Zum Inhalt der Seite

Free falling

Eine Alex O'Loughlin Fanfiction
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

XVII. Episode: Learning to fall (73)

„Wir alle können nichts tun als zu Warten.  So eine unglaubliche Hilflosigkeit, wenn etwas aus dem Leben verschwindet, dass man so sehr liebt, dass die Hoffnung und das Leben ausmachen, unser ganzes Dasein definieren.

Worauf warten wir?

Darauf das sie gefunden wir? Das wir erfahren, was mir ihr geschehen ist? Was ist… wenn sie schon gar nicht mehr lebt und nicht länger ein Teil unseres Lebens ist…?“

 
 

Tag 2
 

 

Geschlafen hatte in dieser Nacht keiner. Alle warteten, hofften und bangten um das Leben des kleinen Babys, das ihnen direkt aus der Mitte gerissen worden war. Finley – geplagt von Schuldgefühlen – schaffte es kaum seinen Bruder überhaupt anzuschauen. Holly schwieg kategorisch und wich jeglicher Begegnung mit Alex und den anderen im Haus aus. Draußen herrschten die wundervollsten Temperaturen. Sonnig, bei 27 Grad, doch im Haus von Alex und Holly war es kalt geworden. Es fehlte einer der wichtigsten Bestandteile des Lebens. Isobel. Holly hatte sich im Kinderzimmer von Isobel zurückgezogen, während Alex alleine im Wohnzimmer saß und auf die Gespräche der Polizisten achtete und immer wieder zum Fernseher blickte. Er beobachtete die Berichterstattung. Seine Tochter wurde gesucht… nur leider nicht gefunden. Chris betrat das Haus, dicht hinter ihm Ryan und eine junge Frau. Ihre dunkle Haarpracht lockte sich wild um ihr elfengleiches Gesicht, während ihre dunklen Augen bereits interessiert umher wanderten.

„Alex.“, rief Ryan und wank den Australier zu sich.

Müde erhob sich Alex. Er war so unglaublich erschöpft, aber sein Verstand verbot ihm zu schlafen. Er wartete darauf, dass seien Tochter wieder zu Hause war. Vorher konnte er kein Auge zu machen.

„Alex, das ist Leila.“, stellte Ryan die junge Frau an seiner Seite vor.

Sie lächelte flüchtig und reichte ihm die Hand.

„Hey… Sie können uns helfen?“

„Ich hoffe.“

Chris Telefon klingelte, weshalb er sich abwandte und eilig zurück zur Tür schritt. „Es gab bisher keine Lösegeldforderung und das legt nahe, dass es sich nicht um irgendwelche niederen Beweggründe handelt, sondern aus einem anderen Grund geschehen ist. Wenn wir etwas über solche speziellen Entführungen wissen, dann das kein Unbekannter einfach so ein Kind stiehlt. Sie werden ihn oder sie bereits irgendwann gesehen haben, vermutlich sogar miteinander gesprochen. Jemand, von dem sie nicht vermutet haben, dass er gefährlich für ihre Familie werden kann.“, erklärte Leila ohne große Umschweife.

„Ich kenne viele Menschen und meine Lebensgefährtin genauso.“

„Ich weiß, aber es gibt immer Anzeichen, die so … unscheinbar sind, dass man ihnen keine Bedeutung schenkt.“

Alex rieb sich über den Unterarm, befeuchtete seine Lippen und räusperte sich. „Heißt das jemand hat sich speziell mein Baby ausgesucht.“

„Ja. Entweder wegen Ihnen oder wegen ihrer Lebensgefährtin.“

„Und das bedeutet jetzt …“

„Das wir herausfinden müssen, weshalb ihr Baby und wer es ist, der ihnen ein zweites Gesicht vorgespielt hat.“, erklärte Leila ruhig.

Alex nickte.

„Ihnen ist klar, dass ich sehr viel über ihr Privatleben wissen muss.“

„Vollkommen egal was, ich will nur meine Tochter zurück.“, lächelte Alex matt und bat ihr einen Sitzplatz an. Kritisch beäugt von einigen Polizisten – Leila war kein unbeschriebenes Blatt – ließ sie sich mit Alex auf dem Sofa nieder, zückte einen Block und einen Stift.

„Dann beginnen wir.“, nickte sie und schlug den Block auf.

Finley lehnte im Türrahmen der Küchentür und beobachtete Alex, der mit Ryans Partnerin sprach. Er schluckte und wischte sich fahrig über die Augen, als die Hintertür des Hauses aufging. Frederick schob sich herein und sofort wurde der junge Mann fragend von Grace und Finley betrachtet.

