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Puppenspieler

[Mephisto x Rin x Yukio x Amaimon]
von

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Puppenspieler


 

]Puppenspieler

Kapitel 1: Puppenspieler

Die Reise führt durch Wald und Täler.

Über Brücken Berg und Land.

Folgte Sternen Flut und Lichtern.

Ist der Weg auch unbekannt[...]

Irgendwann einmal

Bin ich angekommen und bin zu Haus.

Irgendwann einmal...

(Unheilig, »Puppenspieler«)
 

Rin saß auf seinem Bett und hatte sich anscheinend in ein dickes Grimoire vertieft. Tatsächlich las er heimlich in Mephistos kleinem, pinken Tagebuch, welches er vor den Augen seines Zwillingsbruders im Inneren des Schmökers verbarg. Dieser saß am Schreibtisch, brütete über seinem Lehrplan und warf nur gelegentlich einen kontrollierenden Blick zu zu seinem Bruder.
 

Leider entpuppten sich die Einträge in dem Buch als alles andere als spannend. Offenbar hatte der Schulleiter die Funktion eines Tagebuchs mit einem Protokollheft verwechselt. Außer Tagesabläufen war darin jedenfalls nichts vermerkt. Nicht ein einziger Eintrag bot auch nur einen leichten Vorgeschmack auf Mephistos Geheimnisse, Wünsche oder Emotionen.
 

Einzig die pinke Tinte und die Herzchen, die Mephisto anstelle von Punkten malte waren ein wenig faszinierend. Aber nur wenn man nicht sowieso schon längst die Meinung vertrat, dass der Dämon femininer war, als es für einen Mann angemessen wäre. Doch dafür brauchte man nicht dessen Tagebuch. Man musste nur einmal die Farben seiner Kleidung betrachten, um zu diesem Schluss zu gelangen.
 

Trotz der eintönigen Einträge las der Teenager eifrig weiter. Irgendwo musste es einfach eine interessante Info für ihn geben. Außerdem konnte er sich so erfolgreich vor dem Lesen des langatmigen Sachtexts aus dem Grimoire drücken, den Ihnen Shura als Hausaufgabe aufs Auge gedrückt hatte.
 

Nach 10-15 weiteren Einträgen verließ Rin jedoch die Zuversicht, noch irgendetwas Interessantes über den Direktor herauszufinden. Wofür besaß der Dämon ein Tagebuch, wenn er es nur fürs Protokollieren seiner Arbeit vergeudete? Genervt stöhnte der Teenager und ließ sich rückwärts in sein Kissen fallen. So machte die Sache doch überhaupt keinen Spaß!
 

»Nii-san, hast du Probleme mit einem Textabschnitt? Das Buch ist recht schwer zu verstehen, oder?«
 

»Kein Stück, es ist bloß stinklangweilig...«, erwiderte Rin unüberlegt. Dass er von Mephistos Tagebuch sprach, während Yukio das Grimoire meinte, merkte er erst einen Herzschlag später. Innerlich verfluchte er sich für diesen Ausrutscher, denn er wusste ganz genau, dass sein jüngerer Bruder jetzt nachhaken würde.
 

»Langweilig? Aha..« Der Lehrer für Anti-Dämonen-Pharmakologie wurde hellhörig.

Das Rin generell seine Hausaufgaben und Theorie an sich langweilig fand war nichts Neues. Doch, dass er den Sachtext aus dem alten Schmöker nicht als schwierig empfand, war anhand seiner gewaltigen Bildungslücken - vor allem in Wortwahl und Schrift - nahezu unvorstellbar.
 

Zudem sprach der schuldbewusste Blick seines großen Bruders Bände. Genervt verengte Yukio seine Augen zu Schlitzen und erhob sich von seinem Platz um sich mit verschränkten Armen und strengem Blick vor Rin aufzubauen. »Liest du wieder heimlich Mangas, anstatt dich auf deine Hausaufgaben zu konzentrieren? Her damit!« Auffordernd streckte er seine Hand aus.
 

