bruder und es tat weh. Selbst hier in seinem Schlafzimmer war es so schlimm. Vielleicht lag es daran, dass unter ihrer Wohnung ihr vierstöckiges Geschäft lag. George konnte, sobald er mit seinem Ohr auf dem Boden lag, die begeisterten Rufe seiner Kunden hören. Früher hatte es ihn immer begeistert und zusammen mit Fred hatte er bereits über weitere Erfindungen nachgedacht. Es war gerade so, als ob die Begeisterungsstürme ihnen die Ideen in den Kopf gelegt hatten. Aber jetzt? Jetzt war der Schmerz einfach zu groß.

George wanderte durch sein Zimmer und strich sich verzweifelt durch die Haare. Wie sollte er überhaupt weiter machen? Er war nie alleine gewesen. Es gab immer nur Fred und George. Sie waren die Vorzeigezwillinge. Selbst ihre Mutter hatte sie ja nicht mehr auseinander halten können. Sie waren die Clowns gewesen. Ein unzertrennliches Gespann, das jeden zum Lachen bringen konnte. Selbst Snape hatten sie zum Lachen gebracht. Er hätte es zwar nie freiwillig zugegeben, doch die Weasley-Zwillinge hatten ihn dabei erwischt, als sie sich wieder heimlich in sein Büro geschlichen hatten, damit sie Zutaten für ihre Experimente bekommen konnten. Es tat gut zu wissen, dass selbst ein so kalter Mensch über ihre Scherze lachen konnte. Doch jetzt würde er das nie wieder hinbekommen, denn allein schaffte er nichts. Überhaupt nichts. Verzweifelt ließ sich George auf sein Bett fallen, doch schon im nächsten Moment rollte er sich wieder herunter, da es an der Tür klopfte. So langsam wie möglich schlich George zur Tür. Vielleicht für derjenige, der es tatsächlich wagte, ihn zu nerven, schnell wieder zu verschwinden. Bis jetzt hatte es auch immer geklappt, doch sein heutiger unerfreulicher Besucher war einfach ein Dickkopf.

„GEORGE, mach endlich diese Tür auf!“, schrie Charlie und George seufzte auf. Seinen älteren Bruder konnte er nicht mit Ignorieren vertreiben. Also entriegelte er das magische Sicherheitsschloss und öffnete die Tür. „Merlin hilf. Wie siehst du denn aus? Hast du Snapes Unterhosen gegessen?“, fragte Charlie total geschockt und drängte sich in die Wohnung. „Und was ist mit deiner Wohnung passiert? Sind hier Trolle durchgerast?“ „Was interessiert es dich? Wohnst du hier?“ „Ja und zwar seit gerade!“ „Hä?“ „George, du schaffst es nicht alleine aus diesem Lochen und deswegen helfe ich dir jetzt dabei.“, erklärte Charlie und George funkelte ihn finster an. „Fred ist noch keine vier Wochen tot und ich soll schon wieder in den Alltag zurück?“ „Fred ist seit drei Monaten tot!“ „Nein, wir haben ihn doch erst gestern beerdigt!“, schrie George auf und wollte auf seinen Bruder losgehen, doch dieser entwaffnete ihn schnell und drehte seinem kleinen Bruder die Arme auf den Rücken. „Find dich damit ab, George. Wir alle müssen weitermachen auch wenn es uns schwer fällt.“ „Du weißt doch gar nicht, was Fred für mich war. Er war alles für mich!“ „Nein, ich weiß nicht, was euch beiden verbunden hat. Aber es muss stark sein, denn ihr beiden seid die besten Zwillinge der Welt.“ „Waren, denn Fred ist nicht mehr da. Er kann nicht mehr seine Träume verwirklichen.“ „Aber du kannst deine verwirklichen. Glaub mir, George, Fred hätte niemals gewollt, dass du dich selbst und deine Zukunft aufgibst. Er lebt in dir weiter, weil du ihn liebst, weil du sein Seelenverwandter warst, sein Zwilling. Niemand kennt euch beiden besser als der jeweils andere Zwilling. Und wann ward ihr beiden nur ein einziges Mal nicht einer Meinung.“ „Bei Frauen, obwohl …“, George wurde leiser, denn es gab ein einziges Mädchen, wegen dem sie sich beide gestritten hatten. Nur eins. Sie war etwas besonderes, wie Fred.

