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Bora - Stein der Winde

von

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Der alte Mann und sein Drache

Sonnenschein weckte Justin. Sonnenschein und ein durchdringender Schmerz, der sogar Körperpartien durchzog, von denen er nicht einmal wusste, dass sie existierten. Stöhnen richtete er sich auf, sah, das seine Freunde noch schliefen.

»Muskelkater?«, fragte jemand, und als Justin über die Schulter schaute, sah er Jason breit grinsend die Pferde striegeln.

»Untertrieben«, gab er widerwillig zu.

»Oh ja, ich weiß noch genau, wie es mir nach meinem ersten wirklich langen Ritt ging«, erklärte Jason feixend.

»Aha«, machte Justin. »Wie lange hab ich geschlafen?«

»Zu lange. Aber Faiver und mir kam etwas dazwischen, also sei froh über die verlängerte Pause. Wenn die Pferde gesattelt sind, geht es auch schon weiter.«

Justin stöhnte laut auf bei dem Gedanken, noch einmal so lange im Sattel zu sitzen und diesmal sogar mit schmerzenden Knochen. »Wie haben die Pferde eigentlich den Ritt gestern durchgestanden? Ich kenne kein Pferd, das so lange galoppieren kann.«

Jason wirkte im ersten Moment, als wüsste er nicht so recht, wie er das erklären konnte, doch dann lächelte er, während er weiter den Striegel über das Fell der Fuchsstute führte, bis es aussah wie Feuer.

»Janne ist eine Art Zauberin. Nein, das ist das falsche Wort, Schamanin trifft es wohl besser. Ich weiß nicht, was sie genau gemacht hat, aber durch sie konnten wir das erste Stück deutlich schneller schaffen, als ich erwartet hatte. Doch ihr Zauber ist vorbei, heute werden wir wohl mit einem schnellen Trab vorlieb nehmen müssen.«

»Sie ist nicht so jung, wie sie aussieht, oder?«

Jason schaute ihn erstaunt an, dann lächelte er.

»Kluger Junge. Nein, Janne ist kein Kind. Aber das gehört zu den Geheimnissen, die die verschiedenen Welten in sich bergen.«

»Sie ist nicht aus dieser Welt?« Justin stand auf und trat an seinen Schimmel heran, während Jason sich an dem Falben zu schaffen machte.

»Nein. Kaum einer von uns ist aus dieser Welt.«

»Uns? Wer ist uns?« Jetzt war Justin wirklich neugierig.

»Die, die das Nichts zum Beschützer der Wünscher auserwählt hat«, erklärte Jason.

Justin stutze und schaute ihn mit gerunzelter Stirn an.

»Was?«, fragte er.

Jason lächelte. »Ich habe es anfangs auch nicht verstanden. Wir nennen ihn das Nichts, keiner weiß, was es genau ist. Aber es gewährt einem Lebewesen die Macht, seinen Herzenswunsch wahr werden zu lassen. Doch mit dem Herzenswunsch sind nicht immer alle einverstanden und deswegen braucht der Wünscher eine Art Leibwache. Die ihn beschützen und seine Befehle ausführen, damit er seinen Herzenswunsch erfüllen kann.«

»Und das sind du und Janne?«

»Ja, aber nicht nur. Ich erkläre es dir ein anderes Mal«, blockte Jason jede weitere Frage ab. »Nimm es erst einmal so hin.«

Damit war Justin keineswegs einverstanden, doch Faiver trat über eine Hügelkuppe und grunzte laut. Der Rotschopf fragte sich abermals, ob das Tierwesen nicht sprechen konnte und kam zu dem Schluss, dass dem wohl so war, warum sollte er sonst grunzen?

Doch es gab spannendere Dinge in seiner Umgebung. Jason zum Beispiel, der unruhig zu Faiver schaute und dann noch schneller weiterstriegelte. Justin konnte sich nicht helfen, etwas war an diesem Mann seltsam. Er wusste eine Menge, doch er gab so wenig Informationen, wie möglich preis. Doch warum?

»Du vertraust uns nicht«, riet er ins Blaue hinein.

»Was?« Jason ließ vor Überraschung fast seinen Striegel fallen.

»Du verschweigst uns fast alles. Welchen Grund gäbe es dafür noch außer den, dass du uns nicht vertraust?«

Jason wirkte einen Moment, als wenn er intensiv darüber nachdachte, ob Justin seine Aussage ernst meinte. Justin wusste nicht, zu welchem Ergebnis er letztlich kam, doch Jasons Reaktion als solche war so unerwartet, das er auch nicht weiter darüber nachdachte.

