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Hellsing - Roter Mond

von

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Help

Schneller, schneller! Nicht stehen bleiben!“ keuchte sie in Gedanken und trieb ihren erschöpften und zerkratzen Körper immer weiter durch die schwarze Finsternis des Waldes…

 
 

~
 

 

„Uaah! Bin ich müde!“, gähnte eine junge Frau mit rotblonden Haaren und streckte sich.

Sie trug eine blaue Uniform auf deren Ärmel das Wappen der „Hellsing Organisation“ prangte.

Obwohl sie erst seit kurzem Mitglied war, durch einen weniger glücklichen Zufall, freute sie sich, den Menschen helfen zu können.

Nie hätte sie sich träumen lassen, dass die Monster aus den Geschichten, die sie früher verschlungen hatte, Wirklichkeit sein würden.

Als sie mit ihren ehemaligen Kollegen zu einem normalen Einsatz gerufen wurde, geschah das, was sie nie für möglich gehalten hatte.

Sie wurde von einem Vampir, einem leibhaftigen Blutsauger, als Geisel festgehalten.

Ihre Kollegen wurden in Ghuls, willenlose Zombies verwandelt, die einzig dem Willen ihres Meisters folgen und alles töten was sie kriegen können.

Fast wäre ihr dasselbe Schicksal widerfahren, wäre nicht ein außergewöhnlicher Mann aufgetaucht und hätte sie gerettet.

Um den Vampir zu töten musste er allerdings die Kugel durch ihren Brustkorb und somit durch den Vampir schießen.

Tödlich verwundet blieb sie liegen und der Fremde schenkte ihr ein neues Leben.

Ein Leben als Untoter... Ein Leben als Vampir…

„Wenn du keine Geduld aufbringen kannst, wundert es mich wie du es geschafft hast bei der Polizei zu arbeiten, Fräulein Polizistin!“, antwortete ein groß gewachsener Mann mit rotem Mantel und einer Brille mit orangefarbenen Gläsern.

Die eben angesprochene wurde verlegen und begann den Mond zu betrachten, der sich rund und voll über ihnen zeigte.

Sie waren schon seit Stunden auf der Suche nach den gemeldeten Ghuls in der Nähe von Harlow, Nordöstlich von London, und es gab immer noch keine Spur.

Der Mann begann aus Langeweile seine Pistole immer wieder zu entsichern.

Klack … Klack – Klack … Klack – Klack … Klack…

Allein das Geräusch konnte einen auf die Palme bringen.

“Meister, ich weiß das auch Euch Langweilig ist, aber würdet Ihr bitte mit diesem verdammten Lärm aufhören. Ich kann es nicht mehr ertragen“, polterte die Frau gerade los, da setzte sich der Mann abrupt auf und lauschte.

Die junge Frau wollte erst weiter schimpfen, doch der Mann wies sie an endlich still zu sein und deutete auf den Wald zu ihrer Rechten.

Beide machten sich kampfbereit und richteten ihre Waffen aus, ebenso zehn weitere Kämpfer der Hellsing Einheiten.

Nach einigen Minuten der Stille, die nicht einmal von einer leichten Brise durchbrochen wurde, teilten sich die Sträucher und eine Gestalt stolperte aus den Schatten des Zwielichts.

Im Schein der Lampen erkannten sie eine junge Frau.

Ihre Kleidung war teilweise abgewetzt und eingerissen. Sie keuchte und Blut lief ihr Gesicht hinab.

Nach einigen Schritten konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten und brach zusammen.

Genau in dem Moment kamen die Ghule aus dem Wald. Keiner der Anwesenden zögerte nur einen Augenblick und nach kurzer Zeit waren alle Ghule vernichtet.

„Was sollen wir mit ihr machen?“, fragte die Polizistin sichtlich um Fassung ringend wegen des für sie verführerischen Blutgeruchs.

Der Mann blickte die bewusstlose Gestalt zu seinen Füßen lange und nachdenklich an.

„Wir nehmen sie mit!“, entschied er. „Sie kann noch nützlich für uns sein. Außerdem will ich Integra nicht die ganze Arbeit abnehmen!“

Jeanne - The Girl Without Memory

Weich… Es fühlt sich so weich an…”, dachte sich verschlafen.

Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Der Schmerz… Die Flucht… Die drohende Gefahr…

Mit einem Ruck setzte sie sich auf und stöhnte schmererfüllt. Als langsam das Schwindelgefühl abklang öffnete sie ihre Augen wieder langsam. Sie lag in einem riesigen Himmelbett mit weißen Decken bedeckt. Der Raum, in dem sie lag, schien ein Keller zu sein.

Die Wände bestanden aus unverputztem Stein und es gab nirgends ein Fenster, durch das man die Tageszeit hätte bestimmen können.

Vorsichtig stieg sie aus dem Bett und betrachtete sich in dem Spiegel, der in den kleinen Schminktisch eingebaut war.

Als sie ihr Spiegelbild sah schrak sie zurück.

Aus dem Spiegel blitzten ihr zwei saphirblaue Augen entgegen, die von schwarzen langen Haaren umrandet wurden. Ihr Gesicht war schmal und wurde von einigen Pflastern verziert.

Um ihren Kopf war ein Verband gewickelt worden.

Als sie sich so betrachtete, fragte sie sich, was eigentlich genau passiert war und woher die ganzen Verletzungen stammten.

Als sie ihren Blick wieder dem Zimmer zuwandte, erblickte sie, auf einem altertümlich aussehenden Stuhl, Kleidung.

Ohne lange zu überlegen, schlüpfte sie in die Bluejeans und streifte sich den schwarzen Hoodie über.

Vorsichtig öffnete sie die Tür und spähte den langen dunklen Gang hinauf.

Sie seufzte, ihre Einschätzung eines Kellers war nicht ganz falsch gewesen, bei genauerer Betrachtung sah der Flur allerdings eher wie mittelalterliche Katakomben eines Schlosses aus.

Sie trat vorsichtig aus ihrem Zimmer heraus und schlich den spärlich beleuchteten Gang entlang.

Was ihr allerdings verborgen blieb, waren die roten Augen, die jeder ihrer Bewegungen folgten.

Bemerkenswert! Wirklich Bemerkenswert!“, dachte die Gestalt mit den roten Augen und grinste hinterhältig.

Die Schwarzhaarige nährte sich langsam dem Ende des Ganges und lugte vorsichtig um die Ecke.

„Na, wo wollen wir denn hin?“, fragte eine heisere Stimme an ihrem Ohr.

Sie zuckte zusammen und blickte vorsichtig über ihre Schulter.

In dem spärlichen Zwielicht erkannte sie eine große Person mit blutroten Augen.

Ohne zu zögern lief sie los.

