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Bi-Sho-Nen

von

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Der gemeinsame Abend

Nachdem sich endlich alle in der Küche versammelt hatten, besprachen sie kurz, was zu tun war und legten auch direkt los. Sam und Alex besprachen das Gericht, was Sam ausprobieren wollte und nachdem die Details geklärt waren, stürzten sie sich in die Arbeit. Alex suchte sich seine Zutaten für eine normale Lasagne zusammen, während Sam sich alles für seine Spinat-Lachs-Lasagne aus den Schränken holte. Da nicht jeder ein Lachsliebhaber war, wollten sie wenigstens eine Alternative bieten und so konnte sich keiner über das Essen beschweren.
 

Nici und Faith hingegen widmeten sich den Beilagen zum Hauptgang und entschieden sich ebenfalls für ein paar neue Rezepte. Der Möhren-Apfel-Salat sowie der Erdbeersalat in Orangensauce klangen sehr ansprechend. Alternativ wollten sie sicherheitshalber noch einen normalen Gurkensalat anbieten und machten sich nach der Entscheidung auch gleich an die Arbeit.
 

Matt hingegen brauchte gar nicht so lange zu überlegen. Er hatte sich heute Morgen schon für ein Erdbeer-Tiramisu entschieden, sowie Himbeer-Baiser. Er fing mit ersterem bereits an, nachdem er die Küche betreten hatte, da das Tiramisu noch etwas stehen musste, ehe er zu genießen war. Hilfe wollte er von keinem, denn Rafael hatte bereits angeboten ihm etwas unter die Arme zu greifen. Stattdessen gesellte sich dieser zu John und Seiji, die alle notwenigen Vorbereitungen den Tisch betreffend, sowie die Getränke vornahmen. Gemütlich marschierte Rafael in den Keller, um ein paar gute Flaschen Wein zu besorgen. Währenddessen marschierten Seiji und John in das Wohnzimmer im zweiten Stock und suchten nach einer passenden Tischdecke.
 

„Meinst du, die passt farblich?“, John streckte sich nach oben, sodass er auf Zehenspitzen stand und auf eins der Stoffe im oberen Regal zeigt. Seiji schaute hoch und überlegte kurz, nur um kurz darauf mit dem Kopf zu schütteln. „Nein, die Servietten sehen etwas anders aus. Sie mal, da hinten… das finde ich um einiges besser.“ Seiji kam näher und zeigte in die Richtung des Stoffes. Leider waren sie beide etwas zu klein, sodass sich John einen kleinen Hocker besorgte, da er der Größere von beiden war, und die Tischdecke aus dem hinteren Teil des obersten Regals zog. Strahlend drehte er sich um und wollte diesem seine Errungenschaft zeigen, als John auch schon ins Schwanken geriet.
 

„Vorsicht!“, Seiji rief ihn zur Vorsicht, allerdings war es bereits zu spät. Er versuchte den Anderen zu stützen, doch dieser fiel mit seinem ganzen Gewicht auf Seiji, der unter ihm zu Boden fiel und so wenigstens Johns Aufprall minderte. Seiji stöhnte leicht und blickte zu John, der auf ihm lag.
 

„Bist du okay?“, fragte er ihn besorgt und spürte, dass sich John rührte. Allerdings richtete sich dieser nicht sehr vorteilhaft auf. John saß nichtsahnend auf seinem besten Stück und schaute ihn besorgt an. „Mir geht’s gut, danke. Sorry, war wohl doch zu viel Schwung. Wie schaut es bei dir aus? Alles okay?“ Seiji öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. John drehte sich ein wenig zur Seite und entdeckte die Tischdecke neben sich. Er griff danach und lächelte zu seinem Freund unter sich, der die Hand auf die Augen gelegt hatte und leise stöhnte.
 

„Sei… alles in Ordnung?!“, besorgt begann er sich nach vorne zu beugen, doch Seiji hinderte ihn schnell daran.
 

„NEIN! Bleib… bleib entweder da wo du bist… ohne dich zu bewegen… oder steh einfach auf!“
 

Irritiert hielt John in seiner Bewegung inne und schaute den Anderen nichtsahnend an. „Was… ist los? Hast du dir doch etwas getan? Seiji?“, natürlich hörte er nicht auf den am Bodenliegenden und bewegte sich erneut.
 

„JOHN! Steh auf. Bitte.“, presste Seiji hervor und fügte auch gleich hinzu, dass dieser auf einer sehr unvorteilhaften Stelle saß. John verstand erst sehr langsam, was Seiji meinte, und nach einem unschuldigen „Oh… tut mir leid!“ stand dieser hastig auf und war etwas peinlich berührt. Seiji musste zugeben, dass er John selten mit solchen Gefühlen sah. Und noch weniger gefiel ihm, dass es ihm eigentlich nicht viel ausgemacht hatte, dass dieser so tief unten verweilt hatte. Aber das würde er für sich behalten, schließlich lebten sie zusammen und er musste einem Hetero nicht unbedingt ins Gesicht sagen, dass er gerade anfing geil zu werden. Er blickte zu John auf und musste schmunzeln. Es sah ganz so aus, als wüsste dieser nicht so ganz, wie er sich nun verhalten sollte, was ihm nicht ähnlich war.
 

„Steh nicht so da… du hast mich umgeschmissen, also hilf mir wenigstens hoch!“, Seiji hielt ihm die Hand hin und schon kurz darauf half ihm John lächelnd vom Boden. „Bist ganz schön schwer für ein Model… bisschen Abnehmen würde nicht schaden!“, er versuchte die Situation etwas zu lockern, was ihm anscheinend gelang, denn John sprang direkt an.
 

„Hallo?! Das sind alles Muskeln! Wie wäre es, wenn du mal ein wenig Sport treibst und dir Muskeln zulegst?“
 

„Tu ich doch…“
 

„Und das wäre?“
 

„Na, jeden Tag Sex. Was denn sonst?“, frech grinsend schloss er den Schrank, da John die Tischdecke in den Händen hielt, und marschierte Schnurstraks aus dem Wohnzimmer, um ihm keine weitere Angriffsfläche mehr zu bieten.
 

Die Köche waren in ihrem Element und arbeiteten flink mit dem Messer, während sie sich über den heutigen Alltag unterhielten. Nici erzählte ein wenig über ihre Besuche bei Kunden und Alex konnte sich nicht nehmen über seine Band und die heutigen Proben zu reden. Natürlich ließ er den Heimweg fallen und schon kurz darauf stand Matt zwischen Sam und Alex und schaute sich Sams Arbeit an. Da er gerade mit beiden Nachtischen fertig war und diese in den Kühlschrank gestellt hatte, war er nun frei und konnte helfen, sollten die beiden Hilfe brauchen. Aufräumen konnte er nämlich nicht, da die zwei Jungs vor der Spülmaschine arbeiteten.
 

„Meinst du das kommt bei den Gästen an?“, er richtete seine Frage an Sam und schaute sich den Lachs an, der gerade in die Auflaufform gelegt wurde.
 

„Bestimmt, gibt schließlich Leute, die total auf Lach abfahren!“, Alex mischte sich ein und antwortet vor seinem Chef, was Matt jedoch nicht sonderlich gefiel. Er drehte sich nicht mal um als er ihn schnippisch mit einem „Mit dir redet keiner!“ abwürgte. Mit einem Schlag wurde es ruhiger in der Küche und die anderen trauten sich weder in ihre Richtung zu blicken, noch etwas zu sagen. Es dauerte einen Augenblick bis Sam das Wort ergriff und dem Jungen quasi dasselbe sagte wie Alex zuvor. „Ausprobieren schadet nie, oder? Wir haben ja nicht so viele Fischgerichte und wenn das Gericht gut bei den Fischliebhabern ankommt, haben wir ein kleines Plus. Ist wie mit deinen Desserts, die du stets ausprobierst, nicht?“
 

Sam erntete ein Nicken und nachdem der Mozzarella auf der Lasagne gelegt wurde, konnten beide Formen auch schon in den Backofen geschoben werden. Die Damen waren auch soweit fertig und nun musste alles nur noch ziehen bzw. backen. Zufrieden mit der Arbeit räumten sie gemeinsam die Arbeitsplatte auf und setzten sich zu den anderen dreien, die den Tisch bereits fertig gedeckt hatten, um die Zeit mit Unterhaltung zu überbrücken.
 

# # #
 

„Reichst du mir mal bitte den Salat, John?“, Nici wandte sich an ihren Arbeitskollegen, der vor dem Karottensalat saß und wurde auch gleich bedient. Die Küche roch köstlich und alle schienen zufrieden mit dem Ergebnis zu sein. Rafael schenkte jedem ein Schluck Wein ein und reichte die Cola Flasche durch die Reihe, während Sam und Alex ihre Aufläufe auf Wunsch verteilten. Nachdem sich jeder seine Teller gehäuft hatten, stießen sie mit dem süßen Weißwein an und begannen mit dem gemeinsamen Essen.
 

„Wie sieht es eigentlich aus, habt ihr heute Abend schon etwas vor?“, John fragte in die Runde hinein und trank dabei ein Schluck seines Weines. „Ich habe ein paar Rabattkarten für eins der Clubs ergattert. Sind allerdings nur für den heutigen Tag gültig. Interesse?“
 

Nici stimmte direkt zu, Seiji und Alex waren auch mit von Partie. Sam und Rafael grübelten allerdings noch etwas, genauso wie Faith und Matt.
 

„Nein, heute passt es dann doch nicht so wirklich“, meinte Sam schließlich und häufte sich etwas vom Gurkensalat auf die Gabel.
 

„Kann ich verstehen, wenn du hier schon zulangst, was den Wein anbelangt, bist du nachher schon voll, ehe wir zum Club gehen. Aber ich werde heute auch verzichten, habe noch etwas vor.“, Rafael zog seinen Halbbruder direkt auf und sagte im selben Zuge den Clubbesuch ebenfalls ab. Entrüstet schwang Sam die Gabel in Rafaels Richtung, um ihm zu zeigen, dass er bewaffnet war und er lieber den Mund halten sollte, ohne zu bedenken, dass er noch Gurken draufhatte. Wie nicht anders zu erwarten entgleisten ihm diese und landeten auf Rafaels dunkelblauem Hemd. „Ups…“ war das Einzige, was er von sich geben konnte und holte auch direkt eine frische Serviette, um die Flecken ein wenig abzuwischen. Das hatte er wieder großartig gemacht, nun war nicht nur das Hemd, sondern auch noch Rafaels Hose schmutzig, da die Gurken nicht sonderlich lange gehalten und auf seinen Schoß gefallen waren. Die Anderen amüsierten sich köstlich, nachdem eine kurze Stille eingetreten war.
 

„Hört auf zu lachen, sonst setzt es!“, Sam säuberte den Fleck auf dem Hemd ein wenig und wollte gerade in Richtung Schritt gehen, als er in seiner Bewegung innehielt.
 

„Ich wollte gerade fragen, was du da unten tun wolltest… wusste gar nicht, dass wir es heute so nötig haben!“, Rafael grinste frech und schnappte sich die Servierte aus der Hand des Anderen, was für noch lauteres Gegröle in der Runde sorgte.
 

„Idiot…“, Sam widmete sich wieder seinem Essen und gönnte seinen Kameraden die Freude an seiner Schussligkeit, was nicht das Erste seit Ihrem Einzug war.
 

„Also Sam, wenn du Erfahrungen sammeln willst, kannst du jederzeit zu mir kommen!“, Seiji konnte sich als Schwuler das Angebot nicht verkneifen und zwinkerte Besagtem zu.
 

„Hey, keine Techtelmechtel in meinem Restaurant zwischen Arbeitskollegen!“, Rafael schaltete sich direkt ein und hob seine Gabel als Warnung, bedacht darauf, dass nichts Essbares dran war.
 

„Wie nett, dass du mir jetzt auf einmal zur Seite stehst!“
 

Rafael hob die Augenbraue und sah Sam nach dessen Kommentar fragend an. „Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun? Vorstellungsgespräche sind anstrengend… und finde mal freiwillige Narren, die den ganzen Tag bei uns in der Küche stehen!“
 

„Danke, ich wusste schon immer, dass du mich gerne hast und nur aus Bruderlieber erträgst!“
 

Die sarkastische Anmerkung ließ die anderen wieder lachen und somit war das Thema vom Tisch.
 

„Hey, Kleiner! Wie siehst aus? Kommst du auch mit oder betrinkst du dich jetzt schon?“, Seiji warf einen Blick auf Matt, der zwischen Nici und Sam auf der anderen Tischseite saß und zeigte auf dessen zweiten Weinglas.
 

„Kein Bedarf, ich bin anderweitig verabredet.“
 

„Wow, sag mir nicht, du hast eine Freundin und kommst heute zum Schuss?“, Alex und John konnten sich bei Seijis Kommentar das Grinsen nicht verkneifen, sagten aber vorerst nichts. Sam verschluckte sich an seinem Getränk und schaute Seiji mit einem seiner strengen Blicke an. Das hatte ihn nun wirklich nichts anzugehen. Bevor Sam etwas sagen konnte, kam Matt selbst zu Wort.
 

„Also erstens braucht man keine Freundin, um zum Schuss zu kommen. Man kann auch so jemanden aufreißen, sollte dir das in deinem Alter noch nicht bekannt sein. Zweitens, selbst wenn, hat es dich am Wenigsten zu interessieren.“
 

Alex schmunzelte bei dem Gedanken und musste unweigerlich an ihren gemeinsamen Heimweg denken, wobei das Wort gemeinsam nicht ganz passte. Matt stampfte regelrecht nach Hause und das ein ganzes Stückchen vor ihm. Nachdem sie in der Seitengasse verschwunden waren, kam Matt endlich wieder zur Besinnung, wie vermutet. Er blieb abrupt stehen und drehte sich äußerst wütend zu Alex um. Ohne ein Wort zu sagen oder gar zu fragen, was das Ganze eigentlich sollte, schlug er ihm mit der Faust ins Gesicht. Matt schlug nicht sonderlich fest zu, doch die Überraschung des Schlages ließ ihn schwanken, sodass er sich an der naheliegenden Wand festhalten musste, um nicht zu fallen.
 

Er musste zugeben, in gewisser Weise hatte er den Schlag verdient, doch Matt hätte ihm wenigstens die Chance geben sollen sich zu erklären. Dass er gleich handgreiflich werden würde, hätte er nicht gedacht. Das würde er ihm irgendwann unter die Nase reiben. Eine Lehre war es ihm dennoch, das nächste Mal würde er die Damen gleich abweisen und auf direktem Wege heimgehen. Es gab auch einfach viel zu viele hartnäckige Frauen!
 

„Du klingst ja so, als kämest du öfter mal in das Vergnügen?!“ Alex bohrte ein wenig weiter und erntete im Anschluss einen finsteren Blick des Jüngeren.
 

„Ja und ob. Kannst du das auch von dir behaupten? So wie du dich ständig aufführst, kann man ja nur denken, dass du es seit langem Nötig hast.“
 

Touché. Alex stützte sein Kinn auf die Handfläche und schob sich den letzten Bissen seiner Lasagne in den Mund. „Jetzt wirst du aber persönlich.“ Er versuchte so ernst wie möglich zu bleiben, doch sein Gesichtsausdruck sagte etwas anderes. Er amüsierte sich köstlich über den Kleinen und dessen vorhersehbare Kommentare. Selbst Faith und Sam mussten hier schmunzeln. Natürlich ging es noch ein wenig heiß her, bis auch der letzte aufgegessen hatte und man langsam beschloss abzuräumen und zum Nachtisch über zu gehen.
 

Während Matt zum Kühlschrank marschierte und seinen Nachtisch entnahm, räumten die anderen ab und bereiteten das Nötige für das Dessert vor.
 

„Kann man helfen?“ Alex tauchte hinter Matt auf und schaute ihm über die Schulter, um sich kurz darauf auch direkt über die Lippen zu lecken. Er fand den Anblick des Nachtisches äußerst köstlich, zumal er absolut auf Erdbeeren stand. Matt war allerdings nicht sonderlich von seinem Vorschlag angetan und ignorierte ihn einfach. Er war anscheinend immer noch sauer auf ihn, was nach dem Tischgespräch noch weniger verwunderlich war. Seufzend rückte Alex noch näher, sodass nur Matt seine nächsten Worte hörte. „Es tut mir leid. Ich wollte die Weiber einfach nur loswerden und ich weiß, dass es falsch war dich auszunutzen. Passiert nie wieder, versprochen.“ Matt erwiderte nichts darauf und zog stattdessen einen Löffel hervor, um vom Tiramisu zu probieren. „Aber… den Kuss an sich… den nehm ich nicht zurück.“ Nachdem Alex den letzten Satz noch leiser hinzugefügt hatte, nahm er wieder Abstand zum Jüngeren und gesellte sich zu den Anderen an den Tisch.
 

# # #
 

Seiji, Alex und John standen zusammen im Flur des ersten Stockes und beobachteten Nici dabei, wie sie ihre Stiefel anzog. Sie verkniffen sich jeglichen Kommentar, denn ihnen war bewusst, dass Nici nichts auf sich sitzen ließ und stets zurückkonterte. Stattdessen teilte John die Rabattkarten auf und reichte sie einem nach dem Anderen.
 

„Schade, dass Faith abgesagt hat. Wäre sicher nett gewesen, mal etwas mit ihr zu unternehmen. Sie redet nicht viel… immer nur das Nötigste.“, meinte Alex auf dem Weg zum Club und steckte seine Hände in die Lederjacke, die er sich übergestreift hatte. Eigentlich fand er es eher schade, dass Matt direkt abgesagt hatte. Er hätte den Jungen gerne etwas mehr auf den Arm genommen.
 

„Sie sucht sich ihre Freunde eben aus. Das zeigt nur, dass sie uns entweder nur als Arbeitskollegen wahrnimmt und nicht als Freund haben möchte… oder, dass sie etwas Zeit braucht um Vertrauen zu fassen. Gib ihr einfach etwas Zeit und dräng sie nicht zu sehr.“, Seiji antwortete ihm einfach direkt und zuckte mit den Schultern.
 

„Das heißt also, du hast bereits einen Fehler begangen und sie bedrängt? Willst du uns etwa warnen?“, Nici hob die Augenbraue und schaute Seiji von der Seite an, der über diesen Kommentar nur lachte und keine Antwort gab. Aber keine Antwort war auch eine Antwort und Nici schüttelte einfach nur den Kopf. Typisch Mann eben.
 

Im Club angekommen fanden sie noch einen freien Tisch und setzten sich erst mal, um die Lage einzuschätzen. Während Alex sich um die Getränke kümmerte, schauten sich die anderen Drei die Masse im Laden an.
 

„Noch recht ruhig… und auch nicht zu voll. Außerdem sind hier nicht nur kleine Kinder, ich denke, wir können bleiben.“, John nickte bei seinen eigenen Worten und kurz darauf vertieften sie sich auch schon in ein Gespräch.
 

Je länger die Zeit verging, desto voller wurde es und nun standen auch Nici und John auf der Tanzfläche, um sich ein wenig auszutoben. Es ließ nicht lange auf sich warten und schon wurden beide vom jeweilig anderen Geschlecht angetanzt. Seiji beobachtete das Geschehen und seufzte kaum hörbar.
 

