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You and me

von

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Kiras PoV

 

Wie gern ich ihm in diesem Moment den Hals umgedreht hätte. Befände sich diese vermaledeite Glastür nicht zwischen uns hätte ich es höchstwahrscheinlich getan. Kato konnte wirklich von Glück reden, dass es für mich im Moment unmöglich war, ihn zu fassen zu bekommen.

Erwartete der ernsthaft, dass ich ihn anbettelte, mich reinzulassen!? Tzz... das konnte der sich aber so was von abschminken... Als ob ich, Kira Sakuya, mich dazu herablassen würde, diesen hirnverbrannten Junkie, der sich als mein - nun ex-bester - Freund bezeichnen durfte, anzuflehen, diese Tür zu öffnen. Der konnte noch was erleben. Sobald ich von diesem Balkon runter war, würde der schon noch sein Fett weg bekommen, selbst, wenn ich darauf noch so lange warten musste, bis wir in knapp zwei Wochen wieder abreisen würden.

"Na? Warum so schweigsam?", fragte Kato und grinste mich an. Wie gern ich ihm dieses Grinsen mit einer anständigen Ohrfeige aus dem Gesicht gewischt hätte. "Hat es dir die Sprache verschlagen?"

Ich lächelte süffisant. "Aber nicht im geringsten. Ich überlege mir nur gerade, wie ich dir die Hölle heißmachen soll, wenn ich wieder drinnen bin."

"Oh, jetzt hab ich aber Angst", entgegnete er, seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus.

Nun gut, wenn er dieses kleine Spielchen spielen wollte, würde ich mir schon etwas einfallen lassen, wie ich als Sieger aus diesem Duell hervorgehen würde, auch, wenn meine Chancen zu gewinnen momentan mehr als schlecht standen, da er mich, dadurch, dass ich hier draußen festsaß und mir so ziemlich die Hände gebunden waren, völlig in der Hand hatte. Insgeheim wusste ich, auch, wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, dass ich früher oder später nachgeben würde, wenn mir nicht irgendetwas einfiel. Ich würde fast zwei Wochen auf einem kleinen Balkon von gerade einmal zwei Quadratmetern Größe nicht durchstehen, ohne völlig wahnsinnig zu werden.

Ich sah erst mal zu, mich wieder zu beruhigen. Die Pläne für meine Rache konnte ich auch später noch schmieden, spätestens dann, wenn ich wieder von diesem Balkon runter war. Jetzt hieß es vor allem: einen kühlen Kopf bewahren und sich eine raffinierte Strategie einfallen lassen, um die Nacht nicht draußen verbringen zu müssen. Ich konnte schließlich nicht hier draußen im Stehen schlafen, das wäre definitiv unter meinem Niveau. Außerdem hatte Kato wohl vergessen, dass ich ziemlich ehrgeizig war. Zwar konnte man dies in bestimmten Situationen zu einer meiner Schwäche zählen, doch vom jetzigen Standpunkt aus betrachtet, war mein Ehrgeiz wohl meine größte Stärke, da ich nicht eher Ruhe geben würde, bis er mich wieder reinließ. Auch, wenn das bedeutete, dass ich in dieser Nacht wenig Schlaf bekommen würde, um Kato auf die Nerven zu gehen und ihn wachzuhalten. Wenn ich ihm lange genug auf den Keks ging, standen meine Chancen bestimmt nicht schlecht, wieder reingelassen zu werden. Ich wusste, wie er drauf sein konnte, wenn er keinen Schlaf bekam...

Aber nun gut, ich sollte mir lieber noch etwas Anderes überlegen und diese Idee nur als Notfallplan im Hinterkopf behalten. Schließlich wollte ich nicht allzu viel Zeit hier draußen verbringen. Aber vor ihm auf die Knie zu fallen und ihn anzuflehen, ließ mein Stolz nicht zu, obwohl das hundertprozentig die schnellste und einfachste Methode gewesen wäre, wieder reingelassen zu werden.

Ich schüttelte den Kopf. Nein, diese Blöße würde ich mir nicht geben, darauf konnte er Gift nehmen!

"Hast du vor, mich noch vor dem Abendessen anzuflehen oder soll ich später wiederkommen?", meldete sich Kato wieder zu Wort und sah mich fragend an. Er musste mich die ganze Zeit über beobachtet und bemerkt haben, dass mir noch keine plausible Lösung für mein Problem eingefallen war.

