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True Love

von

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Confessions

Sam saß mal wieder in seinem Zimmer und versuchte vergeblich zu lernen. Er legte seinen Stift beseite und hatte das starke Gefühl, ein Déjà-Vu zu erleben. Die Sache mit Kay beschäftigte ihn wirklich viel zu viel.

Es war erst gestern gewesen, als diese merkwürdige Sarah Kay und Sam unterbrochen hatte. Und nachdem Sam gestern mit Melanie geredet hatte und eine Nacht darüber hatte schlafen können, ist ihm klar geworden, dass Kay bestimmt keinen Sohn hatte. Er wusste zwar im Moment nicht, was er von Kay denken sollte, aber er wusste genau, dass dieser niemals einen Sohn verheimlichen würde, wenn er einen hätte. Dafür war er dann doch zu anständig, auch wenn es manchmal nicht so schien. Beziehungsweise fand Sam, dass Kay garnicht wie jemand wirkte, der nicht auf Verhütung achtete. Sonst hätte er jetzt vermutlich sehr viele Kinder. Sehr sehr viele.

Unwillkürlich musste Sam über diesen Gedanken lachen. Er stellte sich Kay vor, umringt von Kindern, so an die 20 Stück, die ihn alle um Süßigkeiten anflehen. Das würde schon ein lustiges Bild abgeben.

Sam schreckte auf, als es an der Tür klingelte. Schnell packte er seine Unterlagen in die Schublade und ging zur Tür. Da Sam Student war, hatte er keine sehr große Wohnung, aber immerhin ein kleines Wohnzimmer, das abgetrennt von seinem Schlafraum war. Er schloss die Tür zu seinem Schlafzimmer, in dem auch sein Schreibtisch stand und ging zu Eingangstür und guckte durch den Türspion.

Sams Herzschlag beschleunigte sich. Da stand Kay, womit Sam garnicht gerechnet hatte. Er wusste noch nicht, was er von dem halten sollte, was Melanie ihm gestern gestanden hatte. Kay war Bi, das hatte er nie gewusst. Und er hatte anscheinend auch ein reges Interesse an Sam, seit er wusste das dieser schwul ist. Doch Kay war eigentlich nur auf One Night Stands aus. Würde er wirklich ihre Freundschaft für Sex riskieren? Das glaubte Sam nicht wirklich. Aber er glaubte auch nicht daran, dass Kay ernsthaftes Interesse an ihm haben könnte. Das hätte er doch in den letzten zwei Jahren gemerkt.

Sam stand schon viel zu lange an der Tür und guckte durch den Türspion, sodass Kay nochmal auf die Klingel drückte. Sam wusste nicht was er tun sollte, sollte er jetzt öffnen oder nicht. Eigentlich wollte er dass sich alles klärt, andererseits hatte er Angst, dass dies jetzt alles kaputt machen könnte.

Als er durch den Türspion beobachtete wie Kay sich gerade umdrehen wollte um zu gehen öffnete er schnell die Tür. Das war reiner Reflex gewesen, er wollte nicht das Kay wieder ging!
 

Kay hatte schon garnicht mehr damit gerechnet, dass Sam da war oder überhaupt aufmachen würde. Doch, als er sich gerade umdrehen und gehen wollte öffnete sich die Tür und er sah Sam genau in die Augen. Einen Augenblick später wendeten beide den Blick wieder ab.

„Hi“ sagte Sam nach einem kurzen Moment der Stille. Die Anspannung zwischen den beiden konnte man in der Luft beinahe fühlen.

„Darf ich reinkommen?“ fragte Kay und versuchte dem Blick von Sam auszuweichen. So hatte er sich wirklich noch nie gefühlt. Er war irgendwie nervös und in seinem Inneren schienen kleine Feuerchen zu tanzen.

„Klar natürlich!“ meinte Sam und machte Kay Platz zum Eintreten. Kay setzte sich auf das Sofa und Sam zog einen Stuhl vor. Das Sofa war ziemlich klein und irgendwie war ihm die Nähe momentan etwas unbehaglich.

Keiner der beiden sagte etwas. Sam starrte auf den schwarzen Fernseher und Kay schien sich die Schönheit der weißen Raufasertapete zur Gemüte zu ziehen.