Aufgebracht sprang er vom Bett und funkelte seinen jüngeren Bruder zornig an. »Ich lese keine Mangas! Und selbst wenn: Hier in unserem Zimmer bist du bloß mein kleiner Bruder und nicht mein Lehrer! Du kannst nicht einfach irgendetwas von mir einkassieren!«
 

In seinem Zorn bemerkte er jedoch nicht, dass kurzzeitig winzige, blaue Flämmchen an seinem umherpeitschenden Schweif aufzüngelten, und flugs auf das Tagebuch übersprangen, was nun aufgeschlagen mitten im Bett lag.
 

Yukio ignorierte den Tobsuchtsanfall seines großen Bruders geflissentlich und starrte für einige Sekunden auf das brennende Inferno, das sich vor ihm entfaltete. Dass es derart aggressiv loderte, war bislang nur einmal vorgekommen; bei seinem Kampf gegen Amaimon. Zu diesem Zeitpunkt war Rins Bewusstsein jedoch fast gänzlich von Satans Flammen verschlungen worden und hatte nichts mehr von seiner menschlichen Seite an die Oberfläche gelassen. Doch jetzt war er allerhöchstens hitzköpfig und verbohrt, nicht aber willenlos.
 

Bevor er sich allerdings in weitere Überlegungen diesbezüglich vertiefte, hechtete Yukio geistesgegenwertig nach dem Feuerlöscher. Das hatte nun eindeutig Priorität.
 

Rin hatte von dem Chaos noch nichts mitbekommen, als er aber den resoluten Blick seines jüngeren Bruders bemerkte, drehte er sich zu seinem Bett um und erstarrte vor Schreck.
 

Mephistos Tagebuch brannte lichterloh!
 

»Scheiße verdammt... mach was! Das Ding darf nicht abfack-!« Just in diesem Moment drückte der jüngere Zwilling den Auslöser am Feuerlöscher und weißes Pulver verteilte sich unkontrolliert halb auf dem Bett, halb auf dem Boden und, zu dessen Verdruss, auch halb auf Rin, der unglücklicherweise im Weg gestanden hatte. »-eln... ja danke auch, Brillenschlange!« Gereizt klopfte er sich das Pulver von Haaren, Haut und Kleidung.
 

»Sei froh, dass ich dir überhaupt helfe. Sich wegen einer Kleinigkeit wie einem Manga so dermaßen aufzuregen,dass deine dämonische Seite erwacht, ist doch mehr als albern. Du hättest fast das ganze Jungenwohnheim niedergebrannt, ist dir das klar?!«
 

Rin schnaubte und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust, bevor er sich murrend verteidigte: »Übertreiber! Erstens brennt ein ganzes Haus nicht so schnell ab und zweitens ist hier doch sowieso niemand außer uns! Aber damit das klar ist! Die Flammen hätten nicht erwachen sollen, so sauer war ich nicht! Ich weiß selbst nicht wie das so ausarten konnte! Muss an Mephistos Tagebuch liegen, oder so....«
 

»Sir Pheles Tagebuch? Nii-San...«
 

»Bevor du anfängst rumzumotzen, hilf mir lieber das vermaledeite Teil zu finden... auch wenn nichts Interessantes drin steht.«
 

»Nii-san...!!! Was sagt dir das Wort Privatsphäre?!«, fragte Yukio entrüstet und schämte sich sofort für seinen Bruder. Er war ja viel von seinem Rin gewöhnt, aber so etwas hatte er ihm dann doch nicht zugetraut.
 

»Scheiß auf Privatsphäre! Der Clown benimmt sich viel zu mysteriös; da kann es echt nicht schaden, mehr über ihn zu erfahren.«
 

Der Mittelklasse-Exorzist seufzte resigniert und schob sich die Brille auf der Nase zurecht. Wahrscheinlich war es sowieso längst zu spät, seinem Bruder noch adäquates Benehmen beibringen zu wollen. Doch, noch bevor sich Yukio in Bewegung setzte, wurde ihm schlagartig schummerig und ein stechender Schmerz fuhr ihm durch den Leib. Keuchend hockte er sich hin und presste seine Hand gegen die Körperstelle, an der sich Leber und Milz befinden mussten. »Nii-San...«
 

Aber Rin schien ebenso unter starken Schmerzen zu leiden, denn auch er sank zu Boden und er atmete viel zu heftig. »Verdammt... ist das eine Art Angriff...?«
 

»Ich weiß nicht! Bislang ist mir e-ein derartiger Vorfall... noch nicht u-untergekommen!«

Was war nur los mit ihnen? War es wirklich ein Angriff? Gab es Dämonen, die solche Fähigkeiten besaßen? Oder war es gar ein weiterer Dämonenkönig?
 