„Als Schwuler hat man nicht so viele Chancen in so einem Club öffentlich mit einem Kerl zu tanzen, was?“, Alex wandte sich seinem Freund zu, da er einen kleinen Wechsel in dessen Mimik bemerkt hatte. Was er nicht wusste, war, dass es nicht der Neid auf die Masse war, sondern John allein. Seit der Sache im Wohnzimmer musste Seiji öfter an John denken und das machte ihn zu schaffen. Außerdem nervte es ihn etwas, dass die Damen diesen gerade so umschwirrten. Das war absolut kein gutes Zeichen und er hasste sich dafür. Er hatte schon lange keine Beziehung mehr gehabt und dieses einnehmende Gefühl hatte er eigentlich schon immer gehasst. Umso mehr wunderte er sich, dass dieser Instinkt sich wieder bei ihm breitmachte.
 

„Kein Ding. Dafür gibt es hier in der Gegend genug Bars, die mit meinem Gleichen gefüllt sind. Glaub mir!“, Seiji lächelte Alex an und versuchte seine Gefühle zu verdrängen. „Wenn du also irgendwann mal Lust verspüren solltest, sag einfach nur Bescheid. Ich nehme dich gerne mit!“
 

Alex lachte bei diesem Kommentar. Auch wenn er bisher nur einmal etwas mit einem Mann hatte, war er nicht abgeneigt ein weiteres Mal etwas in der Richtung auszuprobieren.
 

„Ihr Langweilier!“, John schnaubte verächtlich als er sich mit Nici wieder zu den Zweien setzte. „Gebt es doch einfach zu, ihr könnt nicht tanzen und seid unsportlich geworden!“
 

„Das trifft höchstens auf Alex zu, schließlich treibe ich Sport… auf eine gewisse Weise zumindest.“
 

Seiji entdeckte einen leichten Rotschimmer an John und er wusste, dass dieser seinen Wink verstanden hatte. John erinnerte sich gerade sicher wieder an die Szene im Wohnzimmer und das war eine leichte Genugtuung. Alex hingegen schaute Seiji verdutzt an.
 

„Danke auch! Wenn ich kein Sport treiben würde, woher kommt dann dieser erstklassige Körper, bitte?“, er zeigte damit auf sich herunter und die drei schauten ihn fragend an.
 

„Wir sehen nichts, Alex… du musst dich schon ausziehen!“, Nici grinste frech und trank ein Schluck ihres Cocktails. Gerade als Alex sich erneut verteidigen wollte, hörten sie eine bekannte Stimme hinter sich. Verdutzt blickten alle an den Tisch hinter sich und waren verwundert. Da saß doch tatsächlich Matt mit ein paar anderen Jungs am Nachbartisch, der von einem seiner Freunde gerade angekeift wurde.
 

„Sieh mal einer an, derjenige, der etwas vorhatte. Meint ihr, er wusste in welchen Club wir gehen?“, Alex grinste breit und beobachtete das Spektakel mit den anderen weiter. Allerdings schien das Ganze doch etwas aus dem Ruder zu laufen. Schon kurz darauf sprangen sowohl Matt als auch der andere Junge von ihren Stühlen und wollten aufeinander los. Instinktiv schnellten Alex, Seiji und John ebenfalls hoch und wollten die zwei aufhalten. Was ihnen auch rechtzeitig gelang. Alex hielt Matt fest und Seiji den anderen Jungen, während John sich praktisch vor die beiden geworfen hatte.
 

„Habt ihr sie nicht mehr alle euch in einem Club zu prügeln?“, Seiji schaute auf den Jungen runter und blickte dann zu Matt, der sich versuchte aus Alex Griff zu befreien. Da dieser allerdings doch schon etwas getrunken hatte, konnte er keine Kraft aufbringen, um wenigstens den Griff zu lockern. Seiji wurde natürlich gleich vom fremden Jungen angeblafft und die umher stehende Masse beobachtete das Geschehen natürlich neugierig, da nun auch die Security auf sie zusteuerte.
 

