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Ein Tag...wie jeder Andere?

Eine naive Kitschromanze ohne eigentlichen Sinn
von

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Ein Tag...wie jeder Andere?

Auf eine zärtliche und gleichzeitig aggressive Art und Weise kitzelte mich die Sonne an diesem Morgen wach. Als dann auch noch mein Radiowecker anging riss es mich endgültig aus meinem noch leichten Schlaf. Weshalb stellte ich das verdammte Teil auch immer so laut? Bei dem Krach konnte kein normaler Mensch schlafen! Ich streckte meine Hand aus um das Teufelsteil auszumachen, was mir dann irgendwann auch gelang. Allerdings war ans Schlafen jetzt nicht mehr zu denken. Außerdem musste ich heute ja zur Schule.

Schule? Allein der Gedanke an diesen Ort sorgte für eine schlagartige Verkrampfung meines Magens. Für einen kurzen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken einfach liegen zu bleiben und mir später eine Entschuldigung schreiben zu lassen, stand dann aber doch auf. Das Klirren von Geschirr und leises Gekicher lockte mich in die Küche, in welcher ich meinen Bruder und seinen Freund entdeckte, welche wohl versuchten ein Omelette zu zubereiten. Allerdings schienen die beiden ein paar Schwierigkeiten dabei zu haben die Pfanne im Auge zu behalten, während der eine den anderen von hinten umarmte und seinen Nacken regelrecht abknutschte.

Ich beobachtete das Ganze für gut eine Minute bis ich mich mit einem Räuspern bemerkbar machte. Sofort zuckten beide zusammen als hätte ich sie bei etwas verbotenem ertappt, drehten sich zu mir und wurden schlagartig rot. „Guten Morgen Dongsaeng¹!“, sagte mein Bruder mit einem Lächeln auf den Lippen, während sein Freund, von dem ich zwar gehört hatte, den ich aber noch nicht kannte, mich mit einem Lächeln und Nicken begrüßte. „Das ist übrigens Minho“, erklärte mein Bruder und deutete mit dem Kopf leicht auf seinen Freund, der ihn immer noch von Hinten umarmte und seinen Kopf nun auf die Schulter meines Bruders gelegt hatte. Ich antwortete mit einem stummen: „Hab ich mir schon gedacht“, und lächelte Minho zu. „Was gibt’s zum Frühstück?“, fuhr ich fort und blickte dabei in zwei Gesichter, die plötzlich ganz ratlos aussahen. „Ähh jaaa“, begann Minho zu stammeln „Du kannst ja gucken ob du Interesse hast von unserer selbstproduzierten Kohle zu probieren.“ Mein Bruder untermalte diesen Vorschlag noch mit einem Grinsen, welches man sonst nur beim Shopping-TV sah. Zwar ahnte ich schon was auf mich zukommen würde, warf aber trotzdem noch einen Blick in die Pfanne. Dort lag ein rundes, schwarzes Objekt, welches alles war nur halt nichts Essbares. Ich warf meinem Bruder und Minho einen Das-meint-ihr-doch-nicht-ernst-Blick zu und nahm mir dann eine Schale und die Müslipackung.

Als ich mich an den Tisch gesetzt hatte und begonnen hatte mir das Müsli in eine Schale zu füllen setzten sich Minho und mein Bruder mit erwartungsvollen Blicken zu mir und versuchten irgendwie Blickkontakt zu mir aufzubauen. Das konnte irgendwie nichts Gutes bedeuten, wenn gleich zwei Leute einen so ansahen und das auch noch ohne vorher darüber geredet zu haben was sie eigentlich wollen. „Was?“, fragte ich leicht fordernd und fügte hinzu „Von dem Müsli lasse ich euch bestimmt nichts übrig.“ Allerdings ließen sich die zwei davon nicht beeindrucken sondern wandelten ihren Blick nun in einen Bittenden um. „Wann hast du heute Schulschluss Dongsaeng?“, fing mein Bruder dann mit einer fast kindlichen Stimme an zu fragen. „Hoffentlich so früh wie nur möglich“, antwortete ich mit einem leicht ignoranten Unterton. „Kannst du nicht nach der Schule noch irgendwas machen, wofür du nicht nachhause kommen musst?“, begann dann auch Minho zu fragen. Die zwei sahen etwas hibbelig aus während sie auf meine Antwort warteten und ich musste eigentlich nicht sehr scharf nachdenken um zu wissen, weshalb sie mich so lange wie möglich von hier fern haben wollten. „Ich werd mir Mühe geben. Allerdings solltet ihr eure „Orgie“ möglichst leise veranstalten, denn manche Nachbarn kleben regelrecht mit ihren Ohren an den Wänden“, sagte ich mit einem Zwinkern und die beiden wurden schon zum zweiten mal schlagartig rot. Minho warf mir noch ein dankendes Lächeln zu, während er meinen Bruder aus dem Raum führte und sich mit ihm wahrscheinlich aufs Sofa kuschelte.

