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Teaching Me

von

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5. Kapitel
 

Jane came by with a lock of your hair… she said, that you gave it to her… The night that you planned to go clear…

Severus lauschte dem Plattenspieler, den Titine in die Küche verfrachtet hatte.

Er hatte nicht gedacht, dass sie so versessen auf eine künstliche Traurigkeit war, dass sie diese verfluchte Leonard-Cohen-Platte wirklich jeden Tag laufen ließ.

Auf der anderen Seite, Ihr Vater hatte ihr alle seine Platten hinterlassen und Titine hatte zielstrebig nach dieser gegriffen.

Ihn machte das hier wirklich depressiv, weshalb er auch meist einen Stillezauber um die Küche legte, während sein kleiner Engel da drinnen versuchte, die Küche nicht in die Luft zu jagen. Sie kochte gut, aber der Gasherd war offensichtlich nicht sehr geheuer.

You’d been to the station to meet every train…. You came home alone without Lilli Marlene…

Er warf einen kurzen Blick in die Küche, wo Titine gerade am Fenster stand, eine Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger, und den Blick in weite Ferne gerichtet, leise das Lied mitsingend.

Severus stellte sich zu ihr, nahm ihr die Kippe aus den Fingern und zog selbst daran.

„Auf dem Tisch liegen noch welche.“, lächelte sie ihn an, während sie sich wieder dem Herd zuwandte, auf dem ein Eintopf langsam vor sich hinköchelte.

Well your enemy is sleeping… And your woman is free… Yes, and thanks for the trouble… You took from her eyes…

„Du kannst dir die Platte auch in Dauerschleife anhören, oder?“, er zog eine Augenbraue in die Höhe, während er ihr das Feuerzeug aus der Hosentasche stibitzte und sich die dritte Zigarette für heute anzündete.

„Ja.“

„Hast… hast du heut noch was vor?“, Severus wusste, ein falsches Wort und der Eintopf würde wohl unangerührt auf dem Kompost landen, einfach aus Trotz.

Sie lächelte.

„Es ist Sonntag, es ist warm draußen… ich denke, ich werd meine Mannschaft anfeuern gehen. Um drei ist Anstoß. Magst du mit?“

Severus grinste sie an.

„Glaubst du im Ernst, dass ich Fußball mag?“

„Wenn du schon weißt, um welche Sportart es geht, glaube ich das allerdings, los, Jogginghose an und ab an den Tisch, ich hab Hunger.“

And Jane came by with a lock of her hair

She said that you gave it to her

That night you planned to go clear

….

Sincerely, L. Cohen.
 

Titine stand wie immer an der Barriere zum Rasen und grölte aus vollem Hals mit. Für ihre Heimmannschaft, in der offensichtlich ihr Exfreund spielte, soviel hatte sie ihm verraten.

Severus hingegen stand schweigend neben ihr und flüsterte ihr lieb gemeinte Verbesserungen ins Ohr, wenn das Abseits zu Recht abgepfiffen worden war. Was zur Folge hatte, dass er uns seine Freundin sich lauthals um das nicht gegebene Tor stritten.

Emmy, die neben Titine stand und ihr in allem Recht gab, nervte Severus fast bis zum Äußersten.

„Beim lieben Herrgott, euer Stürmer steht einen halben Kilometer im Abseits, er schießt das Tor und der Schiri pfeift ab. Kein Tor. Habt ihr euch eigentlich auch nur annähernd Gedanken über die Regeln gemacht?“, herrschte Severus nun, sodass Titines linke Augenbraue unter ihre roten Locken wanderte.

„Ja. Und eigentlich stand Rick nicht im Abseits, weil der Schuss von Georgie kam, als Rick sich noch mit dem Abwehrspieler gebalgt hat, der hat aber zu spät reagiert, im Gegensatz zu Rick.“

Severus war platt. Es war ungewöhnlich genug, dass seine Freundin im Schützenverein war und eine ungesund hohe Schnapstoleranz aufwies, aber sie hatte auch noch einen ernstzunehmenden Plan von Fußball?

