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Insel ohne Strand

Vergangene Tage und Freundschaften
von

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Hi Ruffy

„Hi, Ruffy.“

Die junge Frau steht an Deck. Sie trägt ein weißes, langes, blutverschmiertes Shirt. Ihr pinker Pony hängt ihr in den Augen, doch sie sieht dem jungen Käpten direkt in die Augen. Die gesamte Crew steht hinter ihm, doch er bewegt sich nicht. Ebenso ausdruckslos wie sie schaut er zurück. Niemand hat gesehen, wo sie hergekommen ist.

„Ich hab lange auf dich gewartet. Ich wollte dir nur sagen, dass mir leid tut, was ich damals-„

„Wer bist du?“, unterbricht Ruffy die langsam gesprochenen und gut ausgewähltes Worte der jungen Frau.

„Was?“, sie sieht ihn erstaunt an, doch er reagiert nicht.

„Ruffy, du kannst dich nicht erinnern? Aber-„, sie bricht den Satz ab, schaut zur Seite und wird beinahe Zeitgleich zur Seite auf den Boden geworfen. Kurz darauf erklingt ein lauter Schuss aus der Richtung, in der sie geschaut hatte. Alle zucken zusammen. Sie bewegt sich nicht mehr.

„Was zu Hölle ist hier los?“, kann sich Zorro nicht zurückhalten, ehe er auf das Mädchen zulaufen will. Ein Schuss vor seinen Füßen hält ihn jedoch auf. Erst jetzt erkennen sie, wo die Schüsse her kommen. Ein kleines, motorisiertes Boot kommt auf die Tousand Sunny zu, darauf ein Mann mit einem Scharfschützengewehr. Mehr nicht. Der Mann trägt Militärklamotten, eine Teleschnecke in der Hand und kaum hält das Boot neben der Tousand Sunny, springt er an Deck, das Gewehr auf das Mädchen gerichtet?

„Bleibt zurück! Ihr müsst mindestens drei Meter von ihr Abstand halten, habt ihr verstanden?“

„Nein, haben wir nicht! Was soll das? Wer ist die und was macht sie hier?“

„Es ist besser, wenn ihr es nicht wisst.“, sagt der Soldat, greift nach der Teleschnecke und spricht zu ihr.“

„Nummer Sieben liegt am Boden. Ich bin nicht sicher, ob ich sie erwischt habe. Wie sehen die Befehle aus?“

„Nähern sie sich vorsichtig, halten sie allerdings den Sicherheitsabstand ein. Klären sie die Situation.“, tönt es aus der Schnecke, und der Soldat gehorcht.

„Hey, hörst du uns eigentlich zu?!“, brüllt Sanji den Soldaten an. Gerade er kann es nicht ausstehen, wenn jemand eine Frau bedroht. Der Soldat reagiert nicht, zieht weiter auf das Mädchen und geht vorsichtig in einem Halbkreis auf sie zu. Kurz darauf spricht er wieder in die Schnecke.

„Sie blutet an der Schläfe, aber sie muss die Kugel abgefangen haben. Hätte ich richtig getroffen, könnt ich durch ihren Schädel gucken. Sie scheint bewusstlos zu sein.“

„Schießen sie ihr ins Bein, um ganz sicher zu sein.“

Der Soldat schießt ohne Zögern in ihr Bein. Sie zuckt weder zusammen, noch reagiert sie. Blut fließt aus ihrer Wunde.

„Keine Reaktion.“

„Gut, wie sind ihre Koordinaten? Wir holen sie gleich ab.“

Der Soldat schaut auf ein Gerät an seinem Arm, hält die Schnecke dabei weiter vor sein Gesicht.

„Ähm, siebenundvierzig Grad-„

Es ist Sanji, der ihn von hinten angreift und die Schnecke aus seiner Hand ins Meer tritt.

„Sanji! Lass den scheiß!“, mischt sich Ruffy ein. Sanji sieht verwirrt zu seinem Käpten. Wie kann er sich das mit ansehen? So kennt er ihn nicht. Eine kurze Pause, die der Soldat nutzt, sein Gewehr hebt und auf den blonden Koch zielt.

„Verdammt! Hast du eine Ahnung, was du da gerade gemacht hast?“, jetzt zieht auch Zorro seine Schwerter. Er hat bis jetzt nichts getan, weil er nichts mit der Situation zu tun hatte. Doch jetzt wird ein Mitglied seiner Mannschaft bedroht. Wenn Ruffy nicht will, dass er kämpft, wird er ihn festhalten müssen. Mit einem Hieb zerteilt er das Gewehr in vier Teile, woraufhin der Soldat es zu Boden fallen lässt.

„Verdammt noch mal! Dieses Monster wird uns alle umbringen!“

„Halts Maul!“, zischt ihn Sanji an, doch der Soldat zieht eine Handwaffe aus seinem Gürtel, dreht sich zu ihm und verengt die Augen zu Schlitzen.

„Wenn ihr wüsstet, was das ist, dann würdet ihr euch nicht so aufführen!“

„Ich hab gesagt, halts Maul!“

„Vergesst es. Die kann jeden Moment wieder wach werden! Ich verzieh mich!“, schreit der Soldat Sanji an, dreht sich herum und will losrennen. Doch er scheint zu stolpern, landet hart auf dem Boden und bewegt sich nicht mehr. Sanji stutzt, zögert einen Moment, geht dann jedoch zu dem Mann und dreht ihn auf den Rücken. Blut läuft ihm aus Ohren und Nase. Erschreckt springt Sanji zurück.

„Scheiße!“, zischt er einen Fluch, wird dann aber von Chopper abgelöst. Zorro rennt zu dem Mädchen, dreht es vorsichtig auf den Rücken und mustert sie einen Moment, als ihm etwas Ungewöhnliches an ihr auffällt. Sie hat Hörner. Kleine, weiße Hörner die unter ihren Haaren über ihren Ohren kaum sichtbar hervorschauen. Er schluckt, hat jedoch schon merkwürdigeres in seinem Leben gesehen. Sie atmet schnell, blinzelt einen Moment zu ihm auf, verdreht dann jedoch wieder die Augen und wird ohnmächtig.

„Chopper!“, ruft er zu dem jungen Arzt herüber, der sofort aufsieht und zu ihm rennt.
 

„Und du bist dir sicher, dass du sie nicht kennst?“ Choppers Stimme ist ruhig. Er, Ruffy und Nami stehen im Arztzimmer. Das Mädchen auf dem Bett ist noch immer Bewusstlos, doch Chopper hat ihre Wunden verbunden. Ruffys Blick ruht auf ihr. Er schaut ernst, denkt nach, hat die Hände in den Taschen.

„Ich kenne sie irgendwoher, aber ich weiß nicht, woher.“

„Sie hat gesagt, wie will sich bei dir für irgendwas entschuldigen.“, mischt sich jetzt auch Nami ein, als sie sich mit dem Rücken gegen die Tür lehnt, „Wenn du dich schon nicht an sie erinnern kannst, vielleicht erinnerst du dich an das, was sie gemeint hat.“

Ruffy starrt das Mädchen an, überlegt, wartet, zuckt dann jedoch mit den Achseln.

„Ich weiß es wirklich nicht.“

„Wo ist er?!“, Sanji reißt die Tür vom Arztzimmer auf, erspäht Ruffy und baut sich vor ihm auf.

„Was hast du eigentlich für Pillen geschluckt?! Hast du das gerade nicht mitbekommen? Der Kerl hat sie erst angeschossen und dann, obwohl sie am Boden lag, ihr noch eine Kugel rein gejagt! Und du sagst, ich soll den Scheiß lassen?!“

„Wir haben nichts mit der zu tun!“

„Von wegen, wir haben nichts mit ihr zu tun! Sie kennt dich! Und ich wette, du kennst sie auch! Wenn ich raus bekomme, dass du ihr irgendwas angetan hast, dann kannst du einpacken!“

„Du redest Müll! Ich kenn die nicht! Die muss mich verwechseln!“

„Die hat deinen Namen gesagt! Sie meinte dich, ganz sicher!“

„Ich kenn sie nicht! Ich weiß nur eins, ich will sie nicht an Board haben!“

„Ruffy!“, mischt sich jetzt Nami in den Streit ein, „Wie kannst du so etwas sagen? Wenn du sie nicht kennst, ist es doch egal, ob sie jetzt erst einmal hier ist, oder nicht!“

Ruffy dreht sich zu Nami.

„Ich kenne sie! Ich weiß nur nicht, wer sie ist!“

„Das ergibt doch gar keinen Sinn!“, zieht Sanji die Aufmerksamkeit wieder auf sich, „Woher kennst du sie? Was hast du mit ihr zu tun?“

„Ich weiß es nicht mehr!“

„Du weißt es nicht mehr? Was soll der scheiß heißen? Du hast es einfach vergessen?“

„Ich weiß es nicht!“, Ruffy keift Sanji an, stößt ihn an den Schultern von sich und geht, läuft beinahe schon, aus dem Raum. Sanji will ihn erst aufhalten, lässt ihn dann jedoch gehen. Auch er hat, wenn er ehrlich zu sich ist, keine Lust mehr, sich zu streiten. Kopfschüttelnd über Ruffy schaut er zu Nami, doch sie ist ebenso Ratlos wie er. Namis Blick wandert zu dem Mädchen auf dem Bett. Leise seufzend sagt sie schließlich:

„Dann werden wir sie fragen, wenn sie wieder wach ist.“

Klar sind wir Freunde....

Kapitel 1

Das Mädchen liegt noch lang bewusstlos im Bett. Chopper hat angeordnet, sie Ruhe zu lassen, weshalb sie allein im Zimmer liegt. Bis vor einer Stunde jedenfalls. Ruffy ist durchs Fenster ins Arztzimmer gestiegen, setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und starrt sie an. Woher kennt er sie? Er weiß, dass er sie kennt, aber er weiß nichts von ihr. Wofür will sie sich entschuldigen? So wichtig kann es doch nicht sein, wenn er es nicht mehr weiß.

Das Mädchen dreht sich auf die Seite in seine Richtung, tastet mit einer Hand nach dem Verband und kneift die Augen zusammen. Ruffy rührt sich nicht, wartet bis sie die Augen öffnet und fragt sie dann, was ihn beschäftigt.

„Wer bist du?“

„Was? Oh. Ich bin Nummer Sieben, mein Name ist Nana. Eigentum der Yamoto-Controlls.“

„Das ist doch totaler Schwachsinn. Wer bist du wirklich?“

„Wie? Ich verstehe die Frage nicht.“, das Mädchen schaut verwirrt zu ihm auf, ohne sich aufzusetzen.

„Für was willst du dich bei mir entschuldigen? Was ist so wichtig?“

„Ich will mich entschuldigen? Ich weiß nicht. Wieso soll ich das wollen?“

Ruffy beißt die Zähne zusammen. Will sie sich über ihn lustig machen? Sie war es doch, die ihn darauf angesprochen hat.

„Willst du mich verarschen? Wer bist du?“

„Nana.“

„Nein, das bist du nicht! Wieso willst du dich bei mir entschuldigen? Wieso bist du hier her gekommen? Und was war das mit diesem Soldaten? Was sollte das mit dem und woran ist der gestorben?“

Er keift das Mädchen im Bett an, die aus Reflex die Arme über den Kopf verschränkt.

„Ich weiß nichts von einem Soldaten. Ich weiß nicht, wie ich hier her gekommen bin. Mama kümmert sich um alles. Du musst Mama fragen. Entschuldigung, Sie müssen Mama fragen.“

Ruffy schüttelt den Kopf über ihr Gerede, versteht kein Wort oder Zusammenhang. Irgendetwas an ihr macht ihn unglaublich wütend. Er knirscht vor Wut über sie mit den Zähnen. Wieso kann sie nicht einfach antworten? Wieso verstellt sie sich dermaßen? Vor wenigen Stunden war sie noch ganz anders. Bei dem Gedanken greift er den Arm, der über ihrem Kopf verschränkt ist und zieht ihn zur Seite.

„Hör mal!-„

„Bitte nicht schlagen!“, unterbricht sie ihn zusammenzuckend. Der Schrei scheint jede Art von Wut von ihm wegzuspringen. Sie verstellt sich nicht, das ist echt. Sie hat wirklich Angst vor ihm. Beinahe Zeitgleich wird die Tür des Arztzimmers aufgerissen. Nami und Sanji starren ihn an. Erst jetzt lässt Ruffy ihren arm los, der sich sofort wieder schützend über sie zieht. Mehr benötigt Sanji nicht, er stürzt sofort auf Ruffy ein, tritt ihn vor die Brust und gegen die hintere Wand des Raumes. Auch wenn er der Käpten ist, damit geht er viel zu weit! Nami kniet sich sofort zu dem Mädchen ans Bett und legt schützend und beruhigend die Hand auf ihre Arme.

Ruffy stolpert hart gegen die Wand neben dem Fester, weicht einen weiteren Tritt aus und versucht die Situation zu klären.

„Ich hab sie nicht angefasst!“

„Das hab ich doch sogar gesehen!“

„Du hast gar nichts gesehen! Ich hab sie nicht geschlagen! Wieso sollte ich das machen?!“

„Ich weiß nicht! Wieso willst du sie nicht hier haben?“

„Ich weiß es nicht!“

Sanji drückt Ruffy an die Wand, funkelt ihn unendlich böse und voller Wut an. So hat er ihn nicht eingeschätzt. Was ist nur los mit ihm? Wie konnte er nur so etwas machen? Ruffy drückt gegen Sanji, fühlt die Wand jedoch in seinem Rücken. Er weiß, wie es ausgesehen hat, daher kann er Sanjis Reaktion kaum verübeln. Er muss es irgendwie klarstellen. Sein Blick trifft Nanas, die ihn noch immer voller Angst in den Augen ansieht.

„Nana, sag du es ihm! Hab ich dich geschlagen? Ja oder nein? Und sag die Wahrheit!“

Nana unterdrückt ein Zittern, als sie von ihm angesprochen wird, zögert einen Moment, schüttelt dann aber hastig den Kopf.

„Nein, haben Sie nicht.“

Ruffy schaut wieder zu Sanji, drückt noch immer mit den Händen gegen ihn und sieht ihn ernst an.

„Siehst du! Lass mich los!“

Sanji zögert noch einen Moment, gehorcht dann jedoch seinem Käpten, lässt ihn los und dreht sich von ihm weg. Ruffy stellt sich richtig auf seine Füße, zieht sein Shirt gerade und den Hut richtig auf seinen Kopf. Sanji sagt kein Wort, stellt sich vor das Bett mit dem Blick zur gegenüberliegenden Wand und wartet darauf, dass Ruffy aus dem Zimmer tritt. Nami bleibt bei Nana. Sie kümmert sich um sie und beruhigt sie leise. Erst, als Ruffy aus dem Zimmer geht, folgt ihm Sanji.
 

„Also, ihr Name ist Nana. Sie sagt, sie weiß nicht, wie sie hier her gekommen ist. Und sie sagt, sie kennt weder Ruffy, noch irgendjemand anderen auf diesem Schiff.“

„Das ergibt doch gar keinen Sinn. Sie hat doch ganz klar mit Ruffy gesprochen. Sie hat gesagt, dass sie nur wegen ihm auf das Schiff gekommen ist. Sie hat sogar auf ihn gewartet.“, Brook schüttelt verständnislos den Kopf. Zorro scheint jedoch zu ahnen, woran es liegen könnte.

„Sie ist doch am Kopf verletzt. Kann es nicht daran liegen, dass sie es vergessen hat?“

Chopper schüttelt kurz darauf den Kopf.

„Nein, nicht in der Art und Weise. Wenn sie sich an gar nichts erinnern würde, oder der Vorfall an Deck aus ihrem Gedächtnis verschwunden wäre, dann währe es eine Möglichkeit, aber so nicht.“

„Sie heißt nicht Nana.“, meldet sich jetzt auch Ruffy zu Wort. Sofort erntet er fragende Blicke, bis auf Chopper, der ihn verständnisvoll ansieht.

„Sie heißt anders. Irgendwas mit L. Lena.. Laura.. irgendwas mit L.“

„Wenn du sie nicht kennst, woher willst du das dann wissen?“, will Sanji wissen, der sich beinahe wieder im Ton vergreift.

„Ich hab doch schon die ganze Zeit gesagt, ich weiß es nicht. Ich kenn sie, aber irgendwie nicht jetzt.“

„Ich habe schon eine Theorie aufgestellt, aber ich bin mir noch lange nicht sicher.“, unterbricht Chopper Ruffy, lehnt sich neben die Tür und schaut aus dem Fenster.

„Ich sag es euch, wenn ich mir ganz sicher bin, okay? „

„Klar, mach was du willst.“, nickt Sanji ihm zu und steckt sich eine weitere Zigarette an.

„Wie es aussieht wird sie mindestens die nächsten Tage bei uns bleiben. Müssen wir auf irgendwas achten?“

„Nicht, dass ich wüsste. Körperlich ist sie sehr fit. Sie hat eine leichte Gehirnerschütterung, aber die müsste schnell abklingen. Die Hörner sind zwar etwas merkwürdig, aber das kommt bestimmt von einer Teufelsfrucht. Was sie bewirkt, weiß ich allerdings noch nicht. Sie wollte auch nicht darüber reden. Sie hat gesagt, wenn wir es nicht wissen, darf sie es nicht sagen.“, Chopper zuckt unverständlich mit den Achseln.

„Vielleicht bekommen wir das ja noch raus.“

„Wow! Das ist so toll hier!“, jubelnd reißt Nana die Tür zur Küche auf, komplett nackt, nass und mit Seifenschaum auf der Haut. Sie Strahlt glücklich und zeigt hinter sich in Richtung Badezimmer.

„Habt ihr gewusst, dass da richtig warmes Wasser rauskommt?! Einfach so? Und das ist richtig warm, nicht kalt oder so, richtig warm!“

„Nana!“, Nami, mit einem Handtuch umwickelt und einem anderen in der Hand zieht sie hinter die Wand. „Du kannst nicht einfach nackt hier rumlaufen! Zieh dir vorher was an. Deinetwegen bekommen die alle hier noch nen Hormonkoller!“

„Was? Wieso? Wissen die denn schon, wie toll das in dem Zimmer da ist? Vielleicht wollen die ja mit baden.“

„Da bin ich mir fast sicher. Aber das lassen wir lieber erst einmal. Komm mit, ich zieh dir was an.“

„Ach so?“, die Stimmen entfernen sich langsam, alle Starren weiter zur Tür, unfähig etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Sanji fällt etwas Asche von der Zigarette auf den Tisch, doch er merkt es nicht einmal. Selbst Ruffy starrt zur Tür.

„Körperlich fit, hm?“, fragt Robin dann erneut leise und muss kichern.
 

Es ist Nachmittag, die Sonne scheint hell und Nami hat Nana ein weißes Shirt und eine kurze Hose herausgesucht. Es ist nicht besonderes, doch es passt gut.

„Wow! Richtiges Gras? So richtig? Ich meine, das wächst auch? Ganz von alleine?“

„Nein, nicht wirklich von alleine. Ab und zu muss man es gießen, sonst trocknet es aus und wird braun und stirbt.“

„Dann ist das ja fast wie ein Mensch! Wow, kleine Grasmenschen!“

Lysop sieht sie verwundert an, will sie erst berichtigen, lässt es dann aber, als er sieht, wie begeistert sie ist. Einen Moment später breitet Nana die Arme aus, schließt die Augen und lässt sich fallen.

„Das ist so weich! Fast wie Wolken! Oder Watte!“

„Ich hab noch nie jemanden gesehen, der sich so über eine Wiese freut. Höchstens Ruffy.“

„Ruffy?“, Nana schaut fragend zu Lysop hoch, der dann auf Ruffy am Bug des Schiffes deutet.

„Ja, der Typ da. Du weißt schon.“, Nana folgt seinem Blick, schluckt dann einmal und Nickt.

„Der, der sauer auf mich ist.“

„Ja, genau der.“, nickt Lysop, begreift dann aber, was er gesagt hat und schüttelt sofort den Kopf.

„Ne, der ist doch nicht sauer auf dich. So ein Quatsch. Der kennt dich nur nicht.“

„Und dann ist der so zu Leuten?“

„Naja, eigentlich nicht. Aber wie es aussieht, manchmal.“

„Ach so. Jetzt versteh ich.“, nickt Nana, drückt sich vom Boden ab und geht auf Ruffy zu, noch ehe Lysop reagieren kann. Ruffy sitzt auf der Gallionsfigur, schaut nach vorn und bemerkt nicht, dass sich Nana zu ihm rüber bewegt. Erst, als sie hinter ihm sitzt, dreht er sich um, reißt die Augen auf und erschreckt sich.

„Hi, ich bin Nana.“

„Was? Ja, ich weiß schon.“

„Bist du noch sauer auf mich?“

„Wie?“

„Ich will nicht, dass du sauer auf mich bist. Es soll nie jemand wütend auf mich sein, das ist nicht gut.“

„Ich bin nicht sauer auf dich. Naja, nicht wirklich. Jedenfalls nicht auf dich, wie du jetzt bist.“

„Das versteh ich nicht.“

„Ich auch nicht.“

Nana sieht ihn stirnrunzelnd an, atmet leise durch und schaut dann an ihm vorbei ins Meer. Ihre Augen weiten sich, , ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus und kurz darauf erhebt sie sich vorsichtig auf ihre Füße.

„Das ist ja super hier oben! Das sieht fast aus, als würden wir fliegen!“

Ruffy folgt ihrem Blick, dreht sich wieder nach vorn und kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Nickend stimmt er ihr zu.

„Naja, momentan sind wir nicht so schnell, wie wir sonst sind. Ist ja kaum Wind da. Aber das ändert sich bestimmt noch.“

„Glaubst du, das Wasser ist tiefer als das, was im Badezimmer war?“

„Mit Sicherheit. So tief, da kann man den Boden nicht sehen.“

„Kannst du mich hochziehen, wenn ich da unten bin?“

„Klar, wieso nicht? Wieso fragst du?“

Ruffy dreht sich zu Nana um, sieht sie jedoch nicht. Fragend sieht er sich um, hört dann ein lautes Platschen und reißt die Augen auf.

„Nana!“, schreit er und starrt auf das Wasser neben dem Schiff. Kleine Wellen bewegen sich Kreisförmig und er kann sehen, wo sie ins Wasser gefallen ist.

„Mann- Ich meine, Frau über Board!“, ruft jetzt Lysop, der die beiden beobachtet hat. Er schnappt sich ein Seil, rennt zur Reling und bindet es sich um die Hüfte.

„Schnell, beeilt euch!“

Noch bevor Lysop ins Wasser springen kann, taucht Nana wieder auf. Sie Zittert etwas, doch strahlt übers ganze Gesicht.

„Man, das ist echt kalt! Aber du hast recht, das ist wirklich total tief!“, winkt sie zu Ruffy rauf, der sie ungläubig anstarrt.
 

„Nana, du kannst nicht einfach ins Wasser springen! Guck mal an dir runter!“

Absolut durchnässt steht Nana an Deck. Lysop löst den Knoten um seine Hüfte und geht gleichzeitig Richtung Badezimmer. Auch ihn tropft das Wasser aus den Klamotten.

Wie Nami es von ihr verlangt hat schaut Nana an sich herunter. Ihr weißes Shirt ist praktisch durchsichtig, ihre Nippel stehen durch die Kälte aufrecht und pressen gegen den nassen Stoff. Kaum hat Nana es gesehen, greift sie nach oben, presst ihren Busen nach oben und grinst Nami an.

„Sieht doch gar nicht so schlecht aus. Chu-.“

Ein Niesen unterbricht sie. Nami kann nicht glauben, wie sie sich benimmt. Wer hat dieses Mädchen bitte erzogen? Sofort wickelt sie Nana in das Handtuch fest ein und reibt ihr die Arme.

„Wieso trägst du nicht den BH, den ich dir gegeben habe?“

„Der war so eng.“

„Das stimmt nicht, der hat dir gepasst.“

„Das hat sich trotzdem komisch angefühlt. Man sieht es doch so wie so nicht. Wieso soll ich ihn tragen, Nami-san?“

„Man sieht es wohl. Trägst du wenigstens die Unterwäsche, die ich dir gegeben habe?“

„Nami, geh lieber mit ihr rein, wenn ihr euch weiter darüber unterhalten wollt.“, mischt sich jetzt Robin ein und zieht Namis Aufmerksamkeit auf Ruffy, Sanji, Zorro und Franky, die ihr gebannt zuhören. Nana folgt Namis blick und winkt grinsend den Männern zu, während sich das Handtuch auf einer Seite löst.

„Vielleicht können wir ja alle mal zusammen schwimmen gehen.“

„Mit Sicherheit nicht!“, herrscht Nami sie an und zieht sie an dem Arm hinter sich her unter Deck.

„Wie kannst du so jemanden nur vergessen?“, Sanji schaut Ruffy verwirrt an, der schaut jedoch nur verwirrt zurück und zuckt mit den Achseln.
 

„Wow! Sanji-Kun, das ist unglaublich! So etwas hab ich noch nie gegessen! Das schmeckt- Ich kenn gar kein Wort dafür! Das ist besser als gut! Danke!“

„Danke dir, Nana-Schatz. Es freut mich, dass es dir so gut schmeckt. Für meine drei Engel ist mir nichts zu schade.“, erwidert Sanji gerührt, dabei hört Nana ihm schon gar nicht mehr zu, greift über den Tisch und knabbert an einem Reisbällchen.

„Sag mal, Nana. Was kannst du eigentlich alles?“, fragt Lysop dann, während er sich ein Brötchen auf den Teller legt. Nana grinst zu ihm herüber, hebt die Hand und streckt den Finger in die Luft, als wolle sie ihm etwas beibringen.

„Wer es weiß, der darf es wissen. Wer es nicht weiß, der darf es auch nicht wissen. Wenn mich jemand fragt, und er weiß es nicht, dann darf ich es nicht sagen.“

„Aber wir wissen es ja.“, wirft Zorro ein und erntet sofort fragende Blicke und erstaunen.

„Ach echt?“, fragt Chopper erstaunt und sieht Zorro fragend an. Doch ehe er noch etwas sagt, fährt Nana fort.

„Na, wenn das so ist. Dann ist das ja okay, wenn ich es sage, oder?“

„Genau.“, Zorro nickt und beißt etwas von seinem Brötchen ab.

„Ich hab vier Vektoren. Alle drei Meter lang und stärker als die von Nummer Achtzehn. Und das ist wirklich sehr stark!“

„Vektoren?“

„Genau!“

„Und was sind die Vektoren?“

„Naja, das weiß ich selbst nicht so genau. Aber Mama sagt immer, dass ich deswegen so besonders bin. Das hat irgendwas mit den Hörnern zu tun.“

„Das war keine Teufelsfrucht?“, fragt Nami, erinnert sich jetzt jedoch daran, dass Nana schwimmen konnte, als sie ins Wasser gesprungen ist.

„Kannst du uns die Mal zeigen? Nur ganz kurz?“, will Chopper wissen, der eher ein medizinisches Interesse an den Vektoren hat, als alle anderen.

„Nein, darf ich nicht. Das geht nur in einem Testraum. Mama hat gesagt, dass ich das wirklich unter keinen Umständen machen oder zeigen darf, wenn sie nicht da ist. Das ist wirklich wichtig.“

„Haben die irgendwas mit Blut zu tun?“, mischt sich jetzt auf Ruffy in das Gespräch ein. Er hat den Mund voller Essen, sieht sie jedoch ernst an. Erntet für seine Frage jedoch fragende Blicke der Crew.

„Ähm… “, Nana starrt an die Decke und legt einen Finger auf die Lippen. Sie denkt angestrengt nach, schüttelt dann aber den Kopf.

„Ne, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht, wenn man auf seine Eltern hört.“

„Wer ist deine Mama?“, will jetzt Robin wissen.

„Mama ist meine Mama. Ich hab sie schon lange, sie redet viel mit mir und sagt mir, was ich machen soll. Sie hört mir auch immer zu, wenn ich etwas erzählen möchte oder mir irgendwas an mir auffällt. Ich bekomme dann immer leckeren Kuchen, wenn mir etwas Neues aufgefallen ist.“

„Etwas Neues?“

„Ja, meistens etwas über die Vektoren.“

„Was denn, zum Beispiel?“

„Darf ich nicht sagen. Das ist geheim.“

„Aber wir wissen es doch schon.“

„Ich darf es trotzdem nicht sagen. Nur Mama darf mit mir darüber reden.“

„Ach so. Naja, war ein Versuch wert.“, Robin zuckt die Achseln, isst dann jedoch weiter.

„Sag mal, Nana. Wo möchtest du heute Nacht schlafen?“, wagt sich jetzt auch Sanji eine Frage. Er hofft natürlich, dass sie bei ihm im Bett schlafen möchte, doch sie versteht die Frage erst einmal gar nicht.

„Schlafen? Wo ich schlafen will? In einem Bett, glaub ich. Also nicht auf dem Boden oder an der Wand oder so. Das kann ich nicht leiden.“

„Natürlich in einem Bett. Aber in welchem?“, Sanji kann sich ein Grinsen vor Vorfreude nicht verkneifen, bekommt dafür jedoch eine Kopfnuss von Nami. Nana reagiert gar nicht auf die Kopfnuss, verengt die Augen zu schlitzen, legt den Finger auf die Lippen und schaut in die Runde.

„Ich glaub, ich will in-„

„Nichts da. Du schläfst bei uns.“, mischt sich Nami in den Satz und bricht Nana so ab. Sie schaut zu Nami auf, schaut etwas enttäuscht, nickt dann jedoch leicht.

„Okay, ganz wie du meinst.“
 

Ruffy starrt in die Dunkelheit an die Decke. Woher kennt er sie? Was hat sie mit ihm zu tun und was meinte sie damit, als sie an Deck aufgetaucht ist?

Plötzlich zuckt er zusammen, als er jemanden neben sich spürt.

„Pssst. Nicht erschrecken. Nami-San ist eingeschlafen. Ich will nicht bei ihr schlafen, sie hat mich aber nicht festgebunden.“

„Nana, was machst du hier? Wieso willst du nicht bei Nami schlafen?“

„Ich kann sie nicht leiden. Naja, also nicht das, was sie immer zu mir sagt. Sie ist eigentlich ganz okay. Ich kann die Klamotten aber nicht ausstehen, die sie mir gibt. Nur die Strümpfe, die sind cool. Sonst hab ich kalte Füße, aber jetzt bleiben sie warm.“

„Bist du nackt?“

„Nein.“, Nana schüttelt den Kopf, zieht die Decke über sich und rückt etwas näher an Ruffy heran. Ruffy dreht sich nicht um, bleibt weiter auf dem Rücken liegen, reißt jedoch die Augen auf, als er ihre Haut an seinem Arm spürt. Weich und warm, es ist ihre Brust.

„Du bist doch nackt.“

„Nein, ich hab Strümpfe an.“

Ruffy muss sich zusammenreißen nicht seine Hand an seine Stirn zu schlagen. Das ist doch nicht angezogen.

„Wieso willst du keine Klamotten tragen?“

„Das ist so ungewohnt. Sonst trage ich nie irgendwas.“

„Nie? Ist das nicht kalt?“

„Nur an den Füßen.“

Nana rutscht weiter an Ruffy heran, legt ein Bein auf die Seinen und legt ihren Kopf richtig auf das Kissen. Ruffy zuckt kurz zusammen, schluckt schwer und schaut zu ihr herüber.

„Hat Nami dir die Strümpfe gegeben?“

„Nein, wieso fragst du?“

„Das sind keine Strümpfe, das sind Strapse.“

„Was für Dinger? Ist das nicht egal?“

Ruffy denkt kurz darüber nach, zuckt dann jedoch unwissend die Schultern.

„Doch, ich glaub, das ist egal. Aber sag mal, Nana. Wieso willst du ausgerechnet in meinem Bett schlafen?“

„Du bist doch der Käpten, oder, Ruffy-Kun? Dann musst du dich um Neulinge kümmern, oder nicht?“

„Ach so. Ja, da hast du Recht.“

„Außerdem… Ich weiß nicht. Ich hab das Gefühl, dass wir uns schon länger kennen. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühl mich gut bei dir, Ruffy-Kun.“

Ruffy schluckt, nickt dann jedoch und schweigt. Er fühlt es auch. Aber er sollte es eigentlich wissen müssen. Oder nicht? Was ist damals passiert, dass er sich nicht erinnern kann? Oder sogar nicht erinnern will? Ruffy dreht sich auf die Seite, blickt Nana direkt ins Gesicht, dann auf die Hörner, dann wieder ins Gesicht. Nana schläft ein, er kann es sehen und fühlen. Aber es ist nicht Nana, an die er sich erinnern kann. Es ist jemand anderes. Jemand mit L. Lena….Leica….Lara…

„Lucy.“, flüstert Ruffy, als es ihm wieder einfällt. Nur der Name ist wieder da. Es ist lange her, einige Jahre, aber das ist ihr Name. Lucy.

Das Mädchen vor ihm kneift bei dem Namen die Augen zusammen, atmet ruhig und öffnet die Augen schließlich langsam. Sie schaut Ruffy nur kurz in der Dunkelheit an, senkt den Blick jedoch sofort wieder.

„Ruffy.“, sie flüstert leise, zieht die Beine an und verschränkt die Arme vor der Brust. Ruffy bewegt sich nicht, beobachtet sie und versucht sich weiter zu erinnern.

„Du weißt wieder Bescheid?“, fragt Lucy dann leise, Ruffy zögert, schüttelt dann aber den Kopf.

„Nicht so richtig. Wie lange ist das jetzt her? Fünf, sechs Jahre?“

„Sechs. Was weißt du wieder?“

„Ich weiß, dass wir uns immer im Wald getroffen haben. Du hast nie Fleisch gegessen. Und manchmal warst du lange in Gedanken.“

„Du hast immer davon geredet, dass du König der Piraten werden willst. Du wolltest viele Freunde finden, eine Crew, die dir dabei hilft. Hast du schon etwas davon geschafft? Sind alle, die hier an Bord sind, deine Freunde?“

„Klar. Ich hab viel erlebt, das kann ich dir sagen. Was ist mit dir?“

Sie zögert.

„Vielleicht ist es ja besser, dass du nichts mehr weißt.“

„Wie meinst du das?“

„Ruffy, hör zu. Ich will, dass du weißt, dass ich alles für dich mache.“

„Was?“

„Ich schulde dir mehr als das und ich kenne dich gut genug, dass ich es dir anbieten kann, ohne zu zögern.“

„Lucy, was ist eigentlich los mit dir? Erst kommst du hier an Deck, dann sagst du, du kennst mich nicht und du weißt nicht, wie du hier her gekommen bist und dann weißt du doch wieder alles? Was soll das? Ist das irgend so ein Spiel für dich?“

„Nein, ist es nicht. Das ist schwer zu erklären. Es ist, als würde ich mit einem Teil von mir den Körper teilen. Vielleicht geht es wieder vorbei, wenn ich genug Zeit habe.“

„Soll das heißen, wenn du Nana bist, bist du nicht Lucy?“

„So in der Art. Manchmal wache ich auf und ich kann mich an ganze Tage nicht erinnern. Dann bleibe ich wieder eine Zeit ich selbst. Ich weiß nicht, was es auslöst oder wie ich es kontrollieren könnte.“

„Man, du bist ganz schön kompliziert geworden.“

„Ich war immer kompliziert, Ruffy. Du hast nur nie gefragt.“

„Das stimmt. Glaubst du, wenn du morgen aufwachst, bist du Lucy oder Nana?“

„Ich weiß es nicht. Aber ich denke, du wirst es schon merken, wer ich wann bin.“

Ruffy denkt an den Tag zurück und wie sich Nana benommen hat. Zu Lucy ist da kein Vergleich.

„Ich bin echt sauer auf dich, ich weiß nur nicht, wieso.“

„Du hast jeden Grund dafür.“ Er hat zwar gehofft, sie würde sagen, was geschehen ist, aber möglicherweise ist es wirklich besser, wenn er es vergessen hat. Er seufzt leise, blickt an die Zimmerdecke und versucht lieber an das zu denken, was als nächstes geschehen wird. Niemand sagt mehr ein Wort, so dauert es nicht lang, dass auch er eingeschlafen ist. Noch im Halbschlaf bemerkt er, dass sich Lucy aufgesetzt hat. Sie blickt zum Fenster, lauscht, bewegt sich nicht.

„Kannst du nicht schlafen?“, murmelt er schließlich und dreht sich zur Seite. Lucy blickt zu ihm herunter, zögert einen Moment, verlässt dann jedoch das Bett. Ruffy ist zu müde, als dass er ihr hinterher sehen könnte, so lässt er sie gehen.
 

„Klar sind wir Freunde. Was glaubst du denn, warum ich dich sonst am Leben gelassen hab.“
 

Ein Schrei weckt ihn am Morgen. Es ist Nami. Der Schrei kam von Deck, sofort springt er auf, rennt zusammen mir den anderen an Deck und sieht sofort, wieso sie geschrien hat. Blut. Das gesamte Deck ist rot von Blut.

„Was ist das? Nami, alles okay?“

„Mir geht es gut, aber wo kommt das her? Sind wir vollzählig? Wer hatte Aufsicht?!“

„Ich.“, meldet sich Lysop kleinlaut zu Wort, als er den Mastherunterklettert und einen Fuß auf das rote Deck setzt. Er hatte geschlafen, man sieht es ihm an. Nach und nach erscheint jedes Crewmitglied an Deck, jedem geht es gut, nur kann sich niemand das Blut erklären. Nana ist die letzte, die zu den Strohhüten tritt. Sofort schüttelt sie den Kopf.

„Ich war das nicht! Ich war das wirklich nicht, ganz ehrlich!“

Ein Blick, und Ruffy weiß sofort, wer vor ihr steht. Lucy ist nicht hier. Und er ist sich sicher, dass sie es war, auch wenn er nicht weiß, wie sie es gemacht hat. Nana hat sich in der Nacht etwas angezogen, eines von Ruffys Hemden, in dem sie aussieht, als träge sie ein Kleid. Die Arme vor der Brust verschränkt, starrt sie auf das Deck, schüttelt den Kopf und sucht nach einer Erklärung. Sie trägt keine Schuhe, ihre Füße sind Rot von dem Blut. Nehmen dem Mast liegt ein Handschuh, wie sie der Soldat trug. In ihm noch immer eine Hand, glatt abgetrennt. Zorro geht über das Deck, findet sie, sagt jedoch nichts.

„Hey, Nami! Ich glaub, hier ist eine Nachricht für dich!“, ruft dann plötzlich Franky, der hinter einer Wand verschwunden ist.

Sofort laufen ihm alle nach, Nami voran. An der Wand hinter der Ecke steht es in großen, roten Buchstaben geschrieben. „Wechselt den Kurs.“

„Was soll das?“, fragt Nami leise, sieht auf den Log-Port und dann zurück auf die Wand. Kleine Wellen spülen die Ränder des Schiffes frei von dem Blut, doch das Deck muss aufwendig gereinigt werden, um alles sauber zu bekommen.

„Kannst du den Kurs wechseln?“, will Ruffy plötzlich wissen, Nami schaut zu ihm auf, schüttelt dann jedoch den Kopf.

„Ich kann von der Route abweichen, das schon. Aber die Richtung müssen wir beibehalten. Wir haben keinen Eternal-Port.“

„Verstehe. Können wir wenigstens einen Bogen fahren?“

„Das schon. Aber willst du wirklich auf das hier hören? Was ist, wenn es eine Falle ist?“

„Ich glaube nicht, dass es eine Falle ist.“

„Ich auch nicht.“, meldet sich jetzt Zorro zu Wort, den Handschuh in seiner Hand und hält ihn hoch.

„Wir wurden heute Nacht angegriffen. Und ich glaub nicht, dass sich die Soldaten selbst umgebracht haben.“, sein Blick fällt auf Nana, die immer noch fassungslos und apathisch über das Deck schaut. Sie hört ihm gar nicht zu.

„Nana, was weißt du hier rüber?“, als ihr Name fällt, schaut sie zu Zorro, erstarrt bei dem Anblick der Hand in seiner Hand und schüttelt wieder den Kopf.

„Ich war das wirklich nicht. Ganz sicher nicht.“

„Ich hab nicht gesagt, dass du es warst.“

Nana zögert, weicht einen Schritt zurück, schüttelt wieder den Kopf und starrt Zorro an.

„Ich weiß nicht, wer das war. Ich war es nicht. Ich bin brav, ich höre auf meine Eltern! Ich war das nicht!“

Zorro will gerade auf sie zugehen, als sich Ruffy einmischt.

„Vergiss es, Zorro. Ich glaube ich weiß, wer es war.“
 

„Lucy?“

Die Strohhüte haben sich in der Küche versammelt, Nana und Lysop jedoch schrubben das Deck. Es ist eine der Strafen für Lysop, weil er eingeschlafen ist. Nana wollte helfen. Sie scheint sich schuldig zu fühlen, auch wenn sie nichts von dem weiß, was in der Nacht geschehen ist.

Ruffy hat ihnen kurz erzählt, was in der Nacht geschehen ist, hat die Strapse jedoch ausgelassen.

Chopper nickt kurz.

„Dann hatte ich doch Recht. Ich hatte erst gedacht, dass sie durch den Streifschuss an der Schläfe ihr Gedächtnis verloren hatte, aber sie konnte sich an so viele Dinge erinnern die sie erlebt hat, das passte nicht zusammen. Sie hat also eine gespaltene Persönlichkeit. Sehr interessant.“

„Ruffy, was weißt du noch über diese Lucy?“, will Zorro wissen. Ruffy schaut zu ihm rüber, legt dann den Kopf in den Nacken und denkt nach.

„Soweit ich weiß hab ich sie vor fünf oder sechs Jahren mal getroffen. Das war, bevor ich in See gestochen bin. Ich glaub, ich hatte sie damals getroffen, als ich gerade vom Training im Wald nach Hause gehen wollte. Es war echt spät und schon dunkel. So richtig kann ich mich aber wirklich nicht erinnern.“

„Jetzt streng dich doch mal an. Das kann wirklich wichtig sein.“

„Ich versuch mich schon seit gestern zu erinnern, aber mehr als das hab ich wirklich nicht. Ach ja, sie isst kein Fleisch. Das weiß ich noch.“

„Vegetarier?“, will Sanji jetzt wissen.

„So hat sie es nie genannt.“

„Und wie hat sie es genannt?“

„Das weiß ich nicht mehr genau. Ist das denn wichtig?“

„Wahrscheinlich nicht.“

„Okay, “, mischt sich jetzt Nami in das Gespräch ein, „Wenn sie jetzt nicht Lucy, sondern Nana ist, dann sollten wir sie auch so behandeln. Anscheinend weiß sie nicht, was heute Nacht passiert ist, also sollten wir sie damit in Ruhe lassen. Das ist bestimmt nicht leicht für sie. Ich meine, stell dir mal vor, du machst etwas, und es bist trotzdem nicht du, der es macht. Gruselig.“

„Weiß Nana davon?“, mischt sich jetzt auch Sanji ein.

„Ich weiß, dass Lucy davon weiß. Bei Nana bin ich mir nicht sicher.“

„Also sollten wir sie lieber nicht darauf ansprechen?“

„Wieso nicht?“

Jetzt mischt sich Chopper wieder ein:

„Auf keinen Fall! Das ist eine wirklich ernste Sache, wenn ihr sie damit überrumpelt und sie nichts davon weiß könnten sich noch mehr Persönlichkeiten bilden, was die Therapie noch weiter erschwert. Sagt ihr kein Wort, behandelt sie wie sonst auch. Das einzige, was ihr vielleicht machen könntet ist einiges über ihre Vergangenheit herauszufinden. Vielleicht finden wir ja die Ursache und können mit der Zeit dafür sorgen, dass sich die Persönlichkeiten verbinden und sie zu einer Person wird. Soweit ich weiß wird es oft durch ein Trauma in der Kindheit ausgelöst. Es muss länger her sein als sechs Jahre, also kann und Ruffy auch nicht helfen, selbst wenn er sich erinnern könnte.“

„Haben wir schon versucht. Weißt du nicht mehr? Sie sagt uns kein Wort.“, wirft Robin ein, als sie aus dem Fenster schaut und Nana mit Lysop beobachtet. Das Deck ist Nass und voller Schaum. Sie arbeiten Hart, um das Blut zu entfernen.

„Einfach weiter versuchen. Ich will es nicht aufgeben bevor ich es versucht habe.“

„Moment mal. Ganz kurze Pause. Haben wir uns jetzt dazu entschieden sie hier zu behalten? Natürlich würde ich sie nicht von den Soldaten mitnehmen lassen, die hier waren, aber dauerhaft können wir doch nicht auf sie aufpassen. Wir kennen sie nicht und sich nicht dazu verpflichtet auf sie aufzupassen.“, will Nami schließlich wissen.

„So wie es aussieht kann sie auf sich selbst aufpassen. Sie ist nur sehr Naiv. Wenn es wirklich Nana war, ich meine Lucy, die heute Nacht das Blutbad veranstaltet hat, brauchen wir uns kaum Sorgen um sie machen. Es ist nicht ein Schuss gefallen, noch hat jemand geschrien. Ich glaube nicht, dass sie uns in der Hinsicht Probleme macht.“, antwortet ihr Zorro ohne aufzusehen.

„Apropos, Ruffy. Hast du eine Idee, womit sie kämpft?“, fragt jetzt auch Robin nach, als sie sich vom Fenster abwendet. Ruffy sieht sie fragend an, schüttelt dann aber den Kopf.

„Ich glaub nicht, dass ich sie jemals habe Kämpfen sehen.“

Es ist Zorro, der laut mir Robin beginnt nachzudenken.

„Meine Schwerter wurden nicht angerührt, das hätte ich gemerkt. Die Hand wurde glatt abgeschnitten, Messer scheinen hier in der Küche auch nicht zu fehlen. Franky, fehlt bei dir in der Werkstadt irgendetwas?“

„Ich weiß nicht genau, ich werde gleich nachsehen. Aber wenn sie es sauber gemacht und dann zurückgelegt hat, kann ich wahrscheinlich auch nicht sicher sagen, ob sie etwas genommen hat oder nicht.“

„Super. Hat es vielleicht irgendetwas mit ihren Teufelskräften zu tun?“

„Das sind keine Teufelskräfte. Sie kann Schwimmen.“

„Fertig!“, Nana reißt die Tür auf, lächelt schwach und schaut in die Runde. Sofort schweigen alle. Lysop taucht hinter ihr auf und geht an ihr vorbei in den Raum.

„War nicht einfach, aber ich denke, wir haben es gut hinbekommen. Ich will wirklich nicht wissen, was da heute Nacht passiert ist, ich hoffe nur, dass es nicht nochmal passiert.“

„Wenn du nicht wieder einschläfst, ganz sicher nicht.“, Nami gibt ihm eine Kopfnuss und schüttelt den Kopf.

„Aua! Ist ja gut, ich habs mittlerweile auch verstanden!“

Nana setzt sich zu den anderen auf die Band an der Wand. Es ist schwer das Thema zu wechseln, wenn man über so viele Dinge nachdenken muss.

„Hey, Nana.“, beginnt Ruffy schließlich, „Ist dir irgendwann mal was Schlimmes passiert?“

Chopper traut seinen Ohren nicht. So offensichtlich sollte er die Frage nicht stellen, doch jetzt kann er sie auch nicht wieder zurück nehmen.

„Was Schlimmes passiert?“, fragt Nana nach und schaut ihn von der Seite an.

„Ja, als du klein warst.“

„Als ich klein war? Ich war niemals klein.“

„Ich meine, als du ein Kind warst.“

„Das mein ich auch. Ich war nie ein Kind. Jedenfalls wüsste ich das nicht. Ich war schon immer so wie ich jetzt bin. Wieso? Ist das wichtig? Was passiert denn, wenn man klein ist?“

„Was? Nein, du verstehst die Frage nicht.-„, Nami haut ihm eine runter, ehe er es besser erklären kann, winkt dann auch scheinbar beiläufig ab.

„Vergiss es einfach, Nana. Hast du gut geschlafen?“

„Ich glaub schon. Ja, hab ich.“

„Wie sieht´s aus? Habt ihr schon Hunger?“, unterbricht Sanji den Wortwechsel und zieht eine große Lasagne aus dem Ofen.

„Weil das Frühstück ausgefallen ist gibt’s mal was Besonderes. Lasst es euch schmecken.“
 

Es ist Nachmittag, der Himmel hängt voller Wolken, doch die Temperaturen stehen um die 30°C. Es ist schwül und die Luft riecht nach Gewitter, auch wenn das Meer ruhig bleibt. Niemand möchte sich an so einem Tag viel bewegen. So Sitzen Robin und Nami gemeinsam unter Deck und studieren einige Bücher. Nana lässt sich von Chopper Blut abnehmen, damit er ihre Medikamente mischen kann. Davon hat er ihr aber nichts gesagt. Sie versteht von diesen Dingen eh nichts und gefragt, wozu er das Blut benötigt, hat sie auch nicht. Sanji wurde von Nami und Robin aus der Bücherei gesperrt, daher bleibt ihm als Gentleman nichts anderes übrig, als sich um Nana zu sorgen. Ruffy liegt zwischen den Orangenbäumen, schaut in den Wolkigen Himmel und versucht wieder sich zu erinnern. Er fühlt, dass er nah an seiner Erinnerung ist, doch jedes Mal, wenn er glaubt, dass ihm alles wieder einfällt, verliert er es wieder.

„Lucy…Lucy, Lucy, Lucy, Lucy… Lucy und Hörner. Hörner und Lucy… Lucy…“, Er verengt die Augen zu schlitzen, denkt angestrengt nach, doch es hilft ihm nicht. Irgendetwas verhindert, dass er sich erinnern kann.

„Lucy… Die traurige Lucy…“, er schließt die Augen, sieht sie einen Moment vor sich, mit etwas kürzeren Haaren, doch die gleichen Augen wie letzte Nacht. Er weiß, er kennt sie, aber wieso ist die Erinnerung an sie, der ganze Sommer in diesem Jahr, wie aus seinem Gedächtnis radiert. Irgendwas stimmt da nicht.

„Sie war der traurigste Mensch, den ich je kennengelernt habe.“

„Kannst du auch etwas leiser nachdenken?“

Zorro lehnt ihm gegenüber an der Reling und versucht zu schlafen. Ruffy kümmert sich nicht um ihn. Das, was er vergessen hat und wieder wissen will, ist wichtiger.

„Lucylucylucylucylucylucylucylucy….“, flüstert er immer wieder, hofft dadurch etwas weiter nach vorn zu kommen, doch es funktioniert nicht. Zorro sitzt genervt daneben. Doch ehe Zorro ein Auge zubekommt, ist Ruffy eingeschlafen.
 

„Sag mal, sind die echt?“

„Was?“

„Die Hörner auf deinem Kopf mein ich.“

„Klar sind die echt. Wenn du sie eklig findest, hau ab.“

Ruffy steht im Wald dem Mädchen gegenüber. Ihre Haare sind Pink, die Hörner stehen weiß leicht hervor. Der Wald ist still, im Hintergrund klingt eine leise Melodie. Er kann den Blick nicht von ihnen wenden, greift sie bei den Schultern und grinst, wie nur er es kann. Sie scheint mehr überrascht als gut gelaunt.

„Das ist ja der Oberhammer! Im ernst, ich find die Dinger unglaublich cool!“

Nach einem ungläubigen Zögern schlägt sie seine Hände weg und dreht sich zur Seite.

„Du hast ja keine Ahnung was es heißt, solche Dinger auf dem Kopf zu haben die sonst keiner hat.“

„Nein, du hast Recht, hab ich nicht. Aber.. Ich finde sie trotzdem total abgefahren! Also auf eine gute Art.“

„Ich kann nichts Gutes daran finden.“, sagt sie noch, während sie sich von ihm entfernt.

„Hey, warte doch mal! Wollen wir uns nicht anfreunden? Ich wohn hier gleich um die Ecke und wenn du willst können wir uns ab und zu treffen.“

„Du hast sie ja wohl nicht alle!“, zischt sie ihn an, ohne sich zu ihm umzudrehen.

„Wa-Warum?“, jetzt ist es Ruffy, der überrascht ist.

„Weil ich dich nicht ausstehen kann. Ich hasse jeden von euch.“, faucht sie erneut, leise und doch wütend, wie nur sie es kann. Ruffy schaut ihr einen Moment verdutzt nach, schaut sich dann hinter sich um.

„Wen meint sie mit `von euch`?“

Noch ehe sie im Wald verschwindet, ruft er ihr noch nach:

„Hey, jetzt warte doch mal! Ich heiße übrigens Ruffy, und wie heißt du? Ich wird morgen zur selben Zeit wieder hier sein, hast du verstanden?! Und ich wird auf dich warten, das ist ein Versprechen!“

Weg ist sie.
 

Regen weckt Ruffy. Es dämmert, Zorro schläft noch immer an der Reling schräg neben ihm. Ihn scheint der Regen nicht zu stören. Ruffy jedoch schon, so läuft er schnell unter Deck, wringt sich notdürftig das Shirt auf dem Weg in die Küche aus. Das Abendessen hat er verpasst, aber zum Glück hat Sanji ihm etwas auf dem Tisch gelassen. Sanji weiß, wenn er es nicht gemacht hätte, würde Ruffy ihn auch in der tiefsten Nacht aus dem Schlaf reißen. Doch der Traum lässt ihn nicht los. Es ist das einzige, woran er sich wieder erinnern kann. Doch zu dem Zeitpunkt war er noch nicht auf die wütend. Wieso dann jetzt?

Kennenlern

Kapitel 2
 

Noch ehe Ruffy am nächsten Morgen die Augen aufschlägt, riecht er das Frühstück vor sich, greift zielsicher über den Tisch und steckt sich ein Brötchen in den Mund.

„Ruffy, kannst du nicht warten, bis alle am Tisch sitzen?“

Erst jetzt bemerkt er, dass seine Crew bereits um ihn Platz genommen hat, der Tisch ist fertig gedeckt, Sanji verpasst ihm eine Kopfnuss, doch die ignoriert er gekonnt.

„Wieso? Wer fehlt denn?“, fragt er schmatzend und mit erst einem Auge blinzelnd. Seinen Kopf lässt er noch auf dem Tisch liegen, isst das Brötchen dann mit einem Bissen ganz auf.

„Unser Gast, Nana-Mäuschen.“

„Ich hab ihr schon gesagt, dass wir jetzt essen.“, wirft Chopper ein, “Sie hat mich aber einfach ignoriert und ist weggegangen. Ich glaub, sie war wieder jemand anders.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das einfach für sie ist. Stell dir mal vor, du wachst auf und hast am Tag vorher Sachen gemacht, an die du dich nicht erinnern kannst. Also ich find das gruselig.“, mischt sich jetzt auch Nami in die Unterhaltung ein. Doch Ruffys Reaktion auf diese Äußerung hat niemand am Tisch erwartet. Kaum hat Nami den Satz beendet, springt Ruffy von seinem Platz auf, Trifft dabei den Tisch, die Hälfte der Gläser kippen um, und er schreit ohne Vorwarnung Nami mit voller Wut an:

„Wage es nicht, noch einmal zu sagen, dass sie gruselig ist! Du hast kein Recht so etwas zu sagen!“

Es liegt so viel Wut und Entschlossenheit in seiner Stimme, dass niemand auch nur daran denkt, ihm zu widersprechen. Außerdem ist seine Reaktion so unverhältnismäßig und überraschend, dass er von seiner gesamten Crew nur ratlos und geschockt angesehen wird. Es vergehen wenige Sekunden schweigend, in dem weder er noch seine Crew sich bewegt. Dann greift Ruffy sich noch nebenbei ein Brötchen vom Tisch, schaut nicht mehr auf Nami oder die Anderen und verlässt den Raum. Für ihn war seine Reaktion ebenso merkwürdig und unerklärlich. Allerdings fühlte es sich genau richtig an. Als hätte er es schon einmal gemacht und damals war es genau das richtige. Seine Crew schaut ihm schweigend hinterher und starrt sich danach gegenseitig fragend in die Augen.

„Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“, will Nami dann leise und vorsichtig von Lysop wissen, doch der zuckt nur unwissend die Schultern.
 

Ruffy dachte einen Augenblick darüber nach, ob er Lucy das Brötchen geben solle, aber hat sich dann schnell dagegen entschieden und es allein gefuttert. Zielstrebig geht er auf die Galionsfigur zu, schwingt sich auf sie herauf und starrt aufs offene Meer hinaus. Niemand sollte zu ihr sagen oder von ihr behaupten, dass sie gruselig ist. Niemand hat auch nur ein Anflug von Ahnung, was mit ihr los ist. Er zwar selbst auch nicht, aber er weiß, was er sich erlauben darf und was nicht. Wenn er sich nur an etwas mehr erinnern könnte, wüsste er vielleicht, wieso er so reagiert hat.

„Haben wir den Kurs geändert?“, reißt ihm eine leise Stimme aus seinen Gedanken. Sofort dreht er sich um und schaut von Oben auf Lucy herunter, die hinter ihm an Deck steht und an ihm vorbei auf das Meer sieht. Seine Augen verengen sich unmerklich, doch er Nickt auf ihre Frage. Sie trägt eine gestreifte Leggins, eine kurze Jeanshose darüber und ein schwarzes Shirt von Nami. Auf dem Kopf trägt sie eine lockere Stoffmütze, an den Füßen weiße Turnschuhe.

„Danke. Ich will nicht, dass es wegen mir noch mehr Ärger gibt.“

Wenn sie wüsste, denkt sich Ruffy, doch schiebt den Gedanken schnell wieder zur Seite.

„Wieso bist du eigentlich hier?“, zischt er sie an, selbst über die Wut in seiner Stimme überrascht.

Lucy blickt sofort zu ihm auf mit einem Blick, der so voller Trauer und Schuld ist, dass selbst Ruffy ihm nicht standhalten kann. Er wendet den Blick von ihr ab, ohne auf eine Antwort zu warten und bereut sofort seine Wut auf sie.

„Es ist meine Pflicht als-„

„Vergiss es.“, unterbricht er sie dann, dreht sich wieder dem offenen Meer zu und schweigt. Lucy blickt einen Moment zu ihm auf, schweigt und wartet, ob er noch etwas anderes sagen möchte. Als hätte sie es geahnt beginnt Ruffy zu sprechen, ohne sie anzusehen oder sich zu vergewissern, ob sie noch da ist:

„Tut mir leid, dass ich dich vergessen hab.“

Stille. Lucy weiß, dass Ruffy wütend auf sie ist und sie kann es auch verstehen. Das sagte sie selbst zu ihm. Diese Entschuldigung hat sie nicht vom ihm erwartet.

„Danke.“, erwidert sie dann, nachdem sie sich dagegen entschieden hat aufzuzählen, was ihr alles leid tut, woran sie all die Jahre denken musste und nicht vergessen konnte, so wie er und dass sie unendlich froh darüber ist die Möglichkeit zu haben es eines Tages wieder gut zu machen. Auch wenn es nie wieder so wird wie vorher.

„Wie findest du es hier?“, will Ruffy dann wissen. Er strengt sich wirklich an eine Unterhaltung auf die Beine zu bekommen so gut er es eben kann.

„Es ist, wie ich es mir vorgestellt hab. Du hattest ja nie von etwas anderem erzählt.“

„Ja, das stimmt.“, zum erstem Mal zeigt sich ein Lächeln auf Ruffys Lippen, während er sich mit ihr unterhält, „Ich wusste immer, dass es für mich nichts anderes gibt.“

„Was würdest du machen, wenn du wissen würdest, dass deine Bestimmung vielen Menschen das Leben kostet?“

„Was?“, sofort dreht sich Ruffy wieder zu Lucy um. Die Frage war von ihr so gedankenverloren gestellt, dass ihr selbst nicht aufgefallen ist, was sie gerade gesagt hat. Sie schaut Ruffy fragend an, schüttelt kurz ihre Gedanken von sich und schüttelt dann den Kopf.

„Vergiss es, ich war wieder in Gedanken.“

Den Satz kennt er von ihr. Sie hat ihn oft gesagt nachdem sie so tiefgründige und bedrohliche Fragen gestellt hatte. Nie fühlte sich Ruffy mit diesen Fragen angesprochen, das weiß er noch. Sie stellte sie sich selbst. In der dritten Person. Kompliziert ist sie wirklich. Gruselig vielleicht auch ein wenig, wenn man sie nicht kennt, aber es auszusprechen ist etwas anderes als der Versuch sie besser kennen zu lernen und sie zu verstehen. Ruffy löst den Blick wieder von ihr, damit sie sich nicht angestarrt fühlt. Sie hasst es, angestarrt zu werden. Deswegen heute auch die Mütze. Sie hasst ihre Hörner. Sie hasst es anders zu sein als die anderen und er könnte wetten, sie hasst es nicht erklären zu können. Lucys Magenknurren reißt ihn aus seinen Gedanken. Wieder muss er lächeln und schüttelt über sie den Kopf.

„Wieso wolltest du nicht frühstücken?“

„Weil ich…“, Lucy bricht ab und blickt hinter sich in die Richtung der Küche. Ruffy folgt ihrem Blick und versteht sofort.

„Wenn du nie mit anderen redest ist es kein Wunder, wenn sie dich nicht verstehen.“

Lucy beißt die Zähne aufeinander, schweigt einen Moment, nickt dann jedoch.

„Ich glaube, du hast Recht. Mit dir hab ich ja auch geredet.“

„Auch, wenn du nicht besonders wild darauf warst.“, grinst Ruffy.

Verblüfft schaut Lucy zu ihm auf.

„Du weiß es wieder?“

„Nicht alles. Wahrscheinlich so gut wie gar nichts, aber wenigstens etwas.“

Lucy nickt, wendet sich dann wieder der Küche zu.

„Erinnerst du dich an das Versprechen, um was ich dich gebeten hab?“

„Versprechen?“

Nie hatte Ruffy ein Versprechen gebrochen, welches er jemandem gegeben hatte. Doch bevor er weiter darüber nachdenken konnte, winkt Lucy ab.

„Halb so schlimm. Ich geh dann mal was essen.“
 

Alle sind mit dem Essen fertig, als Lucy in die Küche tritt. Sanji räumt den Tisch ab, Zorro steht an der Theke und spült das Geschirr ab. Als Sanji, der Lucy anscheinend noch nicht bemerkt hatte, ihr den Rücken kehrt, setzt sie sich auf einen Stuhl am Tisch. Es steht kaum noch etwas auf ihm, so greift sich Lucy ein Brötchen und das Glas Marmelade welches noch nicht weggeräumt wurde. Die Butter steht schon nicht mehr auf dem Tisch, weswegen sie es wohl ohne essen wird. Noch bevor sie ihr Brötchen aufschneiden kann dreht sich Sanji wieder zum Tisch, erschreckt sich vor ihr so plötzlich, dass er beinahe hinten Überfällt und schupst Zorro dabei so unglücklich an, dass Zorro den Teller in das Wasser fallen lässt und dadurch im nächsten Augenblick ein nasses Shirt trägt.

„Du Schwachkopf, kannst du nicht aufpassen? Hör auf zu Tanzen und Räum den Tisch ab!“

„Whow, Lucy. Hast du mich überrascht. Ich hab mich schon gefragt, wieso du nicht beim Frühstück warst.“

Den Schimpfenden Zorro ignoriert Sanji gekonnt, Lucy ignoriert ihn jedoch verbal, antwortet ihm nicht, schaut ihn nur an und schneidet während er spricht ihr Brötchen auf. Sanji hat dies jedoch schon oft auch bei Robin erlebt, daher weiß er wie er mit schweigenden Frauen reden muss.

„Was Möchtest du denn gern essen?“

Schweigend zeigt Lucy kurz auf die Marmelade, bevor sie nach dem langstieligen Löffel greift um sich einen Klecks auf ihre Brötchenhälfte zu platzieren.

„Augenblick, da fehlt doch noch was.“, ohne zu zögern holt Sanji die Butter aus dem Kühlschrank und serviert sie mit übermäßig viel Tamtam vor Lucy auf dem Tisch. Sie sieht ihn einen Augenblick nur verwirrt an, nickt dann jedoch und schmiert sich ihr Brötchen richtig.

„Sag mal, woher kennst du unseren Käpten eigentlich? Er meinte, ihr kennt euch schon lange, aber das wundert mich ein bisschen.“

„Wieso?“, Lucys Frage kommt plötzlich und unvermittelt. In ihrer Stimme hört Sanji sofort, dass er jetzt nichts Falsches sagen darf, sonst hat er alles bei ihr verspielt.

„Naja, das ist nicht so leicht zu erklären.“, sagt er erst, um sich etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen, „Versteh mich nicht falsch, ich kenn dich kaum aber-„

„Dann solltest du dir auch noch keine Meinung über mich bilden.“, unterbricht sie ihn im gleichen, patzigen Tonfall wie vorhin. Harte Nuss denkt sich Sanji, doch er gibt noch lange nicht auf. Vielleicht hat sie einen schlechten Tag oder vielleicht ist ihre Art nur ein Selbstschutz gegen Menschen, die sie noch nicht kennt. Chopper meinte doch, ihr muss etwas Schlimmes passiert sein.

„Da hast du auch Recht. Dann lernen wir uns eben besser kennen.“, sagt er kurz und setzt sich kurzerhand neben sie, streckt ihr die Hand entgegen und lächelt ihr zu.

„Hi, ich bin Sanji.“, doch er erntet nur einen zweifelhaften Blick von ihr, bevor sie anfängt die nächste Hälfte ihres Brötchens isst.

„Kein Händeschütteln? Okay, das ist auch wirklich etwas albern. Dann was anderes.“

„Merkst du nicht, dass du sie nervst?“, gibt Zorro plötzlich von sich.

„Misch dich da nicht ein, Spinatschädel!“

„Räum den Tisch ab!“

„ Ignoriere ihn einfach. Also, was isst du denn so alles gern? Ich bin Koch, weißt du, ich sollte das schon wissen.“

Erst schaut Lucy ihn nur skeptisch an, doch seine Argumentation macht auf jeden Fall Sinn. Daher überlegt sie kurz und antwortet ihm dann knapp.

„Kein Fleisch, Fisch oder rohe Tomaten.“

Für Sanji ist dieser kleine Satz schon ein riesen Erfolg. Jetzt darf er auf keinen Fall aufhören, das weiß er.

„Da fallen mir auf Anhieb hunderte Gerichte ein. Schränken wir das doch noch etwas ein, damit ich weiß, was ich dir zum Mittag machen kann, okay?“

Doch bevor sie antworten kann, mischt sich Zorro erneut ein. Es stört ihn natürlich dass er die ganze Arbeit macht und Sanji sich eine schöne Zeit macht.

„Räum jetzt endlich den verdammten Tisch ab!“, ruft er hinter sich, dreht sich um und wirft aus dem Handgelenk einen Teller auf Sanji zu. Doch ehe er reagieren kann bleibt der Teller in der Luft vor den beiden am Tisch sitzenden in der Luft stehen. Stille. Lucy blickt kurz in die erschrockenen Gesichter, woraufhin der Teller zu Boden fällt und zerspringt. Sofort und ohne darüber nachzudenken treffen die Blicke der beiden Männer Lucy, welche auf ihren leeren Teller schaut.

„Guckt mich nicht so an.“ Ihr Flüstern schallt in der Stille so intensiv, dass sie nicht lauter reden muss um gehört zu werden.

Zorro und Sanji haben nicht zum ersten Mal etwas gesehen, was sie nicht verstehen. Doch die Art wie Lucy darauf reagiert, so unbeschreiblich distanziert und verlegen, verwirrt sie etwas. Sanji ist der erste, der versucht beschwichtigend die Situation zu lockern. Nur zu seinem Nachteil greift er ganz unbewusst dabei nach ihrer Hand.

„Hey, ist doch nichts passiert-„ Lucy zuckt sofort zusammen, als er sie berührt, zieht ihre Hand weg und blickt zu ihm auf mit einem Blick so voller Angst, dass er sich selbst unterbricht. Die Angst weicht jedoch schnell wieder ihrem harten, undurchdringlichen Blick welcher dadurch gekrönt wird, dass sie die Augen etwas zusammenkneift.

„Fass mich nicht an.“, zischt sie ihn an, blickt dann schnell zu Zorro herüber, dann wieder zu Sanji, springt unvermittelt vom Tisch auf und läuft aus dem Raum.

Vergangenheit

Ab jetzt in der Ich-Form. Also nicht wundern :)
 

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Kapitel 3
 

„Nicht da. Dabei hast du doch gesagt, dass du mich wiedersehen willst.“

Lucy flüstert leise, lehnt mit dem Rücken an einem Baum und atmet tief durch, ehe sie sich dazu zwingen muss, sich von ihm abzustoßen und langsam den kleinen Weg herunterzugehen.

„Hey!“

Die Stimme reißt sie sofort aus ihren Gedanken. Schnell dreht sie sich um, sieht aber erst auf den zweiten Blick, dass Ruffy zwischen den Bäumen auf sie zu rennt.

„Du bist ja doch gekommen! Find ich echt klasse von dir!“, grinst er ihr entgegen, einen kleinen Rucksack über die Schulter.

Lucy weicht bei den Worten sofort seinem Blick aus.

„Ich bin nur zufällig hier.“

„Ach echt? Schade, dabei hab ich dir sogar was mitgebracht.“

„Was mitgebracht? Wirklich?“

So zurückhaltend Lucy auch ist, ihre Freude kann sie kaum verbergen.

Ruffy kann dafür sein Grinsen bei ihrer Reaktion nicht zurückhalten.

Aufgeregt nickt er, greift den kleinen Rucksack und stellt ihn vor sich auf den Boden.

Noch bevor Luca erkennt, was er in der Hand hält, zieht er es ihr über den Kopf.

Eine dunkelblaue Wollmütze.

„Wenn du die Hörner nicht magst, dann versteck sie doch einfach.“
 

Ich wache auf, bin allein.

Ein Glück.

Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich schlafe. Ich könnte jemanden verletzen ohne zu merken. Oder schlimmeres.

Wie lange bin ich jetzt hier?

Was ist mit Nana?

Ich höre in mich hinein und spüre, dass sie zwar wach ist, aber momentan nicht stark genug, um herauszukommen.

Und Angel?

An die will ich gar nicht denken, darum suche ich in mir auch nicht nach ihr.

Die ist doch diejenige, die alles kaputt gemacht hat.

Es ist noch dunkel, aber die Sonne geht gleich auf. Ich schiebe die Decke von mir, setze mich auf und sehe mich um.

Keine Handabrücke. Ich hab ruhig geschlafen.

Das ist nicht oft so.

„Hab ich dich geweckt?“

Ich schaue zur Seite, die Hände vor Schreck schützend vor mir. Aber es sind die Hände, die er nicht sehen kann.

Ich weiß, wie ich meinen Schock und meine Angst verbergen kann. Das habe ich schon früh gelernt. Ich sehe an seinem Blick, dass er mir nicht ansieht, dass er mich überrascht hat.

Es ist Ruffy. Er sitzt neben dem Bett auf einem Stuhl.

Doch ich antworte nicht auf seine Frage. Diese Frage ist nicht wichtig. Er will etwas ganz anderes wissen.

„Du willst mich etwas fragen.“, stelle ich leise fest. Er sieht mich durchdringend an und ich halte dem Blick stand.

Irgendwann nickt er.

„Du weißt genau, was ich wissen will.“

„Was passiert ist, als wir uns kennengelernt haben.“

Er nickt nur, lehnt sich vor und wartet auf meine Antwort, die jedoch länger ausfällt, als er erwartet.

„Ich habe dir ja gesagt, dass ich es besser fände, wenn du dich selbst an alles-„

„Vergiss es. Egal, was passiert ist, ich bin deswegen echt sauer auf dich. Aber vielleicht muss ich das gar nicht sein. Ich will von dir hören, wie du es siehst. Also, was passiert ist, aus deiner Sicht.“

Erst jetzt weiche ich seinem Blick aus. Aus meiner Sicht war es ganz anders.

Ruffy hätte niemals dabei sein dürfen.

Er hätte es nicht sehen und auch nie wissen dürfen.

„Es wundert mich nicht, dass du es mir nicht verzeihen kannst.“

„Jetzt sag schon.“

„Das dauert aber etwas länger. Ich muss anfangen bevor wir uns kannten.“

„Habe ich mir schon fast gedacht.“

Ich zögere.

Wo fange ich am besten an?

Ich kann ja schlecht ganz am Anfang anfangen.

Oder doch?

„Falls du dich gefragt hast, wer Nana ist, oder ob ich weiß, dass es sie gibt, Ich weiß es. Nana ist ich. Der Teil von mir den ich beschützen musste, als ich jünger war. Aber sie ließ sich nicht für immer wegschließen. Darum bricht sie gerne mal aus. Es ist also nicht wirklich eine andere Person, nur eine andere Zeit von mir.“

„Sie sieht dir gar nicht ähnlich.“

„Nein. Wenn man es nicht weiß, kommt man auch nicht darauf.“

„Also warst du mal wie sie?“

„Das ist auch nicht wirklich richtig. Es war eher so dass sie ein Teil von mir war. Aber sie wäre Zerbrochen, wenn ich sie nicht zu dem gemacht hätte, was sie jetzt ist.“

„Ich glaube, ich weiß, wie du das meinst.“

„Aber darum geht es nicht wirklich. Es war eher ein Nebeneffekt von dem, was passiert ist.

Ich bin in dem Heim aufgewachsen, das hatte ich dir nicht gesagt. Du hattest gedacht ich wohne irgendwo in der Stadt. Ich wusste nicht, dass du die Jungs kennst, und ich wollte auch nicht, dass das alles passiert, aber.. Ich musste es einfach machen. Es war in dem Moment das richtige. Es war nur nicht richtig, dass du da warst.“

Jetzt habe ich doch viel zu weit vorne angefangen. Ich blicke im Augenwinkel zu Ruffy und ich erkenne an seinem Blick, dass er zwar noch nicht versteht, was ich sage, er sich nicht erinnert, er aber ahnt, dass er sich bald daran erinnert.

Ich seufze, lege den Kopf in den Nacken und schließe die Augen.

Ich rufe mir alles in Erinnerung. Die gelb gestrichenen Wände des Heimes. Die Blumen auf dem Tisch, die immer frisch sein mussten, damit die möglichen Eltern einen guten Eindruck des Heimes bekommen. Die langen Tische und Bänke in dem Gemeinschaftsraum, auf denen wir die Hausaufgaben machen mussten. Für mich war es nichts anderes als das Gefängnis, aus dem ich letzte Woche geflohen bin.

„Ich hab gehört man hat dich im Gebüsch gefunden weil nicht einmal deine Eltern dich haben wollten. Kein Wunder, wer will schon ein Kind mit Hörnern auf dem Kopf? Entweder war dein Vater ein Dämon oder deine Mutter eine Ziege, ein Mensch bist du jedenfalls nicht. Die Lehrer sagen übrigens, dass du ihnen unheimlich bist, weißt du das? Das habe ich mir jeden Tag angehört. Aber geweint habe ich nicht. Das habe ich nie. Sie wussten, wie armselig sie sind. Sie brauchten nur jemand anderen der noch armseliger ist, als sie selbst, um sich besser zu fühlen. Das wollte ich nicht sein. Darum habe ich sie nie an mich ran gelassen. Egal ob sie mich geschubst, beleidigt oder geschlagen haben. Richtig an mich heran sind sie nie gekommen.

Alle, die ich kannte, wollten nichts mit mir zu tun haben. Ich habe es gespürt, ich habe es gewusst. Darum war ich so oft nicht im Heim. Darum bin ich selbst bei Regen in den Wald gegangen.

Darum habe ich dich erst kennengelernt. Ich habe mich immer gefragt, wieso du damals nicht im Heim warst. Du warst nicht viel älter als ich und trotzdem bist du alleine klar gekommen. Ich habe mir nach dem Tag im Zoo so sehr gewünscht, dass du zu mir ins Heim ziehst. Du hättest so viel verändern können. Ich dachte, du könntest die anderen dazu bringen mit dem aufzuhören, was sie mir angetan haben. Aber-„

„Der Tag im Zoo.. Du hattest auf dem Weg im Bus gesagt, dass du keine Tiere magst.“, Ruffy unterbricht mich und ich schaue zu ihm herüber. Er hat sich so wenig verändert. Ich sehe in seinem Blick, dass er sich erinnert.

„Und dann hast du dich so über die Tiere gefreut. Du hattest so einen spaß als ob du vorher noch nie einen Elefanten gesehen hättest.“

„Hatte ich auch nicht.“, ich muss bei der Erinnerung lächeln. Das war wirklich ein toller Tag.

Wieder weiche ich seinem Blick aus, blicke auf die Bettdecke vor mir und spüre Tränen in den Augen. Doch meine Stimme verrät mich nicht.

„Das war der schönste Tag in meinem Leben.“

Er schweigt.

Das hätte ich nicht sagen sollen.

„Ich hatte gesagt, dass ich keine Tiere mag, weil die Jungen im Heim zu mir immer sagten, ich sei kein Mensch. Ich sei ein Tier weil ich diese Hörner habe. Also mochte ich keine Tiere.

Wir kannten uns schon ein paar Wochen, da ist mir auf dem Weg zurück ins Heim ein Welpe über den Weg gelaufen. Ich hatte dir nicht von ihm erzählt. Ich hatte niemandem davon erzählt, aber ich habe ihn öfter getroffen. Ich brachte ihm Essen und Trinken, aber er war mein Geheimnis.

Ihm war auch egal, dass ich diese Hörner auf dem Kopf hatte, genau wie dir. Er brauchte mich und ich brauchte ihn genauso. Also halfen wir uns gegenseitig. Ich brachte ihm essen und er war jeden Tag wieder an der gleichen Stelle und wartete auf mich. Ich habe ihm nicht einmal einen Namen gegeben. Ich dachte, dann würde ich ihn zu etwas machen, was mir gehört. Aber ich wollte nicht, dass er mir gehört. Ich wollte, dass wir Freunde sind. Genau wie du und ich.

Ich habe mir so gewünscht stärker zu werden, damit ich ihn beschützen kann, falls jemand ihm was antut. Aber was dann passiert ist, so hatte ich mir das nicht gewünscht.“

„Sie haben ihn gefunden?“

Wieder reißt mich Ruffy aus meinen Gedanken. Ich nicke.

„Irgendwann wartete er nicht mehr auf mich. Ich hatte ihn gesucht, aber nicht gefunden. Irgendwann hattest du mich gerufen und ich habe dir gesagt, dass ich einen Welpen suche. Du hast-„

„Ich hab mitgesucht. Ich hatte ihn aber nicht gefunden.“

„Ich auch nicht. Ich hatte gedacht, ein anderes Tier hätte ihn verletzt oder schlimmeres. Aber ich hatte so eine Ahnung. Du hast es dann ausgesprochen. Du kennst welche, die uns helfen könnten. Ich hatte keine Ahnung, wen du meintest.“

„Wir sind gerannt, das weiß ich noch. Ich hab dich fast hinter mir her gezogen.“

„Am Anfang konnte ich noch mithalten, aber als ich merkte, wo du hinwillst, wollte ich nicht mehr. Ich habe mich nicht getraut, dich zu fragen. Ich wollte nicht, dass du sie kennst. Ich wollte nicht, dass du nur das geringste mit ihnen zu tun hast…
 

Ruffy reißt die Tür zum Gemeinschaftszimmer auf, er hält noch meine Hand, weil er glaubt, mich führen zu müssen. Das muss er nicht. Ich wohne hier.

„Tomo, bist du hier? Komm mal schnell.“

Er kennt ihn wirklich. Woher?

Wieso ausgerechnet ihn? Ruffy ist doch komplett anders.

Ich will das Zimmer gar nicht betreten, weil ich weiß, dass sie dort drin sind. Wie werden die reagieren, wenn sie mich mit Ruffy sehen? Können sie ihn überreden auf Ihre Seite zu wechseln?

„Wir schaffen das auch alleine. Lass uns gehen.“

Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern und ich bin mir sicher, dass er mich nicht hört.

„Ruffy, hi. Du kommst gerade richtig. Du sagst doch immer, du willst ein Pirat werden, dann hab ich jetzt was-„

Ich höre seine Worte, doch als ich ein Geräusch im Hintergrund höre, weiß ich sofort, was los ist. Ein wimmern, leise und unterdrückt, aber ich weiß sofort, dass er es ist.

Ich schiebe Ruffy zur Seite, stehe neben Ihn und als der Welpe mich sieht, fängt er sofort an zu strampeln und zu bellen. Tomo hält ihn im Nacken fest in der Luft, neben ihm stehen Koki und Haruto.

„Ihr Mistkerle! Lass ihn sofort los!“

Ich laufe sofort auf Tomo zu, doch Koki hält mich fest, dreht seine Arme unter meine Arme und seine Hände hinter meinen Kopf. Ich versuche ihn abzuschütteln, aber ich schaffe es nicht. Ich kann mich kaum bewegen.

„Was soll das? Was ist hier los?“

Ruffy scheint absolut überfordert. Er steht noch in der Nähe der Tür, versucht aber irgendwie zu begreifen, was gerade passiert.

„Wir machen nur das, was Piraten machen würden. Du weißt schon. Wir morden, entführen im ganzen Land.“, zitiert Tomo ein Piratenlied, doch mich interessiert es nicht. Mein Blick ruht auf dem Welpen. Lass ihn einfach los.

Wenn ich doch nur stärker wäre.

„Das würden keine Piraten machen.“

„Ja, klar. Die, die du kennst wahrscheinlich nicht. Aber richtige Piraten schon.“

„Richtige Piraten?“

„Wir versuchen schon seit Jahren dieses Monster hier zum Heulen zu bringen.“, mit den Worten wendet sich Tomo an mich.

„Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Du bist aber kein Mensch, oder?“

„Lass ihn in Ruhe!“

„Vergiss es. Entweder heulst du jetzt, oder wir sorgen dafür dass stattdessen der Köter winselt.“

Auch, wenn ich meine Arme nicht frei bekomme, meine Beine sind frei. Und mit einem harten Tritt, als würde ich mich abstoßen wollen, treffe ich Tomos Bauch als Antwort. Er zuckt zusammen, hält sich den Bauch und schnappt nach Luft. Aber den Welpen lässt er nicht los.

„Tomo, lass den Welpen los!“

Tomo beachtet Ruffy gar nicht, sieht mich an und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, obwohl er sich den Bauch noch halten muss.

„Das war ein klares Foul, ich hab also Freistoß.“

Mach das nicht!

Er dreht sich schnell um, Holt noch in der Drehung mit einem Bein aus und tritt den Welpen mit aller Kraft, lässt ihn los und er fliegt winselnd gegen die Wand hinter ihm.

„Tomo! Hör auf!“

Ruffy rennt auf ihn zu, greift ihn bei der Schulter und presst ihn gegen die Wand.

„Was soll der Scheiß? Was ist los mit dir?“

Haruto greift eine Vase vom Tisch, während Ruffy mit Tomo abgelenkt ist. Ich achte gar nicht auf sie. Die Blumen fallen auf den Boden und der Welpe an der Wand versucht sich schwach auf die Beine zu stellen. Seine Beine gehorchen ihm aber nicht mehr so, wie er es gewohnt ist.

Das kann nicht sein. Darf nicht sein.

Warum?

Warum?

Wenn ich nur ein bisschen stärker wäre.

„Du kannst nicht einfach den Hund treten! Das darfst du nicht!“

„Wer will es mir denn verbieten? Das Gesetz? Du hast selbst gesagt, dass du nichts vom Gesetz hältst! Wieso tust du jetzt so gewissenhaft?“

Koki schiebt mich etwas zur Seite, meine Beine fühlen sich so taub an.

„Letzte Changs. Fang an zu heulen.“, Haruto geht vor dem Hund in die Knie, zieht ihn an einem Hinterbein so, dass er wieder unabgestützt auf dem Boden landet.

Ich kann nichts sagen, bin wie erstarrt. Haruto holt mit der Vase aus, Ruffy schreit Tomo an, Koki hält mich fest, achtet darauf dass ich alles sehen kann.

Als er zuschlägt, jault der Welpe ein letztes Mal auf, ich zucke zusammen, sehe das Blut an seiner Zunge.

Mein Körper fühlt sich an wie betäubt.

Hör auf.

Hör auf damit.

Wieso hast du das getan?

Ruffy zuckt bei dem Geräusch zusammen, dreht sich zu Haruto und stürzt zu ihm, doch bevor er ihn erreicht hat er schon ein zweites Mal zugeschlagen.

Blut läuft über den Teppich, der Welpe bewegt sich nicht mehr.

Wieso konnte ich nicht helfen?

Wieso habe ich nichts getan?

Ich konnte nicht.

Wenn ich nur etwas stärker wäre.

Sie wissen, wie armselig sie sind, darum brauchten sie irgendwen der noch armseliger ist, als sich selbst, um sich besser zu fühlen. Sie seid die, die keine Menschen sind. Sie seid die, die nur Vieh sind. Sie sind wie Tiere, nicht ich.

„Ihr seid es, hört ihr?!“

Plötzlich waren meine Hände frei. Ich presste Kiko hinter mir von mir. Ein Zucken in meinen Händen und plötzlich war es, als löse sich seine Haut unter meinen Händen auf. Mitten durch ihn hindurch, wie ein Schwert, schnitten sie Kiko den Bauch auf, bis er geteilt hinter mir zu Boden fiel.

Ich habe mich aber gar nicht bewegt.

Es fühlt sich an, als seien es meine Hände, meine Arme, aber sie sind anders, als die, die ich bis jetzt hatte.

Ich kann sie nicht sehen. Aber sie sind stark.

Sie sind stärker als ich bis jetzt war.

Alle Blicke ruhen auf mit, Tomo will schreien, doch bevor er einen Ton heraus bekommt gleiten meine Hände durch seinen Arm, seinen Bauch, seinen Hals und seine Körperteile landen still und bewegungslos auf dem Boden.

Es geht alles so schnell.

Mein Blick trifft Haruto, die blutverschmierte Vase noch in der Hand. Doch bevor er begreift, was vor sich geht, zerteile ich auch ihn mit glatten Schnitten.

Blut spritzt an die Wände, alles ist Still. Niemand schreit mehr oder bewegt sich.

Sie werden mich nie wieder angreifen.

Es ist vorbei.

Ihre Körperteile liegen auf dem Boden verstreut, das Blut fließt langsam auf den Teppich und es fühlt sich an, als hätte ich das alles nur mit der Kraft meiner Einbildung fertiggebracht.

Meine neuen Arme sind so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren.

Ruffy steht noch da.

Ich habe ihn nicht berührt. Er ist voller Blut und starrt den toten Körper vor sich an.

Dann dreht er sich zu mir, starrt mich an.

"Du warst das. Du hast sie umgebracht."

Ich antworte nicht. Ich spüre nicht, dass es mir leid tut. Es tut mir nicht leid. Sie haben mir schlimmeres angetan. Ihr Leiden ist schon vorbei. Und ich glaube nicht, dass sie gelitten haben.

"Wieso hast du das gemacht?! Ich hab gedacht, wir sind Freunde!"

Sind wir das etwas nicht?

Die nächsten Worte aus meinem Mund kann ich nicht stoppen.

Nicht ich sage das. Sie ist es.

"Klar sind wir Freunde. Was glaubst du denn, wieso ich dich sonst am Leben gelassen hab?"

Ruffy starrt mich sprachlos an. Mit der Antwort hat er nicht gerechnet.

Ich weiß nicht, woran er denkt.

Ich drehe mich um und will gehen. Ich weiß, dass ich ihn nicht mehr wiedersehen werde.

Plötzlich reißt mich etwas mit einem Ruck zu Boden, ich falle Hart und spüre, wie sich Hände um meine Schultern krallen.

Über mir ist Ruffy, er hält mich auf dem Boden, er hat Tränen in den Augen.

„Du gehst nicht! Du hörst auf damit! Hör auf, sowas zu machen!“
 


 

„Jemand, der so etwas Grausames macht, hat es nicht verdient, Mensch genannt zu werden. Was dann passiert ist, konnte ich erst selbst nicht verstehen. Es war das erste Mal. Es war, als ob ich nur zugucken würde. Ich wollte immer stärker sein, damit ich ihn beschützen kann, aber mehr als ihn zu rechen konnte ich nicht.“

„Es sah aus, als hätte sie jemand zerschnitten. Ich hatte es gesehen, wie ihnen einfach die Arme abgefallen sind, aber da war kein Schwert. Da war gar nichts. Nur Blut. Sie waren tot bevor sie schreien konnten. Du standest genau in der Mitte. Du hast sie ermordet ohne dich zu bewegen.“

„Nein, bis jetzt habe ich noch keinen einzigen Menschen getötet. Noch niemanden, der sich Mensch nennen darf.“

„Und wer darf das, deiner Meinung nach zum Beispiel?“

„Du.“

Ich drehe mich wieder zu ihm und sehe ihn direkt an. Er versteht mich noch immer nicht.

„Es war Angel.“

„Was?“

„Ich habe sie eingesperrt genau wie Nana. Es ist kompliziert, aber glaub mir, ich hätte das nie allein gemacht. Es war, als ob ich zusehe.“

„Nein, ich glaub, es ist okay.“

„Was meinst du?“

Okay? Ich erkenne gar keinen Zusammenhang in seinen Worten.

„Nehmt sie mit.“

Was?

Etwas trifft mich am Hals, ich greife danach, spüre den kleinen Pfeil und schaue verwirrt zum Fenster.

Was ist los?

Mir wird schlagartig schwindlig. Aber Ruffy. Wieso er?

Sofort blicke ich zu ihm, bekomme aber keinen Ton heraus.

Ich kann nicht fassen, was gerade passiert.

Ruffy hat mich verraten.

Ausgerechnet er.

Wieso?

Wieso?

Ich spüre, dass ich das Gleichgewicht verliere, will mich mit einer Hand von der Matratze abstützen, schaffe es jedoch nur kurz und falle zurück aufs Bett.

Im nächsten Moment stürmen Soldaten das Zimmer, umkreisen das Bett.

Ich kann mich nicht konzentrieren, kann meine Vektoren nicht benutzen.

Ich kann Ruffy noch hinter einem Soldaten auf dem Stuhl sitzen sehen, er hat sich nicht bewegt, beobachtet nur.

„Lügner.“

Mehr bekomme ich nicht über die Lippen.

Doch es scheint das richtige gewesen zu sein. Seine Augen weiten sich, doch bevor ich sehen kann, wie er wirklich reagiert, wird alles schwarz.

Hat er sich an sein Versprechen erinnert?

Kapitel 4

Kapitel 4
 

Ich öffne die Augen. Ich kann kaum etwas sehen. Lichtpunkte, mehr nicht. Ich höre gedämpfte Stimmen.

Was ist passiert? Wo bin ich?

Ich will mich bewegen und spüre, dass ich gefesselt bin. Nicht mit Seilen, sondern mit einer Jacke.

Nein, es ist mehr als eine Jacke.

Es ist ein Laken, in welchem in eingewickelt bin.

Es hält meine Arme um mich geschlungen. Wie eine Zwangsjacke.

Das Laken ist an eine Plattform geschnürt.

Ich hänge, liege also nicht.

Ich kann den Unterschied kaum spüren. Mir ist so schwindelig.

„Nummer Sieben kommt zu sich.“

Ich versuche meine Vektoren zu benutzen, aber es fühlt sich an, als könnte ich sie nicht finden. Ich weiß, was ich sonst machen muss, woran ich denken muss, damit ich sie kontrollieren kann. Aber jetzt passiert gar nichts.

Bin ich noch zu betäubt?
 

Die Sunny liegt weit vor der Insel an. Die Strohhüte durften nicht näher an die Insel heranfahren, da die Felsen bis unter die Wasseroberfläche ragen.

Sanji wollte nicht auf diese Insel.

Er besonders nicht, wieso nicht, hat er nicht gesagt.

Die Insel besitzt keinen Strand. Es ist ein einzelner, großer Felsen der aus dem Wasser herausragt.

Kein Sand, keine Palmen, keine einzige Pflanze.

Der Lebensfeindlichste Ort, den man sich auf dem Meer vorstellen kann.

Eine in den Fels gehauene Treppe führt von einer gerade mal meterbreiten Anlegestelle für Beiboote die Felswand hinauf zu einem großen, eingezäunten Platz, der an den Innenhof eines Gefängnisses erinnert. Nur stehen auf dem Platz keine Hanteln oder Basketballkörbe, sondern Bänke, eine kleine Grillstelle und ein Tennisplatz.

Doch was es mit dem Platz auf sich hat, können die Strohhüte auf den ersten Blick nicht erkennen.

„Es war richtig von euch, sie uns wieder hier her bringen zu lassen. Sie gehört nicht in die Welt da draußen.“, Ein Mann in weißem Kittel sitzt an einem Bildschirm vor einer Tastatur und Maus in einem kleinen Büro. Er wirft nur einen kurzen Blick durch die geöffnete Tür, während Ruffy, Nami, Chopper und Zorro an ihr vorbeigeführt werden.

Ruffy hat es sich nicht nehmen lassen, es sich anzusehen.

Er wäre keinen Meter weiter gefahren, wenn er nicht wissen würde, was jetzt mit ihr passiert.

Da Ruffy garantieren konnte, dass sie schnell betäubt werden kann, wenn sie es nicht erwartet und so weitere Verluste ausschließen konnte, schuldet Professor Kakuzawa ihm einen Gefallen.

Kakuzawa, der Leiter der Einrichtung, kommt aber nicht auf die Idee ihn persönlich zu empfangen.

Wenn ihn jemand zu Gesicht bekommt, dann sind es die Leiter der jeweiligen Abteilungen oder seine Sekretärin.

Er hat es nur über eine Teleschnecke bestätigt.

Irgendwann kommen die vier einen Raum betreten, der ganz sicher ein Pausenraum ist. Tische, Bänke, ein Fernseher in einer Ecke und noch kurz bevor sie den Raum betreten sehen sie, wie zwei Frauen, in engen Röcken, Blusen und Weste gekleidet, den Raum verlassen, sich unterhaltend und jeweils einen Kaffee in der Hand. Sie scheinen keine Doktoren zu sein, sondern eher Büroangestellte.

In dem Raum riecht es noch intensiv nach Nudelsuppe, obwohl man nirgends etwas Derartiges sehen kann. Die Küche muss aber ganz in der Nähe sein, wenn hier gegessen wird.

Die Flure wirken steril, auch wenn sie einen anderen Eindruck machen sollen. Wie Flure in einem Krankenhaus.

Alle Türen sind aus Metall.

Ein Arzt schließt die Tür hinter den Strohhüten, lehnt sich mit dem Rücken an die Wand neben der Tür und rührt mit einem Löffel in seinem Kaffee.

„Es ist ein Wunder, dass ihr noch lebt. Wirklich, das wundert mich ernsthaft. Wenn ihr wüsstet, was diese Biester anstellen können, dann hättet ihr sie bestimmt von Bord geworfen.“

Ruffy will etwas sagen, Nami unterbricht ihn aber, ehe er reagieren kann.

„Diese Biester? Also gibt es noch mehr von denen?“

Der Arzt nickt auf die Frage, seufzt einmal tief und legt eine Hand in den Nacken.

„Leider, Ja. Naja, was heißt Biester? Soweit wir das momentan begriffen haben ist es eine Erbkrankheit. Wir wissen nur noch nicht ganz, wodurch sie ausgelöst wird. Ich meine, Die Hörner sind ja schlecht zu übersehen. Wäre schon besser, wenn man da ein Mittel gegen findet.“

„Sind die Hörner das einzige Symptom?“, möchte jetzt Chopper wissen, der Ruffy auch ungern zu Wort kommen lassen will. Er denkt sich, vielleicht wird sich Ruffy beruhigen, wenn er das Gespräch auf eine wissenschaftliche Ebene hebt. Dann versteht Ruffy eh nur noch die Hälfte.

Jeder der Strohhüte spürt, dass Ruffy sich zurückhalten muss, den Arzt, der scheinbar so locker gegen die Wand gelehnt mit ihnen spricht, anzuschreien und den Kopf zu waschen.

„Nicht wirklich. Ich bin aber nicht wirklich sicher, ob ich euch das alles erklären darf. Wir forschen aber schon eine ganze Weile an dem Mist. Erst einmal haben alle, die von der Krankheit befallen sind, die gleiche Haarfarbe. Die Augenfarbe kann aber abweichen. Ob das wichtig ist, wissen wir noch nicht. Allerdings wissen wir, dass alle, die mit der Krankheit auf die Welt kommen, Schizophren werden. Das äußert sich verschieden, wird aber wahrscheinlich an dem vergrößerten Stirnlappen liegen.“

„Wie vergrößert?“

„Naja, am Anfang dachten wir, dass diese Hörner nur ein unwichtiges Symptom wären, aber als wir die ersten geröncht haben, sahen wir sofort, dass die Hörner nur dazu da sind dem Gehirn in diesem Bereich mehr Platz zu bieten. Damit es sich besser entwickeln kann.“

„Die Hörner sind hohl?“

„Ja, so kann man das sagen.“

„Ist es dann nicht eher eine Physische, als eine Psychische Krankheit?“

„Teils-Teils. Es gibt aber immer ein gleiches Muster. Also nur, damit ihr das auch wirklich versteht, diese Dinger, oder Diclonius, wie wir sie nennen, das sind keine Menschen. Auch, wenn sie so aussehen. Das ist kein blödes Gerede, das ist so. Im Alter von zwei Jahren töten sie ihre Eltern, auch wenn sich die wenigsten daran erinnern können. Wenn wir dann noch nicht auf sie aufmerksam wurden kommen sie in ein Heim oder in Pflegefamilien. Wie eben ganz normale Kinder. Aber das endet immer in einem Massaker. Ich habe da schon Geschichten gehört. Puh. Das will man keinem erzählen. Außerdem darf ich das ja auch gar nicht. Aber eine Sache war schon auffällig. Falls die Familie ein Haustier hatte, hat es das Massaker überlebt. Wir haben da so ein paar Versuche gemacht und ich kann euch sagen, ein Diclonius würde sich von einem Hund eher zerfleischen lassen, als ihnen ein Haar zu krümmen. Das gleiche mit anderen Tieren. Menschen bringen sie Um ohne mit der Wimper zu zucken, aber Tiere niemals. Was sagt uns das?“

Der Arzt macht eine Pause, wartet auf eine Antwort, doch er muss seine Frage selbst beantworten.

„Die sehen sich selbst nicht als Menschen. Für die sind wir nur Staub. Müll, der aus dem Weg geräumt werden muss. Wir sind in deren Augen nicht wert zu leben. Und darum ist es gerade so wichtig, dass wir hier weiter forschen. Dass sie nicht draußen rumlaufen und nach Lust und Laune Menschen abschlachten. Diese Dinger sind Gefährlich und gehören auch so behandelt. Aber glaubt mir, irgendwann haben wir ein Mittel gegen dieses Zeug gefunden. Wir können froh sein, dass die sich nicht selbst fortpflanzen können. Sonst gäbe es bestimmt schon viel mehr von diesen Dingern.“

„Ach was.“

„Nein. Das ist auch so eine Sache. Alle Diclonius kommen ohne innere Geschlechtsteile zur Welt. Das ist echt Faszinierend. Nur zu schade, dass ich nicht in die Abteilung für dieses Thema komme. Bin nicht lange genug hier. Das würde mich echt interessieren.“

„Soll das heißen, es gibt außerhalb dieser Anlage keine Diclo…Wie auch immer.“

„Nein, das wäre unverantwortlich von uns. Wir durchforsten regelmäßig Berichte von Massakern oder Ermordungen, wo anschließend ein Kind vermisst wird. Das Kind suchen wir dann.“

„Und wie viele gibt es hier?“

„Eine ganze Menge. Ich könnte echt nicht schlafen, wenn ich nicht selbst die Sicherheitsmaßnahmen gesehen hätte. Naja, aber Computer haben auch mal Fehler, wie man sieht.“

„Sie meinen, weil Lucy entkommen ist.“

„Lucy, Nana, Angel.. Wenn ihr euch einen Namen aussucht besteht eine zwei zu drei Changs, dass sie sich nicht angesprochen fühlt. Darum geben wir denen Nummern. Sie ist Nummer Sieben. Die Anlage ist übrigens nicht nur auf das kleine Bürogebäude begrenzt, was man von außen sehen kann. Wir haben Dreizehn Stockwerke bis unter die Erde. Auf jedem Stockwerk haben drei Diclonius Platz. Zusammen mit allen dazugehörigen Daten und Untersuchungsräume. Es ist zu gefährlich sie von einem Stockwerk ins andere zu bringen, darum versuchen wir alles so nahe wie möglich aneinander zu haben.“

„Das macht 39 Diclonius, habe ich recht?“

„Oh, Fuck. Das hätte ich nicht sagen sollen. Vergesst das einfach wieder.“

Ruffy lässt sich auf einen Stuhl fallen, seufzt einmal tief und legt den Kopf in den Nacken.

„Und was macht ihr, wenn ihr keinen Platz mehr habt?“

Aber anstelle zu antworten mustert der Arzt Ruffy einen Moment, trinkt einen großen Schluck Kaffee und stößt sich von der Wand ab.

„Ich frag mal, wann ihr runter könnt.“

„Momentmal, was heißt runter?“, will Nami dann wissen und tritt einen Schritt vor, „Ich denk nicht dran mehrere Stockwerke unter der Erde zu verschwinden, nur um Tschüss zu sagen.“

„Du kannst auch gerne hier bleiben. Ich such die Soldaten, die eigentlich schon lange hier sein sollten.“
 

Ich spüre ihn noch immer.

Ich war so nah bei ihm.

Auf seinem Schiff.

Wie wir es uns ausgedacht hatten, als er mir das Baumhaus zeigte.

Aber damals hatte ich mir das alles anders vorgestellt.

Du hast dich nicht getraut.

Ich weiß.

Wenn du mich gelassen hättest, dann hätte ich es getan.

Das wäre viel zu schnell gegangen. Weil ich dich raus gelassen hatte bist du nackt durch die Gänge gerannt.

Ja, aber das war auch was anderes. Es war so warm. So toll. Baden. Wir sollten Mama fragen, ob wir das öfter machen können.

Du kapierst auch gar nichts.

Aber du hattest Recht. Ich mag ihn wirklich sehr. Wenn er wirklich noch hier ist, dann kommt er uns vielleicht besuchen.

Vergiss es. Er wird nicht kommen.

Er ist auch nur, wie die Anderen.

Nein, er nicht.

Du hast es selbst erlebt. Erst lügt er dich an, vergisst dich sogar, und dann verrät er dich.

Er war verwirrt. Das bin ich auch manchmal.

Du solltest nicht mit ihr reden. Sie ist böse.

Sei still. Niemand will sich mit einem Kind unterhalten.

Ihr solltet beide still sein. Aber weil es hier so verdammt leise ist…

Kannst du nicht anders als uns zuzuhören.

Ich hatte mich neben ihn ins Bett gelegt. Er war so warm. Das war besser als Baden.

Hör auf davon zu reden. Es ist vorbei.

Du hättest ihn töten sollen.

Sei Still!

Er hat es nicht verdient, weiter zu leben.

Das ist nicht wahr.

Sieben Jahre. Du weißt es ganz genau. Und die Welt wäre anders.

Du sollst nicht darüber reden. Ich mach das nicht!

Er ist nicht anders als die Monster, die du schon getötet hast.

Sei Still.

Er hat sich verändert. Du hättest ihn töten sollen.

„Aber es ist vorbei. Und ich habe es nicht getan. Also sei endlich still.“, flüstere ich und realisiere erst jetzt, dass es um mich herum leer und still ist.

Sie sind weg. Alle beide.

Ich kann mich nicht ablenken, wenn es so still ist. Dann muss ich mit ihnen reden.

Darum wurde es auch erst so schlimm. Weil es hier so still ist.
 

„Ich denk nicht dran!“, antwortet Ruffy fest, doch er weiß, wenn er nicht macht, was sie verlangen, wird er sie nicht sehen.

„Hast du Angst vor Nadeln?“

„Was wollt ihr mit meinem Blut anstellen?“

„Nichts Besonderes. Forschungszwecke. Ihr habt sehr lange zusammen mit einem Diclonius überlebt, und wir wissen noch nicht viel über die Auswirkungen auf die Menschen, die mit ihnen Leben. Wir wollen nur untersuchen ob es einen biologischen Grund dafür gibt, dass ihr noch lebt. Möglicherweise liegt es an den Opfern selbst, wieso sie nicht überlebt haben. Vielleicht war es auch nur ein Zufall. Wir wollen nur sicher gehen.“

„Das ist Schwachsinn.“

„Nein, ist es nicht.“, mischt sich Chopper jetzt ein und blickt zwischen der jungen Ärztin und Ruffy umher, „Ihr glaubt, dass ein Hormon sie Aggressiv macht?“

„Wir haben gar keine Ahnung. Wir wollen es nur testen.“

Schweigen.

Selbst Ruffy wartet auf die Reaktion von Chopper. Als der jedoch den Arm für die Blutabnahme hinhält, schüttelt er erneut den Kopf.

„Mir gefällt das nicht.“

„Mich interessiert es schon. Wenn es nur daran liegen würde, dann könnte man dafür sorgen, dass sie wieder gesund werden.“

„Und wenn sie gar nicht gesund werden wollen?“

„Dann hören sie wenigstens auf zu morden.“
 

Ruffy reibt sich die Stelle am Arm, lehnt sich auf dem Stuhl zurück und blickt an die Decke.

„Wie lange müssen wir noch warten?“, will er wissen und die Ärztin, die gerade Nami etwas Blut abnimmt, winkt nur mit einer Hand ab.

„Sie hatte die Betäubung wohl nicht ganz vertragen. Es geht ihr gut, aber sie muss sich noch ausruhen. Ihr möchtet ja auch, dass sie merkt, dass ihr da seid, wenn ihr sie seht, oder?“

„Klar, aber das dauert echt lange. Könnt ihr mir nicht wenigstens sagen, wie lange es dauert?“

„Das ist nicht so einfach vorauszusagen.“
 

„Lucy? Bist du es?“

Das Licht geht an. Ich kann es durch die Löcher in meinem Helm sehen, aber ich bewege mich nicht.

Wer immer da ist, er nennt mich bei meinem Namen. Nicht bei der Zahl, die sie mir gegeben haben.

„Bist du wach?“

„Wer bist du?“

Die Stimme kommt nicht aus einem Lautsprecher.

Er ist hier.

„Bist du es, oder nicht?“

Wieso ist ihm das so wichtig?

„Ja, ich bin es. Was willst du von mir?“

„Was ich von dir will? Lucy, du bist etwas ganz besonderes. Das weißt du auch.“

Ein Mall tritt von der Seite in mein Sichtfeld. Er ist viel zu weit weg, als dass ich an ihn heran kommen könnte, dennoch halte ich meine Vektoren schon vor mir. Wenn er eine Waffe hat, kann ich schnell reagieren. Doch als ich etwas sehe, womit ich nicht gerechnet habe, hebe ich den Blick.

Er trägt einen weißen Kittel, seine Hände sind scheinbar leer, er trägt einen Dreitagebart, allerdings hat er eine Glatze. Doch das ist nicht das, was mit auffällt.

Zwei Hörner.

So wie meine.

„Lucy, ich habe großes mit dir vor. Gemeinsam werden wir der Fünfzehntausendjahre langen Vorherrschaft des sogenannten Homosapiens endlich ein Ende setzen.“

„Wer zum Teufel bist du?“

Meine Stimme klingt fest, aber ruhig.

Es überrascht mich, aber die Fassung verliere ich nicht.

„Ich bin der, der dich raus gelassen hat.“

Eine Bitte

Kapitel 5

„Mein Vater und Ich verfolgen das gleiche Ziel. Aber im Gegensatz zu Ihm will ich dich nicht in Fesseln legen. Ich will, dass du dem Ruf deiner Gene folgen kannst. Du und ich, wir werden Adam und Eva einer neuen Rasse. Du bist dazu bestimmt diese armselige Menschheit auszulöschen. Und ich werde dir dabei helfen jeden Menschen auf diesem Planeten auszulöschen. Bis auf diesem Planeten nur noch Diclonius leben.“

Er meint das alles ernst.

Deswegen bin ich hier.

Deswegen töten sie mich nicht.

Sie brauchen mich.

„Wieso jetzt?“

„Ich wollte dir schon eher erklären, was wir zusammen erschaffen können. Das alles hier wollte ich nie für dich. Aber ich hatte nie die Möglichkeit. Sie haben dir gerade Blut abgenommen. Irgendetwas hat bei dir den Eisprung ausgelöst. Wir warten schon seit Jahren darauf, aber es hat sich nichts getan.“

Er will mit mir schlafen.

Mich schwängern.

Wieso betäubt er mich dann nicht?

Wäre ihm das zu unnatürlich?

„Es gibt keinen Grund dich gegen mich zu stellen.“

Er greift in seine Tasche.

Der Kerl ist mir unheimlich.

Sei ruhig. Aber ich hab auch kein gutes Gefühl.

Er ist zu weit weg. Ich kann mich nicht drum kümmern.

Wenn einer das macht, dann bin ich das. Halt dich raus, Angel.

Kann ich nicht versprechen.

Etwas stimmt nicht. Er ist anders als ich.

„Du sagst, du bist ein Diclonius, aber..“

„Ich weiß, was du meinst. Im Gegensatz zu dir besitze ich keine Vektoren. Bei mir sind es nur die Hörner die zeigen, was ich wirklich bin. Aber bei dir, Lucy, ist das anders. Wir dürfen keine Zeit verlieren. In ein paar Stunden kann es schon zu spät sein und ich weiß nicht, wann ich wieder die Möglichkeit hierzu habe.“

Etwas macht ein helles Geräusch. Als hätte er auf eine Fernbedienung in seiner Tasche gedrückt. Ich warte auf weitere Geräusche, höre aber nichts.

Wofür was das?

Doch bevor ich etwas höre, kann ich es Fühlen.

Plötzlich dreht sich alles, ich zucke vor Schreck zusammen als ich merke, dass er mich betäuben wird.

Ich halte die Luft, die ich noch in mir habe, in den Lungen und atme nicht.

Was mach ich jetzt?

Ich kann hier nicht weg. Stoffe bekomme ich nicht zerschnitten.

Den Helm?

Viel zu gefährlich. Ich treffe mich selbst und bringe mich dabei um.

Wenn er nur nicht so weit weg wäre.

Mir geht die Luft aus, ich starre den Mann vor mir an, doch er wartet nur.

Wenn ich hier nur raus kommen könnte.

Ich schnappe reflexartig nach Luft, erneut dreht sich alles, viel schlimmer als zuvor. Mir wird schnell schwarz vor den Augen und bevor ich ausatmen kann, wird alles schwarz.
 

„Wie lange dauert die Blutuntersuchung?“, fragt Chopper und hängt sich der Wissenschaftlerin an die Verse, die gerade mit den Proben den Raum verlassen will.

„Du bist Arzt, habe ich Recht?“, fragt die Frau und überlegt einen Moment.

„Okay, kommt einfach mal mit. Ich zeige euch mal meine Arbeit. So oft bekommt man hier ja nicht die Gelegenheit etwas präsentieren zu können.“

Nami, Zorro und Ruffy schauen sich nur einen Moment an, ehe sie hinter der Frau hinterher gehen. Es dauert nicht lang, ehe sie in den Fahrstuhl in die dritte Etage abwärts fahren.

„Die ältesten sind in den höheren Etagen. Wir müssen also nicht sehr tief. Man spürt den Druck aber schon in den Ohren, wenn ihr mich fragt. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein, weil ich für die Pause so oft wie möglich in den Park fahre.“

„Park?“, fragt Ruffy kurz nach. Er kann sich an nichts erinnern, was so heißen könnte.

„Ach, so nennen wir den Platz vor dem Labor an der Oberfläche. Ich bin ihr schon eine Weile, aber so richtig gewöhnen unter der Erde zu arbeiten kann ich noch immer nicht. Ihr habt doch den Tennisplatz gesehen, oder?“

„Das nennt ihr einen Park?“

„Ich weiß, aber auf dieser Insel wächst einfach nichts. Aber sie ist sehr weit von bewohnten Inseln entfernt. Darum ist sie perfekt.“

Die Tür des Fahrstuhles öffnet sich und vor den Strohhüten öffnet sich ein weiter, steriler Gang. Der Boden glatt und sauber, in den Decken gibt es alle fünf Meter eine Spalte. Die Wissenschaftlerin geht voran, die Strohhüte im Entenmarsch hinterher.

„Seht ihr das an den Decken? Wenn Alarm ausgelöst wird, das heißt, wenn ein Diclonius ausbricht, egal auf welche Art und Weise, dann können wir ihn mit den Wärmebildkameras lokalisieren und zwischen den Schleusen einsperren. Diclonius sind sehr stark, aber die Schleusen sind aus verstärktem Stahl. Dreißig Zentimeter dick. Da kommen die nicht durch. Hat noch keiner geschafft.“

„Und bei Lucy?“

„Wir wissen es ehrlich gesagt nicht genau. Ein Computerfehler wahrscheinlich. In diesem Stockwerk sind die Schleusen nicht ausgelöst worden. Sie konnte ganz einfach mit dem Aufzug ins Obergeschoss. Naja, was heißt, ganz einfach. Auf ihrem Weg raus haben wir eine Menge Soldaten verloren. Zum Glück hat die Marine uns einen Nachschub gewehrt. Die müssen sich natürlich erst einleben.“

„Die Marine weiß über diesen Ort Bescheid?“

„Sie wissen nur das wenigste.“

Die Wissenschaftlerin öffnet ein Büro, ein Labor, welches mit „Frau Kurama“ ausgeschildet ist.

„Sie wissen nur dass wir hier an Krankheiten forschen. Wenn sie nach Berichten fragen geben wir ihnen meist nur Ordner voller nichtssagender Dokumente und Statistiken. Das stellt sie die meiste Zeit still.“

„Und was glauben die, wofür die Soldaten sind?“

„Schutz vor Piraten.“, grinst sie und lässt sich in ihren Bürostuhl fallen.

Ruffy dreht sich zur Tür, die hinter ihm zufällt. Er ist unruhig. Irgendwas an diesem Ort bringt ihn dazu sich nicht lange setzen zu können.

Irgendwas ist hier anders.

Es fühlt sich an, als ob Lucy in der Nähe ist.

Aber nicht nur sie.

Es ist viel stärker als das Gefühl was er hat, wenn sie in der Nähe ist.

Es ist erdrückend.

Chopper setzt sich zu Kurama an den Schreibtisch, sieht sich die Röntgenaufnahmen an den Wänden vor den Lampen an, lässt den Blick schweifen und kann in der Unordnung auf den Tischen an den Wänden nicht auf den ersten Blick erkennen, was hilfreich wäre oder nicht. Leider.

Bis ihm ein Buch für Psychokinese ins Auge fällt.

Erst jetzt fällt ihm ein dass noch kein Wort über die Vektoren verloren wurde.

Keine einzige Andeutung.

Vergrößerter Stirnlappen.

Hat das was mit den Vektoren zu tun?

„Können die Diclonius ohne Hörner überleben?“

„Hm? Du meinst, ob wie sie einmal entfernt haben? Wir haben es versucht, aber die Operationen waren so aufwändig und zeitaufwändig, dass es zu viel Stress für die Diclonius bedeutete. Die meisten sind bei dem Versuch gestorben. Die, die es überlebt haben. Naja. Das ist schwer zu erklären.“

„Zu viel Stress trotz Narkose?“

„Sie bekommen unterbewusst alles mit. Sobald wir anfingen die Hörner zu entfernen stieg der Puls bis zum Herzflattern und Stillstand. Wir konnten es nicht verhindern.“

„Verstehe.“

„Was ist mit denen passiert, bei denen es geklappt hat?“, will Ruffy wissen, der schon zum zweiten Mal von einer einen Seite vom Zimmer zurück zur Tür bewegt.

„Es ist sehr kompliziert. Sagen wir es so. Sie konnten eine wichtige Sache nicht mehr voll kontrollieren, verletzten sich selbst und starben an inneren Verletzungen.“

„An inneren Verletzungen?“

„Wie gesagt, das ist schwer zu erklären.“

„Die Vektoren?“

Sofort blickt Kurama vom Mikroskop auf, herüber zu Ruffy und schweigt einen Moment.

„Woher wisst ihr davon?“, sie ist sichtlich überrascht.

„Nana hat es uns erzählt.“, gibt Nami jetzt zu.

„Nana? Oh, nein. Ich hab ihr doch gesagt, sie soll es keinem erzählen. Wenn sie es euch erzählt hat, dann können Soldaten genauso einfach an diese Informationen gelangen.“

„Sie haben es ihr erzählt? Dann sind Sie ihre Mutter?“

„Sie nennt mich so, ja. Ich bin natürlich nicht ihre leibliche Mutter, aber ihre Vertrauensperson. Ich glaube nicht, dass sie mir etwas antun würde, so oft wie wir miteinander reden.“

Plötzlich öffnet sich die Tür, ein Mann tritt ein, Dreitagebart, weißer Kittel, kurze Haare.

Er blickt in die Runde und hebt die Augenbraue.

Kurama springt von ihrem Schreibtisch auf, als sie ihn sieht.

„Professor Kakuzawa. Ich wusste nicht, dass.. Tut mir leid, ich wollte unsere Gäste nicht alleine warten lassen.“

„Und dann nehmen Sie sie mit hier her? Sie wissen, dass das ein Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften ist. Obwohl. In letzter Zeit geht es hier sowieso alles drunter und drüber. Ich habe gerade gute Laune. Aber nehmen Sie sie mit hier raus.“

„Natürlich. Sofort. Suchen sie irgendetwas?“, will Kurama vor dem gehen noch wissen, doch Kakuzawa winkt nur kurz ab.

„Vergessen sie es. Das mit Nummer Sieben wird noch eine Weile dauern. Ich war gerade bei ihr, sie schläft noch. Ich würde vorschlagen dass wir das alles nach dem Mittagessen in die Wege leiten. Ihr wollt doch zu Nummer Sieben, oder? Mein Vater hat da ja mal einen richtig guten Tag. Wie wäre es, wenn ihr sie nach dem Mittagessen in der großen Halle trefft?“, er wendet sich an Kurama, „Sie wissen schon, der Auslauf. Ich glaube, der ist ganz gut geeignet. Leiten sie naher alles in die Wege.“

„Natürlich. Aus wiedersehen.“

Kurama wartet bis die Strohhüte aus dem Zimmer sind, geht dann hinter ihnen hinterher auf den Gang und geht ein paar Schritte, ehe sie sich den imaginären Schweiß von der Stirn wischt.

„Was ein Glück. Das war echt knapp. Ich hatte schon Angst das wird böse für mich enden.“

„Was meinte er mit Auslauf?“, will Zorro jetzt wissen, der noch gar kein Wort gesagt hat.

„Das ist der Raum, an dem die Diclonius auch mal etwas gehen können. In ihren Zellen können sie sich kaum bewegen, das wäre zu gefährlich. Wie könnten wir sie sonst aus ihren Zellen holen und die Sicherheit des Personals sicherstellen? Nein, Bewegen können sie sich im Auslauf. Alles sehr aufwendig, aber es ist gut für die Gesundheit der Testobjekte.“

„Testobjekte.“, wiederholt Ruffy leise und beißt die Zähne zusammen.

Er kann nichts machen. Dann sieht er sie gar nicht mehr.
 

Ich sitze im Bus auf dem Weg vom Zoo nach Hause. Der Bus ist außer uns absolut leer. Ruffy sitzt neben mir. Er redet ausgelassen darüber, wie ich reagierte, als ich die Giraffe gesehen habe. Ich werde rot, muss aber lächeln.

„Ich meine, das war nur eine Giraffe. Wie reagierst du dann erst, wenn du ein Seemonster siehst? Ich meine, die sind viel größer und viel gefährlicher. Da fängst du bestimmt wieder an zu schreien.“

„Ich hab ja nur geschrien, weil ich so was vorher noch nicht gesehen hab. Die war so riesen groß. Ich meine, wie kann man nur so groß werden?“

Er schüttelt grinsend den Kopf über mich und ich schaue aus dem Fenster, damit er nicht sieht, wie ich lächle.

Richtig gut.

Ein toller Tag.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals so viel Spaß hatte.

Und wieso?

Wegen diesen dämlichen Affen im Heim.

Genau. Affen ist der richtige Begriff für diese Dinger.

Ich schließe die Augen, will mich ablenken.

Ich will nicht an die denken, wenn das jetzt so ein toller Tag war.

Du weißt, das geht nicht anders.

Ich bin ja auch schon wieder auf dem Weg zurück.

Wenn ich glück habe, dann lassen sie mich heute in Ruhe.

Mach dir nichts vor.

Okay. Wenn ich Glück habe, dann schlagen sie mich heute nicht.

Ich balle die Hände zu Fäusten.

Du spürst schon lange, dass etwas passiert.

Was?

So schön wie heute könnte es immer sein.

Das glaube ich nicht.

Und ob. Wenn du es mich nur machen lässt.

Machen lässt? Was meinst du?

Öffne die Augen.

Ich schaue auf und zucke vor Schreck zusammen.

Meine Hände umschließen Ruffys Hals, ich drücke ihn gegen das Fenster, seine Hände liegen auf meinen Armen und er sieht mich an.

Ich löse mich augenblicklich von ihm.

„Entschuldigung, tut mir leid.“, stammle ich und versuche noch zu begreifen, wieso ich es nicht gespürt habe, dass ich das getan habe. Ich drehe mich von Ruffy weg, verschleire mein Gesicht mit den Händen und beiße die Zähne zusammen.

„Hey, sag mal, was sollte das? Du hast mich ganz schön erschreckt.“, fragt Ruffy hinter meinem Rücken und klingt so überrascht wie ich es bin.

Ich habe es nicht gespürt.

Aber ich habe es getan.

Ich will ihm niemals etwas antun. Nicht ihm.

Aber wenn ich mich wirklich verändere.

Wenn ich das irgendwann will.

Wenn ich nicht mehr aufhören kann.

„Ruffy?“

„Hm?“

„Du musst mir einen Gefallen tun.“

Er wird das nicht verstehen.

„Also, wenn ich je damit anfange, ganz viele Leute umzubringen, dann… Ich meins ernst.“

Ich wollte das nicht. Ich will das alles nicht.

Mir steigen Tränen in die Augen.

Ich weiß, dass ich es wollen werde.

Etwas in mir wird es immer wollen.

Aber jetzt will ich es nicht.

Ich muss ihn fragen.

Ich schaue über die Schultern zu ihm herüber, damit er weiß, dass ich es so meine.

„Ich will, dass du mich dann tötest, okay?“

Diesmal nicht

Kapitel 6
 

Kurama, Ruffy, Nami, Chopper und Zorro sitzen am langen Tisch im Pausenraum.

Auch, wenn Ruffy sich sorgen macht, nichts sagt und in Gedanken versunken ist, während Kurama Chopper die Vektoren erklärt, isst er. Bis jetzt hat noch nichts ihm den Appetit verderben können.

„Ihr habt doch bestimmt schon mal von Psychokinese gehört, oder? Ihr wisst schon, Löffel verbiegen, Bleistifte auf Tischen bewegen und so etwas. Die Vektoren sind nichts anderes. Wir vermuten, dass es sich durch den vergrößerten Stirnlappen derart verstärkt, dass es sich in Form der Vektoren manifestiert.“

„Und womit schneiden die Vektoren?“

„Sie schneiden eigentlich nicht. Jedenfalls nicht im Sinn des Wortes. Es sind Ultraschallwellen die sie an den Fingerkuppen ausstoßen. Das Objekt, auf was sie zielen, gerät in so heftige und schnelle Schwingungen, dass es glatt zerspringt. Daher können wir sie auch nicht anketten oder in normale Zellen sperren. Wir müssen sie mit Stoffen fesseln. Er liegt so nah am Körper des Diclonius an, dass sie es nicht gegen sich einsetzen würden.“

Ruffy hört gar nicht zu, was Nami auffällt. Sie lehnt sich zu ihm herüber.

„Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? Glaubst du, du kannst ruhig bleiben, wenn wir bei ihr sind?“

„Mach dir lieber Sorgen um sie als um mich.“
 

Lucy schläft noch. Ich hab erst einmal die Kontrolle übernommen.

Ich bin wieder zu Hause.

Hier hat mir Mama das Reden beigebracht. Laufen konnte ich aber schon immer.

Jetzt ist es Zeit zum Laufen.

Soldaten bringen mich in die große Halle mit dem breiten Streifen auf dem Boden.

Ich trage nichts, aber die Soldaten sind anders als die von dem Schiff. Die sehen mich nicht so an, wie die auf dem Schiff. Sie sind nicht überrascht. Für die ist es normal, dass ich nichts trage.

Ich glaube, sie denken einfach anders als die auf dem Schiff.

Die Tür zur Halle öffnet sich und ich weiß schon, was als nächstes kommt.

Ich gehe zur Mitte der Halle, hinter der Linie auf dem Boden.

Die Linie ist wie ein langgezogener Kreis in der Mitte der Halle, breit und dunkelrot. Es sind weiße Buchstaben auf ihr geschrieben. Ich kann nicht lesen, aber ich weiß, was darauf steht, weil es mal ein Soldat gesagt hat.

Da steht: „Nicht übertreten! Lebensgefahr!“

Ich lege meine Hände auf den Rücken und fühle die Handschuhe, die sie mir anlegen. Die Handschuhe sind an einem langen Seil festgebunden, was unter der Hallendecke festgemacht ist.

Da oben ist es an Metall festgebunden. Das ist eine Schiene die sich bewegt, wenn ich laufe.

Dank der Schiene kann ich mich in der Halle hinter der Linie bewegen. Aber ich kann nicht über die Linie. Ich habe mal versucht mit meinen Vektoren bis hinter die Linie zu kommen, aber das hat nicht geklappt. Ich weiß, ich durfte das eigentlich nicht, aber es hat keiner gesehen.

Die Soldaten gehen wieder weg und ich bleibe allein. Ich bewege mich erst, wenn die Soldaten hinter der Linie sind.

So hat mir Mama das beigebracht.

Dann laufe ich meine Runde.

Dann die zweite.

Es fühlt sich gut an mich wieder bewegen zu können.

Es hat viel zu lange gedauert.

Aber es dauert immer viel zu lange.

Am liebsten würde ich immer hier bleiben.

Nein, das ist jetzt nicht mehr richtig.

Jetzt kenne ich einen besseren Ort.

Einen, wo sogar was wächst.

Da scheint die Sonne und es ist warm.

Da kann man Baden.

Sich in warmes Wasser reinlegen.

Da sind alle immer angezogen.

Und ich kann die überraschen und zum Lachen bringen.

Die wollen nicht, dass ich in einem dunklen Zimmer eingesperrt bleibe.

Die sind anders als die hier.

Besonders einer.

„Ruffy!“

Ist er es wirklich?

Er steht am anderen Ende der Halle, sieht mich an und bewegt sich nicht.

Die Hände in den Taschen und er beobachtet mich.

Wieso hat er nicht gesagt, dass er da ist?

Ich laufe sofort auf ihn zu, laufe schnell, will ihm am liebsten in die Arme springen.

Doch bevor ich ihn erreiche spannt sich das Seil hinter mir, hält mich auf und ich bleibe vor der Linie stehen.

„Ruffy! Du bist wirklich hier! Ich freu mich so!“

„Nana, was ist das hier?“

„Mein zu Hause. Ich weiß, es ist nicht so schön wie dein Schiff, aber wenn du willst kannst du hier bleiben. Ich muss nur Mama fragen. Vielleicht bekommst du ja nen eigenen Raum.“

„Nein, ich bleibe nicht hier. Ich bin nur hier um ein Versprechen einzulösen. Aber ich wollte nicht mit dir reden. Du weißt, mit wem ich reden will?“

Bei seinen Worten stelle ich mich wieder richtig hin, bis das Seil hinter mir nicht mehr gespannt ist.

Ja, ich weiß es.

Aber ich will nicht dass die anderen wissen, dass ich von ihr weiß.

„Sie schläft noch.“

„Ich muss mit ihr reden. Wir haben keine Zeit mehr. Es ist wirklich wichtig.“

„Ich kann sie nicht wecken.“

„Ich kann es.“

Ich schweige bei seinen Worten. Wenn ich jetzt einen schwirr zurück gehe und Lucy die Kontrolle übernehmen lasse, dann sehe ich Ruffy vielleicht nie wieder.

Wenn ich wieder aufwache und die Kontrolle habe, dann ist er nicht mehr hier.

„Ich hab dich wirklich gern.“, sage ich noch um mich von ihm zu verabschieden, schließe dann die Augen und atme einmal tief durch.

Ich sehe mich vor meinem inneren Auge, ich stehe in einem großen Raum. Ich schaue hinter mir auf den Boden. Da liegt sie.

Lucy.

Wenn sie vor mir steht, hat sie die Kontrolle.

Es sind nur zwei Schritte, dann stehe ich hinter ihr.

Ich fühle nur entfernt, dass mein Körper auf den Boden fällt. Es ist nicht mehr mein Körper, es ihr ihrer.

Ich höre, wie Ruffy näher kommt und sie auf seinen Schoß legt. Er spricht mit ihr, will sie wecken, aber sie reagiert nicht.

Sie schläft noch zu fest.

Es geht nicht, das klappt nicht.

Plötzlich höre ich neben Ruffy stimme noch etwas anderes.

Das habe ich schon öfter gehört.

Das letzte Mal bevor ich auf dem Schiff war.

Ein Alarm.

Ich kann nichts sehen. Die Augen gehören nicht mehr mir.

Was ist los?

„Ich übernehme das.“

Was?!

Ich schaue zur anderen Seite und sehe sie.

Angel.

Das darf sie nicht!

„Lass ihn in Ruhe!“

Sie ignoriert mich und geht nach Vorn.

Ich will sie zurück halten, kann sie aber nicht erreichen.

Sie ist zu stark für mich.
 

Es ist laut.

Die Sirene hört nicht auf.

Ich höre wie Menschen kämpfen.

Weniger Spaß für mich.

Dann seine Stimme.

Ich habe ihn noch nie in die Augen gesehen.

Als ich meine Augen öffne, erschrickt er sofort.

Er kann es fühlen.

So wie ich fühlen kann, dass Angst in ihm aufsteigt.

Mich kennt er nicht.

Noch nicht.

Ich setze mich auf, spüre meine Hände an meinen Rücken gefesselt und sehe im Augenwinkel, dass Ruffy vor mir weg kriecht.

„Wer bist du?“

Ich antworte nicht, blicke mich im Raum um.

Ein Schwertkämpfer und eine Frau kämpfen.

Und etwas, das so ähnlich aussieht wie ein Dachs.

Was für eine komische Mischung.

Mein Blick schweift zur Hallendecke.

Da ist es.

Die Möglichkeit hier raus zu kommen.

Ich versuche mit den Vektoren an das Metall zu gelangen, schaffe es aber nicht. Es ist zu weit oben.

„Wer bist du?!“, wiederholt Ruffy, der sich schnell hinter die Linie bewegt.

Ich schaue wieder zu ihm herüber.

„Ich nehme mir dein Schiff.“

„Was?“

Ohne den Blick von ihm zu lösen greife ich mit den Vektoren das Seil und ziehe mich an ihm herauf.

„Was zum-„

Erst jetzt komme ich an das Metall, greife mit meinen Vektoren zu, reiße es aus den Verankerungen und lasse es auf den Hallenboden Fallen.

Erst jetzt lasse auch ich mit meinen Vektoren los, falle aber nur so weit, bis ich mich mit meinen Vektoren wieder abfangen kann.

Ich nehme eine scharfe Kante des verbogenen Metalls und schneide meine Handschuhe hinter meinem Rücken kaputt.

Endlich.

Sie wussten, dass sie mich in diesem Raum nicht festhalten können. Kurama hat darauf bestanden mich trotzdem hier her zu bringen.

Menschen sind dumm.

Ich drehe mich zur Tür, in der Ecke der Halle, wo gekämpft wird, und gehe los.

Ich habe es nicht eilig.

Sie können mich nicht mehr einsperren.

Jetzt habe ich die Kontrolle.

Ich gehe an Ruffy vorbei, der mich anstarrt, bleibe aber stehen, als er aus meinem Sichtfeld verschwindet.

„Ich werde dir nichts antun. Wir sind Geschwister, du und ich.“
 

„Geschwister?“

„Klar! Brüder habe ich schon so bekommen, aber ne Schwester habe ich noch nicht. Was hältst du davon?“

Er sieht mich an, aber ich weiche seinem Blick aus.

„Ich bin nicht sicher, ob ich wirklich deine ‚Schwester‘ sein will.“

„Was? Wieso nicht? Hab ich was falsch gemacht?“

„Nein, so hab ich das nicht gemeint.“

Aber ich würde gern was anderes für dich sein.

Nicht deine Schwester.

Naja, eigentlich sind wir dann ja nicht wirklich Geschwister.

Jedenfalls nicht Leiblich.

Dann wäre das ja doch okay, oder?

Also nicke ich.

„Okay, ich mach´s. Ich hatte nur Angst, weil ich vorher noch nie was getrunken hatte.“

„Ganz sicher? Du musst nicht, wenn du nicht wirklich willst.“

„Doch, ganz sicher. Wie schmeckt das denn?“

„Eigentlich schmeckt man es gar nicht so sehr. Probiere es einfach aus.“

Ich halte die Sakeschüssel in der Hand.

Es sieht aus wie Wasser, riecht aber ganz anders.

Aber wenn wir wirklich Geschwister sein sollten, dann muss ich noch was anderes mit ihm machen.

Sonst sind wir nicht wirklich verbunden.
 

Ich gehe weiter zu denen die kämpfen. Noch schließt niemand auf mich.

Das wird sich ändern.

Ich zerteile den ersten, der in meiner Reichweite ist.

Dann den nächsten, und erst jetzt ziehe ich die Aufmerksamkeit auf mich.

Als die Soldaten realisieren, dass ich frei bin, schießen einige auf mich. Andere rennen sofort weg.

Aber wieso gibt es Alarm?

Der ging schon los, bevor ich frei war.

Der Schwertkämpfer lässt seine Schwerter sinken und auch die Frau hört auf zu kämpfen als sie sehen, dass sie nicht mehr angegriffen werden.

Alles konzentriert sich auf mich.

Die Kugeln treffen mich nicht.

Ich wehre sie mit meinen Vektoren ab.

Sie fallen vor mir zu Boden.

Aber viele Soldaten sind noch außerhalb meiner Reichweite.

Daher nehme ich doch einige Kugeln mit meinen Vektoren auf und werfe sie ihnen zurück.

Schnell und mit all der Kraft, die in meinen Vektoren steckt.

Es sind Geschosse, die durchschlagen die Körper ohne Mühe und die Soldaten fallen zu Boden.

„Lucy?“, fragt die Frau vor mir, aber ich reagiere nicht.

Ich bin nicht Lucy.

Aber ich bin es!

Ich bleibe stehen, blicke auf den blutigen Boden vor mir.

Ich schließe nicht die Augen.

Was willst du?

Was glaubst du, was ich will?

Du weißt, du brauchst mich, um hier raus zu kommen.

Nein, mit Sicherheit nicht. Nicht dieses Mal.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  fahnm
2013-11-26T00:20:26+00:00 26.11.2013 01:20
Hammer Hart.
Jetzt ist sie Frei.
Mal sehen wie es weiter gehen wird.
Von: abgemeldet
2013-11-18T16:57:24+00:00 18.11.2013 17:57
Ahhhhhh Ruffy kann die nicht umbringen sonst hätte er dass schon längst getan.
Du hast Elfenlied schon durch geguckt oder? Mach bitte nicht so ein sad-end

LG Namiliebtruffy
Antwort von:  Tikila89
18.11.2013 18:26
Elfen Lied gehört zu meinen liebsten anime. Wie das ende wird, weiß ich noch nicht. Und bei elfen lied steht lucy ja auch am ende wieder vor der Tür. Also sooo traurig ist die anime gar nicht ;-)
Antwort von: abgemeldet
18.11.2013 19:42
Du glaubst also auch dass es die Lucy am ende ist. Meine Freundin glaubt dass ist der Briefträger
Antwort von:  Tikila89
18.11.2013 21:34
Lol, der Postbote xD ne, das ist sie ganz sicher :)
Von:  fahnm
2013-11-17T23:25:49+00:00 18.11.2013 00:25
Oh Mann
Da musste sich Ruffy aber zusammen reißen.
Der hätte sofort Randaliert.
Ich bin schon sehr gespannt wie es weiter gehen wird.
Antwort von:  Tikila89
18.11.2013 07:38
Es wartet auf Freischaltung ;-) danke für den kommentar :-D icj freu mich schon auf deine Reaktion auf das nächste Kapitel :-D;-)
Von: abgemeldet
2013-11-17T10:37:34+00:00 17.11.2013 11:37
EIN BIOLOGISCHER GRUND WOLLEN DIE KLOPPE!!!!! DIE LIEBE IST DOCH KEIN BIOLOGISCHER GRUND!!!!!

Ok beruhig dich *bis zehn zählen* Ok geht wieder ^^

So das Kapitel war toll *-* Außer das ich diesen blöden Wissenschaftlern in ihren *piiiiiieeeep* Ar*** treten könnt.

Hoffe es geht schnell weiter ^^

LG Namiliebtruffy
Antwort von:  Tikila89
17.11.2013 13:42
Danke für den geilen kommentar xD so macht das schreiben gleich viel mehr Spaß. Habe mit dem neuen Kapitel schon angefangen ;-) mal sehen was da so alles passiert. Ich weiß das vorher selbst nicht so genau :P
Antwort von: abgemeldet
17.11.2013 14:43
Da bin ich bei meinen Geschichten genauso man Freut sich wenn die Leser sich so reinfersetzen. Aber es stimmt ich schlage die Typen zusammen die sind doch Ballaballa -_-
Von: abgemeldet
2013-11-10T21:37:42+00:00 10.11.2013 22:37
Awwwwwww schreib schnell weiter
Von: abgemeldet
2013-09-18T17:54:19+00:00 18.09.2013 19:54
Hi, ich finde dein FF richtig gut hoffe schreibst bald weiter

LG Namiliebtruffy

P.S Kommt zu meinen Favoriten
P.P.S. Kriegst nen Keks von mir hoffe du magst Kekse
Antwort von:  Tikila89
19.09.2013 14:58
Hi! Danke für dein Kompliment aber ich bin leider gerade wieder mitten in einer anderen Geschichte am schreiben :( werde mich aber ran halten :)
Von:  -Tsubasa-
2013-07-24T11:31:54+00:00 24.07.2013 13:31
Gefällt mir richtig gut
Hoffe es geht bald weiter
Von:  Animature
2013-04-01T14:22:37+00:00 01.04.2013 16:22
Die Fanfiction ist echt gut. Ich bin gespannt wie es weiter geht. Ich hoffe Lucy öffnet sich den anderen und sie werden Freunde.
Von:  kaitogirl99
2013-03-05T20:25:26+00:00 05.03.2013 21:25
oke :DDD gerne *-*
Antwort von:  Tikila89
05.03.2013 21:34
Freu mich auf deine Kommentare :D
Von:  kaitogirl99
2013-03-05T19:38:36+00:00 05.03.2013 20:38
solange die ff nicht abgebrochen wird ,da warte ich ruhig :D
Antwort von:  Tikila89
05.03.2013 21:04
Ne, abgebrochen nicht^^ die Geschichte muss ich einfach schreiben, sonst schwirrt die mir Monatelang im Kopf rum :P
Kannst ja zum Zeitvertreib ein paar meiner anderen FF's lesen xD


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