Treppen und Flure rannen an ihrem Bewusstsein vorbei, ohne dass sie sie wirklich wahrnahm.

An einem Treppenabsatz angekommen bog sie nach rechts ab und stürmte in Zimmer. Schnell verschloss sie die Tür und lehnte die Stirn dagegen.

Als sie eine Bewegung hinter sich spürte, wirbelte sie herum und nahm eine äußerst graziöse Verteidigungshaltung ein.

Das Zimmer schien ein Büro zu sein.

An einem Fenster im hinteren Teil des Raumes stand ein riesiger Schreibtisch.

Kein Licht erhellte den Raum, einzige Lichtquelle bildete der riesige Vollmond, der durch das Fenster hinter dem Schreibtisch schien.

Hinter dem Schreibtisch konnte sie im Halbdunkel eine Person erkennen. Es war eine Frau.

Sie trug eine olivgrüne Militäruniform und hatte blonde Haare. Vermutlich war sie die Besitzerin dieses Schlosses.

Neben dem Stuhl stand ein Mann – der Butler.

Er schien schon sehr alt zu sein, trotzdem konnte man dies seiner aufrechten Körperhaltung nicht ansehen. Ein Monokel zierte sein linkes Auge und die Haare waren zu einem strengen Zopf im Nacken gebunden.

Vor dem Schreibtisch stand eine Frau mit rotblonden Haaren. Irgendwie kam sie der schwarzhaarigen so bekannt vor.

Da keiner der drei Anstalten machte, sie zu bedrohen, gab sie ihre Verteidigungshaltung auf und fragte kühn „Wo bin ich und wer seid ihr?“

„Du bist in meinem Haus.“, antwortete die Blonde streng. „Mein Name ist Lady Integra und du befindest dich zurzeit bei der Hellsing-Organisation! Meine Agenten fanden die bewusstlos im Wald und haben dich hierher gebracht. Das sind Walter, mein Butler, und Seras Victoria.“

„Nun, da ihr mich gerettet habt, bedanke ich mich natürlich dafür“, erwiderte die schwarzhaarige mit einer leichten Verbeugung.

Lady Integra wies auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. „Setz dich. Ich denke, wir sollten mal über das, was in dem Waldstück passiert ist, sprechen.“

Es klang nicht wie eine Bitte, sondern eher wie ein Befehl. Am liebsten hätte die schwarzhaarige belustigt „Jawoll, Herr Kommandant“ gesagt. Sie verkniff es sich jedoch rechtzeitig.

Als sie gerade die Hälfte des Raumes durchquert hatte, spürte sie einen Luftzug und hinter Integra tauchte ein weiterer Mann auf.

„Hey, du bist doch der Typ, der mich vorhin fast zu Tode erschreckt hat!“

„Gut erkannt, Kleine“, sagte dieser und stellte sich neben Seras.

„Also“, beginnt Integra wieder, „wer bist du?“

Die schwarzhaarige ignorierte Integra und glitt geschmeidig auf den Störenfried zu, den Blick immer auf sein Gesicht geheftet.

Als sie vor ihm stand, hob sie die Hand um sein Gesicht zu berühren, er jedoch ergreift diese mit einer blitzschnellen Bewegung und hält sie davon ab.

„Ich wusste es…“, hauchte sie. „Du bist ein Vampir!“

Alle Augen richteten sich verwundert und ängstlich auf sie.

Seras versuchte die die Situation zu retten, indem sie etwas nervös erwiderte.

„Ein Vampir? Das kann doch gar nicht sein. So etwas gibt es doch gar nicht.“

„Du bist auch ein Vampir“, stellte die junge Frau sachlich fest und richtete ihre strahlenden Augen auf Seras.

„Was… Woher…?“

„Woher ich das weiß? Ganz einfach, ich hab euer Verhalten beobachtet“, erklärte sie. „Du wirkst allerdings nicht wie ein typischer Vampir. Du musst noch sehr jung sein.“

„So, da du nun unser kleines Geheimnis kennst, werde ich dich leider töten müssen“, lenkt der Mann ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich und lachte kalt. Ihre Hand drückte er immer fester, doch sie verzog keine Miene.

„Alucard, nein…“, rief Integra, doch der Mann – Alucard – presste die junge Frau bereits gegen die Wand und näherte sich ihrem Hals.

„Du wirst mich nicht töten!“, stellte sie sachlich fest.

„Mädchen, bist du dir da ganz sicher?“, lachte Alucard höhnisch.

„Ja, bin ich! Wenn du mich hättest töten wollen, dann hättest du das entweder im Wald oder vorhin im Flur tun können – hast du aber nicht!“, antwortete sie ruhig.

Nun waren alle sichtlich erstaunt. Ihren Gesichtern konnte man förmlich die Frage „Woher kommt bloß diese Ruhe?“ ablesen.

Als Alucard sie eingehender betrachtete, fielen ihm ihre strahlend blauen Augen auf. Als er in sie hinein blickte, zuckte er leicht zurück.

Solche Augen hatte er noch nie gesehen. So strahlend und doch zeigte sich in ihnen ein solches Ausmaß an Leid und Trauer, dass er den Blick abwenden musste und sie frei gab.

„Was ist los, Alucard?“, fragte Integra.

„Ihre Augen…“, flüsterte er.

„Was soll mit ihren Augen sein?“

Darauf bekam sie jedoch keine Antwort mehr.

Genervt richtete Integra das Wort wieder an die schwarzhaarige.

„Also noch einmal…Wer bist du und was hattest du in diesem gottverlassenen Wald zu suchen?!“

„Ich… ich kann mich nicht erinnern. Es ist alles weg! Ich weiß nicht einmal mehr meinen Namen. Das einzige was ich weiß ist, dass ich vor irgendwas oder irgendwem weggelaufen bin und dann nur noch wie ich hier aufgewacht bin.“

„Das kann doch gar nicht sein…!“ ruft Integra sichtlich verärgert.

„Wenn ich eine Vermutung äußern darf…“ unterbrach Walter Integras Ausruf.

„Dann sprich“ sagte sie gereizt.

„Ich glaube, dass das junge Fräulein sich nicht erinnern kann, da sie unter Amnesie leidet, infolge der Kopfverletzung“ erklärte Walter.

Während Walter weiterhin versuchte Integra die Ursache für die fehlende Erinnerung zu erläutern, sieht die schwarzhaarige durch das Fenster einen kurzen und weit entfernten Lichtblitz.

Viele hätten dem keine Bedeutung geschenkt, sie jedoch springt auf und schreit.

„Vorsicht!“

Im nächsten Moment sprang sie über den Schreibtisch und riss Integra zu Boden.

Sie hörten das Splittern von Glas.