„Na Merlin sei Dank. Ich will mir nicht vorstellen, dass ihr beiden auch noch auf ein und dasselbe Mädchen steht. Argh.. ein schreckliches Bild!“, Charlie schüttelte sich vor Schauder und George musste einfach lachen. Genau die gleiche Reaktion hatten er und Fred gehabt, als sie zum ersten Mal Interesse an Mädchen gehabt hatten. „Weißt du… es tut richtig gut, wieder dein Lachen zu hören. Früher hat es mich oft kirre gemacht, wenn ihr beiden über irgendeinen Scherz wieder gelacht habt, da ich ja meistens das Opfer war. Aber jetzt hört es sich irgendwie nach Erholung und Zukunft an.“, meinte Charlie und George verzog sein Gesicht, da ihm die Streiche wieder einfielen. „Hey, George, du darfst an ihn denken und auch den Schmerz fühlen, aber hör auf dich fertig zu machen.“ „Das sagt sich so leicht. Immerhin lebe ich noch und mein Bruder ist tot.“ Charlie nickte nur und räumte bereits einige Sachen aus dem angrenzenden Wohnzimmer auf. „Was machst du da?“ „Ich mache deine Wohnung wieder wohnlich!“ „Hör auf, das ist von Fred!“, schrie George auf und Charlie nahm ihn hart an den Oberarmen. „George, du kannst nicht alles von ihm aufbewahren. Du musst dich von Sachen trennen. Und vor allem können Freds Sachen nicht mitten in der Wohnung herumliegen. Wir machen das jetzt so. Ich räume alle Sachen in Freds Zimmer und wenn du soweit bist, dann suchst du dir bestimmte Dinge von ihm aus und behälst sie. Der Rest aber geht weg, denn sonst schaffst du es nie!“ „Das ist nicht deine Entscheidung.“ „Doch ist sie, denn es geht hier um meinen anderen Bruder. Meinen Bruder, der noch lebt und gerade drauf und dran ist, sich selbst umzubringen, da er in einer Müllhalde lebt, keinen Bissen zu sich nimmt und bestimmt nicht genügend Flüssigkeit zu sich nimmt, der keine Menschen mehr sieht, sondern nur vor sich her vegetiert.“, schrie Charlie ihn an. „Und jetzt, Freundchen, mach ich dir eine warme Mahlzeit, die aufgegessen wird.“ Und schritt mit energischen Schritten in Richtung Küche, wo er die Schränke vor Wut fast aus den Angeln riss.

George sah eine Weile auf den Berg, den Charlie bereits angehäuft hatte. Er wusste ja selbst, dass er endlich wieder anfangen musste zu leben, doch es war so schwer. Es war so schwer alleine. „Jetzt komm!“, rief Charlie und George fühlte sich irgendwie erleichtert, auch wenn die Stimme seines Bruders nicht gerade nett klang. Er war nicht alleine und würde auch nicht alleine sein.

Obwohl er keinen Appetit hatte, aß George den ganzen Teller leer. Vielleicht half es ihm auch, dass Charlie die ganze Zeit von seiner Arbeit mit den Drachen redete und ihn immer wieder leicht zum Lachen brachte. Es tat gut wieder zu lachen. Es war befreiend. Ein leichter Hoffnungsschimmer keimte in ihm herauf.
 

Eine Woche nachdem Charlie bei George eingezogen war, war der einsame Zwilling endlich wieder soweit, dass er die Wohnung verlassen konnte. Jedoch befolgte er Charlies Rat und ging noch nicht in ihren Zauberscherzeladen, ach nein, seinen Zauberscherzeladen. Das war auch ein Tipp von Charlie gewesen. George sollte nicht mehr von ihren Sachen oder wir reden, sondern nur noch von sich selbst. Es war zwar ungewohnt, da er immer alles mit Fred geteilt hatte und auch immer dieses Wir-Gefühl verspürt hatte, doch es entlastete ihn.

Ohne ein bestimmtes Ziel ging George durch die Winkelgasse. Hier hatte sich in den letzten drei Monaten einiges getan. Die vorher so triste und eher schwarz wirkende Einkaufsmeile war nun wieder mit Leben gefüllt und auch die Farben machten richtig Lust auf Shoppingtouren. Ab und an traf George auf einen Bekannten, doch hielt er sich nie lange bei jemandem auf oder winkte auch nur kurz. Zum Glück sprach ihn auch niemand direkt an oder lud ihn auf irgendeine fantastische Party ein, denn George wusste, dass er das noch nicht schaffen würde. Jeder erwartete auch von ihm, dass er immer noch der George war, den sie kannten. Und wenn er zu sich selbst ehrlich war, dann wollte er seine Mitmenschen auch nicht enttäuschen. Er war früher der Klassenclown gewesen und würde auch irgendwann wieder seine lustige Seite wieder finden. Es war alles nur eine Frage der Zeit.