Der Mann trat ganz dicht an Justin heran, sah ihn direkt in die Augen und hielt seinen Blick gefangen. Er sprach so leise, das Justin ihn fast nicht verstanden hätte, obwohl Jason so dicht vor ihm stand, wie es möglich war, ohne ihn zu berühren.

»Ich würde dir ohne jedes Zögern mein Leben anvertrauen, Justin. Denn ich weiß mehr über dich als du selbst und ich kenne dich länger und besser, als du es jemals für möglich halten würdest. Ich weiß, das du nicht damit spielen würdest.«

Einen Augenblick lang schaute Jason ihn noch an, dann wandte er sich ab und sattelte die Pferde während Justin ihn verwirrt beobachtete. Dann sah er aus dem Augenwinkel, dass Timo sich langsam aufsetzte.

»Wir müssen bald weiter«, erklärte Justin zu ihm und hockte sich neben Sally, um sie sanft an der Schulter zu berühren, damit sie ebenfalls aufwachte.

»Ich kann nicht reiten«, antwortete Timo und verzog schmerzhaft das Gesicht. Doch er hatte seine Rechnung ohne Faiver gemacht. Der Tiermann war mittlerweile zu ihnen gekommen. Jetzt griff er Timo grob am Arm und zog ihn einfach auf die Beine, während Justins Freund vor Schmerz schrie.

»Was tust du?«, brüllte Justin und machte einen großen Schritt über Sally, doch da war Jason schon bei ihm und hielt ihn zurück.

»Sag dem Vieh, das er das lassen soll!«, brüllte der Rothaarige den Mann an, doch Jason wirkte nicht beeindruckt.

»Aufsitzen. Oder Faiver hilft dir«, antwortete der Mann ruhig.

Justin überlegte einige Sekunden, ob er sich nicht einfach umdrehen und gehen sollte, da berührte ihn Sally am Hosenbein.

»Ich kann nicht«, erklärte sie leise und ihre Stimme zitterte dabei.

Sofort kam Faiver herbei und wollte sie ebenso unsanft auf die Füße stellen, wie zuvor Timo, doch Jason hielt ihn mit einer Handbewegung zurück.

Faiver wirkte ärgerlich, er grollte leise aus seiner Kehle, doch Jason schüttelte sacht den Kopf.

»Sie ist ein Kind, ein Welpe«, erklärte er in jener fremden Sprache, in der er auch mit Janne zu sprechen pflegte. Für einen Moment sah es so aus, als wenn Faiver das einfach ignorieren wollte, dann blitzte er Justin und Timo so böse an, dass die beiden ohne weitere Aufforderung zu ihren gesattelten Pferden gingen. Dann lief er los.

»Er läuft vor, wir holen ihn wieder ein«, erklärte Jason, wandte sich dann Sally zu, hockte sich neben sie. »Hör zu, Kleines. Wir müssen weiter. Es spielt leider keine Rolle, ob wir wollen oder können.«

»Ich habe schmerzen. Und wovor laufen wir überhaupt weg?«, wollte sie mit zitternder Stimme wissen.

»Vor unserem Tod«, antwortete Jason sanft. »Ich fürchte, er ist näher dran, als ich hoffen kann. Ich würde das nicht von euch verlangen, wenn ich es nicht müsste.«

Sally zögerte noch einen Augenblick, dann schaute sie zu Justin und Timo rüber, die sich noch nicht aufraffen konnte, aufzusitzen, und wieder zurück zu Jason. Sie sagte leise etwas zu ihm. Justin konnte sie nicht verstehen und er sah auch nicht, wie Jason darauf reagierte, aber etwas in Sallys Blick, änderte sich. Sie wirkte entschlossener und ließ sich aufhelfen. Tapfer und mit zusammengebissenen Zähnen ließ sie sich von Jason zu ihrem Pferd bringen und hinauf helfen. Sie gab keinen Schmerzenslaut von sich, doch Justin sah, wie sehr sie dabei litt.

Dann wandte sich Jason ihm und Timo zu. Sein Blick war noch immer mitfühlend, doch die Geste, mit der er ihnen das Aufsitzen befahl, ließ keinerlei Widerspruch zu. So quälten sich die beiden auf den Rücken ihrer Reittiere und ließen die Pferde langsam antraben.