Eine Gewehrkugel hatte die Fensterscheibe durchschlagen und streifte die junge Frau, während sie mit Integra im Arm fiel, am Arm.

Alle waren geschockt. Einzig Alucard reagierte und sprintete durch das zerstörte Fenster dem Schützen entgegen. Seras folgte ihm ein paar Augenblicke später.

„Alles in Ordnung?“, fragte Walter besorgt.

„Ja, mir geht es gut“, sagte Integra.

„Mir auch“, kommt es von der jungen Frau, die sich langsam von Integra aufrichtet.

„Woher wusstest du, dass  jemand auf mich schießt? Hast du etwas damit zu tun?“ fragte Integra misstrauisch.

„Ich weiß es nicht… Ich habe nur einen Lichtblitz gesehen und dann geschah alles wie von selbst…“ sagte sie.

„Und nein, ich hab damit nichts zu tun? Woher sollte ich denn wissen, dass es jemand auf Sie abgesehen hat? Ich bin doch kein Attentäter!“ rechtfertigte sie sich. Während sie ihren Standpunkt klarmachte, schien es, als würde ein Stein ihres Armbandes leuchten.

„Oh, du blutest ja“ stellte Integra fest. „Walter, wir brauchen einen Verband.“

„Sofort!“, antwortete Walter mit einer leichten Verbeugung.

Als er mit einem kleinen Verbandskasten zurückkehrte, kam auch Seras wieder.

„Er ist weg! Als ich dort ankam war er verschwunden“ schilderte Seras ihre Beobachtungen während Walter der jungen Frau den Arm verband.

„Verdammt! … Walter, zeig dem Mädchen das Bad. Ich nehme an, dass sie sich nach diesem Schrecken gerne frisch machen möchte“ wimmelte Integra sie ab.

„Jawohl, Mylady! Wenn das junge Fräulein mir bitte folgen würde“ richtete Walter das Wort

an sie und half ihr auf.

Als sie das Büro verlassen haben erscheint Alucard und gesellt sich zu Seras.

„Habt ihr eine Spur gefunden?“, fragte Integra herrisch.

„Leider nein, er ist uns entwischt, als er die Straße entlangfuhr“ seufzte Seras.

„Verdammt! Vielleicht galt der Anschlag ja nicht mir, sondern dem Mädchen. Der Attentäter wollte vielleicht ihre Fähigkeiten testen. An ihr ist sowieso etwas eigenartiges! Ich habe ihr sofort geglaubt, als sie verneinte, etwas mit dem Attentat zu tun zu haben.“

„Ja, wirklich seltsam…“ antwortete Alucard und lächelte.

 
 

~
 

 

Währenddessen waren Walter und die junge Frau auf dem Weg zum Badezimmer, bis sie vor einem riesigen Wandgemälde stehen blieb und dieses interessiert musterte.

Auf dem Gemälde sah man einen Ritter – eine Frau! – mit einer Standarte in der Hand anstatt einem Schwert, die auf einem Schlachtfeld kämpfte.

Die Standarte zierte eine weiße Flagge mit einer weißen Lilie.

Die Frau wirkte nicht kriegerisch, sondern schien eher Hoffnungsträger für die Krieger zu sein.

„Wer ist das?“

„Nun…Das Gemälde zeigt eine Schlacht während des 15. Jahrhunderts. Dort sehen Sie Jeanne d’Arc, eine Frau, die, angeblich, von Gott den Auftrag bekam, Frankreich von dem Einfluss der Engländer zu befreien. Außerdem wurde sie beauftragt den Dauphin nach Reims zu bringen, damit er zum König gekrönt werden sollte. Sie selbst kämpfte nie, sie hielt immer ihre Standarte fest in der Hand, bis zu jener Schlacht, in der sie in die Hände der Engländer fiel und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Man sagt, damals sei ihr Körper verbrannt, aber das Herz der jungen Kriegerin blieb unversehrt von den Flammen“, erklärte Walter.

„Jeanne…ein wirklich schöner Name…“

„Ja, in der Tat.“

„Vielleicht sollte ich so heißen – zumindest vorübergehend! Man kann mich schließlich nicht immer „junges Fräulein“ nennen. Außerdem finde ich es besser geduzt zu werden“ lachte sie.

„Klingt gut, Jeanne“, erwiderte Walter mit einem Augenzwinkern. Bei Jeanne hatte er aus einem unerfindlichen Grund das Bedürfnis sie zu beschützen.

Als sie das Badezimmer erreichten, staunte Jeanne nicht schlecht.

Es war riesig.

Weißer Marmor zierte das komplette Zimmer. Es gab neben einer Whirlpool ähnlichen Badewanne, eine Dusche – groß genug um zu zweit zu duschen (Oh, lala) – auch noch eine geräumige Sauna.

Als sie Walter anblickte, glänzten ihre Augen vor Freude.

„Danke Walter“ sagte Jeanne mit einem strahlenden Lächeln.

Als sich auszuziehen begann, drehte Walter ihr respektvoll den Rücken zu und wollte gehen. Als sein Blick jedoch zufällig in den Spiegel neben der Tür fiel traute er seinen Augen nicht.

Er wirbelte herum und fragte sie ungläubig.

„Was hast du da auf dem Rücken?“

„Auf dem Rücken? Keine Ahnung!“ erwiderte sie.

Langsam trat her näher und strich vorsichtig über die riesige Narbe, die ihren quer über ihren Rücken verlief.

Die Berührung ließ sie leicht erschauern.

Sie stand schließlich nur mit verschränkten Armen und einem Slip bekleidet vor ihm.

„Das sollte sich Lady Integra mal anschauen!“ sagte er, immer noch erschüttert. Mit diesen Worten verschwand er und ließ eine sichtlich verwirrte Jeanne zurück.

Als er nach kurzer Zeit mit Integra und Seras zurückkehrte, hatte sich Jeanne auf einem Stuhl niedergelassen und verdeckte ihre Blöße nur notdürftig mit einem Handtuch.

Die Narbe ließ auch die beiden Frauen erschrocken und ungläubig blicken.

Keiner der drei Beobachter konnte glauben, dass ein Mensch mit solch einer Verletzung noch gehen beziehungsweise so eine überleben konnte.

Nachdem die drei weiter über die Narbe zu diskutieren begannen, ging auch Jeannes Geduld zu Ende. Schließlich war sie hierher geschickt worden um sich zu entspannen.

Mit einem Ruck stand sie von ihrem Stuhl auf und drehte den dreien den Rücken zu.

Nachdem sie das Handtuch fallen ließ sagte sie leicht genervt: „Also, wenn ihr weiter gucken oder diskutieren wollt, dann macht das doch, aber ich geh jetzt erstmal baden.“

Walter wurde leicht rot im Gesicht und drehte sich peinlich berührt mit einem Räuspern um und ging. Die beiden Frauen taten es ihm gleich und überließen Jeanne ihrem erholendem und redlich verdientem Bad.