Jetzt brüllte Severus im Chor mit Emmy und Titine.

Das war eine der wenigen Sachen, die er vermisst hatte, als er sich für ein Leben in der magischen Welt entschieden hatte. So sehr sein Vater ihn auch drangsaliert hatte, er war jeden Sonntag auf ein Fußballspiel mitgenommen worden und hatte dort, neben einer Portion Fritten mit Ketschup und einer kalten Cola eine wunderbare Zeit gehabt.

-Auch wenn das meist das Wochenendgeld völlig aufgefressen hatte, dass sein Vater ihm zuvor gegeben hatte.

Er grinste ein bisschen, als er einen Vater mit etwa fünfjährigem Sohn vorbeilaufen sah. Der Kleine strahlte übermäßig glücklich um sein mit Ketschup verschmiertes Gesicht herum und der Vater wuschelte ihm kurz durch die blonden Locken.

Das hatte sein Vater auch immer getan, aber er hatte nie so sehr dabei gelächelt.

-Severus erinnerte sich ohnehin nur an den etwas traurigen Blick, der nur durch gelgentliche Wütereien zuhause ersetzt werden konnte.

Er hatte seine Mutter nicht geschlagen, doch sie hatten sich öfters Teller und Tassen um die Ohren geworfen, als gut fürs Budget gewesen wäre.

Severus selbst hatte nie wirklich einen Grund für diese ständigen Streitereien ausmachen können, vielleicht war einfach das Temperament bei beiden übergekocht. Seltsam, dass er gerade das nicht geerbt hatte.
 

Er drehte sich wieder zu Titine hin, legte ihr einen Arm um die Hüfte und zog sie näher an sich heran. Der Schiedsrichter pfiff zur Halbzeitpause und Severus ging für sich und seinen weiblichen Anhang Bier holen, während Titine und Emmy zuerst die Spieler des Toadham Sports Club bejubelten, während die Gegner (Severus war sich nicht sicher, irgendwas mit Rockshell) mit Pfiffen begrüßt wurden.

Eine kleine Meute Hooligans also, dachte er lächelnd, während er drei Pints nach draußen bugsierte.

Stout natürlich.
 

Toadham verlor 4:3 gegen die gegnerische Mannschaft, was Emmy und Titine wieder auf die Abseitsdiskussion der ersten Halbzeit brachte. Severus lauschte nur halb und beobachtete die Zuschauermenge, die langsam und mit gesenkten Köpfen wieder in Richtung Theke tigerte.

Unter ihnen machte Severus einen wild zerzausten Schopf aus, der ziemlich sicher zu…

„Severus! Was machst du bitte auf einem Fußballplatz?!“

-Sirius Black gehörte.

Der trug einen gelb-blau gemusterten Schal um den Hals, hatte einen Plastikbecher mit einem halben Pint Inhalt umklammert und schob sich aus der Menge direkt auf ihn zu.

Severus hatte es schon erstaunt, dass er es bei seinem Vornamen belassen hatte.

-Vermutlich, um zu verhindern, dass bei der Erwähnung des Wortes Schniefelus böse Schneidezauber geflogen wären.

„Ich… ich schau mir das Spiel an. Knappe Sache.“, lächelte er den Einwand einfach weg. Er wusste sehr gut, wie sehr Titine an ‚Padfoot‘ hing.

Wüsste Severus nicht, dass der allerdings eher einen Knoten in seinen Weichteilen denn einer Trennung von seinem herzensdämlichen Werwolf hinnehmen würde, wäre er eifersüchtig geworden.

Seit die Ferien begonnen hatten, hatten seine Freundin und Black sich schon mehrfach zusammen betrunken und waren mindestens genauso oft einkaufen gegangen.

Severus hatte jedes Mal dankend verzichtet.