Bei jedem Schritt seines Schimmels war es Justin, als jagte jemand glühende Glassplitter durch seinen Körper und er wusste, dass er das nicht lange durchhalten konnte. Wie es Sally gehen mochte, wagte er gar nicht zu überlegen, doch er wusste, dass Jason keine weitere Verzögerung mehr gelten lassen würde.

Es sollte sich herausstellen, das sie auch so schon zu lange gebraucht hatten. Die Landschaft änderte sich jetzt zusehends, sie wurde felsiger und immer wieder mussten die Pferde Anhöhen hinauflaufen, sodass sie bald schweißbedeckt waren.

»Lange können wir nicht mehr so weitermachen«, rief Justin irgendwann Jason zu, der auf seinem Rappen einige Meter vor ihm ritt. Der ignorierte ihn so lange, bis er auf dem Kamm des Hügels ankam. Dann wandte er sein Pferd und schaute erleichtert und mit einem Lächeln zu ihnen zurück, Faiver an seiner Seite

»Wir sind fast in Sicherheit«, rief er zu ihnen zurück. »Dann können wir es langsamer angehen.«

»Woher weiß er das?«, fragte Timo mit gerunzelter Stirn und wie auf ein stummes Kommando hin, ließen sie ihre Pferde schneller laufen, sodass sie nach kurzer Zeit ebenfalls auf dem Hügelkamm standen.

Vor Staunen blieben ihnen die Münder offen stehen. Unter ihnen erhob sich eine Mauer aus Eis. Sie schimmerte in einem kalten Blau in der Nachmittagssonne und sie erstreckte sich so weit nach rechts und links, dass ihr Ende nicht zu sehen war.

»Was ist das?«, fragte Timo leise.

»Die Grenze zum Nordenreich. Sobald wir sie hinter uns gelassen haben, sind wir erst einmal in Sicherheit. Oder zumindest sicherer, als hier. Das Reich wird nämlich von Melodys Magie geschützt, da kommen sie nicht so schnell durch«, erklärte Jason und genoss sichtlich den Anblick des Schutzwalls aus Eis.

»Wie kommen wir da rüber?«, wollte Justin wissen.

»Gar nicht. Wir gehen durch. Es gibt ein Tor einige Kilometer östlich.« Der Mann betrachtete die Mauer fast liebevoll.

»Warum schmilzt sie nicht?«, erkundigte sich Sally und jetzt viel auch Justin der Fehler bei diesem Anblick auf. Es war noch lange nicht kalt genug, als das so ein Gebilde hätte existieren können, es hätte über den Sommer schmelzen müssen.

»Das gehört zur Magie des Reiches. Melody kann das besser erklären«, fand Jason und schien beschlossen zu haben, dass sie nun weiter mussten. Doch da schaute Faiver in den Himmel und erregte so seine Aufmerksamkeit. Sogleich folgten die Menschen seinen Blick.

Über ihnen flog ein geflügelter Wolf dahin und landete nur ein paar Meter entfernt. Auf seinem Rücken saß Janne.

»Er ist unterwegs!«, rief sie in der Sprache der Unsterblichen.

Jason fluchte laut, dann wendete er sein Pferd und ritt einmal um Justin und seine Freunde herum, um sie zur Eile anzutreiben, nur um mit seinem Rappen zu folgen. In einem wahnwitzigen Tempo jagten sie den Hang hinab, Faiver neben und Janne über ihnen.

»Wo?«, rief Jason ihr zur.

»Zu nah. Wenn kein Wunder geschieht, kriegt er euch«, rief sie zurück. Dabei waren sie abermals in die fremde Sprache gewechselt, die außer Justin keiner der Drei zu verstehen schien.

Abermals fluchte Jason laut und so rüde, dass Justin rote Ohren bekam. Dann jagten sie dahin. Es konnten nur Minuten vergangen sein, doch für den Rotschopf zog es sich, dass es ihm wie Stunden vorkam.

Der Schatten von etwas wirklich Großem senkte sich über sie. Justin schaute nach oben und sah, dass es ein weißer Drache war, der einige Meter vor ihnen landete. Jason hielt an und auch die anderen Pferde stoppten und scheuten. Sie mochten den Drachen nicht gerade, was Justin ihnen nicht einmal verübeln konnte. Es war nicht die nette Sorte von Drache wie Fuchur aus der unendlichen Geschichte, es war vielmehr die böse Sorte. Die, die Jungfrauen entführte und sie in ihren Turm gefangen hielt oder riesige Schätze anhäufte und sie hütete, wie ihren eigenen Augapfel.