Als ich auf die Uhr sah merkte ich, dass ich mich wohl langsam für die Schule fertig machen sollte. Doch plötzlich waren da wieder diese Magenkrämpfe und mir wurde wirklich übel. Trotzdem riss ich mich zusammen und taumelte leicht benommen ins Bad wo ich mich frisch machte und anzog. Danach holte ich noch schnell meine Schultasche aus meinem Zimmer und ging langsam in Richtung Wohnungstür. Auf dem Weg dorthin spähe ich noch einmal kurz ins Wohnzimmer und sah, dass Jomin und Minho wirklich nochmal eingeschlafen waren. Wäre einer der beiden nicht mein Bruder, dann hätte ich das vielleicht sogar süß gefunden, nur war Jomin mein Bruder und deshalb machte ich schnell ein Foto, dass ich irgendwann als Druckmittel missbrauchen würde. Kurz darauf schlich ich mich leise aus der Wohnung.
 

Die Klasse betrat ich, wie immer, als erster um den Blicken meiner Mitschüler auszuweichen. Ich begab mich zu meinem Sitzplatz, welcher wohl das verhältnismäßig positivste an der ganzen Schule war. Ich hatte einen Doppeltisch ganz für mich alleine in der hintersten Ecke des Klassenraums. So konnte mich niemand von hinten mit irgendetwas bewerfen und ich hatte die Klasse immer gut im Blick. Außerdem wäre ich im Notfall der erste am Notfenster und könnte dies nach Belieben verbarrikadieren. Nun kamen nach und nach die anderen aus meiner Klasse an. Einige bemerkten mich gar nicht, andere tuschelten kurz als sie mich sahen und wieder andere gaben ein lautes: „Hi Drecksschwuchtel!“, von sich. Schlagartig wurde mir wieder bewusst weshalb ich die Schule hasste, sie war so ziemlich der Ort, an dem sich die meisten intoleranten Personen des Universums trafen und auf Leuten, die anders waren als sie, rumhackten. Als der Lehrer, Herr Kim, in den Raum kam war diesem Spektakel zum Glück vorerst ein Ende gesetzt, alle verstummten und setzten sich. Ich bewunderte Herrn Kim dafür, dass er es schaffte diesen Haufen unter Kontrolle zu halten, was bei seinem Äußeren aber auch kein Problem war. Mit seinen gefühlten zwei Meter Körpergröße und einem Meter Schulterbreite war er so ziemlich der größte Mensch den ich kannte und fiel hier auch überall auf, denn wer erreicht in Korea schon solche Körpermaße? Als Herr Kim zum Lehrerpult ging tauchte hinter seinem Rücken plötzlich ein völlig fremdes Gesicht auf. Der Junge, er musste ungefähr in meinem Alter sein, war zwar auch nicht grade schmal oder so, aber gegen Herrn Kim war auch er ein Zahnstocher, höchstens ein Telefonkabel.

Ich musterte den Neuling von weiten und kam zu dem Schluss, dass der Junge verdammt nochmal perfekt aus sah! Allerdings war sein Blick die ganze Zeit auf den Boden gerichtet, weshalb ich sein Gesicht nicht ganz erkennen konnte. Er folgte Herrn Kim und blieb neben dem Pult stehen. Dann räusperte sich Herr Kim und begann zu sprechen: „Das ist Lee Jiang. Er wird ab heute ein Mitglied ihrer Klasse sein und ich hoffe sie werden ihn gut behandeln und schnell Freundschaften schließen.“ Dann wandte sich Herr Kim an den Neuen: „Nimm doch bitte dahinten neben Yan Platz.“ Dieser nickte und ging auf den Platz neben mir zu. Moment? Stopp! Ich brauchte eine kurze Denkpause. Yan? Das war doch ich! Das hieß der Typ würde sich gleich neben mich setzten und das würde wohl das Ende des friedlichen Unterrichts bedeuten. Während Lee Jiang auf den Platz neben mir zuging fing das Getuschel in der Klasse an. Aus der Reihe vor mir bekam ich Kommentare mit die nur bestätigten, dass ich hier so schnell wie nur möglich weg musste. So sagte Kibum zum Beispiel: „Der arme muss jetzt neben der Schwuchtel sitzen. Yan wird ihn bestimmt bei der nächsten Gelegenheit angraben und hat ihn in Gedanken wahrscheinlich eh schon ausgezogen.“ Worauf seine Sitznachbarin erwiderte: „Sollten wir nicht was sagen? Schließlich soll Homosexualität ja ansteckend sein, was man an Yan und seinem Bruder sieht!“