Die Fragen blieben vorerst unbeantwortet. Denn bevor Yukio darüber nachdenken konnte, umfing ihn die Schwärze einer tiefen Ohnmacht.
 

*****
 

Als Rin die Augen wieder aufschlug, spürte er, dass seine Gelenke schmerzten und er nicht länger auf dem Dielenboden in seinem Schlafzimmer lag... seine ausgetrocknete Kehle brannte und eine beißende Kälte kroch durch den Stoff seiner Kleidung.
 

Mühsam rappelte er sich auf, ächzte aufgrund seiner steifen Glieder und hielt nach seinem Bruder Ausschau. Er hatte Mühe überhaupt etwas zu sehen, denn die Lichtverhältnisse waren miserabel. Doch er musste auch nicht lange suchen. Direkt neben ihm lag der Exorzist und rollte sich hustend auf den Rücken.
 

Rin rappelte sich auf und bemerkte, dass er sich an das spärliche Licht außergewöhnlich schnell gewöhnt hatte. Mittlerweile konnte er seine Umgebung gut erkennen. Dennoch war er ratlos. Wo zum Geier, war er hier nur gelandet?
 

Es wirkte wie eine Steinwüste... überall wehte Sand und Staub durch die Luft und zerklüftete Steine stießen wie groteske, spitze Fangzähne aus dem Untergrund durch die Erdoberfläche. Das matte, rötliche Licht tauchte die Szenerie in eine bedrohliche Atmosphäre und auch die kahlen Büsche und Bäume, erweckten den Anschein von Trostlosigkeit. Der beißende Gestank von Schwefel kroch ihm in die Nase und er musste sich zusammenreißen, um sich nicht an Ort und Stelle zu übergeben.
 

»Wo sind wir hier...?« fragte Yukio neben ihm und kam nun ebenfalls auf die Beine. Auch er drehte sich nach allen Seiten, doch sein erstaunter Gesichtsausdruck wollte nicht weichen.
 

»Wenn du es schon nicht weißt, woher soll ich es dann bitte wissen?«
 

Die Zwillinge sahen sich an und auf beiden Gesichtern lag ein Hauch von Verzweiflung. Sie ahnten natürlich beide, wo sie hier gelandet waren, doch so recht wollten sie sich nicht eingestehen, dass dies Gehenna sein könnte.
 

»Lass uns mal schauen, ob wir irgendwo einen Anhaltspunkt finden.« sprach Yukio schließlich und setzte sich in Bewegung. Rin wollte schon hinter ihm hertraben, als sie plötzlich zwei Gestalten bemerkten, die stramm durch den Sand vor ihnen marschierten. Umgehend versteckten sich die Zwillinge hinter einem großen Felsen und linsten im Verborgenen an ihm vorbei. Rin führte seine Hand zum Griff von Kurikara, um es im Notfall blitzschnell hervor zu ziehen, während Yukio seine beiden Feuerwaffen aus den Holstern zog und entsicherte.
 

Ein Junge, etwa in ihrem Alter, mit dunkelviolettem Haar und einer frech abstehenden gezwirbelten Strähne mitten auf dem Haupt schritt an der Seite einer wunderschönen Frau, deren goldgelocktes Haar wie eine Kaskade über ihren Rücken fiel.
 

Doch so schön die Frau auch war, Rins Blick glitt automatisch immer wieder zu dem Jungen. Er zog unweigerlich alle Aufmerksamkeit auf sich, wie ein Star im Rampenlicht. Dabei trug er nur ein unauffälliges bordeauxfarbenes Satinhemd, eine Krawatte mit schwarz-weißem Schachbrettmuster darauf und eine simple schwarze Anzugshose. Kleidung, die in diesem trostlosem Licht nicht halb so stark auffiel, wie das strahlend weiße Spitzenkleid der jungen Frau. Irgendetwas an dem Jungen wirkte so vertraut. War es vielleicht diese gewisse Ähnlichkeit mit dem Schulleiter, die Rins Aufmerksamkeit von der blonden Schönheit ablenkte?
 

