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Poison

von

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Mit den Wölfen erwachen

~ Eine Woche später, vor Hiromiko's Klinik ~
 

"Ich möchte gern den Burschen abholen. Wo ist er? Ist er reisefähig?"
 

Es ist Katsura, der vor der Tür der Praxis steht, nur eine halb geöffnete Tür zwischen ihm und dem Alten. Der lächelt ein halb zahnloses Lächeln und erwidert:
 

"Er ist heute Morgen gegangen."
 

"Bitte was?!"
 

"Ja. Dein feiner Herr Sohn..."
 

"... ER IST NICHT MEIN SOHN!!"
 

"... hat sich aus dem Staub gemacht."
 

"Das würde er nie tun, Genta! Wo ist Himura?!"
 

"Hab ich doch gesagt.. er.. eh, hey!"
 

Letzteres wurde durch Katsuras knurrend begleitete Bewegung ausgelöst, mit der er die Tür aufdrückt und den Heiler geradezu auf Seite schiebt. Ohne zu zögern rast er an ihm vorbei und in den Raum, wo er besagten Rotschopf vermutet. Was er sieht? Nichts. Das Zimmer ist leer. Außer einem zusammengefalteten Futon, keine Spur! Ungläubig tritt er weiter in den Raum hinein, mustert alles genauestens, so als hielte er es für einen schlechten Scherz oder einen Traum. Pustekuchen. Nirgends eine Spur von dem, den er sucht. Ärgerlich wendet er sich um und schaut Genta, der in der Tür stehengeblieben ist, funkensprühend an.

"Ich frage nochmal. Wo. Ist. Er?!"

"Soll ich dich zu ihm bringen?"

"ICH BITTE DARUM, GENTA!"
 

Ein Schnipsen des Alten ist die Antwort und binnen Sekunden füllt sich der Raum mit wie aus dem Nichts hereinstürmenden, in blau-weiße Kleider gehüllten Mannen mit Schwertern. Katsura jedoch bleibt -sehr zum Verblüffen der Mibu-Wölfe- außergewöhnlich gelassen, so als habe er fast damit gerechnet.

"Du WARST also der Verräter", spricht der Choshu-Anführer mit einer Seelenruhe, als wären die Soldaten zum Teetrinken gekommen, zu Genta. Dessen Grinsen hat sich derweil verflüchtigt und ist einem zähneknirschenden Knurren gewichen.

"Die Situation hat sich geändert. Wenn ich kooperiere, garantiert man mir Straffreiheit. Sonst droht mir Enthauptung, weil ich dir geholfen habe", spricht er, weicht dabei dem Blick Katsuras aus. Eine weise Entscheidung. Denn in den Augen des Kommandanten ist ein gefährliches Glitzern, wenngleich der Rest seiner Miene kühl bleibt. Mordlust? Vielleicht. Enttäuschung, Wut, Hass? Keinesfalls.
 

~Ich hätte es wissen müssen... es ist meine Schuld... Ikumatsu, heute Abend komme ich wohl nicht zu dir..~, sind seine Gedanken, als man ihm die Hände hinter dem Rücken zusammenbindet und ihn nach draußen führt.
 

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"Ihr habt ihn also in Gewahrsam genommen?"

"Ja, Hijikata-sama! Ihn und seinen Bluthund."

"Ausgezeichnet. Nehmt euch einen Tag frei. Die Ishin-Shishi werden erstmal die Füße stillhalten müssen. Wenn Kondo zurück ist, werden Battousai und sein Anführer ihm zu Ehren enthauptet. Verstanden?"

"Ja, Sir!"

"Abtreten!"

Der Mann mit dem langen Pferdeschwanzzopf, den eiskalten, fast gelben Augen und der obligatorisch blau-weißen Tracht lächelt düster, als er seinem Gefolgsmann hinterherschaut. Das war ein mehr als erfolgreicher Plan gewesen. Mit Katsura Kogoro und Himura Battousai aus der Bahn würde es ein Kinderspiel werden, ein für allemal für Ruhe in Kyoto zu sorgen! Die Rebellen würden ohne Anführer rumlaufen wie ein Haufen enthaupteter Hühner und was den Attentäter angeht.. Für den hatte der Vize-Kommandant ganz besondere Pläne. Wieviele seiner Männer waren diesem Dämonen schon zum Opfer gefallen.. es wird allmählich Zeit, ihren Seelen Tribut zu zollen und Battousai zu ihnen zu schicken, und sei es in handlichen Stückchen..

Hijikata selbst bemerkt es nicht, doch seine Augen funkeln bestialisch bei der Vorstellung, seine geliebte Folterkammer wieder in Betrieb zu nehmen.. Kondo, sein Vorgesetzter, würde in frühestens einer Woche hier auftauchen. Genug Zeit also, sich ein wenig Spaß zu gönnen und den Bluthund der Patrioten das Fürchten zu lehren. Es ist einfach, jemanden zu Tode zu quälen, aber eine wahre Kunst, denjenigen derart leiden zu lassen, dass er sich das Ende der Qualen herbeisehnt. Doch Hijikata ist ein wahrer Meister darin. Und ein geborener Sadist... fies grinsend erhebt er sich und macht sich auf den Weg zum Kerker, um die Beute unter die Lupe zu nehmen.
 

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Als Himura zu sich kommt, glaubt er zunächst, er sei erblindet oder man habe ihm die Augen verbunden. Es ist pechschwarz um ihn herum, der Boden ist steinhart und eiskalt und die Luft riecht feucht. Eine leichte Bewegung hallt einen ganzen Moment lang raschelnd nach und ein leises Fiepsen verkündet die Anwesenheit eines Nagers. Entgegen des Verlangens nach Konversation schweigt er jedoch zunächst, analysiert erstmal, ob er allein ist. Als ihm klar wird, dass dies nicht der Fall ist -leise Atemgeräusche, ein gelegentliches Rascheln von irgendwo im Raum und die Silhuette, die nur die Augen eines nachtliebenden Hitokiri wahrnehmen kann, dort in der Ecke, vielleicht zwei Meter entfernt, sprechen dagegen- setzt er sich vorsichtig auf, doch dabei entfährt ihm ein kaum hörbares Zischen zwischen zusammengebissenen Zähnen. Seine Gliedmaßen testend, fällt ihm auf, dass zwar seine Hände gebunden sind, er seine Beine aber noch frei bewegen kann. Immerhin ein Pluspunkt!
 

"Himura? Bist du das?"
 

Gerade, als er ein paar Gehversuche anstellen will, spricht die Silhuette zu ihm, sodass er zunächst zusammenzuckt, dann die Stimme erkennt und, verborgen von der Dunkelheit, vor Schreck bleich wird. Ungläubig fragt er daher in den Raum:

"Katsura-san?!"

"Shhhh, ja! Nicht so laut, sonst hört man uns!"

"Was tut Ihr hier?!"

"Keine Zeit für Erklärungen, wir müssen schnellstmöglich hier raus!"
 

-Ein gedämpftes KLONG und ein Fluch hinter vorgehaltener Hand spricht schon sehr dafür, dass gerade jemand versucht hat, in dieser totalitären Dunkelheit durch ein Gitter zu laufen, das für menschliche Maßstäbe zu eng ist, und dass derjenige sich soeben eine fette Beule zugezogen hat.-
 

"... verd-..."

"Alles in Ordnung, Himura?"

Ein leises Grummeln ist die Antwort, dann ein "Ja.." und weiteres Fluchen.

"Gut. Hör zu, wir sind im Hauptquartier der Shinsengumi. Man hat uns im untersten Verließ eingesperrt und draußen sind mindestens vier Wachen. Kannst du laufen?"

~Abgesehen von den Gitterstäben, mit denen ich so freundliche Bekanntschaft gemacht habe..~

".. ja."

"Sehr gut. Den Ersten, der reinkommt, überwältigen wir und klauen ihm die Schlüssel. Das ist nicht ehrenhaft, bringt uns aber vielleicht hier raus. Verstanden?"