„Wo warst du?“

„Rauchen.“, zuckte Frederick mit seinen Schultern. „Ist Holly noch oben?“

„Ja, aber ich glaube du solltest sie im Moment in Ruhe lassen.“, versuchte sich Grace mit einem Lächeln. Finleys blaue Augen durchbohrten förmlich den jungen Mann vor sich.

„Ich bin ihr Bruder, ich schau nur nach ihr.“, zuckte Frederick unbeeindruckt mit den Schultern, schob sich an Fin vorbei und eilte die Stufen nach oben.

Fin kaute auf seiner Unterlippe herum und knirschte mit seinen Zähnen.

„Was ist?“, fragte Grace leise nach und trat auf ihn zu.

„Ich trau dem Kerl nicht über den Weg…“

„Chris hat ihn sicher schon überprüft.“

„Es ist nur eigenartig. Er taucht auf und auf einmal verschwindet Isobel.“

„Zufall.“

Beruhigend legte Grace ihre zierlichen Finger auf den Unterarm von Finley. „Hör auf dir irgendwelche Vorwürfe zu machen, du kannst doch nichts dafür, dass jemand einfach so den Tragekorb von Isobel nimmt. Überlass die Ermittlungen der Polizei.“, sprach Grace besonders ruhig.

Finley riss sich los und schob sie beiseite. „Es war meine Schuld. Ich habe nicht mehr auf sie geachtet, als komm mir nicht mit, ‚Es hätte jedem passieren können‘. Es ist nämlich nicht jedem passiert, sondern mir. NUR mir!“, fuhr er Grace an und lief durch die Küche, rieb sich durch die Haare und stützte sich auf die Ablage.

„Es hat aber auch keinen Sinn wenn du dich jetzt vollkommen verrückt machst, Finley.“

Unruhig tigerte der junge Australier durch die Küche und riss schließlich schweigend den Kühlschrank auf. Er begann damit Lebensmittel herauszuziehen.

Chris betrat die Küche. „Alles klar bei euch?“

„Hast du Frederick schon überprüft.“, überfiel Finley ihn sogleich mit einer Frage.

„Nicht nötig.“

„Warum!“, schrie Fin und schlug die Kühlschranktür zu.

„Weil ich zu dem Zeitpunkt der Entführung hier war und mit Frederick gesprochen habe. Ich kenne den Kleinen seit einigen Jahren.“

„So?!“

Chris verdrehte seine Augen. „Was denn? Bin ich für dich jetzt auch verdächtig?“

Finley Augen verengten sich leicht und sein Gesicht verzog sich zu einer kleinen Grimasse. „Immer schön langsam, mein Freund, du verrennst dich in etwas und blinder Zorn hilft hier keinem. Mach dich nützlich, richte etwas zu Essen und hör auf dich selbst innerlich zu quälen.“, befahl Christopher schroff und lief wieder in das Wohnzimmer zurück.

Grace atmete tief durch und holte aus dem Regal ein paar Teller und ein paar der restlichen Teller, die noch vorhanden waren. Kein Wort verließ die Lippen von Finley, er war viel zu sehr damit beschäftigt sich den Kopf zu zerbrechen und seine Schuldgefühle im Zaum zu halten…

 

Alle saßen am Esstisch. Stumm. Aßen ein paar Brote, tranken etwas. Nur Holly ignorierten ihren Teller. Die Beine angezogen und ihre Arme um diese geschlungen hockte sie wie ein Häuflein Elend auf ihrem Stuhl und starrte nach draußen. Immer wieder wanderten besorgte Blicke zu der jungen Frau. Alex atmete tief durch und legte ihr ein Brot auf den Teller, das unbeachtet blieb.

„Holly…“, flüsterte er leise und streckte seine Hand aus. Augenblicklich wich sie vor der Berührung zurück und erhob sich von ihrem Stuhl.

„Ich muss raus hier…“, murmelte Holly und zog die dünne, braune Jacke über ihre Schultern.

Chris nickte und erhob sich vom Abendbrottisch. „Du solltest vorher etwas essen.“

„Ich habe keinen Hunger.“, erklärte sie und vermochte es nicht mal in die Richtung von Alex, Fin und Grace zu blicken, die ebenfalls an dem Tisch Platz genommen hatten. Es war Ruhe eingekehrt im Familienhaus. Nur ein Polizist und zwei Agenten vom FBI waren anwesend, hatten eine Fangschaltung installiert und vor dem Haus stand ein weiterer Wagen der Polizei. Ryan und Leila waren unterwegs auf die Polizeiwache um sich einige Akten zu organisieren.