„Du kennst dich auch noch aus?“, hakte Sirius nach, während er Remus, der gerade ebenfalls die Theke aufsuchen wollte, am Arm herbeizog, ihm sein mittlerweile leeres Bier in die Hand drückte.

„Black… Wie oft noch, ihr wisst doch genau, dass ich zur Hälfte Muggel bin, oder? Fußball ist mindestens so beliebt hier wie Quidditch. Und der Eintritt ist hier eine kleine Lächerlichkeit, gemessen am Quidditch. Ja, ich kenne mich aus.“

Jetzt grinste der Black und hakte sich ein.

„Alleine bist du aber sicher nicht da, oder? Komm schon, wo ist mein kleiner Lieblingsmuggel?“

Severus deutete vage in Richtung der Theke, wo sich mittlerweile alle Spielerfrauen um seine Freundin versammelt hatten.

Ihm schwante schlimmes.

Und er hatte Recht.

Innerhalb kürzester Zeit hatten ihm sich gefühlte hundert Mädchen vorgestellt, deren Namen er schneller vergessen hatte, als sie ihn hatten aussprechen können.

Sirius kannte wohl einige der Mädels und schloss sich ihnen gleich an, wo sie sich genüsslichst über die Körper der anderen Mitspieler ausließen.

-und nebenbei über die der gegnerischen Spielerfrauen.

Gruselig.

Titine allerdings hatte sich, nach einem kurzen, zerkicherten, Plausch mit Sirius zu ihm gesellt und ihm eine Hand um die Hüfte gelegt.

„Ich glaub… wir könnten jetzt auch heimgehen. Bis die Jungs aus der Kabine kommen, dauert‘s noch gefühlte drei Stunden. Gott, bin ich froh, dass du kein Aktiver bist…“

„Ich hab noch nie Fußball gespielt. Immer nur zugeschaut, aber ja, lass uns gehen.“

Er drückte sie kurz an sich, ehe er ihr einen Kuss und eine Zigarette abjagte und sie schließlich, händchenhaltend, vom Platz gingen.
 


 

Titine zog sich die Mütze vom Kopf, sodass ihre Haare wieder über ihre Schultern fielen.

„Sirius, echt mal. Muss ich immer noch mit Mütze oder Perücke rausgehen? Ich find das ganz schön übertrieben. Immerhin bin ich nicht Lily. Die übrigens höchst selten mit Mütze vor die Tür geht, es sei denn, es liegen dreißig Zentimeter Schnee. Um es erwähnt zu haben, wir haben 20 Grad.“

Sirius seufzte einfach nur und nahm ihr das Jackett ab. Offensichtlich von Severus geborgt, so grotesk riesig, wie es an ihr wirkte.

„Tintin, es IST nötig. Lily ist einfach nur zu stolz, als dass sie auch nur einen Gedanken an diese Todesserbanden da draußen verschwenden würde. Ich will nicht, dass du das auch bist, vor allem, da Lily sich durchaus gegen diese Spinner zur Wehr setzen kann. Du eben nicht.“

Titine schmollte, während Sirius ihr ein kaltes Bier vor die Nase stellte.

„Ich kann mich sehr wohl wehren. Tu nicht so, als wüsstet ihr Zauberer wieder alles besser. Ich bin durchaus in der Lage, an Haaren zu ziehen, Jungs ins Gemächt zu treten und zu beißen. Dazu muss ich kein Holzstück heben und einen lateinischen Fluch vor mich hinbrabbeln.“

„Die sind aber mit ihren Holzstückchen meist ein bisschen schneller als du auf deinen absurd hohen High Heels!“, gab Remus nachdrücklich zurück, während er sich neben Sirius niederließ und ihm einen Arm um die Schulter legte.