Der Halbdämon sprach laut aus, was ihn gerade beschäftigte: »Weißt du dieser Kerl da erinnert mich an...«
 

»Sir Pheles!«, erwiderte der Jüngere wie aus der Pistole geschossen.
 

»Wow, kannst du neuerdings Gedanken lesen? Wenn ja, bring mir bei, wie es funktioniert!«
 

Yukio rollte mit den Augen und schüttelte ungeduldig den Kopf, während er sich den Ansatz seiner Nase mit Daumen und Zeigefinger massierte. »Ich kann natürlich keine Gedanken lesen. Das da vorne IST Sir Pheles. Schau ihn dir doch an! Die Haare, der Blick, die Statur, die Größe, ja selbst das rote Hemd! Er trägt es immer unter dem Blazer seiner Kleidung...«
 

Rin warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu. Grinsend stieß er ihn mit dem Ellenbogen in den Rippenbogen und konnte sich einen zweideutigen Kommentar nicht verkneifen: »Ich frage jetzt lieber nicht nach, was der Clown sonst noch so unter seinem Blazer alles trägt, hm?«
 

»Diese latente Unterstellung habe ich jetzt geflissentlich überhört, Nii-San!«, fuhr Yukio auf. Seine Gesichtsfarbe hatte sich um ein paar Nuancen rötlicher verfärbt.
 

Rin lachte, hielt sich dann aber die Hand vor den Mund. »Pscht, Yukio! Schluss mit den Blödeleien! Sonst hören sie uns noch.«
 

Umgehend linste der Ältere um den Stein herum und starrte wie gebannt den Jungen an. Die starke Ähnlichkeit zum Schulleiter war definitiv vorhanden, doch ihm fehlten einige Aspekte, die ihn dann doch von Mephisto unterschieden.
 

Zum einen war der Kerl da einfach viel zu jung, 15 oder 16 Jahre höchstens. Zum anderen fehlte dieser markante Ziegenbart. Und vor allem fehlte dieses kokette, verspielte Grinsen, das der Clown stets zur Schau trug. Dieser Kerl wirkte nahezu teilnahmslos... also eher so wie Amaimon. Es konnte sich also unmöglich um Mephisto handeln.
 

Rin spitzte die Ohren und lauschte. Er musste sich stark konzentrieren, doch schließlich konnte er hören, was die zwei Personen miteinander besprachen.
 

»...nicht so ein griesgrämiges Gesicht. Das macht dich hässlich!«
 

»Sehr gut!«
 

»Mephisto...«, knurrte die Frau ungehalten, doch sie kam nicht zu Wort.
 

Rin stockte... Mephisto? War er es also wirklich?
 

»Nein! Seid still! Ich will es nicht hören, Mutter!« fuhr der Junge auf und drehte sich mit gefletschten Zähnen zu der Frau um. Zornig schritt er vor ihr auf und ab, offensichtlich unentschlossen, ob er sie nun lieber anfallen wollte oder einfach weitergehen sollte. »Ich weiß, dass Dämonen sich nicht um ihre Brut kümmern, aber das was Ihr getan habt, ist selbst für unsereins schlichtweg unverzeihlich. Ihr habt zugelassen, dass er mir vor Euren Augen meine Würde und meinen Stolz raubt. Ihr habt nichts unternommen, als er... während er...«
 

Der junge Dämon verstummte, blieb stehen und ballte die Fäuste so fest, dass kurz darauf sein eigenes Blut von seinen Fingern tropfte. Sein Körper zitterte vor Wut und sein Blick war gesenkt.
 

Das Geräusch einer schallenden Ohrfeige durchschnitt die Luft wie eine knallende Peitsche. Rin und Yukio zuckten unweigerlich zusammen.
 