Strangers In The Night

Die Tage, oder besser gesagt, die Nächte vergingen wie im Flug.

Jeanne war mittlerweile über eine Woche Gast im Hellsing Anwesen und keiner bereute, dass sie solange dort war.

Sie war eine liebenswürdige und hilfsbreite Person, die häufig Walter bei irgendwelchen Erledigungen half, da sie sich sonst zu sehr langweilte.

Jeanne liebte außerdem die hauseigene Bibliothek von Integra. Diese übertraf ihre kühnsten Erwartungen. Es gab Bücher aus vergangenen Jahrhunderten, die man sonst nirgendswo finden konnte.

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals etwas so atemberaubendes gesehen zu haben. Genauer gesagt erinnerte sie sich immer noch nicht an ihre Vergangenheit.

Obwohl ihr ihre Erinnerungen verwehrt blieben, hatte sie jedoch schon einige Fortschritte gemacht. Im Musikzimmer hatte sie herausgefunden, dass sie musikalische Begabungen besaß.

Sie beherrschte mehrere Instrumente perfekt – unter anderen Klavier, Geige und Gitarre.

Mit Gesangstalent war sie auch gesegnet worden.

Walter und auch die anderen Hellsing Mitglieder genossen jeden Augenblick, wenn Jeannes Stimme durch das Anwesen hallte.

Eines nachts saß sie am Flügel und begann eine sehnsüchtige Melodie zu spielen. Das Lied klang als ob sie nach jemandem rufen würde. Einer Person, die sie sehr mochte und vermisste.

Vermutlich war dies eine Reaktion ihre Unterbewusstseins.

 
 

~
 

Making my way downtown

walking fast

faces pass

and I'm homebound
 

Staring blanky ahead

just making my way

making a way

through the crowd
 

And I need you

and I miss you

and now I wonder

If I could fall into the sky

do you think time would pass me by

'cause you know I'd walk a thousand miles

if I could just see you...tonight
 

It's always times like these

when I think of you

and I wonder if you

ever think of me
 

'cause everything's so wrong

and I don't belong

living in your

precious memory
 

'cause I need you

and I miss you

and now I wonder

If I could fall into the sky

do you think time would pass me by, oh

'cause you know I'd walk a thousand miles

if I could just see you...tonight
 

And I, I don't wanna let you know

I, I drown in your memory

I, I don't wanna let this go

I, I don't
 

Making my way downtown

walking fast

faces pass

and I'm homebound
 

Staring blankly ahead

just making my way

making a way

through the crowd
 

And I still need you

and I still miss you

and now I wonder

If I could fall into the sky

do you think time would pass us by

'cause you know I'd walk a thousand miles

if I could just see you ,oh
 

If I could fall into the sky

do you think time won't pass me by

'cause you know I'd walk a thousand miles

if I can just see you

if I can just hold you...tonight
 

~
 

Seras und Jeanne hatten auch immer viel Spaß zusammen.

Lachen stand bei ihnen auf der Tagesordnung.

Leider hatte Seras viele Aufträge, weshalb die Zeit der beiden immer begrenzt war, dennoch war Seras für Jeanne eine gute Freundin geworden und sie genossen die Zeit miteinander.

Am meisten bereitete den beiden vergnügen, wenn sie über Alucard reden konnten.

Jeanne war fasziniert von diesem Vampir, irgendwie war ihr seine Art von Anfang an sympathisch gewesen.

Auch mit Integra hatte Jeanne viel zu tun.

Zum einen lenkte sie Integra von ihren Problemen mit der Organisation Iscariot ab – einer geheimen Organisation des Vatikans, die es sich ebenfalls zur Aufgabe gemacht haben, Menschen vor Vampiren zu schützen.

Desweiteren übte sie mit Integra zusammen mit einer Pistole zu schießen – Jeanne war eine Meisterschützin. Gleich beim ersten Schuss, traf sie die Zielscheibe in den Kopf.

Weitere Versuche etwas über ihre Vergangenheit herauszufinden scheiterten leider.

Selbst die Informationen, die sie aus verschiedenen Quellen bezogen konnten nicht weiter helfen.

 
 

~
 

 

Unbemerkt von den Wachen, erschienen in einer Neumondnacht plötzlich drei Fremde in der Nähe des Anwesens.

Alle trugen dunkle Umhänge, die ihre Erscheinung verdeckten, nur ihre rot glühenden Augen waren zu erkennen.

„Endlich haben wir sie gefunden…!“ sagte einer der drei und lächelte finster.

 
 

~
 

 

Jeanne unterhielt sich gerade mit Integra und Walter über ihre weitere Zukunft bei der Hellsing Organisation, als ein Funkspruch das Gespräch unterbrach.

„Lady Integra…Vampire sind in den Garten des Hauses eingedrungen. Sie wollen das Mädchen. Wir können sie nicht länger…Argh!“ endete der Funkspruch.

 „Melden Sie sich Johnson…Antworten Sie! Verdammt! Walter! Schick sofort nach den Einheiten. Das Hauptquartier wird angegriffen!” befahl Integra.

„Sehr wohl, Lady Integra!“ antwortete Walter ruhig und verschwand um den Auftrag zu erfüllen.

„Seras, Alucard! Postiert euch zusammen mit den Einheiten vor dem Anwesen. Wir werden diesen dreckigen Vampiren einen gebührenden Empfang bereiten“ befahl Integra den beiden Vampiren durch das Funkgerät.

Beide machten sich sofort auf den Weg um die Eindringlinge zu beseitigen.

„Das könnte diesmal ein interessanter Kampf werden“ flüsterte Alucard, bevor er sich in einer Horde Fledermäuse auflöste um so schneller drauen zu sein.

Jeanne, die während der ganzen Aufregung in Vergessenheit geraten war, rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her.

Sie wusste nicht, was sie machen sollte, schließlich hat sie keine Ahnung von solchen Kämpfen, oder konnte sich, besser gesagt, nicht daran erinnern.

„Alles ist bereit, Lady Integra!“ berichtete Walter.

„Sehr gut, Walter. Bring Jeanne in Sicherheit! Diese elenden Dreckskerle wollen sie. Wir müssen sie solange ablenken wie es geht und herausfinden was sie von ihr wollen.“

„Aber…“

„Kein „Aber“! Im Moment ist Jeanne die einzige die Schutz benötigt. Mach dir keine Sorgen Walter! Mit Seras und Alucard an meiner Seite kann mir nichts passieren“ lächelte Integra beruhigend.

Jeanne, die die ganze Zeit stumm daneben gesessen hatte, war sichtlich beunruhigt.

„Ihr müsst mich nicht beschützen! Lasst mich mit ihnen gehen, dann kann wenigstens das Blutvergießen aufhören und es wird keiner meinetwegen verletzt“, flüsterte Jeanne.

„Kommt gar nicht in Frage! Solange wir nicht wissen was sie von dir wollen, gehst du nirgendswo hin ohne Walter. Haben wir uns verstanden?“, fragte Integra wütend.

„Ja…“ flüsterte sie eingeschüchtert.

„Wenn das Fräulein Jeanne mir bitte folgen würde“, sagte Walter mit einer auffordernden Geste, die keinen Widerspruch duldete.

Jeanne stand auf und folgte ihm.

Sie verließen Integras Büro und stiegen zahlreiche Treppen hinauf, bis sie zu dem einzigen Turm des Anwesens kamen, vom dem aus man das Geschehen im Garten beobachten konnte.

Währenddessen hatten sich alle vor dem Anwesen kampfbereit postiert – sogar Integra.

Eine sanfte Brise wehte die Farne des Gartens zur Seite und dort standen sie.

Drei Personen, von der Größe her schienen es Männer zu sein.

„Oh, ein Empfangskomitee! Das ist aber nett“, sagte einer der drei, vermutlich der Anführer. „So, da uns ein solch «anregender» Empfang geboten wird, wollen wir doch schnell zum geschäftlichen übergehen. Ihr habt es etwas das uns gehört! Gebt sie uns und wir werden euch nichts tun!“ sagte er ernst.

„Typisch für Drecksvampire wie euch, dass ihr Menschen als «Sache» bezeichnet und Nein, ihr bekommt Jeanne nicht“ erwiderte Integra entschlossen.

„Ach, nein?! Dann müssen wir sie uns wohl holen…“ lächelte der Anführer boshaft unter seinem Umhang.

Der Wind trug seine Worte weit über den Garten hinweg – bis hoch zu dem Turm indem Jeanne saß.

Sie war furchtbar entsetzt, dass ihre Freunde sie bis aufs Blut verteidigen wollten.

Sie hatte furchtbare Angst und fiel zitternd auf die Knie.

Walter nahm sie daraufhin behutsam in den Arm und redete beruhigend auf sie ein.

„Keine Angst, Jeanne! Wir lassen nicht zu, dass diese elenden Vampire dich mitnehmen. Wir passen auf dich auf! Wir beschützen dich…“

Dieser letzte Satz ließ sie zusammenzucken.

Woher kommt dieses Gefühl? Das hat schon einmal jemand zu mir gesagt, aber wann… Ich… Ich will mich endlich erinnern! dachte Jeanne verzweifelt.

Plötzlich wusste sie was sie machen musste und wie sie den Kampf verhindern konnte.

Sie befreite sich aus Walters Armen und erhob sich elegant.

„Walter…es tut mir leid, aber ich kann es nicht ertragen, wenn wieder jemand für mich stirbt. Vergib mir…“ sagte sie und sah ihn mit unendlich traurigen Augen an.

Nach diesem letzten Satz rannte sie los, an Walter vorbei – er hatte überhaupt keine Chance sie noch zu fassen – und sprang durch das geschlossene Fenster.

Das Glas splitterte und alle Aufmerksamkeit richtete sich auf den bewusstlosen Körper – erneuter Schlag auf die verletzte Schläfe – der aus dem Himmel fiel.

Integra war verwirrt. Den anderen Hellsing Mitgliedern erging es nicht anders, nur die drei Vampire reagierten anders als erwartet.

Sie waren vor Schreck erstarrt und man sah die nackte Angst in ihren Augen aufblitzen.

Als Alucard diese Reaktion sah, ließ er seine Casull sinken.

Nur ein einziges Wort hallte durch die Nacht.

„Sarah!“

Das war das Zeichen. Der Kampf begann!

Die drei warfen ihre Umhänge ab und stürmten los.

„Feuer!“, schrie Integra.

Von überall her kamen Kugeln geflogen.

Trotzdem rannten die drei weiter, kein einziger wich aus.

„Was zum…? Haltet sie von Jeanne fern!“, schrie Integra.

Die Vampire teilten sich auf und sprangen einfach über die erste Verteidigungslinie hinweg. Der Anführer hatte nur Augen für Jeanne und sprintete weiter zu dem Punkt, an dem ihr Körper aufschlagen würde.

Derweil dienten die anderen beiden Vampire als Ablenkung.

Der jugendhafte Vampir mit den hellblonden Haaren grinste listig und besiegte einen nach dem anderen. Der braunhaarige tat es ihm gleich.

Was merkwürdig an ihrem Kampfstil war, war die Tatsache, dass keiner der drei auch nur den Versuch unternahm, einen der Hellsings zu verletzen.

Den Männern wurden einfach nur die Waffen entrissen und dann mit einem Handkantenschlag kampfunfähig gemacht.

Als der Blonde direkt vor Integra auftauchte, zögerte sie keine Sekunde und schoss auf ihn.

Sie verfehlte ihr Ziel jedoch knapp.

„Alucard!“, rief sie.

Doch von ihm kam keine Reaktion – für ihn stellten die Eindringlinge keine Bedrohung mehr dar.

Als die anderen das Desinteresse von Alucard bemerkten, zögerten sie nicht einen Moment, schließlich wollten alle ihre Chefin beschützen.

Sie feuerten aus allen ihnen zur Verfügung stehenden Waffen.

Der Vampir hob Integra hoch und brachte sie aus der Schusslinie.

„Was zum…?“ fragt sie, „Lass mich gefälligst runter, du Drecksvieh.“

„Ok!“, sagte er und setzt sie ab.

Währenddessen hatte der Anführer die letzte Verteidigungslinie passiert und schlitterte über den Boden.

Im letzten Moment fing er Jeanne auf und blieb mit ihr im Arm zusammengekauert sitzen.

Schützend beugte er seinen Körper über ihren, damit die herabfallenden Glasscherben nicht ihren Körper verletzten.

Seine Haltung wirkt auf die anderen verstörend.

Es sieht aus, als würde er sie in den Hals beißen.

Nachdem der Glasregen vorbei ist, gesellten sich auch die beiden anderen Vampire zu ihm.

Die Truppen richteten wieder ihre Waffen auf die Gruppe.

Kurz bevor sie schossen, hörten sie den Anführer an Jeannes Halsbeuge flüstern.

„Gott sei Dank! Du lebst!“

Keiner glaubte, dass das eben gehörte wahr sei, deshalb spannten sie die Abzüge.

„Nicht schießen!“, schrie Integra.

Die Einheiten gehorchten widerstrebend wobei die zwei Vampire endlich ihre Kampfhaltung aufgeben.