Sam hielt diese Stille wirklich nichtmehr aus, aber er wusste auch wirklich nicht was er sagen sollte. Schließlich war Kay von sich aus gekommen, daher war Sam auch davon ausgegangen, dass dieser auch etwas zu sagen hatte. Sam guckte also vom Fernseher weg und guckte jetzt zu Kay. Dieser starrte die Wand an und es sah so ziemlich aus, als wenn er nachdenken würde, oder mit offenen Augen eingeschlafen war. Zweiteres wäre natürlich ziemlich blöd.

Kay war tief in seinen Gedanken versunken und merkte erst nach einiger Zeit, dass er von Sam eingehend beobachtet wurde. Kay drehte sich zu Sam und guckte ihm direkt in die Augen und sofort lag wieder diese Spannung in der Luft und er wusste nicht was er sagen sollte. Seine Gefühle überwältigten ihn, aber er wusste mal wieder nicht, wie er sie ausdrücken sollte.

Letztendlich entschied er sich dafür, dass irgendwas sagen, besser als garnichts sagen war.

„Ich hab keinen Sohn“ platzte Kay plötzlich hervor und Sam musste sich vor Schreck auf dem Stuhl festhalten.

„Also, Sarah kann es dir gerne auch nochmal persönlich sagen, sie war sauer auf mich, wollte mich in die Pfanne hauen, aber das stimmte alles nicht!“

Kay war echt verzweifelt, plötzlich kam es über ihn und er konnte fast garnicht aufhören zu reden. Es war ihm sehr wichtig, dass Sam nicht das Falsche von ihm dachte.

„Ich wollte es dir ja direkt sagen, aber...“

Plötzlich lachte Sam laut los und Kay stockte und wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.

„Ich glaube....“ begann Sam und versuchte sein Lachen zu unterdrücken. „Ich habe dich noch nie in so kurzer Zeit so viel reden hören. Tut mir leid, ich wollte dich nicht auslachen.“

Doch trotzdem musste sich Sam stark zusammenreißen nicht wieder laut loszulachen.

„Ich glaube dir wirklich. Ich war wirklich sauer gestern, bin ich ehrlich gesagt immer noch. Aber bestimmt nicht deswegen.“

Kay atmete tief ein und wieder aus. Er wusste nicht ob er das jetzt gut oder schlecht finden sollte. Anscheinend glaubte ihm Sam wegen des „Sohnes“, aber er war trotzdem sauer, auch wenn man ihm das im Moment so garnicht ansehen konnte.

„Ist ein bisschen blöd gelaufen.“ sagte Kay um das Gespräch wieder aufzunehmen.

„Ja, das stimmt.“ Sam's Gesicht war jetzt wieder ausdruckslos und nichts wies darauf hin, dass er sich vorhin noch kaputt gelacht hatte. Er musste sich eigentlich zusammenreißen nicht so fröhlich auszusehen. Er wollte Kay nicht so leicht davonkommen lassen, obwohl er ihm fast schon wieder verziehen hatte. Er mochte ihn wirklich, wenn nicht sogar mehr, und es bedeutete ihm sehr viel, dass Kay heute hergekommen war um sich zu entschuldigen. Zumindest ging Sam davon aus, dass dies hier sowas wie eine Entschuldigung werden sollte.

„Ich glaube ich muss dir ein bisschen was erzählen, was ich dir bisher verschwiegen habe. Und frag mich bitte nicht wieso. Ich prahle halt nicht mit allem sofort rum.“

Kay holte einmal tief Luft, er wusste garnicht wieso ihm das so schwer fiehl.

„Eigentlich bin ich Bi musst du wissen.“

„Ich weiß.“

Kay war erstaunt.

„Aber wieso das denn?“

Sams Miene war nach wie vor neutral, er war gespannt, was Kay sagen würde. Welche Erklärungen er hatte.

„Mel hat es mir Gestern Abend erzählt, sei ihr bitte nicht böse.“

„Ist okay.“

Kay war etwas verunsichert. Er hatte sich einige Worte und Sätze zurechtgelegt, aber jetzt war alles anders gekommen, als es eigentlich sollte. Er wusste nun wirklich nichtmehr was er sagen sollte. Er war halt wirklich nicht gut im Reden. Und wenn er merkte, dass er nichtmehr wusste war er sagen sollte, handelte er eigentlich lieber. Aber das war nun wirklich weder sinnvoll noch möglich.