„Du elende Missgeburt,“ schnarrte die Frau, „was ich mich doch für dich schäme!« Sie blickte ihren Spross aus eiskalten blauen Augen an und spuckte ihm verächtlich vor die Füße. Dann seufzte sie theatralisch und fuhr sich mit den Fingerspitzen genervt durch ihr langes Deckhaar. »Es sollte eine Ehre für dich sein, dass dein Vater dich und dein Antlitz so sehr liebt... aber stattdessen muss ich mir dein furchtbares Gejammer anhören... wenn es nach mir ginge, hätte ich dich längst in Stücke gerissen! Du bist kein Dämon, du bist eine Schande für unser respektables Geschlecht!«
 

Sofort sank der junge Dämon vor ihr auf die Knie. Er zitterte nicht länger als er sich über die leicht angeschwollene Wange rieb. Ein irres Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als sich sein seine grasgrünen Pupillen wieder gen Boden richteten. Spitze Zähne blitzten messerscharf in seinem Mund auf, als sich das Lächeln zu einem breiten, grausamen Grinsen verzog.
 

Nun endlich war die Ähnlichkeit zum Schulleiter der True Cross Akademie auf groteske Art und Weise unbestreitbar. Rin keuchte vor Entsetzen.
 

»Ich hasse Euch! Oh, wie ich Euch zutiefst verabscheue! Noch seid Ihr stärker als ich, aber wartet nur. Eines Tages werde ich es Euch heimzahlen... ich werde in Assiah lernen Euch und Vater zu bekämpfen, auf die grausamste und schmerzvollste Manier, die ich mir ausmalen kann! Und Ihr, Mutter, Ihr werdet die Erste sein, an der ich diese Praktiken ausprobiere. Dann seid Ihr diejenige, die winselt und um Gnade fleht!«
 

Die Dämonin schnaubte verächtlich. »Mach dir nichts vor! Keiner kommt nach Assiah, ohne das Gehenna Gate zu durchschreiten... wenn du also dorthin willst, dann musst du es deinem Vater erklären und der wird sein kleines, hübsches Spielzeug sicherlich nicht entwischen lassen, damit es in aller Seelenruhe seinen Untergang planen kann.«
 

Erschüttert starrte Rin auf die Szenerie. Diese Frau dort, diese Dämonin... war Mephistos Mutter? Wie konnte sie ihn dann so hart behandeln? Und was war das mit Mephistos Vater? Hatte er es richtig interpretiert, dass Mephisto ebenfalls ein Sohn Satans war?
 

Bevor er jedoch diese wirren Gedankengänge vertiefen konnte, kehrte das seltsame Gefühl von zuvor wieder - Schmerzen im Leib und diese ziehende Übelkeit. Auch Yukio neben ihm sah so aus, als durchlebe er erneut die gleiche Prozedur. Keuchend krallten sich die beiden Jungs an den Felsen.
 

Doch diesmal dauerte es nicht halb so lang, bis die Zwillinge sich der Schwärze hingaben, die sie in eine tiefe Ohnmacht entführte.
 

*********
 

Wieder kam Rin als erster zu sich. Hektisch rappelte er sich auf und schaute sich um, bevor er sich beruhigt auf die Bettkante fallen ließ. Sie befanden sich beide wieder in ihrem Zimmer.
 

War das alles etwa nur ein Traum gewesen?
 

Nein, dafür hatte es zu real gewirkt... und außerdem hätte er sich etwas so makaberes sicherlich nicht zusammenspinnen können, selbst wenn er gewollt hätte. Sein Blick richtete sich auf das aufgeschlagene, pinke Tagebuch neben sich. Entsetzt bemerkte er, wie sich die zuvor blank geglaubten Seiten mit blutroten Lettern füllten.
 

Hastig überflog der Teenager die Textzeilen und sein Blick weitete sich. Alles, was er in dieser seltsamen Vision, wenn man es so nennen konnte, gesehen hatte, stand nun in Worten niedergeschrieben: Die exakten Dialoge, selbst die Handlungsabläufe, bis hin zu den Gedanken, des jungen Mephisto, die er nicht vernommen hatte:
 

... an diesem Tage beschloss ich, die legendäre geheime Pforte zu suchen. Ich würde nach Assiah gehen, koste es, was es wolle. Und wenn ich auf dem Weg dorthin verreckte, war es immer noch besser, als sich meinem Schicksal zu unterwerfen.