„Ich bin trotzdem nicht Lily. Die wissen nicht einmal, wer ich überhaupt bin. Selbst ihr wusstet nichts von mir, bevor Lily mich einmal kurz erwähnt hat und ihr auf der Stelle Feuer und Flamme für mich wart.“

Sirius nahm einen großen Schluck.

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass ihr euch, abgesehen von den Augen, verdammt ähnlich seid.“

Lily setzte sich neben ihre Cousine, ihren Sohn auf dem Arm.

Sie wollten alle zusammen Halloween feiern; zu dem Anlass hatte James seinem Sohn sogar eine Art Kürbiskostüm angezogen.

Gottseidank war der kleine Harry schon vor einer Stunde eingeschlafen, sodass der wenigstens davon nichts mitbekam.

Severus hatte sich die ganze Zeit über schweigend im Hintergrund gehalten, sich ein Glas von der Bowle genehmigt und sich umgesehen.

Sirius und Remus hatten ihre Wohnung innerhalb von zehn Minuten mittels einiger wirklich netter Zauber in ein Gruselkabinett verwandelt.

Jetzt allerdings schlich er langsam auf seine Freundin zu, legte ihr eine Hand auf die Schulter und gab ihr einen Schluck zu trinken.

„Gehen wir kurz raus?“, fragte er dann und schielte hoffnungsvoll auf Titines Zigarettenpäckchen, dass sie vor sich auf dem Couchtisch platziert hatte. Sie nickte, stand auf und zu seinem Erstaunen erhob sich auch Sirius.

„Ich komm grad mit.“
 

„James hasst mich noch mehr als früher, kann das sein?“, Severus hatte sich an die Hauswand gelehnt und bedachte Sirius mit einem ziemlich seltsamen Blick.

Der zog nur unbeeindruckt an seiner Kippe und zuckte die Schultern.

„Glaub mir, Sev, ich versteh es auch nicht. Er wollte Remus um jeden Preis dazu bringen, nur Titine einzuladen. Ich denke, Remmy hat es ihm deutlich gemacht, dass das wohl nicht möglich sei. Woraufhin Lily ihm gedroht hat, wenn er ihre Cousine ausladen wolle, könne er sich auf drei Wochen Couch gefasst machen.“

Das brachte Severus wiederum zum Grinsen. Sirius und er hatten sich, entgegen ihrer Schulzeit recht gut angefreundet. Mittlerweile ging er sogar auf die Sauftouren des Black mit. Auch wenn er absolut nicht nachvollziehen konnte, wie der diese Unmengen an Alkohol in sich schütten konnte, ohne am nächsten Tag vor Kopfschmerzen und Übelkeit nicht laufen zu können.

-Was ihm durchaus passiert war.

Der erste Krankenschein seit der Schule.

„Wenn er heut Abend auch nur einen Ton sagt, geh ich.“, mahnte Severus nun an, was Sirius allerdings mit einer Handbewegung abtat.

„Wart mal ab, Severus. Ich glaube nicht, dass er sich das traut. Soweit ich von Lily eingeweiht bin, droht ihm für jeden dummen Spruch eine andere drakonische Strafe.“

Titine grinste einfach nur und drückte die Kippe in den bereitgestellten Aschenbecher.
 

Womit Sirius und Lily allerdings nicht gerechnet hatten, war die alkoholische Bowle (die statt einer gleich drei Flaschen Wodka enthielt), die James fast im Alleingang leerte.

Sturzbetrunken, wie er innerhalb einer Stunde war, legte er sich sowohl mit seiner Frau, als auch mit seinen Freunden und schließlich mit Severus an, was im absoluten Desaster endete.

Titine besah sich die Sache etwa fünf Minuten, ehe sie einschritt, James eine Ohrfeige verpasste, sich bei Lily, Sirius und Remus entschuldigte und dann ihren Freund beim Arm packte und ging.

„Ich hab keine Ahnung, was James dir an den Kopf geworfen hat, aber…“, sie zog aufgebracht an ihrer Zigarette und zerrte Severus zum Auto.

„Er wollte mir mal wieder deutlich machen, dass ich definitiv nicht in sein Sichtfeld gehöre.“, knurrte der nur und starrte Löcher in den Asphalt.

„Warum hasst ihr euch eigentlich so?“

Es war nur ein freudloses Lachen, dass Severus sich abrang.

„Weil er dachte, ich mache ihm Lily streitig. Und weil ich im falschen Haus und zu seinem persönlichen Frust besser in der Schule war. Ganz einfach. Ich meine, klar, Sirius war auch nicht ohne, aber keiner von den Vieren hat mich so sehr demütigen wollen, wie James es immer getan hat und, wie du gesehen hast, immer noch tut.“

„Ich hab nicht einmal wirklich begriffen, dass er dich demütigen wollte.“

„Meinst du, Schniefelus wäre ein Kosename? Hah.“, er sah weg, „Er nannte mich so, weil ich früher dauernd erkältet war. Und angeblich schlecht gerochen hätte.“

Sie kicherte.

„Ich kann dir versichern, dass du nicht schlecht riechst. Aber… warum hat Lily nie etwas gesagt?“

Das brachte Severus zum Aufsehen.

„Ganz einfach. Ich könnte auch nie etwas sagen, dass dich in Frage stellen könnte. Dazu liebe ich dich viel zu sehr.“, er hatte sie in die Arme geschlossen.

„Ich dich auch. Wirklich.“
 

„Halt, wartet mal, ihr beiden!“, das war Sirius, der auf sie zugerannt kam.

„Was?“, Severus sah auf, wenn auch nicht allzu begeistert.

„James hat mir die halbe Bude verkotzt…“

„-und wir sollen helfen, putzen? Black, nur weil ich dich akzeptiert habe, heißt das nicht, dass ich den Mageninhalt deines besten Kumpels wegwische.“

„Nein.“, Sirius hielt ihn am Arm, „Ich will mich für ihn entschuldigen. Natürlich war er besoffen und weniger zurechnungsfähig als sonst, aber… das war asozial. Ich entschuldige mich für ihn. Lily wollte, dass ich euch auch von ihr eine Entschuldigung ausrichte, aber, wenn ich ehrlich bin, will ich das nicht. Nicht sie ist dazwischen gegangen, sondern Tintin. Und die wusste noch nicht mal, worum es ging.“

Er nahm sie beide nochmal in den Arm, ehe er ging.

„Oh. Sieh an. Ein Rumtreiber mit Ehrenkodex. Black und Lupin waren schon immer die bessere Hälfte der Bande.“

Titine schloss wortlos das Auto auf. Sie wusste bestens, warum Lily nicht dazwischen gegangen war. Es stimmte, was Severus gesagt hatte. James war ihr sicher näher als Severus, sie verstand es auch. Die beiden waren verheiratet und hatten einen drei Monate alten Sohn zusammen.

Sie waren eine Familie.

Etwas, was sie sich wünschte, was sie aber offensichtlich nur unter Verleugnung ihrer Freunde bekommen konnte. Denn, was Lily heute nicht getan hatte, war ihr erst jetzt bewusst geworden.

„Lass uns nach Hause fahren. Morgen ist zwar keine Schule, aber ich brauch ein bisschen Ruhe. Und vielleicht eine halbe Flasche Schnaps.“

Severus nickte, kurbelte sein Fenster herunter und rauchte, während Titine den Motor startete und um die Kurve rauschte.

„Ich glaube“, begann Titine, als sie Severus und sich zuhause jeweils einen Port eingoss und wieder Leonard Cohen laufen ließ, „dass ich dich von jetzt an erlösen werde. Ich werd dich sicher nicht mehr mit zu den Potters schleppen, so es sich vermeiden lässt.“

Severus nickte ihr zu, trank einen Schluck.

Immerhin hatte seine Freundin sich doch gegen den Schnaps entschieden.