Die weißen Schuppen leuchteten im Licht der Nachmittagssonne, die eisblaue Mauer ließ kalte Schatten über die Schuppen wandern. Die Augen waren pupillenlos und leuchteten rot wie Blut. Er war so groß, das er bequem die Pferde hätte wegschleppen und fressen können. Da viel der alte Mann auf seinem Rücken kaum auf.

Doch eben diesen Mann starrte Jason an, Angst lag in seinem Blick und Justin begriff, dass er den Alten mehr fürchtete, als den Drachen. Faiver, noch immer an ihrer Seite, begann laut zu knurren.

»Wohin des Weges, Feuerreiter?«, fragte der Alte mit süßer Stimme. Justin konnte ihn schon jetzt nicht leiden.

»Lass uns passieren«, forderte Jason. Justin hörte, dass seine Stimme ganz sacht zitterte. Der schlimmste aller denkbaren Fälle war für ihn scheinbar eingetroffen.

»Nein, ich glaube nicht«, antwortete der Alte grinsend. »Aber bevor ich euch töte, sag mir, warum du uns verrätst, Feuerreiter.«

»Ich habe meine Gründe. Du würdest sie nicht verstehen«, antwortete Jason kalt.

»Und die deinen sind dir dabei völlig gleich?«

Scheinbar hatte der alte Mann einen wunden Punkt getroffen. Jason antwortete nicht, aber er zitterte. Er schien riesige Angst zu haben, doch Justin bewunderte seinen Mut. Jason lief nicht weg und wandte sich nicht ab. Stolz und so ruhig, wie er konnte, erwiderte er den kalten Blick des Mannes.

»Lass uns passieren«, forderte er ein weiteres Mal, diesmal mit einem deutlichen Zittern in der Stimme.

»Nein. Dein Verrat wird ihm nicht gefallen. Ich hoffe, dass ich es bin, der sie töten darf«, grinste der Mann und ließ seinen Blick über die kleine Gruppe schweifen.

»Was meint er?«, fragte Justin leise, doch Jason antwortete ihm nicht. Das wunderte den Rotschopf nicht wirklich. Ein Blick in das Gesicht des Mannes sagte ihm, das der gerade mit gänzlich anderen Dingen beschäftigt war, als seinen Fragen.

»Woher hast du den Chito!«, riss der Fremde sie beide jäh aus ihren Gedanken.

Der Mann auf dem Drachen schaute sie nicht an, sondern blickte auf etwas direkt hinter Justin. Als er sich umwandte, standen dort Sally und Timo, die ängstlich und misstrauisch zu dem Drachen hinüberblickten.

»Chito«, murmelte Jason an Justins Seite. Er schien damit durchaus etwas anfangen zu können und als Justin seinem Blick folgte erkannte er, dass er Timo ansah. Warum Timo?

Doch er kam nicht dazu, den Gedanken weiter zu verfolgen. Der fremde Mann rutschte vom Rücken des Drachen. Im selben Augenblick stürzten sich Faiver und Janne auf ihrem geflügelten Wolf auf ihn, während Jason seinen Rappen herumriss, die Zügel von Sallys und Timos Pferden an sich nahm und lospreschte.

Im ersten Augenblick war Justin so überrumpelt, dass er selbst gar nicht reagierte, dafür aber sein Schimmel, der mit einem gewaltigen Satz ebenfalls losstürzte. Doch sie hatten nie eine wirkliche Chance. Der Drache fegte mit dem einen Flügel Janne und ihren Wolf aus der Luft, wischte Faiver weg wie eine Fliege und den anderen schob er in die Laufrichtung der Pferde, sodass sie scheuten und ausbrachen.

»So nicht!«, brüllte der alte Mann und kam mit gezücktem Schwert auf sie zu.

Auch Jason zog sein Schwert und sprang aus dem Sattel, bereit, seinen Kontrahenten entgegen zu treten. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Plötzlich war da eine Gestalt neben Justin. Er bemerkte sie, aber er war sich nicht sicher, ob sie nicht schon die ganze Zeit über dort gestanden hatte. Er zögerte, wandte sich dann zu dieser Gestalt um, als er merkte, dass sich niemand in seiner Umgebung mehr rührte, nicht einmal der Schimmel, auf dem er saß. Scheinbar hatte dieses Etwas, was auch immer es war, die Zeit angehalten.

