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Ravenheart

Die Geschichte der Kriegerin ohne Vergangenheit, Amaya, die das Schicksal der Erde ändert...
von

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Name

Als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, war bereits die Sonne eben wieder augegangen und ich befand mich in einem kleinen Raum, gerade mal gefüllt mit einem kleinen Tisch, einem Kamin und einem Bett. Einige wenige Atemzüge versuchte ich erst einmal herauszufinden, was passiert war, und wo ich mich befand, kam aber zu keinem Ergebnis. Anschließend verbrachte ich weitere Augenblicke damit, meinen Körper innerlich abzutasten, um heraus zu finden, in welchem Zustand er sich befand. Ich war erfrischt und ausgeruht. Wie lange hatte ich geschlafen? Ich beschloss, mich aufzusetzen und schaute anschließend erneut an mir herunter. Ich trug neue Kleidung, ein leichtes weiß-graues Gewand. Es war mir etwas zu groß. Ohne von all den Narben und Veretzungen abgelenkt zu werden, die darunter zu sehen gewesen wären, bemerkte ich das erste Mal, dass ich eine ziemlich gute Figur hatte: zierlich, aber stark, schöne Kurven und zarte Haut von blassem Rosa. Ein wenig erfreut über diese Feststellung musste ich sogar ein wenig Lächeln. In dem Moment hörte ich plötzlich ein Rasseln wie von brennendem Holz. Erschrocken blickte ich zum Feuer in dem Kamin, und bemerkte, dass eine Frau mittleren Alters davor hockte. Sie trug ihr Haar hinten zu einem losen Zopf gebunden, und hatte ein schlichtes aber edles Kleid an, welches sie behutsam so richtete, dass es nicht dreckig wurde. Ihre Hände waren fein, aber man sah, dass sie damit bereits schwere Arbeit verrichtet hatte. Schon an ihrer Haltung konnte ich gut erkennen, dass sie eine sehr starke Frau war. Sofort war sie mir symphatisch. "Bist du endlich wach?", fragte sie plötzlich, ohne mich anzusehen. Sie starrte weiterhin auf das Feuer. Als ich ihr, verdutzt wie ich war, nach einigen Minuten noch immer keine Antwort gab, seufzte sie leicht und drehte sich zu mir. Ich erkannte, dass sie doch schon älter war, als ich erst annahm, bereits um die 40 Jahre musste sie sein. Desweiteren fiel mir sofort die dünne Narbe über ihrem linken Auge auf. Sie musste von einem Dolch stammen, vermutete ich. Sie stand auf und kam zu mir ans Bett, hockte sich neben mich, strich mir das Haar aus dem Gesicht und schaute mich vorsorglich an. Beinahe mütterlich. "Du warst 4 Tagwechsel bewusstlos, hast mit dem Tod geringt. Wir hatten Angst, du würdest es nicht schaffen. Bei deinen Verletzungen waren uns leider auch die Hände gebunden. Du hast vielleicht ein Aufsehen erregt, meine Liebe, im ganzen Dorf war die Hölle los!" Nach kurzem Schweigen fuhr sie fort. Aus ihrer Anrede konnte ich entnehmen, dass sie mich entweder persönlich gut kannte, oder ich war noch ein Kind, oder sie hatte einfach keinerlei Respekt vor mir. Nur ärgerte mich das nicht, ich war nun nur noch neugieriger. Wer war diese Frau? Kannte sie mich? Warum nahm sie mich mit? All diese Fragen brannten mir auf der Zunge, aber ich bekam einfach kein Wort heraus."Naja, wenigstens scheint es dir jetzt besser zu gehen." Und damit lächelte sie mich an, und es war das Schönste und Freundlichste, was ich je bekommen hatte. Zumindest in meinem neuen Leben. Mir wurde ganz warm ums Herz. Sie stand auf, nahm sich im Vorbeigehen eine Schürze, die auf dem Tisch lag und ging ins Nebenzimmer. Von dort hörte ich sie sagen: "Besimmt hast du Hunger. Bist ja völlig ausgehungert. Raj, mein Mann, dürfte auch bald nach Hause kommen. Übrigens wäre ich dir sehr verbunden, wenn du endlich mal einen Ton von dir geben würdest. Wie heißt du und woher kommst du?" Enttäuschung machte sich in mir breit. Sie kannte mich also doch nicht. Aber das Dorf war doch so klein! Hier musste man doch einfach jeden kennen!.. Zögernd ging ich ihr nach, stellte mich an die Wand und versuchte meine Stimme zu aktivieren: ".. Ich weiß nicht.. wie ich heiße. Ich habe keinen Namen. Ich kann mich nicht erinnern. Als ich aufwachte, fand ich mich in der Einöde westlich von hier wieder. Ich hatte gehofft, hier Antworten zu finden... Verzeiht das Aufsehen und eure Mühen, und vielen Dank, ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. Würdet ihr mir auch euren Namen verraten?" All das presste ich nur langsam heraus, und auch meine Stimme klang nicht jung und schwingend wie ich gehofft hatte, sondern verkratzt und alt. Langsam wurde ich immer neugieriger was meine Existenz anging. Die gutmütige Frau drehte sich zu mir und starrte mich lange und nachdenklich an.