„Es geht nicht darum, dass du keinen Hunger hast, Holly, sondern darum, dass du seit zwei Tagen nichts mehr gegessen hast und so findest du Isobel sicher nicht.“, meinte Alex vom Tisch aus.

Holly reagierte nicht. Sie schlüpfte in ihre Schuhe, nahm die Haustürschlüssel und verließ leise das Haus. Chris schnappte sich eine Semmel und folgte ihr eilig.

Leise folgte Chris seinem Schützling durch die Straßen. Die Hände in den tiefen Regionen ihrer schwarzen Hosentaschen versenkt und mit hängenden Schultern schlurfte Holly die Straße entlang, starrte umher, nahm kaum Notiz von ihrer Umgebung. Sie war ungeschminkt und ihre Haare hingen ihr wild ins Gesicht, standen zum Teil wirr ab. Chris legte ruhig eine Hand auf ihren Rücken, doch sofort schob sie seinen Arm beiseite.

„Holly…“

„Lass mich, bitte…“, gab sie leise zurück und sah erneut die Straße von Ewa Beach entlang. Nur wenig war im Moment los. Vereinzelt fuhren Autos die Straße entlang, hier und da ein Paar und auch ab und zu ein paar Jugendliche. Holly blieb stehen und starrte an einen Mast.

„Hör auf dir selbst so weh zu tun.“, murmelte Chris und wollte sie weiterziehen. Erneut schob Holly seinen Arm weg und tat einen Schritt auf den Mast zu. Über und über voll mit irgendwelche Einladungen, Verkaufsangeboten und anderen Anzeigen plakatiert, stieß ihr ein Zettel ganz besonders ins Auge. Noch hell weiß und neu, mit roter, dicker Schrift. MISSING. Darauf prangte das Bild ihres Mädchens. Holly berührte mit ihren Fingerspitzen das Gesicht ihrer Tochter und atmete einmal schwer durch, ließ den Kopf hängen und fühlte die heißen Tränen, die erneut ihre Augen verließen. Chris schluckte schwer.

„Wir werden sie finden.“

„Hörst du dich selbst noch reden? Statistisch gesehen sterben entführte Kinder innerhalb der ersten 24 Stunden. Isobel ist seit 30 Stunden und 32 Minuten verschwunden…“

„Ich hab dir doch gesagt du sollst dir nicht irgendwelche dämlichen Statistiken im Internet durchlesen!“

Holly schüttelte ihren Kopf und setzte sich langsam in Bewegung. Ihre Unterlippe zitterte.

„Irgendwann wird alles wieder gut … denn das Leben hat nach sehr viel Dunkelheit auch sonnige Zeiten für uns. Du darfst dich nur selbst nicht aufgeben und nicht auf dem Weg deines Lebens verloren gehen, Kleine.“, raunte er.

Kurz horchte sie auf. „Wir gehen alle irgendwann verloren, denn das Schicksal meint es nicht gut mit mir. Es hat mir ein Baby geschenkt, nur um es mir dann wieder zu entreißen. Hör auf zu glauben, dass alles wieder gut wird. Nichts wird wieder gut, denn meine Tochter ist vermutlich schon nicht mehr am Leben.“, schniefte sie auf, schüttelte ihren Kopf und schlurfte weiter.

„So ein Unsinn. Holly, sie ist deine Kleine und sie wurde garantiert nicht entführt um sie zu ermorden. Das hat anderen Gründe. Komm, sieh mich an.“, befahl Chris, allerdings reagierte die junge Frau nicht auf die Worte ihres Personenschützers. „Wie fühlt es sich an Holly? Spürst du, dass sie nicht mehr am Leben ist?“, rief er ihr nach.

Holly zögerte, schüttelte leicht ihren Kopf.

„Dann vertraue auf dieses Gefühl, klammere dich fest an den Gedanken sie bald wieder zu sehen und ich werde alles daran setzen, dass das auch geschieht.“, raunte er und folgte seinem gebrochenen Schützling. Er legte vorsichtig eine Hand auf ihren Rücken und führte sie weiter durch die laternenbeleuchteten Straßen.

 
 

„Eure Vernunft und eure Leidenschaft
 

sind das Ruder und die Segel eurer seefahrenden Seele.
 

Verliert ihr eins,
 

könnt ihr nur noch schlingern und treiben
 

oder auf hoher See festgehalten werden.
 

Denn die Vernunft ist,
 

wenn sie allein waltet,
 

eine begrenzende Kraft.
 

Und unbewacht ist die Leidenschaft eine Flamme,
 

die bis zur Selbstzerstörung brennt.“
 

(Kahlil Gibran)
 


 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück