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Das Leben geht weiter

von

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Zusammenbruch

Die neue Woche begann und Lea zog sich wieder zurück wie in den ersten Wochen des Semesters. Sie ging zu ihren Vorlesungen und Seminaren, powerte sich beim Sport aus, zog sich aber ansonsten in ihr Zimmer zurück. Ihre Familie nahm ihr verändertes Verhalten zwar wahr, schob es allerdings auf die bald anstehenden Prüfungen und den Lernstress.

Abend für Abend lag sie in ihrem Bett und überlegte, wie es nun für sie weitergehen sollte. Matthias hatte unzählige Male versucht, sie anzurufen, doch sie drückte den Anruf immer weg oder schaltete das Handy ganz aus. Auch in ihrem Mailpostfach sammelten sich die Nachrichten von ihm, sie wurden einfach ignoriert.

Lea kam zu dem Schluss, dass sie es nicht an sich herankommen lassen wollte, dass sie einfach weiter machte wie immer, nur dass Matthias in ihrem Leben nicht mehr vorkam.

 

„Anne, wollen wir heute vielleicht etwas zusammen unternehmen?“

„Klar, gern. An was denkst du denn? Doppeldate?“

„Nein, kein Date. Nur wir zwei und die Jungs. Ich weiß gar nicht, was gerade im Kino läuft, aber eventuell kommt ja ein guter Film. Oder wir gehen in eine Bar.“

„Wenn wir zuhause sind, können wir das Kinoprogramm ja mal checken und dann bei den Jungs anfragen.“

„Cool“, meinte Lea.

Die beiden hatten sich zufällig auf dem Campus getroffen und sich gemeinsam auf den Heimweg gemacht. Zuhause angekommen, begann Lea das Mittagessen zuzubereiten, während Anne ihren Laptop in die Küche holte und auf der Internetseite des Kinos die Filme aufrief, die zurzeit liefen.

„Irgendwie reißt mich keiner der Filme vom Hocker“, meinte Lea, nachdem Anne ihr die Auswahl vorgelesen hatte.

„Stimmt schon.“

„Ich habe im Kühlschrank Grillfleisch gesehen – wenn wir uns mit einem Einweggrill in den Park setzen? Das wird sicher lustig.“

„Das ist klasse. Ich rufe gleich bei den Jungs durch“, erwiderte Anne und wählte die Nummer ihres Freundes. Zehn Minuten später war alles geklärt. 18 Uhr wollten sie sich auf der Liegewiese im Park treffen, Hannes war verantwortlich für den Grill und die Kohle, Oliver sollte die Getränke mitbringen und Daniel sorgte für Bratwürste, Salat und Soßen. Die beiden Mädchen übernahmen das Fleisch und Knabberzeug sowie Musik und Pappgeschirr.

Zwanzig vor sechs klingelte es an der Haustür. Lea war gerade dabei die mitzunehmenden Sachen in einem Korb zu verstauen, während Anne noch beim Anziehen war.

„Ich geh schon“, rief Lea und trat in den Flur, um im nächsten Augenblick Daniel die Tür zu öffnen.

„Hey.“

„Hallo Lea. Alles bereit für heute Abend?“

„An sich schon, nur Anne ist noch nicht soweit, aber das kennst du ja sicherlich schon“, antwortete Lea und beide mussten grinsen.

Fünf Minuten später waren alle bereit und sie machten sich auf den kurzen Weg zum Park. Lea trug den Korb und Anne hatte zwei Decken unter dem Arm. Es waren bereits andere auf die Idee gekommen, zu grillen, und so suchten sie sich zwischen den verschiedenen Gruppen einen schönen Platz aus. Die Decke wurde ausgebreitet, der Korb darauf abgestellt.

„Jetzt müssen wir nur noch auf den Grillmeister warten.“

Kaum hatte Daniel es gesagt, da kamen zwei Gestalten auf einem Fahrrad mit Anhänger auf sie zu. Noch bevor das Fahrrad zum Stehen kam, sprang Oliver vom Gepäckträger.

„Hey Leute“, begrüßte er sie und rieb sich seinen geschundenen Hintern. „Macht echt keinen Spaß mit dem Gepäckträger.“

Auf dem Anhänger stand der kleine Grill aus Hannes‘ Garten, eine Tüte mit Holzkohle, ein Kasten Bier und eine Kiste mit alkoholfreien Getränken. Alles wurde abgeladen und die Jungs beschäftigten sich sofort mit dem Grill, während Anne und Lea sich auf die Decken legten und die warme Abendsonne genossen.

„Wer auch immer diese Idee hatte, sie war einfach klasse. Es ist doch total entspannend hier und das Essen schmeckt an der frischen Luft auch gleich viel besser“, meinte Hannes, als jeder einen vollen Teller vor sich hatte.

„Das du immer so übertreiben musst.“

„Ich übertreibe doch nicht! Es schmeckt nun mal super.“

„Ja, aber das liegt ja am Essen und nicht an der frischen Luft, die ehrlich gesagt gar nicht so frisch, sondern eher mit Rauchschwaden von den vielen Grills angefüllt ist“, erwiderte Daniel.