"Ja."

"Perfekt. Wir nutzen den Überraschungsmoment, indem wir uns schlafen stellen."

"..."

"Himura?"

"... verstanden."

"Hast du einen besseren Plan?"

"... nein. Aber unsere Chancen sind verdammt gering, wenn wir die zehn Divisionen gegen uns haben.. Choshu braucht Euch. Wenn es gefährlich wird, halte ich die Feinde auf und Ihr lauft so schnell Ihr könnt."

"... Himura. So bewunderswert ich deinen Mut auch finde, aber ich kann nicht zulassen, dass du hier Selbstmord begehst. Still jetzt!"
 

Wie auf Kommando stellen sich beide schlafend, als die Tür zum Verließ sich unter quietschenden und ächzenden Tönen öffnet und drei Männer hineinkommen. Vorneweg Hijikata. Hinter ihm zwei Gefolgsleute, von denen der erste eine Fackel trägt und der letzte die Tür hinter sich wieder schließt. Der Vize-Kommandant beugt sich halb runter, mustert den wie unbewegt liegenden Rotschopf mit zwei Teilen Abscheu und einem Teil sadistischer Neugierde, ehe sein Blick zu dessen Chef wandert, welcher nur kühl zurückblickt.
 

"Katsura Kogoro, du hast uns sogar noch weniger Ärger gemacht, als dein Schoßhund hier! Schämst du dich?"

"Einem räudigen Wolf muss ich nicht antworten."

"Oho, die bissige Art also? Das bringt dir allerdings nichts. Ich allein entscheide, ob ihr hier rauskommt oder nicht. Ein Bisschen mehr bedachte Wortwahl also, wenn ich bitten darf!"

"Seit wann nehmen die Wölfe von Mibu Geiseln?"

"Einem Esel bin ich keine Rechenschaft schuldig."

"..."

"Bringt den anderen in mein Zimmer. Ihr wisst, welches. Der Esel hier soll sehen, was mit denen passiert, die mir nicht genug Respekt zollen."
 

Der, der die Fackel bisher hielt, stellt diese an einen Halter nahe des Ausgangs und schließt die Tür zur Zelle auf. Zähnefletschendes Quietschen der Schaniere zerreißt die bisher so ruhige Luft in ihre Einzelteile und lässt die Anwesenden unwillkürlich zucken, auch wenn keiner es sich einzugestehen vermag. Bedächtige Schritte nähern sich dem noch immer bewegungslosen Hitokiri, misstrauische Hände packen seine Schultern und ziehen ihn auf die Beine. Ein folgenschwerer Fehler, denn just, als er senkrecht steht, reißt der vermeintlich Wehrlose sich los, prescht durch die offene Zelltür raus und wirft sich mit voller Geschwindigkeit gegen den Shinsengumi Leitwolf, der mit soviel Widerstand weder gerechnet noch sich auf den Aufprall vorbereitet hatte, der ihm kurzfristig die Luft zum Atmen nimmt und sowohl ihn als auch den, der ihn rammte, zu Boden wirft. Im Gegensatz zu Hijikata rappelt Himura sich allerdings schnell wieder auf -eine akrobatische Meisterleistung bei verbundenen Händen!- und scannt in Windeseile die Lage. Die beiden konsternierten Untergebenen hocken noch in der Ecke und scheinen nicht zu wissen, was da eben passiert ist -offenbar können die beiden nicht besonders gut im Dunkeln sehen, wie der Hitokiri äußerst scharfsinnig schlussfolgert- während Hijikata sich langsam wieder aufzusammeln beginnt. Doch noch bevor er wieder senkrecht steht, hat ihm sein Gefangener eins der beiden Schwerter entwendet und durch die Gitter an Katsura gereicht, welcher im Umkehrschluss Himuras Fesseln aufschneidet und die Klinge zurückreicht. All dies geschieht so schnell, dass der Vize-Kommandant der Shinsengumi gar nicht so schnell schauen kann, wie sein eigenes Schwert gegen ihn gerichtet wird.