„Na klasse, wegen solchen Rotzlöffel haben wir gleich die Kacke am Dampfen!“, John massierte sich genervt die Schläfe, denn er konnte sich das Gebrüll der zwei Jungs nicht mehr anhören. Als die Männer bei ihnen standen erklärte John ihnen das Geschehen und die Gesichter der Männer verfinsterten sich natürlich zunehmend. Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, mischte sich Alex schnell ein und entschuldigte sich für Matt. Außerdem bestätigte er auch gleich, dass er ihn direkt mit nach Hause nahm und so ein Streit nicht wieder passierte, zumal ja NOCH nichts passiert sei. Matt fand die Idee natürlich ganz und gar nicht gut. Doch bevor sich dieser äußern konnte, legte Alex ihm seine Hand auf den Mund, ließ sich seine Jacke von Nici zuwerfen und verschwand auch schon mit dem Jüngeren nach draußen. Er war sich im Klaren, dass er sich sicher später etwas anhören musste, aber wer weiß, was Matt in diesem Zustand noch alles verbockt hätte. Solche Situationen hatte er schon oft erlebt und Seiji und John hatten ihm mit einem knappen Nicken zu verstehen gegeben, dass seine Entscheidung korrekt war. Die beiden würden den Rest schon regeln und nachkommen. Na ja, der schöne Abend war jetzt zumindest hinüber. Seufzend merkte er erst nach einer Weile, dass Matt an ihm zerrte und nach einer Pause verlangte. Er hatte ganz vergessen, dass er den Jungen im schnellen Tempo durch die Straßen jagte, was ihm nun leidtat, denn er sah gar nicht gut aus.
 

„Gott, Matt, wie viel hast du getrunken?“ Alex blieb sofort stehen und stützte den anderen ein wenig, nachdem er ihn endlich freigab. Dieser atmete tief ein und griff sich an den Kopf, um sich zu beruhigen. Alex seufzte laut und war sich im Klaren, was das für ihn bedeutete. Er blickte sich kurz um und überlegte, wie sie am schnellsten nach Hause kamen, ohne viele Stopps machen zu müssen. In der Hoffnung, dass Matt auch keinen Eimer brauchte.
 

„Hey, um die Ecke gibt es einen 24h Shop. Lass uns da vorbeigehen und dir ein Wasser kaufen. Das wird dir gut…“
 

„Ich brauche keine Hilfe…“, Matt stieß Alex Arm beiseite und begann wieder zu gehen, was eher nach einem Schwanken aussah. Erneut seufzte der Ältere laut und marschierte dicht bei ihm, bedacht zur Stelle zu sein, wenn er Hilfe brauchen sollte.
 

„Sturkopf…“
 

„Was?“
 

„Soll ich es auch noch Buchstaben, Saufnase?“, Alex provozierte ihn absichtlich etwas, da er genau wusste, dass Matt sich abrupt zu ihm drehen und das Gleichgewicht verlieren würde. Gedacht, getan. Schon im nächsten Augenblick hatte sich Matt wütend zum anderen umgedreht und wollte ihn wieder anbrüllen, als er auch schon das Gleichgewicht verlor und Alex ihn auffing.
 

„Ach, und du wolltest also meine Hilfe nicht, ja? Man sieht es! Halt die Klappe und lass dir helfen. Wenn du noch einmal den Mund aufmachst und den Macker raushängen lässt, lasse ich dich einfach fallen und hier liegen! Wie wäre es, wenn du dich mal deinem Alter entsprechend benimmst?“
 

Anscheinend hatte Alex die richtigen Worte gefunden und sein Plan ging auf. Matt ließ sich aufstellen und sagte kein Wort mehr, als Alex ihn beim Gehen stützte. Zusammen marschierten sie schweigend langsam weiter und kamen am besagten Shop an. Während sich Matt an der Wand anlehnte, kaufte Matt schnell eine kleine Wasserflasche ein und reichte sie ihm anschließend.
 