Ich würde ein Exorzist werden, um zu lernen, Mutter und Vater... nein... Lilith und Satan zu vernichten!
 

Yukio stand mittlerweile neben ihm und sah genauso entsetzt auf die Buchstaben, wie Rin es tat.
 

»Sir Pheles muss sein Tagebuch mit einem zusätzlichen Siegel gesichert haben, das deine blauen Flammen aufgehoben hat. Offensichtlich ist dieses Tagebuch mit einem Zauber versehen, der die Erinnerungen von Sir Pheles haargenau so wieder gibt, wie er sie erlebt hat... und wir haben da gerade etwas aus seiner Vergangenheit erfahren, was wir nicht hätten sehen sollen, Nii-San.« Für einen andächtigen Augenblick schwieg der jüngere Zwilling, bevor er weitersprach: »Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll... aber du musst ihm dieses Buch umgehend wieder zurückgeben.«
 

»Was?! Nach der Erkenntnis, dass Mephisto einer unser Halbbrüder und ebenfalls ein Sohn Satans ist? Niemals! Denk nach, Yukio, damit haben wir ihn in der Hand! Und außerdem will ich mehr von ihm wissen... ! Das hier ist der Schlüssel zu all seinen Geheimnissen!«
 

Yukios Gesichtsausdruck schien sich nicht zwischen Wut und Verblüffung entscheiden zu können. Schließlich jedoch entschied sich der Exorzist für eine wütende Strafpredigt: »Rin! Wie kannst du das überhaupt noch in Betracht ziehen, nach allem, was wir gesehen haben?! Das ist abartig!«
 

Uh-oh... es war selten, dass Yukio seine höfliche, brüderliche Anrede für ihn fallen ließ und ihn direkt mit dem Vornamen ansprach. Es war nie ein gutes Zeichen.
 

Schließlich schien er jedoch zu einer unerwarteten Erkenntnis gekommen zu sein.

Denn er beruhigte sich schlagartig und betrachtete Rin abschätzend. »Nein warte... sag nicht du hast nicht verstanden, worüber sie gesprochen haben...?«
 

»Nun, Mephisto war wegen irgendwas sauer, was sein Vater, also Satan getan hat... und seine Mutter hat sich wie ne Bitch verhalten ... uhm... und deshalb will Mephisto sie beide gepflegt in den Arsch treten... aber ansonsten, wüsste ich nicht, was es da noch Wichtiges gab...« Er hielt inne, als er Yukios fassungslosen Blick bemerkte. Offenbar war ihm doch irgendetwas Essentielles entgangen.
 

»Natürlich... Subtexte sind für dein Erbsenhirn ein Fremdwort!« Der Jüngere warf die Hände in die Luft und stöhnte genervt. »Sei‘s drum... dann muss ich halt allein mit der Erkenntnis leben. Du wirst das Buch aber morgen zurückgeben und dich bei Sir Pheles dafür entschuldigen, dass du es an dich genommen hast. Verstanden?«
 

»Verstanden...« grummelte der ältere Zwilling verärgert und kratzte sich nachdenklich den Hinterkopf... was zum Teufel waren denn Subtexte?!
 


 

*******TBC*******
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Robin-swan
2012-05-22T20:01:24+00:00 22.05.2012 22:01
Sehr schön geschrieben. ich bin beeindruckt.
Den letzten Satz fand ich sehr gut XD
Ich bin gespannt wie es weitergeht
Von:  AkephalosXx
2012-04-21T10:49:47+00:00 21.04.2012 12:49
@-@
Ich bin geflasht.

Das gefällt mir >____< Du bist nicht die einizige die ihre Lieblingscharas gerne fertig macht ^^". (Wobei ich es nicht kann und deswegen lieber sowas lese)

Wird das noch adult?

Bei den letzten zwei Sätzen musste ich richtig lachen. Herrlich ^-^
Wie lange Rin wohl braucht um das zu begreifen?

Von:  Imp
2012-04-20T06:50:17+00:00 20.04.2012 08:50
Und da ist auch schon das nächste Kapitel. Toll xD

Ich finde Rins dusselige Art total süß und die Story wird immer packender.
<3



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