"Glaub ja nicht, dass ich so schnell aufgebe", erwiderte ich und blickte ihn herausfordernd an.

"Nein, das hätte ich nicht erwartet", gab er zu. "Das würde so ganz und gar nicht zu dir passen."

"Eben..."

"Also, ich geh dann mal essen. So langsam krieg ich nämlich Hunger", meinte er und wie auf Kommando gab sein Magen ein Knurren von sich. "Wir sehen uns dann später. Lauf mir ja nicht weg", ermahnte er mich noch und verließ lachend das Zimmer.

Ich ließ mich auf einen der Stühle fallen und starrte ausdruckslos in den Himmel. Irgendetwas musste mir doch einfallen, verdammt!

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und begann fieberhaft zu überlegen. Irgendwie musste ich ihn doch austricksen können. Er hatte genug Schwachstellen, die ich mir zu meinem Leidwesen allerdings nicht zu nutze machen konnte, wenn ich hier draußen festsaß. Provozieren konnte ich ihn nicht, da mir klar war, dass er nicht so blöd sein würde, die Tür zu öffnen und hier rauszustürmen, nur, um sich mit mir zu prügeln oder ähnliches. Ich konnte ihm nicht durch ständiges Klopfen an der Scheibe oder Beleidigungen auf den Geist gehen, da er sich einfach nur seinen oder meinen MP3-Player schnappen musste, um die Geräusche zu übertönen und Grimassenschneiden und anderes Rumgehample würde mir auch nicht großartig viel nützen, da er bloß die Vorhänge zu zuziehen brauchte, wenn ich ihn nervte.

Es schien fast so, als würde mir wirklich nichts anderes übrig bleiben, als zu tun, was er von mir verlangte.

Ich hatte mich schon fast mit dieser überaus niederschmetternden Erkenntnis abgefunden, als mir plötzlich eine neue Idee kam. Was, wenn ich so tat, als würde ich hier draußen halb verrecken? Er würde sich bestimmt Sorgen um mich machen und nach mir sehen wollen. Denn auch, wenn er so tat, als würde er mich nur in seiner Nähe dulden, damit er Beschäftigung hatte, wusste ich, dass ihm eine ganze Menge mehr an mir lag und ich ihm ziemlich wichtig war.

Aber selbst, wenn die Idee nicht funktionierte, konnte ich immer noch so laut rumschreien, dass früher oder später einfach irgendjemand die Polizei rufen musste, wenn Kato keinen Grund sah, mich doch reinzulassen. Ich erlaubte mir ein kleines triumphierendes Grinsen. Jetzt hatte ich ihn, er würde sich noch wünschen, den Tag nie erlebt zu haben, an dem er sich mit mir angelegt hatte...

Ich ließ mich gemütlich in den Stuhl zurücksinken. Ein kurzer Blick auf die Uhr, die drinnen über der Zimmertür hing, durch welche Kato nach draußen verschwunden war, verreit mir, dass es viertel vor neun war. Ich lehnte mich zurück und wartete, es konnte nicht mehr lange dauern, bis Kato zurückkam. Der konnte sich ja auch nicht ewig unten aufhalten, dazu interessierte es ihn viel zu sehr, zu erfahren, wie ich vorgehen würde, um wieder reingelassen zu werden. Dass ich ihn keinesfalls anbetteln würde, war ihm sicherlich klar, deswegen brannte er mit großer Wahrscheinlichkeit nur so darauf, herauszufinden, was ich mir hatte einfallen lassen.

Mir kam ein plötzlicher Geistesblitz. Natürlich! Mein Grinsen wurde noch breiter. Ich wusste, wie ich ihn drankriegen würde.

Diebisch freute ich mich auf seine Rückkehr, während ich den vorbeiziehenden Wolken nachsah. Eine Weile später warf ich einen erneuten Blick auf die Uhr. Halb zehn. Der Sonnenuntergang war angebrochen. Ich richtete mich auf und stellte mich ans Balkongeländer. Der Himmel erstrahlte in einem hellen Rosa, dass in ein warmes Orange und schließlich langsam in ein dunkles Rot überging.

"Und? Was gedenkst du zu tun?", fragte Kato - ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er zurück gekommen war. "Ich denke nicht, dass du die Nacht draußen verbringen willst. Also bin ich gespannt, wie du mich dazu bringen willst, dich doch wieder reinzulassen."

Ich drehte mich zu ihm um und ging ein Stück weit auf die Glastür zu. Er saß auf dem Bett und sah mich abwartend an.
 


 


 



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