„Trink ein wenig, das wird dir guttun.“ Alex merkte, dass Matt nur wiederwillig die Flasche entgegennahm, doch keiner sagte mehr ein Wort. Nachdem Matt die halbe Flasche getrunken hatte, nahmen sie den Weg wieder auf und kamen ohne große Zwischenfälle zu Hause an. Da die Lichter alle aus waren, gingen sie davon aus, dass entweder noch nicht alle zu Hause waren oder ein paar noch unterwegs. Leise öffneten sie die Haustür und versuchten nach oben zu gelangen, was eine richtige Herausforderung war. Leider waren ihre beiden Zimmer auch noch im zweiten Stock, was die Sache nicht erleichterte. Schließlich hatten sie es tatsächlich geschafft und Alex brachte den Jüngeren noch in sein Zimmer. Leise schloss er die Tür hinter ihnen und machte das Nachtischlämpchen an, um das helle Licht zu meiden. Er beobachtete, wie sich Matt die Jacke abstreifte und auf den Stuhl legte.
 

„Brauchst du noch etwas? Soll ich noch eine Flasche Wasser holen? Vielleicht einen Eimer für alle Fälle?“
 

Bevor Matt auch nur antworten konnte, war Alex auch schon aus dem Zimmer draußen und besorgte beides. Das war Matt ein wenig zu hoch. Warum war er so überbesorgt? Er hatte doch einfach nur ein wenig zu viel getrunken. Im einen Moment neckte er ihn und im nächsten war er so überfreundlich. Während er in seinen Gedanken versunken war, begann er sein Hemd aufzuknöpfen und schon im nächsten Moment schlüpfte Alex mit vollen Händen wieder in den Raum.
 

„Hier, ich stell dir beides einfach neben das Bett. Wenn noch was sein sollte, kannst du einfach rüber kommen… oder klingel mich auf dem Handy an, dann komme ich vorbei.“, Alex stellte beides ab und kam zu Matt rüber, der nun mit offenem Hemd vor ihm stand und zu Alex aufblickte. Er öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Matt musste feststellen, dass sich ein Dank wie eine Niederlage ihm gegenüber anhörte. Doch er konnte nicht leugnen, dass ihm Alex aus der Patsche geholfen hatte und er ihm wenigstens das schuldete. Er blickte ihm geradewegs in die Augen und flüsterte ihm ein leises Dankeschön entgegen. Ironischerweise färbten sich seine Wangen leicht rötlich, was er spürte und Alex sicher bemerkte, was ihm noch peinlicher war. Genervt über sich selbst, drehte er den Kopf zur Seite und hoffte, dass Alex einfach gleich verschwand. Überraschenderweise war das Gegenteil der Fall. Alex schob ihn sachte gegen die naheliegende Wand und nahm sein Kinn in die Hand, um dessen Gesicht zu seinem zu drehen.
 

„Ich weiß, dass willst du nicht hören… und in so einer Situation wäre das ziemlich unfair von mir… aber dein Verhalten gerade ist ziemlich süß… und… turnt mich irgendwie an…“
 

Matts Augen weiteten sich vor Überraschung und brachte keinen einzigen Ton heraus. Alex nutzte die Situation natürlich schamlos aus und näherte sich dem Jüngeren noch etwas weiter, indem er ihm die Hand auf die Hüfte legte und sich näher ran drückte. Er war selbst überrascht, wie schwer sein Atem doch war, je kürzer die Distanz wurde, bis er schließlich seine Lippen sanft auf die des anderen legte. Er hoffte inständig, dass der andere betrunken genug war einfach auf den Kuss einzugehen und am morgigen Tag alles vergessen zu haben. Kurz ließ er vom Jüngeren ab, um ihm die Chance zu geben zu protestieren, doch schon im nächsten Moment beugte er sich wieder zu ihm und küsste ihn erneut. Fordernder, bis Matt tatsächlich nachgab und den Kuss erwiderte…



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