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Das Spiel des Wahnsinns

SoulxOC
von

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Treffen mit alten Freunden

Mit ungläubigem Blick schaute Riitsko in das breit grinsende Gesicht Girikos und fasste sich mit der Hand an die Stirn.

„Was machst du denn hier?“

„Auf dich aufpassen.“

Noch immer klebte das breite Grinsen in Girikos Gesicht und Riitsko hatte das dringende Bedürfnis, es ihm mit einem Schlag aus dem Gesicht zu wischen.

„Ich brauche keinen Aufpasser, und überhaupt, wie konntest du meinen Angriff überleben?“

Die Erinnerungen drangen langsam in ihr Bewusstsein zurück und ihr wurde auch langsam klar, dass ein weiterer Feind aus dem Weg geschafft war und nur noch ein einziger übrig war.

Die Shibusen. Der Shinigami. Wenn sie ihn erledigt hatte, dann war es ein Kinderspiel, Death City in ihre Gewalt zu bringen, und dann würde sie die alleinige Herrscherin sein. Dann hatte sie gewonnen.

Das alles war wie ein Spiel. Vier Mächte, die gegeneinander kämpften. Der Schwächere schied aus dem Spiel aus, und der Stärkere kam weiter, um sich dann dem nächsten Gegner zu stellen. Wenn auch dieser besiegt war, ging es weiter, und man musste nur noch einen Gegner besiegen, bevor man den Gewinn bekam.

Es war so sinnlos, und doch so verständlich.

Jedenfalls für sie. Riitsko starrte Giriko an, welcher sein Grinsen endlich eingesteckt hatte.

„Ich war zu dem Zeitpunkt nicht im Gebäude der Organisation, deswegen. Ich hörte nur noch einen Knall und mir war natürlich klar, dass das nur die kleine Wahnsinnige sein kann, also bin ich zurück. Aber als ich ankam, sah ich überall nur Trümmer, ich habe schon gedacht, du wärst tot. Und dann hab ich dich gefunden, bin ich nicht gut, ich habe dir das Leben gerettet, du bist mir was schuldig, Wahnsinnige.“

„Nenn mich nicht Wahnsinnige!“

zischte ebendiese gefährlich leise.

„Aber das bist du doch. Eine Wahnsinnige.“

Riitsko durchbohrte ihn mit ihren roten Augen.

„Tja, du hast mir vielleicht das Leben gerettet, aber ich habe dich nicht darum gebeten, also kannst du jetzt wieder verschwinden.“

Und dennoch empfand Riitsko in ihrem dunklen Herzen doch so etwas wie Dankbarkeit für seine Rettung. Ohne Giriko wäre sie wahrscheinlich wirklich abgekratzt. Sie war ihm tatsächlich etwas schuldig. Sie schüttelte darüber entsetzt nur den Kopf.

„Ich werde aber nicht verschwinden.“

Sofort durchbohrten ihn blutrote Iriden, welche offensichtlich gewillt waren, ihm den Garaus zu machen, und gleichzeitig hatten sie einen fassungslosen Ausdruck, der ihm zeigte, dass es Riitsko überraschte, dass er sich ihr einfach widersetzte.

„Was fällt dir ein?! Was glaubst du, wer du bist.“

„Ich bin Giriko, hab ich mir gemerkt, extra nur für dich.“

Die letzten Worte flüsterte er und biss sich auf die Unterlippe, als er breit grinste. Riitsko schnaubte und kam ihm mit ihrem Gesicht gefährlich nahe.

„Wenn du nicht verschwindest, dann werde ich dich dazu zwingen.“

„Ach ja, und was willst du machen, mich umbringen?“

Auch Giriko kam ihr näher. Riitsko lächelte schief.