Als Lee Jiang den Platz neben mir erreichte sah er mir kurz in die Augen, was mir fast den Verstand raubte und sagte dann: „Hi.“ Mehr sagte er nicht und setzte sich. Ich brachte kein Wort heraus sondern starrte nur seinen perfekten Körper und das makellose Gesicht an. Dann nickte ich kurz als Antwort. Zu allem Überfluss drehte sich Kibum plötzlich um, schob mit seinem Arm „aus Versehen“ meine Sachen vom Tisch und sagte dann zu Jiang: „Mit dem würd ich nicht so viel reden, der steht nämlich auf Männer!“, dabei deutete Kibum auf mich und fuhr dann fort „Wenn du willst zeig ich dir in der Pause die Schule und wo du hier was bekommst.“ Während Kibum das sagte legte Jiang ohne zu zögern seine Hand auf meinen linken Oberschenkel. Schockartig drückte ich die Hand mit meiner weg und rutschte weiter in Richtung Fenster. Dann sagte Jiang: „Danke für die Info und das Angebot mit der Führung nehme ich gerne an.“ Zu meinem Glück begann Herr Kim dann auch schon mit dem Unterricht, der mir erst einmal weitere Schikanen ersparte. Doch konnte ich mich nicht wirklich auf den Unterricht konzentrieren sondern dachte immer wieder an das aufregende, aber auch verdammt gute Gefühl als Jiang mich berührt hatte. Das Alles fiel aber zu Lasten meiner Unterrichtsbeteiligung so war meine Antwort auf jede Frage, die Herr Kim mir stellte „Häää? Was?“ oder auch „Sorry ich hab nicht aufgepasst“.

Als es zur Pause läutete machte ich mich sofort auf den Weg zum Kunstraum, welcher immer leer war und in dem ich als nächstes Unterricht hatte. Eigentlich wollte ich ja in den Musikkurs, allerdings war ich viel zu schüchtern auch nur die Triangel zu spielen, weshalb ich am Ende doch Kunst gewählt hatte. Zum Glück kannte ich im Kunstkurs niemanden und es waren auch schon die letzten beiden Stunden für heute. Allerdings hatte ich Jomin und Minho ja versprochen mir Zeit zu lassen, weshalb ich nach Unterrichtsschluss wohl noch etwas in der Schule bleiben würde. Die Kunststunden vierliefen relativ schnell und es gab auch keine bösen Überraschungen wie in den ersten beiden Stunden.
 

Ich hatte mich entschlossen nach dem Unterricht etwas in die Tanzräume der Schule zu gehen, denn auch dort war nie jemand. Tanzen war für Jungs nämlich schwul und auch unter vielen Mädchen entwickelte sich langsam eine Abneigung gegen diesen Sport. Ich schloss also meinen IPod an die Anlage an, die dort stand und begann erst ein paar Tanzschritte auszuprobieren und danach ein Paar Tänze aus Musikvideos nachzutanzen. Da ich mir ziemlich sicher war, dass mich hier niemand stören würde begann ich nach ner Zeit auch die Texte erst leise, dann aber in einer normalen Lautstärke mitzusingen. Ich hatte grade angefangen die ersten Zeilen von Syndrome² zu singen und dazu zu tanzen als von hinten zwei Hände nach mir griffen und begannen abwechselnd meine Arme und dann meine Hüften zu führen. Wer auch immer hinter mir stand, er konnte verdammt gut tanzen. Auch fühlte sich der Körper dieser Person hinter mir verdammt gut an, er war warm und hatte keine Berührungsängste. Da ich wirklich Angst hatte davor raus zu finden wer das hinter mir war sah ich nicht mehr an die große Spiegelwand vor mir und betete innerlich, dass diese Person noch vor dem Ende des Songs wieder verschwinden würde. Als die letzte Zeile mit über meine Lippen glitt legte die Person hinter mir ihren Kopf auf meine Schulter, den Mund verdammt nah an meinen Ohren und antwortete auf mein: „Never break break my heart“, mit einem „I would never do that.“

Diese Stimme raubte mir fast den Atem. Es war die schönste Stimme die ich jeh gehört hatte. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle als mein Kopf sich zu dieser Stimme drehte und ich plötzlich in zwei atemberaubende, dunkelbraune Augen sah. Ehe ich darüber nachdenken konnte wer diese Person überhaupt war spürte ich schon seine Lippen auf meinen.