"Keinen Namen, was?.. Nun, dann gebe ich dir einen. Du kamst kurz vor Nachtanbruch in unser Dorf. Es war eine Regennacht, demnach nenne ich dich auch so: Amaya (bedeutet Regennacht). Mein Name jedenfalls ist Kayâ. Und jetzt iss erst einmal etwas." Und damit gab sie mir eine Identität und eine Familie, ein Zuhause. Ich fühlte mich so verändert. Ich wollt etwas sagen, aber ich dachte das verschiebe ich erst einmal, da mein Bauch nun wirklich schon kurz vor dem zerfall war. Sie setzte mir ein großes Stück Fleisch vor. Rindfleisch oder so. Ich starrte es an. nein,dachte ich, das kann ich nicht essen. das ist falsch.

Als ich nach einigen Minuten noch immer so da saß, völlig erstarrt, wurde es Kayâ zu viel:"was ist denn, warum isst du nicht? Oder hast du das auch vergessen?" Peinlich berührt, erzählte ich ihr, ich könnte es nicht essen, kein Fleisch, und fragte ob sie etwas Gemüse da hätte. Sie runzelte nur die Stirn, murmelte etwas von "Pflanzenfresser" und holte einige Kartoffeln und Karotten, die sie kochte und die ich dann verschlang.

Danach fühlte ich mich gestärkt und voller Energie. Ich ging hinaus und stelllte mich an die Hauswand um das Treiben des Dorfes zu begutachten. Größtenteils Bauer, die in dieser Jahreszeit nur damit beschäftigt waren, irgendwo Holz für den kamin aufzutreiben. Manche erblickten mich und schauten nur kritisch, Kinder, die mit dem Schnee spielten, winkten mir sogar zu. Kayâ erzählte mir, sie habe herumgefragt, aber niemand würde mich kennen. Auch hat mich noch nie jemand gesehen. "Du bleibst erst einmal ein paar Tage hier und ruhst dich aus. Ich kümmere mich um deine Wunden.. bei deinem Körper müsste es nicht lange dauern, bis du vollständig geheilt bist." Dies sagte sie in einem merkwürdigen Tonfall. Irgendwie, als wäre es ihr unheimlich, oder als wäre ich anders. Aber ich dachte nicht darüber nach. Ich war völlig überwältigt von der Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft die man mir entgegenbrachte und überlegte, wie ich mich revanchieren könnte. Aber ich kam zu keinem Ergebnis.

Später am Abend kam auch Raj, der Holz mitbrachte und irgendwie wesentlich weniger kritisch aber auch distanzierter zu mir war, nach Haus, und wir verbrachten zu dritt den Abend am Kamin. Sie erzählten mir einiges über die Gegend und über das Dorf. Der Ort an dem ich war, war verboten, aufgrund heftiger Schneestürme und gefährlicher Tiere. Außerdem würde niemals jemand freiwillig dort entlang gehen, da es dort nichts gibt und auch hinter dem riesigen Platz nichts ist. Was habe ich nur dort gesucht?

"Sobald du wieder gesund bist, nehmen wir dich mit in die Hauptstadt Manoorj und bringen dich erstmal zu König. Er wird wissen, was mit dir passieren soll." sagten sie schließlich, als wir entschieden zu Bett zu gehen. Ich nahm es hin, mit Neugierde aber auch Enttäuschung. Irgendwie hatte ich mich schon ein wenig an den Gedanken gewöhnt für immer hier zu bleiben. Aber das ging natürlich nicht.
 

Mit einem vagen Gefühl der Erinnerung schlief ich ein. Ich träumte von einem großen Schneewolf. Es tobte ein gigantischer Sturm und man sah kaum die Hand vor Augen. Der Wolf stand majestätisch vor mir und in seinen Augen spiegelte sich ein Wissen, dass ein Tier eigentlich nicht haben sollte. Wir starrten einander an, bis er schließlich näher trat und mich mit der feuchten Nasenspitze berührte, und ich aufwachte.



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