„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer weiß, wer weiß...“

„Ich weiß, dass du mir nichts tun wirst, deswegen werde ich auch nicht verschwinden.“

Riitskos Herz begann schneller zu klopfen. Wie konnte er es wagen? Sie sollte ihm die Zunge abschneiden, damit er nicht mehr so frech war, aber das würde sie auch nicht weiterbringen. Und zu allem Überfluss musste sie Giriko auch noch zustimmen. Sie würde ihm nichts tun, weil sie im Moment einfach keine Lust hatte, irgendjemanden umzubringen. Sie hatte vor gar nicht allzu langer Zeit eine ganze Organisation mit einem Schlag ausgelöscht, sie brauchte eine Pause.

„Idiot!“

Beleidigt zog Riitsko ihren Kopf zurück und schaute sich um.

„Wo bin ich eigentlich hier?“

„In einem Wald.“

„Das sehe ich, aber wo genau.“

„Nun ja, ich kann dir auf jeden Fall sagen, dass wir in der Nähe von Death City sind.“

„Gut, das ist sehr gut. Moment mal, was?! Wie bin ich denn hierhergekommen.“

Sie schnappte nach Luft.

„DU!“

Anklagend zeigte sie mit ihrem Finger auf Giriko, welcher nur eine Augenbraue hob.

„Du hast mich doch wohl nicht hierher getragen, oder?“

„Doch.“

„DU!!!“

Riitsko stürzte sich auf Giriko und warf ihn zu Boden. Was zu weit ging, ging wirklich zu weit. Er konnte sie nicht einfach durch die Gegend tragen, wie es ihm beliebte, was fiel ihm eigentlich ein?!

Sie schloss ihre Hände um seinen Hals und drückte zähneknirschend zu. Sie lachte innerlich über Girikos Versuche, ihre Hände von seinem Hals zu ziehen. Gerade, als er schon blau anlief, ließ sie ihn los und rückte zurück auf ihren vorherigen Platz.

Giriko schnappte nach Luft und breitete die Arme zur Seite aus.

„Ich hab dich wohl unterschätzt. Du würdest mich wohl doch umbringen.“

Zufrieden grinste Riitsko.

„Ich hoffe, du weißt jetzt, wo dein Platz ist.“
 


 

Die nächsten Tage waren ziemlich nervenaufreibend für Riitsko. Giriko nervte sie, und sie hatte das Gefühl, dass er es mit Absicht machte. Er war so ein Arsch.

Aus weiter Entfernung beobachtete Riitsko Death City. Ihr fiel auf, dass fast alle Meister und Waffen verschwunden waren. Wahrscheinlich suchten sie noch nach Arachnes Versteck oder so. Oder nach ihr. Bei dem Gedanken musste Riitsko immer lachen. Sie würden sie nicht finden, weil sie sich wunderbar verstecken konnte. Allerdings war das mit Giriko an ihrer Seite etwas schwer.

Es war Abend, und dennoch war es noch hell, und besonders – es war verdammt heiß.

Mit einem angespannten Gesichtsausdruck lag die Weißhaarige mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden und holte immer wieder tief Luft. Hitze hatte ihr eigentlich sonst auch nichts ausgemacht, nur Kälte. Sie war wirklich verweichlicht.

„Hey, Rii-chan, aufwachen!!“

Schlagartig riss Riitsko ihre Augen auf und fixierte innerhalb von Sekunden Giriko, ehe sie ihn gleich darauf ansprang und zu Boden warf, um ihm wieder einmal die Luft abzuschnüren.

„Wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst mich nicht so nennen?! Für dich immer noch Riitsko, klar?!“

Den ganzen Tag schon nannte er sie so!

„Voll klar! Hey, ich hab da ein paar komische Typen gesehen, die dich vielleicht interessieren.“

„Wer?“

Riitsko lockerte den Griff um Girikos Kehle und richtete sich, auf, sodass sie bequem auf Girikos Hüfte saß und herablassend auf ihn herabschauen konnte. Sie mochte es, wenn sie die Oberhand hatte. Und Giriko konnte nichts dagegen tun.

„Es sind deine ehemaligen Freunde, Rii-chan.“

Ihre Augen weiteten sich für den Bruchteil einer Sekunde, ehe sie wieder genauso emotionslos dreinschaute wie sonst auch. Doch innerlich war der Schock tief. Ihre ehemaligen „Freunde“ waren in der Nähe. Hatten sie sie etwa aufgespürt? Sie war so durch den Wind, dass sie das Rii-chan von Giriko einfach überhörte. Wie in Trance erhob sie sich, und starrte in den Wald hinein, an dessen Rand sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.

„Bist du dir sicher, Giriko?“

„Ja, ich hab sie doch selbst gesehen.“

„Hm.“

Riitsko nickte kurz angebunden, dann lief sie los. Tatsächlich konnte sie die Anwesenheit der Seelen ihrer Freunde spüren.

„Hey, warte, Rii-chan.“

Bruch. Schon landete Giriko im nächsten Baum, nachdem Riitsko ihm einen gezielten Kinnhaken verpasst hatte.

„Tut`s weh?“

„Ja.“

„Gut, dann hab ich es ja richtig gemacht.“

Vergnügt ging die Weißhaarige weiter.
 

Nach nur wenigen Minuten kam sie an eine große Lichtung an, über die sie einen guten Überblick hatte. Giriko war ihr stillschweigend gefolgt.

Es war vollkommen still, und dennoch konnte Riitsko die Auren ihrer Freunde ganz in der Nähe spüren.

„Gefunden!!“

Riitsko verdrehte innerlich die Augen, als sie die Stimme erkannte. Langsam drehte sie sich nach hinten um und entdeckte BlackStar, welcher sie mit einem breiten Grinsen ansah und mit dem Zeigefinger auf sie deutete.

„Dummkopf.“

„Was?! Hey, Riitsko, ich bin kein Dummkopf, ich bin ein Gott!“

„Ein Gott, der zum Sterben hier hergekommen ist.“

Die freundliche Fassade von BlackStar bröckelte. Das breite Grinsen in seinem Gesicht verschwand und machte einer ernsten Miene platz.

„Das war echt nicht nett, Riitsko.“

Ausdruckslos musterte Riitsko ihren ehemaligen Rivalen. Die Nervensäge hatte sich überhaupt nicht verändert. Er war noch genauso übermütig wie damals, und hatte keine Ahnung, wann er seine Klappe halten sollte, und wann nicht. Ihr Blick fiel auf die Zwei hinter BlackStar. Jazz, Maka und Soul.

Also waren die auch noch mitgekommen. Was für ein Aufstand. Aber ihr sollte es egal sein. Sie hatte sie gewarnt. Sie hatte damals, bei ihrem letzten Treffen gesagt, dass sie sie beim nächsten Treffen umbringen würde. Innerlich hatte sie gehofft, dass diese Drohung sie alle davon abhalten würde, sie zu suchen, aber da hatte sie sich wohl geirrt. Denn nun waren sie da, und wahrscheinlich nur, um sie wieder zu überreden, sie selbst zu werden. Was für eine Verschwendung.

Eines ihrer Schwerter materialisierte sich in ihrer Hand und lässig schwang sie es einmal im Kreis, um es danach in den Boden zu rammen.

„Ich verstehe es nicht.“

Riitsko schaute die Vier an und legte den Kopf leicht schief.

„Ich habe euch gewarnt und euch gesagt, dass ich euch umbringen würde. Wieso seid ihr trotzdem hier. Das würde ich gerne wissen, bevor ich euch umbringe.“

Geduldig wartete Riitsko, doch keiner antwortete ihr.

„Ihr braucht mir nicht zu antworten, es ist egal, warum ihr hier seid. Ihr würdet eh bald sterben, denn die Shibusen wäre eh mein nächstes Angriffsziel gewesen.“

„Das bedeutet, du hast Arachne besiegt?“

Die Weißhaarige schaute Soul an. Ungläubigkeit schwang in seiner Stimme mit.

„Hm, war ein Kinderspiel.“

Ein bisschen lügen konnte ja nicht schaden. Sie hörte Giriko hinter sich auflachen. Die Blicke aller richteten sich auf ihn.

„Wer ist das denn?“

fragte BlackStar und musterte die autonome Waffe abschätzend.

„Das ist Giriko, mein anhänglicher Reisegefährte.“

Sie schaute Giriko stechend an, doch dieser lachte nur wieder drauf los. Genervt von ihm drehte Riitsko ihren Kopf wieder zu den anderen.

„Jetzt aber zu euch. Ich habe euch gewarnt. Ich habe gesagt, dass ich euch bei unserem nächsten Treffen umbringen würde und das werde ich auch tun. Es war eure Dummheit, hier herzukommen. Ihr seid der Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.“

Das zweite Schwert materialisierte sich in Riitskos Hand und sie wollte sich gerade in Bewegung setzen, als eine Frage sie vollkommen aus der Fassung brachte.

„Was empfindest du für mich, Riitsko?“

Riitsko zuckte zusammen, und ließ vor Schreck ihre Schwerter fallen. Dieser....

Ruckartig hob sie ihren Kopf. Was sollte diese Frage?

„Was soll das, Soul? Wieso fragst du mich das?“

„Weil ich es wissen will. Weil ich wissen muss, ob es wenigstens eine minimale Chance gibt, dich wieder zu der zu machen, die du einmal warst.“

Einen Moment war Riitsko sprachlos und starrte Soul nur mit offenem Mund an, doch dann fasste sie sich und setzte ein spöttisches Lächeln auf.

„Du willst also unbedingt wissen, was ich für dich empfinde?“

Entschlossen nickte ihr Gegenüber.

„Gut, dann hör gut zu, ich erkläre es nur einmal. ICH empfinde gar nichts für dich, aber die Riitsko, die durch den Befall des Wahnsinns in meinem Unterbewusstsein gefangen gehalten wird, liebt dich. Aber wie schon gesagt, sie ist in meinem Unterbewusstsein gefangen, und auch wenn wir vielleicht gleich aussehen, haben wir nicht die gleichen Gefühle. Sie liebt dich, ich liebe dich nicht. Du bist mein Feind, den es gilt, auszuschalten. Und das werde ich tun. Wenn ich euch erledigt habe, werde ich die Shibusen vernichten und dann werde ich die stärkste Meisterin dieser Welt sein.“

„Aber warum tust du das? Was hast du genau für ein Ziel? Du vernichtest die Shibusen und hast dann keinen Feind mehr, der dir gefährlich werden könnte. Und was kommt danach?“

„Nichts. Dann geht das Leben ganz normal weiter. Es ist ein Spiel. Der Stärkere gewinnt, und ich war stärker als Medusa und Arachne, also habe ich den Kampf gegen sie gewonnen. Und wenn ich nun noch die Shibusen ausgeschaltet habe, habe ich das Spiel des Wahnsinns gewonnen.“

„Das Spiel des Wahnsinns...?“

Maka starrte Riitsko entgeistert an. Was war das denn für ein krankes Spiel? Die Welt würde ins Chaos stürzen, wenn es die Shibusen nicht mehr gab, das wusste Riitsko doch ganz genau. War das etwa das Ziel dieses Spiels? Die Welt ins Chaos zu stürzen? Aber wer hatte diese Spiel dann erfunden? Und wie kam es, dass Riitsko dieses Spiel austrug?

Sie schüttelte den Kopf. Diese ganzen Fragen, auf die sie keine Antwort hatte. Sie musste unbedingt herausfinden, was es mit diesem Spiel auf sich hatte. Am besten würde sie mit Dr. Stein und Shinigami-Sama reden, sie konnten ihr gewiss weiterhelfen.

Unauffällig, da Riitsko gerade mit Soul beschäftigt war, schlich sie sich an den Rand der Lichtung zurück, auf der sie sich befanden, dann kehrte sie dieser den Rücken zu und rannte so schnell sie konnte zur Shibusen zurück.