„Das musst du nicht. Ich werde mit dem Affen schon fertig, wenn ich muss.“

Titine zog die Beine dicht an den Körper und verschanzte sich hinter ihrem Wein.
 

And Jane came by

With a lock of your hair

She said that you gave it to her…
 


 

Albus sah Severus streng an, die Augenbrauen hinter der Halbmondbrille zusammengezogen.

„Severus, ich habe hier drei Kündigungen liegen. Und sie stammen von allen Lehrern außer Miss Marsh. Ich habe die Befürchtung, dass wir auch Miss Marsh nicht werden halten können. Es ist unmöglich, nur eine einzige Muggellehrerin anzustellen, vor allem nur eine, die Religion unterrichtet.“

Severus biss die Zähne zusammen.

„Aber Titine… Miss Marsh ist unheimlich beliebt bei den Schülern. Die Kinder interessieren sich jetzt auch für ihr Fach!“

„Ja, Severus, genau da ist das Problem. Die Kinder interessieren sich ein bisschen zu sehr für Miss Marshes Unterricht. Ich gebe zu, dass ich ihr lange, auch wegen dir, die Stange gehalten habe, dass ich auch von ihr überzeugt war. Das Problem allerdings daran ist, dass die Kinder ihren Unterricht logischer finden, als alles, was wir ihnen entgegensetzen können.“

Severus schloss kurz die Augen, das war ein Alptraum. Titine genoss hohes Ansehen, vor allem bei den Schülern und auch die meisten der Lehrer waren von ihrer Fachkompetenz beeindruckt (ganz zu schweigen von ihrer Pädagogik, aber daran waren die Zauberer selbst schuld, sie wurden nur fachlich weitergebildet).

„Was haben Sie vor?“, fragte er daher vorsichtig.

„Wenn sie möchte, kann sie dir helfen beim Unterricht.“

Severus verzog keine Miene. Das war besser, als sie aus der Schule zu verstoßen.

„Albus, können Sie mir sagen, warum alle Muggellehrer auf einmal kündigen? –Mitten im Schuljahr?“

Der Direktor strich über seinen langen, weißen Bart.

„Ich kann es mir eigentlich auch nicht erklären. Miss Jule meinte, sie hätte es satt, ständig von irgendwelchen Knilchen betatscht zu werden und Mr. Node wünscht sich einen Unterricht, ohne ständig verhext zu werden. Nur Miss Grant hat ohne Angabe von Gründen eine Kündigung eingereicht. Es ist schade, denn genau Miss Grant und Miss Marsh waren meine Motivation, überhaupt Muggellehrer einzustellen.

Außerdem, Severus, ich wollte mit dir ohnehin noch über Miss Marsh reden. Ich weiß, dass ihr beide zusammen seid, ich freue mich auch für euch, aber ich habe eine Bitte.

Miss Marsh ist vermutlich auch auf Lord Voldemorts Abschussliste ganz weit nach oben gerutscht. Du weißt warum.“

Oh ja, Severus wusste sehr genau Bescheid.

„Ich denke, dass du einen Schritt weiter gehen solltest. Du weißt, welches Ansehen du bei Voldemort genießt. Versuch sie so gut zu schützen, wie es nur irgend geht.“

Er nickte nur. Natürlich hatte Dumbledore Recht. Als seine Frau wäre es ihm möglich, ihre Abstammung vor Voldemort zu leugnen und sie somit aus der akuten Schusslinie zu bringen. Dass ihm dann natürlich kein Fehler mehr unterlaufen durfte, war allerdings die andere Seite der Münze.

„Was meinst du, bringt ihr mehr? Auf deine Verantwortung angewiesen zu sein oder auf Glück?“

Wieder konnte er nur nicken.

Er musste sie zur Frau nehmen, allein um sie zu schützen.

„Danke, Albus.“, damit verließ er das Büro des Direktors.

Auf der Treppe hielt er kurz inne.