George kam gerade an der Eisdiele vorbei und wäre auch eigentlich dran vorbei gegangen, da ihm viel zu viele Leute dort saßen. Es war Sommer und dieses Jahr zeigte er sich von seiner schönsten Seite. Da war es auch kein Wunder, dass jeder eine Abkühlung suchte. Doch unter all den Zauberern erkannte George jemanden. Besser gesagt erkannte er drei Mädchen, die jetzt eher Frauen waren. Auch war er nicht durch alle drei auf sie aufmerksam geworden, sondern nur durch den schwarzen Wuschelkopf. Angelina Johnson, das einzige Mädchen in das Fred und George beide verliebt waren. Doch George hatte zurückgesteckt…
 

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„ANGI!“, Katie lief total verwirrt durch die gemeinsame Wohnung. Angelina bedauerte es, dass sie sich nicht alleine ein neues Zuhause gesucht hatte. Es war manchmal echt nervig mit den beiden besten Freundinnen zusammen zu leben. „Ich versteh dich nicht. Seit drei Monaten bist du wie ein Roboter. Du schläfst, isst, arbeitest und gehst dann wieder schlafen. So kann es nicht weiter gehen.“ „Nicht jeder ist so glücklich wie du, Katie. Ich habe meinen Freund verloren!“ „Ja und es ist schlimm. Aber, Angi, du musst doch auch leben.“ „Fred hat sein Leben nie gelebt!“ „O Merlin ja. Freds Leben war kurz, viel zu kurz, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, dein Leben an dir vorbeilaufen zu lassen. Also auf, Madam. Wir gehen Shoppen!“, befahl Katie und zog bereits an Angelinas Oberarm. Diese wehrte sich zwar, doch Alicia kam Katie sofort zur Hilfe und so sah sich Angelina eine halbe Stunde später im Kleidershop wieder.

Früher war sie genauso gerne wie ihre Freundinnen Shoppen gegangen. Sie hatte sich dann schon jedes Mal darauf gefreut, wie Fred sie ansah, wenn sie ihm ihre neusten Errungenschaften präsentierte. Seine Kommentare waren einfach einmalig gewesen. Einmal hatte sie einen roten Pulli gekauft, der ein bisschen weiter war. Angelina hatte ihn gekauft, da sie in den Wintern immer fror und sie sich dachte, dass sie darunter noch viele T-Shirts oder so tragen konnten. Fred hatte angefangen zu lachen und meinte nur, sie sähe aus wie eine Erdbeere. Zunächst war sie schockiert gewesen, doch ein Blick in den Spiegel und sie selbst konnte es kaum fassen, dass sie dieses Ungetüm von Pullover tatsächlich gekauft hatte. Aber sie hatte es trotzdem getragen. Zwar immer nur, wenn sie spätabends noch alleine im Gemeinschaftsraum saß und lernte, aber sie hatte ihr Geld wenigstens nichts verschwändet. Der einzige, der auch wusste, dass sie diesen Pulli trug, war Fred gewesen, der ihr jedoch immer rechtzeitig Bescheid gegeben hatte, wenn jemand anderes den Gemeinschaftsraum zu nahe kam.

„Angi! Was sagst du diesem Kleid?“, fragte Katie und drehte sich einmal vor ihr im Kreis. Das rote trägerlose Bustierkleid stand Katie einfach perfekt. Es umspielte ihre kleine zierliche Figur und machte sie fraulicher. „ Es sieht fantastisch aus, Katie!“, antwortete Angelina deshalb auch ehrlich. „Meinst du, es gefällt Oliver?“ „Oliver?“, fragte Angi nach, da sie nicht wusste, über wen ihre beste Freundin sprach. „Na Wood eben!“, meinte Katie leicht pikiert. „Wieso soll es ihm gefallen?“, fragte Angelina nach. Sie konnte sich beim besten Willen nicht denken, warum Katie so darauf aus war, dass ihr ehemaliger Kapitän an ihrem Kleid interessiert war. „Weil ich mit ihm seit drei Monaten zusammen bin?“, fragte Katie sauer nach. „Warum hast du da nie erzählt?“, fragte Angelina erstaunt und Alicia lachte neben ihr. „O Merlin, Angi, wo warst du denn die letzten drei Monate mit deinen Gedanken. Es vergeht kein Tag an dem unsere kleine Katiemaus hier nicht von dem schlimmsten Quidditchtyrannen der Welt spricht.“ Angelina schluckte. Sie hatte wirklich nicht mitbekommen, wie ihre beste Freundin glücklich liiert war. Was war sie nur für eine schlechte Freundin. „Es tut mir leid.“, murmelte sie vor sich hin und Katies Gesichtsausdruck wurde weicher. „Macht nichts. Wir wissen doch, dass es dir im Moment schwer fällt. Aber ich hab jetzt Hunger. Lasst uns bei Gonzo vorbeigehen und uns eine riesen Portion Eis bestellen!“, schlug Katie vor und verschwand so schnell es ging wieder in der Umkleide. Fast genauso schnell, wie sie in das Kämmerchen verschwunden war, stürmte sie auch schon wieder heraus und steuerte die Kasse an.