„Sieh es ein, Soul. Die Riitsko, die du kanntest, gibt es nicht mehr. Sie ist eingeschlossen in meinem Unterbewusstsein, für immer.

Ich habe nichts mit dir zu tun und ich heiße es willkommen, dich töten zu dürfen. Ebenso wie deine Freunde.“

„So ist das also.“

Die roten Augen von Soul schienen Riitsko innerlich zu verbrennen, denn so fühlte es sich für sie an. Als würde er sie röntgen. Und sie hatte Angst davor, dass er sehen konnte, dass er ihr doch gar nicht so egal war, wie sie es gesagt hatte. Es war einfach verdammt schief gegangen. Als sie damals durch das schwarze Blut, welches in den Körper der damaligen Riitsko eingedrungen war, erschaffen worden war, hatte sie aus Versehen einen Teil von Riitskos Gefühlen auf sich selbst übertragen. Und nun musste sie den Preis dafür zahlen.

„Ich werde die Shibusen bald zerstören. Was also würde es mir bringen, wenn ich euch jetzt schon umbringe?“

Sie schaute jedem von ihnen tief in die Augen.

//Gar nichts.//

„Ich werde euch am Leben lassen .... Vorerst.“

Jazz, Soul und BlackStar konnten es nicht glauben. Wieso änderte Riitsko ihre Meinung auf einmal?

Vielleicht war sie doch nicht so gefühlskalt, wie sie versuchte, zu sein.

„Verschwindet. Lauft, so schnell ihr könnt, und vergesst die Riitsko die ihr kanntet. Sie existiert nicht mehr. Sucht nicht mehr nach mir, denn es wird euer Tod sein.“

Flüchtig schauten die drei Jung sich an, dann gingen sie, wenn auch nur zögerlich.
 

Auf dem Weg zurück zur Shibusen sagte keiner von ihnen auch nur ein Wort. Die Begegnung mit Riitsko war nicht so ausgefallen, wie sie es sich erhofft hatten.

„Irgendetwas stimmt an der ganzen Sache doch nicht.“

BlackStar hörte sich richtig nachdenklich an. Soul und Jazz schauten ihn an.

„Was soll denn bitteschön an der Sache nicht stimmen?“

fragte Jazz, und schien leicht gereizt zu sein. Dass seine Meisterin ihren Körper dem schwarzen Blut überlassen musste, beschäftigte ihn mehr, als er zugeben wollte.

„Na, Riitsko war doch am Anfang so überzeugt davon, uns töten zu wollen. Und nach dem Gespräch mit Soul hat sie uns einfach gehen lassen. Da ist doch was faul dran.“

„Jetzt wo du`s sagst.“

meinte Soul. Als sie in die Stadt kamen, waren alle wieder in ihre eigene Gedankenwelt abgetaucht.

Soul musste zugeben, dass BlackStar schon recht hatte.

Riitsko hatte sie zuerst umbringen wollen, sie hatte sich ja schon auf ihren Angriff vorbereitet. Er zweifelte nicht daran, dass, wenn er sie mit seiner Frage nicht so außer Konzept gebracht hätte, sie sie alle gnadenlos ermordet hätte. Doch das hatte sie nicht. Nach dem Gespräch hätte sie die Chance gehabt, sie alle umzubringen. Maka war weggelaufen, dass hatte er schnell mitbekommen, und ohne sie konnte er nicht kämpfen. BlackStar hatte gegen Riitsko sowieso keine Chance, und Jazz konnte nicht ohne seine Meisterin kämpfen, zumal er Riitsko auch so niemals verletzt hätte, selbst wenn sie selbst sein Leben bedrohte.

Aber warum hatte Riitsko dann ihre Meinung geändert?

Das war die Jackpot-Frage.

Es fiel Soul unglaublich schwer, einzuschätzen, wie Riitsko dachte, oder gar fühlte. Sie war wortwörtlich unberechenbar.

Vielleicht hatte sie ja doch noch andere Gefühle, außer Hass, Wut und was sie sonst noch durch das schwarze Blut empfand.