Ich brauchte nicht lange um zu wissen, dass es Jiang war, der grade seine Lippen zärtlich auf meine drückte und mich zu sich drehte. Noch immer war ich komplett bewegungsunfähig, weshalb der Kuss sehr einseitig verlief. Ich bekam nicht einmal raus nach was seine Lippen schmeckten. Als Jiangs Lippen sich dann von meinen entfernten sah ich ihn mit großen Augen an, brachte aber kein Wort über meine frisch geküssten Lippen. Jiang allerdings lächelte nur und sagte dann: „Du bist süß.“ Dann nahm er seine Hände von meinen Hüften und schlagartig bemerkte ich, wie die Kontrolle über meinen Körper zurückkam. Allerdings bewegte ich mich kein bisschen und sah weiter hoch in die Augen, des ca. 10 cm größeren, der mich grade geküsst hatte und das auch noch ohne mich irgendwie zu kennen. Dieser musterte mich kurz, dann wuschelte er mir durch die Haare, als wäre ich ein kleines Kind und fragte: „Hast du jetzt noch Unterricht oder warum bist du noch hier?“ „Ich hab meinem Bruder versprochen mir etwas Zeit mit dem Nachhause kommen zu lassen“, stammelte ich mit meiner noch ganz atemlosen Stimme. „Wie lange hast du mich beobachtet?“, fragte ich dann ohne, dass ich es eigentlich fragen wollte. Jiang musste mich wohl eine Weile beobachtet haben, denn er sah auf seine Uhr und sagte dann: „So lange, dass ich in Sport jetzt zwei Fehlstunden habe, aber das wars' wert.“ Ich sah nun auf den Boden und sagte nur leise: „Oh.“ Dann griff Jiang unter mein Kinn, sorgte dafür, dass ich ihn wieder ansah und fragte: „Hast du hunger? Ich möchte mich irgendwie für den Kuss bedanken.“ Während er das sagte zwinkerte er kurz und fing an meine Tasche vom Boden aufzuheben. Ich antwortete etwas überrascht: „Ja, aber ich hab doch gar nichts gemacht.“ „Trotzdem, du hast es zugelassen, das reicht doch, oder?“, reagierte er sofort und schwang sich meine Tasche über die Schulter. „Kommst du oder soll ich mich beim Essen langweilen?“, sagte Jiang dann und ich ging auf ihn zu. Als wir an der Tür des Raumes nebeneinander standen legte Jiang seinen Arm um mich und schob mich leicht raus auf den Schulflur.
 

Da grad keine Pause war, konnten wir die Schule verlassen ohne von irgendwem bemerkt zu werden. Als wir um eine Straßenecke bogen konnte ich noch das Klingen der Schulglocke hören, mehr aber auch nicht. Jiang führte mich direkt zum nächsten McDonalds und sagte dann lächelnd: „Ist zwar nicht wirklich ein angemessener Platz für das erste gemeinsame Mittagessen, aber man weiß wenigstens, dass es schmeckt.“ Ich lächelte nur und merkte wie Jiang mich etwas näher zu sich ran zog. Als wir an der Theke standen fragte er mich: „So, was möchtest du denn essen?“, und grinste dabei frech. Dieses Grinsen verursachte einen sofortigen Blutmangel in meinem Gehirn und so brachte ich nur ein: „Chickenburger“, über meine Lippen. Jiang nickte kurz, dann pflanzte er mich an einen Tisch direkt am Fenster und ging zurück zur Bestelltheke.

War das alles grade wirklich wahr? Ich, mit dem heißesten Jungen der Schule bei McDonalds als „Entschädigung“ dafür, dass er mich geküsst hatte? Ich wollte es einfach nicht glauben, doch dann stand Jiang schon mit einem Tablett vor mir, stellte es auf den Tisch und setzte sich neben mich auf die Bank. Dann sagte er: „So, die zwei sind für dich und die zwei für mich.“ Dabei legte er mir zwei Chickenburger vor die Nase und begann selbst einen auszupacken. Nach kurzem Zögern begann auch ich zu essen.