In der Winkelgasse herrschte wieder einmal hecktisches Treiben, doch die drei Frauen genossen es, im Eiscafé zu sitzen und die Leute zu beobachten. „Boah, seht euch mal den an!“, stöhnte Alicia auf und die beiden anderen mussten losprusten. Alicia hatte einen alten Zauberer entdeckt, der in Pink karierter Hose und orangefarbenden T-Shirt herumlief. Es sah einfach zu schräg aus. Doch dann überkam Angelina wieder diese Trauer, da sie eine Person erblickte, die sie zu sehr an ihren Verlust erinnerte. Er war sein Zwilling, sah ihm zum verwechseln ähnlich, war fast genau wie er gewesen, doch sie beiden hatten nie ein so gutes Verhältnis gehabt, wie sie und Fred. Er war einfach nicht Fred.

„Hey, seht mal, da ist George!“, rief Alicia auf und sprang auch sofort von ihrem Platz auf. Sie und George waren beste Freunde. Er hatte ihr in Hogwarts viele Tipps gegeben, wenn sie wieder einmal nicht wusste, wie sie einen Jungen auf sich aufmerksam machen sollte. „Nicht Alicia!“, meinte Angelina. Sie wollte ihn nicht in ihrer Nähe haben. Er riss nur die Wunde wieder auf. Doch das Glück war ihr fern, denn schon zog ihre beste Freundin ihren Schrecken zu ihnen an den Tisch. „Setz dich, George. Willst du auch ein Eis?“ „Nein, Kaffee reicht.“, murmelte George nur und Angelina runzelte die Stirn. Er war nicht mehr der George, den sie alle kannten.
 

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George schlürfte an seinem Kaffee und hörte den Mädchen bei ihren Gesprächen zu. Dabei bemerkte er, dass Angelina nur wenig bis fast gar nichts sagte und ihn immer wieder verwirrt ansah. „Lasst uns zu George Laden gehen. Bestimmt hat er wieder wunderbare neue Süßigkeiten!“, meinte Alicia und George versteifte sich. Er wollte nicht dahin. Das war sein und Freds Lebenswerk und Fred war tot. „Ihr könnt gerne hin, aber ich hau ab. Ach so und, Ali, es gibt keine neuen Süßigkeiten.“, erklärte George und die drei Frauen sahen ihn erstaunt an. „Ich kann das nicht!“, meinte er nur und Alicia schnaufte auf. „Natürlich kannst du und wir werden dich jetzt auch begleiten.“, sagte sie bestimmt und erhob sich zusammen mit Katie, die Angelina mit sich zog. Alicia nahm sich da lieber George vor und schob und zerrte ihn durch die komplette Winkelgasse bis zu dem buntesten Laden. George schluckte, als er daran dachte, wie er sich zusammen mit Fred über die Aufmachung Gedanken gemacht hatte. Farbenfroh, lustig, mit Spezialeffekt, ein Hingucker. Eins musste George zugeben. Er und Fred hatten super Arbeit geleistet. Ihr Laden fiel sofort auf.