"Du hast verloren, Hund. Lass uns gehen, dann schenk ich dir das Leben", spricht die düstere Stimme Battousais und die Spitze der Klinge rückt bedrohlich an den Hals ihres Besitzers. Ein schweres Schlucken wäre wohl nicht angebracht...

"Ah.. in Ordnung, verstanden! Ihr habt gewonnen! Geht!", gibt Hijikata sogar sofort Kleinbei. Ein misstrauischer Blick von Seitens Himura, ein den Fackelschein widerspiegelndes, unsicheres Grinsen seines Gegenübers, dann senkt ersterer das Schwert. "Klug von Euch.", spricht er noch, wendet sich um und geht Richtung Kerkertür. Katsura erhebt sich gerade, will ihm folgen, da sieht er Hijikata sich bewegen, hält er inne, ruft eine Warnung.
 

Aber zu spät.
 

Himura spürt es wohl noch eine halbe Sekunde vorher, versucht den Angriff noch abzuwehren. Doch zu spät. Fast wie im Zeitlupentempo fühlt er, wie sich das scharfe Ende eines Wakizashis -Hijikatas nämlich- durch sein Kreuz bohrt und dabei Fleisch wie Blutgefäße mit gleicher Leichtigkeit durchtrennt. Als es ganz unzeremoniell herausgerissen wird, hört er es mehr als dass er es spürt, wie Lebenskraft in Form von roten Strömen aus der Wunde spritzt, den Boden benetzt und ihn dumpf aber herzlich auf selbigem aufschlagen lässt.
 

Wie aus der Ferne hört er noch Katsura seinen Namen rufen, aber er ist sich nichtmal sicher, ihn wirklich gehört zu haben. Alle Sinneseindrücke verschwimmen zu einem einheitlichen Brei, der sich langsam trübt, bevor die Lichter ausgehen.
 

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Hijikata schaut mit einer Mischung aus Schock, Missfallen und Unglauben auf den gefallenen Hitokiri. ~Das war fast zu einfach...~ Ein Blick rüber zu Katsura, welcher, von den aus ihrer Starre erwachten Soldaten festgehalten, versucht, sich windend aus deren Griff zu befreien und dabei immer wieder das selbe Wort ruft.

~Kenshin... Wenn du überlebst, mache ich mir diese Information zu Nutzen~ Mit diesem Gedanken packt Hijikata den Reglosen am Kragen, schleift ihn bis zur Zelltür, wirft den Hitokiri in die Zelle in die Ecke, die am weitesten von der Tür weg ist und verlässt dann den Kerker, gefolgt von den zwei Mannen, welche Katsura derweil loslassen und die Zelle wieder fest verschließen, ehe sie ihrem Vorgesetzten folgen.
 

Als die Kerkertür zugeht, wird es abermals dunkel.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MajinMina
2011-12-04T21:00:38+00:00 04.12.2011 22:00
aha, der Arzt war also doch ein Überläufer, tss...
Mir gefällt, dass duch Hijikata auftreten lässt und nicht die üblichen Verdächtigen der Shinsengumi (Saito, Okita)
Die Szene in dem Kerker war amüsant. Aber erst wirkt es so, als ob beide in einem Raum liegen, dann aber ist Himura doch in einer anderen Zelle... vielleicht am Anfang dieser Szene dies nochmal klarer formulieren.
Wie Hijikata Himura herausfordert und den Dialog dazu fand ich sehr gut.

Insgesamt gefällt mir dein Schreibstil sehr gut, vor allem die humorvollen und bissigen Kommentare, die du den Erzähler immer einfügen lässt. Die Dialoge vor allem lassen die Charaktere richtig lebendig werden und sind sehr unterhaltsam zu lesen.

KLeine Kritik noch am Schluss: Katsura Kogoro und nicht Kazura (das japanische Z wird wie im Deutschen das weiche S gesprochen)

Lg^^ super FF! Bin schon gespannt, wie es weitergeht... sehr selbstlos von Katsura, sich für seinen Hitokiri zu opfern... war es das schlechte Gewissen? Oder hofft er so, noch gerettet zu werden?



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