Während die beiden weiter diskutierten, genossen die anderen Drei den Kartoffelsalat und die Bratwürste, die zuerst auf den Grill gelegt worden waren.

„Wie sieht es bei euch mit den Prüfungen aus?“

„Frag lieber nicht. Ich habe in den nächsten zwei Wochen 5 Klausuren und noch nicht wirklich viel gemacht“, jammerte Hannes.

„Und dann sitzt du hier mit uns?“, fragte Anne entsetzt.

„So jung kommen wir nie wieder zusammen, die Prüfungen könnte ich nächstes Semester nochmal schreiben.“

„Oh man, was für eine Einstellung.“

 

 

„Ich muss mir mal kurz die Beine vertreten“, meinte Lea, als sich die Liegewiese schon sehr geleert hatte. „Ich bin gleich wieder da.“

„Warte, ich komme mit.“

Auch Oliver stand auf und gemeinsam liefen sie in Richtung See. Nach ihrem Streitgespräch hatte sich ihre Beziehung im Laufe der Wochen verbessert und war nur durch Olivers ständiges Heruntermachen von Matthias gestört gewesen. Doch auch diesen Punkt haben sie überwunden und Lea hatte einen guten Freund in Oliver gefunden, mit dem sie über vieles reden konnte.

„Wie kommt es eigentlich, dass du heute etwas mit uns unternimmst? Sonst sind die Wochenenden ja immer anderweitig verplant gewesen.“

„Ich bin nicht mehr mit Matthias zusammen.“

Mit diesen Worten hatte Oliver überhaupt nicht gerechnet und war erstaunt darüber.

„Aber… ich verstehe das nicht.“

Lea war stehen geblieben und sah ihn an.

„Du hattest Recht, du hattest die ganze Zeit über Recht.“ Tränen traten ihr in die Augen und ließen ihre Stimme verschwimmen. „Er hat nur mit mir gespielt, er hat mich nicht geliebt.“

Oliver trat zu ihr und nahm sie in den Arm. „Ich wollte, ich hätte nicht Recht behalten.“

„Warum liebt er mich denn nicht? Warum kann er mich nicht lieben, so wie ich ihn liebe? Ich kann… ich will doch nicht ohne ihn sein.“

Er drückte sie noch fester an sich, streichelte mit der Hand sanft über ihren Kopf. Er wollte etwas sagen, sie trösten, doch egal, was er gesagt hätte, es hätte sie nicht getröstet. Nichts konnte sie in diesem Moment trösten.

 

 

Oliver drückte auf die Klingel und die Zeit, bis die Tür von Matthias geöffnet wurde, kam ihm wie eine Ewigkeit vor.

„Was willst du denn hier?“

„Am liebsten würde ich dir eine reinhauen.“

„Dann tu es doch einfach…“

Verwirrt sah Oliver sein Gegenüber an – damit hatte er nicht gerechnet. „Wie konntest du Lea das nur antun? Du konntest sie doch kennenlernen, du musst doch gemerkt haben wie liebenswert sie ist!“

„Und deshalb liebe ich sie ja auch!“

„Und warum hast du dann Schluss gemacht?“

Olivers Wut war in Unverständnis umgeschlagen, er wollte es nur noch verstehen.

„Hab ich doch gar nicht! Max hat ihr von unserem Plan erzählt, der für mich seit Ewigkeiten nicht mehr existent war. Ich liebe sie, aber sie glaubt mir nicht mehr, weil du ihr die ganzen Geschichten erzählt hast.“

„Sie leidet. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie sehr. Sie will es keinem zeigen, aber man sieht es ihr trotzdem an. Sie will dich aus ihrem Leben ausschließen und hofft, dass es ihr dadurch besser gehen wird, aber ich glaube, du bist der Einzige, der sie retten kann.“

„Nur lässt sie mich nicht an sich heran…“

„Ich sage das nur ungern, aber wenn du Lea wirklich liebst, dann musst du dir etwas einfallen lassen, um sie zurückzugewinnen. Aus einem unerfindlichen Grund hat sie in dir ihren Seelenverwandten gefunden. … Wir beide sind keine Freunde und werden nie welche werden, aber dieses Mal musst du auf meinen Rat hören. Hilf ihr!“

„Ich werde es versuchen.“

Matthias schloss die Haustür, nachdem Oliver gegangen war. Als sie beinahe lautlos zufiel, brach seine errichtete Fassade in sich zusammen. Tränen liefen über sein Gesicht. Wie konnte ich ihr nur so weh tun? Wie konnte ich es nur zulassen, dass sie so leidet? Auf einmal spürte er einen Stich in Herznähe, ein weiterer folgte, dann hörten die Stiche gar nicht mehr auf.

„Matze, wer war das an der Tür?“

Max trat in den Flur und sah seinen besten Freund zusammengekrümmt auf dem Boden liegen. „Matze!“ Er kniete sich neben ihn. „Was ist los mit dir?“ Er sah das schmerzverzerrte Gesicht und griff sofort nach seinem Handy, um einen Notarzt zu rufen.



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