Als wir beide fertig gegessen hatten fragte Jiang: „Und? War das Bedankung genug?“ Während er das fragte grinste er schon wieder und ich begann innerlich zu schmelzen. Dann riss ich mich zusammen und fragte: „Wenn du das nochmal machst, gibt’s dann Getränke?“ Irgendwie tat es gut auch mal ein bisschen in die Offensive zu gehen. Jiang wirkte erst ein bisschen beschämt, als ich meine Frage stellte grinste dann aber frech lehnte sich vor und begann erneut mich zu Küssen. Was war nur mit diesem Jungen los, dass er ohne Probleme Leute küssen konnte, die er nicht einmal richtig kannte?

Ohne wirklich nachzudenken begann ich dieses Mal den Kuss zu erwidern und es fühlte sich noch besser an, als beim ersten Mal. Jiang schien ein wenig überrascht zu sein, schien dann aber ausprobieren zu wollen, wie weit er gehen kann. Er lehnte sich weiter in meine Richtung, legte seine Arme über meine Schultern und dann merkte ich, wie seine Zunge um Einlass bat. Wäre ich bei verstand gewesen, dann hätte ich mich wohl langsam gelöst, doch so konnte ich nur beginnen leicht den Mund zu öffnen und schon wurde aus einer einfachen Frage ein ziemlich intensiver Zungenkuss und das auch noch in der Öffentlichkeit eines bei sowas doch recht konservativen Landes. Zum Glück bekam ich nicht mit, wie die Leute um uns herum darauf reagierten, denn ich hatte meine Augen geschlossen und konzentrierte mich auf Jiang und den Kuss. Seine Lippen waren weich und schmeckten nach Chickenburger. Irgendwie war der Geschmack nicht grad das was ich beim Kuss erwartet hatte, allerding müsste ich ihn wohl noch einmal küssen, wenn er nicht grad was gegessen hatte um herauszufinden wonach er schmeckte.

Nach einer gefühlten halbe Stunde lösten wir beide gleichzeitig und auf eine sehr sanfte Art und Weise den Kuss und sahen uns danach tief in die Augen. Ich lächelte leicht beschämt und Jiang sagte nur: „Dafür gäbs nicht nur Getränke, dafür werd ich dich nie wieder loslassen.“ Dann stand er auf und ging leicht benommen zur Bestelltheke um Getränke zu kaufen. Ich ließ mich leicht in die Bank sinken und begann innerlich von Jiang zu schwärmen, als sich plötzlich zwei Typen auf die Bank gegenüber setzten, die mir nicht grade unbekannt waren. Es waren Kibum und einer dieser Primaten mit denen er die Pause verbrachte. „Was macht ne Dreckschwuchtel wie du in einem so zivilisierten Laden?“, begann Kibum und schlug dabei mit der flachen Hand auf den Tisch vor mir. „Lass mich raten! Du suchst jemanden, den du anschwuln kannst damit du kleine Emoschwuchtel nicht mehr so alleine bist!“, meldete sich dann der Primat zu Wort worauf Kibum und er laut zu lachen anfingen. „Was is denn so lustig?“, meldete sich plötzlich Jiang zu Wort, der sich ohne zu zögern neben mich setzte, mir das zweite Getränk aus seiner Hand gab und mir dann auch noch einen Kuss auf die Wange drückte. Sofort verstummten Kibum und sein Affenfreund und verzogen das Gesicht. „Ich habt dir gesagt, dass mit dem Dreckstypen was nicht stimmt“, begann der Affe zu Kibum zu sagen. Während die beiden also nun auch über Jiang herzogen packte dieser mich sanft am Arm und brachte mich aus dem Laden.
 

Als wir draußen ankamen sah ich Jiang tief in die Augen und während ich merkte wie eine kleine Träne über meine Wange lief sagte ich leise: „Danke.“ Jiang erwiderte den Blick, strich mir mit seinem Daumen die Träne von der Wange und sagte dann: „Ich glaube es ist besser wenn ich dich jetzt nachhause bringe.“ Er legte seinen Arm um mich und führte mich zu einem Auto, welches in einer kleinen Seitenstraße geparkt war. Es war ein sehr neues Auto und dazu auch noch ein wohl ziemlich teures. Jiang betätigte einen Knopf auf dem Autoschlüssel, die Blinker leuchteten auf und er öffnete mir die Beifahrertür. Da das Auto ein SUV war, war es etwas höher gelegt und so musste Jiang mir ein bisschen beim einsteigen helfen. Ohne zu zögern griff er kurz um meine Hüfte und half mir durch etwas zusätzlichen Schwung ins Auto, dann schloss er die Tür und ging zur Fahrertür.