Endlich richtete sich auch der dritte Vampir mit Jeanne beziehungsweise Sarah, wie er sie genannt hatte, auf.

Mit einem zärtlichen Blick auf die junge Frau in seinen Armen sagt er leise.

„Ich glaube, es ist an der Zeit für einige Erklärungen!“

Dann ging er mit ihr auf dem Arm Richtung Anwesen.

Who You Really Are

Nachdem Integra die Truppen wieder zurück in ihre Kasernen geschickt und ihnen versichert hatte, dass sie für den Moment nicht mehr gebraucht würden, folgte sie zusammen mit Alucard und Seras den Vampiren.

Alle hielten sich immer noch kampfbereit, trotz allem waren sie zugleich fassungslos über die plötzliche Wendung.

Auf dem Weg zu Integras Büro trafen sie auf einen ziemlich verstörten Walter.

„Walter, was ist passiert? Du solltest doch auf sie aufpassen!“ herrschte Integra ihn an.

„Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber ich konnte sie nicht aufhalten. Sie ist einfach an mir vorbei gestürmt und aus dem Fenster gesprungen…Noch nie konnte mir jemand entkommen, aber sie war wirklich unglaublich“ berichtete er.

Der Vampir, der  Jeanne trug, lächelte still als er das hörte.

Als sie in Integras Büro ankamen, legte er Jeanne auf das Sofa und trat schnell einige Schritte zurück um die Situation zu entschärfen.

Als sich Jeanne bzw. Sarah zu regen begann, stellten sich Seras und Walter schützend vor sie, wobei Walter sich besorgt zu ihr herunter beugte.

Jeanne richtete sich langsam auf und stöhnte: „Au, tut mir der Schädel weh! Was ist denn passiert?“

„Hey ho, kleiner Stern…“ wisperte der Anführer der drei Vampire.

Erst jetzt bemerkte sie die drei Fremden.

Mit einer fließenden Bewegung stand sie auf und machte einen Schritt auf den Vampir zu.

„Nicht…!“ sagte Integra, während Walter sie festhielt.

Jeanne blickte sie verwundert an und lächelte beruhigend.

„Keine Panik, mir passiert nichts.“

Sie befreite sich aus Walters Griff und lief weiter auf den schwarzhaarigen Vampir zu.

Als sie vor ihm stand, streckte sie vorsichtig eine Hand aus und der Vampire beugte sich mit geschlossen Augen zu ihr herunter.

Sie berührte leicht seine Wange.

Während dieses kurzen Kontaktes strömten Bilder und Erinnerungen auf sie ein – glückliche, traurige, beängstigende und wunderbare – alles auf einmal.

Erschrocken über diese Bilder, wich sie erschrocken keuchend zurück.

Sofort waren Seras und Walter zur Stelle und Integra rief erschrocken.

„Jeanne!“

Jeanne zitterte am ganzen Körper, hielt sich mit leerem Blick den Kopf und flüsterte.

„Ich erinnere mich…?“

Zuerst klang es wie eine Frage, doch mit jedem Mal wurde sie sicherer.

„Ich erinnere mich…Ich erinnere mich an…!“ dann brach sie ab und lief rot im Gesicht an und schrie: „JOSEPH!“

Sie machte einen Satz nach vorne, an Walter und Seras vorbei, direkt auf den jugendlichen Vampir zu und…

Schlug ihm mit geballter Faust ins Gesicht, so dass er zu Boden ging.

Walter ergriff sie daraufhin wieder – teils zum Schutz vor der Reaktion der Vampire und auch um eine erneute Attacke zu verhindern – während sie den Vampir beschimpfte.

„Du mieser kleiner Spanner! Perversling! Lustmolch! Was fällt dir eigentlich ein?“

Mit einem solchen Wutausbruch hatte keiner gerechnet.

Integra und die anderen rechneten schon mit dem schlimmsten – selbst Alucard hatte seine Casull wieder gezogen – doch mit Sicherheit nicht damit, dass der Anführer schallend zu lachen anfing.

„Das ist wirklich unsere kleine Sarah. Hat sich ja doch nicht so sehr verändert, wie ich gedacht habe!“ gluckste der Anführer.

Selbst die anderen beiden Vampire konnten ein Grinsen nicht unterdrücken.

„Würde mir jetzt bitte mal jemand erklären, was hier eigentlich vor sich geht?“ beschwert sich Integra, mühsam um Fassung ringend.

Jeanne bemerkte beschämt, dass sie die anderen komplett vergessen hatte und verneigte sich entschuldigend.

„Entschuldigt bitte mein Benehmen. Ich hab wohl für einen kurzen Moment meine gute Erziehung vergessen. Ihr habt mich immer Jeanne genannt, als ich euch darum gebeten habe, und der Name ist sogar richtig. Mein vollständiger Name ist Sarah Juliet Jeanne Grey!“, stellte sie sich vor.

„Und wenn ich die drei Vampire vorstellen darf; das sind Joseph Connor, unser kleiner Lustmolch“, sie wies auf den jugendlichen Vampir mit den hellblonden Haaren, der sich mühsam vom Boden hochrappelte und breit grinste.

„Diego“, sie deutete auf den braunhaarigen und recht schweigsamen Vampir, „und Noyn Claude“, womit sie den schwarzhaarigen Vampir meinte, der sie unablässig beobachtete. „Meine Freunde und quasi Bodyguards!“

„Bodyguards? Aber das sind doch Vampire!“ protestierte Seras.

„Wenn ich mich nicht irre, bist du auch einer“, erwiderte Noyn ruhig.

„Ups, stimmt. Hatte ich total vergessen!“ Seras war es irgendwie peinlich, dass sie sich immer noch nicht an ihr neues Dasein als Vampir gewöhnt hatte.

„Ich schlage jetzt erst einmal vor, dass Alucard seine Waffe wegsteckt, wir uns alle ein wenig entspannen und ich versuchen werde, einige Dinge zu erklären“ beschwichtigte Sarah die versammelte Gemeinschaft.

Widerstrebend setzten sich alle, bis auf Walter, der sich als Leibwächter hinter Integra stellte.

„Gut, dann kann ich ja Anfangen… Ich bin eine Jägerin. Ich jage Ghule und auch deren Schöpfer, um die Menschen vor ihnen zu beschützen. Vor vier Jahren hab ich damit angefangen. Das war kurz nachdem meine Schwester Alexandra verschwunden ist, ich vermute, dass Vampire etwas damit zu tun haben. Denn seitdem gibt es mehr Untote und ich glaube, dass ich daran schuld bin!“, berichtete sie.

„Moment… Wieso sollst du schuld an der Ausbreitung der Ghule sein“, fragte Integra.

„Seht ihr dieses Armband?“, fragte Sarah daraufhin und hielt ihr Armband mit den blauen Perlen hoch. Jede Perle schien von innen heraus leicht zu leuchten.

Alle nickten.

„Dieses Armband besteht aus insgesamt vierundzwanzig Perlen. Jede einzelne Perle beherbergt ein so genanntes «Lotis».

Lotis sind Worte, die große Kräfte hervorrufen können, wenn man weiß, wie sie benutzt werden.

Leider gelingt es mir nicht immer, ihre Kräfte freizusetzen, deshalb verlasse ich mich eher auf die physischen Angriffe.“

„Ok, Ok! Soweit kann ich folgen, aber was hat das alles mit deiner Schwester zu tun!“, fragte Seras verwirrt.

„Nun ja… Als wir uns gestritten haben, habe ich zu ihr gesagt, ich würde sie hassen und sie solle verschwinden. Scheinbar hab ich dabei «Malamu» benutzt. Das sind die Kontra Wörter zu den Lotis. Also einfach ausgedrückt… Beide, also «Lotis» und «Malamu» , verhalten sich wie Ying und Yang. Das Gute kann nicht ohne das Böse bestehen. Als ich ihr die Malamu entgegen schrie, haben sie anscheinend einen Teil ihrer Seele manipuliert.

Damit das nicht wieder passieren kann, hab ich einige Amulette entwickelt, die ich euch schenken möchte. Sie dienen als Schutz!“

Sarah hielt ihnen verschiedene Steine hin, die, in ihrer Form, kleinen antiken Steindolchen glichen.

„Als ich Alex unwissentlich verfluchte, hat sie mir Rache geschworen. Von ihr stammt auch die Narbe auf meinem Rücken… Ich möchte sie retten und ich glaube, dass ich das nur mit eurer Hilfe schaffen kann. Also bitte, nehmt meine Freunde und mich in die Hellsing Organisation auf“, endete Sarah mit ihrem Bericht.

„All das, was du erzählt hast, klingt sehr merkwürdig. Aber wir leben nun einmal in einer Welt in der das Paranormale allgegenwärtig ist. Ich denke, wir werden euch erst einmal einem Test unterziehen, bevor wir euch aufnehmen“, eröffnete ihnen Integra.

Genau in dem Moment meldete sich Joseph zu Wort.

„Wenn ihr auf einen Aufnahmetest besteht, wie wäre es mit einem kleinen Kampf?“

Er grinste Sarah listig an.

The Desire To Prove Herself

Der Wind hatte sich nicht verändert, er wehte stetig die Halme zur Seite.

Die Wolken trieben schnell über den Himmel und verdeckten größtenteils die Sterne.

Draußen im Garten standen sich Joseph und Sarah gegenüber.

Noyn überreichte jedem ein Schwert. Sarah bekam eine wunderschöne Klinge. Sie schimmerte im diffusen Licht der Sterne.

Integra und die anderen standen etwas entfernt vom Geschehen, um den beiden Kämpfern nicht im Weg zu stehen.

Noyn sah beiden in die Augen und rief.

„Fangt an!“

Der Kampf begann.

Joseph lief auf Sarah zu und ließ die Klinge auf sie niedergehen.

Mit viel Glück fing sie diese ab.

Weitere Schwerthiebe gingen auf sie nieder. Nur mühsam konnte sie ihnen ausweichen oder sie parieren.

Noyn beobachtete ihre scheinbar verzweifelten Versuche sich zu verteidigen und rief.

„Sarah! Hör endlich auf mit ihm zu spielen und fang an zu kämpfen!“

Überrascht über diese Unterbrechung, sah sie ihm in die Augen und lächelte listig.

„Wie ihr wünscht, Meister!“, lachte sie mit einem spöttischen Unterton.

Sie nahm erneut ihre Kampfhaltung ein und wirkte dieses Mal komplett verändert.

Selbstsicher. Stark. Und vor allem… gefährlich.

Sie hob ihr Schwert und stürmte los.

Joseph folgte ihrem Beispiel.

Als beide Klingen aneinander prallten, erzeugten sie eine starke Druckwelle, die Seras vom Boden wegriss.

Noyn fing sie mit Leichtigkeit auf und setzte sie wieder ab.

Walter hielt Integra mühsam fest.

Mit einer solchen Kraft hatte keiner der Hellsings gerechnet.

Unfassbar, dass ein Mensch eine solche Stärke besitzen konnte. Normalerweise konnte kein Mensch einen Vampirangriff blocken, doch sie hatte es geschafft.

Sarah war fast genauso schnell wie Joseph.

Keiner schenkte dem anderen auch nur ein bisschen. Dieser Kampf war nicht nur ein Test.

Für die Kämpfenden ging es um mehr.

„Wie ist das nur möglich?“, fragte Integra ungläubig.

„Wir haben sie Jahrelang auf Kämpfe vorbereitet. Im Prinzip ist dieser Kampf nichts. Joseph setzt noch nicht einmal ein viertel seiner eigentlichen Kraft und Geschwindigkeit ein!“, antwortete Noyn, den Kampf verfolgend.

Nach weiteren Hieben, die Sarah erfolgreich abwehrte, hielt ihr Schwert dem immensen Druck nicht mehr stand und zerbrach.

Im nächsten Moment war Joseph, mit einem siegessicheren Grinsen im Gesicht,

verschwunden.

Ohne sich noch einmal umzudrehen, stürmte sie los.

Direkt auf Integra zu.

Während sie Integra zu Boden riss, streifte Josephs Klinge ihre Wange und hinterließ einen kleinen, blutigen Schnitt.

„Sie gehören mir! Also lass sie da raus!“, sagte sie während sie sich vom Boden aufrappelte.

„Wie du wünscht“, lächelte Joseph, wobei er das Blut von der Klinge leckte.

Der Kampf wurde fortgesetzt, obwohl Sarah keine Waffe mehr hatte.

Joseph hieb weiter auf sie ein, sie konnte vorerst nur ausweichen.

Mit mehreren Flickflacks brachte sie Distanz zwischen sich.

Das Blut lief ihre Wange hinab und Josephs Bewegungen wurden stetig ungelenker.

Das ermöglichte Sarah ihm mit einem gezielten Fußtritt das Schwert aus der Hand zu schlagen.

Jetzt waren beide unbewaffnet, doch das war für beide kein Problem.

Die Attacken gingen nun in Handkantenschläge, Fußtritte, Angriff und Verteidigung über.

Joseph und Sarah hatten ihre Hände ineinander verhakt und versuchten sich gegenseitig weg zu drücken.

Joseph starrte dabei nur auf ihre Wange und seine Augen begannen wild zu leuchten.

„Äh… Noyn… Wann hat Joseph eigentlich das letzte Mal Blut getrunken?“, fragte Sarah vorsichtig über ihre Schulter hinweg.

„Oh… Ich glaub, dass müsste schon eine Weile her sein!“, antwortete er leicht beunruhigt.

Joseph begann sein ganzes Gewicht gegen Sarah zu stemmen, so dass sie nach hinten gedrückt wurde.

„Du riechst einfach himmlisch! Gib auf, du hast sowieso keine Chance mehr, ich gewinne, egal wie sehr du dich bemühst“, flüsterte er und kam ihrem Hals bedrohlich nahe. Seine Stimme hatte einen hungrigen und verlangenden Unterton bekommen.

Sie schluckte erst, doch dann lächelte sie wieder, diesmal triumphierend.

„Weißt du Joseph… Du hattest schon immer eine Schwachstelle… Und zwar deine Überheblichkeit!“, schrie sie ihm entgegen und rammte ihm ihr Knie zwischen die Beine.

Seine Augen wurden groß und nahmen wieder den normalen Grünton an, bevor er zusammensackte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er hielt sich mit verkrampften Händen den Schritt, um den Schmerz zu lindern.

Seras und die anderen standen immer noch staunend und wie erstarrt da.

Noyn ging lächelnd auf sie zu.

„Gut gemacht, kleiner Stern“, sagte er und beugte sich zu ihr hinab, um die Wunde in ihrem Gesicht abzulecken.

Sarah fand das allerdings nicht lustig und verpasste ihm eine Kopfnuss.

„Bin ich ein Leckstein oder was?“, fragte sie wütend und marschierte in Richtung Anwesen.

„Was sollen wir eigentlich mit dem jungen Herren machen?“, fragte Walter Integra nachdenklich.

Integra sah verwirrt aus, die Antwort kam von Sarah.

„Lasst ihn einfach liegen, in ein bis zwei Stunden geht es ihm wieder besser.“

Missions

Nach einem weiteren Gespräch mit Integra sind die Vier aufgenommen – unter Vorbehalt erstmal.

„Gut, dann wollen wir eure Fähigkeiten erst einmal im Einsatz testen“, bestimmte Integra.

„Seras und Sarah! Ihr geht nach Wales. Dort soll es in einer kleinen Stadt seit neustem Ärger auf dem Friedhof geben. Überprüft, was dort vor sich geht und eliminiert notfalls das Ziel.“

„Jawohl!“, antworteten Seras und Sarah gleichzeitig während sie salutierten.

„So, nun zu euch“, wandte sie sich an die drei Bodyguards.

„Euer Auftrag ist es, nach Schottland zu reisen und die dortige Lage zu überprüfen. Auch von dort kommen seit neusten mehr Meldungen über Ghule herein. Ich will, dass ihr diese findet und vernichtet. Ihr werdet von einigen Einheiten begleitet. Wenn einer von euch aus der Reihe tanzt wird er das bereuen. Haben wir uns verstanden?“

„Jawohl!“, antworteten die drei.

„Gut dann seit ihr entlassen!“

Mit diesen Worten wandte sich Integra wieder ihren Berichten.

„Passt auf euch auf“, warnte Noyn und lächelte.

„Mach dir keine Sorgen. Seras und ich sind ein Spitzenteam, nicht wahr?“

„Aber hallo!“, grinste Seras.

Nachdem sie sich voneinander verabschiedet hatten, machten sich die beiden Gruppen auf den Weg um ihre jeweiligen Aufträge zu erfüllen.

Schnell waren Seras und Sarah an ihrem Bestimmungsort angekommen.

Ghule erschienen von allen Seiten, doch die beiden erfahrenen Kämpferinnen konnten sie schnell beseitigen und so ihre Mission abschließen.

Währenddessen erfüllten auch Noyn und die anderen ihre Aufträge, nur mit dem Unterschied, dass sie anstatt einem Ziel, wie es bei den beiden Frauen der Fall war, ca. fünfzehn hatten. Also waren sie erst einmal für längere Zeit anderweitig beschäftig.

Eigentlich sollte das keine Probleme verursachen, da Hellsing auch früher mit nur einem Vampir ausgekommen war.

Die Zeiten hatten sich jedoch geändert.

Keiner der Hellsing Mitglieder oder der Anwärter ahnte, dass ihnen bald schon eine größere Gefahr drohen würde, als bisher angenommen.

Die Gefahr zweier Brüder…



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Undine82
2012-04-16T20:39:44+00:00 16.04.2012 22:39
Super!
Auf die Brüder bin ich ja mal gespannt ^^
Wird bestimmt super, vielleicht kommt ja unser Alulein wieder zm Einsatz *grins* Vor allem wo bleiben eignlich seine blöden Sprüche?
Das ist das einzigste was ich etwas vermisse *fg*
Von:  Undine82
2012-04-13T19:14:23+00:00 13.04.2012 21:14
Kein Problem ^^
freue mich schon riesig drauf zu lesen wie es weiter geht.

LG
Traumseele
Von:  Yuki_Girl
2012-04-13T07:39:04+00:00 13.04.2012 09:39
Vielen Dank, du motivierst mich richtig ^^

wird allerdings in nächster Zeit etwas schwierig hochzuladen bzw. zu schreiben hab die nächsten zwei Wochen nämlich Abiprüfungen...

Trotzdem wird es auf alle Fälle weitergehen ^^
(Hab ja schon das ein oder andere Kapitel fertig) :P

LG
Von:  Undine82
2012-04-12T20:04:37+00:00 12.04.2012 22:04
Ich fand dieses kapitel super ^^
Du schreibst wirklich gut....man kommt sich echt so vaor als sei man wirklich dabei....
vor allem was Sarah zu Noyn sagt "Bin ich ein Leckstein oder was?"
Ich hab tränen gelacht ^.^einfach zu genial.
Schreib bitte schnell weiter

deine
Traumseele
Von:  Undine82
2012-04-10T18:21:29+00:00 10.04.2012 20:21
Wow!
Also dieses Kapitel ist dir wirklich super gelungen.
Bin ja mal gespannt wie dieser Test aussehen soll *grins*
Schreib bald weiter verfolge deine Story weiterhin ^^

deine
Traumseele
Von:  Undine82
2012-04-09T16:32:51+00:00 09.04.2012 18:32
Wahnsinn ^^
Hoffe du schreibst bald weiter, bin auf deren Geheimnis sehr gespannt ^^

deine Traumseele
Von:  Undine82
2012-04-06T21:25:01+00:00 06.04.2012 23:25
Hi,

na also erstmal riesen großes Lob die Story liest sich in einem Weg. Bin ja mal gespannt wie es weitergehen wird. Das Pairing ist hier allerdings vollkommen klar Jeanne und Alucard ^^
Naja mal was ganz anderes. Bin gespannt wie es mit unseren Lieben weiter geht.

Traumseele


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