Er schaute Sam tief in die Augen und versuchte zu ergründen was dieser gerade dachte. Er hatte Sam wirklich selten richtig sauer erlebt. Und selbst wenn hatte dieser sich recht schnell wieder beruhigt.

Sam bemühte sich immer noch standhaft sauer auszusehen. Irgendwie konnte er nicht wirklich gut sauer sein, wie komisch sich das auch anhörte. Sobald er merkte, dass er anderen mit seiner Wut wehtat bekam er ein schlechtes Gewissen. Und auch jetzt merkte er dieses schlechte Gewissen. Er hatte jetzt schon ziemlich lange Kay mit Schweigen gestraft und langsam hielt er das wirklich nichtmehr aus.

„Ich weiß wirklich nicht wie ich mit der Situation umegehen soll.“ gestand er Kay. Da er seine Nervösität kaum noch unter Kontrolle hatte suchte er sich einen Stift, mit dem er rumspielen konnte.

„Ich auch nicht wirklich.“ meinte Kay. „Ich war noch nie in so einer Situation.“

Sam guckte ihn erstaunt an. „Ehrlich nicht?“

„Ehrlich nicht.“ wiederholte Kay. „Ich habe es mir diesbezüglich bis jetzt immer einfach gemacht.“

Sam wusste genau worauf er damit anspielte.

„Ich bin auch nicht so gut im Reden... wie du sicher auch gemerkt hast.“

Auch hier wusste Sam ganz genau worauf Kay anspielte und verzichtete auf einen Kommentar.

„Ich weiß jetzt gerade auch garnicht was ich zu den Geschehnissen noch sagen soll, was es nicht noch schlimmer machen soll.“

Kay sagte einfach dass, was er sich gerade dachte und plötzlich fiel es ihm einfacher als vorher, er war irgendwie in einen Redefluss gekommen.

„Irgendwie stehen die Tatsachen im Raum, aber ich, und ich glaube auch du, können und wollen gerade nichts genaueres dazu sagen.“

Sam guckte verlegen weg und schaute dann wieder zu Kay.

„Naja, das trifft bei mir nicht ganz zu.“

Kay blieb stumm und wartete darauf, was Sam zu sagen hatte. Mit so einer Antwort hätte er garnicht geredet.

„Um ganz offen zu sein, du weißt ja schon, dass ich schwul bin. Nur das mit dem Outing habe ich irgendwie nie geschafft. Es wissen nur ein paar wenige Leute davon.“

Sam errötete leicht, das fand Kay richtig süß. Er fand es auch erstaunlich, dass Sam jetzt gerade so offen darüber reden könnte. Kay hatte nicht wirklich gewusst, was er sich davon erhofft hatte, von diesem Gespräch. Aber das hatte er wirklich nicht vermutet, dass Sam sich emotional öffnet.

„Und als ich dich kennen lernte fand ich dich, naja... sagen wir mal, um es nicht zu peinlich machen, mehr als nett.“

Sam hatte Kay nicht angeguckt, als er das gesagt hatte, weil er es sich einfach nicht traute. Irgendwie erwartete er nichts Gutes in Kays Gesicht zu sehen, wenn er ihm verriet, dass er schon seit gut 2 Jahren auf ihn stand.

Kay war ein bisschen erstaunt über dieses Geständnis. Das hätte er Sam überhaupt nicht zugetraut, geschweige denn, dass er gedacht hätte, dass Sam schon länger auf ihn stand. Kay musste wahrlich zugeben, dass ihre Freundschaft für ihn persönlich immer etwas besonderes und reines gewesen war, aber er nie an Sam Interesse gehabt hatte, bis er erfahren hatte, dass Sam schwul war. Da war plötzlich alles in einem anderen Licht erschienen, aber er konnte sich einfach nicht ausdrücken und nicht darüber reden.

Sam schwieg, nachdem er dieses Geständnis gemacht hatte. Es war ihm wirklich mehr als peinlich, er wusste selbst nicht, woher er den Mut hatte, soetwas zu sagen.



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