„George, war machst DU hier?“, schrie Charlie auf einmal los, der aus dem Laden gestürmt kam. „Was soll er hier wohl schon machen, Weasley!“, stellte sich Alicia vor ihren besten Kumpel. „Es ist George Laden und er kann ja wohl kommen, wann er will.“ „Du hast keine Ahnung was George kann und was nicht!“ „Doch hab ich, ich bin seine beste Freundin!“ „Ach wirklich? Und wo warst du die letzten drei Monate?“, schrie Charlie sie an und George wollte auf sich aufmerksam machen. Es war nicht richtig, dass sich sein Bruder mit seiner Freundin anlegte. „Ich war bei Angi und außerdem war George nie da, wenn ich ihn besuchen wollte.“ Ah, Alicia war es gewesen, die jede Woche zur gleichen Zeit bei ihm geklingelt hatte! „Weil er sich in sein Zimmer verkrochen hat! George, hat drei Monate nur dahinvegetiert. Ich lasse nicht zu, dass ihr seine Fortschritte aus zwei Wochen harter Arbeit zerstört.“ Und schon packte Charlie seinen Bruder und wollte ihn zurück in seine Wohnung bringen, doch George schüttelte nur den Kopf. „Charlie, lass es mich versuchen. Ich muss sowieso bald wieder arbeiten. Es geht nicht an, dass ich Freds Traum zerplatzen lasse! Du kannst gerne mitkommen und mich zur Not rausschmeißen.“, meinte George und Charlie nickte. „Ich nehme dich beim Wort.“ Zu Fünft betraten sie den wohl beliebtesten Laden in der Winkelgasse. Wie jeden Tag hörte man das fröhliche Lachen der Kundschaft. Es war ein Paradies.

George hatte geglaubt, dass dieser Laden ihn nur noch quälen würde, doch so war es nicht. Es schien als könnte er zum ersten Mal wieder richtig durchatmen. Das hier hatte er mit aufgebaut. Seine Ideen waren in diesen Laden geflossen und er wusste eins. Dieser Laden würde eine bleibende Erinnerung an seinen Bruder bleiben und er allein wollte diese Erinnerung aufrecht erhalten. Er sah Rico, einen der zehn Verkäufer, wie er gerade eine Kundin bediente. „Nein, Miss, das gehört nicht mit zum Hogwarts-Pakett. Die Trüffel-Pralinen gehören zum Valentinstags-Angebot, das jedoch erst im Februar wieder zur Verfügung steht.“, erklärte er und George schüttelte nur den Kopf, als er sah, dass sein Angestellter nichts unternahm, als die Frau die Pralinen wieder weglegen wollte. „Ah, Rico, ich glaub, das können wir schon irgendwie regeln!“, mischte er sich ein und sowohl Käuferin als auch Verkäufer sahen ihn an. „Sie wollen also die Trüffelpralinen mit dem Hogwarts-Paket verbinden?“ „Ja, aber dieser nette Mann hier hat mir schon erklärt, dass die Pralinen nicht zum Paket gehören.“ „Stimmt auch, aber wie ich sehe, haben sie gar nicht die Schnupfpastillen in ihrem Paket!“ „Ja, meine Tochter verträgt sie nicht besonders gut. Aber sie liebt die Pralinen.“, erklärte die Käuferin und George sah sie entschuldigend an. „Das tut mir leid, aber ich mach Ihnen das Angebot, dass sie die Pralinen dafür im Paket bekommen und ich mich sofort daran setzen werde, dass auch ihre Tochter die Schnupfpastillen genießen kann.“ „Oh, das ist aber nett, Mister…“ „Weasley, George Weasley!“ „Oh, der Chef persönlich!“ „Ja, wir würden uns sehr freuen wenn sie bald wieder kommen!“, verabschiedet George die Käuferin.

„George, es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass wir in dem Hogwarts-Paket auch Sachen tauschen können.“ „Tun wir auch normalerweise nicht. Aber wenn du siehst, dass ein Teil nicht dabei ist und jemand höfflich nachfragt, dann kannst du auch eine kleine Veränderung durchgehen lassen.“, erklärte George und ging dann weiter durch den Laden. Was er nicht mitbekam, war das fassungslose Gesicht seines Bruders. „Ich fass es nicht. Da sitzt der Kerl drei Monate in seinem Zimmer und hier erinnert einfach nichts mehr an das Wrack, das ich erlebt habe!“ „So schlimm war es?“ „Schlimmer noch. Ich glaube, wir alle können nie das empfinden, was George zu seinem isolierten Leben getrieben hat. Fred war sein Zwilling und Zwillinge haben immer besondere Bindungen.“, erklärte Charlie und Angelina verdrehte nur die Augen. „Ich find es einfach nur erstaunlich, dass er so schnell über seinen Tod hinweg ist und in sein altes Leben zurückgekehrt ist.“ „Das ist er nicht. Ganz bestimmt nicht. George und Fred haben ihr gesamtes Leben zusammen verbracht. Sie haben gemeinsam ihre Produkte entwickelt und an sich ausprobiert. Sie haben gemeinsam Streiche ausgeheckt und diesen Laden hier entstehen lassen. Meinst du nicht, dass es gerade George schwer fällt. Das alles erinnert ihn daran, dass er und Fred unzertrennlich waren. Unsere Mum hat immer den Witz gerissen, dass Fred und George bestimmt auch ihre Frau teilen würde. Du siehst, George wird niemals über den Tod seines Bruders hinwegkommen. Er will nur sein Andenken aufrecht erhalten und der beste Weg dafür ist nun einmal aus Weasleys zauberhaften Zauberscherzen ein Imperium zu erschaffen.“, Charlie trat für seinen Bruder ein, doch Angelina war noch immer nicht von George angetan und durchstöberte alleine den Laden.

„Sie ist so negativ eingestellt und sieht nur noch das Schlechte in der Welt!“, bemerkte Alicia und Katie stimmte ihr zu. „Aber immerhin ist ihre Liebe gestorben. Ich will mir gar nicht ausmalen, wie ich mich fühlen würde, wenn Oliver etwas passiert.“ „Oliver passiert schon nichts. Dafür hat er einen zu sturen schottischen Dickkopf!“, bemerkte Alicia und Katie lachte leise. „Aber ist dir aufgefallen, dass Angelina mehr von George erwartet? Früher hat sie immer das Beste von Fred gefordert und auf einmal waren die beiden ein Paar.“ „Mhm, kann schon sein.“, meinte Katie. „Fred und George haben sie beide geliebt!“ „Wie bitte?“ „Sowohl Fred als auch George waren in Angelina verliebt und ich glaube, George ist es sogar noch.“ „O Merlin wie schlimm! Woher weißt du das?“ „Fred hat es mir erzählt kurz bevor er mit Angelina zusammen kam. Er wusste nicht weiter, da er so glücklich war, doch gleichzeitig wollte er George nicht verletzten. Zum Glück hat uns George belauscht und hat Fred dann sein Okay gegeben. Damals fand ich George richtig stark für seine Entscheidung, doch heute bin ich mir da nicht so sicher.“, erzählte Charlie. „Vielleicht sollten wir den Beiden mal auf die Sprünge helfen.“, bemerkte Katie und ein Glitzern erschien in ihren Augen. Auch ihre beiden Kumpanen schienen von der Idee sehr angetan und lehnte sich an die Regale, um sich versteckt einen Plan auszudenken.
 

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George verbrachten den kompletten restlichen Nachmittag in seinem Laden und sah sich alles nach seiner Richtigkeit an. Normalerweise war er kein Ordnungsfanatiker oder auch Kontrollfreak, aber wenn er wieder richtig einsteigen wollte, dann musste er einfach alles wissen. Es gab jetzt keinen Fred mehr, der ihm unter die Arme greifen konnte.

„Hast du ihn schon so schnell vergessen?“, fragte auf einmal Angelina hinter ihm ohne zusammen hang. Der Laden war bis auf drei Kunden bereits leer und die Angestellten gingen einer nach dem anderen nach Hause. George stand im Lager und überprüfte die Vorräte. „Ich werde ihn nie vergessen!“, antwortete er mit einem Klos im Hals. „Es kommt mir aber so vor. Du tust gerade so, als wäre er nie da gewesen.“ „Das stimmt nicht. Fred ist überall. Das hier war vor allem sein Traum. Er war immer derjenige von uns, der das Träumen nie aufgegeben hat. Und das hier ist auch eigentlich nicht unser Laden, sondern seiner ganz allein. Und deshalb muss hier alles laufen, damit Freds Traum wahr wird.“ „Und was ist dein Traum?“ George sah sie fragend an. „Na, du hast mir gerade gesagt, dass der Laden Freds Traum war. Was ist dein Traum, George.“ „Das ich die Liebe wieder finde!“ „Oh, an wen hast du denn dein Herz verschenkt?“ George schwieg. Er würde jetzt ganz bestimmt nicht verraten, dass er Angelina liebte. Dass er die Freundin seines toten Bruders noch immer liebte.