Das Auto roch verdammt neu. Als wäre es grade aus dem Werk gekommen. Ich empfand den Geruch zwar nicht als unangenehm, aber als gewöhnungsbedürftig. Schon öffnete Jiang die Fahrertür und stieg selber ein. Er sah mich mit einem Lächeln an, drückte mir einen Kuss auf die Wange und fragte dann: „Gefällt’s dir? Hab ich grad vor nem Monat bekommen.“ Eigentlich hätte ich mir denken können, dass er das Auto nicht selber gekauft hatte, aber bei Jiang konnte man irgendwie nie wissen. „Ja, es ist schön. So ein Auto wollte ich mir auch irgendwann kaufen“, antwortete ich und sah mich etwas fasziniert um, dann fuhr ich fort und fragte „Wie alt bist du eigentlich?“ Jiang ließ den Motor an und sagte während er ausparkte: „Bin grad vor nem Monat 18 geworden und nutz das jetzt natürlich voll aus.“ Ich lachte leise. Als Jiang das Auto aus der kleinen Straße buchsiert hatte fragte er: „So, wohin soll's denn gehen?“ ich nannte Jiang meine Adresse und er begann diese in das Navi des Autos zu tippen. Während wir also durch diverse Nebenstraßen langsam auf die nächste Hauptstraße zusteuerten begann es zu regnen. Das Trommeln des Regens auf der Autoscheibe und die langsam, hinter einem Schleier aus grau versinkenden Häuser machten mich schläfrig. Ich merkte noch wie Jiang mich wohl an einer roten Ampel sanft auf die Stirn küsste, dann war ich aber eingeschlafen.
 

Als ich wieder aufwachte lag ich in meinem Bett. Vor dem Fenster hatte die Dämmerung eingesetzt und es regnete noch immer. Ich fasste mir kurz an den Kopf und merkte, dass meine Haare nass waren. Auch mein Oberteil und die Vorderseite meiner Hose waren noch etwas nass. Hatte Jiang mich aus dem Auto getragen? Ich rappelte mich auf und schlürfte zum Kleiderschrank um mir trockene Sachen anzuziehen, was ich dann auch schnell tat. Danach ging ich aus meinem Zimmer ins Wohnzimmer, aus welchem ich leises Lachen hörte.

Im Wohnzimmer saßen Jomin, Minho und Jiang welche sich anscheint über ein recht lustiges Thema unterhielten. Mein Bruder bemerkte mich als erstes und winkte mich lächelnd zu sich. Als ich in den Raum trat bemerkten auch Minho und Jiang mich und lächelten beide. Jiang rückte ein bisschen, so dass auf dem einen Sofa ein Platz für mich frei wurde und zog mich sofort auf diesen Platz als ich in seiner Reichweite war. Als ich gezwungener maßen auf dem Platz saß legte Jiang beide Arme über meine Schultern und küsste mich Sanft auf die Lippen. Ich war noch etwas zu schläfrig um den Kuss zu erwidern, allerdings schmeckte er dieses Mal nach Kakao. Das war aber wohl mit den drei leeren Kakaobechern auf dem Tisch zwischen den beiden Sofas zu erklären. Dann sagte Jiang: „Na Kleiner? Auch mal wieder wach?“ ich nickte nur stumm und kuschelte mich an Jiang, der sich nun mit mir im Arm auf das Sofa gelegt hatte. Jomin und Minho saßen auf dem größeren Sofa gegenüber, einen Arm über die Schulter des jeweils anderen gelegt und beobachteten uns mit einem Lächeln auf den Lippen.
 

*¹ Koreanische Bezeichnung für jüngere Geschwister

*² Song der koreanischen Girlgroup Chocolat
 

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So, das wars auch schon. Danke an alle, die bis zum Ende durchgehalten haben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Charlykeks
2012-03-13T20:26:50+00:00 13.03.2012 21:26
Also, ich muss sagen im großen und ganzen fand ich die Geschichte echt toll :)
Ich finde du hast gut deutlich gemacht wie viele Homosexuelle unter Homophobie leiden (auch wenn ich nicht weiß wie stark das in Korea ausgeprägt ist).
Ein bisschen verwirrt haben mich die Namen der Charaktere, aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass das Gewöhnungssache ist und man nicht oft koreanische Namen liest.
Lg Charlykeks


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