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Unexpected Love

"Das ist jetzt nicht echt passiert, oder?"
von

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Und der Höhepunkt... also meiner Krankheit

Dienstag
 

So ein Glück, ich schlief bis fast 12 Uhr durch. So ein Pech, jetzt wusste ich, welche Viren ich mir anscheinend eingefangen habe. Mein Hals war wie eine einzige offene Fleischwunde, tief und schmerzhaft. Ich traute mich gar nicht überhaupt einen Laut von mir zu geben, dies hätte mich bestimmt umgebracht oder so! Ich stand auf und ging taumelnd ins Badezimmer. Ein Zombie war im Spiegel. Scheiße, das war ja ich. Mein Gott.
 

Erst einmal kalt gewaschen, ich gurgelte kaltes Wasser und ließ mir heißes Wasser in die Wanne ein. Was mich meine Halsschmerzen quälten! Das war echt unglaublich. Ich badete so lang wie das Wasser warm war und dank meines noch immer anhaltenden Fiebers war das schon so eine lange Zeit. Aber es half mir kaum. Das aus der Wanne kommen und anziehen machte die Entspannung wieder komplett weg.
 

Als ich dann in der Küche war, lag da ein Zettel von meinen Schwestern.
 

Hey Ian, du hast so lieb geschlafen, da
 

wollten wir dich nicht wecken. Wir
 

hoffen, du erholst dich noch gut. Pass
 

bitte auf dich auf Schatzi!
 

Haben dich lieb,
 

Joan und Joce
 


 

Ich nickte und dachte an sie als ich mir einen Tee machte. Wie gut mir jetzt der warme Tee tun wird, dachte ich. Mit der Tasse und dem kleinen gut riechenden Teebeutel ging ich zurück zu meinem Schlafplatz. Man, was sollte ich nur den ganzen Tag machen? Ich war so hilflos... und schwer gelangweilt. Den Fernseher angemacht und ein wenig getrunken versuchte ich wieder zu schlafen, träumen war interessanter als hier rumgammeln und ich würde mich bestimmt im Schlaf besser erholen als sonst wie. Ich wälzte mich hin und her, einerseits sollte ich mich ja warm halten, andererseits war mir schon so unerträglich warm. Ich schaffte es aber mit Decke zu schlafen, auch, wenn ich sie letztendlich nur umarmte.
 

Die Wohnungstür fiel ins Schloss. Verballert und verschlafen setzte ich mich auf und sah nach, wer da war, es war noch so früh. „Joan? Joce? Warum habt ihr schon so...“ „Sorry Ian.“ Und völlig überrascht und auch irgendwie überfordert sprang ich auf. „Noël? Was machst du denn hier? Wie bist du hier rein gekommen?!“ Er warf seine Jacke auf das Sofa, lockerte seine Krawatte, knöpfte einige Knöpfe seines Hemdes auf, stand dann vor mir und gab mir ungeniert einen Kuss auf die Wange. „Ich freue mich auch dich zu sehen.“ „Was zur Hölle?!“ „Man, du glühst ja noch mehr als gestern! Leg dich wieder hin!“ Und er drückte mich behutsam zurück auf meinen Schlafplatz. Und jetzt merkte ich, wie sehr mein geistesabwesender Ausruf meinen Hals ruinierte. „Scheiße,“ kam noch so hörbar aus meinem Mund heraus. „Ian, was ist los?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ist es so schlimm oder willst du es mir nicht sagen?“ Ich zeigte ihm zwei Finger. „Zweiteres? Du willst es nicht sagen?“ Ich nickte. „Warum denn das?“ Genervt nahm ich mein Handy und schrieb, was los war. Er las es laut. „Weil ich erst wissen will, warum du hier nen Schlüssel hast und weil ich nicht will dass du dir Sorgen machst, ist schon okay.“ Er tippte was ein und gab mir das Handy wieder.
 

[Ich habe mir den Schlüssel aus eurem
 

Schlüsselkasten genommen, weil ich
 

mich um dich kümmern wollte, wenn
 

ich von der Schule komme und du weißt,
 

ich mache mir immer Sorgen um dich.]
 

Ich sah ihn noch viel genervter an, schnappte mir demnach mein Handy wieder und keuchte: „Ich kann dich schon noch hören, ich habs nur mit dem Hals.“ „Dann sei doch ruhig. Damit habe ich aber schon gerechnet.“ Noël kramte in seiner Tasche herum und holte Medikamente raus. Drei ganze Packungen und Flaschen. „Was hast du denn mit mir vor? Bist du jetzt auch Chemielehrer oder wie?“ „Ich habe gesagt sei ruhig. Hier, das hier ist gegen Entzündungen im Hals. Bitte nimm das ein.“ Einige Blicke auf das geworfen, was er mir da gab, gab ich es ihm sofort wieder zurück. „Das ist doch Antibiotika! Ich nehme so was nicht, wenn ich es nicht selber verschrieben bekommen habe!“ „Ian, sieh das nicht so eng. Ich will doch nur, dass du schnell wieder gesund wirst. Und wenn du den Hals entzündet hast und das gegen Halsentzündungen ist, dann ist das doch richtig so. Bitte.“ „Nein?!“
 

Ich stand wieder auf und ab in die Küche, neuen Tee machen. Um zu zeigen, wie gut ich eigentlich auch ohne ihn zurechtkommen würde fragte ich ihn laut: „Willst du auch einen Tee?“ Der Schmerz gerade war es mir wert. Er sollte wirklich merken, dass ich mich sträubte weiter seine Hilfe anzunehmen. „Lass gut sein Ian.“ Plötzlich stand er hinter mir. Ich drehte mich erschrocken, doch er sah mich total kalt an. „Lass es nicht darauf ankommen, wenn du so weiter machst wirst du noch an deinen Halsschmerzen zu Grunde gehen. Das wird noch schlimmer, wirklich.“ Das merkte ich schon, aber ließ es mir nicht anmerken. „Ich halte das schon aus. Ich bin schlimmeres gewohnt...“ Relativ eingeschüchtert, weil er so direkt an mir stand, wand ich mich wieder ab. Mir wurde unangenehmer Weise wieder ganz warm, heiß sogar und der Druck in meinem Kopf wurde wieder stärker, aber ich ließ es nicht anmerken. Ich konzentrierte mich noch darauf ganz normal zu bleiben. Solange, bis ich wieder auf dem Sofa war.
 

Ich goss das heiße Wasser in die Tasse, legte den kleinen Beutel in diese und ging, oder taumelte, zurück. Einen Schritt vor den anderen, ganz ruhig... gleich hab ichs... Geschafft! Ich war wieder auf dem Sofa, und das ohne zu stolpern, etwas zu verschütten oder zu sterben! Man war ich gut. „Siehst du? Alles in bester Ordnung.“ Und wie müde ich jetzt war, nach dem ich die Konzentration so in mir zusammenkratzte... Noël blieb stehen, verschränkte die Arme und seine Mine blieb vollkommen kalt. Schnell sah ich weg und legte mich wieder hin. Sein Blick hatte mich voll eingeschüchtert... „Ich schlafe jetzt noch ein bisschen und dann ist gut. Also... gu- gute Nacht!“ Die Decke bis unter mein Kinn gezogen schloss ich einfach meine Augen, aber ich hörte noch, wie sich Noël den Sessel am Kopfende des Sofas zurecht schob und dann platz nahm. Sollte mir egal sein. Ich sah immer wieder mal nach ihm, verfiel bald langsam aber sicher in einen Dämmerzustand und war im Halbschlaf.
 

Ganz nebenbei in diesem Halbschlaf bemerkte ich, dass ich total im Arsch war. Ich versuchte durch den Mund zu atmen, denn mein Hals fühlte sich ganz unausstehlich kalt an, als ich durch die Nase atmete. Den Umständen entsprechend keuchte ich dadurch. Ich war aber so müde, dass mir das egal war, ich konnte das eh nicht realisieren. Mir war auch noch so unerträglich warm. Ich schwitze sehr, was leider nicht half. Wie ein Hochofen, auf welchen man Eiswürfel schmiss, so viel brachte das...
 

Aber irgendwann legte sich eine kühle Hand in meinen Nacken und ich beruhigte mich. Sie lenkte mich ab und senkte zumindest ein wenig meine Überhitzung, strich mir die Haare aus dem Nacken und fuhr mir vorsichtig über die Schultern. Ich entspannte mich und schlief dann komplett ein.
 

Dabei wurde mir gar nicht bewusst, dass es Noëls Hand war...
 

Verhältnismäßig früh wachte ich aber wieder auf.
 

Ich dachte, wenn ich jetzt meinen Mund öffnen würde, würde mein Kehlkopf und meine Mandeln Tschüss sagen und herausspringen. Also merke: Schlaf zum Auskurieren von Halsschmerzen ist verdammt schlecht, wenn man durch den Mund atmet... wer hätte das gedacht... Ich wohl im Schlaf nicht...
 

Aufgesetzt hielt ich mir meinen Hals und schluckte so viel wie ich gerade konnte, um die Schmerzen vielleicht mit Speichel oder so zu lindern. Aber es tat sich nichts. Panisch umgeschaut gab Noël mir meinen Tee, schmunzelnd, denn er erwartete mein Leiden.
 

Ich trank. Ich trank eine Menge. Mein Hals war nicht mehr so rau, aber dennoch tat es abnormal weh, vor allem als ich trocken schlucken wollte um den Schleim los zu werden. Wenn man Lippenlesen konnte, verstand man meinen verzweifelten stummen Ausruf. „Scheiße.“ Noël verstand ihn. Er stand auf und stellte sich neben mich, nahm die von mir abgelehnte Medizin und deutete an, dass ich doch eine Kappe zu mir nehmen sollte. Doch ich verneinte wieder. Er schüttete schon die Flüssigkeit in den kleinen Messbecher und hielt ihn mir hin, doch ich drehte meinen Kopf weg. „Ich hab gesagt, ich will das nicht nehmen, solange es mir nicht verschrieben wurde.“
 

Noël sah mich wieder eiskalt an, als ich mich wieder zu ihm zurück drehte. Dann, ohne irgendwie zu Zögern, ließ er das Antibiotika in seinen Mund laufen, schluckte es aber nicht herab. „Noël? Was machst du?“ Verwirrt wie ich erst mal war setzte ich mich richtig auf, sodass ich in nächsten Moment hätte aufstehen können. Doch bevor ich eine Antwort bekam drückte er mich wieder in die Liege, kniete sich über mich, stütze sich mit einer Hand, direkt neben meinem Kopf, ab und mit der anderen hielt er mich am Kinn fest. „Noël? Was...?“ Mit meiner aufzubringenden Kraft versuchte ich irgendwie aus dieser Lage zu kommen, ich wusste ja gar nicht, was hier ab ging. Er ließ sich aber immer weiter zu mir herab und verhinderte jedes Abwenden von mir. „Noël!? Hör auf, was soll das? Bitte, hör auf...!“
 

Ich traute mich nicht ihm in die Augen zu sehen, ich wollte nicht noch unsicherer werden, als ich eh schon war. Solange ich ihm nicht in die Augen sah sah ich auch nicht, dass er dies hier tat... Ich wollte auch eigentlich nicht, dass er das hier tat... Mir reichte schon so vollkommen, dass er die ganze Zeit so kalt zu mir sah... Man, was war hier los? Warum tat er das?
 

„Noël...?“ Er war kurz davor... nun... mir sehr nahe zu kommen, mein Herz pumpte und pumpte, er neigte seinen Kopf, aber ich entriss mich noch eigentlich knapp seinem Griff und rutschte hervor, sprang sofort vom Sofa. Da stand ich, als ob mich ein Auto fast angefahren hätte. „Noël! Ich... ich nehme das Zeug schon, aber selber... o- okay?“ Jetzt gefror mir mein Blut, sein Blick was so krass kalt und gleichgültig, dass mir ganz ganz ganz anders wurde. Er ging dann einfach weg, ins Badezimmer, und spuckte alles aus, was er eben zu sich nahm. Ich konnte nichts anders und ließ mich auf den Sessel fallen. Wie gerne ich jetzt eine geraucht hätte......
 

„Das war doch nicht ernst gemeint, oder? Das hätte er doch nie durchgezogen...“ Bevor ich wieder in Gedanken versinken durfte ich nicht vergessen das Antibiotika nehmen, sonst... ja, keine Ahnung, was sonst... Ich öffnete die Flasche, sah kurz, wie viel noch drin war und nahm einen sehr kleinen Schluck. Dadurch nahm ich zwar weniger zu mir als ich eigentlich sollte, aber egal. Verdammt schmeckte das scheußlich! Eine Mischung aus Listerine, dem Zungen-Mundspühlungs-Killer, und Zuckerwasser mit einem Schuss mehr Listerine. Und das hatte Noël die ganze Zeit im Mund? Ich schüttelte mich bei dem Gedanken. Noël kam zurück.
 

Ich wagte es mich nicht ihn anzusehen. Er war mir fast schon irgendwie fremd geworden. Mein Kopf lag auf dem warmen Kissen und ich zog die Decke bis über meinen Mund hoch, ihn so gut wie mir möglich war ignorierend. Als Noël sich wie eben auf den Sessel setzte wand ich mich noch weiter weg. Kein Risiko eingehen. Ich seufzte wegen der Hitze unter dieser Decke und wieder legte sich die kalte Hand in mein Genick.
 

Mein Augen wechselten ihren Fokus immer wieder von Tisch zu Fernseher zu Fenster und zurück. Wie sollte ich jetzt reagieren? Erst macht er das, jetzt ist er wieder so und gleich wieder anders?Nervosität. Viel davon. „Ian, schau mich mal an.“ Zögernd... ja.... mal wieder, tat ich wie er sagte, langsam und eingeschüchtert. Meine Augen ragten aber gerade so über das Kissen um ihn anzusehen. Am liebsten wäre ich weggerollt, eigentlich wollte ich ihm nicht unbedingt in die Augen schauen, nicht nach der Sache. Deshalb sah ich auch wieder weg, rollen wäre aber echt zu unhöflich gewesen „Du willst bestimmt sagen, dass ich das selber schuld war, oder?“ „Schone deinen Hals, Ian.“ „Nein.“ „Soll ich das morgen noch mal versuchen, weil dein Hals sich nicht erholt, weil du redest?“ Ich schluckte und mir wurde unwohl. Wie unnötig diese Frage war... also eigentlich. Mir wurde echt unwohl. Hoffentlich reichte mein Schweigen als Antwort.
 

„Kann ich dir noch was gutes tun?“ Ich verneinte wortlos. „Bist du sicher?“ Ich bejahte wortlos. Was sollte ich auch machen? Leise stammelte ich: „Ich schlaf einfach noch ein bisschen,“ und dann war gut. Auch er machte es sich gemütlich und gab kein Wort mehr von sich.
 

So wie er gerade war schien das alles doch nur eine Finte gewesen zu sein. Die Sache so sehend ging es mir schon besser. Aber er kam mir wirklich nah. Vielleicht war es doch keine Finte? Mit der anderen Ansicht ging es mir wirklich viel besser. Puh... es war nicht so, wie es aussah. Und wie geil sich dies anhörte... Die typische Aussage schlecht hin: Es war nicht so, wie es aussah.
 

Der Rest des Tages war schnell weg, also es tat sich zumindest nichts mehr. Ich schlief, das Antibiotika war sehr stark, und währenddessen verschwand Noël. Ich danke ihm immer noch für diesen Abgang. Dann kamen irgendwann meine Schwestern, weckten mich, kümmerten sich um mich und dann nächster Tag.
 

Und wie ich noch zugeben musste, ich nahm noch etwas von der bescheuerten Medizin.



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