„Es ist nicht schlimm, wenn du es nicht verrätst. Ich dachte nur…“, Angelina verstummte. „Was dachtest du?“ „Es tut so weh an ihn zu denken!“, schluchzte Angelina und George zog sich das Herz zusammen. Sie sollte nicht weinen. George ging auf sie zu und führte sie zu einer vollen Kiste, auf die er sich mit ihr setzte. Gerade nahm er sie in den Arm, damit sie sich nicht so alleine fühlte, als die Tür zufiel. „Was?“, konnte George nur hervorbringen und hastete los um die Tür wieder zu öffnen. Er wusste, dass die Tür nur von außen zu öffnen war und dann auch nur mit einem Schlüssel.

„Hallo? Ist da noch jemand?“, rief er und trommelte dabei gegen die Tür. „George, was machst du da?“ „Die Tür ist zu.“ „Na und? Dann mach sie einfach auf.“ „Geht nicht. Die Tür geht nur von außen und mit einem Schlüssel auf. Das ist eine von Freds Vorsichtsmaßnahmen gewesen gegen Diebstahl.“ „Oh!“, kam es von Angelina kurz bevor sie wie eine Furie an die Tür schlug und nach Hilfe rief. „Da ist niemand mehr, Angi!“ „Doch Katie und Alicia waren vorhin noch da. Sie müssen doch merken, dass wir noch nicht wieder hier raus sind.“, jammerte Angelina und George zog ihre Hände an seine Brust. Die zu Fäusten verkrampften Finger massierte er leicht. „Was ist los, Anig?“ „Ich hab Angst, wenn ich eingeschlossen bin!“, gestand Angelina leise und George zog sie an sich. „Du bist nicht alleine, Angi!“, tröstete er sie. „Außerdem können wir auch nicht verhungern, denn ich hab viele Kartons mit frischen Pralinen entdeckt!“, grinste er sie an und machte sich sofort auf die Suche nach dem besagten Kartons.

Angelina lachte, als sie ihn so durch das Lager streifen sah. „George, hör auf. Es wird wohl bald einer kommen, der uns hier rausholt!“, meinte sie und setzte sich gegen einen Karton gelehnt auf den Boden. „Aber mit Schokolade macht es mehr Spaß eingeschlossen zu sein!“, kam prompt die Antwort und George hielt der Schwarzhaarigen ein Pralinenkästchen hin. „Und da ist wirklich keine Überraschung drin?“ „Würde ich es sonst selbst essen?“, stellte George die Gegenfrage und steckte sich eine Praline in den Mund. „Ja würdest du.“, antworte Angelina und nahm sich selbst die Schokoladenköstlichkeit. „Fred fände das jetzt wieder urkomisch!“, bemerkte George nach einer Weile. „Ja, er würde nie so reagieren wie du. Ihr beiden seid euch so ähnlich in manchen Dingen, doch eigentlich seid ihr grundverschieden. Fred hätte sich über mich lustig gemacht, während du mich einfach in den Arm genommen hast.“, erzählte Angelina und George grinste sie schief an. „Es ist aber auch wirklich komisch, dass du Angst hast irgendwo festzusitzen.“ „Hey!“, empörte sich Angelina und schlug George gegen die Schulter. „Das war ein Scherz. Jeder hat halt Angst. Du vor geschlossenen Räumen, Fred vor einer Bloßstellung, wie mein fehlendes Ohr, und ich habe Angst davor, dass ich ihn vergesse!“, erklärte George und Angelina lächelte ihn leicht an. „Fred hätte sich nicht so einfach mit dem Loch im Kopf abgefunden, stimmt!“ „Hey, ich bin stolz darauf ein Schweizer Käse zu sein.“, sagte George stolz und Angelina lachte laut auf. Dabei kuschelte sie sich an den Weasley. „Du bist so warm…“, murmelte sie vor sich hin. „Früher wusste ich nicht, in wen ich von euch beiden verliebt war… und heute weiß ich es noch immer nicht…“ Sie sprach so leise, dass George zunächst dachte, dass er sich verhört hatte. „Was hast du da gesagt?“, fragte er fassungslos nach. „Wie bitte?“ „Du hast gerade was vor dir hergemurmelt.“ „Oh.“, brachte Angelina nur noch hervor und schwieg dann. Selbst George fragender Blick brachte sie nicht zum Sprechen. „Du hast gesagt, dass du nicht wusstest in wen du verliebt warst. Wen meinst du damit?“, bohrte George nach. Er musste es jetzt einfach wissen. Konnte er sich vielleicht doch noch Hoffnungen machen. Er wusste selbst, dass er das allerletzte war, weil er die Freundin seines Bruders wollte, aber ihm war es jetzt egal.

