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Criminal Minds - Das Leben danach

von

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Sieg

Ein heißer und stickiger Windstoß bringt einen Besucher mit herein. Groß, blond, seriös, reif, kostümiert, bürokratisiert: Chief Strauss. Die hat uns gerade noch gefehlt. Als er zu ihr geht, verfinstert sich Hotchs Blick innerhalb von Sekundenbruchteilen und die Anderen tauschen verwunderte Blicke aus.
 

„Chief, was tun Sie hier?“, fragt Hotch in seiner neutralen und unverbindlichen Tonlage.

„Es gibt Beschwerden über die teilweise, nunja, rabiate Vorgehensweise ihres Teams. Bevor ich denen jedoch Glauben schenke, mache ich mir lieber selbst ein Bild.“

Das Team starrt sie ungläubig, und mit ein wenig Abneigung im Blick, an.

„Ich werde Sie alle durch Ihren nächsten Fall hindurch begleiten. Beachten Sie mich gar nicht.“

Sie spielt gut.

„Ich bin überhaupt nicht da.“

Kein Wunder, sie ist ja auch nicht auf den Kopf gefallen.
 

Spencer möchte sich am liebsten ganz klein zusammenrollen und diesmal kann ich ihn wirklich nicht zurück halten. Auch wenn mein Einkugeln am Ende nicht mehr ist als ein wenig tiefer in den Sitz zu rutschen und den Blick zu senken. Du Feigling. Du elender Feigling.
 

Strauss sitzt mir, Überraschung, gegenüber. Damit sind unsere letzten Zweifel vom Tisch. Diese ganze Show hier gilt mir. Ihre Hände sind faltig und ein wenig unbeholfen, als sie den Gurt anlegt. Alle anderen tun es ihr nach und schon bald sind wir in der Luft. Jetzt gibt es kein Entrinnen mehr.
 

„Agent Jareau, Sie können beginnen“, meint Strauss auffordernd und mit ihrem Befehlsblick. Es sind diese Blicke, die mich die Finger tiefer in die Armlehnen krallen lassen, diese „Gib auf, du hast keine Chance“-Blicke, Blicke, die Menschen wie Strauss besitzen, oder Hotch, oder Gideon, aber nur wenige Leute sonst. Ich kenne insgesamt fünf solcher Menschen. Chief Strauss. Hotch. Gideon. Oprah Winfrey. Tobias Hankell. Oder, halt: Raphael.
 

JJ steht langsam auf und sieht ein wenig unsicher in die Runde. Dann beginnt sie, die Akten herumzugeben.

„Eine Mordserie in Chicago. Ross Leicester, 35, war das dritte Opfer. Die beiden vorhergehenden Opfer, Lindsey Higgins, 27, und Harry Rhymes, 42, wurden, wie Leicester, in einer Seitengasse aufgefunden. Todesursache ist Ersticken, wobei bei Lindsey auch die Halswirbelsäule gebrochen wurde. Die Male an den Hälsen der Opfer lassen darauf schließen, dass sie mit bloßen Händen erwürgt wurden.“
 

„Mir bloßen Händen?“, fragt Prentiss ungläubig, „Herr Gott, er hat ihr das Genick gebrochen!“
 

JJ schweigt kurz und fährt dann fort.

„Die Abstände zwischen den Morden werden kürzer. Zwischen Harry und Lindsey lagen zwei Wochen, Ross starb nach nur weiteren acht Tagen.“

„Signatur?“, fragt Morgan und streicht sich übers Kinn.

„Die Opfer hatten alle einen kleinen weißen Papierzettel in der Hand. Darauf stand jeweils nur ein Begriff geschrieben, mit roter Tinte. Das Papier war jedesmal hochwertig, wahrscheinlich Büttenpapier.“

„Welche Begriffe?“, fragt Gideon, während er mit gerunzelter Stirn die Akten studiert.

„Lügner, Diebin, Schläger“, zählt JJ auf.
 

Dreieinhalb Stunden.

Ich bekomme von Hotch eine Akte in die Hand gedrückt. Ich atme kurz durch und öffne dann den Ordner voll mit Tatort-Fotos. Spencer bekommt Panik. Wie immer sehen wir die gleiche Bildabfolge. Die Glühbirne. Die Kamera. Tobias. Ich runzle die Stirn und räuspere mich dezent.

„Gründe“, stellt Prentiss fest. „Er zeigt ihnen, wofür er sie ermorden will.“

„Ganz klar ein Rächer“, sagt Morgan. „Er hält sich für den Vollstrecker der Moral. Er reinigt die Welt von Menschen, die er für Verbrecher hält. Für ihn erscheinen sie minderwertig.“
 

„Was sagen Sie dazu, Dr. Reid?“

Fünf Köpfe schnellen herum und starren mich an. Dazu noch Strauss, die die Frage an mich gerichtet hat.

Da hat Morgan wohl ein Stichwort gegeben. Ich tippe auf „minderwertig“.

„Was meinen Sie konkret, Chief?“ Meine Stimme ist rau. Mein Ton ist teilnahmslos.

„Denken Sie, es gibt minderwertige Menschen?“

Fast hätte ich geschmunzelt. Denkt sie, dass es so einfach ist?

„Keineswegs. Alle Menschen sind absolut gleichwertig. Das wird Ihnen jeder rational denkende Mensch bestätigen. Wir können aber nicht davon ausgehen, dass der Täter rational denkt. Er befindet sich wahrscheinlich mitten in einer ausgewachsenen Psychose.“

Ich gewinne.

Gideon schmunzelt.

Hotch scheint nichts bemerkt zu haben.

Chief Strauss macht innerlich ein Häkchen.

Ich beiße mir auf die Zunge, bis sie fast blutet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Dayce
2010-09-09T14:58:21+00:00 09.09.2010 16:58
Da bin ich mal wieder. Und immer noch begeistert von deiner Story.
Auch wenn Spencer kaum mit der Sache klar kommt, so hat er doch in diesem Moment klar gewonnen. Ich bin der Meinung hier kam der völlig normal Spencer durch,der der zu klug ist um auf sie einzugehen und einen Fehler zu machen. Doch wie lange geht das wohl alles noch gut?
Ich denke die anderen wissen das mit ihm was nicht stimmt und hoffen das er seine Nerven behält.
Der Mordfall klingt spannend und Wirbelsäule gebrochen ist schon böse. Mal sehen was so weiter passiert. Aber ich bin froh über das 1:0 ;)
Das schöne ist das die Spannung wie schon im letzten immer noch vorhanden ist und zum Weiterlesen animiert. Und ich bin mir sicher das sich das bis zum Ende zieht. Da freu ich mich jetzt schon. Auf zum nächsten!
Tschaui Dayce


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