»Wer bist du?«, fragte Justin leise und betrachtete die wabbernde Dunkelheit.

»Zu früh«, antwortete es. Seine Stimme klang vertraut und beruhigend. Wie ein Schlaflied, das die Mutter für ihr Kind sang und das das Kind nach Jahren wieder hörte.

»Hast du die Zeit angehalten?«, wollte Justin weiter wissen. Nach allem, was ihm passiert war, wunderte ihn nicht einmal, dass so etwas möglich war.

»Nur die Zeit hat die Macht über die Zeit. Du bist zu früh, jetzt kannst du ihn noch nicht retten.«

»Wen?«

Das Wesen deutete auf Jason, dann auf Timo und auf Sally. Und dann deutete es in die Ferne, als wäre dort etwas. Etwas, das wichtig war.

»Die, die dir dein Leben gegeben haben, ihnen, denen du dein Herz geschenkt hast. Die, für die du sterben wirst. Und dein Glück, dein Verderben. Es ist zu früh.«

»Was? Ich verstehe nicht, was meinst du?«

»Du wirst es verstehen. Wenn dein Leben beendet ist, dann wirst du alles verstanden haben.«

»Heißt das, das ich bald sterben werde?« Seltsam, der Gedanke machte ihm keine Angst. Es war, als hätte er schon immer gewusst, dass er nicht lange leben würde.

»Nein. Es heißt, dass du sterben wirst, wenn es an der Zeit ist. Wenn deine Aufgabe erfüllt ist. Wie jeder andere sterbliche auch. Willst du wissen, wie dein Leben zu Ende geht?«

Justin war für einige Augenblicke versucht, ja zu sagen. Doch eine kleine böse Stimme in seinem Kopf fragte ihn, ob er das wirklich wollte. Und er entschied, dass er es eigentlich nicht wissen wollte.

»Nein. Hättest du es mir wirklich verraten?«

»Nein.«

Justin lächelte. Genau diese Antwort hatte er erwartet.

»Du musst jetzt an einen anderen Ort.«

»Und wohin?«

»Dorthin, wo du bleiben kannst. Bis die Zeit gekommen ist, ihn zu retten.«

»Ich nehme an, du wirst mir nicht verraten, wo das sein wird?«

Das Wesen antwortete nicht. Stattdessen bewegte es sich langsam vorwärts, zu Timo hinüber. Der Schwarzhaarige war ebenso erstarrt, wie die anderen auch, dennoch wirkte es, als wenn er das Wesen aus großen Augen direkt ansah.

Es berührte ihn nicht, dennoch merkte Justin, dass irgendetwas anders war. Er spürte die Magie in der Luft. Er fragte sich noch immer, was es mit dem Begriff Chito auf sich hatte.

»Es wird Zeit, dass er seine wirkliche Gestalt wiedererhält. Jetzt muss er sich nicht mehr tarnen.«

Justin sparte sich die Frage, die ihm auf der Zunge lag. Er hätte sie auch nur noch der Luft stellen können, denn das Wesen war verschwunden und die Zeit lief weiter, als wäre nie etwas geschehen.

Der alte Mann und Jason umkreisten einander wieder, Sally wimmerte leise. Dann hüllte ein helles Licht sie ein. Als es verblasste, saß er noch immer im Sattel des Schimmels, doch das Pferd stand nicht mehr auf freiem Feld, sondern in einer Halle aus Eis.

»Wo sind wir hier?«, fragte Sally, dann schrie sie laut auf, denn ihr Blick war auf Timo gefallen. Der Schwarzhaarige hatte sich verändert. Er besaß nun Katzenohren und Fledermausflügel zierten seinen Rücken, doch schien ihm selbst die Veränderung noch nicht aufgefallen zu sein, denn er schaute sich suchend um, verstand nicht, dass Sally wegen ihm geschrien hatte.

Justin setzte gerade dazu an, es ihm zu erklären, da begann schon jemand anderes, zu sprechen.

»Herzlich willkommen in der Elbenfeste, willkommen im Nordenreich.«

Als er sich umwandte, stand sie dort und sie war noch tausendmal schöner als in seinem Traum.

»Melody.«



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