Nachdem Angelina nach einer halben Stunde noch immer nicht mit der Sprache herausgerückt war, bearbeitete George sie heftiger bis sie schlussendlich aufgab. „In euch beiden. Ich wusste nicht, ob ich Fred liebe oder dich. Ich weiß es bis heute noch nicht!“, schrie Angelina und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen. „Ist es denn sehr schlimm, dass du es nicht weißt?“, fragte George leise nach und Angelina sah ihn geschockt an. „George, ich kann die letzten drei Jahre den Falschen für meine Liebe gehalten haben. Gleichzeitig kann ich jetzt nicht einmal sagen, ob Fred meine große Liebe war. Ich kann mir einfach nicht sicher sein.“ „Und wie könntest du es herausbekommen?“ „Ich weiß es nicht… Wenn ich es wüsste, dann hätte ich es doch die ganzen Jahre über schon probieren können.“ George schwieg zunächst, doch dann hob er Angelinas Kopf an und grinste sie spitzbübisch an. „Ich weiß zwar nicht, ob es dir jetzt hilft, aber ich will es jetzt unbedingt ausprobieren!“, flüsterte er und legte dann sanft seine Lippen auf ihre. Ein Feuerwerk explodierte in ihnen beiden. George hatten den Kuss zunächst sanft halten können, doch stachelte Angi ihn soweit an, dass er komplett die Kontrolle über sich verlor und über sie herfiel. Seine sonst so sanften Hände waren stahlhart und waren überall auf Angelinas Körper. Sie konnte noch nicht einmal mehr sagen, wo seine Hände genau waren, denn sie waren einfach überall. Doch sie selbst konnte einfach nicht genug von George bekommen und riss sein T-Shirt auf. Die restlichen Kleidungsstücke folgten und hinterher lagen George und Angelina ineinander verschlungen zwischen den Kisten im Lagerraum.

„Weißt du jetzt, was du empfindest?“, fragte George im Halbschlaf nach. Seine Hand strich immer wieder über ihren Oberarm. „Auf jeden Fall Liebe.“, beteuerte Angelina und George seufzte erleichtert auf. „Das ist gut. Sehr gut sogar. Ich liebe dich nämlich.“ „Ich dich auch!“, murmelte Angelina und im nächsten Moment war sie eingeschlafen.
 

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Am nächsten Morgen öffneten Charlie, Katie und Alicia vorsichtig die Tür zum Lagerraum. Sie wussten einfach nicht, was in der vergangenen Nacht vorgefallen war und erwarteten bereits ein Donnerwetter. Doch hörten sie keine Stimmen oder sonst angsteinflößende Geräusche. Einzig George leichtes Schnarchen vernahmen sie und fanden ihre Freunde und Bruder hinter einen Kistenstapel. Zum Glück hatte George noch im Lager eine Decke gefunden, denn diese bedeckte nur das Nötigste von den beiden und die drei Entdecker mussten stark an sich halten, als sie das Bild erblickten. Doch wussten sie eins. Die beiden hatten den Weg zurück ins Leben gefunden. Es war zwar eine spezielle Art gewesen, aber sie würden bald wieder in ihr normales Leben zurück kehren. Denn die große Reise in ein neues Glück beginnt immer mit dem ersten Schritt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-05-06T18:48:54+00:00 06.05.2011 20:48
also an sich ist der os echt richtig heftig traurig

aber beim ende konnt ich mir ein lachen einfach nicht verkneifen1 die freunde haben recht, das ist wirklich eine sehr drastische maßnahme!!
(wobei ich da nix dagegen einzuwenden habe^^)
Von:  Acrobalena-
2010-07-21T11:39:58+00:00 21.07.2010 13:39
armer george. arme angelina. armer fred!
fred war einfach...[♥]
aber vil list es richtig so. auch wenn ich es falsch von angelina finde das sie sich nicht sicher ist ob fred die große liebe war.
naja jetzt hat sie george.
deine alicia und dein charlie sind toll. sicher das charlie unverheirat bleibt? ;)
und das katie oliver nebenpaar sind find ich auch gut.

der OS ist gut, auch wenn es wirklich ein bisschen schnell mit george geht.
freu mich auf weiteres
glg lena
Von:  klothhilde
2010-07-21T10:31:19+00:00 21.07.2010 12:31
Ebenfalls ein toller OS!
George tut mir so Leid, dass mit Fred muss schrecklich für ihn sein. Gut, dass er jetzt Angelina hat;)

lg Anna


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