Er raufte sich die Haare.

Warum hatte sie sie gehen lassen?
 

„Hey, Rii-chan, warum hast du diese Trottel laufen lassen?“

„Kopfnuss?“

„Nein danke.“

„Dann halt die Klappe.“

Missmutig stampfte Riitsko den Waldweg entlang, der sie auf die andere Seite von Death City bringen würde, entgegengesetzt der Seite, auf der sie sich jetzt befanden.

Sie wollte dem Risiko, nochmal von ihren Freunden aufgespürt zu werden, erst mal ausweichen.

Souls Frage, was sie für ihn empfand, schwirrte wie eine lästige Fliege in ihrem Kopf herum.

Es stimmte nicht, dass sie gar nichts für ihn empfand. Das tat sie sehr wohl. Und sie hasste sich selbst dafür.

„Sag mal, war der Weißschopf etwa dein Freund?“

...

„Giriko?“

„Ja?“

„HALT ENDLICH DEINE KLAPPE, VERDAMMT!!!“

„Hey komm schon, mir kannst du es sagen, ich schweige wie ein Grab.“

Entnervt fasste sich Riitsko mit der Hand an die Stirn.

„Ich versteh nicht, warum ich dich nicht schon längst umgebracht habe.“

„Weil du mich dafür viel zu lieb hast, nicht Rii-chan?“

„Hör endlich auf mit diesem Rii-chan!!!“

„Ich finds lustig.“

„Ich aber nicht!!“

„Du fauchst ja richtig, fährst du gleich noch die Krallen aus?“

„GIRIKO!!!“

Riitsko lief schneller. Wie konnte eine Person sie nur dermaßen nerven, ohne dass sie ihr das Maul stopfte? Na ja, lieb hatte sie Giriko auf keinen Fall. Er war die Nervensäge hoch drei, allerdings musste sie wirklich zugeben, dass es ganz gut tat, nicht ständig allein unterwegs zu sein. Auch wenn sie sich mit Giriko rumschlagen durfte. Wehmütig schaute Riitsko zu Boden, wobei das Rot ihrer Augen einen bläulichen Schimmer bekam. Doch er blieb nicht kurz, sondern verschwand sofort wieder.

„Warum bist du eigentlich bei mir, Giriko?“

Der Angesprochene, welcher gerade ein paar Sträucher wegkickte, blieb stehen, sodass auch Riitsko stehen musste, um keinen allzu großen Vorsprung aufzubauen.

„Das weiß ich, ehrlich gesagt, auch nicht. Vielleicht weil ich dich aus den Trümmern von Arachnes Hauptquartier geborgen hab. Oder einfach, weil ich dich mag.“

Riitsko musterte den Größeren kühl. Interessant, er mochte sie.

„Und warum?“

„Was warum?“

kam es gereizt zurückgeschossen, doch Riitsko ließ sich nicht beirren.

„Warum hast du mich gerettet? Und warum magst du mich? Du hast deinen Kopf riskiert, um mich aus der Zelle zu befreien. Du hast Arachne verraten. Und dabei dachte ich, dass deine Loyalität ihr gegenüber nichts erschüttern kann. Und du bist an den Ort des Kampfes zurückgekehrt, obwohl du dir gar nicht sicher sein konntest, ob ich diejenige war, die gewonnen hat. Das alles hast du doch nicht aus reiner Nächstenliebe gemacht.“

Giriko schwieg. Er wusste nicht, was er jetzt sagen sollte.

„Ich … wie schon gesagt, ich mag dich, und wenn man jemanden mag, dann nimmt man halt viel in Kauf, um ihm zu helfen, oder ihm das Leben zu retten.“

Riitsko nickte zustimmend. Sie wusste, dass Giriko das Gesagte zwar ernst meinte, aber dennoch verschwieg er ihr etwas. Aber sie wollte nicht bohren. Es war seine Sache. Wenn der Zeitpunkt da war, würde er ihr schon sagen, was los war.



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