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Momentaufnahmen

One-Shots und Drabbles
von

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Verlassen (Zwischen 1.13 und 2.01)

Spoiler für das Ende der ersten Staffel!
 

„Owen? Owen!“

Owen schreckte auf. Er hatte das tote Alien auf seinem Autopsietisch angestarrt und es doch eigentlich nicht gesehen. In Gedanken war er weit fort gewesen. Es passierte ihm öfters, seitdem...

Gwen, die am Geländer der Med-Bay stand, hatte mit zornigem Blick beide Hände in die Hüften gestemmt.

„Ich habe mindestens zwölf Mal nach dir gerufen! Ich brauch dich draußen, wir haben eine Weevil-Sichtung!“, fauchte sie ihn an.

„Na und?“, fauchte er zurück, ging ganz automatisch auf Angriff, „Ich habe hier ein totes Alien! Nimm doch Teaboy mit!“

„Ianto hat zu tun“, erklärte Gwen angespannt, doch sie wich Owens Blick aus. Eine weitere Erklärung war nicht nötig, Ianto hatte nicht „zu tun“, Gwen hielt Ianto nur zurück, weil sie glaubte, dass er über Jacks Verschwinden noch nicht hinweg sei. Owen schnaubte wütend und warf das Diagnosegerät, das er vorhin erfolglos an dem toten Alien ausprobiert und dann vergessen hatte, zu seinen anderen Instrumenten auf den Rollwagen. Scheppernd landete es auf dem Rand einer Petrischale mit Skalpellen, kippte diese um und verteilte den Inhalt auf dem Fußboden.

Owen fluchte unschön und kickte frustriert gegen den Autopsietisch, was ihm außer Schmerzen in seinem Fuß jedoch nichts einbrachte. Das frustrierte ihn nur noch mehr.

„Owen, ich brauch dich draußen!“, erklärte Gwen standhaft, verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte ihn an. Das brachte das Fass zum Überlaufen.

„Verfluchte Scheiße und ich hab dir gesagt, dass ich keine Zeit habe, also verpiss dich endlich, nimm Tea-Boy mit und lass mich meine gottverdammte Arbeit machen!“, brüllte er und Gwen schreckte für einen Moment zurück, doch dann wurde ihr Blick trotzig.

„Schön“, motzte sie, „Schön für dich, aber ich bin hier der Boss und…“

„Du bist nicht der Boss!“, fiel er ihr immer noch brüllend ins Wort, griff blindlings ein Teil von seinem Rollwagen und schleuderte es in ihre Richtung. Es war eine Wundklemme und Gwen entging ihr nur knapp. Für einen Moment starrte sie Owen nur verdattert an, dann fuhr sie ohne ein Wort zu sagen auf dem Absatz herum und rauschte aus der Med-Bay.

Owen stützte die Hände auf den Rand des Autopsietisches, schloss die Augen und ließ seinen Kopf sinken. Er war so müde und in seinen Schläfen kündigte sich ein nagender Kopfschmerz an, dem er schon seit Wochen (seit dem Vorfall, seit Jacks…) nur unter dem Einfluss einer durchschlagenden Kombination aus seinem besten Schmerzmittel und einer Menge Alkohol entkommen konnte.

„Owen?“, mischte sich eine ruhige Stimme in seine Gedanken. Es war Tosh. Natürlich hatte sie das Geschrei gehört, wahrscheinlich hatten selbst die Weevil in ihren Zellen das Geschrei gehört.

Owen sah nicht auf, denn er traute seiner Mimik im Moment nicht.

„Was?“, fuhr er sie an.

„Alles okay?“, fragte Tosh, ohne auf seinen Ton einzugehen.

Owen hob den Blick und er sah Besorgnis und ehrliches Mitleid in ihrem Gesicht und es ekelte ihn an, es ekelte ihn an, dass dieser Ausdruck ihm galt. Schon wieder ihm. Für einen Moment war er wieder der Teenager, der von seiner Mutter rausgeworfen worden war, der Sechzehnjährige, der alleine lebte, versuchte sich ein Studium zu finanzieren, bis spät in die Nacht arbeitete…

„Kann ich dir helfen?“, wollte Tosh leise wissen. Sie war die Stufen heruntergekommen und stand jetzt nah bei ihm, streckte die Hand nach ihm aus und legte sie vorsichtig auf seinem Arm ab.

Der Blick, mit dem Owen sie maß, war eiskalt. „Mir helfen? Natürlich, mit deinem abgeschlossenen Medizinstudium bist du dafür ja bestens qualifiziert, oder?“, herrschte er sie an und schüttelte ihre Hand ab.

Tosh senkte den Blick, dann nickte sie, drehte sich um und ging die Stufen wieder hinauf, so leise wie sie gekommen war.

Und plötzlich tat es Owen leid, wie er zu ihr gewesen war, denn das hatte sie eigentlich nicht verdient. Für einen Moment war er versucht sie zurückzurufen, sich zu entschuldigen, doch er brachte es nicht über sich. Das tat er nie.

Am Eingang zur Med-Bay blieb Tosh noch einmal stehen. „Owen?“

Owen räusperte sich, denn er hatte Angst, dass seine Stimme sonst versagen würde. Als er „Ja?“, sagte, klang sie tatsächlich noch immer sehr belegt.

Tosh zögerte, dann erklärte sie, ohne sich zu ihm umzudrehen: „Wir vermissen ihn alle, Owen.“

Dann verließ sie ihn, ohne ein weiteres Wort, und Owen legte das Gesicht in seine Hände, sank hinter dem Autopsietisch in die Hocke und begann lautlos zu weinen.



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