Das war der Ernstfall, den er bisher immer verdrängt hatte. Titine hätte bei ihm bleiben sollen, in Hogwarts, als Lehrerin.

Natürlich wollte er sie heiraten, das stand außer Frage, nur wusste er erstens nicht, ob sie darüber genauso dachte (er wusste von den äußerst liberalen Ansichten zur Ehe in der Muggelwelt) und ob es wirklich der Schutz war, den Albus sich vorstellte. Sie wäre das ideale Druckmittel für ihn, sich endgültig der dunklen Seite zuzuwenden.
 

Titine starrte auf das Kündigungsschreiben, dass auf Severus‘ Schreibtisch lag. Es war an sie addressiert. Sie müsse gehen, es sei unausweichlich.

Aber warum es unausweichlich war, stand nicht darin. Nur, dass sie unverzüglich ihre Sachen zu packen habe und sich bei Professor Dumbledore im Büro melden solle, er würde sie hinter die Schulgrenze bringen und ihr die Erinnerung nehmen.

Genau das allerdings war der Punkt, bei dem sie heftig zu weinen begann.

Alle Erinnerungen an das vergangene Jahr?

Unmöglich.

Das würde sie niemals zulassen. Eher würde sie freiwillig die Schule nie wieder betreten und ein Schweigegelübde ablegen.

Hauptsache, Severus würde sie nicht verlassen und sie würde ihn nicht vergessen.

Sie hörte, wie die Wohnungstür mit Magie aufschwang (sie besaß einen handelsüblichen Schlüssel) und Severus sie stürmisch umarmte.

„Warum hast du schon gepackt?“, fragte er, als er die Reisetaschen neben ihr blickte.

„Weil ich gehen muss.“, sie hielt ihm das Schreiben unter die Nase.

Seine Augen weiteten sich, als er den letzten Absatz las.

„Das… das werde ich verhindern.“, sagte er kaum hörbar, schloss sie fest in die Arme und strich über ihre flammend roten Haare.

„Wie?“, war alles, was Titine herausbrachte. Natürlich keimte Hoffnung in ihr auf, Severus könne das abwenden.

„Ich will dich nicht vergessen müssen, nur weil ich nicht gut genug für ein bisschen Lehrerin sein bin.“

Severus schnaubte.

„Glaubst du wirklich, du seist nicht gut genug? –ich kann dich beruhigen, du wurdest wegen dem Gegenteil gekündigt. Dieses Schreiben“, er zerriss es vor ihren Augen, „kommt von einer Stelle, die darüber keine Befugnis hat. Aber das wirft ein anderes Problem aus. ER weiß von dir. Titine, es wird jetzt wirklich gefährlich für uns. Ich war gerade bei Albus. Du bleibst genau da, wo du bist, nur bist du… keine Lehrerin mehr.“

„Voldemort weiß es, richtig?“

„Ja. Und deshalb sollst du bei mir arbeiten. In meinem Labor, als meine Assistentin, Albus verfasst gerade deinen neuen Lebenslauf. Du bist meine Frau, Amelia, eine ausgebildete Magierin aus Amerika und studierst gerade an meiner ehemaligen Universität Tränke. Jetzt machst du dein Auslandssemester bei mir. Das sollte es fürs erste tun. Hoffe ich.“

Titine lächelte gegen ihren Willen.

„Schöner Gedanke.“

„Was?“

„Deine Frau zu sein. Auch wenn Amelia ein wirklich blöder Name ist. Aber Titine Snape hört sich auch nicht schlecht an…“, ihr Grinsen wurde breiter.

Severus verlor für einen Moment alle Farbe.

„Würdest du… mich… so… echt heiraten?“

„Dummkopf. Natürlich! Auch wenn das der unromantischste Antrag aller Zeiten war.“

„Keine Sorge“, er küsste sie, drückte sie fest an sich, „dafür wird alles andere genau perfekt romantisch, versprochen.“



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